Biografie Nelly Sachs: Aufgabenideen 2 PDF

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Vera Teichmann und Harald Krewer

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biography Nelly Sachs literature German Literature

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This document provides a biography of Nelly Sachs, a German writer and Nobel Prize winner. It details her life, including her childhood, flight from Nazi Germany, and time in exile in Sweden, and her work. The document appears to be an introduction to the life of Nelly Sachs for schoolwork.

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Biogra e von Nelly Sachs: Diese nächtliche Dimension Die Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Nelly Sachs, aufgenommen im Jahr 1966 © imago / United Archives International Von Vera Teichmann und Harald Krewer | 09.05.2020 Die Dichterin Nelly Sachs, 1891 in Berlin geboren und 1970 im sc...

Biogra e von Nelly Sachs: Diese nächtliche Dimension Die Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Nelly Sachs, aufgenommen im Jahr 1966 © imago / United Archives International Von Vera Teichmann und Harald Krewer | 09.05.2020 Die Dichterin Nelly Sachs, 1891 in Berlin geboren und 1970 im schwedischen Exil gestorben, war eine Vertraute der Nacht. Erst wenn das Tagewerk getan und die Dunkelheit hereingebrochen war, konnte sie sich dem Schreiben widmen und die Bilder, die aus ihrem Inneren auftauchten, zu Worten formen. Als Nelly Sachs im Mai 1940 mit dem letzten zivilen Flugzeug aus Berlin ieht, liegt mehr als die Hälfte ihres Lebens hinter ihr. Kindheit und Jugend hatte die Tochter assimilierter* Juden in einer Villa mitten in der Stadt verbracht. Die Nobelpreisträgerin ist auch insofern eine Ausnahmeerscheinung in der Literaturgeschichte, als dass sie den wichtigsten Teil ihres Werkes erst im reifen Alter schuf: Ihr Werk beginnt mit der Shoah*. Die literarische Produktion vor der Flucht wollte Nelly Sachs nie wieder aufgelegt sehen. Der unbekannte Geliebte „Ich bin am 10. Dezember 1891 in Berlin geboren als Tochter von William Sachs und seiner Ehefrau Margarete, geborene Karger. Wir wohnten am Tiergarten. Ich ging in die private Töchterschule von Frau Professor Aubert in der Brückenallee. Da ich einziges Kind war, verlief meine Kindheit still. Es herrschte in unserem Haus eine künstlerische Atmosphäre; mein Vater war sehr vielseitig begabt, zudem ein erfolgreicher Er nder, zum Beispiel für die Luftfahrt. Trotz des harmonischen Elternhauses war mein Leben durch ein eigenes Schicksal mit tiefer Tragik verknüpft, die auch eine Quelle meines Werkes geworden ist.“ (Nelly Sachs anlässlich der Nobelpreisverleihung. Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv) fi fl fi Auf ihr Leben fällt ein Schatten, als sich die 17-Jährige verliebt und diese Liebe unerfüllbar bleibt. Den Namen des Mannes sowie die näheren Umstände der Begegnung hat Nelly Sachs zeitlebens als Geheimnis bewahrt. Körperlich und seelisch geschwächt, verbringt sie einige Zeit in einem Sanatorium*, und es ist ein Arzt, der ihr zum Schreiben rät. Gedichte, Puppenspiele und Prosatexte entstehen; den Band „Legenden und Erzählungen“ schickt Nelly Sachs an die von ihr verehrte Selma Lagerlöf*, von deren Werken sie sich hatte inspirieren lassen. Die Nobelpreisträgerin antwortet wohlwollend und mit feiner Ironie: „Ich hätte es selber nicht besser machen können.