AUL-E-Skript-2024_V02 PDF
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2024
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This document is an educational script about teaching and learning and is organized in chapters, including topics on communication, group dynamics, and conflict management. It targets professional development for trainers and focuses on effective lecturing skills. There are also tips, checklists, and articles to support the educational process.
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Lernen meritung. Begeist SVEB-Zertifikat Ausbilder/in Durchführung von Lernveranstaltungen © Lernwerkstatt Olten GmbH | Edition 2024 © 2024 Lernwerkstatt Olten GmbH Die ganze oder teilweise Weitergabe des Werks ausserhalb des Unter- richts in fotokopi...
Lernen meritung. Begeist SVEB-Zertifikat Ausbilder/in Durchführung von Lernveranstaltungen © Lernwerkstatt Olten GmbH | Edition 2024 © 2024 Lernwerkstatt Olten GmbH Die ganze oder teilweise Weitergabe des Werks ausserhalb des Unter- richts in fotokopierter, digital gespeicherter oder anderer Form ohne schriftliche Einwilligung der Lernwerkstatt Olten GmbH ist untersagt. Dieses Buch ist klimaneutral in der Schweiz gedruckt worden. Die Druckerei Edubook AG hat sich einer Klimaprüfung unterzogen, die primär die Vermeidung und Reduzierung des CO2-Ausstosses verfolgt. Verbleibende Emissionen kompensiert das Unternehmen durch den Erwerb von CO2-Zertifikaten eines Schweizer Klimaschutz- projekts. Starke Allianz im Bildungsmarkt Ostschweiz In Buchs (SG), Chur, Sargans, St. Gallen und Weinfelden profitieren Sie von der Zusammenarbeit mit dem Zentrum für berufliche Weiterbildung (ZbW). Lernen mit Begeisterung. SVEB-Zertifikat Ausbilder/in Durchführung von Lernveranstaltungen Kapitel 1 Auftritt und Wirkung 5 Kapitel 2 Didaktisches Dreieck und Lernziele 33 Kapitel 3 Motivation im Lernprozess 55 Kapitel 4 Methodenvielfalt 91 Kapitel 5 Lernprozess «ARIVA» 119 Kapitel 6 Professionelle Auswertung 139 Kapitel 7 Hilfsmittel 157 Kapitel 8 Lebenslanges Lernen 193 Kapitel 9 Transaktionsanalyse 211 Kapitel 10 Kommunikation 231 Kapitel 11 Gruppendynamik 255 Kapitel 12 Konfliktmanagement 267 Kapitel 13 Reflexion und Transfer 291 Kapitel 14 Abschluss von Lernprozessen 311 Kapitel 15 Modulorganisation 327 Kapitel 16 Stichwortverzeichnis 357 © Lernwerkstatt Olten GmbH | Edition 2024 Lernen mit Begeisterung. Checklisten und Fachartikel Zur Unterstützung Ihr er Bildungsarbeit haben wir für Sie zu den verschiedensten Themenbereichen Fac hartikel und praktische Checklisten zusammengestellt. www.lernwerkstatt.ch /checklisten Bildungsblog ren wir w öchent- g.c h publizie g sb lo ss tes, an Auf bildun les, Intere eu e In h al te, Aktuel d er Welt von lich n s if fe u n d Porträts au. Wir Tipps, Kn Mentoring n g , C o ac hing und g eb o te und Bildu er in te re ssante An b bloggen ü sen. Insiderwis vermitteln.ch ungsblog www.bild Toolbox Seite 4 Lernen mit Begeisterung. SVEB Zertifikat Ausbilder/in – Durchführung von Lernveranstaltungen / Kapitel 1 Auftritt und Wirkung 1.1 Lernziele 6 1.2 Auftreten, Sprache und Körperhaltung 7 Was ist Rhetorik? 7 Worauf kommt es beim Sprechen an? 7 Rednerische Qualitätsmerkmale 9 Die Körpersprache 10 Die Körperhaltung 14 Gesamteindruck 14 1.3 Umgang mit Lampenfieber 15 15 bewährte Tipps zur Überwindung von Lampenfieber 15 1.4 Die drei Faktoren des Präsentationserfolgs 18 1.5 Rede, Vortrag oder Präsentation? 19 1.6 Manuskripte 20 1.7 Inhalt und Aufbau 22 1.8 Einstieg und Ende 23 Wie beginnen? Wie beenden? 23 1.9 Unterstützung durch Visualisierung 25 Dauermedien 25 Kurzfristmedien 25 Fertig-, Live- und Teilfertigmedien 25 Visualisierungskriterien 26 1.10 Ausbilder/innen-Kompetenzen 27 1.11 Beurteilungskriterien für Ausbildungssequenzen 28 Meine eigene Beurteilungsliste 29 1.12 Feedback 30 Das Johari-Fenster 30 1.13 Quellenverzeichnis 32 5 Lernen mit Begeisterung. 1.1 Lernziele Die Teilnehmenden – beschreiben auswendig zehn zentrale Kompetenzen einer Ausbilderin / eines Ausbilders. – erläutern anhand der Unterlagen die Feedbackregeln für Geber und Nehmer und wenden diese in Feedbackrunden selbstständig an. – benennen ohne Hilfsmittel mindestens drei Faktoren, welche zu einem erfolgreichen Auftritt verhelfen. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 6 Lernen mit Begeisterung. 1.2 Auftreten, Sprache und Körperhaltung erfolgreich durch Frei reden, überzeugend auftreten und sicher auf andere wirken sind gute Rhetorik heute wichtige Voraussetzungen für den persönlichen und beruflichen Erfolg. Wer rhetorisch geschult ist, kennt die Zusammenhänge zwischen der Rede und ihrer Wirkung bei den Zuhörern. Was ist Rhetorik? Definition Unter Rhetorik versteht man die Lehre von den Methoden effektiver sprachlicher (verbaler) und nichtsprachlicher (nonverbaler) Mitteilung mit dem Ziel, etwas zu bewirken. Rhetorik ist also die Kunst, – die richtigen Gedanken – mit den richtigen Worten und Gesten – unter Berücksichtigung der Zuhörenden – mit Überzeugung auszusprechen. Worauf kommt es beim Sprechen an? – Zuhörende wollen verstehen können. – Zuhörende wollen, dass jemand unterhaltsam spricht. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 7 Lernen mit Begeisterung. Das Sprechtempo Extreme vermeiden Zu schnelles Reden wird unbewusst als Nervosität wahrgenommen. Zu langsames Reden wirkt schwerfällig, langweilig und schläfert ein. Sprechtempo dem Thema anpassen Wechselndes Sprechtempo kann die Spannung erhöhen. Bremsen Sie, wenn Sie etwas unterstreichen oder betonen wollen. Die Lautstärke Lautstärke Wechseln Sie die Lautstärke, bleiben Sie nicht eintönig. Das wirkt anpassen dynamisch und selbstsicher. Die Lautstärke muss so sein, dass alle Sie gut verstehen können. Sie darf nicht so laut sein, dass sie unan- genehm wirkt. Die Betonung Betonung bringt Erst die richtige Be-Tonung macht das Individuelle Ihrer Rede aus und Individualität gibt ihr Leben. Die Betonung sollte daher immer auf dem Satzteil sein, der Ihnen am wichtigsten ist. Das macht Ihre Aussage prägnant und wirkt belebend und stimulierend auf Ihre Zuhörenden. Sprechpausen Sprechpausen Beim Sprechen braucht man Pausen. In diesen Pausen kann und muss sinnvoll einsetzen man vor allem atmen. Kurze Pausen sind daher auch in Reden nichts Ungewöhnliches. Pausen sind auch Gelegenheiten, sich zu sammeln, um nach Formulierungen zu suchen, Spannung aufzubauen und Wich- tiges zu betonen. Ihre Zuhörenden brauchen diese Pausen auch, um das Gehörte zu «verdauen». Nutzen Sie Pausen und werden Sie nicht nervös, wenn Sie einmal kurz nichts sagen. Wichtig ist, dass das Publikum merkt, dass von Ihnen noch etwas kommt. