Sozialpsychologische Grundlagen - Vorlesungsfolien PDF
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Universität Wien
Arnd Florack
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These lecture notes cover social psychology, particularly the effects of social situations on human experience and behavior. They discuss concepts including social influence, conformity, and automatic imitation. The notes also reference various experiments and research papers.
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Sozialpsychologische Grundlagen Univ.-Prof. Dr. Arnd Florack Veranstaltungs-Nr. 200016 Ablauf Im Hörsaal + Podcasts Folien auf Moodle verfügbar Stellen Sie Fragen im Forum Einordnung und Inhalte Sozialer Einfluss ...
Sozialpsychologische Grundlagen Univ.-Prof. Dr. Arnd Florack Veranstaltungs-Nr. 200016 Ablauf Im Hörsaal + Podcasts Folien auf Moodle verfügbar Stellen Sie Fragen im Forum Einordnung und Inhalte Sozialer Einfluss Sozialpsychologie Psychologie Überprüfung von Theorien zur Erklärung menschlichen Verhaltens Sozialpsychologie im sozialen Kontext als Konsequenz sozialer Interaktion und Kommunikation Beispiel 1 Event vor dem Eiffel Turm, 5. November 2012 Nicht angekündigter Auftritt von PSY Video 2012, bis dahin meist aufgerufenes Video in der Geschichte von Youtube Erstes Video mit mehr als eine Milliarde Zugriffen Bis heute mehrere Milliarden Zugriffe Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=TQcFBCovBnk&ab_channel=OFFProductions Zentrale Thesen der Vorlesung (Soziale) Situationen haben einen enormen Einfluss auf unser Erleben, unsere Sicht auf die Welt und unser Verhalten (The power of the Situation) Zentrale Thesen der Vorlesung (Soziale) Situationen haben einen enormen Einfluss auf unser Erleben, unsere Sicht auf die Welt und unser Verhalten Wir konstruieren eine sozial-geteilte Realität Beispiel 2 London, Liverpool Station, 15. Januar, 2009 Flash Mob: Tänzer tanzen Video wird auf Youtube geteilt: In kurzer zeit 16 Millionen Zugriffe 3 Monate später Selbst organisierte Wiederholung Mehr als 13.000 Teilnehmer*innen Bahnhof wurde geschlossen Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=VQ3d3KigPQM&ab_channel=lifesforsharing Zentrale Thesen der Vorlesung Wir unterschätzen den Einfluss von Situationen auf andere Menschen und auf uns selbst. Wir überschätzen die Bedeutung der Individualität. Zentrale Thesen der Vorlesung Wir wissen nicht, was wir nicht wissen. Wir sind gut darin, unser Verhalten zu rechtfertigen. Wir können schnell und effektiv Beurteilungen fällen. Wir unterliegen aber Illusionen. Sozialer Einfluss und soziale Prozesse sind für Menschen überlebenswichtig, können aber auch negative Folgen haben Sozialpsychologie Themen Sozialer Einfluss und Konformität Überzeugung und Einstellungsänderung Einstellung und Verhalten Prosoziales Verhalten Attraktivität und interpersonelle Beziehungen Selbstwahrnehmung, Selbstaufmerksamkeit und Selbstkontrolle Soziale Vergleiche und Selbstwert Stereotype, Vorurteile und Intergruppenkonflikte Ziel der Veranstaltung Ziele und Hoffnungen – Interesse wecken – Grundlagen schaffen – Sie wissen auch noch nach der Klausur, was wir hier gemacht haben Die Realität – Studierende in Vorlesungen etwa 15 min aufnahmefähig sind Klausur Digitale Prüfung – Prüfungstermine in u:find – Erster Termin: 30.01.25 – Open Book Format / digital Inhalte – Buch + Vorlesung Aronson, E., Wilson, T. D., & Akert, R. M. (2020). Social Psychology (10th ed.). Upper Saddle River: Pearson. – ACHTUNG: Vorlesung geht über das Buch hinaus! Modus – Multiple Choice – Teilpunkte Sozialer Einfluss Sozialer Einfluss Automatische Imitation Schwarmverhalten © Harrison Haines, Pexels Soziale Ansteckung beim Affen (Campbell et al., 2009) Campbell, M. W., Carter, J. D., Proctor, D., Eisenberg, M. L., & de Waal, F. B. (2009). Computer animations stimulate contagious yawning in chimpanzees. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 276(1676), 4255-4259. Automatische Imitation Zwei Wege – Aktivierung von Ziel – Aktivierung von motorischen Bewegungen (z.B. Mimikry) Imitation von Zielen bei 14 Monate alten Kindern (Gergely et al., 2002) Green = manual touch Blue = head used Gergely, G., Bekkering, H., & Király, I. (2002). Rational imitation in preverbal infants. Nature, 415(6873), 755-755. Zielunabhängige Imitation (Genschow, Florack & Wänke, 2013) Tasse Schlauch Genschow, O., Florack, A., & Wänke, M. (2013). The power of movement: Evidence for context-independent movement imitation. Journal of Experimental Psychology: General, 142(3), 763. Automatische Imitation Funktionen – Aktivierung von adaptivem Verhalten (z.B. Zuwendung zu wichtigen Stimuli) – Empathie und Verstehen der anderen Sozialer Einfluss Sozialer Einfluss Automatische Imitation Informativer Einfluss Experimente zur Wirkung des autokinetischen Effekts in Gruppen (Sherif, 1936) Quelle: Materialien zum Lehrbuch von Aronson et al. Experiment (Baron et al., 1996) Übereinstimmung mit der Gruppe bei schwieriger Aufgabe (in Prozent) 70 53 35 18 0 Unwichtig Wichtig Ergebnisse Baron, R. S., Vandello, J. A., & Brunsman, B. (1996). The forgotten variable in conformity research: Impact of task importance on social influence. Journal of Personality and Social Psychology, 71(5), 915-927. Sozialer Einfluss Bsp. „War of the worlds“ von Orson Welles – Ladies and gentlemen, I have a grave announcement to make. Incredible as it may seem... those strange beings who landed in the Jersey farmlands tonight are the vanguard of an invading army from the planet Mars! Bsp. Psychogene Massenerkrankung – Das Auftreten ähnlicher physischer Symptome ohne erkennbaren Grund Kim, H., & Florack, A. (2021). When social interaction backfires: Frequent social interaction during the COVID-19 pandemic is associated with decreased well- being and higher panic buying. Frontiers in psychology, 12. Sozialer Einfluss Sozialer Einfluss Automatische Imitation Informativer Einfluss Normativer Einfluss Einschätzung von Linien (Asch, 1956) Quelle: Materialien zum Lehrbuch von Aronson et al. Linien – Experiment (Asch, 1956) Quelle: Materialien zum Lehrbuch von Aronson et al. Linien – Experiment (Asch, 1956) Äußerungen eines Teilnehmers – „... Ich stand da wie ein Blinder... Ich wollte mich nicht gerne zum Narren machen... Ich wusste, dass ich definitiv im Recht war... (aber) sie mochten annehmen, dass ich seltsam bin.“ Baron et al. (1996) – 2. Teil Übereinstimmung mit der Gruppe bei einfachen Aufgaben (in Prozent) 70 ACHTUNG: 53 Wenn die Dias ganz lange gezeigt wurden! = Test des normativen Einflusses 35 18 0 Unwichtig Wichtig Baron, R. S., Vandello, J. A., & Brunsman, B. (1996). The forgotten variable in conformity research: Impact of task importance on social influence. Journal of Personality and Social Psychology, 71(5), 915-927. Experiment (Reno, Cialdini & Kallgren, 1993) Injunktive Norm (soll) – Wir beobachten, wie Verhalten sozial geschätzt oder abgelehnt wird Deskriptive Norm (ist) – Wir beobachten, wie etwas typischerweise geschieht Experiment (Reno, Cialdini & Kallgren, 1993) Wie verhalten wir uns wirklich? „Hier werfen viele Müll weg“ „Hier wirft eigentlich sonst niemand Müll weg“ Wie soll man sich verhalten? „Abfall wegwerfen ist unerwünscht“ Quelle: Materialien zum Lehrbuch von Aronson et al. Broken Window Theory (Keizer, Lindenberg & Steg, 2008) 70 Anteil Probanden, die Flyer 53 wegwerfen 35 18 0 keine Graffitis Graffitis Keizer, K., Lindenberg, S., & Steg, L. (2008). The spreading of disorder. Science, 322(5908), 1681-1685. Konformität Metaanalyse von Bond & Smith (1996) Konformität höher – Je größer die Majorität – Wenn Majorität aus Eigengruppenmitgliedern zusammengesetzt ist – Wenn Kultur kollektivistisch (vs. individualistisch) – Wenn weibliche Teilnehmer (Griskevicius et al., 2006: Unterschied zwischen Männer und Frauen größer, wenn Mating Behavior) Aber – Effekt sinkt z.T. seit den ersten Studien von Asch! Konformität: Weitere Faktoren Verstärkende Bedingungen – Geringer Selbstwert Schwacher Zusammenhang – Soziale Zurückweisung – Gegenseitige Abhängigkeit Exp. Deutsch und Gerard (1955) – Theaterkarten für die Gruppen mit den wenigsten Fehlern – Konformitätseffekt verstärkt sich (Verdopplung) – Wenn Aufgaben einfach und nicht wichtig sind Exp. Baron et al. (1996) – Erkennung von „Tätern“ auf Dias Sozialer Einfluss Sozialer Einfluss Automatische Imitation Informativer Einfluss Normativer Einfluss Sozialpsychologische Grundlagen Univ.