Öffentliche Kommunikation und Öffentlichkeit
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Questions and Answers

Was ist die zentrale Aussage des Textes?

  • ffentlichkeit ist ein rein empirisch beschreibbares Phnomen, das nicht von Normen beeinflusst wird.
  • Der Begriff der ffentlichkeit beinhaltet sowohl empirische als auch normative Aspekte. (correct)
  • ffentlichkeit ist im Wesentlichen ein normativer Begriff mit keiner empirischen Grundlage.
  • ffentlichkeit ist ausschlielich durch das Zusammenspiel verschiedener sozialer Gruppen und des politischen Systems definiert.

Wie wird die "ffentlichkeit" in Bezug auf ihre Rolle im gesellschaftlichen Kontext beschrieben?

  • Als ein System, das ausschlielich der Verbreitung politischer Informationen dient.
  • Als ein rein institutionelles Element, das die Kommunikation zwischen den Brgern reguliert.
  • Als ein hierarchisches Gefge mit klar definierten Sprecher*innen und Publikum.
  • Als ein intermedires System, das den Austausch von Informationen und Meinungen zwischen verschiedenen Akteuren ermglicht. (correct)

Welche Aspekte der ffentlichen Kommunikation werden in der Definition von Donges & Jarren (2017) betont?

  • Die Hierarchie zwischen den Sprecher*innen und den Zuhrer*innen.
  • Die Offenheit fr alle Themen und die Mglichkeit der Teilnahme aller, unabhngig von ihrer Position. (correct)
  • Die Beschrnkung auf bestimmte Themen und die strikte Trennung von Sprecher*innen und Publikum.
  • Die Notwendigkeit von institutionalisierten Organisationen fr die ffentliche Kommunikation.

Welche der folgenden Aussagen trifft auf die "Encounter-Ebene" der ffentlichkeit zu?

<p>Sie ist spontan und nicht dauerhaft, wobei jeder<em>jede sowohl Sprecher</em>in als auch Publikum sein kann. (B)</p> Signup and view all the answers

Wie unterscheiden sich "Themen- oder Versammlungsffentlichkeit" von der "Encounter-Ebene"?

<p>Die &quot;Temas- oder Versammlungsffentlichkeit&quot; ist thematisch fokussiert und stabiler als die &quot;Encounter-Ebene&quot;. (A)</p> Signup and view all the answers

Was wird als Grund fr die mgliche mediale Aufmerksamkeit der "Themen- oder Versammlungsffentlichkeit" genannt?

<p>Ihre innere Stabilitt und die Mglichkeit der Beobachtung. (B)</p> Signup and view all the answers

Was ist der Unterschied zwischen "ffentlicher Kommunikation" und "privater Kommunikation"?

<p>ffentliche Kommunikation zielt auf die Verbreitung von Informationen fr ein groes Publikum, whrend private Kommunikation nur auf wenige Personen beschrnkt ist. (D)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Aussagen ber "ffentlichkeit" ist falsch ?

<p>ffentlichkeit ist ausschlielich durch die Medien geprgt. (C)</p> Signup and view all the answers

Welches der folgenden Prinzipien zur öffentlichen Meinung basiert auf der Annahme, dass die öffentliche Meinung die Summe der Einzelmeinungen ist?

<p>Aggregationsprinzip (B)</p> Signup and view all the answers

Was ist ein zentrales Kritikargument gegen das Konzept der Gegenöffentlichkeit?

<p>Die Gegenöffentlichkeit setzt die Existenz einer hegemonialen Öffentlichkeit voraus. (A)</p> Signup and view all the answers

Was versteht man unter dem "Elitenkonzept" der öffentlichen Meinung?

<p>Die öffentliche Meinung wird von der Politik und der Elite definiert. (A)</p> Signup and view all the answers

Was ist ein möglicher Nachteil des "Aggregationsprinzips" im Zusammenhang mit der öffentlichen Meinung?

