VL 2: Tiere, Interaktionen und Lebensgemeinschaften PDF
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Philipps-Universität Marburg
Anne-Christine Mupepele
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This document is lecture notes on animal ecology and water, particularly focusing on the interaction between organisms and their environment. The lecture notes cover water's importance in organisms' lives, including regulation of water balance, adaptations to salty, fresh water, drought, and aquatic environments.
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BSc Biologie Tiere, Interaktionen und Lebensgemeinschaften VL2 Abiotik Teil 2: Wasser Anne-Christine Mupepele Inhalte der Ökologievorlesungen VL 1+2 VL 1 Abiotische Organismus...
BSc Biologie Tiere, Interaktionen und Lebensgemeinschaften VL2 Abiotik Teil 2: Wasser Anne-Christine Mupepele Inhalte der Ökologievorlesungen VL 1+2 VL 1 Abiotische Organismus Umweltbedingungen VL 7+8 VL 4+5 Interspezifische Intraspezifische Interaktion Interaktion VL 3 Organismen und Population VL 9+10+11 Lebensgemeinschaften VL 12 Ökosysteme + Biome Created by Biorender 2 VL2 Abiotik Teil 2 Organismus und Abiotische Umweltbedingungen § Organismus - Toleranzbereich - Nische - Strategien § Umweltfaktoren - Sonneneinstrahlung - Temperatur - Feuer - Wasser und Salinität - Boden - Biogene Elemente 3 VL2 Abiotik Teil 2 Abiotische Umweltbedingungen § Umweltfaktoren - Sonneneinstrahlung - Temperatur - Feuer - Wasser und Salinität - Boden - Biogene Elemente (teilweise auch als Ressource zu bezeichnen) 4 VL2 Abiotik Teil 2 Umweltfaktor: Wasser Was macht Wasser so besonders? § Molekülstruktur § Siede und Gefrierpunkt unter normalen Bedingungen auf Erde § Dichteanomalie: Höchste Dichte bei 4°C § Sehr hohe spezifische Wärmekapazität (4,18 kJ/kg* K bei 20°C) - d.h. ein guter Wärmespeicher – Wasserkörper mildern Klima - Verdampfungsenthalpie & Kondensationsenthalpie (hoch H2 Brücken) § Relative große Wärmeleitfähigkeit (für Flüssigkeit) § Hohe Oberflächenspannung § Liegt in der Regel immer mit gelösten Salzen vor https://www.msa-berlin.de/chemie/wasser/ Bedeutung für Tiere und Pflanzen? 5 VL2 Abiotik Teil 2 Wasser im Organismus Wasser im Organismus: Lebewesen besteht zu 70-80% aus Wasser § Was spielt Wasser für eine Rolle im Organismus? - In Zellen: Konsitutionswasser (in chemischer Bindung) vor und als Hydratationswasser (Wasser mit gelösten Ionen/Salzen) - Beim Stoffwechsel: Photosynthese und Atmung als Metabolit - Temperaturregulation - Transpiration § Wasseraufnahme über Nahrung und Trinken, bei Mikroorganismen über Diffusion/über Außenmembran Wasserabgabe – Ausscheidung Formen der Stickstoff Ausscheidung Nachteil Ammoniak in viel Wasser gelöst 6 VL2 Abiotik Teil 2 Wasser im Organismus Regulation Wasserhaushalt eines Organismus: § Osmose= Fluss von Teilchen durch semipermeable Membran (z.B. Zellwand) Wasser fließt durch, gelöste Salze nicht § Osmotisch wirksame Stoffe: z.B. Kohlenhydrate, Ionen è Osmotischer Druck: Zelle Osmoregulation (Zelle ist dazu fähig) homoioosmotisch (Ionenkanäle, Wasser