-Prof. Dr. Arnd Florack Das Selbst Woher wissen Sie, dass Sie heute die gleiche Person sind, wie gestern? Woher wissen Sie, dass Ihr Erleben nicht von einer Maschine simuliert wird? Warum ist das wichtig für uns? Gibt es das Selbst überhaupt? David Hume (1711-1776) Es gibt keine dauerhaftes Selbst Gefühl der Identität ergibt sich aus dem Fluss an Wahrnehmungen und Erfahrungen "For my part, when I enter most intimately into what I call myself, I always stumble on some particular perception or other, of heat or cold, light or shade, love or hatred, pain or pleasure. I never can catch myself at any time without a perception, and never can observe any thing but the perception." https://www.yorku.ca/blogan/hume_pi Emmanuel Kant (1724-1804) Das Selbst kann nicht wahrgenommen werden, aber der Akt des Wahrnehmens kann wahrgenommen werden Beispiel Krankheiten Wir sehen die Symptome, aber nicht die Erkrankung Wir erkennen das Selbst durch seine Auswirkungen / seine Symptome Metapher „Taschenlampe“ Selbstwahrnehmungstheorie (Self Perception Theory) Eigene Gefühle und Einstellungen nicht immer klar Beobachtung des eigenen Verhaltens wie eine externe beobachtende Person Bem, D. J. (1972). Self-perception theory. In Advances in experimental social psychology (Vol. 6, pp. 1-62). Academic Press. Overjustification Lepper, M. R., Greene, D., & Nisbett, R. E. (1973). Undermining children's intrinsic interest with extrinsic reward: A test of the "overjustification" hypothesis. Journal of Personality and Social Psychology, 28(1), 129–137. William James (1842-1910) Selbst | "I have as many selves as there are people who recognize me“ | Selbst nicht nur durch unser eigenes inneres Verständnis bestimmt, sondern auch durch die Außenperspektiven der anderen Selbstkonzept (unsere Definition) | Summe der Überzeugungen, die Menschen über sich selbst haben | Ich bin sportlich. | Ich bin ein angenehmer Gesprächspartner. | Ich bin ängstlich. | Andere Menschen halten mich für zu … George Herbert Mead (1863-1931) | Selbsterkenntnis | Entsteht in Interaktion mit anderen, nicht durch Introspektion | Reflektierte Einschätzung - wir werden in den anderen reflektiert (Beispiel Vortrag) | Generalisierte Andere (generalized other) | Kinder erlernen soziale Rollen im Spiel | Bist du ein braves Kind? = Was denkt meine Mutter: Bin ich ein braves Kind? Probleme der Introspektion | Posterstudie | Wahl von einem aus 5 Postern | A) Begründung (Introspektion) | B) Ohne Begründung | Nach einigen Wochen | Größere Unzufriedenheit mit der Wahl bei A | Weitere Studien | Nachdenken über sich selbst | Verringert die Fähigkeit, das eigene Verhalten vorherzusagen | Verringert die Korrelation zwischen eigenen Gefühlen und späterem Verhalten | Verringert die Korrelation von Urteilen zu Experteneinschätzungen Wilson, T. D., & Dunn, E. W. (2004). Self-knowledge: Its limits, value, and potential for improvement. Annu. Rev. Psychol., 55, 493-518. Wilson, T. D. et al. (1993). Introspecting about reasons can reduce post-choice satisfaction. Personality and Social Psychology Bulletin, 19(3), 331-339. Probleme der Introspektion | Zugänglichkeit stark kontextabhängig | Konstruktion von Wissen, das wir nicht haben | Unterdrückung und Veränderung von Wissen | Dominanz verbalisierbarer Information | Adaptive unbewusste Prozesse sind nicht zugänglich (Spitze des Eisbergsproblem) Selbst Definition Gesamtheit der psychologischen Mechanismen oder Prozesse, die es Menschen ermöglicht, sich selbst als Objekt der eigenen Aufmerksamkeit zu betrachten und bewusst über sich selbst nachzudenken. Jean Paul Sartre (1905-1980) „Im Blick des Anderen erfahre ich den Anderen als Freiheit, die mich zum Objekt macht.“ Sartre, J. P. (2023). Das Sein und das Nichts: Versuch einer phänomenologischen Ontologie. Rowohlt Verlag GmbH. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Eyes.jpg Theorie der Selbstaufmerksamkeit (Objective Self Awareness) Fokus auf die Welt um uns oder auf das Selbst Selbst als Objekt der eigenen Aufmerksamkeit Diskrepanz Regulation Private: Konsistenz mit Standards Public: Konformität Vermeidung der Selbstaufmerksamkeit (wenn Wahrscheinlichkeit der Diskrepanzreduktion gering) Carver, C. S. (2002). Self-awareness. In M. R. Leary & J. P. Tangney (Eds.), Handbook of Self and Identity (pp. 179–196). New York: Guilford Press. Wicklund, R. A. (1975). Objective self-awareness. In Advances in experimental social psychology (Vol. 8, pp. 233-275). Academic Press. Halloween Studie (N = 359) Prozent der Kinder, die mehr als eine Süßigkeit genommen haben 40 34 30 20 12 10 0 Ohne Mit Spiegel Beaman, A. L., Klentz, B., Diener, E., & Svanum, S. (1979). Self-awareness and transgression in children: Two field studies. Journal of Personality and Social Psychology, 37(10), 1835–1846. Selbstdiskrepanztheorie | „Tatsächliches“ Selbst (subjektive Einschätzung: Ich bin, tue, habe …) | Soll (Ought)-Selbst | Ich sollte mich unter Kontrolle haben, wenn ich mich ärgere | Ich sollte meinen Partner nicht betrügen | Ideal-Selbst (Ich wünsche mir, … ) | Ich würde gerne beeindruckende Vorträge halten | Ich möchte gerne sehr selbstbewusst auftreten Ideal Ought Niedrige Freude Entspannung Diskrepanz Hohe Enttäuschung Unruhe Diskrepanz Higgins, E. T. (1987). Self-discrepancy: a theory relating self and affect. Psychological Review. Flucht vor der Selbstaufmerksamkeit Vermeidung der Selbstaufmerksamkeit Ablenkung, Fokus auf andere Aufgaben (TV schauen, Arbeiten, …) Direkte Einwirkung auf Prozesse im Gehirn (Drogen, …) Konsequenzen Weniger selbstbezogenes Nachdenken Impulsive Handlungen Deindividuation Gustav Le Bon (1895), Psychologie der Massen „Die bewußte Persönlichkeit schwindet, die Gefühle und Gedanken aller Einheiten sind nach derselben Richtung orientiert. Es bildet sich eine Kollektivseele (…). Die Gesamtheit ist nun das geworden, was ich (…) als psychologische Masse bezeichnen werde. Sie bildet ein einziges Wesen und unterliegt dem Gesetz der seelischen Einheit der Massen.