<p>Es ignoriert die Bedeutung von sozialen Interaktionen und dem Diskurs in der öffentlichen Meinung. (B)</p> Signup and view all the answers

Was ist der Unterschied zwischen dem "Majoritätsprinzip" und dem "Diskurs- oder Konsensprinzip" in Bezug auf die öffentliche Meinung?

<p>Das Majoritätsprinzip basiert auf der Annahme, dass die Mehrheit immer Recht hat, während das Diskurs- oder Konsensprinzip auf der Suche nach einem Konsens durch rationale Diskussion beruht. (B)</p> Signup and view all the answers

Was ist der Kern des "Projektions-Prinzips" im Zusammenhang mit der öffentlichen Meinung?

<p>Die öffentliche Meinung ist ein Konstrukt, das durch den Versuch, es zu messen, erst hergestellt wird. (C)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Aussagen trifft auf das "Medienkonzept" der öffentlichen Meinung zu?

<p>Die Medien haben einen großen Einfluss auf die öffentliche Meinung und prägen sie maßgeblich. (A)</p> Signup and view all the answers

Wie könnten die verschiedenen Kategorien der öffentlichen Meinung (Aggregationsprinzip, Majoritätsprinzip, Diskurs- oder Konsensprinzip, Projektions-Prinzip) als Teil einer komplexen und dynamischen Landschaft der Meinungsbildung betrachtet werden?

<p>Die verschiedenen Kategorien ergänzen sich und bieten zusammen ein umfassendes Bild der öffentlichen Meinung. (C)</p> Signup and view all the answers

Was ist ein positiver Einfluss des GII auf die Demokratie?

<p>Erhöhung der Bürgerbeteiligung (B)</p> Signup and view all the answers

Welche Variante der enthusiastischen Position betont die Veränderung des politischen Systems?

<p>Radikal plebiszitäre Variante (D)</p> Signup and view all the answers

Was wird als eine Barriere für die Demokratie angesehen, die nicht durch Technologie überwunden werden kann?

<p>Soziale Barrieren (A)</p> Signup and view all the answers

Was versteht man unter dem 'elektronischen Marktplatz' der Meinungen?

<p>Radikale Veränderungen im politischen System (C)</p> Signup and view all the answers

Welche Rolle spielen Massenmedien laut der skeptischen Position?

<p>Wichtige Rolle im bestehenden politischen Leben (B)</p> Signup and view all the answers

Wie wird die kommunikation zwischen Bürgern und Politik durch den GII beschrieben?

<p>Als direkt und unkompliziert (D)</p> Signup and view all the answers

Was beschreibt das diskurstheoretische Modell von Öffentlichkeit?

<p>Die Verbesserung des öffentlichen Diskurses (B)</p> Signup and view all the answers

Was ist ein Merkmal der gemäßigt deliberativen Variante?

<p>Stärkung der Partizipation in bestehenden Systemen (B)</p> Signup and view all the answers

Was beschreibt die Erosionsthese?

<p>Direkte Demokratie ersetzt repräsentative Demokratie. (C)</p> Signup and view all the answers

Welche Position betont den technischer Zugang als Fokus?

<p>Gemäßigt deliberativ (B), Radikal plebiszitär (D)</p> Signup and view all the answers

Welches Verhältnis zur bisherigen Öffentlichkeit beschreibt die gemäßigt deliberative Position?

<p>Es wird eine Erweiterung der Öffentlichkeit angestrebt. (A)</p> Signup and view all the answers

Was ist der empirische Bezugspunkt der Erosionsthese?

<p>Sonderfälle des politischen Prozesses (A)</p> Signup and view all the answers

Was ist ein zentraler Aspekt der Ausgleichsthese?

<p>Geringere Kommunikationskosten für schwächere Akteure. (D)</p> Signup and view all the answers

Welches theoretisches Modell steht im Gegensatz zu den diskurstheoretischen Ansätzen?

