Arbeitsangebot und Beschäftigung PDF

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This document discusses labor supply and employment, focusing on the effects of income tax on labor markets. It analyzes concepts like the labor supply of households, macroeconomic indicators, and the impact of taxes on employment.

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3 Arbeitsangebot und Beschäftigung 3.1 Lohnsteuer Wie wirkt die Besteuerung des Lohneinkommens auf den Arbeitsmarkt? Arbeitsangebot eines Haushalts gesamtwirtschaftliche Erbwerbstätigkeit Lohn Makroökonomische Kennzahlen Lohnsteuerkeil = (Steuer auf Arbeitseinkom...

3 Arbeitsangebot und Beschäftigung 3.1 Lohnsteuer Wie wirkt die Besteuerung des Lohneinkommens auf den Arbeitsmarkt? Arbeitsangebot eines Haushalts gesamtwirtschaftliche Erbwerbstätigkeit Lohn Makroökonomische Kennzahlen Lohnsteuerkeil = (Steuer auf Arbeitseinkommen + Sozialversicherungsbeiträge)/ Arbeitskosten Steuerkeil und Arbeitslosenquote → Abb. 3.1 Steuerkeil und Arbeitszeit → Abb. 3.2 55 / 196 Mikroökonomischer Ansatz Haushalt x ≥ 0 Konsum f ≥ 0 Freizeit ℓ ≥ 0 Arbeitszeit ℓ0 = f + ℓ gesamte Zeit, ℓ0 > 0 u(f , x) Nutzenfunktion ⋄ streng konvexe Indifferenzkurven ⋄ ∂u/∂f > 0, ∂u/∂x > 0 Preise und Steuer w Bruttolohnsatz τ Lohnsteuersatz w (1 − τ ) Nettolohnsatz Der Preis des Konsums ist auf 1 normiert. 58 / 196 Haushaltsentscheidung max u(f , x) f ,x u.d.B. x ≤ w (1 − τ )(ℓ0 − f ) Notwendige Bedingung → Abb. 3.3 ∂u(f , x)/∂f = w (1 − τ ) ∂u(f , x)/∂x   =⇒ x (w (1 − τ ) , f w (1 − τ ) Nachfragefunktionen Erhöhung des Lohnsteuersatzes wirkt auf... Freizeit- Arbeits- wirkt über... nachfrage angebot Preis Substitutions- steigt sinkt der Freizeit effekt Netto- Einkommens- Freizeit inferior steigt sinkt einkommen effekt Freizeit normal sinkt steigt Tabelle 3.1: Effekte einer Lohnsteuererhöhung. 59 / 196 Konsum Lohnsteuer und Arbeitsangebot w A w(1-τ ) C B f (w(1-τ )) f (w) l0 Freizeit l(w) l(w(1-τ )) Abbildung 3.3: Lohnsteuer und Arbeitsangebot. 60 / 196 Ergebnis: Lohnsteuer und Arbeitsangebot → Abb. 3.3 Wenn Freizeit ein inferiores Gut ist, dann sinkt das Arbeitsangebot auf Grund einer Erhöhung des Lohnsteuersatzes. Wenn Freizeit ein normales Gut ist, dann steigt das Arbeitsangebot auf Grund einer Erhöhung des Lohnsteuersatzes, wenn der Einkommenseffekt den Substitutionseffekt überwiegt. Unternehmen Arbeitskosten sind als Betriebsausgaben abzugsfähig. Die Arbeitsnachfrageentscheidung ist vom Steuersatz unabhängig. 61 / 196 Gleichgewicht Wenn der Substitutionseffekt überwiegt, geht das Arbeitsangebot durch die Lohnsteuer zurück. Die Arbeitsnachfragefunktion ist unverändert. ⇒ Der Bruttolohnsatz steigt. ⇒ Die Beschäftigung sinkt. Effizienz Die Lohnsteuer verzerrt das Arbeitsangebot. Erstbest wäre eine Besteuerung der Zeitaustattung. Inzidenz unelastisches Arbeitsangebot ⇒ Die Lohnsteuer wird von Arbeitnehmern getragen. Arbeitslohn in Höhe des Existenzminimums ⇒ Die Lohnsteuer wird von Arbeitgebern getragen. 