“ Folgendes wird geringer oder weniger bedeutsam Selbstaufmerksamkeit, Selbstkontrolle (Enthemmung), reflektives Nachdenken, individuelle Identität, Verantwortungsbewusstsein, Gedächtnis für eigene Handlungen Folgendes wird stärker Emotionalität und Beeinflussbarkeit Treiber von Deindividuation Anonymität Verlust des Verantwortungsbewusstsein Große Gruppen Reizüberflutung Veränderte Bewusstseinzustände (durch Drogen …) Zimbardo, P. G.. (1969().The human choice: Individuation, reason, and order versus deindividuation,impulse, and chaos. In W. J. Arnold & D. Levine (Eds.), Nebraska Symposium on Motivation (Vol. 17). Lincoln: University of Nebraska Press. Deindividuation und normabweichendes Verhalten Hypothese (Zimbardo) Deindividuation führt zur verringerten Orientierung an sozialen Normen und stärker normabweichenden Verhalten. Studie (vereinfacht) Studentinnen nehmen an Studie teil, bei der Kreativitität unter Stress untersucht wird Aufgabe: E-Shocks an andere Studentin vergeben Deindividuation Verkleidung, Nummern vs. Keine Verkleidung, Namenschild Person Nett vs. Unausstehlich Messung Wie lange wird die Shock-Taste gedrückt Zimbardo, P. G.. (1969().The human choice: Individuation, reason, and order versus deindividuation,impulse, and chaos. In W. J. Arnold & D. Levine (Eds.), Nebraska Symposium on Motivation (Vol. 17). Lincoln: University of Nebraska Press. Deindividuation und normabweichendes Verhalten Ergebnis Deindivididuation (vs. Kontrollgruppe) Shocks 2x so intensiv Keine Unterscheidung zwischen der netten vs. unausstehlichen Person Zimbardo, P. G.. (1969().The human choice: Individuation, reason, and order versus deindividuation,impulse, and chaos. In W. J. Arnold & D. Levine (Eds.), Nebraska Symposium on Motivation (Vol. 17). Lincoln: University of Nebraska Press. Deindividuation und normabweichendes Verhalten Studie Studierende im Raum Licht an Licht aus Gergen, K. J., Gergen, M. M., & Barton, W. H. (1973). Deviance in the dark:. Deindividuation und normabweichendes Verhalten Gergen, K. J., Gergen, M. M., & Barton, W. H. (1973). Deviance in the dark:. Deindividuation und normabweichendes Verhalten Gergen, K. J., Gergen, M. M., & Barton, W. H. (1973). Deviance in the dark:. Flow Positives Erleben Keine Selbstaufmerksamkeit Spontanes Verhalten Keine Sorge, die Kontrolle zu verlieren Gefühl von Kontrolle, aber keine Ausübung von Kontrolle Verändertes Zeitempfinden Während des Erlebens: „Die Zeit steht still“ Nach dem Erleben: „Wie ist die Zeit so schnell vorbeigegangen“ Csikszentmihalyi, M. (2013). Flow: The psychology of happiness. Random House. Selbstkategorisierungstheorie Konsequenz der Selbstkategorisierung als Gruppenmitglied Unterschiede zwischen den Gruppen werden größer, in den Gruppen kleiner wahrgenommen (Kohäsion) Orientierung am Prototyp Individuelle Eigenschaften weniger wichtig (Deindividualisierung); aber Normen der Gruppe werden wichtiger Turner, J. C., Hogg, M. A., Oakes, P. J., Reicher, S. D., & Wetherell, M. S. (1987). Rediscovering the social group: A self-categorization theory. Blackwell. Selbstwert Selbstwert (Self-Esteem) Warum haben wir einen Selbstwert? Warum sind wir motiviert einen positiven Selbstwert zu erlangen? Selbstwert | Erklärungsansatz 1 | Soziometer Theorie | Selbstwertgefühl = Sensor, der unsere sozialen Interaktionen überwacht und anzeigt, ob wir den Standards der Gesellschaft entsprechen und von anderen akzeptiert werden | Kontrolle des eigenen Werts für andere | Erhöht Wahrscheinlichkeit für Überleben / Reproduktion Leary, Mark R. "Sociometer theory." Handbook of theories of social psychology 2 (2012): 141-159. Selbstwert als Wundermittel? Wenig umstritten ein hohes Selbstwertgefühl führt dazu, dass man sich gut fühlt neue Herausforderungen annimmt trotz Misserfolgen durchhält Sehr umstritten dass ein gesteigertes Selbstwertgefühl dazu führt dass man in der Schule oder am Arbeitsplatz gute Leistungen erbringt dass man gesund lebt Kritik Korrelationen lassen keine kausalen Aussagen zu Hoher Selbstwert ist stark mit positiver Darstellung im Selbstbericht verbunden „Manipulation des Tachometers“ Krueger, J. I., Baumeister, R. F., & Vohs, K. D. (2022). Feeling good without doing good: Comment on Orth and Robins (2022). American Psychologist, 77(1), 18–19. Orth, U., & Robins, R. W. (2022). Is high self-esteem beneficial? Revisiting a classic question.American Psychologist, 77(1), 5–17. Forschung von Jennifer Crocker Das Problem ist nicht, dass Menschen einen hohen oder niedrigen Selbstwert haben, das Problem ist, dass sie einen hohen Selbstwert anstreben Wenn Menschen versuchen, ihr Selbstwertgefühl zu steigern und aufrechtzuerhalten, werden sie oft ängstlich und erleben Stress vermeiden sie Aktivitäten, bei denen die Gefahr des Scheiterns besteht betreiben Sie Self-handicapping vernachlässigen sie die Bedürfnisse anderer Crocker, J., & Park, L.E. (2004). The costly pursuit of self-esteem. Psychological Bulletin, 130, 392–414. Übungsaufgaben Was sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Dissonanztheorie und der Selbstwahrnehmungstheorie? Was ist der Unterschied zwischen der Selbstwahrnehmungstheorie und der Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit? Warum haben die Annahmen der ursprünglichen Deindividuationshypothese keine Allgemeingültigkeit? Sozialpsychologische Grundlagen Univ.-Prof. Dr. Arnd Florack Fehlerhafte Informationsverarbeitung Illusorische Korrelation – Fehlerhafte Wahrnehmung von Zusammenhängen in unserer Umwelt bei unvollständiger Information (fehlenden Beobachtungen) bei ungleicher Zahl der Beobachtungen für zwei Gruppen Illusorische Korrelation Erklärungsmodelle – distinkte Ereignisse haben Erinnerungsvorteil (Hamilton & Gilford, 1976); plus Verstärkung durch "Confirmation Bias“ Illusorische Korrelation Erklärungsmodelle – distinkte Ereignisse haben Erinnerungsvorteil (Hamilton & Gilford, 1976); plus Verstärkung durch "Confirmation Bias“ Illusorische Korrelation Erklärungsmodelle – ungewöhnliches Verhalten von Mitgliedern seltener Gruppen wird tiefer verarbeitet und löst Fokus auf Beziehung zwischen Verhalten und Gruppe aus (Risen et al., 2007) Illusorische Korrelation Viertel A Viel Kriminalität Viele Ausländer Viertel B Wenig Kriminalität Wenig Ausländer Trotzdem kann die Korrelation soziale Gruppe - Kriminalität = 0 sein. Illusorische Korrelation Erklärungsmodelle – wir assoziieren häufige mit anderen häufigen Ereignissen und seltene mit anderen seltenen (Kutzner & Fiedler, 2016) Illusorische Korrelation Erklärungsmodelle – kleine Stichprobe = mangelnde Reliabilität = Überschätzung seltener Ereignisse in Richtung einer Gleichverteilung seltener und häufiger Ereignisse (Fiedler, 1991) Metabox: Wo sind wir Definition: Vorurteile, Stereotype & Diskriminierung Messung: Vorurteile, Stereotype & Diskriminierung Vorurteile Konsequenzen: Das Leben mit dem Stigma Ursprung: Woher kommen Vorurteile und Stereotype? Aufrechterhaltung: Warum sind Vorurteile so schwer abzubauen? Aufrechterhaltung von Stereotypen Stereotyp (X sind aggressiv + emotional) Niedrige Aufmerksamkeit / Berücksichtigung starke Emotionen zusätzlicher Informationen Suche nach stereotyper Interpretation ambiger Auslösung stereotyper Information Information als stereotyp Reaktionen Confirmation Bias Self-fulfilling Prophecy Stereotypes Urteil Stereotypes Urteil (spontan) (durchdacht) Stereotypstützende Attribution verfestigt Stereotype Attribution (z.B. linguistic intergroup bias; Maas et al., 1989) – kognitive Grundlage erwartungskongruentes Verhalten wird abstrakt beschrieben und generalisiert ("X ist aggressiv") überraschende Abweichungen werden konkret beschrieben ("X hat Y an der Schulter berührt") – motivationale Grundlage Schutz der Eigengruppe / Stärkung der eigenen Identität Maass, A., Salvi, D., Arcuri, L., & Semin, G. R. (1989). Language use in intergroup contexts: The linguistic intergroup bias. Journal of Personality and Social Psychology. Maass, A., Ceccarelli, R., & Rudin, S. (1996). Linguistic intergroup bias: Evidence for in-group-protective motivation. Journal of Personality and Social Psychology. Metabox: Wo sind wir Individuum Werkzeug der soz. Wahrnehmung Illusorische Korrelation Confirmation Bias Repräsentation von Extremen Ursprünge / Aufrechterhaltung Konfundierung mit Rollen von Vorurteilen... Gruppe Frustration, Relative Deprivation Realistischer Konflikt Soziale Identität Tragödie im Heysel-Stadion 29. Mai 1985 Ausschreitungen vor Anpfiff des Endspiels um den Europapokal der Landesmeister FC Liverpool vs. Juventus Turin 39 Tote Frustration und Vorurteile Scapegoat Theory of Prejudice Funktion (Allport, 1954) Reduktion von Schuld und – Hinderung bei der Zielerreichung Unsicherheit durch führt zu Ärger und Frustration Erklärung – aktivierte Emotionen sind ähnlich zu der einer negativ bewerteten Mobilisierung und Fremdgruppe Ausrichtung der Gruppe – Emotionen werden im Gedächtnis mit der Probleme: Fremdgruppe assoziiert – unklar, welche Gruppe als „Scapegoat“ gewählt wird – Frustration führt nicht immer zu Aggression Rothschild, Z. K., Landau, M. J., Sullivan, D., & Keefer, L. A. (2012). A dual-motive model of scapegoating: Displacing blame to reduce guilt or increase control. Journal of Personality and Social Psychology, 102(6), 1148–1163. Frustration und Vorurteile Downward Comparison Theory (Ehrlich, 1973; Wills, 1981) – Menschen mit herabgesetztem Selbstwert suchen positive Vergleiche Studie (Fein & Spencer, 1997) Rating des Bewerbers (Eignung nach Persönlichkeit) 90 Leistungstest 85 – Positives Feedback 80 75 – Negatives Feedback 70 Beurteilung eines Bewerbers 65 60 – Italienischer / jüdischer Jude Italiener Abstammung Positives Feedback Negatives Feedack Selbstwert Veränderung des Selbstwerts (hohe Werte = Selbstwert steigt) – Vorher / nachher 5 4 3 2 1 Jude Italiener Fein, S., & Spencer, S. J. (1997). Prejudice as self-image maintenance: Affirming the self through derogating others. Journal of personality and Social Psychology, 73. Frustration und Vorurteile Führt die Bedrohung des Selbstwerts immer zu Vorurteilen? Fein & Spencer (1997) – Nur wenn es ein gängiges Stereotyp / Vorurteil gibt, das angewendet werden kann Crocker et al. (1987) – Bei Personen mit chronisch hohem Selbstwert, nicht bei Personen mit chronisch niedrigem Selbstwert Crocker, J., Thompson, L. L., McGraw, K. M., & Ingerman, C. (1987). Downward comparison, prejudice, and evaluations of others: effects of self-esteem and threat. Journal of Personality and Social Psychology, 52. Relative Deprivation Anwendungsbereich – benachteiligte Gruppe Grundannahme – Zufriedenheit der Gruppen hängt nicht allein von den objektiven Gegebenheiten ab – wichtig ist der Vergleich zu anderen Gruppen Relative Deprivation Studie Stouffer et al. (1949) Military Police Air Corps – niedriger Status – hoher Status – geringe Beförderungschancen – hohe Beförderungschancen – zufrieden – unzufrieden – keine Diskrepanz – Diskrepanz selbst - andere selbst - andere erhofft - tatsächlich erhofft - tatsächlich – keine relative Deprivation – relative Deprivation Pettigrew, T. F. (2015). Samuel Stouffer and relative deprivation. Social Psychology Quarterly, 78(1), 7–24. Relative Deprivation Randbedingungen – Ausmaß, in dem die aktuelle Situation von der erwarteten abweicht – Ausmaß, in dem dies als negativ erlebt wird – Häufigkeit, der relativen Deprivation innerhalb der Gruppe Crosby (1976) egoistische Deprivation – Vergleich auf individueller Ebene – kein Zusammenhang zu Vorurteilen fraternale Deprivation – Vergleich zwischen Eigen- und Fremdgruppe – verstärkt Vorurteile Crosby, F. (1976). A model of egoistical relative deprivation. Psychological Review, 83(2), 85. Relative Deprivation Kritik – oft Posthoc-Erklärung – Identifikation der Vergleichsgruppe unklar – ungenaue Spezifikation der Einflussvariablen, Moderatoren und Konsequenzen Realistic Conflict Theory (RCT) Campbell (1965) Anwendungsbereich – wie entstehen Konflikte – wie verlaufen sie – wie können sie aufgelöst werden Grundannahmen – Menschen als rationale Handelnde – die Ursprünge von Konflikten liegen im Wettbewerb der Gruppen um knappe Ressourcen Taylor, D. M., & Moghaddam, F. M. (1994). Realistic conflict theory. In D.M, Taylor, & F.M. Moghaddam (Eds.), Theories of intergroup relations: International social psychological perspectives, 35-60. Reale Bedrohung (realer Interessenskonflikt - gegenwärtig oder zurückliegend) Wahrgenommene Bedrohung Aktivierung von Intergruppenprozessen Intergruppenebene Intragruppenebene Individuelle Ebene - Verringerung der - Solidarität - Identifikation mit der Durchlässigkeit der Ingroup Gruppengrenzen - Bestrafung von Abweichlern - Abwertung der - Gruppenkonflikte Outgroup (Ethnozentrismus) Zwei oder mehr Gruppen Negative Interdependenz Positive Interdependenz (konkurrierende Ziele) (gemeinsame Ziele) Wettbewerb, dann Feindseligkeiten Negative Stereotype Bildung einer größeren Einheit Stolz und Solidarität Entwicklung von Normen, Ethnozentrismus Rollen,... Sherifs Sommerlagerstudien 3 Feldstudien – Einteilung in 2 Gruppen – Bildung von Freundschaften und Gruppenstrukturen (Gruppen wissen nicht von einander) – Wettbewerb zwischen Gruppen (Konflikt) – Kooperation durch übergeordnete Ziele Phase 3: Intergruppenkonflikt Negative funktionale Interdependenz führt zu – Feindschaft zwischen den Gruppen – negativen Stereotypen – gesteigerter Solidarität innerhalb der Gruppen – Ethnozentrismus – veränderten Gruppennormen Phase 4: Implementierung übergeordneter Ziele Hypothese: Positive funktionale Interdependenz führt zu Kooperation und reduzierter Feindschaft zwischen den Gruppen 1. Zusammenbruch der Wasserversorgung. – gemeinsame Suche nach dem Problem 2. Film – jede Gruppe gibt Geld zur Ausleihe 3. Wagen mit Essen bleibt stecken – Wagen wird mit dem Seil herausgezogen Wahl der Freunde = Gewinner % = Verlierer 100 90 80 70 Wahl von der In-Group 60 50 40 Wahl von der 30 Out-Group 20 10 0 Direkt nach Nach Etablierung von dem Konflikt gemeinsamen Zielen Unterschiedliche Arten der Bedrohung (siehe Stephan & Renfro, 2002) Bedrohung kultureller Werte Bedrohung materieller Kategorisierung + Ressourcen Intergruppenverhalten Bedrohung im direkten Kontakt (Intergruppenangst) Potentielle Probleme der realistischen Konflikttheorie 1. Positive Interdependenz ist keine notwendige Voraussetzung zur Bildung einer Gruppe. 2. Negative Interdependenz ist keine notwendige Voraussetzung von Intergruppenkonflikt. 