Thanatologie und Leichenveränderungen PDF
Document Details
Uploaded by CreativeWhale
Tags
Summary
This document is about thanatology and post-mortem changes. It describes various stages of death, from the initial stages of the agony to final stages such as the decomposition of a corpse. The document also details the different factors that are involved.
Full Transcript
Differenzierungskurs BiPhCh - „Forensik“ Thanatologie und Leichenveränderungen Seite 1 von 3 Dem Tod ein Schnippchen schlagen – Thanatologie und Leichenveränderungen Was ist Thanatologie? Thanatologie ist die Wissenschaft, die sich mit den Ursachen...
Differenzierungskurs BiPhCh - „Forensik“ Thanatologie und Leichenveränderungen Seite 1 von 3 Dem Tod ein Schnippchen schlagen – Thanatologie und Leichenveränderungen Was ist Thanatologie? Thanatologie ist die Wissenschaft, die sich mit den Ursachen und Umständen des Todes beschäftigt. Sie umfasst verschiedene Aspekte, darunter die Definition des Todes, die Phasen des Sterbens und die postmortalen Veränderungen im Körper. Wichtige Begriffe Agonie: Dies ist die Absterbephase, in der sich der Tod ankündigt. Sie umfasst eine Reihe von Erscheinungen, die das allmähliche Erlöschen der Herz-Kreislauf- und Nerventätigkeit kenn- zeichnen. Die Dauer dieser Phase kann von Sekunden bis zu mehreren Tagen variieren, abhän- gig von den Umständen. Hier treten bereits unsichere Todeszeichen auf, die nicht (auch nicht die Kombination aus mehreren) zur Feststellung des Todes herangezogen werden dürfen. Intermediäres Leben: Diese Phase folgt der Agonie und beschreibt das Absterben der einzel- nen Zellen nach dem Herz-Kreislaufstillstand. Die Dauer variiert je nach Zelltyp und Umge- bungsbedingungen. Supravitale Reaktionen: Dies sind verschiedene Reaktionen, die an noch nicht abgestorbenen Zellen nach dem Kreislaufstillstand auftreten können. Beispiele sind die Schweißdrüsenreak- tion und die Pupillenreaktion. Klinischer Tod: In dieser Phase sind Atmung und Kreislauf gestoppt, es sind unsichere Todes- zeichen vorhanden, und eine Reanimation ist erforderlich. Die Wiederbelebungszeit für das Gehirn beträgt etwa 5-10 Minuten. Hirntod: Dies ist der Zustand, in dem die Gesamtfunktionen des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms irreversibel erloschen sind. Die Diagnose erfolgt durch qualifizierte Ärzte. Endgültiger Tod: Die Diagnose wird gestellt, wenn mindestens eines der drei sicheren Todes- zeichen vorhanden ist. In dieser Phase sind einzelne Körperzellen noch nicht abgestorben. Biologischer Tod: Dies beschreibt die Zeit nach dem Absterben der letzten Körperzellen. Scheintod: Ein Zustand, in dem die äußeren Lebenszei- chen fehlen, aber der Körper noch lebt. Ursachen kön- nen Anämie, Anoxie, Epilepsie oder Unterkühlung sein. Unsichere Todeszeichen: Diese sind Anzeichen, die auf einen möglichen Tod hindeuten, aber nicht eindeutig sind. Leichenveränderungen/Todeszeichen Die Veränderungen, die nach dem Tod im Körper auftreten, werden als Leichenveränderungen bezeich- net. Diese sind stark von den Umgebungsbedingungen und der Temperatur abhängig. Es wird zwischen frühen und späten Leichenveränderungen unterschieden. Frühe Leichenveränderungen Totenflecke (Livores): Diese entstehen nach dem Kreislaufstillstand durch das Absinken des Blutes in die abhängigen Körperpartien. Sie sind das früheste sichere Todeszeichen und entwickeln sich innerhalb