durch Membran) https://studyflix.de/biologie/osmose-einfach-erklart-4095 7 VL2 Abiotik Teil 2 Osmoregulation Poikiloosmotisch z.B. Osmoregulation bei verschiedenen Meeresorganismen Asterias rubens (Seestern) By © Hans Hillewaert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3 64648 Homoioosmotisch: z.B. Conger oceanicus (Aal) By SEFSC Pascagoula Laboratory; Collection of Brandi Noble, NOAA/NMFS/SEFSC - NOAA Photo Library, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=131297 31 8 VL2 Abiotik Teil 2 Umgebungswasser Wasser als Teil des Lebensraums Wenig -> Trockenstress Viel -> Staunässe oder aquatischer Lebensraum www.fotocommunity.de www.bernau-schwarzwald.e 9 VL2 Abiotik Teil 2 Wasser - Aquatischer Lebensraum Anpassungen an Leben im Wasser § Wasser ist dicht (bis 800 mal dichter als Luft) -> Treiben, schwaches oder kein Skelett nötig § Stromlinienförmige Fortbewegung um trotz Viskosität im Wasser schnell zu sein Beispiel: Buckelwal § Anpassung der Körperform – stromlinienförmig § Fett gegen Temperaturverlust trotz höherer Wärmeleitfähigkeit von Wasser als Luft § Atemloch an Rücken – verbunden mit der physiologischen Anpassung (können Lungen doppelt so schnell wie Mensch füllen, trotz © jooinn.com größerem Volumen) § Mund mit Barten und Wasserabfluss § Flossen (Flipper und Fluke) zur Fortbewegung Smithonian Institute https://youtu.be/iq63QW8g7jI 10 VL2 Abiotik Teil 2 Anpassung an Salz und Süßwasser § Umgebungssalzgehalt>Zellulärer Salzgehalt -> Wassereinfluss und Platzen § Umgebungssalzgehalt Wasserverlust und Kollabieren § Anpassungen an Salzwasser: z.B. Fische scheiden wenig Wasser aus https://www.abiweb.de/biologie-oekologie/was-ist-oekologie-grundlegende-regeln-im-haushaltsspiel-der-natur/einfluss-abiotischer-faktoren/einfluss-von-wasser-und- 11 ionenverfuegbarkeit-auf-pflanzen/osmoregulation-meerestiere-suesswassertiere-landtiere.html VL2 Abiotik Teil 2 Anpassung an Brackwasser § Anpassung an Brackwasser, i.d.R. großer Salinitätstoleranzbereich § Schiffsbohrwurm (Teredo navalis, Bivalva) - Mit Wohnkalkröhre, die während Süßwasserfahrt verschlossen werden kann § Süßwassergarnele, Macrobrachium nipponense - in einem Experiment unter hypertonischen Stress gesetzt (also in Salzwasser) - In Kiemen sind Gene, die and Osmoregulation beteiligt sind, v.a. Ionen Transport viel stärker exprimiert, wenn Salinität steigt (see Jin et al. 2022, Xue et al. ) Von United States Geological Survey - USGS websiteEnglish Wikipedia (uploaded by Hadal), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=385807 user:salamander724 12 VL2 Abiotik Teil 2 Anpassung an temporäre Überflutungen § Lungenfisch (Protopterus annectens) § Austrocknende Seen -> vergräbt sich in Schlamm - Schaum bildet einen Kokon gegen Austrocknung - Lungenatmung - Verdaut Schwanzmuskeln während Überdauerung National Geographic https://www.youtube.com/watch?v=dgXuuMlZRqs 13 VL2 Abiotik Teil 2 Wasser - Trockenstress § Anpassungen and Trockenstress - Reduktion des Wasserverlustes: „trockener“ Urin und Kot - Geringer Wasserbedarf, metabolisches Wasser (z.B. H2O-Gewinnung durch Abbau von Fett) - Ertragen einer gewissen Austrocknung - Pflanzen: Wasseraufnahme auch aus sehr tiefen Bodenschichten durch tiefe Wurzeln 14 VL2 Abiotik Teil 2 Anpassung an Trockenstress Pflanzen poikilohydre Pflanze – wechselfeucht ‘Auferstehungspflanze’ Farrant, J.M. (2000). Plant Ecol., 151, 29 15 VL2 Abiotik Teil 2 Anpassung Trockenstress Pflanzen Photosynthese: § C3 Pflanzen -> CO2 Fixierung ohne räuml. Trennung von Calvin-Zyklus Photorespiration findet vermehrt statt § C4 Pflanzen -> CO2 Fixierung von Calvin-Zyklus räumlich getrennt-> effizientere Energieausbeute § CAM -> CO2 Fixierung von Calvin-Zyklus räumlich und zeitlich getrennt-> Vermeidung von Wasserverlust, da Stomata tagsüber geschlossen bleiben können (nachts geöffnet und CO2 aus Luft fixiert) Nentwig et al. 2017 Ökologie kompakt, S.26 16 Anpassung Trockenstress Pflanzen § C3 Pflanzen, die meisten. Auch Nutzpflanzen wie Weizen § C4 Pflanzen (~2 % aller Pflanzenarten) - vielen Grasartige (Mais, Zuckerrohr, Hirsen) - Keine Bäume § CAM Pflanzen (~3% aller Pflanzenarten) - Crassulaceae (Dickblattgewächse) Bildquellen: Agrarheute.de Darkone CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=237628 17 VL2 Abiotik Teil 2 Anpassung an Trockenstress bei Tieren § Isolation, Vermeidung, z.B. Schneckenhaus zu mit Kalkdeckelverschluss § Insekten verschließen Stigma ihres Tracheensystems mit einem eigenen Schließmuskel § Kängururatte (Dipodomys sp) – - Metabolisches Wasser –> können von trockenen Pflanzenteilen leben - Ausatemluft wird durch langen Weg gekühlt -> Wasser verbleibt im Körper 18 VL2 Abiotik Teil 2 Einfluss Trockenheit auf Wiederkäuer Bsp Schaf 1. Verhalten: reduziert Bewegung und Fresszeit, nimmt ab 2. Niere: höhere Urinkonzentration 3. Magen: Verdauung wird reduziert 4. Körpertemperatur sinkt – reduziert den Wasserverlust 5. Lunge: Atmung verringert 6. Metabolismus runtergefahren 7. Mehr Hämoglobin -> bessere O2 Effizienz Perez et al. 2023 19 VL2 Abiotik Teil 2 Anpassung an Trockenstress bei Tieren 50 häufigste Bienenarten und Körpergewicht deren Abundanz über die Zeit (community-weighted è bleibt konstant, aber, es gibt mean (CWM) body mass ‘Winners and Losers’ (Abb. A steigt mit Trockenheit oben) Kazenel et al. 2024 Nature doi:10.1038/s41586-024-07241-2 20 Aktuelle Forschung in AG Tierökologie 60°C for 48h Daily checking for emergence Dry weight (mg) 3 Fridges (Example) & Cold (2°C) Head width (mm) -> -3°C of monthly average Medium (5°C) !"# %&'()* (,() BMI = -> monthly average - 70°C for 12h (.&/0 %'0*) (,,))! Warm (8°C) -> +3°C of monthly average Created with biorender Untersuchung von Temperaturstress auf Colletes cunicularius (MSc Arbeit 2024), Untersuchung von Wasserstress auf Colletes cunicularius (BSc Arbeit 2025) 21 VL2 Abiotik Teil 2 Trockenstress in Interaktionen Einfluss von Wasser auf Pflanzen Indirekter Einfluss von Wasser Rankin et al. 2020 J Insect Sci 20(5):15 auf Bienen 22 VL2 Abiotik Teil 2 Boden § Verschiedene Schichten - A-Horizont (Humushorizont) - B-Horizont (Mineralhorizont – verwittertes Gestein) - C-Horizont (Ausgangsgestein) § Humushorizont (A-Horizont) - Hoher Nährstoffreichtum durch Pflanzen und Tierteile, die zersetzt werden durch Destruenten 24 VL2 Abiotik Teil 2 Anpassungen an den Boden Pflanzen § Pflanzen: Anpassung an Nährstoffreichtum in Humusschicht und deren Dicke - Pflanzen auf nährstoffreichen Böden, z.B. Klee (Trifolium reptans) und Dt. Weidelgras (Lolium perenne) - Pflanzen auf nährstoffarmen Böden (Magerrasen), z.B. Thymian (Thymus vulgaris) und Borstgras (Nardus stricta) - Schwermetalltoleranz auf Schwermetallböden, z.B. Serpentingrasnelke (Ameria maritima serpentini) oder (Asplenium cuneifolium) 25 VL2 Abiotik Teil 2 Biogene Elemente HOC § Für Aminosäure, Kohlenhydrate, Lipide (=Lebensgrundbausteine) § v.a. Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O), plus wenig N, Phosphor, Schwefel § Makronährstoffe: Magnesium, Natrium, Calcium, Kalium und Chlor – machen nur 0.1% der organischen Substanz aus, sind aber zentral für Ionentransport, Osmoregulation und Nervensystem Nentwig et al. 2017 Ökologie kompakt, S.74 26 VL2 Abiotik Teil 2 Kohlenstoff und Sauerstoff HOC § Kohlenstoff C – Grundlage aller organischen Moleküle Zucker (Saccharose) § O2 generell nicht limitierend, außer in Höhenlage (Sauerstoff Partialdruck nimmt ab) -> Lamas und Vikunjas: Anpassung durch mehr Erythrocyten* im Blut § Hämoglobin als O2 Transportmittel Von NEUROtiker - Eigenes Werk, * Erythrocyten (rote Blutkörperchen) bestehen zum Großteil aus Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/ Hämoglobin, die für O2 Transport zuständig sind w/index.php?curid=2951918 27 VL2 Abiotik Teil 2 Sauerstoff – im Wasser HOC Im Wasser ist O2 eher limitierend § Atmung über Körperoberfläche (Amphibien), Kiemen (Fische) oder mit Luftblase in die Sauerstoff nachdiffundiert (Wasserspinne, Argyroneta aquatica) § Anpassung: tauchende Luftatmer (z.B. Wale) - Absorbieren und speichern O2 besser: hohe Erythrocytenkonzentration, hohe Myoglobin Konzentration in Muskeln (intramuskulärer Sauerstofftransport) -> Sauerstoffspeicher in Muskeln - Reduzierter Verbrauch durch reduzierten Herzschlag, z.B. Seeelephant (Mirounga angustirostris) reduziert Herzschlag beim Tauchen von 85 auf 12 Schläge pro Minute - Reduzierter Blutfluss und Verbrauch in nicht essentiellen Organen wie Extremitäten und Magen. 28 VL2 Abiotik Teil 2 Stickstoff und Phosphor HOC Stickstoff § Wird für den Bau von Aminosäuren und DNA benötigt § Pflanzenwachstum – oft der limitierende Faktor, deshalb wird gedüngt in der Landwirtschaft/Anbau § Stickstoff ist in der Luft verfügbar liegt als N2 vor § Mikroorganismen, z.B. Knöllchenbakterien und Cyanobakterien können Luftstickstoff N2 fixieren § Organisch (d.h. mit Kohlenstoff C) oder anorganisch als Ammoniak (NH3), Nitrat (NO3), Nitrit (NO2) 29 Wrap - up § Wasser ein besonderes Molekül § Anpassung an Lebensraum Wasser § Anpassung an Trockenstress § Boden liegt in verschiedenen Horizonten vor, Humusschicht und deren Nährstoffreichtum ist oft entscheidend für Pflanzenvorkommen § Biogene Elemente: Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor 30