3. Superordinierte Ziele sind nicht immer hinreichend zur Reduktion eines Konflikts. Theorie der sozialen Identität Basis – Menschen sind motiviert, sich zu vergleichen (Festinger: Theorie sozialer Vergleichsprozesse) Grundlegende Annahmen – Bedürfnis nach positivem Selbstkonzept (Aufrechterhaltung oder Erreichung) – Selbstkonzept auch über die Mitgliedschaft in Gruppen definiert – Selbstwert resultiert auch aus dem Vergleich der Eigengruppe mit anderen Gruppen – Situationen variieren auf einem Kontinuum von interpersonal zu intergruppal Konsequenz – Motivation zur Erlangung positiver Distinktheit – Favorisierung der Eigengruppe (auch z.B. in Urteilstendenzen zu erkennen) Verhaltenskontinuum Interpersonale Intergruppale Interaktion Interaktion - Personale Identität - Soziale Identität - Verhalten entsprechend - Verhalten entsprechend persönlicher Verhaltens- dem Prototypen muster Welches Bild gefällt Ihnen besser? Paul Klee Wassily Kandinsky Aufgabe Welche Spalte wählen Sie aus? Klee Nr. 16 3 7 11 12 13 14 Kandinsky 10 11 12 13 14 15 Nr. 123 X Tajfel, H., Billig, M. G., Bundy, R. P., & Flament, C. (1971). Social categorization and intergroup behaviour. European Journal of Social Psychology, 1(2), 149-178. Was ist eine minimale, aber hinreichende Bedingung zur Induktion von Intergruppenverhalten? Nr. 27 Klee-Gruppe (In-Group) Nr. 22 Kandinsky-Gruppe (Out-Group) Nr. 11 Klee-Gruppe (In-Group) Nr. 23 Kandinsky-Gruppe (Out-Group) Nr. 17 Klee-Gruppe (In-Group) Nr. 13 Kandinsky-Gruppe (Out-Group) Nr. 7 Klee-Gruppe (In-Group) Nr. 13 Kandinsky-Gruppe (Out-Group) Minimal Group Paradigm Erklärungen – Motivation zur Erlangung positiver Distinktheit (ursprüngliche Erklärung von Tajfel) – Positive Sichtweise auf das Selbst (und damit auf die Gruppe) – Tendenz zur Koalitionsbildung a) mit Bevorzugung der Eigengruppe als Norm und b) Erwartung der Reziprozität Dunham, Y. (2018). Mere Membership. Trends in Cognitive Sciences, 22(9), 780–793. Otten, S. (2016). The Minimal Group Paradigm and its maximal impact in research on social categorization. Current Opinion in Psychology, 11, 85-89. Bedürfnis: Zugehörigkeit zu Gruppen mit positiver und distinkter Identität Sozialer Vergleich Positive Identität Negative Identität Aufrecherhaltung Ausbau Suche nach Veränderung Statusunterschiede Instabil / illegitim Stabil / legitim Absorption Konfrontation Kreativität Soziale Vergleich innerhalb Umbewertung Mobilität der Gruppe Kollektivistische Strategien Individualistische Strategien Selbstkategorisierungstheorie Flexible Selbstkategorisierung Ich vs. Wir Viele mögliche Gruppenmitgliedschaften Wann wird eine Gruppe relevant? Turner, J. C., Hogg, M. A., Oakes, P. J., Reicher, S. D., & Wetherell, M. S. (1987). Rediscovering the social group: A self-categorization theory. Blackwell. Grundannahmen zu Gruppenprozessen: Selbstkategorisierungstheorie Salienz der Gruppenmitgliedschaft wahrscheinlicher wenn Hohe Zugänglichkeit im Gedächtnis z.B. oft in den Medien genannt Normative Passung (Verhalten entsprechend dem Stereotyp) z.B. der alte Feind Russland in den USA Strukturelle Passung (offensichtliche Unterschiede zwischen den Gruppen) Am Verhandlungstisch sitzt eine Partei auf der einen und eine andere auf der anderen Seite Akute Bedrohung Symbolisch oder realistische Konflikte Nochmal ganz einfach: Intergruppenbeziehungen Festinger Tajfel Theorie sozialer Vergleiche Theorie der sozialen Identität Crosby... Turner Theorie der relativen Theorie der Deprivation Selbstkategorisierung Sherif Theorie des realistischen Konflikts Die Effekte von Kontakt Interventionen mit direktem / indirektem Kontakt Reduzieren negative Einstellungen zu Fremdgruppen Wirken auch in Kontexten mit Konflikten Wirken stärker bei Majoritäten, aber auch bei Minoritäten Positive Effekte übertragen sich auf Einstellungen zu anderen Gruppen Lemmer, G., & Wagner, U. (2015). Can we really reduce ethnic prejudice outside the lab? A meta-analysis of direct and indirect contact interventions. European Journal of Social Psychology, 45(2), 152-168. Kontakt Warum sollte Kontakt helfen? Interaktionen auf personaler Ebene Abbau von Intergruppenangst Erlangung von „Wissen“ / Reduktion von Sampling Effekten Mere Exposure Kontakt: Herausforderungen Studie (Schofield & Sagar, 1977) – Beobachtung von Schülern in der Cafeteria – „Selbst“-Segregation nach Rasse / Geschlecht – Konflikte z.T. stärker – Schlussfolgerung – Institutionelle Unterstützung wird zusätzlich benötigt Kontakt: Herausforderungen Kontakthypothese (Allport): – Kontakt zwischen Gruppen führt zu einer Reduktion von Vorurteilen, wenn: – die Gruppen gleichen Status haben – sie gemeinsame Ziele verfolgen – sie kooperieren – institutionelle Unterstützung besteht JigsawJigsaw Classroom Classroom Ergebnisse im Vergleich zu traditionellem Unterricht – Positivere Einstellung Group 1: Child 5 zu Kindern der anderen Ethnic/gender mix Cats Gruppen of 5 kids zu den anderen Gruppen learning about pets Child 4 – Weniger Stereotype und Vorurteile Dogs – Höherer Selbstwert – Es wird genauso viel oder mehr Child 3 Child 2 gelernt Goldfish Child 1 Hamsters Canaries Übungsaufgaben In welcher Weise geht die Theorie der sozialen Identität über die Theorie des realistischen Konfliktes hinaus? Welche Aussage macht die Theorie des realistischen Konfliktes zur Reduktion von Intergruppenkonflikten? Was ist das Paradigma der minimalen Gruppe? Sozialpsychologische Grundlagen Univ.-Prof. Dr. Arnd Florack Ablauf Personenbeurteilung auf der Basis von wenig Information Vorurteile, Stereotype und Diskriminierung Formen und Definition Messung Eindrucksbildung: Situationale Einflüsse | Primacy Effect Ursprünglich von Asch (1946) | Eine Person ist | intelligent - fleißig - impulsiv - kritisch - sturköpfig - neidisch | Eine Person ist | neidisch - sturköpfig - kritisch - impulsiv - fleißig - intelligent Sullivan, J. (2019). The Primacy Effect in Impression Formation: Some Replications and Extensions. Social Psychological and Personality Science, 10(4), 432–439. Mechanismen, die zur Bestätigung des Eindrucks führen (Studie) | Kennenlerngespräch (1 Person fragt eine andere) | Teilnehmende kannten sich nicht | Fragen sollten aus einer Liste ausgewählt werden | Vorinformation | Befragter introvertiert vs. extravertiert Snyder, M., & Swann, W. B., Jr. (1978). Behavioral confirmation in social interaction: From social perception to social reality. Journal of Personality and Social Psychology, 36, 1202–1212. Mechanismen, die zur Bestätigung des Eindrucks führen (Studie) | Ergebnis (vereinfacht) | Fragen an angeblich extravertierte Person | Wie bringst du eine Part in Gang? | Fragen an angeblich introvertierte Person | Hast du dich schon einmal in einer Gruppe ausgeschlossen gefühlt? | Neutrale Beobachter fanden die „Introvertierten“ tatsächlich introvertierter Snyder, M., & Swann, W. B., Jr. (1978). Behavioral confirmation in social interaction: From social perception to social reality. Journal of Personality and Social Psychology, 36, 1202–1212. Mechanismen, die zur Bestätigung des Eindrucks führen | Mehr Kontakt zu den „netten“ Personen | Mere Exposure | Man findet mehr Gemeinsamkeiten | Reziprozität Video Eindrucksbildung: Thin Slizes (Studie) | Videos von Professoren während der Lehre (ohne Ton) | Auswahl von 3 zufälligen Ausschnitten (10 sec) | Bewertung | Kompetenz / Selbstbewusstsein / Engagement / … | Ergebnis | Hohe Korrelation zwischen den Urteilen nach den kurzen Videos und Beurteilung am Ende des Semesters (über verschiedene Stichproben von Verhalten r =.72) | Nicht durch phyische Attraktivität erklärbar | Eher globaler Eindruck Ambady, N., & Rosenthal, R. (1993). Half a minute: Predicting teacher evaluations from thin slices of nonverbal behavior and physical attractiveness. Journal of Personality and Social Psychology, 64, 431–441. Die Auswirkungen von Vorurteilen sind alltäglich Klink & Wagner (1999) – Interessentin erkundigt sich bei 40 Anbietern in Deutschland telefonisch nach der Möglichkeit einer Wohnungsbesichtigung – Sie spricht – Deutsch ohne Akzent – Deutsch mit Akzent – Ergebnis: – Mehr Einladungen zur Wohnungsbesichtigung, wenn in der Sprache kein Hinweis auf die Herkunft erkennbar war. Klink, A., & Wagner, U. (1999). Discrimination Against Ethnic Minorities in Germany: Going Back to the Field 1. Journal of Applied Social Psychology, 29(2), 402-423. Definitionen: Vorurteile „Vor-“Urteil Allport (1954) – „an antipathy based upon a faulty generalization“ Urteile, Emotionen und Verhalten in bezug zu Mitgliedern fremder Gruppen Vorurteile Stereotype Diskriminierung affektive Komponente kognitive Komponente Verhaltenskomponente Definitionen: Stereotype Walter Lippmann (1922), Journalist – „... we pick out what our culture has already defined for us, and we tend to perceive that what we have picked out in the form stereotyped for us by our culture.