<p>Spiegelmodell (B)</p> Signup and view all the answers

In welchem theoretischen Modell gibt es keinen oder nur wenig Einfluss auf das politische System?

<p>Skeptische Position (B)</p> Signup and view all the answers

Welchen Fokus haben die radikal plebiszitären und gemäßigt deliberativen Positionen gemeinsam?

<p>Inputseite (B)</p> Signup and view all the answers

Was untersucht Habermas in "Strukturwandel der Öffentlichkeit"?

<p>Die Rolle der Öffentlichkeit in der bürgerlichen Gesellschaft (C)</p> Signup and view all the answers

Welches Konzept beschreiben Gerhards und andere in ihrem Werk im Kontext politischer Kommunikation?

<p>Das Verhältnis zwischen Öffentlichkeit und Öffentlichkeit (A)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage spiegelt die Hauptthematik des Buches von Habermas "Faktizität und Geltung" wider?

<p>Die Bedeutung von Diskurs für den demokratischen Rechtsstaat (A)</p> Signup and view all the answers

Was wird als 'Gegenöffentlichkeit' in der politischen Kommunikation betrachtet?

<p>Alternative Öffentlichkeiten, die bestehende Diskurse herausfordern (D)</p> Signup and view all the answers

Welches Element betrachteten Martini im Kontext der Mediendemokratie?

<p>Die Transformation der politischen Kommunikation durch neue Medien (C)</p> Signup and view all the answers

Welcher Autor beschäftigt sich mit der Aktivität von Interessengruppen im Internet?

<p>Merry (C)</p> Signup and view all the answers

Welche Funktion haben Websites und soziale Medien für politische Organisationen laut Nitschke und anderen?

<p>Politische Mobilisierung und die Rekrutierung von Mitgliedern (D)</p> Signup and view all the answers

Welches Thema behandelt Rucht in Bezug auf politische Diskurse?

<p>Das Beispiel der Genfood-Debatte im Internet und in Zeitungen (A)</p> Signup and view all the answers

Wie sah der ursprüngliche Gebrauch des Begriffs "öffentlich" aus?

<p>Ursprünglich war &quot;öffentlich&quot; ein Adjektiv, das vor allem Unbeschränktheit in der Kommunikation beschrieb. (B)</p> Signup and view all the answers

Wann entstand der Begriff "Öffentlichkeit" im deutschen Sprachraum?

<p>Im 18. Jahrhundert, während der Aufklärung. (C)</p> Signup and view all the answers

Welches Ziel verfolgte die liberal-bürgerliche Bewegung im 18. Jahrhundert?

<p>Die Durchsetzung der Öffentlichkeit als Prinzip gegen den absoluten Staat. (B)</p> Signup and view all the answers

Wie lässt sich die Öffentlichkeit im Wandel zur modernen Massengesellschaft beschreiben?

<p>Als ein Netzwerk, das durch die Vermittlung von Inhalten und Meinungen geprägt ist. (B)</p> Signup and view all the answers

Wer hat die Aussage getätigt, dass die Öffentlichkeit als ein Netzwerk für die Kommunikation von Inhalten und Stellungnahmen dient?

<p>Jürgen Habermas (D)</p> Signup and view all the answers

Was versteht man unter "öffentlicher Meinung"?

<p>Die aggregierte Summe aller individuellen Meinungen. (B)</p> Signup and view all the answers

Wer hat die Aussage getätigt, dass politische Öffentlichkeit aus einer Vielzahl von Kommunikationsforen besteht?

<p>Klaus Gerhards (D)</p> Signup and view all the answers

Was versteht man unter dem Produktionsmechanismus der "öffentlichen Meinung"?

<p>Die Meinungsbildung erfolgt durch die Vermittlung und Synthese von Kommunikationsflüssen. (D)</p> Signup and view all the answers

Flashcards

Öffentlich

Ursprünglich als Adjektiv; beschreibt die Unbeschränktheit von Kommunikation.