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 8 Lernen mit Begeisterung. Rednerische Qualitätsmerkmale Kürze und Relevanz – Beschränken Sie sich auf das Wesentliche. – Vermeiden Sie Weitschweifigkeit. – Vermeiden Sie assoziatives Reden. (Assoziatives Reden heisst: das sagen, was einem gerade in den Sinn kommt.) – Halten Sie ein konkretes Ziel der Rede vor Augen. – Beurteilen Sie die Überzeugungskraft Ihrer Aussagen aus Sicht der Zuhörenden. Stimulanzmittel – Seien Sie selbst engagiert und überzeugt. – Setzen Sie die Körpersprache ein. – Setzen Sie Ihre Stimme richtig ein. – Verwenden Sie anschauliche Beispiele und Vergleiche. – Sprechen Sie die Sinne der Zuhörenden an: Sprechen Sie anschaulich-konkret anstatt theoretisch-abstrakt. Erkennbare Struktur und Zielrichtung – Denken Sie an eine klare Zielorientierung. – Achten Sie auf einen transparenten Aufbau Ihrer Rede. – Achten Sie auf eine erkennbare Gliederung. Verständlichkeit – Verwenden Sie kurze Sätze. – Vermeiden Sie Fremdwörter. – Sprechen Sie die Sprache der Zuhörenden. – Sprechen Sie frei, lesen Sie nicht von vorbereiteten Texten ab. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 9 Lernen mit Begeisterung. Die Körpersprache Körpersprache Wenn wir von der Körpersprache reden, ist damit die Unterstützung unterstützt verbale unserer verbalen Aussagen durch Gestik, Mimik und körperliche Aussagen Aktivität gemeint. Körperliche Aktivität Grundsätzlich können wir mit folgenden Körperteilen agieren und wirken: Auge Gesicht Arme Hände Beine Elemente der Körpersprache Vereinfacht spricht man auch von: – Blickkontakt – Körperhaltung – Mimik/Gestik Erst durch die Körpersprache, durch Mimik, Gestik und Blickkontakt, gelingt es dem Redner, seine Ausführungen visuell zu unterstützen und so besser zu wirken. Die Zuhörenden können auch «sehen», was sie hören, und hören, was sie sehen. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 10 Lernen mit Begeisterung. Der erste Eindruck… «You never get a second chance to make a good first impression…» (Will Rogers) Wir machen uns unbewusst von jedem Gesprächspartner sofort ein Bild, das sehr dauerhaft sein kann – der so genannte erste Eindruck. Wir beurteilen die Menschen dabei häufig aufgrund ihrer Körper- haltung und ihrer Bewegungen (Motorik). – Strahlt die Person durch harmonische, gleichmässige Bewegungen Ruhe aus? – Gelingt es der Person, durch Blickkontakt eine Brücke zu den Zuhörenden zu schlagen? – Wirkt die Person durch fahrige, unkontrollierte Bewegungen und unsteten oder fehlenden Blickkontakt nervös und gehemmt? Körpersprache Intuitiv merken wir an der Körpersprache, wie es unserem Gegenüber beherrschen lernen geht. Deshalb ist es wichtig, durch Üben die Körpersprache beherr- schen zu lernen. Denn erst durch eine positive Körpersprache können wir als Rednerin und Redner und als Mensch überzeugend wirken. Interessant sind für die Redenden auch die Reaktionen des Publikums. Die Körpersprache des Publikums ist interpretierbar, so dass Rück- schlüsse auf die rednerische Wirkung gezogen werden können. Plötz- liche Haltungsänderungen, Änderung der Blickrichtung oder kleine Bewegungen können den Redenden zeigen, wie die Zuhörenden das Gesagte aufgenommen haben. Wie sieht das konkret aus? AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 11 Lernen mit Begeisterung. Der Blickkontakt – Wenn Sie zu einem Publikum reden müssen, beginnen Sie erst dann zu reden, wenn Sie Blickkontakt aufgenommen haben! – Lassen Sie Ihren Blick durch die Runde schweifen und suchen Sie den Kontakt mit den Zuhörenden, die ein freundliches Gesicht machen, die Ihnen wohlgesinnt sind und Interesse zeigen. Das gibt Ihnen die nötige Sicherheit und Ruhe. – Sie sollten die anderen Zuhörenden nicht vergessen und den Blickkontakt zu ihnen suchen. Wichtig ist, dass Sie die Zuhörenden auf den Plätzen am Rand, ganz links und rechts neben sich, nicht vergessen! – Reden Sie bei Vorträgen mit Beamer, Flipchart usw. nicht zu lange vom Publikum abgewandt – der Blickkontakt bricht dadurch ab. Die Mimik Mimik nennt man die verschiedenen Gesichtsausdrücke, die wir mit den Muskeln unseres Gesichts erzeugen können. Man hat im mensch- lichen Gesicht 49 Bewegungsdimensionen festgestellt. Die Mimik drückt unsere Gefühle aus: Zuversicht, Freude, Glück, Erregung, aber auch Stress, Schmerz, Erschöpfung usw. – Wichtig ist die Mimik vor allem da, wo es um die Beziehung des Redenden zum Publikum geht. Ein unfreundliches, verkniffenes Gesicht trägt nicht zu einem positiven Verhältnis zum Publikum bei. – Man kann häufig beobachten, dass sich die Mimik des Publikums derjenigen des Redenden anpasst. Ein freundliches, offenes Gesicht beeinflusst also ganz entscheidend die Stimmung der Zuhörenden. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 12 Lernen mit Begeisterung. Die Gestik Die Gestik ist ein optisches rednerisches Mittel, mit dem das Gespro- chene verstärkt und prägnant gemacht wird. Die Gestik wird mit den Händen und den Armen ausgeführt. Redende unterstreichen mit ihren Gesten, was sie mit Worten mitteilen, sie verstärken und unterstrei- chen so das Gesagte. – Das für Redende entscheidende an der Gestik ist ihre positive oder negative Wirkung auf die Zuhörenden. Da die Gestik immer ent- weder positiv oder negativ wirkt, müssen wir sie beherrschen und richtig einsetzen. – Wir können die Gestik nicht einfach abschalten, etwa dadurch, dass wir sie unterlassen, indem wir die Arme einfach hängen lassen. Gerade diese Geste wird von den Zuhörenden besonders negativ empfunden. Fünf Regeln der Gestik Regel 1: Kongruenz Was wir äussern, muss mit unserer Gestik übereinstimmen. So genannt inkongruentes oder paradoxes Verhalten müssen wir unbedingt vermeiden. Regel 2: richtiger Beginn Bei einer erfolgreichen Gestik kommt die Geste einen Moment früher als die Aussage, auf die sie sich bezieht. Das über die Gestik vermit- telte Gewicht, das wir einer Aussage geben, verstärken wir gleichzei- tig durch die stimmliche Betonung. Regel 3: Dauer Die Geste sollte etwas länger dauern als die zu betonende Aussage. Dadurch kann die Prägnanz der Aussage beim Publikum verstärkt werden und das wichtige Wort wirkt länger nach. Regel 4: Identifikation Redende sollten ihre Gestik so einsetzen, dass die Zuhörenden sie richtig interpretieren. Der Redende sollte sich der Wirkung einer Geste sicher sein. Die Gesten müssen ausdrücken, was der Redende fühlt, nur das wirkt echt und überzeugend. Regel 5: Häufigkeit Es sollten nicht möglichst viele Gesten ausgeführt werden, sondern nur so viele, wie zur Unterstreichung einer wichtigen Aussage nötig sind. Zu viele Gesten werden häufig als Herumfuchtelei empfunden. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 13 Lernen mit Begeisterung. Die Körperhaltung Gute Sprecher üben und arbeiten an ihrer Körperhaltung, denn nicht nur das Erscheinungsbild, auch das Auftreten während der Rede signalisiert dem Publikum Selbstsicherheit oder Unsicherheit, Ruhe oder Nervosität, Offenheit gegenüber dem Publikum oder Angst vor den Zuhörenden. Die Ausgangskörperhaltung nennt man auch rhetorische Grund- haltung. Sie muss drei Voraussetzungen erfüllen: – Aufrecht, frontal, zugewandt, offen (nicht versteckt) stehen. – Beidbeinig, fest stehen; mit erhobenem Kopf, aber nicht «hochnäsig». – Ruhig stehen (stellen Sie sich eine Zeitung unter Ihren Füssen vor). – Aufrecht stehen. – Füsse parallel nebeneinander oder leicht nach aussen geöffnet mit den Fussspitzen in einem Winkel von 45° zueinander. Gesamteindruck Zum Gesamteindruck tragen – Mimik, Gestik, Haltung (55%) – Stimme (38%) – Inhalt des Gesagten (7%) bei. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 14 Lernen mit Begeisterung. 1.3 Umgang mit Lampenfieber 15 bewährte Tipps zur Überwindung von Lampenfieber 1. Gute Vorbereitung Gute Vorbereitung ist eine wichtige Voraussetzung für jede Form der Rede, von der Präsentation bis zur Ausbildung. Je kürzer die Rede, umso länger die Vorbereitung! 2. Selbstbejahung Üben Sie sich in Selbstbejahung: Wenn Sie gut vorbereitet sind, werden Sie Ihre Sache gut machen! 3. Sind Sie von Ihrer Sache überzeugt? Sie können nur kompetent über eine Sache sprechen, von der Sie über- zeugt sind. Wenn Sie mit einem Standpunkt nicht einverstanden sind, sprechen Sie nicht darüber bzw. vertreten Sie diesen Standpunkt nicht. 4. Üben Sie! Ergreifen Sie jede Gelegenheit, um vor der Rede vor Gruppen zu spre- chen; machen Sie kleine Schritte, beginnen Sie im privaten Rahmen. 5. Atemtechnik Machen Sie abends und morgens vor Ihrem Auftritt Entspannungs- übungen; gehen Sie mit festen Schritten an Ihren Rednerplatz. 6. Essen Ein voller Bauch belastet unnötig beim Denken und Sprechen; trotzdem: Essen Sie eine Kleinigkeit. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 15 Lernen mit Begeisterung. 7. Technische Voraussetzungen Überprüfen Sie vor der Rede die technischen Voraussetzungen: Ein unpassend installiertes Mikrofon, nicht funktionierendes Licht oder blendendes Sonnenlicht sind Ihrer positiven Wirkung abträglich. 8. Sammeln und Entspannen Vergessen Sie für 20 Minuten Ihren Auftritt: Je wichtiger er ist, umso grösser sollte der Zeitraum für die Entspannung vor dem Vortrag sein! 9. Formulierungen Beginnen und beenden Sie den Vortrag mit positiven Aussagen. Achten Sie während des Vortrages darauf, positiv zu formulieren. 10. Stocken, den Faden verlieren … Haben Sie keine Angst, wenn Sie einmal einen Satz unvollständig lassen: Perfektion weckt Aggression! 11. Schlotternde Knie Auch Ihre Zuhörerinnen und Zuhörer sind nur Menschen, die kleine Schwächen gerne verzeihen: Sie werden Ihr Zittern kaum wahrnehmen. 12. Hilfsmittel Setzen Sie unbedingt Hilfsmittel ein: Flipchart, Whiteboard, Tablet, Beamer, Pinnwand usw. 13. Positiv gestimmte Zuhörer Finden Sie positiv gestimmte Zuhörer: An ihnen können Sie sich gelegentlich aufrichten. 14. Weshalb Lampenfieber? Finden Sie heraus, wovor Sie Lampenfieber haben: Was man kennt, ist leichter zu «bekämpfen»! AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 16 Lernen mit Begeisterung. 15. Sicherheit ausstrahlen So strahlen Sie Sicherheit aus: – Sprechen Sie laut. – Machen Sie offene Armbewegungen. – Suchen Sie Blickkontakt mit den Zuhörenden. – Lernen Sie den Beginn- und Schlusssatz auswendig. Der erste Eindruck entscheidet, der letzte bleibt … AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 17 Lernen mit Begeisterung. 1.4 Die drei Faktoren des Präsentationserfolgs Persönliches Auftreten Inhalt Darstellung Weist einer dieser drei Faktoren Schwachpunkte auf, leidet die gesamte Präsentation, und der Erfolg ist fraglich. 3 Kompetenzen Pers. Auftreten = Inhalt = Darstellung = soziale Kompetenz / fachliche Kompetenz methodische Selbstkompetenz Kompetenz Selbstsicherheit, einzigartig adressatengerecht Überzeugungskraft Eingehen auf fesselnd Verständlichkeit Teilnehmende, Umgang Körpersprache zeitgemäss Gliederung Gestik/Mimik nutzbringend Spannungskurve Ausstrahlung/ praxisbezogen Medieneinsatz Freundlichkeit Kleidung lehrreich Effektivität AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 18 Lernen mit Begeisterung. 1.5 Rede, Vortrag oder Präsentation? Der Duden macht folgende Unterscheidung: Rede Ansprache, mündliche Darlegung von Gedanken vor einem Publikum über ein bestimmtes Thema oder ein Arbeitsgebiet. Die Rede wird meist zu bestimmten Anlässen verwendet, so zum Beispiel als Geburtstags-, Festtags- oder Jubiläumsrede oder bei ähnlichen Anlässen. Hilfsmittel, wie sie häufig bei Vorträgen ein- gesetzt werden (z.B. Overheadprojektoren, Flipcharts usw.), sind bei Reden eher ungewöhnlich. Vortrag Rede über ein bestimmtes (wissenschaftliches) Thema. Bei einem Vortrag steht der unterhaltende Aspekt nicht im Vorder- grund. Es geht darum, die Zuhörenden zu informieren oder von etwas zu überzeugen. Mündliche Präsentation Darstellen einer Sache. Nehmen die Medien den grösseren Teil der Darbietung ein, so geht der Vortrag fliessend in eine Präsentation über. Wenn Sie etwas präsentieren, verwenden Sie gleichzeitig die Bestandteile einer Rede. (Quelle: Schmidt 2009: S. 41) AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 19 Lernen mit Begeisterung. 1.6 Manuskripte Manuskript gibt Sicherheit! Manuskripte geben Bewundert werden Rednerinnen und Redner, die ihren Vortrag ganz Sicherheit frei, «ohne Netz und doppelten Boden» und deshalb auch ohne Manu- skript durchstehen. Das Risiko der «Hänger» ist jedoch gross. Darum besser mit Manuskript! Was steht im Manuskript? Auf keinen Fall ein ausformulierter Vortrag! Das verleitet zum Ablesen. Ausformuliert sollten höchsten Anfangs- und Schlusssatz sein! Sonst: – Stichworte – markante Fragen – Merksätze Bei der Erstellung eines Manuskripts sollten Ihnen das Ziel und die Hauptbotschaft der Rede oder des Vortrages stets klar sein. Kärtchenmanuskripte Versuchen Sie es mit Kärtchenmanuskripten. Auf nummerierten Karteikarten sind wichtige Stichworte, Halbsätze, Thesen oder Formeln festgehalten. Diese Kärtchen können Sie in einem Karteikasten zu den einzelnen Themenkreisen aufbewahren und jederzeit bei der Vorbereitung verwenden. Der Stichwortzettel Vielfach bereitet das Strukturieren der Stichwortkarte für ein Kärt- chenmanuskript zu Beginn Mühe. Versuchen Sie, Ihre Rede oder Ihren Vortrag zuerst in einfachen Sätzen niederzuschreiben, und benützen Sie anschliessend diese Sätze, um die wichtigsten Wörter zu unterstreichen und auf Ihre Stichwortzettel zu übertragen. Durch die Stichworte wird das Abrufen Ihres Wissens erleichtert. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 20 Lernen mit Begeisterung. Die 3-A-Technik Man kann bei Vorträgen und Präsentationen immer wieder sehen, dass die Vortragenden nicht zum Publikum, sondern zum Skript oder der Folie reden. Um dies zu vermeiden, wurde von Dr. Peter Heigl die 3-A-Technik entwickelt. 1 2 3 Aufnehmen Aufschauen Aussprechen Auch wenn Sie in der Praxis diese Vorgehensweise nicht immer einhalten können, ist es wichtig, dass Ihre Aufmerksamkeit beim Publikum und nicht beim Medium oder Skript liegt. Da der Blickkontakt bei einem Vortrag sehr wichtig ist, sollten Sie die obige Technik üben. (Vgl. Heigl 2001) Getarnte Gross-Manuskripte Die lebendigste Art, eine Vortrag zu halten, ist meist die freie Rede. Jede gute Präsentation enthält eine Visualisierung. Wenn Sie mit Folien arbeiten, brauchen Sie keine Stichwortzettel. Die Folien sollten ausreichen, um Ihr Wissen wieder abzurufen. Das geht ganz einfach und ist fast so elegant wie überhaupt kein Manuskript. Als Referie- rende hangeln Sie sich von Folie zu Folie oder von Plakat zu Plakat. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 21 Lernen mit Begeisterung. 1.7 Inhalt und Aufbau Gegliederter Inhalt – Geben Sie zuerst einen Überblick. – Machen Sie das Ziel der Rede deutlich. – Erklären Sie dem Publikum den Nutzen der Rede. – Gehen Sie vom Einfachen zum Schwierigen, vom Bekannten zum Unbekannten. – Beschränken Sie sich auf das Wesentliche. Verständlicher Aufbau – Bringen Sie nicht zu viele Informationen in Ihre Rede ein! – Wählen Sie die Reihenfolge der Informationen nach der Denkweise der Adressaten. – Verwenden Sie den Wortschatz der Zielgruppe. – Stellen Sie eine Beziehungen zur Erfahrungswelt sowie zur Arbeits- und Berufssituation des Publikums her. – Beispiele schaffen Assoziationsmöglichkeiten. – Sprechen Sie möglichst viele Eingangskanäle (Sinnesorgane) an. – Bauen Sie Wiederholungen ein. Persönliches Verhalten – Schaffen Sie eine positive Atmosphäre. – Sorgen Sie für Erfolgserlebnisse der Zuhörenden. – Treten Sie mit den Zuhörenden in einen Dialog, sprechen Sie nicht zu, sondern mit den Zuhörenden. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 22 Lernen mit Begeisterung. 1.8 Einstieg und Ende Wie beginnen? Wie beenden? Wenn Sie Ihren Vortrag planen, sollten Sie darauf achten, dass zumin- dest zwei Bereiche für die Zuhörenden von grossem Interesse sind: Achten Sie unbedingt auf einen gelungenen Anfang und Abschluss Ihres Vortrages! Denken Sie daran: Sie haben keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Bereits in den ersten Minuten festigt sich der erste Eindruck Ihrer Person. Die Zuhörenden legen unbewusst fest, mit welcher inneren Einstellung sie den weiteren Vortrag verfolgen. Nach einem gelungenen Einstieg sinkt zudem das Lampenfieber der Vortragenden meist sehr schnell. Am Anfang und Ende sollten Sie darauf achten, dass Ihnen keine groben Fehler unterlaufen. Daher sollten Sie beides genau planen. Tipps für den Anfang Der Einstieg muss auf jeden Fall zu Ihnen als Referent und zu der jeweiligen Situation passen. Drei Punkte sind immer zu berücksichtigen: – Schaffen Sie einen persönlichen Kontakt zu Ihrem Publikum! – Wecken Sie Interesse und Aufmerksamkeit, indem Sie auf Vorwissen, Erfahrungen, persönliche Erlebnisse eingehen. – Geben Sie eine erste Orientierung. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 23 Lernen mit Begeisterung. Einstieg – Begrüssen Sie Ihre Zuhörerinnen und Zuhörer freundlich. – Fragen Sie nach den Erwartungen. – Nennen Sie Ablauf, Ziel und Gliederung des Vortrages. – Stellen Sie sich selbst vor. – Vermeiden Sie abgenutzte Standardsätze! – Erzählen Sie die Vorgeschichte zu Ihrem Vortrag. – Machen Sie zu Beginn eine Demonstration, zeigen Sie eine witzige Folie. – Greifen Sie ein aktuelles Ereignis auf. – Nehmen Sie Bezug zum Vorredner oder zur Vorrednerin. – Versetzen Sie sich in die Rolle der Zuhörenden und sagen Sie etwas aus deren Sicht. – Nennen Sie ein Zitat oder Motto, welches zum Thema passt. «Der Anfang prägt – das Ende haftet» Ende – Machen Sie eine kurze Zusammenfassung, erwähnen Sie nochmals die wichtigsten Inhalte der Rede. – Zeigen Sie die geplanten nächsten Schritte auf. – Leiten Sie gezielt die Diskussion ein und beenden Sie diese anschliessend. – Nennen Sie ein abschliessendes Zitat, einen Spruch oder ein Motto, welches zum Thema passt. – Planen Sie Pufferzeit ein. – Leiten Sie zum nächsten Programmpunkt oder Redner über. – Bedanken Sie sich beim Publikum für die Aufmerksamkeit! AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 24 Lernen mit Begeisterung. 1.9 Unterstützung durch Visualisierung Hauptmedium in einem Vortrag ist natürlich die Rednerin oder der Redner mit einer «an-schaulichen» Sprache. Zusätzliche Visualisie- rung macht die Zuhörenden aufmerksamer! Dauermedien Pinnwand, Plakate und Tafeln bleiben über längere Zeit sichtbar. Sie eignen sich für längerfristig wichtige Informationen, z.B. Formeln, zentrale Begriffe oder Grundsätze. Kurzfristmedien Overheadprojektor-Folien (OHP-Folien), Beamer und Videoein- spielungen sind immer nur für kurze Zeit zu sehen und darum Kurzfristmedien. Sie eigenen sich für Beispiele und detailliertere Erklärungen. Vorträge sollten sich nicht nur auf Kurzfristmedien stützen. Diese Aussage spricht gegen reine «Folienvorträge»! Fertig-, Live- und Teilfertigmedien Fertigmedien Folien und Plakate sehen professionell aus und lassen sich mehrmals verwenden. Sie bieten den Betrachtenden allerdings weniger optische Aktivierung als zu entwickelnde Medien und verführen zu schnellen Schlag-auf-Schlag-Darbietungen. Livemedien Das Thema wird vor den Augen des Publikums auf Folie, Flipchart, Leinwand oder Pinnwand entwickelt. Solche Darstellungen sind besonders einprägsam, weil der Entstehungsprozess miterlebt wird. AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 25 Lernen mit Begeisterung. Teilfertigmedien Interessanter Kompromiss aus Fertig- und Livemedien. Noch nicht fertige Folien oder Plakate werden vor dem Publikum durch Linien, Pfeile, Bilder, Worte oder Zahlen ergänzt. Visualisierungskriterien Medienmix und Medienwechsel Es empfiehlt sich eine dosierte Mischung aus Fertig-, Live- und Teil- fertigmedien. In sinnvollem Wechsel können reale Gegens tände, Folien, Videos, Tafelbeschriftungen, Flipchartplakate usw. eingesetzt werden. Medienaskese Die Wirkung zu vieler Medien verpufft. Setzen Sie Medien sparsam und sinnvoll ein! Farben Farben beleben und orientieren. Setzen Sie jedoch nicht mehr als drei Farben ein. Struktur bieten Gliedern Sie einfach und leicht verständlich. Unterstreichen Sie eine Aussage durch Blöcke, Überschriften, Farben usw. Überfüllen Sie die Medien nicht (Folien, Plakate usw.) AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 26 Lernen mit Begeisterung. 1.10 Ausbilder/innen-Kompetenzen Listen Sie notwendige Eigenschaften zu den untenstehenden Kompetenzen auf. Soziale und persönliche Didaktische Kompetenz Methodische Kompetenz Kompetenz AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 27 Lernen mit Begeisterung. 