“ Urteile, Emotionen und Verhalten in bezug zu Mitgliedern fremder Gruppen Vorurteile Stereotype Diskriminierung affektive Komponente kognitive Komponente Verhaltenskomponente Diskriminierung Discrimination (Nelson, 2002) – „Any negative behavior directed toward an individual based on his/her group membership“ Urteile, Emotionen und Verhalten in bezug zu Mitgliedern fremder Gruppen Vorurteile Stereotype Diskriminierung affektive Komponente kognitive Komponente Verhaltenskomponente Xenophilia Xenophilia – „Xenophilia describes an attraction to foreign people, cultures, or customs that manifests itself in curiosity and hospitality toward foreigners and benevolent cross-cultural exploration“ Offenheit für Extraversion neue Erfahrung Xenophilia Stürmer et al. (2013). Psychological foundations of xenophilia: The role of major personality traits in predicting favorable attitudes toward cross-cultural contact and exploration. Journal of Personality and Social Psychology, 105(5), 832–851. Veränderungen in der amerikanischen Gesellschaft Der Fall Rosa Parks – 1. Dezember 1955 Weigerung den Platz im Bus für einen Weißen freizugeben Inhaftierung / Gerichtsverhandlung – November 1956 Oberster Gerichtshof in den USA entscheidet, dass die Rassentrennung in Bussen verfassungswidrig ist Veränderungen im offenen Rassismus (USA) Prozentsatz der Weißen Versuchsteilnehmer, die die entsprechende Eigenschaft angaben 1933 1967 1993 Abergläubig 84% 13% 1% Faul 75% 26% 5% Unwissend 38% 11% 5% Dumm 22% 4% 0% Als Nachbarn akzeptiert 41% 95% 95% Heirat akzeptiert 0% 66% 74% Akzeptanz in Europa vor der Flüchtlingskrise Eurobarometer (2008) Formen des Rassismus Subtle vs. Blatant Racism (Pettigrew & Meertens, 1995) – „Ausländer haben Arbeitsplätze, die eigentlich Österreichern zustehen“ (blatant) – „Ausländer erziehen ihre Kinder zu anderen Werten als sie hier in Österreich gebraucht werden“ (subtle) Modern Racism / Sexism (vergleichbar mit Subtle Racism) (McConahay, 1983) – „Diskriminierung gibt es heute nicht mehr.“ – „Die Forderungen der XY sind nicht fair.“ – „Die Gewinne, die Mitglieder von XY aus sozialen Programmen erhalten, stehen ihnen nicht zu.“ McConahay, J. B. (1983). Modern racism and modern discrimination: The effects of race, racial attitudes, and context on simulated hiring decisions. Personality and Social Psychology Bulletin, 9(4), 551-558 Pettigrew, T. F., & Meertens, R. W. (1995). Subtle and blatant prejudice in Western Europe. European journal of social psychology, 25(1), 57-75. Formen des Rassismus Symbolischer Rassismus (Kinder & Sears, 1981) – Mischung aus negativem Affekt und Moralvorstellungen im Rahmen einer protestantischen Ethik XY verletzen die Werte unsere Gesellschaft kein Problem mit anderen Gruppen als Grundlage negativer Bewertungen werden „objektive Unterschiede“ angeführt – Widerstand den Status Quo zu ändern (eigene Dominanz) Kinder, D. R., & Sears, D. O. (1981). Prejudice and politics: Symbolic racism versus racial threats to the good life. Journal of Personality and Social Psychology, 40(3), 414. Formen des Rassismus Aversive Racism (Gaertner & Dovidio, 2004) – Ambivalenz Gleichheitsgrundsätze gelernte negative Einstellungen – starke soziale Normen: keine Diskriminierung – schwache soziale Normen: Diskriminierung Dovidio, J. F., & Gaertner, S. L. (2004). Aversive racism. In M. P. Zanna (Ed.), Advances in experimental social psychology (Vol. 36, pp. 1-51). San Diego, CA: Academic Press. Formen des Rassismus Formen des Rassismus offen verdeckt reversed automatisch Automatische Vorurteile Beispiel aus „Blink“ (Gladwell, 2005) – Amadou Dialo, getötet von 41 Schüssen, 4. Februar, 1999 Shooter Bias (Correll et al., 2002) 17 12,75 White Target Black Target Errors (%) 8,5 4,25 0 Unarmed Armed Correll, J., Park, B., Judd, C. M., & Wittenbrink, B. (2002). The police officer's dilemma: using ethnicity to disambiguate potentially threatening individuals. Journal of Personality and Social Psychology, 83(6), 1314. Shooter Bias (z.B. Correl et al., 2002; Unkelbach et al., 2008, 2010) Findet sich bei weißen und schwarzen Probanden gegenüber Schwarzen Aber: Weiße werden eher „erschossen“ als Asiaten Findet sich auch in anderen Kulturen Korreliert mit Wissen über Stereotype, nicht mit individuellen Vorurteilen Mehr Kontakt = stärkerer Effekt Unkelbach, C., Forgas, J. P., & Denson, T. F. (2008). The turban effect: The influence of Muslim headgear and induced affect on aggressive responses in the shooter bias paradigm. Journal of Experimental Social Psychology, 44(5), 1409-1413. Verfahren zur Messung von Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung Affekt – Selbstreportmaße – Reaktionszeitmaße (IAT / evaluatives Priming) – Physiologische Maße Kognition – Eigenschaftslisten – Wortvervollständigung – Semantisches Priming Verhalten – Geschickte indirekte Methoden (z.B. Klink & Wagner) Probleme bei der Erfassung von Einstellungen Selbstreport-Maße – sozial erwünschte Antworten – Orientierung an eigenen Standards – die eigenen Einstellungen sind nicht immer bewusst repräsentiert Ziel: Implizite Erfassung von Vorurteilen Implizite Verfahren zur Einstellungsmessung Subtile Fragen – „Die Diskriminierung von Frauen in der Arbeitswelt ist in der Schweiz heute kein Problem mehr.“ (Modern Sexism Scale) – Problem: Erfassung der Motivation, vorurteilsfrei zu antworten Bogus Pipeline – Jones & Sigall (1971) Physiologische Maße – Hautwiderstand, Pupillenweite, EMG, EEG,... Jones, E. E., & Sigall, H. (1971). The bogus pipeline: A new paradigm for measuring affect and attitude. Psychological Bulletin, 76, 349- 364. Implizite Verfahren zur Einstellungsmessung Evaluatives Priming (z.B. Wittenbrink et al., 2001) Maske Prime Maske Zielstimuli XXXXX BLACK YYYYY poor XXXXX WHITE YYYYY nice XXXXX TABLE YYYYY dirty PLEASANT UNPLEASANT Wittenbrink, B., Judd, C. M., & Park, B. (2001). Evaluative versus conceptual judgments in automatic stereotyping and prejudice. Journal of Experimental Social Psychology, 37(3), 244-252. Implizite Verfahren zur Einstellungsmessung Response Window Technique (Draine & Greenwald, 1998) – subliminale Präsentation der Stimuli – Forcierung der Anworten Beispiel Draine, S. C., & Greenwald, A. G. (1998). Replicable unconscious semantic priming. Journal of Experimental Psychology: General, Implicit Association Test (IAT, Greenwald et al., 1998) Beispiel Greenwald, A. G., McGhee, D. E., & Schwartz, J. L. (1998). Measuring individual differences in implicit cognition: the implicit association test. Journal of Personality and Social Psychology. Implizite Verfahren zur Einstellungsmessung Deutsche - angenehm Deutsche - unangenehm Türken - unangenehm Türken - angenehm Florack, A. (2000). Umgang mit fremden Kulturen. Deutscher Universitätsverlag. „Erfolge“ impliziter Verfahren: Beispiel Erfassung von Vorurteilen Negative Assoziationen zu Fremdgruppen – Präsenz eines Fremdgruppenmitglieds führt zu vermehrter Verwendung stereotyper Begriffe bei Wortvervollständigungsaufgaben – Kategorisierungsaufgabe kann schneller bewältigt werden, wenn auf die Kategorien Fremdgruppe / negative Attribute dieselbe Reaktion erfolgen soll Vorhersage – Eher bei weniger