Bildanalyse PDF 2024

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Universität Bielefeld

Daniela Schiek

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image analysis social science media analysis visual communication

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This document is about methods of analyzing images, especially natural images like photos and films. It also examines the social meaning and relevance of images in everyday life and provides an understanding of image analysis methods. The document is likely from a university course about visual analysis.

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14. Literatur 79 5. Bildanalyse...

14. Literatur 79 5. Bildanalyse wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. Themen Foto, Film, Fernsehen, Medienbotschaf ten Über diese Lerneinheit Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. In diesem Kapitel geht es um Methoden zur Analyse natürlicher Bilder. 5. Bildanalyse, 9783825262341, 2024 Es geht zuerst um die soziologische Bedeutung von Bildern und den Er- kenntnisgewinn ihrer Analyse, bevor – am Beispiel von Fotos und Fil- men – auf Aspekte ihrer Durchführung eingegangen wird. Was Sie hier lernen   Nach der Erarbeitung dieses Kapitels können Sie die soziologische Relevanz (der Analyse) von bewegten und unbewegten Bildern be- urteilen, die im Alltag erzeugt werden.   Sie können bildanalytische Vorgehensweisen auf Material anwenden. 80 Daniela Schiek: Methoden der qualitativen Sozialforschung 5.1 Einstiegsvideo Erklärvideo: Bildanalyse https://www.utb.de/do/10.36198/9783838562346-m06 wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. 5.2 Was ist Bildanalyse und wozu benötigt man sie? Natürliche Visualität Bei der Analyse von Bildern handelt es sich im Kontext natürlicher Daten um das Erschließen visuellen Materials, das nicht von Forscher:innen an- gefertigt, sondern als persönliche oder öffentliche Dokumente von den Ge- sellschaftsmitgliedern selbst erzeugt wird. Dabei können die Bilder bewegt, Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. d.h. filmisch oder aber fix, also z.B. fotografisch oder (etwa mit Computer- programmen als Karte, Diagramm etc.) gezeichnet sein. 5. Bildanalyse, 9783825262341, 2024 Beispiel Ein von Gesellschaf tsmitgliedern selbst erzeugtes Hochzeitsvideo oder das Foto- album einer Familie sind Beispiele für persönliche Dokumente. Ein in der U-Bahn bestehendes Grafitti, ein Aufkleber oder Werbeplakat, eine in der Zeitung abgebildete Grafik in Form eines Diagramms, ein Werbespot, eine Fernsehserie oder aber auch Videospiele sind Beispiele für öf fentliches Material. Abb. 5.1: »Toilettenspruch« in einer Universität 5. Bildanalyse 81 Auch die Kommunikation mittels Tattoos, Masken und Avataren zählt zu den natürlichen Bildpraktiken (Herrmann 2017). Hiermit werden z.T. Elemente aus Filmen oder Spielen und somit »Fenster zu anderen Sinnbereichen« in die Alltags- wirklichkeit eingebaut (Ayaß 2010, S. 299-300). Von Wissenschaf tler:innen erzeugte visuelle Daten, etwa Sozialstrukturbilder, können ebenfalls zu natürlichen Daten werden, sofern wir sie als Teil der Wirklich- wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. keitserzeugung analysieren. Abb. 5.2: »Bolte-Zwiebel« Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. 5. Bildanalyse, 9783825262341, 2024 Bolte et al. 1967, S. 316 82 Daniela Schiek: Methoden der qualitativen Sozialforschung Abb. 5.3: »Bevölkerungspyramide« wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. 5. Bildanalyse, 9783825262341, 2024 Statistisches Bundesamt 2024 Visuelle Darstellungen sind an der Erzeugung von Sinn und der Konstruk- tion von Wirklichkeit sowie an Verständigungsprozessen unmittelbar betei- ligt. Bildkommunikation ist daher ebenso eine Praktik zur Herstellung so- zialer Ordnung, wie es z.B. Gespräche sind, d.h. auch mithilfe ihrer ordnen die Gesellschaftsmitglieder ihr Wissen und ihre Erfahrungen. Somit lässt sich auch anhand von natürlichen Bildern verstehen, wie und mit welcher Funktion Ordnung bzw. Orientierung erzeugt wird (Ayaß 2018). So sind etwa persönliche Fotos – zumal mit der Entwicklung der sozia- len Medien (Facebook, Instagram) – ganz wesentlich an biografischen Kons- truktionsprozessen beteiligt, allerdings ohne dass visuelle Biografien die sprachbiografischen Prozesse ersetzen – und vice versa (Breckner 2018). 