Anton Bruckner, der Symphoniker PDF
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Monica Tarcsay, Irena Müller-Brozović, Helmut Schmidinger, Maria Aichinger, Klaus Petermayr, Lydia Zachbauer
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Dieses Dokument ist ein Lehrmaterial für die Schule über Anton Bruckner, einem bedeutenden Symphoniker der Spätromantik. Es enthält Informationen über sein Leben, Werk und seine Bedeutung in der Musikgeschichte. Das Dokument dient der Diskussion und enthält Impulsfragen zur Förderung des Verständnisses.
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Bruckner für die Schule Anton Bruckner, der Symphoniker IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: Amt der OÖ. Landesregierung, Direktion und Gesellschaft, Abteilung Kultur, Promenade 37, 40...
Bruckner für die Schule Anton Bruckner, der Symphoniker IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: Amt der OÖ. Landesregierung, Direktion und Gesellschaft, Abteilung Kultur, Promenade 37, 4021 Linz Autorin: Monica Tarcsay Redaktion: Irena Müller-Brozović, Helmut Schmidinger Lektorat: Maria Aichinger Wissenschaftliches Lektorat: Klaus Petermayr Gesamtleitung Vermittlung: Lydia Zachbauer Anton Bruckner, der Symphoniker Anton Bruckner, der Symphoniker Ziele Anton Bruckner (*4.9.1824, Ansfelden/†11.10.1896, Wien) gehört zu den bedeutendsten Symphonikern der (Spät-)Romantik. Er verlieh dieser Gattung durch seinen persönlichen „musikalischen Wortschatz“ eine völlig neue Dimension und entwickelte sie weiter. Zu seinen Lebzeiten wurden seine Symphonien jedoch kontrovers diskutiert. Für Anton Bruckner waren persönliche Krisensituationen und Zweifel wohl auch Antrieb, sich intensiv mit seinen Werken zu beschäftigen und weiter zu komponieren. Zudem hatte Bruckner nicht nur Kritiker:innen, sondern auch Bewunder:innen. Die nachfolgenden Inputs (siehe ) über Anton Bruckner, den Sym- phoniker, optional als Lückentext erhältlich (siehe PDF Bruckner, der Symphoniker), ermöglichen den Schüler:innen einen tieferen Einblick in Bruckners symphonisches Schaffen. Zudem erhalten sie Informa- tionen zu seinem weiteren Wirken und werden mit Meinungen und Äußerungen von Zeitgenoss:innen Anton Bruckners über ihn konfron- tiert, die zu einer Diskussion anregen können. Das Lehrmaterial enthält außerdem Definitionen von Begriffen wie Symphonie und Improvisation sowie Tipps / Links, die nach Ermessen der Lehrperson im Unterricht zusätzlich eingesetzt werden können. Zu Beginn zeigt die Lehrperson ein Porträt von Anton Bruckner (1824– 1896) und fragt die Schüler:innen, was sie bereits über Anton Bruckner wissen. Kennen sie Werke (u. a. Symphonien), Denkmäler, Anekdoten von ihm und haben deswegen womöglich eine persönliche Verbin- dung zu Bruckner? Nach dem Austausch erhalten die Schüler:innen den Lückentext über Anton Bruckner, den Symphoniker (siehe PDF Bruckner, der Sympho- niker). Die Inhalte (siehe ) werden von der Lehrperson frei vorgetra- gen, damit die Schüler:innen die fehlenden Textstellen im Anschluss ergänzen können. Besonderes Augenmerk soll auf die Zitate zu Bruckner gelegt werden, die im Anschluss an den Text mithilfe von Impulsfragen zu einer Dis- kussion über die persönliche Sicht der Schüler:innen auf öffentliche Kritik