Allgemeine-Vorlesung 2 PDF
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Hochschule Fresenius
Marcel Rössler
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This document discusses visual perception in infants and children, including various experimental methods like habituation experiments, preferential looking, and the registration of visually evoked potentials. The document explores the development of visual processing, focusing on aspects such as color vision, depth perception, and face recognition in children and infants. It also discusses the methodology used for studying these aspects of infant development.
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Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Habituationsexperimente Techniken der Säuglingsforschung 1. Habituationsphase mit Reiz A bis Fixationsdauer unter 50 % der ursprünglichen Dauer absinkt 2. Darbietung von Testreiz B, Messung der Fixationsdauer...
Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Habituationsexperimente Techniken der Säuglingsforschung 1. Habituationsphase mit Reiz A bis Fixationsdauer unter 50 % der ursprünglichen Dauer absinkt 2. Darbietung von Testreiz B, Messung der Fixationsdauer Lange Fixationsdauer Säugling dishabituiert Testreiz wird als neu wahrgenommen Fixationsdauer bleibt niedrig Testreiz nicht als neu wahrgenommen 57 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Habituationsexperimente Techniken der Säuglingsforschung Beispiel für ein Habituationsexperiment Farbensehen bei Säuglingen anhand von physiologischen und Verhaltensmerkmalen 58 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Präferenz-Methode Techniken der Säuglingsforschung 1. Darbietung von zwei visuellen Reizen gleichzeitig 2. Registrierung der Blickzeiten auf beide Reize (Beobachter sieht nicht, welcher Reiz auf welcher Seite dargeboten wird) Fixation eines Testreizes durch den Säugling (Säugling blickt einen Testreiz länger an) Nachweis, dass der Säugling die beiden Reize unterscheiden kann Nachweis, welchen Reiz er präferiert 59 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung #Vertiefung: Entwicklung der Wahrnehmung Registrierung von visuell evozierten Potentialen Techniken der Säuglingsforschung Elektroden über dem visuellen Kortex auf der Kopfhaut des Säuglings Erfassen der Summenpotentiale 1. Baby betrachtet einen Reiz längere Zeit 2. Plötzliches Ersetzen durch einen anderen Reiz Entsteht ein evoziertes Potential, so werden die Reize unterschieden 60 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Übersicht zur Entwicklung des Sehens Bei Geburt sind alle Sinne des Kindes arbeitsfähig Sehsinn am unreifsten ausgebildet (entwickelt sich allerdings am schnellsten) Bei Geburt keine Konvergenz der Augen, sie “purzeln” einzeln durcheinander Kein Scharfstellen durch Ausdehnung oder Verengung der Pupille Entfernungsbereich zwischen 19 und 25 cm ist scharf gestellt Entfernung zum Gesicht der Mutter, wenn das Kind im Arm liegt Im Alter von zwei Monaten ist die Sehschärfe des Säuglings 20 mal schlechter als die eines normalsichtigen Erwachsenen. Im Alter von sechs Monaten ist sie fast angeglichen. 