Einführung in die Entwicklungspsychologie 8. Motivation - PDF Vorlesung

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This document is a lecture handout on motivation in developmental psychology. It covers topics including motivational constructs, developmental aspects of motivation and learning, and self-regulation. The handout also includes a discussion of the development of achievement motivation through examples and research.

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Einführung in die Entwicklungspsychologie 8. Motivation Prof. Dr. Simon Forstmeier WS 2024/25 uni-siegen.de www.uni-siegen.de Motivationale Konstrukte Zielsetzung Zielimplementation determiniert durch: determiniert durch: Motive Selbstregulation (z. B. Leistungsmotiv) z. B. Kompetenzerwartung Motivationsregulation (Selbstwirksamkeit) Emotionsregulation Aufmerksamkeitsregulation Zielorientierungen Interessen 2 Motivationale Entwicklung Entwicklung von Motivation Entwicklung des Leistungsmotivs Entwicklung von Interessen Entwicklung von Selbstregulation Selbstregulation in Kindheit und Jugend Förderung von Selbstregulation im Schulkontext 3 Literatur Zum Thema Motivation und Selbstregulation ist folgendes Kapitel Prüfungsliteratur: Pinquart, M. (2011). Entwicklung der Motivation und Handlungsregulation. In M. Pinquart, G. Schwarzer, & P. Zimmermann (2011). Entwicklungspsychologie – Kindes- und Jugendalter. Göttingen: Hogrefe. Das Kapitel finden Sie in Moodle 4 Entwicklung von Motivation Motive und Motivation Motive: relativ überdauernde Dispositionen, die die Initiierung, Richtung, Intensität und Dauer individuellen Verhaltens bedingen Hauptmotive sind: http://frehs.de/motivation.html Leistungsmotiv Machtmotiv Anschlussmotiv Motivation: aktuelle Aktivierung des Verhaltens, die aus der Wechselwirkung von Motiven und Merkmalen der Situation entsteht 6 Entwicklung des Leistungsmotivs 4 Aspekte (Wigfield et al., 2008) Verständnis über Ursachen von Erfolg und Misserfolg (Was muss ich tun, um Erfolg zu haben? Konzept der eigenen Kompetenz (Kann ich Erfolg haben?) Leistungsbereitschaft (Will ich Erfolg haben?) http://www.sportunterricht.de/lksport/leismot2.html Leistungsbezogene Zielorientierung (Warum will ich Erfolg haben?) 7 Entwicklung des Verständnisses über Ursachen von Erfolg und Misserfolg Effekt/Erfolg Aufgaben- Tüchtigkeit schwierigkeit Anstrengung Fähigkeit 8 Entwicklung des Verständnisses über Ursachen von Erfolg und Misserfolg 1. Freude am Effekt, ohne sich selbst als Verursacher zu wissen (1. Lebensjahr) 2. Selbermachenwollen: Verständnis eigener Urheberschaft gewonnen (Ende 1. Lebensjahr) 3. Selbstbewertung der eigenen Leistung: Stolz bei Erfolg, Scham bei Misserfolg – Tüchtigkeitskonzept vorhanden (ab ca. 3,5 Jahre) 4. Unterscheidung verschiedenen Aufgabenschwierigkeiten und Tüchtigkeit (ab ca. 5 Jahren) 5. Aufspaltung des Tüchtigkeitskonzepts in die Komponenten Anstrengung und Fähigkeit (ab ca. 6) 9 Studie zu Anstrengung und Fähigkeit als Erfolgsursache (Nicholls, 1978) Filme, in denen 2 Kinder mit unterschiedlicher Anstrengung Mathematikaufgaben bearbeiten. Danach Fragen zur Anstrengung und Fähigkeit der Kinder Einstufung in ein von 4 Niveaus 1. Kinder verstehen noch nicht die Konzepte Anstrengung und Fähigkeit 2. Kinder führen höhere Leistung nur auf höhere Anstrengung zurück 3. Kinder beginnen zwischen Anstrengung und Fähigkeit zu unterscheiden 4. Kinder unterscheiden klar zwischen Anstrengung und Fähigkeit 10 Entwicklung des Konzepts der eigenen Kompetenz Leistungsselbstbild Überzeugung, in einer eng umschriebenen Aufgabe Erfolg zu haben (z. B. einstellige Zahlen multiplizieren) Die Überzeugung nimmt mit wachsendem Alter und parallel zu den wachsenden Fähigkeiten zu (z. B. Shell et al., 1995) Globale Überzeugung, gut zu sein (oder besser als andere) https://www.contur-online.de/ Vorschulalter: unrealistisch positiv seminare/dhit-selbstbild-fremdbild/ Verschlechtert sich in der Schulzeit (wegen besserer