5. Bildanalyse 83 Fotos zu zeigen bzw. anzusehen ist demnach an sich eine biografische Thematisierung. Fotos werden aber ebenso in sprachbiografischen Thema- tisierungen integriert und dies nicht erst seit dem Auf kommen sozialer Me- dien, sondern bereits (und auch weiterhin) ebenso »analog«. Schon durch ihre Ausstellung in Wohn- und Büroräumen, Fotokalendern oder Geldbör- sen sind sie allgegenwärtig und mobil. Sie können daher jederzeit in Gesprä- wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. che eingebaut werden oder diese veranlassen. Abb. 5.4: Familienausstellung Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. 5. Bildanalyse, 9783825262341, 2024 Exkurs Michaela Kramer und Melanie Schreiber (2016) zeigen, wie Bildkommunika- tion auf Instagram ebenfalls nicht ohne sprachliche Elemente (bspw. Kom- mentierungen mit Wörtern und Emoticons) funktioniert – die wiederum nicht rein verbal sind: Besonders Online-Kommunikationen lassen sich nicht strikt der visuellen oder verbalen Kommunikationsweise zuordnen und beinhalten zudem Ele- mente, die ausschließlich online verwendet werden (Baym 2010, S. 63). 84 Daniela Schiek: Methoden der qualitativen Sozialforschung Fotos werden im Alltag jedoch bei Weitem nicht nur biografisch, sondern auch zur (weiteren) Wissensvermittlung verwendet. Insbesondere mit dem Smartphone binden die Gesellschaftsmitglieder immer häufiger Bilder in die alltägliche Interaktion ein – und zwar nicht nur in Online-Kommunika- tionen: Das Handy-Display ist mittlerweile auch ein integraler Bestandteil der Face-to-Face-Interaktion. Dabei werden nicht nur Fotos, sondern auch wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. Videos oder Textnachrichten gezeigt, bspw. um etwas vor Dritten nicht (laut) sagen zu müssen oder Gesprochenes belegen zu können (Keppler 2018). Aufgabe 5.1 Sammeln (fotografieren oder speichern) Sie insgesamt 10 verschiedene Arten natür- licher visueller Dokumente. Achten Sie darauf, dass sowohl filmische als auch fixe Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. Bilder enthalten sind und Social Media-Daten ebenso dabei sind wie andere Bilder. Mediale Bilder, visuelle Gattungen 5. Bildanalyse, 9783825262341, 2024 Eine besondere Bedeutung kommt Bildern zu, die nicht nur Einzelne, son- dern auch (viele) andere kennen. Denn sie (re-)produzieren einen gemeinsa- men Sinn und haben eine verbindende Wirkung, d.h. sie sind an der Kons- truktion kollektiven Wissens beteiligt. Eine entsprechend zentrale Rolle spielen mediale Bilder und ihre mittlerweile Allgegenwärtigkeit (in den Han- dys, auf Bildschirmen in U-Bahnen usw.). Insbesondere bei der Abbildung politischer Gewalt können die (inzwi- schen jederzeit verfügbaren) Bilder Ereignisse näher an die Einzelnen heran- rücken und global verbinden: »Man hätte selbst dabei sein können, wenn man nicht zufällig verhindert gewesen wäre.« (Giesen 2003, S. 62) Besonders für Generationen ist die Teilnahme am gleichen historischen Schicksal bspw. ein wichtiges Element (Mannheim 1928) und »the live broadcasting of history« (Dayan & Katz 1992, Titel) an ihrer Konstitution deshalb maßgeblich beteiligt. Beispiel Eine solche Mobilisierungwirkung wird dem Bild des 1967 erschossenen Berliner Studenten Benno Ohnesorg für die »Generation 68er« zugesprochen (Knoch 2005). Hier finden Sie einen Spiegel-Artikel mit dem entsprechenden Bild: 5. Bildanalyse 85 https://www.spiegel.de/geschichte/2-juni-1967-tod-von-benno-ohnesorg-der- schuss-von-karl-heinz-kurras-a-1149896.html Auch in Bezug auf die Anschläge auf das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001 wird argumentiert, dass der Umstand, dass davon Videos gese- hen und immer wieder abgespielt werden konnten, für die damals jüngere Gene- wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. ration wichtig war (Schiek 2018). Damit haben vor allem journalistische Bilder einen entscheidenden Anteil an der Objektivierung von Erfahrungen und der gesellschaftlichen Wis- senskonstitution. Als Teil von Gattungen lassen sie sich dabei auf die Frage hin analysieren, welche Funktion sie in Bezug auf ein kommunikatives Prob- lem haben bzw. welche Lösung sie dafür bereit stellen (s. Kapitel 4). Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. So zeigt etwa Ruth Ayaß (2018), inwiefern journalistische Katastrophen- fotos eine gestörte Ordnung »in geordneter Weise« zeigen und z.B. das Ma- 5. Bildanalyse, 9783825262341, 2024 rienbild – also christliche Ikonografie – zitieren, um eine Lichtung in der Zerstörung zu platzieren. Diese scheint dadurch beherrschbar oder ver- spricht zumindest ein gutes Ende zu nehmen. Definition Als etablierte Formen der Darstellung stellen mediale Gattungen den Beteiligten eine Orientierung für die Kommunikation bereit und geben Aufschluss über die Kultur und Moral einer Gesellschaf t (Keppler 2006, S. 311-312). Dabei greifen »nicht nur Personen, sondern auch die Medien selbst auf medial verfügbares Wissen zurück« (Peltzer & Keppler 2015, S. 9). Ähnlich große Bedeutung für den gesellschaftlichen Wissensvorrat wie Fotos kommt Filmen und dem Fernsehen zu. Sie gehören wesentlich zur (Konstruk- tion der) Alltagswirklichkeit; als »Wieder- und Weitergabe, Aus- und Umfor- mung von Wissen und Orientierung« sind auch sie als kommunikatives und gesellschaftsbildendes Geschehen und »Instanzen der Sinngebung« zu be- greifen (Peltzer & Keppler 2015, S. 8 und 10). Soziologische Film- und Fernsehanalysen – d.h. Untersuchungen von Fernsehsendungen, Filmen oder auch Werbespots – können demnach die ge- 86 Daniela Schiek: Methoden der qualitativen Sozialforschung wohnten Methoden und Darstellungsweisen einer Kultur und Gesellschaft offenlegen. Sie können zeigen, »was zu einem gegebenen Zeitpunkt als aktuell, relevant, wissenswert sowie existenziell, moralisch und politisch empfehlenswert oder statthaft dargebo- ten wird. So gibt die Film- und Fernsehanalyse Aufschluss über den Orientie- wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. rungshaushalt der Gesellschaft. Die Analyse dieser medial konfigurierten Ordnungen des Wissens und der Werte ist das zentrale Anliegen einer sozio- logischen Film- und Fernsehanalye« (Peltzer & Keppler 2015, S. 13). Als audiovisuelle Verfahren sind Filme jedoch Klangbildphänomene: »Der Klang verwandelt das Bildgeschehen, das seinerseits auf das einwirkt, was akustisch vernehmbar ist«. (Peltzer & Keppler 2015, S. 59) Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. Visuelle Sozialforschung 5. Bildanalyse, 9783825262341, 2024 Visuelle Darstellungsweisen haben also eine zentrale (zumal immer weiter zunehmende) Bedeutung für die Handlungsorientierung der Gesellschafts- mitglieder und die Entstehung sozialer Wirklichkeit. Dadurch hat sich auch der Umgang der Sozialforschung mit visuellen Daten verändert. Sie bezieht diese mehr und mehr in ihre Arbeit mit ein. Trotzdem ist die visuelle qualitative Sozialforschung weiterhin noch stark in der Entwicklung begriffen. Die Verfahren sind hinsichtlich ihrer Fragestellungen und Ziele zudem ausgesprochen vielfältig. Exkurs Die bildhermeneutische Segmentanalyse (Breckner 2010), die Sequenz- analyse der objektiven Hermeneutik (Ackermann 1994; Oevermann & Tyk- wer 1991), die dokumentarische Interpretation (Bohnsack 2011), die wis- senssoziologische Bildhermeneutik (Müller 2012; Raab 2008) sowie auch die ethnomethodologische Medienforschung (Ayaß 2004, 2011; Keppler 2006) zählen wohl zu den inzwischen bekanntesten und entwickelsten Ver- fahren. Oft werden diese Verfahren auch in Kombination miteinander ver- wendet (z.B. Keppler 2006, S. 308-309; Herrmann 2017; Breckner 2021). Außerdem bildet noch die Filmsoziologie (Dimbath & Heinze 2021) einen besonderen, da wiederum mit verschiedenen Hintergründen, Zielen und 5. Bildanalyse 87 Strategien verbundenen Strang innerhalb der visuellen qualitativen Me- thoden. Der ethnomethodologische Zugang zur Film- und Fernsehanalyse (Peltzer & Keppler 2015) ist hier also