1.11 Beurteilungskriterien für Ausbildungssequenzen Didaktische Kompetenz – Vorbereitung: Adressatenanalyse, Analyse des Umfeldes und der Rahmenbedingungen – Sinnvolle Lernziele, Bezug auf die Handlungskompetenzen der gesamten Ausbildungssequenz – Zielerreichung (eigene Interpretation der Resultate) und angepasste Methode zu deren Prüfung – Auswahl und Angemessenheit der Stoffmenge und Gewichtung (didaktische Reduktion) – Umgang mit der Zeit: Einhaltung, Abweichung, flexible Handhabung zu Gunsten des Lernerfolgs – Praxisbezug (Transfer): Beispiele und Hinweise aus der Praxis, Verankerung im Alltag Methodische Kompetenz – Wahl und Einsatz der Methoden und Sozialformen: Anpassung an Adressaten, Sequenzierung passend zu den Lernzielen, Gruppenphasen angepasst – Wahl und Einsatz der Medien, Hilfsmittel und Unterlagen – Klarheit und Verständlichkeit in der Auftragserteilung bei Gruppenarbeiten – Individualisierungsmöglichkeiten und -formen: Eingehen auf unterschiedliche Bedürfnisse der TN (individualisierender Unterricht, differenzierte Aufgabenstellung usw.) Soziale und persönliche Kompetenz – Gestaltung der Rollen beim Lehren, Leiten, Moderieren (Kongruenz und Echtheit) – Auftreten und sprachlicher Ausdruck – Atmosphäre und Interaktion in der Gruppe – Kooperation und Unterstützung – Intervention: Machttendenz und Ebene – Umgang mit schwierigen Situationen/Konflikten, eigener Umgang mit Feedback AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 28 Lernen mit Begeisterung. Meine eigene Beurteilungsliste AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 29 Lernen mit Begeisterung. 1.12 Feedback Um die Gewähr zu haben, dass wir wirklich auf unsere Gesprächs- partner eingehen, müssen wir ihnen Rückmeldungen geben. Wir unterscheiden zwischen: 1. Bestätigungs-Feedback: Anweisungen werden nicht nur gehört, sondern auch verstanden und akzeptiert. 2. Klarstellungs-Feedback: Unklarheiten können beseitigt, Fehlinformationen erkannt und korrigiert werden. 3. Stellungnahme-Feedback: Einwände oder Bedenken werden ausdiskutiert. Feedback = Rückmeldung Das Johari-Fenster Das Johari-Fenster (benannt nach dessen Erfindern, Joe Luft und Harry Ingham) ist ein Modell zur Darstellung der Veränderung von Selbst- und Fremdwahrnehmung im Verlaufe eines Gruppenprozesses. Durch Feedback wird der Bereich «blinder Fleck» verkleinert, der Bereich der Arena/öffentlichen Person hingegen vergrössert. (siehe auch Kapitel 10.7 auf Seite 247) Arena Blinder Fleck anderen bekannt Sachverhalte, die offen lie- Anteile des Verhaltens, die gen. Verhalten, das mir und nur die anderen wahrnehmen auch anderen bekannt ist. und die ich nicht kenne. Verbergen Unbewusstes anderen unbekannt Bereiche, die ich bewusst Dinge, die nur Tiefenpsycho- verberge und die die logen zugänglich sind. Sie anderen nicht wahrnehmen. sind mir und anderen nicht bekannt. mir bekannt mir unbekannt (Quelle: Fersch 2005: S. 130) AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 30 Lernen mit Begeisterung. Feedback-Regeln 1. Beschreiben Sie Ihr persönliches Erleben, sagen Sie möglichst konkret, wie es Ihnen bei welchen Aussagen ergangen ist. Je präziser Sie das Verhalten des anderen und Ihre emotionalen Reaktionen darauf beschreiben können, desto hilfreicher ist das Feedback. 2. Beginnen Sie zunächst positiv; Ihr Gesprächspartner wird Ihnen umso aufmerksamer zuhören. 3. Formulieren Sie dann, was Sie als negativ oder störend erlebt haben. Beschreiben Sie in Ich-Botschaften Ihre ganz persönliche Sichtweise. 4. Wer Feedback erhält, rechtfertigt sich nicht. Er hört interessiert und aufmerksam zu. Er vergegenwärtigt sich: «Jeder hat aus seiner Sicht Recht.» AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 31 Lernen mit Begeisterung. 1.13 Quellenverzeichnis Literatur Mehrabian, Prof. Albert (2017): Nonverbal Communication London and New York: Routledge Heigl, Peter (2001): Rhetorik Offenbach: GABAL Verlag GmbH, 20. Auflage 2011 Fersch, Josef M. (2005): Erfolgsorienterte Gesprächsführung Leitfaden für effektive und effiziente Mitarbeitergespräche und Mitarbeiterbesprechungen Wiesbaden: Gabler Fachverlag GmbH Schmidt, Rainer (2009): Immer richtig miteinander reden Transaktionsanalyse in Beruf und Alltag Paderborn: Junfermann Verlag, 5. Auflage AUL.K1. Auftritt und Wirkung Seite 32 Lernen mit Begeisterung. SVEB Zertifikat Ausbilder/in – Durchführung von Lernveranstaltungen / Kapitel 2 Didaktisches Dreieck und Lernziele 2.1 Lernziele 34 2.2 Vorfragen zur Planung einer Ausbildungssequenz 35 Das didaktische Dreieck 35 Zielgruppenanalyse 37 2.3 Lernziele formulieren 39 Richt-, Grob- und Feinlernziele 40 Die Mess- und Beobachtbarkeit von Lernzielen 42 Lehr- oder Lernziele? 43 Lernzielübungen 44 Die Lernzielbereiche 45 Taxonomiestufen 1 bis 6 48 Kontrollfragen beim Formulieren von Lernzielen 51 2.4 Feinplanung 52 2.5 Quellenverzeichnis 53 33 Lernen mit Begeisterung. 2.1 Lernziele Die Teilnehmenden – beschreiben die drei Einflussfaktoren des didaktischen Dreiecks mit Hilfe von Unterlagen. – entwickeln selbstständig Lernziele und erläutern diese vollständig nach Mager. – erläutern sechs Taxonomiestufen mit Hilfe von Unterlagen und Beispielen. – erläutern die Begriffe «kognitive Lernziele», «affektive Lernziele» und «psychomotorische Lernziele» anhand von Beispielen sowie Unterlagen und formulieren selbstständig je ein Beispiel. AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 34 Lernen mit Begeisterung. 2.2 Vorfragen zur Planung einer Ausbildungssequenz Das didaktische Dreieck Bevor Sie mit der Planung einer Ausbildungssequenz beginnen, sollten Sie sich verschiedene Faktoren vergegenwärtigen, welche eine Ausbildungssituation beeinflussen können. Die untenstehende Grafik stellt das sogenannte didaktische Dreieck dar, also die Beziehung zwischen Lehrperson, Teilnehmenden und Lerninhalten, welche in verschiedene institutionelle und gesellschaftliche Rahmenbedingun- gen eingebettet sind. Lerninhalte is P ra x l d– fe m U Ge Z u al t u e t e g, – nz mp z u st gä n g e ko Be lob ng , M g, e i g n e c h er li c G L e it du , A r Fa e n tun hl, be hk e die rn E e - - E r c h eit s wi sw of f be M G e f au S t n a n e e th au f t b ch of o d r äg St en e , Ausbilder/in Teilnehmende Beziehungs-Ebene Kommunikation, Regeln, Rollen, Verantwortlichkeiten, Erwartungen (Quelle: https://arbowis.ch/images/downloads/didaktik/did_Dreieck_ Unterrichtsgestaltung.pdf [7.5.22]) AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 35 Lernen mit Begeisterung. Mein didaktisches Dreieck Erarbeiten Sie Aussagen zum didaktischen Dreieck und ziehen Sie Schlussfolgerungen für die Planung Ihrer Auftragsvergabe: Teilnehmende Ausbildende Lerninhalte AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 36 Lernen mit Begeisterung. Zielgruppenanalyse Die Zielgruppenanalyse ist eine Voraussetzung, um eine adressatengerechte Schulung planen zu können. Eventuell fehlen teilweise die Informationen, um sämtliche Fragen zu den Teilnehmenden beantworten zu können. Eine Möglichkeit, Informationen zu erhalten, bietet die erste Aus bildungssequenz. Es folgen einige Fragen, die Sie sich stellen können. Je nach Ausbildungs setting können auch andere oder zusätzliche Fragen wichtig sein. 1. Wer sind meine Auszubildenden? (Alter/Geschlecht, Herkunft, Schul-/Berufsbildung, gegenseitiges Kennen?) 2. Wie ist die aktuelle Situation der Auszubildenden? (Freiwillige Teilnahme, Arbeitsplatz, Abteilung, Tätigkeit, Motivation?) 