“ Die Karte ist adressiert an „Nelly Sachs, Schriftstellerin“, eine Bezeichnung, die für die jüngere Autorin nahezu einer Taufe gleichkommt. Flucht nach Schweden […] Nach dem Tode des Vaters, der während seiner langen Krankheit von der Tochter gep egt wurde, beginnen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten für Nelly Sachs und ihre Mutter; mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ist ihre Existenz bedroht. Die Rettung gelingt mithilfe einer guten Freundin, die Selma Lagerlöf als Fürsprecherin für ein Einreisevisum nach Schweden gewinnt. Mit wenigen Habseligkeiten in einem alten braunen Ko er tre en Nelly Sachs und ihre betagte Mutter in Stockholm ein. Margarete Sachs ist krank und auf ständige Betreuung angewiesen, deshalb übernimmt die Tochter Arbeiten, die sie von zu Hause erledigen kann. Eine Zeit lang verdingt sie sich als Wäscherin und Näherin, bekommt aber bald die Möglichkeit zu übersetzen. Durch den Kontakt mit der radikal-modernen schwedischen Lyrik ändert sich auch die dichterische Sprache von Nelly Sachs. Mit einem Vokabular, durch das die schwedische Sprache hindurchschimmert, und freien Versen schreibt die Überlebende über die Verfolgung und Vernichtung ihres Volkes. „Die Gedichte kamen und brachen gewaltsam aus mir hervor“, sagt sie in einem Interview. […] Erfolge in Deutschland Anfang der 50er-Jahre wird die junge Generation in Deutschland auf die „Dichterin der Shoah“ aufmerksam. Hans Magnus Enzensberger*, seinerzeit Lektor im Suhrkamp Verlag, verantwortet die Edition zweier Bände mit Gedichten und szenischen Dichtungen von Nelly Sachs und trägt so maßgeblich zu der großen Anerkennung bei, die ihr im letzten Jahrzehnt ihres Lebens zuteil wird. 1960 nimmt Nelly Sachs den Droste-Preis der Stadt Meersburg entgegen und betritt damit zum ersten Mal seit der Flucht wieder deutschen Boden. […] Verleihung des Literaturnobelpreises Zurück in Schweden bricht das Gefühl, verfolgt zu werden, sich bei ihr wieder Bahn. Von Ängsten gequält, wird Nelly Sachs in eine Nervenheilanstalt eingewiesen, in der sie in den folgenden zehn Jahren bis zu ihrem Tod immer wieder lange Zeitabschnitte verbringen sollte. Und wieder ist es ein Arzt, der, indem er sie zum Schreiben ermutigt, ihr Überleben sichert. In der Nervenklinik Beckomberga entsteht ein großer Teil ihres Werkes, darunter die geheimnisvollen späten Gedichte „Glühende Rätsel“. So kommt dem Arzt die Ehre zu, Nelly Sachs 1966 zur Verleihung des Literaturobelpreises zu führen, den sie an ihrem 75. Geburtstag aus der Hand des schwedischen Königs entgegennimmt. ff ff fl Die Nobelpreisgewinner 1966 in Stockholm: rechts im Bild Nelly Sachs und Samuel Agnon © imago stock&people Die Jahre nach dem Nobelpreis waren von zunehmenden Beschwerden geprägt. Nelly Sachs erlitt einen Herzanfall und die Anzeichen von Paranoia* verstärkten sich, zeitweilig begab sie sich wieder ins Krankenhaus. Sie schrieb regelmäßig, aber nicht mehr viel. Das letzte Jahr war von ihrer Krebserkrankung geprägt: Operation, kurzfristige Besserung des Allgemeinzustandes, erneute Einweisung ins Krankenhaus. Dort erfährt Nelly Sachs durch einen Besucher vom Freitod Paul Celans*, mit dem Nelly Sachs seit den 50er-Jahren in Briefkontakt stand. Am 12. Mai 1970, dem Tag der Beerdigung von Paul Celan, starb Nelly Sachs. […] *assimiliert, gesellschaftlich angepasst *Shoah, aus dem Hebräischen: „Untergang“, „Katastrophe“, von vielen Juden und Jüdinnen gewählte Bezeichnung für den systematischen Massenmord während des Nationalsozialismus (Holocaust). *Sanatorium, krankenhausähnliche Einrichtung, in der sich Menschen mit chronischen Erkrankungen auf ärztliche Anweisung lange erholen *Selma Lagerlöf (1858-1940), bekannte schwedische Schriftstellerin, erhielt im Jahr 1914 als erste Frau den Nobelpreis für Literatur, sie schrieb u.a. das bekannte Kinderbuch „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ *Hans Magnus Enzensberger (1929-2022), wichtiger deutscher Schriftsteller Dichter, Herausgeber, Übersetzer und Redakteur *Paranoia, psychische Störung, deren häu ges Symptom Wahnvorstellungen sind *Paul Celan (1920-1970), gilt als einer der bedeutendsten Dichter des 20. Jhds. Quelle: Hörbeitrag vom DFK, vom 09.05.2020, https://www.deutschlandfunkkultur.de/ueber-die- literaturnobelpreistraegerin-nelly-sachs-diese-100.html, [letzter Zugri : 28.12.2024; gekürzt und bearbeitet] fi ff

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