ebenfalls nur ein möglicher Ansatz. Aglaja Przyborski und Monika Wohlrab-Sahr (2008) geben eine Übersicht über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede einiger Verfahren. So wird sich fast immer auf die ikonologische Bildrekonstruktion Imdahls (1996) berufen. wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. Es ließen sich daher sehr viele verschiedene Verfahren vorstellen, die in der Forschungspraxis häufig miteinander kombiniert werden. Der Einfachheit halber wird sich im Folgenden jedoch auf die segmentanalytische Perspek- tive auf Fotos und auf die ethnomethodologische Perspektive auf Filme konzentriert. Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. 5.3 Aspekte der Durchführung: Fotoanalysen 5. Bildanalyse, 9783825262341, 2024 Die Analyse von Fotos und Fotoalben – und zwar sowohl »analoge« als auch digitale Social Media-Alben – spielen in der Biografieforschung eine immer größere Rolle (Breckner 2021). Mit der Segmentanalyse lassen sich jedoch auch andere Bilder, etwa Werbefotos bzw. Medienbotschaften, analysieren. Beispiel Eine Studentin hat in ihrer Bachelorarbeit Fotos in Krankenkassen-Broschüren auf die dort implizierten Geschlechterbilder hin untersucht. Die grundsätzliche Frage richtet sich bei der Analyse im Wesentlichen auf die (publikumsspezifische) Darstellung, auf die Wahrnehmung des Bildes und die in ihm gebrauchten Techniken der Sinnkonstruktion. Dafür schlägt Breckner (2012, 2015) folgende Schritte vor: 1. Beobachtung Im ersten Schritt geht es um die Beobachtung und Dokumentation der eige- nen (auch emotionalen und körperlich-sensorischen) Wahrnehmung: Was wird als Erstes bzw. in welcher Schrittfolge werden Bildelemente gesehen? Gibt es Blickwanderungen oder Blicksprünge? Dabei erfolgt auch eine Be- 88 Daniela Schiek: Methoden der qualitativen Sozialforschung schreibung der ikonischen Darstellung, etwa der Farben bzw. Farbkontraste, Perspektiven, der Konstellation der Szene oder Komposition der Bildf läche. Grundsätzlich wird dabei nichts aus der Betrachtung (und Beschreibung) ausgespart, was bspw. auch Bilderrahmen, Bildbeschriftungen oder Abgriff- spuren betreffen kann. Dokumentiert wird schriftsprachlich und durch Ein- zeichnungen (etwa der Blickfolgen) im Bild. wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. 2. Segmentierung des Bildes Hier werden Sinneinheiten des Bildes entlang der in 1. vorgenommenen Be- obachtungen bzw. Beschreibungen bestimmt, wobei dies wieder alle Be- standteile des Bildes betrifft. Das meint z.B. auch etwaige Bilderrahmen oder Bildbeschriftungen. Die Segmentierung stellt durchaus einen analytischen Schritt dar, da die Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. Abgrenzungen der Segmente neue Aspekte aufdecken, neue Fragen aufwer- fen und den weiteren Blick orientieren werden. 5. Bildanalyse, 9783825262341, 2024 Abb. 5.5: Blickfolge Breckner 2015, S. 2 5. Bildanalyse 89 Abb. 5.6: Segmente wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. Breckner 2015, S. 2 3. Feinanalyse der Segmente Während der Feinanalyse werden die Segmente in ihren jeweiligen Details analysiert, wobei – angelehnt an die »Lesartenbildung« der objektiven Her- meneutik (s. Kapitel 12) – mögliche Bedeutungen und Kontexte für die Seg- Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. mente konstruiert werden, auch durch Recherche. 4. Analyse der perspektivischen und planimetrischen Komposition 5. Bildanalyse, 9783825262341, 2024 Als nächstes geht es um die perspektivische und planimetrische Analyse, wo- bei folgende Fragen eine Rolle spielen: Wodurch wird was in den Blickfokus und was dagegen in den Hintergrund gesetzt? Was für eine Konstellation wird inszeniert (Perspektiven)? Welche ikonischen Kräfte werden durch die dar- gestellten Blick-, Stand- oder andere Zeigerichtungen wirksam (Planimetrie)? Abb. 5.7: Perspektivlinien Breckner 2015, S. 2 90 Daniela Schiek: Methoden der qualitativen Sozialforschung Abb. 5.8: Feldlinien wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. 