Wie entsteht Motivation? PDF
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Universität Hildesheim
2024
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These lecture notes cover motivation, including instinct theory, drive theory, and arousal theory. The document also explains how motivation is impacted by biological, psychological, and socio-cultural factors. Examples include hunger and motivation, and how people are motivated.
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Wie entsteht Motivation? 9. Dezember 2024 Was wissen wir schon? Gedächtnismodell Enkodierung Speicherung Abruf verzerrte Erinnerungen Kognition Problemlösen Entscheidungen 2 Ziele Verstehen, was die Wissenschaft unter Motivati...
Wie entsteht Motivation? 9. Dezember 2024 Was wissen wir schon? Gedächtnismodell Enkodierung Speicherung Abruf verzerrte Erinnerungen Kognition Problemlösen Entscheidungen 2 Ziele Verstehen, was die Wissenschaft unter Motivation versteht, welche Motivationskonzepte es gibt, weshalb Menschen das tun, was sie tun, wie Maslows Bedürfnispyramide aufgebaut ist, was extrinsische und intrinsische Motivation bedeuten. 3 Einstieg Schreiben Sie eine E-Mail oder sms / whatsapp an sich selbst! Geben Sie sich dabei Antworten auf die vier Fragen: Was motiviert 1. ein Neugeborenes, an der Brust der Mutter zu saugen? 2. mich, Wasser oder Tee zu trinken? 3. mich, in eine für mich neue Gegend in den Urlaub zu fahren? 4. mich, mein gewähltes Fach zu studieren? 4 Motivation Motivation lat. movere – bewegen „Motivation ist ein Prozess, durch den Verhalten in Richtung auf ein Ziel energetisiert, geleitet und aufrechterhalten wird.“ (Gazzaniga) „Motivation – ein Bedürfnis oder ein Wunsch, der unser Verhalten antreibt und lenkt.“ (Myers) Motivationen entstehen dabei aus der Interaktion von Anlagen (physiologischem Druck) und Umwelt/Erwartungen (persönliche, kognitive und kulturelle Zwänge) © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 468 5 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 582. Motivation „Motivation ist ein Prozess, durch den Verhalten in Richtung auf ein Ziel energetisiert, geleitet und aufrechterhalten wird.“ 1. energetisierend: stimulierend, Verhalten aktivierend - Bsp.: Wunsch nach Fitness veranlasst einen zum Joggen 2. direktiv: steuert Verhalten auf ein Ziel hin - Bsp.: Durst motiviert zum Trinken 3. persistierend: Verhalten wird ausgeübt, bis das Ziel erreicht ist - Bsp.: Wille zum Erfolg motiviert zum Lernen bis zu einer guten Note 4. variierend in der Stärke: Motive sind abhängig von inneren und äußeren Kräften unterschiedlich stark 6 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 582. Motivationskonzepte Was motiviert 1. ein Neugeborenes, an der Brust der Mutter zu saugen? 2. mich, Wasser oder Tee zu trinken? 3. mich, in eine für mich neue Gegend in den Urlaub zu fahren? 4. mich, mein gewähltes Fach zu studieren? 1. Evolutionäre Perspektive (Instinkttheorie) 2. Triebtheorie 3. Erregungstheorie 4. Bedürfnishierarchie © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 468 7 Motivationskonzepte 1. Evolutionäre Perspektive (Instinkttheorie) Instinkt: Es „muss eine komplexe Verhaltensweise als festes Muster bei allen Mitgliedern einer Spezies vorkommen und darf nicht gelernt sein (Tinbergen 1951). - Bsp.: Neugeborenes sucht nach der Brust der Mutter und saugt. genetisch prädisponiertes Verhalten Instinkte sind die Quelle unserer Motivation Kritik: berücksichtigt physiologische Bedürfnisse und psychologische Wünsche nicht © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 468 8 Motivationskonzepte 2. Triebtheorie „Annahme, dass ein physiologisches Bedürfnis eine erregte Spannung erzeugt (einen Trieb), die den Organismus motiviert, das Bedürfnis zu befriedigen.