VWL Multiple Choice PDF - Universität Leipzig
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Universität Leipzig
Charlotte Bartels
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This document appears to be lecture notes or study material for a Volkswirtschaftslehre (macroeconomics) course at the Universität Leipzig. The document includes a description of the course, a list of suggested reading materials, and a summary of topics such as inequality, economic growth, and capitalism. It also includes details about multiple choice questions, possible exam dates, and how to use Core Econ for practice. The text provides a basic overview of concepts in macroeconomics.
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Multiple Choice 60 min inkl. BWL Einführung in die Volkswirtschaftslehre Charlotte Bartels UNIVERSITÄT LEIPZIG Literatur Grundlegende Lehrbücher Core econ: Die Wirtschaft – Volkswirtschaftslehre für eine sich ändernde Welt h...
Multiple Choice 60 min inkl. BWL Einführung in die Volkswirtschaftslehre Charlotte Bartels UNIVERSITÄT LEIPZIG Literatur Grundlegende Lehrbücher Core econ: Die Wirtschaft – Volkswirtschaftslehre für eine sich ändernde Welt https://www.core-econ.org/project/die-wirtschaft/ Mankiw, G. und M. Taylor (2021): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Auflage, Schäffer-Poeschel: Stuttgart. Weitere Empfehlungen Samuelson, P. und W. Nordhaus (2016): Volkswirtschaftslehre, 20. Auflage, FinanzBuch Verlag. UNIVERSITÄT LEIPZIG Organisatorisches Folien für jede Vorlesungseinheit 1-2 Tage vor der Vorlesung auf moodle Für jede Vorlesungseinheit gibt es hier das entsprechende Kapitel zum Nachlesen: https://www.core-econ.org/project/die-wirtschaft/ Klausur: elektronische Multiple Choice Klausur, 60 Min. (inkl. BWL) Klausurtermin: zwischen 10.02.2025 und 28.02.2025; Ankündigung des Termins voraussichtlich Ende November 2024 im AlmaWeb UNIVERSITÄT LEIPZIG Die beste Vorbereitung auf die Klausur Typische Frage: „Was ist klausurrelevant?“ Einfache Antwort: ALLES! Kleine Tipps: Sie müssen nichts auswendig lernen. Es werden keine wortgenauen Definitionen, Zahlen, o.ä. abgefragt. Aber: Sie müssen die Logik der Theorien, Modelle usw. verstehen. Zu jedem Kapitel bietet Core Econ online Multiple Choice-Fragen, die sie üben können. Beispiel einer Multiple Choice-Klausurfrage in jeder Vorlesung UNIVERSITÄT LEIPZIG Vorlesung 1 DIE KAPITALISTISCHE REVOLUTION UNIVERSITÄT LEIPZIG GLIEDERUNG A. Einleitung B. Ungleichheit C. „Hockeyschläger“-Wachstum D. Kapitalismus E. Volkswirtschaftslehre UNIVERSITÄT LEIPZIG A. Einleitung UNIVERSITÄT LEIPZIG Wirtschaftswachstum Rasches, anhaltendes Wachstum des durchschnittlichen Lebensstandards seit 1700. Wie kam es dazu? UNIVERSITÄT LEIPZIG Diese Einheit Wirtschaftliche Ungleichheit und Divergenz Technologische Revolution und Wachstum Die Rolle des Kapitalismus für das Wirtschaftswachstum Die Bedeutung der Regierung in kapitalistischen Volkswirtschaften UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Gehen Ungleichheit und Wirtschaftswachstum Hand in Hand? a) Ungleichheit hat nichts mit Wachstum zu tun. b) Wirtschaftswachstum führt zu steigender Ungleichheit. X c) Ungleichheit kann durch eine ungleiche Verteilung der Wachstumsgewinne zunehmen. d) Wirtschaftswachstum führt zu sinkender Ungleichheit. UNIVERSITÄT LEIPZIG B. Ungleichheit UNIVERSITÄT LEIPZIG Wie ungleich ist die Welt? 1980 1990 2014 In Singapur, dem reichsten Land ganz rechts, liegen die durchschnittlichen Einkommen der reichsten und ärmsten 10 % bei jeweils 67,436 $ bzw. 3,652 $. In Liberia, dem am weitesten links gelegenen Land, liegen die entsprechenden Einkommen bei 994 $ und 17 $. UNIVERSITÄT LEIPZIG Ungleichheit innerhalb und zwischen Ländern Vor 1000 Jahren war die Welt „flach”. Heute gibt es große Einkommensunterschiede sowohl innerhalb als auch zwischen den Ländern. Während beide Arten der Ungleichheit zugenommen zu haben scheinen, sind die Unterschiede im Durchschnittseinkommen zwischen Ländern heute viel größer als in der Vergangenheit. Wir können die wachsende Ungleichheit zwischen den Ländern mit dem Hockeyschläger-Diagramm in Verbindung bringen... UNIVERSITÄT LEIPZIG Ungleichheit und Wachstum Sehr lange Zeit ist der Lebensstandard nicht nachhaltig gestiegen. Die Länder, die vor einem Jahrhundert oder mehr einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebten - Großbritannien, Japan, Italien - sind heute reich. Die Länder, die erst vor kurzem oder überhaupt nicht starteten, befinden sich im flachen Bereich der Abbildung. UNIVERSITÄT LEIPZIG Messung von Einkommen und Lebensstandard Bruttoinlandsprodukt (BIP) = Ein Maß für den Marktwert aller Endprodukte und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft in einer bestimmten Periode. Keine Berücksichtigung von Vorleistungsgütern, die Inputs für die Endproduktion darstellen, um Doppelzählungen zu vermeiden. Das BIP wird in der Regel pro Kopf ausgedrückt (durchschnittliches Einkommen). Pro-Kopf-BIP ≠ Verfügbares Einkommen Verfügbares Einkommen = Gesamteinkommen - Steuern + staatliche Transfers Beides sind unvollkommene Maße für Wohlbefinden UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Was gehört zum Bruttoinlandsprodukt? Nägel X Zahnbürsten X Traktoren X X Schuhe Haarschnitte X Unternehmensberatung X Straßenreinigung X Yogastunden X Bücher X UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Welche Aspekte des Wohlergehens sind im BIP nicht berücksichtigt? Offen - Umwelt -Schwarzarbeit -Gesundheit -Bildung -Verteilung UNIVERSITÄT LEIPZIG C. „Hockeyschläger“-Wachstum UNIVERSITÄT LEIPZIG BIP-Wachstumsraten Kaufkraftparität Die „Hockeyschläger“-Kurven zeigen das anhaltend schnelle Wachstum des Pro-Kopf-BIP in den Ländern der Welt. UNIVERSITÄT LEIPZIG Timing des Wachstums Das Wachstum setzte zu unterschiedlichen Zeitpunkten ein: Großbritannien war das erste Land, das ab ca. 1650 ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum verzeichnete. In Japan geschah dies um 1870. Der Knick in China und Indien erfolgte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In einigen Volkswirtschaften kam es erst nach der Unabhängigkeit von der Kolonialherrschaft oder der Einmischung europäischer Staaten zu wesentlichen Verbesserungen des Lebensstandards für die Bevölkerung. UNIVERSITÄT LEIPZIG Die technologische Revolution Technologie = Beschreibung eines Prozesses, bei dem eine Reihe von Materialien und anderen Inputs, einschließlich der Arbeit von Menschen und Maschinen, zur Herstellung eines Outputs verwendet werden. Prozess = um Produkt herzustellen Technologische Veränderungen ermöglichten durch die Verringerung des Arbeitsaufwands für die Produktion eine erhebliche Steigerung des Lebensstandards. Bemerkenswerte wissenschaftliche und technologische Fortschritte traten ungefähr zur gleichen Zeit auf wie der Knick im Hockeyschläger in Großbritannien in der Mitte des 18. Jahrhunderts. UNIVERSITÄT LEIPZIG Die Industrielle Revolution Industrielle Revolution = eine Welle technologischen Fortschritts, die im 18. Jahrhundert in Großbritannien begann und eine agrarische und handwerkliche Wirtschaft in eine gewerbliche und industrielle Wirtschaft umwandelte. So ist beispielsweise die Arbeitsproduktivität bei der Herstellung von Licht heute eine halbe Million Mal höher als bei unseren Vorfahren am Lagerfeuer. UNIVERSITÄT LEIPZIG Eine vernetzte Welt Der technische Fortschritt hat auch die Geschwindigkeit, mit der sich Informationen verbreiten, stark verbessert, so dass die Welt besser vernetzt ist. UNIVERSITÄT LEIPZIG Auswirkungen auf die Umwelt Zunehmende Produktion und Bevölkerungswachstum beeinträchtigen die Umwelt Globale Auswirkungen - Klimawandel Lokale Auswirkungen - Umweltverschmutzung in den Städten, Abholzung der Wälder Bessere und neue Technologien können einen Teil zur Lösung beitragen UNIVERSITÄT LEIPZIG Auswirkungen auf die Umwelt Diese Effekte sind das Ergebnis sowohl der Expansion der Wirtschaft (dargestellt durch das Wirtschaftswachstum) zu viel als produziert entsorgt werden kann der Art und Weise, wie die Wirtschaft organisiert ist (z. B. welche Arten von Gütern Wert geschätzt und geschützt werden). Die permanente technologische Revolution kann auch ein Teil der Lösung sein, indem sie es ermöglicht, mit weniger Ressourcen mehr Output zu erzielen. UNIVERSITÄT LEIPZIG D. Kapitalismus -Privateigentum - Unternehmen-Märkte- UNIVERSITÄT LEIPZIG Wirtschaftssysteme und Institutionen Institutionen: die Gesetze und informellen Regeln, die die sozialen Interaktionen zwischen den Menschen und zwischen den Menschen und der Biosphäre regeln, manchmal auch als Spielregeln bezeichnet. Wirtschaftssystem: eine Art der Organisation der Wirtschaft, die sich durch ihre grundlegenden Institutionen auszeichnet. Zu den Wirtschaftssystemen der Vergangenheit und Gegenwart gehören: zentrale Planwirtschaft (z. B. die Sowjetunion im 20. Jahrhundert), Feudalismus (z. B. große Teile Europas im frühen Mittelalter), Sklavenwirtschaft (z. B. die Plantagenwirtschaft in den USA und der Karibik vor der Abschaffung der Sklaverei im 19. Jahrhundert) und Kapitalismus (die meisten Volkswirtschaften der Welt heute). UNIVERSITÄT LEIPZIG Kapitalismus Kapitalismus = ein Wirtschaftssystem, in dem die Hauptform der wirtschaftlichen Organisation das Unternehmen ist, in dem die privaten Eigentümer:innen von Investitionsgütern Arbeitskräfte anstellen, um Waren und Dienstleistungen für den Verkauf auf Märkten mit der Absicht der Gewinnerzielung zu produzieren. UNIVERSITÄT LEIPZIG