5. Bildanalyse, 9783825262341, 2024 Breckner 2012, S. 159, Herv. der Linien D.S. »Die Analyse der planimetrischen Komposition anhand von Feldlinien […] macht wiederum sichtbar, dass Blicke und Fußstellungen zwar parallelisiert sind und dadurch die Figuren […] als gleich groß erscheinen. Viel entschei- dender ist allerdings, dass die Feldlinien, die von der Blickrichtung und Arm- haltung des älteren Mannes ausgehen, eine bild-körperliche Verbindung zwischen ihm und der Frau, quasi ›hinter dem Rücken‹ des jungen Mannes, zu sehen geben. [...] Dies wiederum lässt erneut Fragen zur Art des familialen Zusammenhangs zu: Wird hier eine normativ gesehen klassische Familie mit Mutter/Sohn – Vater/Tochter dargestellt?« (Breckner 2012, S. 159) Die Analyse wird durch Hinzuziehen weiterer Kontext-Elemente wie etwa Bildunterschriften oder ggf. Broschüren- oder Albumseiten unterfüttert (Breckner 2012, 2021). Wichtig ist, dass zwischen den Analyseschritten oder innerhalb dieser Widersprüche auftreten können und/oder erste Eindrücke revidiert werden müssen. Wie in anderen Verfahren der qualitativen Sozialforschung sind die 5. Bildanalyse 91 Schritte also auch bei der Bildanalyse nicht als striktes Nacheinander zu ver- stehen, sondern in einem ref lexiven Prozess eher rekursiv anzulegen (s. Kapi- tel 1). Für die Filmanalyse gilt das Gleiche. 5.4 Aspekte der Durchführung: Filmanalysen wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. Visuelle Relevanz? Das Ziel der soziologischen Film- und Fernsehanalyse ist, die in den medialen Produkten erzeugte Wissens- und Werteordnung zu rekonstruieren. Filme stellen Bestandteile bzw. Praktiken des »Orientierungshaushalts der Ge- sellschaft« dar (Peltzer & Keppler 2015, S. 13). Daher lässt sich hier auch nach den für einen bestimmten Zeitpunkt bestehenden sozialen Zuständen oder Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. Wandlungen in Bezug auf einen bestimmten Gegenstand fragen. 5. Bildanalyse, 9783825262341, 2024 Beispiel Regina Schilling (2023) zeigt in ihrer Dokumentation über die deutsche Fernseh- sendung »Aktenzeichen XY...ungelöst«, wie hier in der Nachkriegszeit misogyne Frauenbilder transportiert worden sind, die u.a. vor (Gewalt an Frauen als Folge) einer »freizügigen« weiblichen Lebensführung warnen. Voraussetzung für einen solchen Gegenstand ist bei einer film- und fernseh- analytischen Untersuchung, dass er mediensoziologisch und visuell ergie- big ist. Wie bei qualitativen Methoden überhaupt ist also auch die Film- und Fernsehanalyse auf den Gegenstand – hier: eine natürliche filmische Visua- lität – bezogen. Und wie bei anderen qualitativen Forschungsgegenständen auch, wird er erst im Verlauf des Forschungsprozesses immer weiter konkre- tisiert (s. Kapitel 1). Dabei geht es auch und gerade um Muster und Strukturen der audiovi- suellen Techniken, da sie – und nicht bloß der Inhalt – den »normativen Gehalt« entscheidend tragen und den Gegenstand mitkonstituieren. Das be- deutet, dass die Untersuchung des Gezeigten nicht ohne die zentrale Frage bearbeitet werden kann (bzw. sollte), wie es gezeigt wird (Peltzer & Keppler 2015, S. 13). 92 Daniela Schiek: Methoden der qualitativen Sozialforschung Korpus & Sampling Das Datenkorpus ergibt sich aus dem Forschungsinteresse, wobei sich um- gekehrt auch das Forschungsinteresse in der Auseinandersetzung mit dem möglichen Material noch verändern kann. Die wechselseitige Beziehung zwischen Fragestellung und Materialauswahl gehört zu den grundlegen- den Kennzeichen qualitativer Forschungsprojekte und wird mit der Strategie wurde mit IP-Adresse 2001:0638:0504:D818:0000:0000:0000:0062 aus dem Netz der UB Bielefeld am Januar 21, 2025 um 21:34:25 (UTC) heruntergeladen. des theoretischen Samplings auch gezielt verfolgt (s. Kapitel 1). Tipp Viele Studierende glauben, dass Forschungsfragestellung und Material vollstän- dig zu Beginn der Forschung geklärt sein müssen und kommen jedoch (bzw. gera- de deshalb) »theoretisch« nicht weiter. Das Weitergeben und Kopieren dieses Dokuments ist nicht zulässig. Es hilft dann meist, erst einmal ins Feld zu gehen und sich von möglichen Mate- rialarten und ersten Fällen ins

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