kontrollierten Reaktionen (aber immer nur bescheiden von der Stärke) Probleme impliziter Verfahren Reliabilität – Individualaussagen nicht zulässig Validität – die Verfahren korrelieren nur wenig untereinander IAT – Bewertungen in der Gesellschaft Besser: „ich mag“,vs. „ich mag nicht“ anstatt „positiv“ vs. „negativ“ – Rekodierung der Aufgabe möglich / Task Switching – Bedeutung der Kategorielabel variiert Deutsche = Goethe, Schiller,... Deutsche = Nazis – nicht unabhängig von den Stimuli Verfahren zur Messung von Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung Affekt – Selbstreportmaße – Reaktionszeitmaße (IAT / Eval. Priming) – Physiologische Maße Kognition – Eigenschaftslisten – Semantisches Priming Verhalten – Geschickte indirekte Methoden (z.B. Klink & Wagner) Messung von Stereotypen Katz and Braley (1933) – Eigenschaftsliste Problem: – eigene Stereotype – Kenntnis von Stereotypen in der Gesellschaft Katz, D., & Braly, K. (1933). Racial stereotypes of one hundred college students. Journal of Abnormal and Social Psychology, 28, 280-290. Implizite Verfahren zur Einstellungsmessung Geschickte experimentelle Manipulationen (Bsp. Gilbert & Hixon, 1991) Wortvervollständigung S_Y R_CE Gilbert, D. T., & Hixon, J. G. (1991). The trouble of thinking: Activation and application of stereotypic beliefs. Journal of Personality and social Psychology. Implizite Verfahren zur Einstellungsmessung Semantisches Priming-Verfahren Maske Prime Maske Zielstimuli XXXXX BLACK YYYYY poor XXXXX WHITE YYYYY educated XXXXX TABLE YYYYY ramst WORD NONWORD Verfahren zur Messung von Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung Affekt – Selbstreportmaße – Reaktionszeitmaße (IAT / Eval. Priming) – Physiologische Maße Kognition – Eigenschaftslisten – Semantisches Priming Verhalten – Geschickte indirekte Methoden (z.B. Klink & Wagner) Metabox: Wo sind wir Definition: Vorurteile, Stereotype & Diskriminierung Messung: Vorurteile, Stereotype & Diskriminierung Vorurteile Konsequenzen: Das Leben mit dem Stigma Ursprung: Selbsterfüllende Prophezeiung Woher kommen Vorurteile und Druck Stereotype? Attribution von Leistung Konsequenzen von Vorurteilen Gruppenzugehörigkeit als Stigma – Mitgliedschaft in einer Gruppe mit negativer Identität in einem sozialen Kontext – Nicht sichtbares (z.B. politische Orientierung) vs. sichtbares Stigma (z.B. Hautfarbe) – Kontrollierbares (z.B. Rauchen) vs. nicht-kontrollierbares Stigma (z.B. Hautfarbe) Konsequenzen von Vorurteilen – Selbsterfüllende Prophezeiung – Erwartung einer Person in Bezug auf ein zukünftiges Ereignis beeinflusst ihr Verhalten in einer Weise, die das Eintreten des Ereignisses wahrscheinlicher macht Self-fulfilling Prophecy (Experiment Word, Zanna, & Cooper, 1974) Jobinterview (Exp. I) – mit Schwarzen / Weißen Ergebnis – Bei schwarzen Kandidaten größere Distanz weniger klare Sprache Interview schneller beendet – Beurteilung der Gespräche durch unabhängige Personen Schwarze: Nervöser, weniger geeignet Word, C. O., Zanna, M. P., & Cooper, J. (1974). The nonverbal mediation of self-fulfilling prophecies in interracial interaction. Journal of Experimental Social Psychology, 10(2), 109-120. Self-fulfilling Prophecy (Experiment Word, Zanna, & Cooper, 1974) Jobinterview (Exp. II) – Nur weiße Kandidaten – Interviewer-Verhalten variiert Ergebnis – Auch Weiße zeigen anderes Verhalten, wenn der Interviewer sich anders verhält größere Distanz weniger klare Sprache Interview schneller zu Ende Konsequenzen von Vorurteilen: Stereotype Threat Stereotype Threat – Claude Steele (1997) – „a threat in the air“ Leistungsdefizite Stereotyp "Stereotype Threat" Verringertes Interesse am Inhaltsbereich Steele & Aronson (1995) – Studie 1 Test zu verbalen Fähigkeiten – Label Test der intellektuellen Fähigkeiten (threat condition) Laborproblemlöseaufgabe (no threat condition) – Teilnehmer Schwarze / Weiße – Abhängige Variable Testwert Steele & Aronson (1995) - Studie 1 Testergebnis (Mittelwert gelöste Aufgaben) 30 22,5 15 7,5 0 Test "intellekt. Fähigkeiten" Test "Labortest" Weiße Schwarze Steele, C. M., & Aronson, J. (1995). Stereotype threat and the intellectual test performance of African Americans. Journal of Personality and Social Psychology, 69(5). Reaktionen auf Stereotype: Ängste und Herausforderungen Regulatory Focus als Moderator Promotion Focus Möglichkeiten, Erwartungen zu übertreffen, motivieren (Stereotype können als Herausforderungen wahrgenommen werden) Prevention Focus Möglichkeiten zu scheitern, lösen aufgabenirrelevante Verarbeitung aus (Stereotype können als Bedrohung wahrgenommen werden) Keller, J., & Bless, H. (2008). When positive and negative expectancies disrupt performance: Regulatory focus as a catalyst. European Journal of Social Psychology, 38(2), 187-212. Wie relevant sind „Stereotype Threat“ Effekte? Meta-Analyse d = -.31 (bei allen berücksichtigen Studien, Stichproben = 181) d = -.14 (bei Studie mit subtiler Manipulation, Test für kognitive Fähigkeiten, Stichproben = 45) Publication Bias Eher schwache Evidenz für die Wirkung von „einfacher Abfrage“ der Kategoriezugehörigkeit Shewach, O. R., Sackett, P. R., & Quint, S. (2019). Stereotype threat effects in settings with features likely versus unlikely in operational test settings: A meta-analysis. Journal of Applied Psychology, 104(12), 1514–1534. Konsequenzen von Vorurteilen Konsequenzen der Stigmatisierung Selbstwert Diskriminierung Stereotype Threat Attribution Job Verhalten Abwertung der Bildung Ausbildung von Eigengruppe … Präferenzen Übungsaufgaben Was ist der wesentliche Unterschied zwischen Stereotypen und Vorurteilen? Welche Kriterien muss ein „gutes“ Maß zur Erfassung von Vorurteilen erfüllen? Was könnten Probleme der Modern Racism / Sexism Scale sein? Was sind alternative Möglichkeiten der Messung von Vorurteilen und Stereotypen? Nehmen Sie einmal an, Sie hätten ein ideales Mass, um Vorurteile implizit zu messen. Nennen Sie eine Bedingung unter der Sie hohe Korrelationen des impliziten Masses zu einem Verhaltensmass erwarten und eine Bedingung unter der Sie geringere Korrelationen erwarten. Sozialpsychologische Grundlagen Univ.-Prof. Dr. Arnd Florack Ablauf Einstellungsänderung durch Überzeugung (Persuasion) Einfluss von Einstellungen auf Verhalten Einstellung – Einstellung allgemeine und dauerhafte Bewertung von Menschen (einschließlich der eigenen Person), Orten, Gegenständen und Themen (z. B. Schokolade ist gut; ich mag keine hohen Steuern) auf einem Kontinuum von positiv bis negativ Einstellungsbildung Carl Hovland / Yale Group Einstellungsänderung folgt dem Lernen einer Botschaft und hängt ab von: Quelle Botschaft Zielgruppe Einstellungsbildung zweiseitige Botschaften: Persuasiver, wenn negatives Merkmal mit positivem verbunden Quelle Botschaft Zielgruppe Ein-/Zweiseitig Pechmann, C. (1992). Predicting when two-sided ads will be more effective than one-sided ads: The role of correlational and correspondent inferences. Journal of Marketing Research, 29(4), 441-453. Theory of Personality and Persuasion (McGuire) Aufmerksamkeit Rezeption Verstehen Akzeptieren 2-Faktoren-Modell Beibehalten Verhalten McGuire, W. J. (1968). Personality and attitude change: An information-processing theory. Psychological foundations of attitudes. Theory of Personality and Persuasion (McGuire) sehr Akzeptieren Rezeption wahrscheinlich Einstellungsänderung wenig wahrscheinlich Charakteristiken des Rezipienten (Intelligenz, Selbstbewußtsein,...) Cognitive Response Theory (Greenwald) Botschaft