61 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Übersicht zur Entwicklung des Sehens Gründe für geringere Sehschärfe des Neugeborenen: Wenige Zapfen in der Fovea (noch nicht ausgereift und „dicker“ in der Form) Geringere Verschaltung im visuellen Kortex Rote Punkte repräsentieren die dünnen Außensegment der Zapfen. (Sie enthalten weniger Sehpigmente, die Licht absorbieren können) 62 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung -mu Simulation der optischen Wahrnehmung einer Katze im Abstand von 60 cm Präferenzparadigma Bei zu geringem Auflösungsvermögen erscheinen beide Flächen gleichmäßig grau Kein wahrgenommener Unterschied Bei ausreichender Auflösung sind Streifen interessanter Habituationsparadigma Habituation auf graue Fläche Baby dishabituiert sobald es ein Streifenmuster erkennt 63 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Verschaltung der Neuronen im visuellen Kortex 64 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung #Vertiefung: Entwicklung der Wahrnehmung Verschaltung der Neuronen im visuellen Kortex Kleinster wahrnehmbarer Helligkeitsunterschied Hängt von der Ortsfrequenz des Musters ab Ortsfrequenz beschreibt die Feinheit eines Musters auf der Retina Je höher die Ortsfrequenz, umso feiner das Muster Musterperioden pro Sehwinkelgrad (hier schwarz-weiß) Ortsfrequenz des gleichen Musters wird geringer, wenn man die Entfernung verringert 65 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung #Vertiefung: Entwicklung der Wahrnehmung Kontrastsensitivität von Säuglingen und Erwachsenen (Goldstein, 2008, S. 394) Die Kontrastsensitivität ist definiert als Kehrwert des Kontrastes. d.h. je stärker der Kontrast, desto geringer die Kontrastsensitivität (z.B. Hell-Dunkel-unterschied zwischen zwei Stäben) Die Kontrastsensitivität hängt außerdem von der Ortsfrequenz ab. Bei Erwachsenen ist die größte Sensitivität für 3 Perioden / Winkelgrad 66 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Farbwahrnehmung im Alter von vier Monaten (Bornstein et al., 1976) Frage: Nehmen Säuglinge die gleichen Farbkategorien wahr wie Erwachsene? Wie müsste das Ergebnis aussehen, wenn die Babys grün und blau so wahrnehmen wie wir? 67 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Farbwahrnehmung im Alter von vier Monaten (Bornstein et al., 1976) Frage: Nehmen Säuglinge die gleichen Farbkategorien wahr wie Erwachsene? Dishabituierung keine Dishabituierung 68 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Farbwahrnehmung bei Säuglingen (Goldstein, 2008, S. 395) Säuglinge verfügen über weniger und schlechter entwickelte Zapfen. Wie gut können Säuglinge Farben sehen? Methodisches Problem: Farbe und Helligkeit häufig konfundiert Es müssen Farbstimuli gleicher Helligkeit verwendet werden. 69 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung „Vertraute Größe“ von Objekten als Tiefenhinweis (Granrud et al., 1985) Ab 7 Monate: Greifen nach dem scheinbar näheren Objekt Goldstein, 2008, S. 398 70 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung: Tiefenwahrnehmung Die visuelle Klippe (Gibson & Walk, 1960) 71 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung: Tiefenwahrnehmung Die visuelle Klippe (Gibson & Walk, 1960) Zielgruppe: Babys zwischen 6 und 14 Monaten Mütter versuchen, sie „über die Klippe“ zu locken Ergebnisse: Krabbelkinder sind kaum zu bewegen, sich auf die „tiefe“ Seite der Klippe zu bewegen. Setzt man die Kinder auf die „tiefe“ Seite, zeigt sich erst ab dem Krabbelalter eine Angstreaktion Reaktion auf Tiefe hängt mit der motorischen Reife zusammen 72 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung #Vertiefung: Entwicklung der Wahrnehmung: Tiefenwahrnehmung Farb- und Tiefenwahrnehmung im Kindesalter Bornstein et al. und weitere Forschungen Säuglinge können Farben unterscheiden In etwa Unterscheidung der gleichen Farbkategorien wie Erwachsene Fox et al. (1980) Ab 3 Monaten Erkennen von Stereogrammen (Bilder mit räumlichem Eindruck) Nutzung von Querdisparation Nutzung von monokularen Tiefenreizen ab ca. 5-7 Monaten 73 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung #Vertiefung: Entwicklung der Wahrnehmung Wahrnehmungsmechanismen für Gesichter Morton und Johnson (1991) bewegten