anregen sollen. Seite 2/7 Anton Bruckner, der Symphoniker Materialien O Lehrmaterial (siehe Anton Bruckner, der Symphoniker) mit Defi- nitionen, Tipps / Links und Impulsfragen für die Diskussion O Arbeitsblatt (PDF Anton Bruckner, der Symphoniker) für Schüler:innen O Stifte O Ggf. Laptop / Beamer/ Leinwand Informationen Anton Bruckner, der Symphoniker Anton Bruckner (*4.9.1824, Ansfelden/†11.10.1896, Wien) war ab 1868, also im Alter von 44 Jahren als Professor für Harmonielehre, Kontrapunkt und Orgelspiel u. a. am Wiener Konservatorium tätig. Als viel gefragter Improvisator an der Orgel ging er auf Reisen. Improvisation Improvisation / „improvisieren“ bedeutet ohne große Vorberei- tung, spontan und kreativ, aus dem Stegreif Musik (Tonmaterial sowie Klangfolgen) zu erzeugen. Das kann durch einzelne musi- zierende Personen oder Ensembles. Er wird heute zu den bedeutendsten Symphonikern des 19. Jahrhun- derts gezählt. Zu Lebzeiten wurden Bruckners Symphonien jedoch kon- trovers diskutiert: „Alles hat seine Grenzen, Bruckner liegt jenseits. Über seine Sachen kann man gar nicht reden. Über den Menschen auch nicht. Er ist ein armer verrückter Mensch, den die Pfaffen von St. Florian auf dem Ge- wissen haben…“ 1 Anton Bruckner in seiner Wohnung in Wien, 1. Bezirk, Heßgasse 7 „Bei Bruckner handelt es sich um einen Schwindel, der in ein bis zwei Jahren tot und vergessen sein wird.“ 2 Wiener Musikleben im 19. Jahrhundert Das rege Musikleben in Wien war geprägt von unterschiedli- chen Strömungen wie den „Neudeutschen“, denen der von Anton Bruckner so verehrte Richard Wagner zugerechnet wurde, und den „Konservativen“, denen Johannes Brahms nahestand. Bruck- ner geriet sozusagen zwischen die „Fronten“, er und Brahms wur- den – wohl mehr von ihren Anhänger:innen als in eigener Person – zu Gegnern stilisiert. 1 Johannes Brahms, Komponist (Zeitgenosse Bruckners), zit. n. Kalbeck Bd. 3, S. 408f, Anm. 1 2 Johannes Brahms, Komponist (Zeitgenosse Bruckners), zit. n. Göll.-A 4/2, S. 244 Bildquelle: Österreichische Nationalbibliothek, https://onb.digital/result/1176C7C8 Seite 3/7 Anton Bruckner, der Symphoniker Während Bruckners Musik und seine Person im 19. Jahrhundert sowohl kritisiert als auch bewundert wurden, sind seine Symphonien heute weltberühmt. Obwohl er unzählige kirchenmusikalische Werke sowie weltliche Vokalmusik schrieb, gilt er insbesondere als bedeutender Sym- phoniker. Er verlieh dieser Gattung durch seinen persönlichen „musikali- schen Wortschatz“ eine völlig neue Dimension und entwickelte sie weiter. „Es gibt eine köstliche, höchst einfache Methode, Kunstwerke miß- zuverstehen. Man wendet alte ästhetische Grundsätze auf moderne Werke, und die neueste Aesthetik auf alte Schöpfungen an. Das hat immer geholfen.“ 3 Anton Bruckner verlieh seinen Werken epische Länge, indem er musi- kalische Themen in seinen Symphonien über weite Strecken zum Hö- hepunkt entwickelte. Aus dieser Entwicklungskonzeption erklärt sich die durchschnittliche Länge von etwa 65 Minuten pro Symphonie, was für damalige Hörer:innen eher ungewohnt war: „… viel Bombast; dazu noch von unverschämter Länge …“ 4 (Clara Schumann, Pianistin, Komponistin und Zeitgenossin Bruckners über die 3. Symphonie) Eduard Hanslick, ein österreichischer Musikästhetiker und einer