Öffentlichkeit

Ein Konzept, das seit dem 18. Jahrhundert im Deutschen existiert, betont die Kommunikation im Gegensatz zum Staat.

Publizität

Der Zustand von kommunikativer Sichtbarkeit, wo Informationen für alle zugänglich sind.

Massengesellschaft

Eine Gesellschaft mit verschiedenen sozialen Gruppen und einer Vielzahl von Meinungen.

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Forum

Ein Platz oder ein Medium, um Meinungen und Ideen öffentlich auszutauschen.

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Kommunikationsfluss

Der Verlauf der Kommunikation, der durch Sender, Bot und Empfänger geht.

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Öffentliche Meinung

Das aggregierte Ergebnis von individuellen Meinungen in der Öffentlichkeit.

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Thematisierung

Der Prozess, durch den Inhalte in der Öffentlichkeit diskutiert und gebündelt werden.

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Öffentlichkeit als Vermittlungsprozess

Ein Austauschprozess zwischen Gesellschaft und politischem System sowie sozialen Gruppen.

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Öffentliche Kommunikationsforen

Dauerhafte, nicht institutionalisierten Plattformen für Kommunikation.

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Encounter-Ebene

Spontane öffentliche Kommunikation, die oft räumlich und sozial beschränkt ist.

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Themenöffentlichkeit

Thematisch zentrierte Interaktionssysteme, die stabiler sind als Encounter-Öffentlichkeit.

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Laienöffentlichkeit

Öffentlichkeit für alle Themen mit Zugangsoffenheit für alle Bürger.

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Informations- und Meinungsaustausch

Prozess, durch den Öffentlichkeit konstituiert wird.

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Rollenwechsel

In der Themenöffentlichkeit wechseln Sprecher*innen und Publikum seltener die Rollen.

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Gegenöffentlichkeit

Teilöffentlichkeit, die sich gegen hegemoniale Öffentlichkeit richtet und spezifische Diskurse strukturiert.

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Kritik an Gegenöffentlichkeit

Verlangt die Existenz einer hegemonialen Öffentlichkeit, die es so nicht immer gibt.

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Empirische Auseinandersetzung

Eine wissenschaftliche Analyse basierend auf Daten und Erfahrungen.

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Teilöffentlichkeiten

Verschiedene öffentliche Meinungen, die dynamisch miteinander interagieren.

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Strukturwandel der Öffentlichkeit

Veränderung der Formen und Strukturen der öffentlichen Kommunikation.

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Aggregationsprinzip

Öffentliche Meinung als Summe individueller Meinungen, ermittelt durch Umfragen.

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Majoritätsprinzip

Öffentliche Meinung ist die Meinung der Mehrheit, basierend auf summierten Einzelmeinungen.

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Diskursprinzip

Öffentliche Meinung entsteht durch rationale Diskussion und Konsensbildung.

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Politische Kommunikation

Interaktionen und Austausch von Informationen, die politische Themen betreffen.

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Digitale Demokratie

Ein Konzept, wie das Internet die politische Kommunikation und Bürgerbeteiligung verändert.

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Medienkonzept

Medien fungieren als Träger der öffentlichen Meinung, indem sie veröffentlichte Meinungen verbreiten.

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Demoskopiekonzept

Was die Mehrheit der Bürger als relevant empfindet, bestimmt die öffentliche Meinung.

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Diskurstheorie

Eine Theorie, die analysiert, wie Diskurse soziale und politische Machtstrukturen formen.

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Mediendemokratie

Ein Konzept, das beschreibt, wie Medien die demokratische Prozesse beeinflussen.

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GII

Der GII steht für Global Internet Initiative, die Demokratie und Bürgerbeteiligung fördert.

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Bürgerkommunikation

Erhöhung der Kommunikation zwischen Bürgerinnen und Bürgern sowie zwischen Bürgern und Politik.