“ Bedürfnis ist angeboren. Quelle der Motivation ist die Interaktion von inneren Trieben und äußeren Zwängen innere Triebe = physiologisches Bedürfnis, aber auch äußere Anreize motivieren Verhalten physiologisches Ziel der Triebreduktion ist die Homöostase © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 468 9 Yerkes-Dodson-Gesetz Triebe erzeugen Erregung Erregung motiviert Verhalten Folgt daraus, dass mehr Erregung gleich mehr Motivation bedeutet und damit zu besseren Leistungen führt? NEIN 10 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 582ff. Yerkes-Dodson-Gesetz hoch optimal Prinzip bei allen Menschen gleich Leistung ABER Menschen unterscheiden sich darin, wie stark die optimale niedrig Erregung ist niedrig mittel hoch Erregung Abbildung 10.21 Yerkes-Dodson-Gesetz 11 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 582ff. Motivationskonzepte 3. Erregungstheorie Annahme: Drang nach optimalem Stimulierungsgrad Wir genießen ein optimales Erregungsniveau. Es gibt Gehirnmechanismen, die uns dafür belohnen, dass wir neue Informationen entdecken. Sensation seeker Ziel der Motivation ist nicht, Erregung zu beseitigen, sondern das optimale Erregungsniveau zu erreichen © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 470 12 Motivationskonzepte 4. Bedürfnishierarchie Abraham Maslow (1970) geht davon aus, dass manche Bedürfnisse Priorität vor anderen Bedürfnissen haben. Annahme: erst wenn Grundbedürfnisse erfüllt sind, widmen sich Menschen höheren Bedürfnissen. In einer Pyramide angeordnet. Kritik? empirische Belege fehlen weitgehend es gibt Ausnahmen in beide Richtungen © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 471 13 Motivationskonzepte 4. Bedürfnishierarchie © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 472 14 Motiv Hunger © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014. Aus: Myers, D. G. (2014). Psychologie. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, S. 448. 15 Quellen der Motivation: Hunger Körper reguliert Kalorienaufnahme automatisch Ziel: Energiemangel vermeiden die Bauchspeicheldrüse schüttet das Hormon Insulin aus => Insulin baut den Blutzucker (Glukose) ab und wandelt ihn teilweise in Körperfett um => das Gehirn überwacht diese Vorgänge und die Zusammensetzung des Blutes => Magen, Leber und Darm signalisieren dem Gehirn, ob genügend Glukose vorhanden ist => sinkt der Blutzuckerspiegel, signalisiert das Gehirn Hunger Glukose: Form des Zuckers, der im Blut zirkuliert und Hauptenergiequelle für das Körpergewebe ist im Gehirn gibt es Regionen, die appetitsteigernde und appetithemmende Hormone ausschütten Menschen steuern so auf ein stabiles Gewicht zu / set point fällt das Gewicht unter diesen set point, wird der Hunger größer und zugleich nimmt der Stoffwechsel ab © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 475 16 Quellen der Motivation: Hunger Wieso nehmen wir zu? Fettspeicherung war adaptiv, hat Vorfahren geholfen, zu überleben Interaktion von Sollwert und Stoffwechsel: sinkt das Gewicht unter den Set Point, kommt es zu mehr Hunger und weniger Stoffwechsel => Körper nimmt das als VERHUNGERN wahr und verbrennt weniger Kalorien => Fett bleibt erhalten, da zum Erhalt von Fett weniger Kalorien nötig sind als zu Erhalt von Muskeln Gewicht hat eine genetische Komponente: etwas 100 Gene beeinflussen unser Gewicht Schlafmangel bewirkt Zunahme von Ghrelin (Appetit anregendes Magenhormon) und Abnahme von Leptin (meldet Körperfett ans Gehirn) soziale Einflüsse, Ernährung, Bewegung Fazit: è Gene bestimmen weitgehend, warum eine Person mehr wiegt als eine andere è Umwelt bestimmt, warum Menschen aktuell insgesamt mehr wiegen als vor 50 Jahren © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 481 17 Sexuelle Motivation © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 486 18 Motiv – Bedürfnis nach Zugehörigkeit Anschlussmotivation: Bedürfnis danach, Beziehungen aufzubauen und sich als Teil einer Gruppe zu fühlen Bedürfnis nach Zugehörigkeit - ermöglicht es, Kinder aufwachsen zu lassen - erhöht die Überlebenschancen - erleichtert Jagd,... sozial ausgeschlossen zu sein, bewirkt schlechtere Ergebnisse in Tests Soziale Netzwerke verbinden uns ebenfalls, allerdings ist ein face-to- face-Gespräch belohnender. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 497 19 Motiv – Bedürfnis nach Leistung Arbeitsmotivation Leistungsmotivation – „Ausmaß des Strebens nach herausragenden Leistungen; beinhaltet einen Wunsch nach Kontrolle und nach schnellem Erreichen eines hohen Standards.“ Entschlossenheit – Leidenschaft und Ausdauer bei der Verfolgung langfristiger Ziele Flow – „ein fokussierter Bewusstseinszustand völliger Hingabe, mit verminderter Wahrnehmung des eigenen Selbst und der Zeit, aufgrund einer optimalen Beanspruchung der eigenen Fähigkeiten.“ Leistung: Interaktion von Leistungsmotivation und Talent/Fähigkeit © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014. Aus: Myers, D. G. (2014). Psychologie. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, S. 478. 20 Was beeinflusst Motivation? Leistungsmotivation - Leistungsmotiv: Wunsch, besonders gut abzuschneiden - hoch: herausfordernde, aber erreichbare persönliche Ziele Selbstwirksamkeitserwartung - hoch: Erwartung, dass die eigenen Bemühungen zum Erfolg führen – mobilisiert eigene Ressourcen - gering: fehlende Überzeugung, dass die eigenen Bemühungen zum Erfolg führen – entmutigt, man lernt nicht einmal 21 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 582ff. Wie können wir Motivation fördern? Ist loben immer gut? Studien zeigen, dass bei intrinsischer Motivation loben dazu führt, dass sich Kinder danach weniger mit der Aktivität (Bsp.: malen) beschäftigen. - extrinsische Motivation ü auf ein externes Ziel gerichtet ü Verhalten wird ausgeübt, um das externe Ziel zu erreichen ü Bsp.: gute Noten, Medaillen, mehr Gehalt - intrinsische Motivation ü keine erkennbaren externen Ziele oder Zwecke ü Wert oder Freude, die mit der Aktivität verbunden ist ü Verhalten wird um seiner selbst willen ausgeführt ü Bsp.: Lernen, weil es Spaß macht, ein Buch lesen, ein Computerspiel spielen, spielen Warum? 22 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 582ff. Wie können wir Motivation fördern? Selbstbestimmungstheorie - Annahme: Menschen haben die Bedürfnisse nach Kompetenz, Zugehörigkeit und Autonomie (dem Empfinden persönlicher Kontrolle); Menschen sind motiviert, diese Bedürfnisse zu befriedigen - extrinsische Belohnungen untergraben dieses Gefühl, dass Menschen etwas für sich tun, um diese Bedürfnisse zu befriedigen Selbstwahrnehmungstheorie - Annahme: Menschen kennen ihre Motive meist nicht bewusst; wir erschließen unsere Motive - gibt es keine externe Erklärung, schlussfolgern wir, dass uns eine Aktivität Spaß macht - Belohnung bietet eine alternative und extrinsische Erklärung 23 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 582ff. Belohnungsaufschub Menschen streben langfristige Ziele an Um diese zu erreichen, ist Selbstregulation wichtig. Aufgabe: entweder ein Marshmallow sofort oder alleine warten und dann zwei Marshmallows - https://lehrbuch-psychologie.springer.com/videos/437 wer als Kind gut im Belohnungsaufschub ist, ist später sozial kompetenter und erfolgreicher in der Schule 24 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 582ff. Fazit Motivation Motivationskonzepte Bedürfnishierarchie Bedürfnis nach Zugehörigkeit Arbeitsmotivation Extrinsische und intrinsische Motivation Belohnungsaufschub 25 Literatur und Tipps Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz. https://www.beltz.de/fachmedien/psychologie/psychologie_einfuehrungslehrbuch/st artseite.html Myers, D.G. (2014). Psychologie. 3. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. https://lehrbuch-psychologie.springer.com/psychologie Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-66765-1 Nolting, H.-P., Paulus, P. (2018). Psychologie lernen. Eine Einführung und Anleitung. 15., vollst. überarb. Aufl. Weinheim Basel: Beltz. 26 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! 27 28