Schlüsselkonzepte: Unternehmen Unternehmen = Wirtschaftsorganisationen, in denen private Eigentümer:innen von Investitionsgütern Arbeitskräfte anstellen und anleiten, um Waren und Dienstleistungen zu produzieren, die auf Märkten verkauft werden, um einen Gewinn zu erzielen. Andere Formen wirtschaftlicher Organisationen: Familien- oder Einzelproduktion (sie stellen keine anderen Personen ein) Non-Profit-Organisationen (sie streben keinen Gewinn an und verkaufen ihren Output nicht auf einem Markt) Genossenschaften (Arbeitskräfte werden nicht angestellt, die Arbeit wird von den Personen in der Genossenschaft erledigt) Regierungen (sie streben keinen Gewinn an; Investitionsgüter sind nicht in privatem Besitz) UNIVERSITÄT LEIPZIG Schlüsselkonzepte: Privateigentum & Märkte Privateigentum = etwas ist Privateigentum, wenn die Person, die es besitzt, das Recht hat, andere von der Nutzung und dem Tausch des Gutes auszuschließen. Investitionsgüter = die langlebigen und kostspieligen Inputs (Maschinen, Gebäude), mit Ausnahme einiger wesentlicher Inputs, z. B. Luft, Wasser, Wissen, ↳ Problem der Übernutzung/Ausnutzung die in der Produktion kostenlos verwendet werden Märkte = eine Form des Austauschs von Gütern und Dienstleistungen durch direkte gegenseitige Übertragungen (im Gegensatz zu Geschenken), die freiwillig zum gegenseitigen Nutzen erfolgen (im Gegensatz zu Diebstahl, Besteuerung) und oft unpersönlich sind (im Gegensatz zu Übertragungen unter Freunden oder in der Familie) UNIVERSITÄT LEIPZIG Die kapitalistische Revolution Der Kapitalismus führte zu einem Anstieg des Lebensstandards aufgrund von: Auswirkungen auf die Technologie: Unternehmen, die auf den Märkten konkurrieren, hatten starke Anreize, neue Technologien zu übernehmen und zu entwickeln Spezialisierung: Das Wachstum der Unternehmen und die Ausweitung der Märkte, die die ganze Welt miteinander verbinden, ermöglichten eine historisch beispiellose Spezialisierung bei Aufgaben und Produktion. Arbeitsmarkt Zusammen mit der technologischen Revolution führte dies zu einer Steigerung der Produktivität der arbeitenden Personen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Die Vorteile der Spezialisierung Spezialisierung erhöht die Arbeitsproduktivität, weil wir besser darin werden, Dinge zu produzieren, wenn wir uns auf eine begrenzte Anzahl von Aktivitäten konzentrieren. B logisches. 2. Kraft, emotionalen Denken , Denken Learning by Doing Ausnutzung natürlicher Unterschiede bei Fähigkeiten und Talenten Skaleneffekte eine Einheit produzieren antwändiger als viele - > zu Menschen können sich nur dann spezialisieren, wenn sie eine Möglichkeit haben, die anderen Güter, die sie benötigen, zu erwerben. In einer kapitalistischen Gesellschaft geschieht dies über Märkte. UNIVERSITÄT LEIPZIG Komparativer Vorteil = absolute Vorteil Produktion, wenn 100% der Zeit für ein Gut aufgewendet wird Greta 1250 Äpfel oder 50 Tonnen Weizen Carlos 1000 Äpfel oder 20 Tonnen Weizen Greta hat einen absoluten Vorteil bei der Produktion beider Kulturpflanzen Greta hat einen komparativen Vorteil bei Weizen Carlos hat einen komparativen Vorteil bei Äpfeln = er ist bei der Produktion von Äpfeln am wenigsten benachteiligt. auf Äpfel spezialisieren- > UNIVERSITÄT LEIPZIG Komparativer Vorteil Alle produzierenden Personen können von einer Spezialisierung und dem Handel mit Gütern profitieren, selbst wenn dies bedeutet, dass eine produzierende Person sich auf ein Gut spezialisiert, das eine andere Person zu niedrigeren Kosten herstellen könnte. Märkte tragen zur Steigerung der Arbeitsproduktivität bei, indem sie den Menschen ermöglichen sich zu spezialisieren. UNIVERSITÄT LEIPZIG Hat der Kapitalismus das Hockeyschläger- Wachstum verursacht? Natürliches Experiment: die Teilung Deutschlands am Ende des Zweiten Weltkriegs in zwei getrennte Wirtschaftssysteme, das kapitalistische im Westen und das planwirtschaftliche im Osten. UNIVERSITÄT LEIPZIG Divergenz im Wachstum Nicht alle kapitalistischen Volkswirtschaften sind gleich erfolgreich Zusammenarbeit mit großen Unternehmen ↓ L Exportnatio wirtschaftliche Bedingungen: weniger Korrupt Unternehmen, Privateigentum oder ~ 2) besser organisiert Märkte können scheitern politische Bedingungen: kapitalistische Institutionen werden von der Regierung reguliert die Regierung stellt auch wichtige Güter und Dienstleistungen bereit (Infrastruktur, Bildung) UNIVERSITÄT LEIPZIG Politische Systeme Der Kapitalismus koexistiert mit vielen politischen Systemen. Ein politisches System bestimmt, wie Regierungen ausgewählt werden und wie diese Regierungen Entscheidungen treffen und umsetzen. In den meisten Ländern koexistiert der Kapitalismus heute mit der Demokratie individuelle Rechte der Bürger:innen (z. B. Redefreiheit) faire Wahlen Aber der Kapitalismus kann auch mit nicht-demokratischen Systemen koexistieren. UNIVERSITÄT LEIPZIG E. Volkswirtschaftslehre UNIVERSITÄT LEIPZIG Was ist Volkswirtschaftslehre? Die Volkswirtschaftslehre befasst sich mit der Frage, wie Menschen untereinander und mit ihrer natürlichen Umgebung interagieren, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und wie sich dies im Laufe der Zeit verändert. UNIVERSITÄT LEIPZIG MC-Frage: Wer hat einen komparativen Vorteil bei der Brotproduktion? Produktion, wenn 100% der Zeit für ein Gut aufgewendet wird Karl 46 Kilo Brot oder 24 Kuchen Frederik 46 Kilo Brot oder 23 Kuchen a) Karl b) Frederik c) Keiner d) Beide UNIVERSITÄT LEIPZIG Zusammenfassung 1. Wichtige Trends der wirtschaftlichen Variablen im Laufe der Zeit Die Einkommensungleichheit zwischen den Regionen hat im Laufe der Zeit stark zugenommen „Hockeyschläger“-Wachstum des BIP und seine negativen Folgen Der technische Fortschritt trug zu diesen Trends bei 2. Die Einführung des Kapitalismus war ein weiterer Schlüsselfaktor Kapitalismus = Privateigentum + Märkte + Unternehmen Das Scheitern dieser Institutionen kann die Unterschiede im Wirtschaftswachstum einzelner Länder erklären Politische Systeme und die Rolle der Regierungen bestimmen ebenfalls die Art der kapitalistischen Gesellschaft UNIVERSITÄT LEIPZIG In der nächsten Vorlesung Verwendung von Modellen der Volkswirtschaftslehre zur Erklärung der Entwicklung des technologischen Wachstums im Laufe der Zeit Die Rolle der Unternehmen bei der technologischen Entwicklung Malthusianische Volkswirtschaftslehre: Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Bevölkerung, Technologie und Wirtschaftswachstum UNIVERSITÄT LEIPZIG Vorlesung 2 TECHNOLOGISCHER WANDEL, BEVÖLKERUNG UND WACHSTUM UNIVERSITÄT LEIPZIG GLIEDERUNG A. Einführung B. Ökonomische Modelle C. Erklärung von Wachstum D. Erklärung für Stagnation UNIVERSITÄT LEIPZIG A. Einführung UNIVERSITÄT LEIPZIG Der Kontext für diese Einheit Der rasche und anhaltende Anstieg der Einkommen und des Lebensstandards in jüngster Zeit sind weitgehend auf den technischen Fortschritt zurückzuführen. (Vorlesung 1) Diese großen Veränderungen begannen jedoch sehr plötzlich vor 200 Jahren. Wie hat die technologische Revolution begonnen? Warum hat sie nicht früher begonnen? UNIVERSITÄT LEIPZIG Bevölkerungs- und Lohnwachstum Wir erklären anhand von ökonomischen Modellen das rasche Wachstum der Reallöhne und der Bevölkerung in den letzten beiden Jahrhunderten und die Stagnation in den Jahrhunderten davor. UNIVERSITÄT LEIPZIG B. Ökonomische Modelle UNIVERSITÄT LEIPZIG Warum brauchen wir Modelle? Was in einer Wirtschaft geschieht, hängt von den Aktionen und Interaktionen von Millionen von Menschen ab. Volkswirte verwenden Modelle, um das große Ganze zu sehen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Aufbau eines Modells Um ein effektives Modell zu erstellen, müssen wir unterscheiden zwischen den wesentlichen Merkmalen der Wirtschaft, die für die Frage, die wir beantworten wollen, relevant sind und die in das Modell aufgenommen werden sollten unwichtigen Details, die ignoriert werden können Modelle lassen zwangsläufig viele Details aus. Das ist ein Feature und kein Bug. UNIVERSITÄT LEIPZIG Aufbau eines Modells 1. Es erfasst die Elemente der Wirtschaft, die unserer Meinung nach für unsere Frage wichtig sind. 2. Es beschreibt, wie die Agierenden handeln und wie sie miteinander und mit den Elementen des Modells interagieren. 3. Es bestimmt die Ergebnisse dieser Handlungen (ein Gleichgewicht). 