3. Wo stehen die Auszubildenden in Bezug auf den Lerninhalt? (Vorwissen, frühere Ausbildungssequenz, Praxiserfahrung?) AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 37 Lernen mit Begeisterung. 4. Welche Erwartungen oder Einstellungen haben die Auszubildenden? (Einstellung zum Thema, Fantasien/Gerüchte, mögliche Erwartungen?) 5. Was geschieht nach der Ausbildungssequenz? (Wird das Gelernte direkt angewendet, hat der Lerninhalt direkte Auswirkungen auf die Lebens-/Arbeitsgestaltung?) AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 38 Lernen mit Begeisterung. 2.3 Lernziele formulieren Lernziele sind Jeder Ausbildungsprozess orientiert sich an Lernzielen, die in der immer erforderlich! Ausbildung erreicht werden sollen. Das Formulieren von Lernzielen fügt sich planerisch ein zwischen die Abgrenzung von Inhalten, die thematischen Festlegungen und die didaktisch-methodischen Entscheidungen/Strukturierung der Aus bildung. Hinweis: Siehe Kapitel «4.2 Methodik». Gute Lernziele umschreiben zunächst Lernprodukte, d.h. sie zeigen, welche Lerninhalte die Teilnehmenden am Ende der Ausbildungs- einheit wissen, können, verstehen oder anwenden müssen (kognitiv, affektiv, psychomotorisch, sozial, voluntativ). Lernziele sind für alle Ausbildungs- und Unterrichtsplanungen erforderlich! «Wer nicht weiss, wohin er will, braucht sich nicht zu wundern, wenn er ganz woanders ankommt.» (Robert F. Mager 1977) AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 39 Lernen mit Begeisterung. Richt-, Grob- und Feinlernziele Richtziele: für ein umfassendes Ausbildungsangebot Richtziele sind von den Bildungsplänen oder dem Betrieb vorgegeben und beschreiben bildungspolitische Absichten. Jedes Richtziel* besteht immer aus einem Inhalt und einem Endverhalten. Typische Richtziele: – Betriebswirtschaftliche Prozesse und/oder Dienstleistungsprozesse gestalten – Betriebliche Unterhaltsarbeiten – Umgang mit Patientinnen und Patienten – Beratung und Verkauf Grobziele: für einzelne Themen oder Sachgebiete des Ausbildungsangebots oder einer Ausbildungs massnahme Jedes Grobziel* besteht immer aus einem Inhalt und einem Endverhalten. Je nach Bedürfnis ist eine Bedingung und/oder ein Beurteilungsmassstab beigefügt. Mit der Formulierung von Grobzielen beziehen sich die Ausbildenden auf das gesamte Ausbildungsangebot oder einzelne Ausbildungs- massnahmen, die angeboten werden. Sie lassen sich leicht aus den Inhalten des Ausbildungsangebots ableiten: – Kundenanfragen bearbeiten – Wartungsarbeiten durchführen – Grundregeln der Kommunikation beschreiben und anwenden – Bestellungen erfassen Das Formulieren von Grobzielen hilft, den roten Faden für den Unter- richt über mehrere Ausbildungsmassnahmen hinweg aufrechtzuerhal- ten und den Unterricht zu strukturieren. AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 40 Lernen mit Begeisterung. Feinlernziele: für einzelne Lernsequenzen Feinlernziele* konkretisieren Grobziele noch weiter. – Feinlernziele werden für einzelne Abschnitte im Unterricht (Lern sequenzen) formuliert. – Sie sind operationalisierbar, d.h. das Erreichen der Feinlernziele ist nachprüfbar, wenn diese die nachfolgend beschriebenen vier Elemente für mess- oder beobachtbare Lernziele enthalten. – Jedes Feinlernziel besteht immer aus einem Inhalt und einem Endverhalten sowie einem Beurteilungsmassstab und einer Bedingung. * Im Bildungsplan des jeweiligen Berufs finden sich auch folgende Unterteilungen: – Leitziele umschreiben Handlungsfelder und begründen, warum diese in den Bildungsplan aufgenommen werden. – Richtziele beschreiben Verhaltensbereitschaften, die bei den Teilnehmenden zu fördern sind. – Leistungsziele beschreiben konkretes, beobachtbares Verhalten in bestimmten Situationen. Fachkompetenz Leitziel Sozial- und Selbstkompetenz Methodenkompetenz Richtziel Richtziel Richtziel Leistungsziele Leistungsziele Leistungsziele Überbetrieblicher Betrieb Berufsfachschule Kurs (Quelle: gemäss Handbuch Verordnungen, BBT 2007) AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 41 Lernen mit Begeisterung. Die Mess- und Beobachtbarkeit von Lernzielen Lernziele sind nicht Beschreibungen des Inhaltes eines Kurses oder einer Lektion, sondern dessen, was diese bewirken sollen. (Vgl. Mager 1977: Kapitel 6) Lernziele beschreiben das Ergebnis des Unterrichts. Wichtig ist daher die Frage: Woran erkennt man das Ergebnis? Wissen ist nicht Das Ergebnis von Unterricht kann Wissen sein oder eine neu erwor- feststellbar bene Fähigkeit. Wissen selbst kann jedoch nicht festgestellt werden, ausser es dokumentiert sich in einem Verhalten. Beispiel: Ob jemand weiss, wie reiner Alkohol zusammengesetzt ist, kann man nicht feststellen. Das Wissen kann nur geprüft werden, wenn der/die Teil- nehmende: – die chemische Zusammensetzung erklärt. – die Strukturformel zeichnet. – das Molekülmodell zusammensetzt. beobachtbares Das heisst: Lernerfolg kann nur anhand von Verhaltensweisen erkannt Verhalten und geprüft werden. Lernziele müssen demnach mess- oder beob- achtbare Verhaltensweisen enthalten. Nur so können die Teilnehmen- den überprüfen, ob die Lernziele tatsächlich erreicht worden sind. Messbarkeit Mess- oder beobachtbare Lernziele beantworten die Frage: von Lernzielen Was müssen die Teilnehmenden tun, damit sie das Lernziel erreichen? Mess- oder beobachtbare Lernziele enthalten folgende Kriterien (nach R.F. Mager): 1. Eine eindeutige Beschreibung des Inhaltes was? 2. Das Endverhalten der Teilnehmenden tun 3. Die Bedingungen, unter welchen dieses Verhalten womit? erbracht werden muss (z.B. selbstständig, mit oder ohne Hilfs- mittel, mit dem Zehnfingersystem) 4. Mindestens einen Beurteilungsmassstab wie gut? – qualitativ (z.B. richtig, auf ein Gramm genau, mit weniger als 5 Fehlern) – quantitativ (z.B. wenigstens 12 Antworten, 3 Möglichkeiten, 25 Begriffe) – zeitlich (z.B. in 15 Min., in höchstens 30 Min., mind. 5 Min. lang) AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 42 Lernen mit Begeisterung. Lehr- oder Lernziele? Kreuzen Sie an: Ziel AU* TN* Sie sind fähig, nach Mass und Schnitt Kinderkleider herzustellen. Sie werden in die Technik der Lithografie eingeführt. Alle Grundelemente der Astrologie werden erklärt. Sie können ein Protokoll den Grundregeln entsprechend erstellen. Sie können sich auf Englisch über das Wetter unterhalten. Sie werden über Einsatzmöglichkeiten der Digitaltechnik informiert. * AU = Optik Ausbilder/in: Was wird vermittelt? *TN = Optik Teilnehmende: Was sollen sie können? AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 43 Lernen mit Begeisterung. Lernzielübungen Aufgabe: Kriterien nach Mager Unterstreichen Sie die folgenden Lernziele gemäss den vier Kriterien (nach R.F. Mager) nach: 1. Inhalt und beobachtbarem Endverhalten (rot) 2. Bedingungen (blau) 3. Beurteilungsmassstab (grün) Lösungen – Die Studierende gestaltet eigene Arbeitsabläufe unter Einbezug der betrieblichen Abläufe richtig. – Der/die Teilnehmende gewährleistet innerhalb des eigenen Verant- wortungsbereichs den schriftlichen und