der ersten Stunden nach dem Tod (teils bereits nach 15 Min.). Sie weisen üblicherweise eine blauvio- lette Färbung auf. Hellrote Flecken können auf eine CO-vergiftung oder eine längere Kühlung des Leich- nams hindeuten. Aussparungen finden sich an Stellen, an denen Druck auf den Körper ausge- übt wurde (Liegeflächen, enganliegende Kleidung o. Ä.) Differenzierungskurs BiPhCh - „Forensik“ Thanatologie und Leichenveränderungen Seite 2 von 3 Totenstarre (Rigor mortis): Diese tritt etwa 2-4 Stunden nach dem Tod ein (frühestens nach 30 Minuten), erreicht ihre volle Ausprägung nach 6- 12 Stunden und löst sich nach mehreren Tagen wieder. Sie entsteht durch Versteifung der Mus- kulatur und damit der Gelenke durch Absinken der Energie-Spiegel (ATP) in der Muskulatur. Postmortale Abnahme der Körpertemperatur (Algor mortis): Der Körper kühlt nach dem Tod ab, wobei die Temperatur pro Stunde um etwa 1°C sinkt. Späte Leichenveränderungen Postmortale Leichenzersetzung: o Fäulnis: Sie beginnt nach weni- gen Tagen und wird durch Bakte- rien der Darmflora verursacht. Fäulnisprozesse führen zu einem charakteristischen Geruch und zu sichtbaren Veränderungen der Haut. o Verwesung: Dies ist der Zerfall des Körpers, der durch aerobe Bakterien beschleunigt wird. Mumifizierung: In trockenen Umge- bungen kann der Körper austrock- nen und in einem mumifizierten Zu- stand verbleiben. Skelettierung: Dies ist das Endstadium der Zer- setzung, bei dem nur noch das Skelett übrig- bleibt. Sichere Todeszeichen Die Feststellung des sicher eingetretenen Todes ist un- problematisch, wenn mindestens ein sicheres Todeszei- chen vorliegt. Zu den sicheren Todeszeichen gehören: Nicht mit dem Leben vereinbare Verletzungen oder Zerstörungen des Körpers: Schwere Ver- letzungen, die den Tod verursachen. Differenzierungskurs BiPhCh - „Forensik“ Thanatologie und Leichenveränderungen Seite 3 von 3 Aufgaben 1. Was beschreibt die Agonie? a) Den endgültigen Tod b) Die Absterbephase, in der sich der Tod ankündigt c) Den Zustand der irreversiblen Hirnfunktion d) Die Phase der Leichenveränderungen 2. Welche der folgenden Aussagen beschreibt den klinischen Tod? a) Der Herz-Kreislauf ist nicht mehr funktionsfähig. b) Es sind sichere Todeszeichen vorhanden. c) Eine Reanimation ist nicht mehr möglich. d) Der Körper zeigt noch supravitale Reaktionen. 3. Was sind sichere Todeszeichen? a) Abkühlung und Blässe der Haut b) Totenflecke, Totenstarre und Fäulniserscheinungen c) Atemstillstand und Reflexlosigkeit d) Muskeltonus und Pupillenreaktion 4. Wann treten Totenflecke in der Regel auf? a) Innerhalb der ersten 15 Minuten nach dem Tod b) Nach 1-2 Stunden c) Nach 6-12 Stunden d) Nach 24 Stunden 5. Was geschieht mit dem Körper während der Fäulnis? a) Der Körper wird mumifiziert. b) Der Körper bleibt unverändert. c) Bakterien zersetzen das Gewebe und es entstehen übelriechende Stoffe. d) Der Körper kühlt schnell ab. 6. Fallbeispiel 1: Ein 72-jähriger Mann wird leblos in seiner Wohnung aufgefunden. Der Arzt stellt fest, dass der Körper kalt ist und die Totenflecke sichtbar sind. Diskutiert, welche Schlussfolge- rungen aus diesen Befunden über den Todeszeitpunkt und die Todesursache gezogen werden können. Berücksichtiget dabei die verschiedenen Phasen des Sterbens und die damit verbun- denen Veränderungen im Körper. Welche weiteren Untersuchungen könnten notwendig sein, um die genaue Todesursache zu klären?