Selbsteinschätzung, steigenden Anforderungen, verschärfter sozialer Wettbewerb) 11 Entwicklung des Konzepts der eigenen Kompetenz: Einflüsse Familiäre Einflüsse: Positive Einstellung der Eltern zur Kompetenz des Kindes sagt günstigen Verlauf der Kompetenzentwicklung vorher (Fredericks et al., 2002) Schulische Einflüsse: Lehrer:innen Lehrer Lämpel in der Geschichte Max und Moritz (Wilhelm Busch, 1865) 12 Studie: Zusammenhang zwischen Erfahrungen mit Lehrern in der Kindheit und Selbstwert im jungen Erwachsenenalter (Dittmann & Forstmeier, 2022) Valenz der Erfahrungen: r =.27** Motivierende Kraft der Erfahrung: r =.27* Selbstbewusstseinsfördernd: r =.29** 13 Entwicklung der Leistungsbereitschaft: Definition Lernfreude Lernfreude = eine negativ oder positiv getönte leistungsbezogene Orientierung, deren Gegenstand Lerninhalte (Fächer oder Themen), lernbezogene Verhaltensweisen (Lernaktivitäten), Personen (Lehrer), und Institutionen (Schule) sein können (Helmke, 1993) 14 Entwicklung der Leistungsbereitschaft: Lernfreude während Kindergarten und Schule Kindergarten: hohes Niveau an Lernfreude Schulbeginn: noch höheres Niveau Schulzeit: kontinuierliches Absinken des Niveaus Gefunden für verschiedene Fächer, z. B. Lesefähigkeit (Wigfield et al., 1997) 15 Entwicklung der Leistungsbereitschaft: Engagement und Disengagement Emotionales Engagement (Interesse, Enthusiasmus) Emotionales Disengagement (Langeweile, Frustration) Behaviorales Engagement (Anstrengung, Persistenz) Behaviorales Disengagement (Rückzug von Lernaktivitäten) Skinner et al. (2008):  Zwischen 4. u. 7. Klasse Abnahme des Engagements und Zunahme des Disengagement.  Die emotionalen Komponenten sagen die behavioralen Veränderungen voraus (und nicht umgekehrt) 16 Entwicklung der Leistungsbereitschaft: Gründe für Abnahme der Lernfreude Zunehmende Empfänglichkeit für (oftmals negative) Leistungsrückmeldungen ( Art der Rückmeldung durch die Lehrer daher entscheidend) Wachsender Leistungsdruck Bild: dpa/Philipp von Ditfurth Steigende Interesse an außerschulischen Aktivitäten wie Peer- und Partnerschaftsbeziehungen (besonders bei Jugendlichen) 17 Entwicklung der Leistungsbereitschaft: Einflüsse auf Engagement und Disengagement Elterliche Einflüsse auf das schulische Engagement (Skinner et al., 2008) Das Modell konnte insofern bestätigt werden, als dass Engagement mit den 3 Erziehungskomponenten korreliert 18 Entwicklung der leistungsbezogene Zielorientierung Zwei Zielorientierungen (d.h. Gründe, um in Leistungssituationen erfolgreich zu sein) (Dweck, 1986): Lernzielorientierung: Leistungssituationen sind Gelegenheiten, die eigene Fähigkeit zu verbessern. Nimmt während Schulzeit ab Getty Images/iStockphoto Leistungszielorientierung: Leistungssituationen sind Situationen, in denen die eigene Fähigkeit bewertet wird. Nimmt während Schulzeit eher zu (wenn soziale Vergleiche zur Bewertung der eigenen Leistung herangezogen werden) 19 Motivationale Konstrukte Zielsetzung Zielimplementation determiniert durch: determiniert durch: Motive Selbstregulation (z. B. Leistungsmotiv) z. B. Kompetenzerwartung Motivationsregulation (Selbstwirksamkeit) Emotionsregulation Aufmerksamkeitsregulation Zielorientierungen Interessen 20 Entwicklung von Interessen: Definition Def. Interesse: ein inhaltsspezifisches motivationales Konstrukt, das die unterschiedliche Attraktivität bestimmter Gegenstände oder Handlungen für verschiedene Individuen erklärt Inhalt des Interesses: zuerst universell (z. B. Spielzeuge), dann spezifischer (z. B. Computerspiele) Wechsel der Inhalte mit fortgeschrittenen Fähigkeiten Dauer des Interesses: Situationales vs. überdauerndes Interesse 21 Entwicklung von Interessen: Vier Stufen (Hidi & Renninger, 2006) 1. Getriggertes situationales Interesse 2. Aufrechterhaltenes situationales Interesse (wird noch durch externe Bedingungen aufrechterhalten) 3. Entstehendes individuelles Interesse (Neigung, auch ohne externe Auslöser) 4. Voll entwickeltes individuelles Interesse (aus eigenem