mündlichen Informations- fluss selbstständig und korrekt. – Der/die Teilnehmende wendet im Betreuungsalltag gesundheits- fördernde und präventive Massnahmen für sich und andere selbst- ständig und korrekt an. – Die Mitarbeitende zeigt die Leistungen der Familienzulagen gemäss Bundesgesetz und dem eigenen Arbeitskanton auf und beschreibt die Wechselwirkungen in eigenen Worten und korrekt. – Der Studierende reflektiert selbstkritisch den Lernprozess unter Einbezug der im Einführungsgespräch vereinbarten Ziele und leitet selbstständig zwei Konsequenzen ab. – Der/die Teilnehmende signalisiert innerhalb von max. 10 Minuten den Arbeitsplatz vorschriftsgemäss mit passenden Signalisations mitteln. – Die Studierende führt an einem Tetraplegiker selbstständig einen Sitz-zu-Stand-Übergang korrekt durch. AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 44 Lernen mit Begeisterung. Die Lernzielbereiche Der Inhalt und das Endverhalten (immer als Verb ausgedrückt) eines Lernzieles bestimmen den Lernbereich. Lernziel kognitiv affektiv psychomotorisch Dieser Lernbereich kann mit den anderen Lernbereichen kombiniert werden. Dabei muss beachtet werden, dass ein theoretisch Lernziel einen Schwerpunkt praktisch (z.B. im kognitiven Bereich) aufweist. ergibt die allgemeine Richtung für die Ausbildung Beispiele: – Die Funktion eines Dieselmotors erklären (kognitiv). – Den Dieselmotor in seine Bestandteile zerlegen (psychomotorisch). – Den Verunfallten sofort betreuen und lebensrettende Massnahmen einleiten (affektiv/psychomotorisch). AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 45 Lernen mit Begeisterung. Die 3 Lernbereiche Kognitiv: etwas wissen (geistig) – bezieht sich auf den Gedächtnis- und Denkbereich – bezieht sich auf die Fähigkeit, … Wissen wiederzugeben … Probleme zu erkennen und zu lösen … geistige Leistungen zu erbringen Affektiv: innere Haltung (gefühlsmässig) – bezieht sich auf den Bereich der Gefühle – bezieht sich auf den Bereich des Bewusstseins – bezieht sich auf den Bereich der Werte und der Haltung Psychomotorisch: etwas handhaben (manuell) – bezieht sich auf Handlungen, die eine Koordination von Nerven und Muskeln erfordern AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 46 Lernen mit Begeisterung. Aufgabe: Lernziele formulieren Formulieren Sie zu Ihrer Ausbildungssequenz je ein kognitives, affektives und psycho motorisches Feinlernziel. Kognitives Lernziel Affektives Lernziel Psychomotorisches Lernziel AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 47 Lernen mit Begeisterung. Taxonomiestufen 1 bis 6 Taxonomiestufe 1: Erinnern von Wissen (K1) (Faktenwissen) Fähigkeit, Informationen wiederzugeben, die den Teilnehmenden vermittelt wurden, ohne dass sie diese weiterverarbeitet haben. Vor- wiegend mechanische Speicherung von Informationen im Gedächtnis. Verben angeben, aufschreiben, aufzählen, aufzeichnen, nennen, benennen, bezeichnen, zeigen, wiedergeben Taxonomiestufe 2: Verstehen (K2) (begreifen, mit eigenen Worten begründen) Fähigkeit, Informationen nicht nur wiederzugeben, sondern deren Inhalt auch zu erfassen. Die Teilnehmenden erklären z.B. einen Begriff, eine Formel, einen Sachverhalt oder ein Gerät. Das Verständnis zeigt sich darin, dass sie das Gelernte auch in einem Kontext präsent haben, der sich von dem unterscheidet, in dem gelernt worden ist. Verben begründen, beschreiben, erklären, deuten, einordnen, erläutern, interpretieren, ordnen, präzisieren, schildern, übersetzen, übertragen, umschreiben, unterscheiden, verdeutlichen, vergleichen Taxonomiestufe 3: Anwenden (K3) (Umsetzung eindimensionaler Lerninhalte, Beispiele aus eigener Praxis) Die Teilnehmenden wenden etwas Gelerntes in einer neuen Situation an. Diese Anwendungssituation ist vorher im Unterricht nicht vorge- kommen. Verben abschätzen, anknüpfen, anwenden, aufstellen, ausführen, berechnen, bestimmen, beweisen, durchführen, erstellen, entwickeln, interpretie- ren, formulieren, lösen, modifizieren, ausfüllen, vorlesen, übertragen AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 48 Lernen mit Begeisterung. Taxonomiestufe 4: Analyse (K4) (zerlegen in Einzelteile, Fallstudien) Die Teilnehmenden zerlegen Modelle, Verfahren oder anderes in des- sen Bestandteile. Dabei müssen sie den komplexen Sachverhalt, die Aufbauprinzipien oder die inneren Strukturen entdecken. Sie erkennen Zusammenhänge. Verben analysieren, ableiten, auflösen, darlegen, einkreisen, gliedern, identifi- zieren, isolieren, klassifizieren, nachweisen, untersuchen, vergleichen, zerlegen, zuordnen, herausfinden, auffinden, diagnostizieren Taxonomiestufe 5: Synthese (K5) (vernetzen, fachübergreifend darstellen, optimieren, Projektaufgaben) Die Teilnehmenden zeigen eine konstruktive Leistung. Sie müssen verschiedene Teile zusammenfügen, die sie noch nicht zusammen erlebt oder gesehen haben. Aus ihrer Sicht müssen sie eine schöpfe- rische Leistung erbringen. Das Neue ist noch nicht in der bisherigen Erfahrung, im Unterricht oder in der sonstigen Kenntnis der Teilneh- menden vorhanden. Verben entwerfen, entwickeln, verfassen, kombinieren, konstruieren, vor- schlagen, planen, erarbeiten, abfassen, aufbauen, aufstellen, ausar- beiten, definieren, lösen, optimieren, organisieren, zusammenstellen Taxonomiestufe 6: Beurteilung (K6) (entspricht Taxonomiestufe 4 mit zusätzlicher Bewertung) Die Teilnehmenden beurteilen ein Modell, eine Lösung, einen Ansatz, ein Verfahren oder etwas Ähnliches insgesamt im Hinblick auf dessen Zweckmässigkeit oder innere Struktur. Sie erkennen z.B. das Modell, dessen Bestandteile und darüber hinaus noch die Qualitätsangemes- senheit, die innere Stimmigkeit oder die Funktionstüchtigkeit. Darüber müssen sie sich ein Urteil bilden, um die Aufgabe richtig zu lösen. Verben äussern, auswählen, auswerten, beurteilen, bewerten, differenzieren, entscheiden, folgern, gewichten, messen, prüfen, qualifizieren, (Vgl. Bloom 1976: urteilen, vereinfachen, vergleichen, vertreten, werten, widerlegen, S. 200) kontrollieren, lokalisieren, reihen, unterscheiden AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 49 Lernen mit Begeisterung. Taxonomie nach Bloom Die Lernziel-Taxonomie nach Bloom (1973; resp. Bloom et al., 1956) ist ein Modell, um Leistun- gen zu beschreiben und zu messen. Die sechs Stufen bauen aufeinander auf und werden durch spezifische Verben beschrieben. Verben zur Formulierung von Lernzielen In Lemzielformulierungen zu verwendende Verben, die das Endverhalten der Teilnehmenden beschreiben und nur wenige Interpretationen zulassen Wissen/ Verständnis Anwendung Analyse Synthese Bewertung Kenntnisse K1 K2 K3 K4 K5 K6 andeuten beschreiben anfertigen analysieren ableiten auswählen anführen bestimmen anwenden auswählen beziehen begründen angeben darlegen aufsuchen bestimmen einsetzen benennen aufführen darstellen ausfüllen einordnen entwerfen bestimmen aufsagen definieren bearbeiten einteilen entwickeln beurteilen aufzählen demonstrieren berechnen