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Direkter Draht

Unmittelbare Verbindung zwischen Bevölkerung und politischen Entscheidungsträgern.

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Diskurstheoretisches Modell

Modell, das die öffentliche Diskussion und Meinungsbildung betont.

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Radikal plebiszitäre Variante

Politisches System wandelt sich, plebiszitäre Elemente werden gestärkt.

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Gemäßigt deliberative Variante

Stärkung der Bürgerbeteiligung innerhalb bestehender Systeme.

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Skeptische Position

Die Ansicht, dass soziale Barrieren nicht durch Technologie überwunden werden können.

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Massenmedien

Wichtige Rolle der traditionellen Massenmedien im politischen Leben.

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Enthusiastische Position

Eine Haltung, die eine positive Einstellung zur Öffentlichkeit des Internets hat.

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Radikal plebiszitär

Modell, das auf maximale Beteiligung durch Volksvertretung setzt.

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Gemäßigt deliberativ

Position, die rationale Diskussion und gemäßigte Bürgerbeteiligung fördert.

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Erosionsthese

Behauptung, dass Medienwandel bestehende demokratische Strukturen untergräbt.

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Ausgleichsthese

Theorie, dass neue Kommunikationsmittel schwächeren Akteuren Sichtbarkeit verleihen.

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Theoretisches Modell der Öffentlichkeit

Modelle, die verschiedene Sichtweisen zur Rolle des Internets in der Öffentlichkeit darstellen.

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Empirischer Bezugspunkt

Vergleich von theoretischen Modellen mit realen Situationen in der politischen Kommunikation.

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Study Notes

Einführung in die Kommunikationswissenschaft - Woche 4: Öffentlichkeit & Öffentliche Meinung

  • Veranstaltungsort: Technische Universität Chemnitz
  • Datum: 14. November 2024
  • Referentin: Prof. Dr. Veronika Karnowski
  • Thema: Öffentlichkeit und öffentliche Meinung – Einführung und Begriffsbestimmung

Begriffsgeschichte

  • Ursprünglicher Begriff: Ursprünglich nur als Adjektiv "öffentlich"
  • Publizität: Unbeschränktheit von Kommunikation in einem Personenkreis
  • Konkretisierung: Nur über die Verneinung des Gegenteils zu konkretisieren
  • Etablierung des Begriffs: "Öffentlichkeit" im deutschen Sprachraum ab dem 18. Jahrhundert
  • Aufklärung/ Moderne: Ziel der liberal-bürgerlichen Bewegung: Öffentlichkeit als Prinzip gegenüber dem absoluten Staat durchzusetzen

Wandel zum sozial-räumlichen Begriff

  • Massengesellschaft: Im Zuge des Wandels der Gesellschaft zur modernen Massengesellschaft mit verschiedenen sozialen Gruppen
  • Netzwerk-Metapher: Häufig Metapher eines Forums oder eines Netzwerks
  • Kommunikationsflüsse: Die Öffentlichkeit lässt sich am ehesten als ein Netzwerk für die Kommunikation von Inhalten und Stellungnahmen, also von Meinungen beschreiben, dabei werden die Kommunikationsflüsse so gefiltert und synthetisiert, dass sie sich zu themenspezifisch gebündelten öffentlichen Meinungen verdichten (Habermas, 1992, S. 436)
  • Offene Foren: (Politische) Öffentlichkeit besteht aus einer Vielzahl von Kommunikationsforen, deren Zugang prinzipiell offen und nicht an Mitgliedschaftsbedingungen gebunden ist und in denen sich individuelle und kollektive Akteure vor einem breiten Publikum zu politischen Themen äußern. Das Produkt der Kommunikationen in der Öffentlichkeit bezeichnet man als öffentliche Meinung, die man von den aggregierten Individualmeinungen der Bürger unterscheiden kann (Gerhards, 1998, S. 694)