der einflussreichsten Musikkritiker zur Zeit BrucknersBruckners, urteilte über die 7. Symphonie: 5 3 Besprechung durch Robert Hirschfeld in der »Presse« Nr. 355, 23.12.1892, S. 1f 4 Brief Clara Schumanns an Johannes Brahms, in: Hildegard Weber (Hg.), Das „Museum“. Einhundertfünfzig Jahre Frankfurter Konzertleben 1808–1958. Frankfurt am Main 1958, S. 77 5 Eduard Hanslick in der Neuen Freien Presse Nr. 7755 auf S. 2 in: https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=18860330&seite=2 (abgerufen am 17.6.2023) Seite 4/7 Anton Bruckner, der Symphoniker Anton Bruckner war ein Meister des Kontrapunkts (einer komplexen mehrstimmigen Satztechnik), den er seit seiner Kindheit studiert hatte. Hinsichtlich der Form blieb Bruckner der Tradition verbunden und verwendete durchgehend das Modell des klassischen viersätzigen Symphonieschemas. Jedoch füllte er die Form klanglich mit neuen stilistischen Inhalten. Der Komponist Hugo Wolf schrieb in einem Brief an einen Freund über die Uraufführung der 8. Symphonie am 18.12.1892: „Diese Symphonie ist die Schöpfung eines Giganten und überragt an geistiger Dimension, an Fruchtbarkeit und Größe alle anderen Sym- phonien des Meisters.“ 6 Symphonie Eine Symphonie oder Sinfonie ist ein Instrumentalwerk für Orchester, das in seiner Form und Besetzung über die Jahrhunderte variierte. Im 18. Jahrhundert bildete sich die allgemein bekannte klassische vier- sätzige Form (aus vier Teilen bestehend) der Symphonie aus, die bis heute eine dominierende Stellung im Orchesterrepertoire einnimmt. Der US-amerikanische Musikwissenschaftler Nicholas Temperley schreibt 1980 im renommierten Musiklexikon „The New Grove Dictio- nary of music and musicians“: „Bruckner alone succeeded in creating a new school of symphonic writing. Some have called him conservative, others radical. Really, he was neither, or alternatively a fusion of both.” 7 Bruckner schrieb insgesamt elf Symphonien. Seine Studiensymphonie in f-Moll (1863), welche eine der letzten Aufgaben seines Kompositions- lehrers Otto Kitzler war, lehnte Bruckner später ab. Kitzler bemerkte lediglich, dass die Arbeit nicht sehr inspiriert sei. Sie wird gelegentlich als Studiensymphonie aufgeführt. Weshalb Bruckner seine Sympho- nie in d-Moll (aller Wahrscheinlichkeit nach 1869, also zwischen seiner Ersten und Zweiten entstanden), bekannt als „Die Nullte“, annullierte, bleibt unklar. Somit gehören zum gängigen Konzertrepertoire heute bevorzugt neun Bruckner-Symphonien. Bruckners eigener Antrieb (als Improvisator war er es gewohnt, ein Thema unterschiedlich zu verwenden und beim Komponieren arbeite- te er offenbar schnell), eine Markttauglichkeit seiner Symphonien und damit verbunden eine Sehnsucht nach Erfolg sowie Anregungen von Dirigenten und Musikern, die ihm entweder wohlwollend, verständnis- los oder feindselig gegenüberstanden, bewegten ihn dazu, von den 6 Hugo Wolf an Emil Kauffmann (Tübingen), 23.12.1892. In: Hugo Wolf‘s Briefe an Emil Kauffmann. Edmund Kellmer (Hrsg.) Berlin 1903, S81ff 7 Temperley, Nicholas (1985): Bruckner’s Symphonies: Overview and Interpretation. In: Horton, John (Hg.) / Laki, Peter (Hg.): The New Grove’s Late Romantic Masters: Bruckner, Brahms, Dvorak. New York: W.W. Norton & Company, S.20 Seite 5/7 Anton Bruckner, der