entnehmen in Beziehung bewerten ausdrücken deuten bereiten gegenüber setzen entscheiden ausführen erklären bilden stellen kombinieren gewichten aussagen erläutern durchführen gliedern koordinieren klassifizieren aufschreiben formulieren eintragen herausstellen konzipieren kritisch benennen herausstellen einrichten isolieren ordnen vergleichen berichten übertragen erarbeiten sortieren organisieren prüfen beschreiben übersetzen ermitteln testen tabellieren sortieren bezeichnen identifizieren errechnen unterscheiden verbinden Stellung untersuchen zuordnen nehmen erzählen interpretieren erstellen vergleichen zusammen urteilen nennen Schlüsse und gestalten Folgerungen zerlegen stellen niederschreiben herausfinden ziehen schildern herstellen zusammenfassen schreiben kochen wiedergeben skizzieren konfigurieren zeichnen konstruieren löschen lösen nutzen planen umgehen verwenden verwerten Nicht geeignet: wissen, verstehen, glauben, vertrauen, befähigen, überblicken, verfügen, kennen, erkennen, Gefallen finden (Abb. Lernwerkstatt Olten) Jedes Leistungsziel wird mit einer Taxonomiestufe (K-Stufe; K1 bis K6) bewertet. Die K-Stufe drückt die Komplexität des Leistungsziels aus. AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 50 Lernen mit Begeisterung. Kontrollfragen beim Formulieren von Lernzielen Ist das Lernziel vollständig und konkret formuliert, müssen folgende Fragen positiv beantwortet werden können: – Geht aus der Beschreibung hervor, was die Teilnehmenden haben tun müssen, um zu zeigen, dass sie das Ziel erreicht haben? – Bezeichnet die Beschreibung die wichtigsten Bedingungen (was zur Verfügung gestellt wird, was nicht benutzt werden darf usw.), unter denen die Teilnehmenden ihre Fähigkeit beweisen sollen? – Enthält die Beschreibung einen Massstab, nach dem das Gegen- über beurteilt werden sollen? Gibt sie zumindest die untere Grenze für ein als ausreichend geltendes Verhalten an? (Vgl. Mager 1977: Kap. 6) Formulieren Sie einen Auftrag für die Lernzielkontrolle und stellen Sie dann den Satz um. So ergibt sich das Lernziel von selbst! Beispiel Auftrag: Tragen Sie innerhalb von fünf Minuten ohne Hilfsmittel die Kantone der Schweiz ihrer Fläche entsprechend in korrekter Reihenfolge in absteigender Grösse in die Tabelle ein. Lernziel: Der Teilnehmende trägt innerhalb von fünf Minuten ohne Hilfsmittel die Kantone der Schweiz ihrer Fläche entsprechend in korrekter Reihenfolge in absteigender Grösse in die Tabelle ein. AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 51 Lernen mit Begeisterung. 2.4 Feinplanung Feinplanungen beschreiben Aufbau, Inhalt und Ablauf einer Ausbildungsmassnahme. Zeit/Lektion Inhalt Methodik/Sozialform Hilfsmittel Phase (wann) (was) (wie) (womit) (ARIVA) Zeit/Lektion (wann) Konkrete Uhrzeit im geplanten Ablauf Inhalt (was) Jeweiliges Teilthema in Kurzform Methodik/Sozialform (wie) Bezeichnung der Methodik oder Sozialform Hilfsmittel (womit) Nennung der eingesetzten Medien/Unterlagen usw. sowie evtl. Bemerkungen (Reservation, Vorbereitungen, Abklärungen) AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 52 Lernen mit Begeisterung. 2.5 Quellenverzeichnis Literatur Bloom, Benjamin S. (1976): Taxonomie von Lernzielen im kognitiven Bereich Weinheim und Basel: Beltz Mager, Robert F. (1977): Lernziele und Unterricht Weinheim und Basel: Beltz Internet-Quellen Thielmann, Anja (2020) https://phoodle.phwien.ac.at/mod/resource/view.php?id=176828 [04.07.2022] Balmer, Ursula (2009) https://docplayer.org/68010179-Entwickeln-von-kompetenzorientier- ten-bildungsplaenen-mit-triplex.html [04.07.2022] Meyer, Ruth https://arbowis.ch/images/downloads/didaktik/did_Dreieck_Unter- richtsgestaltung.pdf [5.7.2022] Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) (Hg.) (2007): Handbuch Verordnungen: Schritt für Schritt zu einer Verordnung über die berufliche Grundbildung. http://www.bbt.admin.ch/themen/grund- bildung/00107/00365/index.html?lang=de [10.12.2012] AUL.K2. Didaktisches Dreieck und Lernziele Seite 53 Lernen mit Begeisterung. Online-Ausbilder- und -Coach- datenbank , iner, Berater/innen Hier finden Sie Tra , Me nto ren un d Coaches, die Supervisoren r- erkstatt Olten weite sich bei der Lernw gebildet habe n. Sie sel ekt ion ieren unter Stellenangebote den 1050 Profilen nach Spezialgebiet un d erw achsenenbild- , und Trainingssp rac he nerischer Mindest anforderung. Der tt Olt Eintrag en Stellengesuche r Lernwerksta ist für Kunden de kostenlos. Auf der Stellen bank plattform für tt.ch/ausbilderdaten fachleute finde Bildungs- www.lernwerksta n Stellensuch ende Angebo und Lehrauftr te äge aus allen Erwachsenenb Bereichen der ildung. Arbeitg Profile von Bi eber können ldungsfachleu neue beruflich ten einsehen, e Aufgaben su die Die Anzeigen chen. sind für Arbeitg Stellensuchen eber und de kostenlos. www.lernwer kstatt.ch/stellen plattform Toolbox Seite 54 Lernen mit Begeisterung. SVEB Zertifikat Ausbilder/in – Durchführung von Lernveranstaltungen / Kapitel 3 Motivation im Lernprozess 3.1 Lernziele 56 3.2 Lernbiografie 57 Verborgene Schätze heben 57 Ziele der biografischen Arbeit 57 Meine Lerngeschichte 58 3.3 Motivation 59 Begriffsdefinition 59 Lernmotivation 59 Motivationsarten 61 3.4 Motivatoren in der Ausbildung 64 3.5 Flow-Modell 65 3.6 Tipps zur Lernmotivation 66 3.7 Lernstile 68 Vorbemerkungen 68 Lernstile berücksichtigen 69 Lernstile erkennen: Entdecker/-innen 70 Lernstile erkennen: Denker/-innen 71 Lernstile erkennen: Entscheider/-innen 72 Lernstile erkennen: Macher/-innen 74 Didaktische Schlussfolgerungen aus der Sicht der Teilnehmenden 76 Didaktische Schlussfolgerungen aus der Sicht des Ausbilders / der Ausbilderin 77 Lerntest nach David Kolb 85 Auswertung / Lernstilprofil 88 3.8 Quellenverzeichnis 89 55 Lernen mit Begeisterung. 3.1 Lernziele Die Teilnehmenden – beschreiben aufgrund ihrer eigenen Lernbiografie zwei praxisrele- vante Konsequenzen in der Rolle als Ausbilder/in. – erläutern die wesentlichen sowie die relevanten Faktoren des Flow- Modells nach Mihály Csíkszentmihályi korrekt in eigenen Worten. – unterscheiden die Begriffe «habitual» und «aktual» sowie «intrin- sisch» und «extrinsisch» anhand von konkreten Beispielen. – zählen in Stichworten fünf massgebende Einflussfaktoren auf die Lernmotivation richtig auf. – differenzieren in eigenen Worten die vier Lernstile nach David Kolb und leiten zwei Erkenntnisse für den Ausbildungsalltag ab. AUL.K3. Motivation im Lernprozess Seite 56 Lernen mit Begeisterung. 3.2 Lernbiografie Verborgene Schätze heben Von früher Kindheit an machen wir vielfältige Lernerfahrungen, sei es bewusst oder unbewusst. Diese Erfahrungen prägen unser Ver ständnis vom Lehren und Lernen nachhaltig. Auch wenn wir sehr viele theoretische Kenntnisse über das Lernen haben, werden wir in Alltags-Lernsituationen immer wieder auf unsere Erfahrungen zurückgreifen. Die Summe der zahlreichen und vielfältigen eigenen Lernerfahrungen ist ein Fundus, der häufig zu wenig genutzt wird.