kognitive Reaktion Greenwald, A. G. (1968). Cognitive learning, cognitive response to persuasion, and atti tude change. In A. Greenwald, T. Brock, & T. Ostrom (Eds.), Psychological foundations of attitudes (pp. 148– 170). New York, NY: Academic Press. Experiment (Langer et al., 1978) kleiner Gefallen großer Gefallen (Einwilligung in Prozent) (Einwilligung in Prozent) 100 100 75 75 50 50 25 25 0 0 ohne mit Pseudo- ohne mit Pseudo- Rechtfertigung Rechtfertigung Elaboration Likelihood Model (Petty & Cacioppo, 1986) Botschaft niedrig Motivation hoch niedrig Fähigkeit hoch zentrale Route periphere Route Experiment (Petty, Cacioppo & Schumann, 1983) Produkt – Rasierklingen Fürsprecher – bekannte Sportler – unbekannte Personen Argumente – „scientifically designed“ – „designed with the bathroom in mind“ Experiment (Petty, Cacioppo & Schumann, 1983) Produkt – Rasierklingen Rezipienten – involviert Produkt wird in kurzer Zeit eingeführt Rasierer darf unter verschiedenen ausgewählt werden – nicht involviert Markteinführung steht nicht bevor kein Rasierer darf mitgenommen werden Experiment (Petty, Cacioppo & Schumann, 1983) Einstellungs- Einstellungs- änderung änderung niedrig hoch niedrig hoch Involviertheit Involviertheit Fürsprecher Argumente bekannt stark unbekannt schwach Langfristige Effekte zentrale Route – Einstellungsänderung von langer Dauer – resistenter gegen Gegenargumente periphere Route – Einstellungsänderung kurzfristig – kaum resistent gegen erneute Überzeugungsversuche Effekte tiefer Verarbeitung: Eigene Schlussfolgerungen Forschung zu Role-Playing (Janis & King, 1954) – Größere Einstellungsänderung, wenn Personen aktiv ihre eigenen Argumente vertreten als bei passivem Zuhören Janis, I. L., & King, B. T. (1954). The influence of role playing on opinion change. The Journal of Abnormal and Social Psychology, 49(2), 211–218. Effekte tiefer Verarbeitung: Eigene Schlussfolgerungen Weglassen von Informationen Personen ziehen Ihre eigene Schlussfolgerung Milky Way schwimmt sogar in Milch (also ist es so leicht wie Milch) Syllogismen – Aus A folgt B – Aus B folgt C – Daher: Aus A folgt C Eigene Schlussfolgerungen (Beispiel) Beispiel aus einer Partei-Kampagne (Schweiz) – „Jeden Tag wird in der Schweiz eine Frau vergewaltigt.“ – „Alle 15 Minuten erfolgt ein Diebstahl.“ – „Jugendbanden terrorisieren Kinder und Schüler.“ – „Fast jeder zehnte Asylant wird straffällig.“ Effekte tiefer Verarbeitung: Eigene Schlussfolgerungen – Niedriges Involvement Eigene Schlussfolgerungen sind unwahrscheinlich – Hohes Involvement Eigene Schlussfolgerungen und positive Einstellung wahrscheinlich Kardes, F. R. (1988). Spontaneous inference processes in advertising: The effects of conclusion omission and involvement on persuasion. Journal of Consumer Research, 15(2), 225-233. Einstellungsänderung: Klassische Konditionierung unkonditionierter Stimulus Reaktion + Konditionierter Stimulus Vorhersagelernen: Wenn X, dann Y. Einstellungsänderung: Operante Konditionierung Verhalten Verstärkung Positive Einstellung (Peter hilft (Peter wird von (zum Helfen) dem Mitschüler) den anderen gelobt) Einstellungsänderung: Evaluative Konditionierung Vorhersage von einem Ereignis ist nicht notwendig Gleichzeitige Wahrnehmung von unkonditioniertem Stimulus (z.B. lachendes Gesicht) und konditioniertem Stimulus (z.B. Produkt) führt zur Bildung von Assoziationen Literatur Walther, E., Nagengast, B., & Trasselli, C. (2005). Evaluative conditioning in social psychology: Facts and speculations. Cognition & Emotion, 19(2), 175–196. https://doi.org/10.1080/02699930441000274 Einstellungsänderung: Evaluative Konditionierung Spreading activation (Walther, 2002) Einstellungsänderung: Evaluative Konditionierung Nach heutigem Wissenstand keine bewusste Aufmerksamkeit notwendig Strikte Kontingenz im Auftreten nicht notwendig Gegenkonditionierung mit anderen UCS verändert die gelernte Valenz Verstärkte Konditionierung bei Fokus auf die Umwelt (z.B. bei schlechter Stimmung) Literatur Walther, E., Nagengast, B., & Trasselli, C. (2005). Evaluative conditioning in social psychology: Facts and speculations. Cognition & Emotion, 19(2), 175–196. https://doi.org/10.1080/02699930441000274 Mere Exposure: Vertrautheit durch häufige Wahrnehmung wiederholte Darbietung leichtere Verarbeitung positivere Beurteilung / Vertrautheit Zusammenspiel von Fluency und Disfluency | Tiefere Verarbeitung kann zu späterer Fluency führen Strategien Zuschnitt der Werbung auf den Zustand der Zielgruppe bei der Rezeption Duale Strategien Motivationsstrategien Mit Abweichung Aufmerksamkeit herstellen Spannung erzeugen Motivationsstrategien Selbstbezug herstellen Einfluss von Einstellungen auf Verhalten Haben Einstellungen überhaupt einen Einfluss auf Verhalten? © fotolia.com / cirquesesprit Einstellung und Verhalten Wicker (1969) – Eigene Untersuchungen + Review der Literatur – Nur geringe Zusammenhänge zwischen Einstellungen und Verhalten (oft zwischen r =.0 und r =.3) Einstellung und Verhalten Was hat einen Einfluss auf den Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten? – Messung von Einstellung und Verhalten – Situation (Normen) – Merkmale der Einstellung Einstellungen und Verhalten: Messung Probleme bei der Messung von Einstellungen und Verhalten – Was misst man eigentlich? – Reliabilität und Validität Verbesserungsmöglichkeiten – Spezifischere, kompatible Erfassung von Einstellungen und Verhalten – Verwendung von multiplen Verhaltenskriterien Messung: Spezifität von Einstellung und Verhalten Davidson & Jaccard (1979): – Verhalten: Einnehmen von Anti-Baby-Pille Korrelation Einstellung x Verhalten – Einstellung zu „Geburtenkontrolle“.08 – Einstellung zu „Pille“.32 – Einstellung zu „Nehmen der Pille“.53 – Einstellung zu „Nehmen der Pille.57 in den nächsten 2 Jahren“ Einstellung und Verhalten: Situationseinflüsse Normative Einflüsse © fotolia.com / elaborah Theorie des geplanten Verhaltens (Theory of Planned Behavior, Ajzen, 1991) Hemmnisse bei der Einstellung Umsetzung Subjektive Norm Intention Verhalten Verhaltenskontrolle Einstellungen und Verhalten: Merkmale der Einstellung Einstellungsstärke (attitude strength) – Vorwissen – Vorerfahrung Damit zusammenhängend – Wichtigkeit – Stabilität – Zugänglichkeit Einstellungsstärke Involviertheit und Einstellungs-Verhaltenskonsistenz – Regan & Fazio (1977) Thema: studentische Wohnungsnot Studenten betroffen / nicht betroffen Erfassung: Einstellung + Verhalten (Petition unterschreiben, …) Ergebnis – Betroffene Studierende: r =.42 – Nicht betroffene Studierende: r =.04 – Erklärung Erfahrung erhöht die Konsistenz Erfahrung führt zu höherem attitude strength (= weniger adhoc Konstruktion) Motivation and Opportunity as Determinants (MODE) Einfluss von Kontextvariablen - Platzierung - Design Motivation/ Möglichkeit - Angebote Modus: Starke Einstellung spontanes Handeln nein Verhalten unabhängig der Einstellung Einfache niedrig Entscheidungsregeln The MODE Model (Fazio, 1986; 1990) Motivation and Opportunity as Determinants (MODE) Zugänglichkeit der Einstelllung Positivität der Einstellung Motivation/ Möglichkeit Automatische Einstellungs-Verhalten Aktivierung Konsistenz ja Modus: Starke Einstellung Spontanes Verhalten nein Verhalten unabhängig der Einstellung Einfache niedrig Entscheidungsregeln The MODE Model (Fazio, 1986; 1990) Motivation and Opportunity as Determinants (MODE) Modus: Überlegtes Handeln hoch Motivation/ Möglichkeit Automatische Einstellungs-Verhalten Aktivierung Konsistenz