4. Es untersucht, was passiert, wenn sich die Bedingungen ändern. Gleichgewicht eines Modells = Situation, die sich selbst aufrechterhält. Etwas von Interesse ändert sich nicht, es sei denn, es wird eine äußere Kraft eingeführt, die die Situation verändert. UNIVERSITÄT LEIPZIG Was ist ein gutes Modell? Es ist klar: Es hilft uns, etwas Wichtiges besser zu verstehen. Es macht genaue Vorhersagen: Die Vorhersagen stimmen mit den Fakten überein. Es verbessert die Kommunikation: Es hilft uns zu verstehen, worin wir übereinstimmen (und worin wir nicht übereinstimmen). Es ist nützlich: Wir können es nutzen, um Wege zu finden, wie die Wirtschaft besser funktioniert. UNIVERSITÄT LEIPZIG Wichtige Konzepte der VWL alles andere bleibt gleich Es wird nur ein Schock untersucht Weniger ist mehr: Ceteris paribus = Vereinfachung, bei der "andere Dinge (innerhalb/außerhalb des Modells) konstant gehalten werden". wo gibt es Anreize für eine- Akteur zu handeln Anreize = wirtschaftliche Belohnungen oder Bestrafungen, die den Nutzen und die Kosten von Handlungsalternativen beeinflussen. Relative Preise helfen uns, Alternativen zu vergleichen. Ökonomische Rente = der Nutzen einer Entscheidung unter Berücksichtigung der nächstbesten Alternative (Reservationsoption) der Reservationslohn kleiner ist man nimmt nur Arbeit auf , wenn Bildet die Grundlage für unsere Entscheidungen. ↳z B.. Bürgergeld UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Wo werden Modelle verwendet? UNIVERSITÄT LEIPZIG C. Erklärung von Wachstum UNIVERSITÄT LEIPZIG Erklärungen zur Industriellen Revolution Warum fand die Industrielle Revolution zuerst im 18. Jahrhundert auf einer Insel vor der europäischen Küste statt? Es gibt viele unterschiedliche Erklärungen relativ hohe Lohnkosten und günstige lokale Energiequellen ↳ kosten für das Unternehmen mit Arbeitnehmern - Arbeiter verdienen gut die wissenschaftliche Revolution und die Aufklärung in Europa politische und kulturelle Merkmale des Landes als Ganzes kulturelle Eigenschaften wie harte Arbeit und Sparen Reichtum an Kohle und Zugang zu Kolonien UNIVERSITÄT LEIPZIG Modellierung von Technologien Technologie = Ein Verfahren, das Inputs verwendet, um ein Output zu erzeugen. Es gibt 5 verschiedene Möglichkeiten, 100 Meter Stoff zu produzieren, wobei die beiden Inputs Arbeit (Anzahl der arbeitenden Personen) und Energie (Tonnen Kohle) sind. Die E-Technologie ist relativ arbeitsintensiv; die A-Technologie ist relativ energieintensiv. UNIVERSITÄT LEIPZIG Die Entscheidung des Unternehmens: unterlegene Technologien - Unternehmen wählen zwischen Technologien (bestimmte Kombinationen von Inputs), um Outputs zu produzieren. Einige Technologien werden von anderen Technologien dominiert. Sund D werden von A und B dominiert UNIVERSITÄT LEIPZIG Die Entscheidung des Unternehmens : Minimierung der Kosten Die Unternehmen wollen den Gewinn maximieren, d.h., den Stoff zu den geringstmöglichen Kosten produzieren. Die Wahl der Technologie durch die Unternehmen hängt von (wirtschaftlichen) Informationen über die relativen Preise der Inputs ab. E UNIVERSITÄT LEIPZIG Isokostengeraden Punkt Anzahl Tonnen Gesamt- Arbeits- Kohle kosten kräfte (GBP) Isokostengeraden = Kombinationen Lohn 10 GBP, Kohle 20 GBP/t von Inputs, die die gleichen Kosten 𝑃1 2 3 80 𝑃2 6 1 80 verursachen 𝑄1 3 6 150 (Steigung = relativer Preis der 𝑄2 5 5 150 Inputs) Steigung der Isokostengeraden: 𝑤 10 1 − =− =− 𝑝 20 2 Man kann sie aus der Kostengleichung ableiten, indem man sie umformt: Das Unternehmen wählt die kostengünstigste Technologie. UNIVERSITÄT LEIPZIG Veränderung der relativen Preise in Großbritannien Vor der Industriellen Revolution war die verwendete Technologie arbeitsintensiv (Technologie B). Der Anstieg der Löhne im Verhältnis zum Kohlepreis in Großbritannien schuf den Anreiz, kapitalintensivere Technologien zu entwickeln (Technologie A). UNIVERSITÄT LEIPZIG Die Vorteile der Innovation Da sich die relativen Preise der Inputs geändert haben, wird ein Unternehmen, das auf die neue kostenminimierende Technologie A umstellt, einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz haben. Die Veränderung des Gewinns entspricht dem Rückgang der mit der Einführung der neuen Technologie verbundenen Kosten. Dies ist die Innovationsrente. ↳ Gewinn den ein Unternehmen durch Effizienz neuer Technologien UNIVERSITÄT LEIPZIG Schöpferische Zerstörung Ein innovatives Unternehmen ist bereit, neue Technologien auszuprobieren und neue Unternehmen zu gründen. Die Erstanwendenden kommen in den Genuss Schumpeterscher Unternehmer zuerst Technologie (bessere Efficient) das macht einsetzt (Innovations-) Renten. Gewinn > - den neue Schöpferische Zerstörung = der Prozess, bei dem alte Technologien und Unternehmen, die sich nicht anpassen, von neuen Technologien verdrängt werden, weil sie auf dem Markt nicht mehr konkurrenzfähig sind. UNIVERSITÄT LEIPZIG Technologischer Wandel in der Industriellen Revolution Einer der ersten Sektoren, der einen technologischen Wandel erlebte, war die Textilindustrie Vor der Industriellen Revolution war die Herstellung von Kleidung für den Haushalt eine zeitraubende Aufgabe. Im späten 19. Jahrhundert konnte ein einziges Spinnrad, das von wenigen Menschen bedient wurde, mehr als 1.000 Spinnerinnen ersetzen. Diese Maschinen wurden durch Wasserräder und später durch kohlebetriebene Dampfmaschinen angetrieben, anstatt menschliche Arbeitskräfte einzusetzen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Warum startete die Industrielle Revolution in Großbritannien? Die englischen Löhne waren höher als die Löhne in anderen Ländern, und Kohle war in Großbritannien billiger als in den anderen Ländern in der Tabelle (Abb. 2.10). UNIVERSITÄT LEIPZIG Umstellung auf eine kostengünstigere Technologie Die Kombination aus Innovationsfähigkeit und veränderten relativen Preisen für Inputs führte zu einem Wechsel hin zu energieintensiven Technologien. UNIVERSITÄT LEIPZIG MC-Frage: Welche der Aussagen ist richtig? a) Eine flachere Isokostengerade für das Großbritannien des 17. Jahrhunderts weist auf höhere Löhne im Verhältnis zum Kohlepreis hin. b) Durch den Anstieg der Löhne im Verhältnis zu den Kohlekosten verschiebt sich die Isokostengerade nach außen. c) Durch den Anstieg der Löhne im Verhältnis zu den Kohlekosten wird die Steigung der Isokostengeraden flacher. d) Durch den Anstieg der Löhne im Verhältnis zu den Kohlekosten wird die Steigung der Isokostengeraden steiler. UNIVERSITÄT LEIPZIG D. Erklärungen der Stagnation UNIVERSITÄT LEIPZIG Erklärung der Wirtschaft vor der Industriellen Revolution Wir brauchen ein anderes Modell, um die Stagnation der Bevölkerung und des Lebensstandards vor dem 18. Jahrhundert zu erklären. UNIVERSITÄT LEIPZIG Abnehmendes Durchschnittsprodukt der Arbeit Die Produktionsfunktion gibt den maximalen Output für eine bestimmte Größe der Fläche für Landwirtschaft ist fit. Menge Inputs an. Wenn wir einen Input (Land) festhalten und den anderen (Arbeit) ausweiten, wird der durchschnittliche Output pro arbeitender Person ↑ sinken. Dies ist das Gesetz des zunächst linea abnehmenden Durchschnittsprodukts der Arbeit. UNIVERSITÄT LEIPZIG Malthus' Modell Die wichtigsten Ideen: 1. Die Bevölkerung wächst, wenn der Lebensstandard steigt 2. Das Gesetz des abnehmenden Durchschnittsprodukts der Arbeit besagt jedoch, dass das Einkommen zwangsläufig sinkt, wenn mehr Menschen auf dem Land arbeiten. Im Gleichgewicht wird der Lebensstandard auf das Existenzminimum gesenkt. Bevölkerung und Einkommen bleiben konstant. UNIVERSITÄT LEIPZIG Das Malthus'sche Gesetz Das Modell sagt eine selbstkorrigierende Reaktion auf neue Technologien voraus. Auf lange Frist führt ein Produktivitätsanstieg zwar zu einem Anstieg der Bevölkerung, nicht aber der Löhne. UNIVERSITÄT LEIPZIG Hatte Malthus recht? Krisen ↓ ↑ Die Beziehung zwischen Reallöhnen und Bevölkerung in England zwischen 1280-1600 zeigt diese "Malthusianische Falle". Aber was ist mit dem anschließenden "Hockeyschläger"-Wachstum? UNIVERSITÄT LEIPZIG Das Malthus'sche Gesetz revidieren 3 Bedingungen sind erforderlich, um in der Malthusianischen Falle zu bleiben: Abnehmendes Durchschnittsprodukt der Arbeit Steigende Bevölkerung als Reaktion auf steigende Löhne Keine Verbesserungen in der Technologie, um das abnehmende Durchschnittsprodukt der Arbeit auszugleichen Die permanente technologische Revolution hat dazu geführt, dass diese dritte Bedingung nicht mehr gilt und erklärt, warum Großbritannien der malthusianischen Falle entkommen konnte. UNIVERSITÄT LEIPZIG Der malthusianischen Falle entkommen UNIVERSITÄT LEIPZIG MC-Frage: Im Gleichgewicht des Modells von Malthus … a) … reicht das Einkommen gerade zum Überleben aus. b) … wächst die Bevölkerung schneller als das Einkommen. c) … schrumpft die Bevölkerung. d) … erhöht eine neue Technologie das Einkommen dauerhaft. UNIVERSITÄT LEIPZIG Zusammenfassung 1. Einführung in ökonomische Modelle Weniger ist mehr: vereinfachende Annahmen verwenden, z. B. ceteris paribus 2. Die technologische Revolution anhand von Modellen verstehen Modell eines Unternehmens: hohe Löhne (im Verhältnis zum Kapital, einschließlich Energie) motivierten technologische Innovation Malthus' Modell: der permanente technologische Wandel ermöglichte es den Volkswirtschaften, der wirtschaftlichen Stagnation zu entkommen UNIVERSITÄT LEIPZIG In der nächsten Vorlesung Mehr über Modelle: Ein volkswirtschaftliches Modell der Entscheidungsfindung unter Nebenbedingungen Wie Individuen auf den technologischen Wandel reagieren: Erklärung der Trends bei der Wahl der Arbeitszeiten im Zeitverlauf UNIVERSITÄT LEIPZIG Einheit 3 KNAPPHEIT, ARBEIT UND ENTSCHEIDUNGEN UNIVERSITÄT LEIPZIG ÜBERSICHT A. Einleitung B. Knappheit und Entscheidungen: Zentrale Konzepte C. Entscheidungsfindung bei Knappheit D. Einkommens- und Substitutionseffekte E. Anwendung auf den technologischen Wandel UNIVERSITÄT LEIPZIG A. Einleitung UNIVERSITÄT LEIPZIG Kontext für diese Vorlesung Menschliche Arbeit ist ein Input bei der Herstellung von Waren und Dienstleistungen. (Einheiten 1 und 2) Neue Technologien erhöhen die Produktivität der Arbeit. Wie würde sich das auf den Lebensstandard auswirken? Wie würde sich dies auf die Freizeit und die Arbeitszeiten des Einzelnen auswirken? UNIVERSITÄT LEIPZIG Diese Vorlesung In den meisten Ländern ist der Lebensstandard seit 1870 erheblich gestiegen. Allerdings gibt es zwischen den Ländern Unterschiede bei Freizeit und Einkommen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Diese Einheit Wir verwenden ein Modell der individuellen Entscheidung, um die Unterschiede bei den Arbeitszeiten in den einzelnen Ländern und im Zeitverlauf zu erklären UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Arbeiten Menschen bei einem Anstieg des Lohns mehr oder weniger? a) Menschen arbeiten mehr. b) Menschen arbeiten weniger. c) Der Lohn hat grundsätzlich nichts mit der Arbeitszeit zu tun. X d) Das lässt sich nicht pauschal sagen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Nehmen Sie an, Sie arbeiten an meinem Lehrstuhl als studentische Hilfskraft 10h/Woche und der Lohn steigt von 13€/h (130€ pro Woche) auf 17€/h. Wie viele Stunden pro Woche würden Sie nun arbeiten wollen? UNIVERSITÄT LEIPZIG B. Knappheit und Entscheidungen: Zentrale Konzepte UNIVERSITÄT LEIPZIG Beispiel: Noten und Lernzeiten Quelle : Plant et al (Contemporary Educational Psychology, 2005). Studierende entscheiden, wie viele Stunden sie lernen, was sich auf ihre Note (hier: GPA) auswirkt. Wir nehmen an, dass ein positiver Zusammenhang zwischen der Note und der Anzahl der Lernstunden besteht (Evidenz zeigt diesen Zusammenhang unter [sonst] gleichen Umständen (=ceteris paribus)). UNIVERSITÄT LEIPZIG Produktionsfunktion Produktionsfunktionen zeigen, wie Inputs (z. B. Arbeit) in Outputs (z. B. Waren und Dienstleistungen) umgewandelt werden, während andere Faktoren konstant bleiben (z. B. Produktionsumfeld) UNIVERSITÄT LEIPZIG Was können uns Produktionsfunktionen sagen? 