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Universität Leipzig
2025
Heinz Leitgöb
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This document provides lecture notes on the methods of empirical social research, specifically focusing on interview theory and questionnaire development.
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Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Klassikation von Fragen Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Vorlesung: Methoden der Empirischen Sozialforschung Heinz Leitgöb Universität Le...
Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Klassikation von Fragen Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Vorlesung: Methoden der Empirischen Sozialforschung Heinz Leitgöb Universität Leipzig, Institut für Soziologie 22. Januar 2025, Fragen und Fragebogenkonstruktion Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 1 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Klassikation von Fragen Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Zusatzliteratur Kromrey, Helmut 2006. Empirische Sozialforschung: Modelle und Methoden der standardisierten Datenerhebung und Datenausweitung: Modelle und Methoden der Datenerhebung und Datenauswertung. UTB, Stuttgart. Daraus Kap. 7.3.3. Lehre von der Frage und vom Fragebogen. Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 2 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Prinzipien und Ziel Ein Interview ist eine soziale Interaktion, deren Ablauf die Messung beeinussen kann: ⇒ Reaktivität. Ziel der Befragung: Wahre Werte möglichst genau und ohne Verzerrung messen. Prinzipielles Vorgehen: Konstanthaltung der Situation (Gleichheit der Stimuli) Neutralität des Interviewers (keine Sanktio- nierung, kein Argumentieren, nonverbales Verhalten) Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 3 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Voraussetzungen und Erklärung Voraussetzungen Kooperation der Befragten Gemeinsame Sprache Norm der Aufrichtigkeit Erklärungen: Entscheidungstheorie Antwortverhalten wird auch vom Streben nach sozialer Anerkennung geleitet. Insbesondere soziale Erwünschtheit ist bedeutsam. Kognitionspsychologie Informationsverarbeitung ist abhängig vom Fragenkontext. Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 4 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Das Interview als sozialer Prozess Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 5 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Fehlerquellen im Interview Annahme: Jede befragte Person hat einen wahren Wert der jeweils interessierenden Variable. Ihre Antwort hängt jedoch nicht nur von diesem ab! Fehlerquellen bei Interviews: Merkmale der Befragten Merkmale der Frage Merkmale der Befragungssituation Merkmale des Interviewers ⇒ Persönliches Interview Merkmale der Auftraggeber Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 6 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Soziale Erwünschtheit Soziale Erwünschtheit: Streben nach sozialer Anerkennung führt zu Verzerrung der Antwort in Richtung des vermuteten Orts sozialer Erwünschtheit. Aber: Es gibt auch die Norm wahrheitsgetreu zu antworten. Beispiele: Alkoholkonsum, Fernsehkonsum, politisch korrekte Einstellung, Gewicht, etc. Maÿnahmen: Neutrale Formulierung Spezielle Techniken wie z.B. Randomized Response, Item Count u. Crosswise Technique Skalen zur Messung der sozialen Erwünschtheit Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 7 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Weitere Fehler durch Befragtenmerkmale Response-Set: Systematische Antwortmuster von Befragten (Tendenz zur Mitte bei Skalen, Akquieszenz). Beispiel Akquieszenz: Heutzutage weiÿ man wirklich nicht mehr, auf wen man zählen kann ⇒ 60% Ja Heutzutage weiÿ man wirklich, auf wen man zählen kann ⇒ 10% Nein Maÿnahmen: Kurze Itembatterien Umpolung der Items Non-Attitude: Meinungslosigkeit durch Antwortvorgabe (weiÿ nicht, Sonstiges, etc.) auangen. Dies fördert aber auch ausweichende Antworten. Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 8 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Eekte der Formulierung Die Frageformulierung kann grosse Unterschiede bei der Beantwortung bewirken. Maÿnahmen: Möglichst wertneutral formulieren Pretest mit gesplitteten Fragebögen Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 9 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Eekte der Antwortkategorien I Rating vs. Ranking: Häug zeigen sich beim Vergleich inkonsistente Resultate. Die Auswahl der Antwortvorgaben kann Beispiel: Effekte einen starken Einuss durch Antwortvorgaben haben. Bsp: Frage nach Fernsehkonsum pro Tag Quelle: Schwarz etRoger al.Berger 1989 Methoden der empirischen 29 Sozialforschung, ETH Zürich Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 10 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Eekte der Antwortkategorien II Die Antwortvorgaben bieten (evtl. vermeintliche) Anhaltspunkte zur Erinnerung sozialen Erwünschtheit Maÿnahmen: Bei metrischem Skalenniveau Frage oen stellen. Auf konkreten, überschaubaren Zeitraum beziehen (z.B. gestern, letzte Woche). Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 11 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Eekte der Positionierung Frühere Fragen können auf spätere Fragen ausstrahlen (Halo-Eekt), Z.B. hängt die Antwort zur allgemeinen Lebenszufriedenheit davon ab, ob davor positive oder negative Emotionen aktiviert wurden. Vorhergehende Aktivierung von normativen Einstellungen kann entsprechende Äusserungen nach sich ziehen. Ähnliche Eekte zeigen sich auch bei der Reihenfolge der Antwortkategorien. Maÿnahmen: Problembewusstsein Pretest mit gesplitteten Fragebögen Wenn möglich, Randomisierung der Fragereihenfolge Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 12 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Erinnerungseekte Häug starke Verzerrungen bei Erinnerungsfragen z.B. werden negative Ereignisse stärker in die Vergangenheit verschoben, positive Ereignisse rücken näher (Teleskopeekt). Maÿnahmen: Nur sehr gut erinnerbare Ereignisse abfragen Keine vergangenen Einstellungen erfragen Problembewusstsein Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 13 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Anwesenheit Dritter und Umgebung Anwesenheit Dritter: Reaktive Änderung des Antwortverhaltens Die Anwesenheit von Ehepartnern, Kindern, Arbeitgebern, etc. kann die Antwort auf bestimmte Fragen beeinussen. Umgebung und Befragungssituation: Antworten mit emotionalen Komponenten (z.B. zu Zufriedenheit) hängen mit der Befragungssituation zusammen. Raum(gröÿe), Wetter, Farben, etc. Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 14 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Sponsorship-Eekt Wenn (bestimmte) Befragte den Auftraggeber einer Befragung kennen, kann dies deren Antworten in verschiedene Richtungen verändern. Gewerkschaften vs. Arbeitgeberverband. Kommerzielle Befragung vs. Universität Maÿnahmen Auorderung ehrlich zu antworten. Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 15 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Fehler durch Befragtenmerkmale Klassikation von Fragen Fehler durch Fragemerkmale Frageformulierung Fehler durch Situation Entwicklung des Fragebogens Antwortverzerrungen im Interview Quelle: Diekmann 2007 Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 16 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Grad der Standardisierung Klassikation von Fragen Teilnehmerzahl Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Grundformen der Befragung Klassikation von Befragungen nach verschiedenen Unterscheidungsmerkmalen: Grad der Standardisierung der Befragung Teilnehmerzahl in der Befragungssituation Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 17 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Grad der Standardisierung Klassikation von Fragen Teilnehmerzahl Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Unterscheidung nach Standardisierung I Grad der Standardisierung auf einem Kontinuum mit den Polen vollständig strukturiert (geschlossen) und vollständig unstrukturiert (oen): Ein vollständig strukturiertes Interview liegt vor, wenn (a) alle Fragen mit (b) vorgegebenen Antwortkategorien in (c) festgelegter Reihenfolge gestellt werden. Beispiel: ALLBUS. Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 18 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Grad der Standardisierung Klassikation von Fragen Teilnehmerzahl Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Unterscheidung nach Standardisierung II Ein vollständig unstrukturiertes Interview liegt vor, wenn nur das Thema der Befragung vorgegeben wird und alles weitere dem Gesprächsverlauf überlassen bleibt. Beispiel: Narratives Interview. Bei stark (wenig) strukturierten Befragungen spricht man auch von quantitativen (qualitativen) Befragungen. Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 19 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Grad der Standardisierung Klassikation von Fragen Teilnehmerzahl Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Oene Fragen: Vorteile Antwortformulierung nicht durch theoretische Vorgaben, sondern dem Befragten überlassen. Befragte antworten in eigener Sprache. Unvorhergesehene Antworten und Möglichkeiten zur Exploration. Weniger voraussetzungsreich in der Anwendung (Universum möglicher Antworten muss nicht bekannt sein) Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 20 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Grad der Standardisierung Klassikation von Fragen Teilnehmerzahl Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Oene Fragen: Nachteile Abhängig von Artikulierungsfähigkeit der Befragten und mit gröÿerem Aufwand für diese verbunden. Stärkere Einüsse des Interviewers (Protokollierung um Objektivität zu erhöhen)! Grosser Codieraufwand nach der Befragung, statt theoretischem und/oder empirischem Aufwand vor der Befragung. Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 21 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Grad der Standardisierung Klassikation von Fragen Teilnehmerzahl Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Beispiele für oene Fragen Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 22 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Grad der Standardisierung Klassikation von Fragen Teilnehmerzahl Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Beispiel für Codierung oener Fragen: ISCO-08 VI. Systematisches Verzeichnis der Berufsbenennungen 9432 Zauberer/Zauberinnen und ·· Büttenredner/in Illusionisten/Illusionistinnen ·· Diskjockey ·· Puppenspieler/in 94323 Komplexe Spezialistentätigkeiten ·· Scherenschneider/in ·· Gedächtniskünstler/in ·· Travestie-Künstler/in ·· Hypnotiseur/in (nicht Arzt/Ärztin ·· Wahrsager/in oder Heilpraktiker/in) ·· Weihnachtsmann/-frau ·· Illusionist/in ·· Zirkusbesitzer/in ·· Zauberer/Zauberin 944 Theater-, Film- und 9433 Hörfunk- und Fernsehproduktion Fernsehmoderatoren/ -moderatorinnen 9440 Berufe in der Theater-, Film- und Fernsehproduktion 94334 Hoch komplexe Tätigkeiten (ohne Spezialisierung) ·· Fernsehmoderator/in 94402 Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten ·· Hörfunk- und Fernsehsprecher/in ·· Hörfunkmoderator/in ·· Continuity-Person ·· Nachrichtensprecher/in ·· Produktionsassistent/in (Film/Fernsehen) ·· Skriptman/Skriptgirl 9434 Berufe im Bereich 94403 Komplexe Spezialistentätigkeiten Glücks- und Wettspiel ·· Fernsehwirt/in 94342 Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten ·· Filmwirt/in ·· Croupier/Croupière 94404 Hoch komplexe Tätigkeiten ·· Karussellbesitzer/in ·· Ballett- und Tanzdramaturg/in ·· Schausteller/in ·· Dramaturg/in ·· Spielbankbesitzer/in ·· Filmdramaturg/in ·· Spielhallenbesitzer/in ·· Musikdramaturg/in ·· Wettbüroinhaber/in ·· Produzent/in (Film, Fernsehen, Rundfunk) 9438 Berufe in Moderation und Unterhaltung (sonstige spezifische Tätigkeitsangabe) 94383 Komplexe Spezialistentätigkeiten ·· Astrologe/Astrologin ·· Bauchredner/in 318 Klassifikation der Berufe 2010 Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 23 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Grad der Standardisierung Klassikation von Fragen Teilnehmerzahl Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Geschlossene Fragen I Befragte müssen sich zwischen vorgegebenen Antwortalternativen entscheiden. Zwei oder mehr Antwortvorgaben Ungeordnete oder geordnete Antworten Mehrfachnennungen Vorteile: Weniger Aufwand für Beteiligte am Interview und bei Auswertung. Weniger abhängig von Situations-, Interviewer-, und Vercoder-Einüssen (⇒ Objektivität und Reliabilität). Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 24 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Grad der Standardisierung Klassikation von Fragen Teilnehmerzahl Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Geschlossene Fragen II Bessere Vergleichbarkeit und theoretische Anschlussfähigkeit der Antworten. Vorgegebene Antwortkategorien verbessern Verständnis der Frage. Nachteile: Erschöpfende und disjunkte Antwortkategorien erforderlich (Pretest!). Bezugsrahmen des Forschers kann zu Artefakten führen. Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 25 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Grad der Standardisierung Klassikation von Fragen Teilnehmerzahl Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Beispiele für geschlossene Fragen Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 26 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Grad der Standardisierung Klassikation von Fragen Teilnehmerzahl Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Unterscheidung nach Teilnehmerzahl Üblicherweise sind an einem persönlichen oder telefonischen Interview zwei Personen beteiligt: Interviewer und befragte Person. Spezielle Arten der Befragungen sind: Tandeminterviews: zwei Interviewer, eine befragte Person Gruppendiskussionen: ein Interviewer, mehrere Befragte Bei Gruppendiskussionen beschränkt sich der Interviewer auf die Moderation und nur gelegentliche Steuerung des Gesprächsverlaufs (Verwendung für die Erforschung des Meinungsbildungsprozesses). Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 27 Theorie des Interviews Einstellungsfrage Grundformen der Befragung Überzeugungsfrage Klassikation von Fragen Verhaltensfrage Frageformulierung Sozialstatistik Entwicklung des Fragebogens Klassikation von Fragen Fragen lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden. Zentrale Dierenzierungen sind: Inhaltliche Schwerpunkte von Fragen Fragerollen im Befragungskontext Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 28 Theorie des Interviews Einstellungsfrage Grundformen der Befragung Überzeugungsfrage Klassikation von Fragen Verhaltensfrage Frageformulierung Sozialstatistik Entwicklung des Fragebogens Inhaltliche Fragedierenzierung Fragen beziehen sich auf unterschiedliche Sachverhalte. Die wichtigsten Frageinhalte betreen: Einstellungen Überzeugungen Verhaltensweisen Sozialstatistik Der inhaltliche Schwerpunkt strukturiert die jeweilige Fragetechnik vor und es können Fragetypen unterschieden werden. Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 29 Theorie des Interviews Einstellungsfrage Grundformen der Befragung Überzeugungsfrage Klassikation von Fragen Verhaltensfrage Frageformulierung Sozialstatistik Entwicklung des Fragebogens Beispiel Einstellungsfrage: Ranking Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 30 Theorie des Interviews Einstellungsfrage Grundformen der Befragung Überzeugungsfrage Klassikation von Fragen Verhaltensfrage Frageformulierung Sozialstatistik Entwicklung des Fragebogens Beispiel Einstellungsfrage: Rating Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 31 Theorie des Interviews Einstellungsfrage Grundformen der Befragung Überzeugungsfrage Klassikation von Fragen Verhaltensfrage Frageformulierung Sozialstatistik Entwicklung des Fragebogens Beispiel Überzeugungs- oder Wissensfrage Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 32 Theorie des Interviews Einstellungsfrage Grundformen der Befragung Überzeugungsfrage Klassikation von Fragen Verhaltensfrage Frageformulierung Sozialstatistik Entwicklung des Fragebogens Beispiel Verhaltensfrage Achtung! Verhaltensangaben und Handlungsintentionen sind kein Verhalten. Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 33 Theorie des Interviews Einstellungsfrage Grundformen der Befragung Überzeugungsfrage Klassikation von Fragen Verhaltensfrage Frageformulierung Sozialstatistik Entwicklung des Fragebogens Beispiel Sozialstatistik Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 34 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Klassikation von Fragen Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Faustregeln der Frageformulierung I Einfach, klar, kurz, präzise, keine Fachsprache. Keine doppelte Verneinung. Keine Überforderung der Befragten bei Frage und Antwortvorgaben (z.B. durch Rechenaufgaben). Stark wertbesetzte Begrie vermeiden (z.B. Freiheit, Gerechtigkeit, etc.). Nur eine Dimension pro Frage (nicht: Alkoholgenuss ist gesellschaftsfähig und macht Spaÿ, ist aber problematisch). Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 35 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Klassikation von Fragen Frageformulierung Entwicklung Befragungdes Fragebogens zu Mensen & Cafeterien / Survey on student restaurants & cafeterias Studentenwerk Leipzig Beispiel: Mehrdimensionale Fragen Wie sehr stimmen Sie den folgenden Aussagen zum Thema Ernährung zu? Bitte bewerten Sie die Aussagen auf einer Skala von 1 = „Stimme völlig zu“ bis 5 = „Stimme gar nicht zu“. (1) (4) (5) (2) (3) Stimme Stimme Stimme Stimme Teils völlig eher gar eher zu teils zu nicht zu nicht zu Ich bin sehr ernährungsbewusst und lege Wert auf eine ausgewogene fettarme Ernährung. Ich lege Wert auf höchste Qualität und bin bereit auch mehr dafür zu zahlen. Ich sehe das Essen eher pragmatisch: Es muss schnell gehen, billig sein und satt machen. Ich bevorzuge kleine, über den Tag verteilte Zwischenmahlzeiten anstelle eines umfangreichen Mittagessens. Ich habe wenig Zeit und esse deswegen viel unterwegs. Ich lege äußersten Wert auf die Verwendung von Zutaten aus ökologischer Erzeugung und bin bereit, auch mehr dafür zu zahlen. Quelle: Studentenwerk Leipzig, Befragung zu Mensen und Cafeterien 2015 Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 36 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Klassikation von Fragen Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Faustregeln der Frageformulierung II Polung der Antwortkategorien bei Fragebatterien in unterschiedliche Richtungen (z.B. bei Einstellungsmessung). Normalerweise keine Suggestivfragen (also Fragen, die die Antwort in eine bestimmte Richtung lenken). Selbstauskünfte sind normalerweise zuverlässiger als Fremdauskünfte. Neutrale Formulierung, auch bei den Antwortvorgaben. Antwortvorgaben disjunkt, erschöpfend und präzise. Antwortvorgaben balanciert und dierenziert genug. ABER: Keine Regel ohne Ausnahme! Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 37 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Klassikation von Fragen Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Unterschiedliche Funktionen von Fragen Neben den normalen gibt es insbesondere folgende Typen von Fragen: Eisbrecher Filterfragen Gabelfragen Fragetrichter Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 38 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Klassikation von Fragen Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Entwicklung des Fragebogens Nachdem das Untersuchungsziel einer Befragungsstudie bekannt ist, sollte man folgendermaÿen vorgehen: 1 Festlegung thematischer Blöcke (Module), z.B. nach theoretischen Vorgaben (Hypothesen). 2 Formulierung von geeigneten Fragen. 3 Anordnung der Fragen nach bestimmten Regeln. 4 Durchführung und Auswertung eines Vortests (Pretest). 5 Evtl. Wiederholung des Pretests nach Korrektur! Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 39 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Klassikation von Fragen Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Fragebogengestaltung Die Anordnung der Fragen erfolgt nach folgenden Faustregeln. Von leichten zu schwierigen Fragen (innerhalb der Module). Von allgemeinen zu speziellen Fragen (Fragetrichter). Leichter Einstieg, schwierige/heikle/ermüdende Fragen in der Hälfte bis zwei Dritteln des Fragebogens. Soziodemographie/Sozialstatistik am Schluss. Evtl. Interviewerfragebogen: Zusatzinformationen, Zuverlässigkeit. Evtl. systematische Variation des Fragebogens (bspw. split-half ). Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 40 Theorie des Interviews Grundformen der Befragung Klassikation von Fragen Frageformulierung Entwicklung des Fragebogens Zwecke von Vortests (Pretests) Die Durchführung von Pretests dient insbesondere folgenden Zielen: Ermittlung der durchschnittlichen Befragungszeit. Prüfung der Verständlichkeit und Präzision von Fragen. Test von Fragebatterien auf Konsistenz und Validität Feststellung von etwaigen Fragekontexteekten (z.B. Haloeekten). Vorabschulung von später beschäftigten Interviewern. Optimierung des Befragungsablaufs. Heinz Leitgöb Methoden der Empirischen Sozialforschung 41