62 / 196 Empirische Arbeitsangebotselastizitäten → Tab. 3.2 Keane (2011) Elastizitätskonzepte Die Marshall-Elastizität misst den Substitutions- und Einkommenseffekt einer Erhöhung des Nettolohnsatzes auf das Arbeitsangebot. Die Hicks-Elastizität misst nur den Substitutionseffekt einer Erhöhung des Nettolohnsatzes auf das Arbeitsangebot. Die Frisch-Elastizität misst die Reaktion des Arbeitnehmers auf eine vorübergehende Erhöhung des Nettolohnsatzes. Ergebnisse Bei Männern wiegt der Einkommenseffekt einen positiven Substitutionseffekt weitgehend auf. Elastizitäten für Frauen sind höher als bei Männern. 63 / 196 3.2 Ehegattensplitting Ehegatten-Splitting als Steuervergünstigung? TE (ya , yb ) (beliebiger) Tarif der Ehegattenbesteuerung Postulate Nichtdiskriminierung der Ehe: Zwei Ehegatten mit Einkommen ya und yb sollen nicht höher besteuert werden als zwei Unverheiratete mit denselben Einkommen: TE (ya , yb ) ≤ T (ya ) + T (yb ) Globalbesteuerung des Ehegatteneinkommens: Die Steuer eines Ehepaares soll nur vom Gesamteinkommen, aber nicht von der Verteilung des Gesamteinkommens auf beide Ehegatten abhängen: TE (ya , yb ) = const. für alle ya + yb = const. 66 / 196 Satz: Das Ehegattensplitting führt unter allen Tarifen, die den Postulaten der Nichtdiskriminierung der Ehe und der Globalbesteuerung des Ehegatteneinkommens genügen, zur höchsten Steuerlast. Beweis: Man nehme an, es gebe einen Tarif der Ehegattenbesteuerung TE (ya , yb ), der beide Postulate erfüllt und der für ein Paar von Einkommen (ya , yb ) zu einer höheren Besteuerung führt als das Ehegattensplitting. Mit y = (ya + yb )/2 muss wegen dem Postulat der Globaleinkommensbesteuerung also gelten TE (y , y ) = TE (ya , yb ) > TS (ya , yb ) = 2T (y ) = T (y ) + T (y ). Dann verletzt aber TE das Postulat der Nichtdiskriminierung der Ehe 67 / 196 Ehegattensplitting und Arbeitsangebot Bick und Fuchs-Schündeln (2017) Wie beeinflussen Ehegattenbesteuerung und Progression das Arbeitsangebot von Verheirateten? Ansatz statisches Haushaltsmodell gemeinsame Nutzenfunktion für beide Ehepartner Arbeitsangebotsentscheidung ⋄ Stundenzahl (intensives Arbeitsangebot) bei Frauen und Männern ⋄ Arbeitsaufnahme (extensives Arbeitsangebot) bei Frauen 68 / 196 Kalibrierung 17 europäische Länder und USA drei Bildungsniveaus, qualifikationsspezifische Lohnsätze Ehepaare im Alter von 25-54 Jahren, keine Kinder Daten von 2001-2008 Simulationen 1 Übergang vom geltenden Recht zur Individualbesteuerung bei unveränderter Tariffunktion 2 Ersatz der geltenden Tariffunktion bei der Individualbesteuerung durch einen linearen Tarif Die durchschnittliche Steuerbelastung von Paaren wird durch eine zusätzliche lineare Einkommensteuer konstant gehalten. 69 / 196 Ergebnisse 1: Ehegattenbesteuerung → Abb. 3.4 Das Arbeitsangebot von Frauen steigt in den meisten Ländern. In Belgien (340 Stunden p.a.) und Deutschland (280 Stunden p.a.) ist der Zuwachs am größten. Das Arbeitsangebot von Männern sinkt in einigen Ländern um bis zu 50 Stunden p.a. Länder mit Individualbesteuerung sind nicht betroffen. Ergebnisse 2: Progression → Abb. 3.5 Das Arbeitsangebot von Männern steigt in allen Ländern, durchschnittlich um 144 Stunden p.a. Wirkungen auf Frauen sind geringer. 70 / 196

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