Antrieb, intrinsisch motiviert) https://www.teepublic.com/sticker/ 12312730-fussball-spruch-ein-tag-ohne-fusball-ist-wie-ein-v 22 Entwicklung von Selbstregulation "Dieses Foto" von Unbekannter Autor ist lizenziert gemäß CC BY-SA Motivationale Konstrukte Zielsetzung Zielimplementation determiniert durch: determiniert durch: Motive Selbstregulation (z. B. Leistungsmotiv) z. B. Kompetenzerwartung Motivationsregulation (Selbstwirksamkeit) Emotionsregulation Aufmerksamkeitsregulation Zielorientierungen Interessen 24 Selbstregulation Selbstregulation ist eine zentrale Funktion des https://www.schoenfeld-unternehmensberatung.de/ psychischen Systems, die zur Steuerung von motivationalen, emotionalen, kognitiven und anderen Prozessen eingesetzt wird. Wichtige Selbstregulationskompetenzen sind Motivations-, Emotions- und Aufmerksamkeitsregulation. 25 Rubikon-Modell der Handlungsphasen (Heckhausen, 1986) 26 Selbstregulation in der frühen Kindheit Neugeborene: Handlungsregulation durch emotionalen Ausdruck Ab ca. 8 Monate: einfache Handlungen werden gezielt zum Erreichen eines spezifischen Effektes eingesetzt (zur unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung) 27 Selbstregulation in der mittleren Kindheit https://www.youtube.com/watch?v=4CYr4FgMYGI 28 Selbstregulation in der mittleren Kindheit Verhaltenstest: Belohnungsaufschub-Paradigma (Mischel) Mit 3-6 Jahren: erwerben die Fähigkeit, die aktuell drängenden Handlungsimpulse zu hemmen, wenn dadurch ein längerfristiger Nutzen erzielbar ist. Bis mittlere Kindheit: Zunahme der Selbstregulation (z. B. Raffaelli et al., 2005) Jugend: Selbstregulation stagniert oder nimmt zwischenzeitlich wieder ab (z. B. Raffaelli et al., 2005), z. B. wegen der stärkeren Beeinflussbarkeit durch Peers und neurophysiologische Veränderungen in Pubertät 29 Langfristige Folgen eines hohen Belohnungsaufschubs Belohnungsaufschub im Vorschulalter sagt folgende Kompetenzen in der Jugend vorher (Mischel et al., 1988) Schulerfolg Soziale Kompetenz Kognitive Fähigkeiten (z. B. Sprache, Aufmerksamkeit) Stressbewältigung Gesundheitsverhalten (z. B. Substanzmissbrauch) 30 Belohnungsaufschub und Schulnoten (Duckworth & Seligman, 2005) Jugendliche Gemessen: T1: Belohnungsaufschub und IQ T2 (1/2 J. später): Schulnoten Beides korreliert mit Schulnoten Am meisten aber Belohnungsaufschub 31 Selbstregulation: Einflüsse Elterlicher Erziehungsstil: Ein autoritativer Erziehungsstil (Wärme, Struktur, Unterstützung der Autonomie) korreliert mit Selbstregulation bei Kindern (z. B. Moilinanen, 2005) Eltern als Modell für Selbstregulation Religiosität korreliert mit Selbstregulation moderat (r =.21 bis.38, 12 Studien, zusammengefasst in McCollough & Willoughby, 2009), weil… … Selbstbeobachtung gefördert wird … selbstregulative Strategien gefördert werden (z. B. durch Achtsamkeit, Meditation, Kontemplation, Fasten) … selbstregulatives Verhalten gefördert wird (z. B. Vermeidung von verführerischen Reizen) 32 Selbstregulation im Schulkontext Erweitertes Prozessmodell der Selbstregulation von Schmitz & Wiese (2006) 33 Selbstregulation im Schulkontext: Zielsetzung 34 Selbstregulation im Schulkontext: Selbstmotivierung 35 Selbstregulation im Schulkontext: Aufmerksamkeitslenkung 36 Training in Selbstregulation und Textanalyse im Gymnasium (Wagner et al., 2014) 37 Training in Selbstregulation und Textanalyse im Gymnasium (Wagner et al., 2014) Vier Trainings: 1. singleST (single student training): Nur die Schüler werden trainiert 2. singleTT (single teacher training): Die Lehrer werden trainiert, wie sie die Schüler trainieren können 3. ComT (a combined training): Schüler und Lehrer werden gemeinsam trainiert 4. CG (control group): kein Training 38 Training in Selbstregulation und Textanalyse im Gymnasium (Wagner et al., 2014) singleST (single student training); ComT (combined training); singleTT (single teacher training); CG (control group) 1 = pretest, 2 = posttest. 39

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