1. Grenzprodukt Steigung = Grenzprodukt (bei Veränderung des Outputs je Einheit Input =4 Lernstunden) veränderten Inputs (bewertet zu einem bestimmten Zeitpunkt, wobei andere Inputs konstant bleiben) 2. Durchschnittsprodukt Steigung = Durchschnittsprodukt Durchschnittlicher Output je Einheit des (bei Input= 4 Lernstunden) Inputs UNIVERSITÄT LEIPZIG Beispiel: Noten und Lernzeiten Abnehmendes Grenzprodukt: Je länger man lernt, desto weniger bringt eine weitere Stunde. UNIVERSITÄT LEIPZIG Indifferenzkurven Entscheidungen hängen von Präferenzen ab. Indifferenzkurven zeigen alle Kombinationen von Gütern, die den gleichen Nutzen (Zufriedenheit) bieten. Die Grenzrate der Substitution ist die Steigung der Indifferenzkurve und stellt die Kompromisse (Trade-offs) dar, die ein Individuum eingehen muss. UNIVERSITÄT LEIPZIG Opportunitätskosten Die Wahlmöglichkeiten sind eingeschränkt und beinhalten Kompromisse (Beispiel Studium: bessere Noten vs. mehr Freizeit) Die Opportunitätskosten einer Handlung sind der Nettonutzen der nächstbesten Handlungsalternative Vergleich von Handlungen anhand der ökonomischen Kosten Ökonomische Kosten = monetäre Kosten, z. B. Transport + subjektive Kosten, z. B. Arbeitsaufwand UNIVERSITÄT LEIPZIG Opportunitätskosten: Beispiel Wenn der Nutzen einer Handlung die ökonomischen Kosten übersteigt, erhält man eine ökonomische Rente aus dieser Entscheidung. UNIVERSITÄT LEIPZIG Die Machbarkeitsgrenze A E C F Die Machbarkeitsgrenze (rote Freizeit 13 -1 14 19 20 Kurve) zeigt den maximalen Note (in %) 84 81 57 50 - Output, der mit einem Opportunitätskosten 84 3 - 7 8157 - 50 1 Stunde mehr Freizeit gegebenen Input erzielt werden > - kann. Die Grenzrate der Transformation (GRT) ist die Steigung der Machbarkeitsgrenze und stellt dar, wie Freizeit in Notenpunkte umgewandelt werden können. UNIVERSITÄT LEIPZIG C. Entscheidungsfindung bei Knappheit UNIVERSITÄT LEIPZIG Knappheitsproblem Modell: wie wählen Individuen, die ihren Nutzen maximieren wollen unter Berücksichtigung der Beschränkungen? Beispiel: Freizeit und Noten sind knapp, da es sich bei beiden um Güter handelt, die jeweils Opportunitätskosten verursachen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Optimale Entscheidungsfindung beste erreichbare beste Indifferenzkurve Indifferenzkurve V außerhalb der Machbarkeit Die Wahl ist optimal (=maximiert ↓ Indifferenzkrove glücklich ↳ kam verschoben werden sein den Nutzen), wenn die Menge des Schlechteste einen Gutes, die der Einzelne bereit Indifferenzkurve ist, für das andere Gut aufzugeben (GRS) dem technischen Trade-Off zwischen den beiden Gütern (GRT) entspricht GRS = GRT UNIVERSITÄT LEIPZIG Ein weiteres Beispiel: Getreideproduktion Trade-Off zwischen produziertem Getreide und Freizeit Technologischer Wandel verschiebt die Produktionsfunktion nach oben und erweitert die Machbarkeitsgrenze UNIVERSITÄT LEIPZIG Optimale Entscheidungsfindung Was passiert, wenn sich die Machbarkeitsgrenze ändert? Der technische Fortschritt macht es möglich, sowohl mehr zu konsumieren als auch mehr Freizeit zu haben. Die Wahl von Freizeit/Konsum hängt von den relativen Präferenzen und der Bereitschaft ab, ein Gut durch ein anderes zu ersetzen. UNIVERSITÄT LEIPZIG D. Einkommens- und Substitutionseffekte UNIVERSITÄT LEIPZIG Beispiel: Arbeitszeiten Budgetbeschränkungen sind die Machbarkeitsgrenzen für Konsum-Entscheidungen. Optimal ist eine Wahl, bei der die Steigung der Indifferenzkurve (GRS) gleich dem Lohn (GRT) ist. J UNIVERSITÄT LEIPZIG Zwei wichtige Auswirkungen Lohnänderungen wirken sich auf die Steigung der Budgetbeschränkung (GRT) aus. Betrachten Sie eine Lohnerhöhung - diese wird 2 Auswirkungen haben: Ihr Gesamteinkommen steigt bei gleichbleibenden Arbeitszeiten (Einkommenseffekt) Die Opportunitätskosten der freien Zeit steigen (Substitutionseffekt) UNIVERSITÄT LEIPZIG Einkommenseffekt Einkommenseffekt = die Änderung der optimalen Wahl, wenn sich das Einkommen ändert, wobei die Opportunitätskosten (die Steigung der Budgetbeschränkung) unverändert bleiben Zusätzliches (unverdientes) Einkommen -> Anreiz, die Arbeitszeit zu verringern UNIVERSITÄT LEIPZIG Substitutionsseffekt Substitutionseffekt = die Veränderung der optimalen Wahl, wenn sich die Opportunitätskosten ändern Eine Lohnerhöhung erhöht die Opportunitätskosten der Freizeit -> Anreiz, die Arbeitszeit zu erhöhen UNIVERSITÄT LEIPZIG Gesamtauswirkung auf die Wahl des Arbeitsplatzes Gesamteffekt = Einkommenseffekt + Substitutionseffekt Einkommenseffekt ist positiv (Erhöhung der Freizeitstunden). Der Substitutionseffekt ist negativ (Verringerung der Freizeitstunden). Welcher Effekt dominiert, hängt von den individuellen Präferenzen ab. UNIVERSITÄT LEIPZIG E. Anwendung auf den technologischen Wandel UNIVERSITÄT LEIPZIG Arbeitszeiten: Unterschiede im Laufe der Zeit Einkommens- und Substitutionseffekte können die Entwicklung der Arbeitszeit im Laufe der Zeit erklären. In den USA z. B. dominierte der Einkommenseffekt den Substitutionseffekt, so dass sowohl der Konsum als auch die Freizeit zunahmen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Arbeitszeiten: Unterschiede zwischen den Ländern Die Unterschiede bei den Arbeitszeiten lassen sich durch Präferenzen erklären, USA schätzt Konsum mehr als die von Land zu Land unterschiedlich Niederlande -- Niederlande Freizeit als USA -s eine Stunde weniger Konsum steist steilen sind. Andere Erklärungen? Unterschiede in der Kultur (Normen) Politik (gesetzliche Beschränkungen der Arbeitszeit) gesellschaftliche Präferenzen (z. B. "mit den Nachbarn mithalten") UNIVERSITÄT LEIPZIG Ist dies ein gutes Modell? Nicht realistisch: Die Menschen führen keine MRS/MRT-Berechnungen durch. Die meisten Menschen können sich ihre Arbeitszeiten nicht aussuchen. ABER dennoch ein guter Näherungswert: Mit der Zeit lernen die Menschen, welche Kombination von Arbeitszeit und Freizeit ihnen am besten passt. Arbeitszeiten können sich aufgrund von Kultur und Politik ändern (indirekte Wahl); Menschen können wählen, auf welche Stellen sie sich bewerben. Hilft uns, reale Phänomene zu verstehen: Präferenzen und Einkommens- /Substitutions-Effekte können Unterschiede bei den Arbeitszeiten in verschiedenen Ländern und im Laufe der Zeit erklären. UNIVERSITÄT LEIPZIG MC-Frage: Wenn ein Rückgang des Arbeitslohnes zu einem Rückgang des Arbeitsangebot führt, … X a) … dominiert der Substitutionseffekt den Einkommenseffekt. b) … gibt es keinen Einkommenseffekt. c) … dominiert der Einkommenseffekt den Substitutionseffekt. d) … gibt es keinen Substitutionseffekt. Konsum - 1 ① h Freizeit UNIVERSITÄT LEIPZIG Zusammenfassung 1. Einfaches Modell der Entscheidungsfindung bei Knappheit Indifferenzkurven stellen Präferenzen dar Machbarkeitsgrenze repräsentiert Wahlbeschränkungen Nutzenmaximierende Wahl mit GRS = GRT 2. Modell zur Erklärung der Auswirkungen des technologischen Wandels auf die Wahl des Arbeitsplatzes Gesamteffekt = Einkommenseffekt + Substitutionseffekt Beschränkungen des Modells - lässt wichtige Faktoren aus UNIVERSITÄT LEIPZIG Vorlesung 4 SOZIALE INTERAKTIONEN UNIVERSITÄT LEIPZIG ÜBERSICHT A. Einführung B. Spieltheorie: Zentrale Konzepte C. Lösung sozialer Dilemma UNIVERSITÄT LEIPZIG A. Einführung UNIVERSITÄT LEIPZIG Der Kontext für diese Einheit Bisherige Modelle der individuellen Entscheidung waren nicht von den Entscheidungen anderer abhängig. (Einheit 3) Individuen, die durch Eigeninteresse motiviert sind, können Ergebnisse erzielen, die für die Gesellschaft von Nutzen sind, z.B. Unternehmertum, Innovation. (Einheit 1) Eigeninteresse kann aber auch der Gesellschaft schaden. Warum entstehen diese Probleme? Was können wir dagegen tun? UNIVERSITÄT LEIPZIG Diese Einheit Die Instrumente der Spieltheorie nutzen, um soziale Interaktionen zu modellieren und soziale Dilemma zu erklären CO2-Emission aus fossilen Brennstoffen 10000 Soziales Dilemma = eine Situation, in 9000 der Handlungen, die unabhängig 8000 7000 voneinander von eigennützigen 6000 Individuen ausgeführt werden, zu 5000 einem gesellschaftlich suboptimalen 4000 3000 Ergebnis führen, z. B. Verkehrsstaus, 2000 Klimawandel 1000 0 1750 1800 1850 1900 1950 2000 UNIVERSITÄT LEIPZIG Diese Einheit Soziale Dilemmas entstehen, wenn Menschen die Auswirkungen ihres Handelns auf andere nicht vollständig berücksichtigen. Die