Pappstreifen mit verschiedenen Mustern vor den Augen der Neugeborenen Untersuchung, ob Kinder allen Reizen gleich stark mit den Augen folgten 74 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung #Vertiefung: Entwicklung der Wahrnehmung Wahrnehmungsmechanismen für Gesichter (Goldstein, 2008, S. 400) Präferenz für Objekte mit Übergewicht an Information in der oberen Hälfte 75 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Versuche zur Gesichtserkennung (Goldstein, 2008, S. 410) Frage: Unterscheiden Kinder menschliche Gesichter genauso wie Affengesichter? (Paarvergleiche) 1. Alleinige Darbietung des linken Bildes 2. Anschließend gleichzeitige Darbietung von linkem und rechtem Bild Unterscheiden Kinder die Reize, so dehabiturieren sie Fixieren neues Gesicht länger 76 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung GrafenFindstevant Entwicklung der Wahrnehmung Betrachtungszeiten aus dem Paarvergleichsversuch (Goldstein, 2008, S. 410) Die Fähigkeit tierische Individuen genauso gut zu unterscheiden wie menschliche Individuen, nimmt mit dem Lebensalter ab. 77 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung #Vertiefung: Entwicklung der Wahrnehmung Visuelle Präferenzen von Neugeborenen Farben und Schwarz-Weiß-Kontraste vor Grau Muster vor homogenen Flächen Einfache Muster vor komplexen Mustern Symmetrische Objekte vor unsymmetrischen Vertikal symmetrische vor horizontal symmetrischen Mustern Gesichter vor anderen symmetrischen Figuren Kurvilineare Muster vor geradlinigen Mustern Bewegte Objekte vor unbewegten Objekten Bereits Neugeborene haben spezifische Wahrnehmungsmechanismen für unterschiedliche Muster und deutliche Präferenzen 78 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung #Vertiefung: Entwicklung der Wahrnehmung Kommunikation zwischen Mutter und ungeborenem Kind Intrauterines Leben (innerhalb der Gebärmutter) als erste ökologische Situation des Menschen Das Individuum ist von Anfang an eine psychologische Einheit Kann sich nur in kontinuierlichen Dialog mit der physischen und sozialen Umwelt entwickeln Spätestens ab der 24 Woche kann der Fötus Geräusche wahrnehmen Herzschlag der Mutter Stimmen der Eltern Magen-, Darm-, u.ä. Geräusche des mütterlichen Körpers Ständig wahrnehmbarer Herzschlag der Mutter vermittelt dem Kind Vertrautheit und Geborgenheit Auch noch nach der Geburt bewirkt der Herzschlag eine Beruhigung beim Kind (Mutter trägt das Kind auf der linken Seite) 79 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Präferenz der Mutter mit und ohne verbale Ansprache Erkennen Kinder ihre Mutter an der Stimme oder am Gesicht? 80 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Präferenz der Mutter mit und ohne verbale Ansprache 4,5 Monate alte Säuglinge Kinder erkennen Säugling kann über Saugen kontrollieren, ob Stimme der Mutter oder fremder Person eingespielt wird → Präferenz der Mutter Reaktion auf Gesichter, die zu Lautäußerung passen De Caspar ließ pränatal Babys Geschichten vorspielen. Nach der Geburt konnten die Babys ‘per Sauger’ eine Geschichte ‘auswählen’ → bekannte Geschichte wurde bevorzugt Die Kinder reagieren dabei nicht auf den Inhalt der Geschichten, sondern auf die Rhythmik der Sprache 81 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.) Visuelle Wahrnehmung Entwicklung der Wahrnehmung Geruchs- und Geschmackswahrnehmung (Goldstein, 2008, S. 409) (Vor erster Brust- bzw. Flaschennahrung) Reaktion auf K = geruchslosen Wattebausch BA/VA= künstl. Bananen oder Vanillearoma FL = künstl. Fischaroma FE= künstl. Faule Eier Gesichtsausdruck bei saurem Geschmack (10 Stunden alter Säugling) 82 Differentielle und Persönlichkeitspsychologie | Marcel Rössler (M.Sc.)