Vorurteile und Stereotypen

Vorurteile

• Vorurteile werden oft von Menschen jeden Alters, unabhängig von Bildung, sozialer Schicht oder Geschlecht geteilt.
• Diese Einstellungen können zu Diskriminierung führen, auch in Berufen, in denen Aussehen oder Gewicht keine Rolle spielen sollten.
• Vorurteile gegenüber Homosexuellen sind zwar in den letzten 60 Jahren stark zurückgegangen, aber immer noch weit verbreitet.
• So gaben 40 % der Deutschen im Jahr 2016 an, dass es ihnen „ekelhaft“ vorkomme, wenn Homosexuelle sich in der Öffentlichkeit küssen.
• Trotz dieser Fortschritte ist die gleichgeschlechtliche Ehe in Deutschland erst seit 2017 legal.

Effekte von Vorurteilen und Stereotypen

• Selbsterfüllende Prophezeiung: Wenn eine Person eine Erwartung gegenüber einer anderen Person hat, kann dies ihr Verhalten beeinflussen, was wiederum die andere Person dazu bringt, sich so zu verhalten, wie es den Erwartungen entspricht.
• Bedrohung durch Stereotype: die Angst einer Person, dass ihr Verhalten ein Stereotyp über ihre Gruppe bestätigen könnte.
• Beispiele: Mädchen schneiden in Mathematiktests schlechter ab, wenn sie zuvor geschlechtsstereotype Bilder ausmalen, Schülerinnen mit Migrationshintergrund zeigen schlechtere Leistungen in Sprachtests, wenn sie zuvor als Test angekündigt werden und Grundschülerinnen lesen schlechter, wenn die Aufgaben vorab als „Lesetest“ angekündigt werden.

Interventionen gegen Stereotype Threat

• Aufklärung über den Stereotype Threat kann die Schlussfolgerungsfähigkeit und Noten von Studierenden mit Migrationshintergrund verbessern und ihre Angst, negative Stereotype zu bestätigen, reduzieren.
• Wichtig ist die Identifikation mit der Domäne, dem Geschlecht und der Herkunft und Ethnie.
• Es ist wichtig, negative Stereotype bei Interventionen nicht ungewollt zu aktivieren.

Selbst-Stigmatisierung

• Selbst-Stigmatisierung tritt auf, wenn eine Person ein negatives Stereotyp über sich selbst annimmt.
• Diese Annahme basiert auf Stereotypen, die oft von der Gesellschaft vermittelt werden.
• Schritte in der Entwicklung von Selbst-Stigmatisierung: Bewusstwerden, Zustimmung und Anwendung.

Beispiele für Selbst-Stigmatisierung

• Beispiel: Psychische Krankheit.
• Menschen mit psychischen Erkrankungen können mit Scham, Selbstkritik, reduzierter Hoffnung, Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen zu kämpfen haben.
• Dies kann zu Diskriminierung führen, die zu reduziertem Hilfesuchverhalten und geringerer Lebensqualität führt.

Auswirkungen von Selbst-Stigmatisierung

• Zustimmung zum Gruppenbezogenen Stigma kann Selbst-Stigma in Zukunft vorhersagen.
• Selbst-Stigma ist relativ stabil.
• Selbst-Stigma ist mit geringerer Lebensqualität, insbesondere mit dem Verheimlichen psychischer Probleme, verbunden.

Empowerment

• Empowerment ermutigt Menschen, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten.
• Die Förderung von Selbstgestaltung und Handlungsmächtigkeit hat positive psychische und soziale Auswirkungen auf Einzelpersonen und Gesellschaften.
• Ethische und soziale Reformen können die gesellschaftlichen Strukturen ändern, die Rassismus und Diskriminierung ermöglichen.

Vorurteile reduzieren

• Kontakt zwischen Menschen verschiedener Gruppen ist entscheidend für die Reduzierung von Vorurteilen.
• Allerdings muss der Kontakt bestimmte Bedingungen erfüllen für eine positive Wirkung: gegenseitige Abhängigkeit, gemeinsames Ziel, zwangloser Kontakt, vielfältige Kontakte und soziale Normen von Gleichheit.

Soziale Normen

• Die Theorie des sozialen Lernens besagt, dass wir soziale Normen, einschließlich Stereotype und Vorurteile, in unserer Gesellschaft erlernen.
• Beispiele für die Übermittlung von Stereotypen und Vorurteilen: Medien, Sprache, Werbung.
• Beispiel: „Blue Eyed“ Experiment von Jane Elliott in dem ein Mikrokosmos der Gesellschaft geschaffen wird, um Vorurteile und Diskriminierung sichtbar zu machen.

Lesetipps

• empfohlene Literatur:
  • Gladwell, M. (2020): Talking to Strangers. Penguin. (Dt.Die Kunst, nicht aneinander vorbeizureden.)
  • Hermann, J.M. (2022). Interventionen gegen Stereotype Threat: Ein Überblick. In: Glock, S.(eds) Stereotype in der Schule II. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37262-0_7
  • Petersen, L.-E.& Six, B. (2020). Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminierung. Theorien, Befunde und Interventionen. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Weinheim, Basel: Beltz.
  • Zick, A. (2017) Sozialpsychologische Diskriminierungsforschung. In: Scherr, A., El-Mafaalani, A., Yüksel, G. (eds) Handbuch Diskriminierung. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10976-9_4