Tragik der Allmende: Gemeineigentum oder gemeinsame Ressourcen werden oft übermäßig ausgebeutet Free-ride: Eine Person/Partei trägt alle Kosten, während alle von den Vorteilen profitieren Wie können Altruismus und die Politik der Regierungen soziale Dilemmas lösen? UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Wie kann die Politik beitragen soziale Dilemma zu lösen? UNIVERSITÄT LEIPZIG B. Spieltheorie: Zentrale Konzepte UNIVERSITÄT LEIPZIG Soziale und strategische Interaktionen Soziale Interaktion: Eine Situation, an der mehr als eine Person/Partei beteiligt ist und in der die Handlungen einer Person sowohl die eigenen als auch die Ergebnisse anderer Personen beeinflussen. Strategische Interaktion: Eine soziale Interaktion, bei der sich die Menschen bewusst sind, wie sich ihre Handlungen auf andere auswirken. Strategie: Handlung(en), die Menschen bei einer sozialen Interaktion ergreifen können. UNIVERSITÄT LEIPZIG Spiel Ein Spiel beschreibt eine soziale Interaktion: 1. Spieler:innen - wer ist an der Interaktion beteiligt 2. Durchführbare Strategien - Aktionen, die jeder Spieler:in durchführen kann 3. Informationen - was jede spielende Person weiß, wenn sie eine Aktion wählt 4. Auszahlungen - Ergebnisse für jede mögliche Kombination von Handlungen UNIVERSITÄT LEIPZIG Beispiel: Wahl der Nutzpflanzen Zwei Landwirte entscheiden, auf welche Nutzpflanze sie sich spezialisieren. Sie interagieren nur einmal (One-Shot-Spiel). 1. Spieler - Anil und Bala. 2. Durchführbare Strategien - Reis oder Maniok 3. Information - Die Landwirte wissen nicht, was der andere gewählt hat. 4. Auszahlungen - abhängig von den Marktpreisen und der Qualität des Bodens. UNIVERSITÄT LEIPZIG Optimale Entscheidungsfindung Beste Antwort: Strategie, die bei der Strategie der anderen Spieler:innen den höchsten Ertrag bringt Dominante Strategie: Eine beste Antwort auf alle möglichen Strategien der anderen Spieler:innen (gibt es nicht immer!) Dominanzstrategiegleichgewicht: Ein Ergebnis eines Spiels, bei dem jede spielende Person die dominante Strategie spielt UNIVERSITÄT LEIPZIG MC-Frage: Was ist das Dominanzstrategiegleichgewicht für Anil und Bala? a) Die dominante Strategie von Anil ist der Anbau von Reis. Balas dominante Strategie ist der Anbau von Reis. b) Die dominante Strategie von Anil ist der Anbau von Maniok. Balas dominante Strategie ist der Anbau von Reis. c) Die dominante Strategie von Anil ist der Anbau von Reis. Balas dominante Strategie ist der Anbau von Maniok. d) Die dominante Strategie von Anil ist der Anbau von Maniok. Balas dominante Strategie ist der Anbau von Maniok. UNIVERSITÄT LEIPZIG Nash-Gleichgewicht Unterschiedliche Vergütungen Nash-Gleichgewicht: Eine Reihe von Strategien (eine pro Spieler:in), so dass die Strategie jeder spielenden Person die beste Antwort auf die von allen anderen gewählten Strategien ist. In einem Nash-Gleichgewicht hat keine spielende Person einen Anreiz, (individuell) abzuweichen. HINWEIS: Es kann mehr als ein Nash- Gleichgewicht in einem Spiel geben. UNIVERSITÄT LEIPZIG MC-Frage: Was ist ein Nash-Gleichgewicht für Anil und Bala? a) Die beste Antwort von Anil ist der Anbau von Reis. Balas beste Antwort ist der Anbau von Reis. b) Die beste Antwort von Anil ist der Anbau von Maniok. Balas beste Antwort ist der Anbau von Reis. c) Die beste Antwort von Anil ist der Anbau von Reis. Balas beste Antwort ist der Anbau von Maniok. d) Die beste Antwort von Anil ist der Anbau von Maniok. Balas beste Antwort ist der Anbau von Maniok. UNIVERSITÄT LEIPZIG Das Gefangenendilemma Wahl zwischen Schädlingsbekämpfungsmitteln: Preiswerte Chemikalie namens Terminator tötet jedes Insekt im Umkreis von mehreren Kilometern und sickert auch in die Wasserversorgung, die sowohl Anil als auch Bala nutzen. Integrierte Schädlingsbekämpfung (ISB) anstelle einer Chemikalie: Arbeitskräfte in der Landwirtschaft bringen nützliche Insekten auf den Acker. Die Nützlinge fressen die Schädlingsinsekten. UNIVERSITÄT LEIPZIG MC-Frage: Was ist das Dominanzstrategiegleichgewicht für Anil und Bala? a) Die dominante Strategie von Anil ist der Anbau von ISB. Balas dominante Strategie ist der Anbau von ISB. b) Die dominante Strategie von Anil ist der Anbau von Maniok. Balas dominante Strategie ist der Anbau von ISB. c) Die dominante Strategie von Anil ist der Anbau von ISB. Balas dominante Strategie ist der Anbau von Terminator. d) Die dominante Strategie von Anil ist der Anbau von Terminator. Balas dominante Strategie ist der Anbau von Terminator. UNIVERSITÄT LEIPZIG C. Lösung sozialer Dilemma UNIVERSITÄT LEIPZIG Warum haben wir dieses Ergebnis vorhergesagt? 1. Spieler:innen interessieren sich nur für ihre eigenen Ergebnisse/Auszahlungen. Altruismus , Missgunst Neid , Einführung gesellschaftlicher Präferenzen 2. Niemand konnte Spieler:innen für die Folgen ihrer Handlungen auf andere zur Rechenschaft ziehen. Einführung von wiederholten Spielen, sozialen Normen und Bestrafung durch Mitspielende. 3. Die Spieler:innen konnten ihre Handlungen nicht im Voraus koordinieren Die Regeln des Spiels ändern (Institutionen und Politik) UNIVERSITÄT LEIPZIG Präferenzen kennenlernen Ökonominnen und Ökonomen nutzen manchmal Experimente, um etwas über Präferenzen zu erfahren. 1. Laborversuche: sie können… … die Entscheidungen der Teilnehmer:innen und deren Ergebnisse kontrollieren. … eine Kontroll-/Behandlungsgruppe zum Vergleich erstellen. … die Ergebnisse reproduzieren. … für andere Variablen kontrollieren. 2. Feldversuche: sie können … Entscheidungsfindung in der Praxis besser vorhersagen als Laborexperimente … einen realistischeren Kontext abbilden, in dem Menschen Entscheidungen treffen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Gesellschaftliche Präferenzen: Altruismus Soziale Dilemmas entstehen, wenn Spieler:innen nur ihre eigenen Auszahlungen im Auge haben. In Experimenten zeigen jedoch viele Spieler:innen Altruismus, indem sie eine dominierte Strategie wählen. Altruistische Präferenzen beeinflussen die Form der Indifferenzkurven. UNIVERSITÄT LEIPZIG Die Lösung des Gefangenendilemmas Beispiel Pestizide: Wenn Anil etwas altruistisch ist, dann ist seine dominante Strategie I statt T. I, I = Beide nutzen ISB I, T = Anil nutzt ISB, Bala nutzt Terminator T, I = Anil nutzt Terminator, Bala nutzt ISB T, T = Beide nutzen Terminator UNIVERSITÄT LEIPZIG Gesellschaftliche Präferenzen: Andere Typen Ungleichheitsaversion: Abneigung gegen Ergebnisse, bei denen einige Personen mehr erhalten als andere Gegenseitigkeit: Freundlich/hilfsbereit zu anderen sein, die freundlich/hilfsbereit sind, und umgekehrt. Wir bewerten, ob andere "freundlich" oder "hilfsbereit" waren, gemäß sozialer Normen (gemeinsames Verständnis darüber, wie man sich in Situationen verhalten sollte, in denen das eigene Handeln andere beeinträchtigt). Diese Motive wirken sich auf die Ergebnisse des Spiels um öffentliche Güter und des Ultimatumspiels aus. UNIVERSITÄT LEIPZIG Wiederholte Spiele Bisher haben wir uns mit Spielen beschäftigt, die nur einen Durchgang haben. Bei wiederholten Interaktionen können aufgrund von sozialen Normen, Gegenseitigkeit und Bestrafung durch Gleichaltrige bessere Ergebnisse erzielt werden. Egoistisches Verhalten in einer Periode hat Konsequenzen in zukünftigen Perioden, so dass es nicht mehr als dominante Strategie gelten kann. UNIVERSITÄT LEIPZIG Spiel um öffentliche Güter: Beispiel Landwirtschaft Es gibt eine Gruppe von Landwirtinnen und Landwirten. Jede Landwirtin und jeder Landwirt:in entscheidet, ob sie/er einen Beitrag zum öffentlichen Gut (z. B. Bewässerungsprojekt) leistet. Ein Beitrag ist mit persönlichen Kosten verbunden, aber alle profitieren davon. Gefangenendilemma mit mehr als zwei Personen: Nicht beizutragen (Free-ride) ist eine dominante Strategie. UNIVERSITÄT LEIPZIG Gegenseitigkeit und soziale Normen Bei Experimenten mit öffentlichen Gütern waren die Menschen gerne bereit, einen Beitrag zu leisten, solange andere dies erwidern. Die Beiträge unterscheiden sich je nach sozialen Normen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Bestrafung durch Mitspielende Die Möglichkeit, Free-Rider zu identifizieren und zu bestrafen erhöht auch die individuellen Beiträge. UNIVERSITÄT LEIPZIG Das Ultimatum Spiel Ein sequentielles Spiel, bei dem die Spieler:innen entscheiden, wie sie die ökonomischen Renten aufteilen, z. B. Geldpreis Das Angebot der vorschlagenden Person kann durch Altruismus motiviert sein, Fairness (50-50 Aufteilung), Ungleichheitsaversion, soziale Normen oder Reziprozität. UNIVERSITÄT LEIPZIG Beispiel: Kenianische Landwirt:innen und Studierende aus den USA Die Angebote stehen im Einklang mit gesellschaftlichen Präferenzen, aber auch mit der Maximierung der erwarteten Auszahlungen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Beispiel: Klimawandel Ergebnisse hängen von Spielregeln und Präferenzen ab Business as usual (BAU) ist die dominante Strategie für rein eigennützige Spieler:innen Ein Emissionsabkommen würde das gesellschaftlich optimale Ergebnis bringen Ungleichheitsaversion und Gegenseitigkeit führen hier zu zwei Nash-Gleichgewichten, die das soziale Optimum beinhalten UNIVERSITÄT LEIPZIG MC-Frage: Was sind Lösungsansätze für ein Gefangenendilemmas? a) Das Nash Gleichgewicht b) Ungleichheitsaversion c) Altruismus d) Wiederholte Spiele UNIVERSITÄT LEIPZIG Zusammenfassung 1. Soziale Interaktionen können als Spiele modelliert werden Spieler:innen wählen die besten Antworten auf die Strategien der anderen 2. Soziale Dilemma können durch soziale