Symphoniker meisten seiner Symphonien mehrere Fassungen zu erstellen. Er war 27 Jahre seines Lebens (von 1869 bis 1896) damit beschäftigt, ideale Fassungen oder mehrere eigenständige Fassungen zu gestalten.8 Wie die Wahrnehmung und Einschätzung von Bruckners Symphonien sich verändert hat, beschreibt der britische Musikwissenschaftler Ni- cholas Cook folgendermaßen: „At first sight these processes seemed so bizarre and unprecedented as to be taken as evidence of mere incompetence. Now it is understood that Bruckner’s unorthodox methods of structure were inevitable[...]. Bruckner created a new and monumental kind of symphonic organism, [...] to express [...] something elemental and metaphysical.“ 9 Impulsfragen Künstler:innen setzen sich mit ihrem Schaffen der Öffentlichkeit aus - und damit unterschiedlichen Meinungen, Bewertungen und Kritik. Aber nicht nur über ihr Werk, auch über ihre Person wird geschrie- ben und gesprochen. Wie gehst du damit um, wenn Dich jemand öffentlich kritisiert? Was macht das mit dir? Inwieweit beeinflusst es deine Entscheidungen / dein Schaffen? Warm-up Warm-up mit Bruckner-Rhythmus Information: Mit einer Bodypercussion zum Bruckner-Rhythmus (2er + 3er siehe Material „Bruckners musikalischer Wortschatz“) den vorgeschlage- nen Substantiven „Anton/ Bruckner / Lehrer/ Linzer/ Wiener“ sowie „Komponist / Organist“ werden die Schüler:innen auf die folgenden Zugänge eingestimmt. Arbeitsauftrag: Schafft genügend Platz im Raum und teilt euch in zwei Gruppen auf. Gruppe 1 wählt gemeinsam jeweils zwei Bodypercussion-Aktionen für die zwei Viertel-Schläge zu den Silben An-ton, Bruck-ner, Leh-rer, Lin- zer oder Wie-ner aus. Die Silben dieser Substantive werden zeitgleich mit der Bodypercussion-Aktion laut gesprochen. Gruppe 2 wählt jeweils drei Bodypercussion-Aktionen für die drei Viertel-Triolen-Schläge zu den Silben Kom-po-nist oder Or-ga-nist aus, die ebenso parallel zu den Bodypercussion-Aktionen gespro- chen werden. 8 Renate Ulm (Hg.): Die Symphonien Bruckners. Bärenreiter Werkeinführungen, 6. Auflage 2019 9 Cook, Nicholas (1980): Bruckner, Anton. In: Sadie, Stanley (Hg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Band 3, London: Macmillan Verlag, S.180. Seite 6/7 Anton Bruckner, der Symphoniker Beispiel: Gruppe 1 beginnt: „An-ton“, Gruppe 2 schließt direkt mit „Kom-po- nist“ an. Es können beliebig viele Durchgänge mit unterschiedlichsten Body- percussion-Aktionen zu den von den Schüler:innen ausgewählten Substantiven durchgeführt werden. Bodypercussion-Aktionen: schnipsen klatschen auf den Handrücken wischen klatschen auf den Brustkorb auf die Oberschenkel stampfen klatschen patschen Zugang Input / Diskussion Zu Beginn wird empfohlen, ein Porträt von Anton Bruckner (1824–1896) an die Wand zu projizieren und die Schüler:innen zu fragen, was sie über Anton Bruckner wissen, ob sie Werke (u. a. Symphonien), Denk- mäler, Anekdoten von ihm kennen oder womit sie ihn persönlich in Verbindung bringen. Nach dem Austausch erhalten die Schüler:innen den Lückentext über Anton Bruckner, den Symphoniker (siehe PDF Bruckner, der Sympho- niker). Die Inhalte (siehe Informationen) werden von der Lehrperson frei referiert, damit die Schüler:innen die fehlenden Textstellen im An- schluss ergänzen können. Seite 7/7