Präferenzen, Bestrafung durch Gleichaltrige, Wiederholung oder verbindliche Vereinbarungen gelöst werden Auch die Regeln des Spiels sind wichtig für das Ergebnis 3. Mehrere Nash-Gleichgewichte können Koordinationsprobleme verursachen Ökonomische und politische Institutionen können dazu beitragen, gesellschaftlich optimale Ergebnisse zu erzielen UNIVERSITÄT LEIPZIG Vorlesung 5 EFFIZIENZ UND FAIRNESS – MACHT UND UNGLEICHHEIT UNIVERSITÄT LEIPZIG ÜBERSICHT A. Einführung B. Bewertung von Ergebnissen C. Bestimmung von Allokationen D. Institutionen und Ungleichheit UNIVERSITÄT LEIPZIG A. Einführung UNIVERSITÄT LEIPZIG Der Kontext für diese Einheit Institutionen (die Spielregeln) sind wichtig für soziale Ergebnisse. (Einheit 4) Institutionen können das Einkommen beeinflussen, das Menschen für ihre Arbeit erhalten. (Einheit 2) Was für andere Faktoren bestimmen Endergebnisse? Welche anderen Kriterien können wir heranziehen, um Ergebnisse zu bewerten? Wie können wir Ergebnisse verbessern? UNIVERSITÄT LEIPZIG Diese Einheit Wir überlegen, wie Institutionen und Macht die Ergebnisse oder Allokationen bestimmen Wir bewerten die Zuteilungen anhand der Pareto-Effizienz und der Fairness-Kriterien Zeigen auf, wie politische Maßnahmen die Ergebnisse verbessern können UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Ist eine effiziente Verteilung eine faire Verteilung? a) Nein, aber eine faire Verteilung ist effizient. b) Ja, Effizienz impliziert Fairness. c) Effizienz und Fairness sind gänzlich unterschiedliche Konzepte und nicht zusammenhängend. d) Nein, Effizienz steht im Widerspruch zur Fairness. UNIVERSITÄT LEIPZIG B. Bewertung von Ergebnissen UNIVERSITÄT LEIPZIG Pareto Effizienz Allokation: Ergebnis einer wirtschaftlichen Interaktion. (Beschreibt, wer was macht und wer was erhält) Eine Allokation ist Pareto-effizient, wenn niemand besser gestellt werden kann, ohne dass jemand schlechter gestellt wird. Beispiel für Pestizide: (I,I) Pareto-dominiert (T,T); (I,I), (I,T) und (T,I) sind alle Pareto- effizient. UNIVERSITÄT LEIPZIG Pareto-Effizienz: Probleme Es gibt oft mehr als eine Pareto-effiziente Allokation. Das Pareto-Kriterium sagt uns nicht, welche Allokationen besser oder fairer sind. Viele Allokationen, die ungerecht sein könnten, sind Pareto-effizient, z. B. wenn Sie einer Freundin 1 Cent von den 100 Dollar geben, die Sie auf der Straße gefunden haben. UNIVERSITÄT LEIPZIG Fairness Bei Fairness betrachten wir sowohl die Spielregeln als auch das Ergebnis. Allokationen können aus zwei Gründen als ungerecht empfunden werden: 1. Ungleichheit der Endergebnisse (z. B. Wohlstand, Wohlbefinden) Substanzielle Beurteilung der Fairness 2. Wie sie zustande gekommen sind (z. B. Zwang vs. Fairplay, Chancengleichheit, Anpassung an soziale Normen) Prozessuale Beurteilung der Fairness Rawls' Schleier der Unwissenheit: Eine unvoreingenommene Perspektive einnehmen UNIVERSITÄT LEIPZIG Fairness und Volkswirtschaftslehre Die Volkswirtschaftslehre bietet keine Beurteilung darüber, was fair ist. Aber die Volkswirtschaftslehre kann Klarheit darüber schaffen: Wie Institutionen (Spielregeln) die Ungleichheit beeinflussen Kompromisse bei der Ergebnisgerechtigkeit, z. B. Verzicht auf Einkommensgleichheit zugunsten von Chancengleichheit Welche öffentlichen Maßnahmen können Ungerechtigkeiten beseitigen, und wie? UNIVERSITÄT LEIPZIG C. Bestimmung von Allokationen UNIVERSITÄT LEIPZIG Beispiel: die Landwirtin Angela Angela steht vor einem Kompromiss zwischen Getreide und Freizeit. Anfänglich bewirtschaftet sie das Land allein und behält das gesamte Getreide. Erinnern Sie sich (Einheit 3): die Allokation der optimalen Entscheidungsfindung ist an dem Punkt, wo GRS = GRT UNIVERSITÄT LEIPZIG Kombinierte realisierbare Menge Bruno ist kein Landwirt, möchte aber einen Teil von Angelas Getreide. Die kombinierte realisierbare Menge zeigt alle möglichen Allokationen der Produktion zwischen den Parteien. Die gewählte Allokation hängt von Institutionen und politischen Maßnahmen ab. UNIVERSITÄT LEIPZIG Realisierbare Allokationen Die Machbarkeitsgrenze zeigt alle technisch möglichen Ergebnisse (begrenzt durch die Technologie). Die biologische Überlebensbeschränkung zeigt alle biologisch möglichen Ergebnisse (begrenzt durch das Überleben von Angela). Die realisierbaren Allokationen ergeben sich aus der Schnittmenge dieser Beschränkungen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Zwang: Auferlegung von Allokationen mit Gewalt Nehmen Sie an, dass Bruno jede beliebige Allokation erzwingen kann - Angela ist seine Sklavin. Die Allokation, die seine ökonomische Rente maximiert, ist diejenige, bei der die Steigung der biologischen Beschränkung (GRS) gleich der Steigung der Machbarkeitsgrenze (GRT) ist. GRS = GRT UNIVERSITÄT LEIPZIG Freiwilliger Handel: Verhandlung Wie die Parteien die gemeinsame Wohlfahrt (gegenseitigen Gewinn) aufteilen, hängt ab von: 1. Der Reservationsoption jeder Partei 2. Der relativen Verhandlungsmacht zwischen den Parteien Die wirtschaftlich mögliche Menge zeigt alle möglichen Zuteilungen, von denen beide Parteien profitieren. UNIVERSITÄT LEIPZIG Zwang vs. Verhandeln Unter Zwang wird diejenige Zuteilung gewählt, bei der die Steigung der biologischen Beschränkung gleich der Steigung der Machbarkeitsgrenze ist. Ohne Zwang wird der gemeinsame Überschuss dort maximiert, wo die Steigung der Reservationsindifferenzkurve gleich der Steigung der Machbarkeitsgrenze ist. Die gesamte Wohlfahrt ist geringer, wenn beide Parteien dem Vorschlag zustimmen müssen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Die Pareto-Effizienz Kurve Pareto-Effizienz-Kurve: die Menge aller Pareto-effizienten Allokationen (auch Vertragskurve genannt). Verbindet alle Punkte in der realisierbaren Menge, bei denen GRS = GRT ist. Die gemeinsame Wohlfahrt ist die gleiche, aber die Verteilung der Wohlfahrt ist an jedem Punkt der Kurve unterschiedlich. UNIVERSITÄT LEIPZIG Pareto-effizientes Verhandeln Die gewählte Allokation wird auf der Pareto-Effizienz Kurve (Linie CD) liegen. Bei C erhält Angela die gesamte Wohlfahrt. Bei D erhält Bruno die gesamte Wohlfahrt. An jedem anderen Punkt der Kurve teilen sich Angela und Bruno die Wohlfahrt und erhalten jeweils eine Rente. UNIVERSITÄT LEIPZIG Institutionen und Politik: Gesetzgebung Institutionen und politische Maßnahmen beeinflussen die Höhe der Wohlfahrt und dessen Verteilung. Die neue Allokation muss beiden Parteien mindestens so viel geben wie ihre neue Reservationsoption. Z. B. ein Gesetz, das die Arbeitszeit begrenzt, verleiht Angela mehr Verhandlungsmacht. Angelas Reservationsoption ist jetzt F, also muss Bruno ihr einen Punkt auf CG anbieten. UNIVERSITÄT LEIPZIG Angela die Landwirtin: Was wir gelernt haben Technologie und Biologie bestimmen, welche Allokationen technisch realisierbar sind. Institutionen und politische Maßnahmen tragen dazu bei, zu bestimmen, welche Allokationen wirtschaftlich realisierbar sind (Pareto-Verbesserung). Die gewählte Allokation hängt von den Präferenzen der Parteien (was sie wollen) und ihrer Verhandlungsmacht (ihre Fähigkeit, es zu bekommen) ab. UNIVERSITÄT LEIPZIG UNIVERSITÄT LEIPZIG D. Institutionen and Ungleichheit UNIVERSITÄT LEIPZIG Ungleichheit messen Lorenzkurve: Zeigt das Ausmaß der Ungleichheit und ermöglicht den Vergleich von Verteilungen. Gini-Koeffizient: Maß für die Ungleichheit, angenähert als Abweichung der Lorenzkurve von der perfekten Gleichheitslinie. Der Bereich reicht von 0 (perfekte Gleichheit) bis 1 (maximale Ungleichheit). UNIVERSITÄT LEIPZIG Beispiel: Piratenschiffe und die britische Marine Die Piraterie war erstaunlich fair und demokratisch - anders als in der britischen Marine verteilten die Piraten auf der Royal Rover ihre Beute relativ gleichmäßig unter den Besatzungsmitgliedern. UNIVERSITÄT LEIPZIG Umgang mit Ungleichheit Staatliche Umverteilungsmaßnahmen (Einkommensteuer und Transfers) können zu einer gleichmäßigeren Verteilung des verfügbaren Einkommens führen. Die Unterschiede in der Ungleichheit des verfügbaren Einkommens zwischen den Ländern hängen von der Wirksamkeit dieser Maßnahmen ab. UNIVERSITÄT LEIPZIG Beispiel: Operation Barga Vor 1973 war die Landverteilung in Westbengalen sehr ungleich - einige wenige Grundbesitzenden besaßen das gesamte Land. Die pachtenden Personen gaben in der Regel die Hälfte ihrer Ernte an die Grundbesitzenden ab. Einkommensungleichheit - 1973 lag die Armutsquote auf dem Land bei 73 %. UNIVERSITÄT LEIPZIG Beispiel: Operation Barga Die Bodenreform ermöglichte es den Pachtenden, einen größeren Anteil ihrer Ernte zu behalten, und schützte sie vor Vertreibung. Nicht Pareto-effizient, ABER weniger Einkommensungleichheit. Auch die Arbeitsmotivation und die landwirtschaftliche Produktivität haben sich verbessert. UNIVERSITÄT LEIPZIG MC-Frage: Die Pareto-Effizienz-Kurve verbindet alle Punkte, wo … a) die Verteilung der Wohlfahrt identisch ist. b) eine faire Verteilung erreicht ist. c) die gemeinsame Wohlfahrt maximiert ist. d) die Wohlfahrt für alle identisch ist. UNIVERSITÄT LEIPZIG Zusammenfassung 1. Zwei Kriterien zur Bewertung der Ergebnisse Objektiv: Pareto-Effizienz Subjektiv: Fairness (substanzielle und prozessuale Gerechtigkeit) 2. Allokationen hängen von Präferenzen und Macht/Institutionen ab Institutionen können Reservationsoptionen und Verhandlungsmacht bestimmen Der Gini-Koeffizient misst die Ungleichheit der Verteilungen Staatliche Maßnahmen können die Zuteilung effizienter oder gerechter machen UNIVERSITÄT LEIPZIG In der nächsten Vorlesung Die Rolle der anderen Institutionen: Unternehmen und Märkte Wie Unternehmen arbeiten: Eigentümer:innen, Manager:innen und Beschäftigte Warum Arbeitslosigkeit ein Merkmal der Funktionsweise der Arbeitsmärkte ist UNIVERSITÄT LEIPZIG In der nächsten Einheit Die Rolle der Institutionen bei der Verteilung von ökonomischen Renten Wie man soziale Ergebnisse bewertet: Effizienz und Fairness Wie sich die Verhandlungsmacht auf die Verteilung der Wohlfahrt auswirkt UNIVERSITÄT LEIPZIG Vorlesung 6 DAS UNTERNEHMEN: EIGENTÜMER:INNEN, DAS MANAGEMENT UND BESCHÄFTIGTE UNIVERSITÄT LEIPZIG ÜBERSICHT A. Einführung B. Unternehmen C. Eigentümer:innen und Manager:innen D. Beschäftigte E. Arbeitsanreizmodell F. Prinzipal-Agent-Modell UNIVERSITÄT LEIPZIG A. Einführung UNIVERSITÄT LEIPZIG Der Kontext dieser Einheit Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft. (Einheit 1) In Modellen wirtschaftlicher Interaktionen wird die Aufteilung des Ergebnisses durch Verhandlungen bestimmt. (Einheit 5) Alle Parteien profitieren von diesen Interaktionen, haben aber im Konflikt stehende Interessen darüber, wie diese Gewinne aufgeteilt werden. Wie werden Löhne in Unternehmen aufgeteilt? Was sind die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Interaktionen in Unternehmen? UNIVERSITÄT LEIPZIG Diese Einheit Wir analysieren, wie sich Unternehmen von Märkten unterscheiden Wir verwenden ein Modell der Interaktionen innerhalb des Unternehmens, um zu erklären, wie Löhne bestimmt werden und wie dies die Arbeitslosigkeit beeinflusst Wir untersuchen das Problem unvollständiger Verträge und versteckter Aktionen UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Wie unterscheiden sich Unternehmen und Märkte? a) Es gibt keine grundsätzlichen Unterschiede. b) Akteure sind auf Märkten größeren Zwängen ausgesetzt als in einem Unternehmen. O c) Märkte sind freier als Unternehmen, da hier keine Befehlsgewalt zwischen einzelnen Akteuren existiert. d) Unternehmen sind freier als Märkte, da man über seine Position im Unternehmen verhandeln kann. UNIVERSITÄT LEIPZIG B. Unternehmen UNIVERSITÄT LEIPZIG Was ist ein Unternehmen? Unternehmen = eine Organisation, die Menschen beschäftigt Inputs zur Produktion von Gütern und Dienstleistungen erwirbt Preise festlegt, die über den Produktionskosten liegen „Ein Unternehmen in einer kapitalistischen Wirtschaft ist eine Miniatur-Wirtschaft in Privatbesitz mit zentraler Planung.” UNIVERSITÄT LEIPZIG Unternehmen vs. Märkte In einer kapitalistischen Wirtschaft wird die Arbeitsteilung auf zwei Arten koordiniert: durch Unternehmen und Märkte. Die Koordination innerhalb der Unternehmen unterscheidet sich von der Koordination über Märkte: Die Konzentration der ökonomischen Macht in den Händen der Eigentümer:innen/ Manager:innen erlaubt ihnen das Erteilen von Anordnungen an Beschäftigte Die Macht in Märkten ist dezentralisiert, wodurch Entscheidungen autonom und freiwillig getroffen werden UNIVERSITÄT LEIPZIG Struktur eines Unternehmens Eigentümer:innen entscheiden über langfristige Strategien Manager:innen implementieren diese Entscheidungen, indem sie den Arbeitskräften Aufgaben zuweisen und sie überwachen UNIVERSITÄT LEIPZIG Verträge Unternehmen und Märkte unterscheiden sich bei den Verträgen, die die Grundlage für einen Austausch bilden. Vertrag = ein Rechtsdokument oder eine Vereinbarung, die eine Reihe von Handlungen festlegt, zu denen sich die Vertragsparteien verpflichten. Verträge über Güter, die auf Märkten verkauft werden, übertragen das Eigentum an der Ware dauerhaft von Verkaufenden auf die Kaufenden. Mit einem Arbeitsvertrag wird die Verfügungsgewalt über die Tätigkeit einer Person vorübergehend von den Arbeitnehmenden auf die Geschäftsführung oder den/die Eigentümer:in übertragen. UNIVERSITÄT LEIPZIG C. Eigentümer:innen und Manager:innen UNIVERSITÄT LEIPZIG Trennung von Eigentum und Kontrolle Manager:innen ≠ Eigentümer:innen Trennung von Eigentum und Kontrolle = wenn Manager:innen über die Verwendung der Mittel Anderer entscheiden. UNIVERSITÄT LEIPZIG Asymmetrische Informationen Die gestrichelten grünen Pfeile nach oben stellen ein Problem der asymmetrischen Informationen zwischen den verschiedenen Ebenen der Unternehmenshierarchie dar. Eigentümer:innen und Manager:innen wissen nicht immer, was ihre Mitarbeiter:innen wissen oder tun und nicht alle ihre Anweisungen oder Befehle werden zwangsläufig ausgeführt. UNIVERSITÄT LEIPZIG Eigentümer:innen und Manager:innen: Interessenkonflikt Die Gewinne des Unternehmens gehören rechtlich gesehen den Personen, die Eigentümer:innen der Vermögenswerte des Unternehmens sind. Das Handeln der Manager:innen hat Auswirkungen auf die Gewinne Aber wenn die Gewinne dank der Arbeit der Manager:innen steigen, werden diese nicht automatisch davon profitieren. Dadurch entsteht ein Interessenkonflikt zwischen Manager:innen und Eigentümer:innen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Angleichung der Interessen Lösung des Interessenkonflikts zwischen Manager:innen und Eigentümer:innen: Die Vergütung der Manager:innen an die Entwicklung des Aktienkurses des Unternehmens koppeln Die Leistung der Manager:innen überwachen UNIVERSITÄT LEIPZIG D. Beschäftigte UNIVERSITÄT LEIPZIG Unvollständige Verträge Die Einstellung von Arbeitnehmenden unterscheidet sich vom Kauf anderer Waren und Dienstleistungen. Der Vertrag zwischen einem Unternehmen und dessen Beschäftigten ist unvollständig: Einige Aufgaben hängen von zukünftigen (unbekannten) Ereignissen ab. Einige Aspekte der Arbeit lassen sich nur schwer messen und als Grundlage für den Lohn heranziehen, z. B. der Arbeitsaufwand. In einem unvollständigen Vertrag werden nicht alle Aspekte des Austauschs, die die Interessen der Parteien betreffen, auf einklagbare Weise festgelegt. UNIVERSITÄT LEIPZIG Akkordarbeit Unvollständige Verträge sind nicht überall ein Problem. Akkordarbeit = eine Art der Beschäftigung, bei der die arbeitnehmende Person für jedes hergestellte Produkt einen festen Betrag erhält. Der Akkordlohn gibt den Arbeitnehmenden einen Anreiz, sich anzustrengen. Dennoch werden sie in den meisten Unternehmen heute nur noch selten eingesetzt: es ist schwierig, die Leistung in modernen Berufen zu messen die Mitarbeitenden arbeiten oft in Teams UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Wenn die Unternehmen die Anstrengung der Arbeitnehmenden nicht direkt messen können, warum arbeiten sie dann hart? UNIVERSITÄT LEIPZIG Beschäftigungsrenten Beschäftigte fürchten sich vor einer Entlassung, wenn sie mehr als ihre Reservationsoption bezahlt bekommen = sie erhalten eine Beschäftigungsrente. Beschäftigungsrenten = Kosten des Arbeitsplatzverlustes, die Folgendes umfassen: Einkommensverluste während der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz Erforderliche Kosten für die Aufnahme einer neuen Tätigkeit, z. B. Umzug Verlust von Zusatzleistungen, z. B. Krankenversicherung Soziale Kosten (Stigma der Arbeitslosigkeit) UNIVERSITÄT LEIPZIG Berechnung von Beschäftigungsrenten Reservationsoption = Wert der nächstbesten Option (sonstige Leistungen bei Beschäftigung oder Arbeitslosigkeit) Beschäftigungsrente = Lohn – Reservationslohn – Negativer Nutzen der Anstrengung UNIVERSITÄT LEIPZIG E. Arbeitsanreizmodell UNIVERSITÄT LEIPZIG Löhne und Anstrengung Arbeitgebende können die Leistungen der Arbeitnehmenden nicht direkt messen. Hohe Beschäftigungsrente → hohe Kosten des Arbeitsplatzverlustes → Arbeitnehmende unternehmen mehr Anstrengungen, um die Wahrscheinlichkeit einer Entlassung zu verringern. Eine Möglichkeit, die Kosten des Arbeitsplatzverlustes zu erhöhen, besteht darin, dass das Unternehmen die Löhne erhöht. UNIVERSITÄT LEIPZIG Beschäftigungsspiel 1. Die arbeitgebende Person wählt einen Lohn. Solange die arbeitnehmende Person hart genug arbeitet, wird sie den Arbeitsplatz zu dem angebotenen Lohn behalten. 2. Die arbeitnehmende Person entscheidet sich für ein bestimmtes Maß an Arbeitseinsatz, wobei sie die Kosten für den Verlust des Arbeitsplatzes berücksichtigt, wenn sie sich nicht ausreichend bemüht. Auszahlungen: Unternehmen: Gewinn = Leistung der beschäftigten Person – Lohn Arbeitnehmer:in: Beschäftigungsrente UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Beschäftigungsspiel 1. Wie hoch muss der Stundenlohn mindestens sein, damit Sie ernsthaft erwägen würden eine Arbeit als Studentische Hilfskraft anzunehmen? 2. Wie hoch müsste der Stundenlohn sein, damit Sie ein Aufwandsniveau von 0,75 erbringen würden, also 25% der Arbeitszeit mit nicht arbeitsbezogenen Aktivitäten verbringen. 3. Wie hoch müsste der Stundenlohn sein, damit Sie ein Aufwandsniveau von 1 erbringen würden, also die gesamte Arbeitszeit mit arbeitsbezogenen Aktivitäten verbringen? UNIVERSITÄT LEIPZIG Beste-Antwort-Funktion der Arbeitskraft Die Beste-Antwort-Funktion zeigt das optimale Maß an Anstrengung, die Beschäftigte für jeden angebotenen Lohn aufbringen. Sie stellt die Machbarkeitsgrenze für Löhne und Aufwand für das Unternehmen dar. Steigung der Beste-Antwort-Funktion = Grenzrate der Transformation UNIVERSITÄT LEIPZIG Die beste Antwort des Unternehmens Um Gewinne zu maximieren, wollen Unternehmen ihre Produktionskosten minimieren. Da es einen Kompromiss zwischen Lohn und Aufwand gibt, sollten Arbeitgebende eine erreichbare Kombination aus Aufwand und Lohn finden, die die Kosten pro Aufwandseinheit minimiert. UNIVERSITÄT LEIPZIG Isokostengeraden für den Aufwand Die Kosten des Aufwands sind an allen Punkten einer Isokostengerade gleich. Die Steigung der Isokostenkurve = Grenzrate der Substitution = die Rate, zu der die Arbeitgebenden bereit sind, die Löhne zu erhöhen, um einen höheren Arbeitseinsatz zu erreichen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Festlegung der Löhne Gewinne werden, in Abhängigkeit der Kurve der Beste-Antwort-Kurve der Arbeitnehmenden, an der steilsten Isokostengerade maximiert. GRS = GRT Effizienzlohn = Löhne, die höher als der Reservationslohn angesetzt werden, damit sich die Arbeitnehmenden um den Verlust des Arbeitsplatzes sorgen und mehr Leistung erbringen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Unfreiwillige Arbeitslosigkeit Unfreiwillige Arbeitslosigkeit = arbeitslos sein, aber es zu bevorzugen, einen Arbeitsplatz zu den gleichen Löhnen und Arbeitsbedingungen haben wie andere sonst identische Arbeitnehmende. Im Arbeitsanreizmodell muss es immer unfreiwillige Arbeitslosigkeit geben. Warum? Im Gleichgewicht müssen sowohl die Löhne als auch die unfreiwillige Arbeitslosigkeit hoch genug sein, um sicherzustellen, dass die Beschäftigungsrente hoch genug ist, damit sich die Arbeitnehmenden anstrengen. UNIVERSITÄT LEIPZIG F. Prinzipal-Agent-Modell UNIVERSITÄT LEIPZIG Unvollständige Verträge im Allgemeinen Unvollständige Verträge gibt es nicht nur in Arbeitsverhältnissen. Unvollständige Verträge entstehen, wenn: die Informationen nicht überprüfbar sind sich die Beziehung über längere Zeiträume erstreckt Unsicherheit besteht es Schwierigkeiten bei der Messung gibt keine Justiz vorhanden ist Präferenzen für das Weglassen bestimmter Informationen bestehen UNIVERSITÄT LEIPZIG Prinzipal-Agent-Modelle Prinzipal-Agent Modelle erfassen Interaktionen bei unvollständigen Verträgen z. B. ist das Unternehmen der Prinzipal und die arbeitnehmende Person der Agent Der Agent führt eine Aktion aus, die dem Prinzipal verborgen bleibt, weshalb dieser sie nicht überprüfen kann. UNIVERSITÄT LEIPZIG Probleme der versteckte Handlung Ein Problem der versteckten Handlung tritt auf wenn ein Interessenkonflikt zwischen dem Prinzipal und dem Agenten besteht über eine Aktion, die vom Agenten durchgeführt werden könnte und diese Aktion nicht in einem vollständigen Vertrag geregelt werden kann. Die Informationen über die Aktionen können entweder Informationen darüber asymmetrisch oder nicht überprüfbar sein. keine was = > , einem passiert unter. UNIVERSITÄT LEIPZIG MC-Frage: Was sind potenzielle Lösungen asymmetrischer Information? a) Jährliche Inflationsprämien für Beschäftigte. O b) Kopplung der Vergütung von Manager:innen an Aktienkurs (Gewinnbeteiligung) c) Jährliche Betriebsausflüge für Beschäftigte und Manager:innen d) Kopplung der Vergütung von Eigentümer:innen an Aktienkurs (Gewinnbeteiligung) UNIVERSITÄT LEIPZIG Zusammenfassung 1. Unternehmen: Eigentümer:innen und Manager:innen haben Macht über die Beschäftigten Verträge sind unvollständig – sie decken den Arbeitsaufwand nicht ab Beschäftigungsrenten motivieren die Arbeitnehmenden, sich anzustrengen Ein Beispiel für ein Problem der versteckten Handlung zwischen einem Prinzipal (Unternehmen) und einem Agenten (Arbeitnehmende) 2. Arbeitsanreizmodell für die Festlegung von Löhnen in Unternehmen Isokostenkurve = die Indifferenzkurve des Unternehmens Beste-Antwort-Funktion = maximal erreichbares Maß an Aufwand für gegebene Löhne Gewinnmaximierende Wahl wo GRS = GRT Unfreiwillige Arbeitslosigkeit als Merkmal des Gleichgewichts UNIVERSITÄT LEIPZIG In der nächsten Einheit Modelle der Interaktion zwischen Unternehmen und Kund:innen Wie die Gewinne aus dem Handel zwischen Verbraucher:innen und Unternehmenseigentümer:innen aufgeteilt werden Die Auswirkungen von Steuern und Wettbewerb auf Preise und Käufe UNIVERSITÄT LEIPZIG Vorlesung 7 DAS UNTERNEHMEN UND SEINE KUNDEN UNIVERSITÄT LEIPZIG ÜBERSICHT A. Einführung B. Produktion: Wichtige Konzepte C. Preisgestaltung und Produktionsentscheidungen: Gewinnmaximierung D. Gewinne aus dem Handel E. Preiselastizität der Nachfrage UNIVERSITÄT LEIPZIG A. Einführung UNIVERSITÄT LEIPZIG In allen entwickelten Ländern arbeiten die meisten Menschen in großen UN. Der Erfolg und die Wachstumsfähigkeit eines UNs hängen vom Preis und von der Produktion ab. UNIVERSITÄT LEIPZIG Kleinstunternehmen: bis 9; Kleine Unternehmen: bis 49; Mittlere Unternehmen: bis 249; Großunternehmen: über 249 UNIVERSITÄT LEIPZIG Deutschlands größte Arbeitgeber 1. Länder (Bildung, Polizei): 2.4 Mio. 2. Kommunen (Krankenhäuser, Ämter): 1.5 Mio. 3. Volkswagen: 640.000 4. Deutsche Post: 520.000 5. Bund (Ministerien, Verwaltung): 490.000 6. Robert Bosch: 410.000 7. Lidl: 400.000 (155.000 in D) 8. Siemens: 380.000 9. Sozialversicherungsträger (Rente etc.): 370.065 10. Edeka: 370.000 UNIVERSITÄT LEIPZIG Der Kontext für diese Einheit Die Interaktionen zwischen Unternehmen und Arbeitnehmer:innen bestimmen die Löhne, die Teil der Produktionskosten eines Unternehmens sind. (Einheit 6) Weitere wichtige Entscheidungen für Unternehmen sind die Wahl der Produktpreise und der zu produzierenden Mengen. Wie hängen diese Entscheidungen von der Nachfrage und den Produktionskosten ab? Wie kann die Politik die Aufteilung der Gesamtrente zwischen Unternehmen und Kunden beeinflussen? UNIVERSITÄT LEIPZIG Diese Einheit Modell der Interaktionen zwischen Kunden und gewinnmaximierenden Unternehmen Faktoren, die die Wahl des Preises und der Produktionsmengen des Unternehmens beeinflussen (Kosten, Preiselastizität, Marktmacht) Gesamtrente (=Überschuss): Messung der Gewinne aus dem Handel UNIVERSITÄT LEIPZIG MC-Frage: Sind große Unternehmen tendenziell rentabler als kleine Unternehmen? Xa) Ja, sie haben Skalenvorteile und produzieren daher zu geringeren Kosten. b) Nein, kleine Unternehmen sind immer rentabler, weil sie sich besser spezialisieren können. c) Nein, kleine Unternehmen können schneller Marktmacht aufbauen. d) Ja, große Unternehmen sind rentabler, weil sie weniger Bürokratiekosten haben. UNIVERSITÄT LEIPZIG B. Die Produktion: Schlüsselbegriffe UNIVERSITÄT LEIPZIG Beschreiben der Produktion: Größenvorteile Die Kosten eines Unternehmens hängen von der Größe und der Technologie der Produktion ab. Große UN können aufgrund von Technologie- und/oder Kostenvorteilen rentabler sein als kleine UN. Wenn der Input um einen bestimmten Dann zeigt sich die Technologie... Anteil steigt und die Produktion... Steigt überproportional an Steigende Skalenerträge (SE) in der Produktion Größenvorteile Nimmt proportional zu Konstante SE in der Produktion Erhöht sich weniger als proportional Sinkende SE in der Produktion Skalenbedingte Ungleichgewichte UNIVERSITÄT LEIPZIG Skaleneffekte: Beispiele Skaleneffekte (oder steigende Skalenerträge) umfassen: Kostenvorteile: Große Unternehmen können Vorleistungen zu günstigeren Bedingungen einkaufen, da sie bei Verhandlungen mit Lieferanten eine größere Verhandlungsmacht haben. Nachfragevorteile: Netzwerkeffekte (der Wert des Outputs steigt mit der Zahl der Nutzer, z. B. einer Softwareanwendung) Große Unternehmen können jedoch auch unter sinkenden Skalenerträgen leiden, z. B. unter zusätzlichen Bürokratieschichten aufgrund zu vieler Mitarbeiter. UNIVERSITÄT LEIPZIG Kostenfunktionen Um Preis- und Produktionsentscheidungen treffen zu können, müssen die Manager:innen die Produktionskosten kennen. Kostenfunktionen zeigen, wie die Gesamtproduktionskosten mit der produzierten Menge variieren. UNIVERSITÄT LEIPZIG Durchschnittliche Kosten Durchschnittskosten (TDK): Durchschnittliche Kosten pro produzierte Einheit. die Steigung der Geraden vom Ursprung zu einem bestimmten Punkt der Kostenfunktion (z.B. A oder B). In diesem Beispiel: TDK ↓ zuerst (Größenvorteile), dann ↑ (z. B. Überstunden, Maschinenausfall). UNIVERSITÄT LEIPZIG Grenzkosten Grenzkosten (GK): die Auswirkung der Produktion einer zusätzlichen Einheit des Outputs auf die Gesamtkosten. Steigung der Kostenfunktion an einem bestimmten Punkt. In diesem Beispiel steigen die Grenzkosten mit der Produktion. UNIVERSITÄT LEIPZIG Beziehung zwischen GK und TDK Die folgenden Aussagen sind immer wahr: TDK > GK: TDK ist abnehmend; TDK < GK: TDK ist steigend. GK-Kurve schneidet TDK-Kurve immer an ihrem tiefsten Punkt. UNIVERSITÄT LEIPZIG C. Preisgestaltung und Produktionsentscheidungen: Gewinnmaximierung UNIVERSITÄT LEIPZIG Nachfragekurve Um Preis- und Produktionsentscheidungen treffen zu können, müssen die Manager auch die Nachfrage nach dem Produkt des UNs kennen. Nachfragekurve = Menge, die zum jeweiligen Preis gekauft wird Theoretisch können UN die Nachfragekurve für ihr Produkt schätzen, indem sie eine große Anzahl von Verbrauchern befragen. UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Würden Sie zum Mittagessen Pasta oder Pizza im Vapiano essen, wenn das Gericht 3 Euro kostet? a) Ja. b) Nein. UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Würden Sie zum Mittagessen Pasta oder Pizza im Vapiano essen, wenn das Gericht 7 Euro kostet? a) Ja. b) Nein. UNIVERSITÄT LEIPZIG Umfrage: Würden Sie zum Mittagessen Pasta oder Pizza im Vapiano essen, wenn das Gericht 13 Euro kostet? a) Ja. b) Nein. UNIVERSITÄT LEIPZIG Isogewinnkurve (Wirtschaftlicher) Gewinn = Gesamterlös- Gesamtkosten (Die Kosten beinhalten die Opportunitätskosten des Kapitals) Isogewinnkurven zeigen Preis- Mengen-Kombinationen, die den gleichen Gewinn ergeben. Die Form der Kostenfunktion eines UNs wirkt sich auf die Form der Isogewinnkurven aus. UNIVERSITÄT LEIPZIG Gewinnmaximierung Das Optimierungsproblem unter Nebenbedingungen des UNs ist analog zu dem des Verbrauchers aus Einheit 3. Nachfragekurve = Machbarkeits- grenze des UNs (Steigung = GRT