Öffentlichkeit als normativer Begriff

  • Empirisch und normativ: Öffentlichkeit als beschreibbare empirisches Phänomen, aber auch als normatives Postulat
  • Normative Vorstellungen: Auch der empirisch-analytischen Verwendung des Begriffs liegen zumeist normative Vorstellungen von Öffentlichkeit zugrunde!
  • Kommunikationsforum: Öffentliches Kommunikationsforum - nicht institutionalisiert, trotzdem dauerhaft

Öffentlichkeit als Vermittlungsprozess

  • Gesellschaft und Politik: Zwischen Gesellschaft und politischem System
  • Soziale Gruppen: Zwischen sozialen Gruppen
  • Informationsaustausch: "Öffentlichkeit als intermediäres System konstituiert sich durch den Austausch von Informationen und Meinungen durch Personen, Gruppen und Organisationen; seine prinzipielle Offenheit (Zugangsoffenheit) gegenüber allen und potenziell allen Themen ("Laienöffentlichkeit") und die Möglichkeit zur Teilnahme im Kreis der Anwesenden als auch die Möglichkeit zur Teilhabe im Kreis der Abwesenden" (Donges & Jarren, 2017, S. 77)

Ebenen der Öffentlichkeit

  • Encounter-Ebene: Spontane öffentliche Kommunikation (z.B. auf der Straße, am Arbeitsplatz); Jede(r) Teilnehmerin kann Sprecherin oder Publikum sein; Meist räumlich, zeitlich und sozial beschränkt, Übergang von privater zu öffentlicher Kommunikation
  • Themen- oder Versammlungsöffentlichkeit: Versammlungen, Demonstrationen, thematisch zentrierte Interaktions- und Handlungssysteme; Können spontan entstehen oder einen hohen Organisationsgrad aufweisen; Sprecherinnen, Vermittlerinnen und Publikum wechseln weniger oft die Rollen; Größere innere Stabilität als Encounter-Öffentlichkeit; Kann zum Medienthema werden
  • Medienöffentlichkeit: Stärkste Differenzierung zwischen Sprecherinnen, Vermittlerinnen und Publikum; Medien als dauerhaft existierende Organisationen; Dauerhaftes Publikum; Bereitstellung und Herstellung durch spezialisierte Personen aufgrund spezifischer Berufsregeln; Leitmedien, an denen sich andere Medien orientieren.
  • Ebenenmodell (Gerhards & Neidhardt, 1990): Hierarchisches Modell mit Leitmedien, Folgemedien, Thema- und Organisatorischen Öffentlichkeit, Quarties und Betriebsöffentlichkeit, Encounter-Öffentlichkeiten

Akteure und Rollen in der Öffentlichkeit

  • Akteure vs. Publikum: Akteure können zwischen Rollen wechseln (Sprecher, Vermittler); Publikum bleibt immer Publikum, da es als Kollektiv nicht strategisch handlungsfähig ist (Donges & Jarren, 2017, S. 87)
  • Sprecher: Angehörige kollektiver oder korporativer Akteure, melden sich in der Öffentlichkeit zu Wort; Repräsentanten, Advokaten, Experten, Intellektuelle, Kommentatoren
  • Vermittler: Insbesondere Journalist*innen; Arbeiten in Organisationen; Beobachten Öffentlichkeit auf allen Ebenen; Greifen Themen auf und kommentieren diese
  • Publikum: Adressat von Sprecherinnen und Vermittlerinnen; Konkkurrieren um Aufmerksamkeit des Publikums; Erst durch Anwesenheit entsteht Öffentlichkeit; Allgemeine Merkmale: Laien, sozial heterogen, schwacher Organisationsgrad (Donges & Jarren, 2017, S. 88)

Öffentlichkeitstheorien

  • Funktionen von Öffentlichkeit: Themen und Meinungen werden gesammelt, verarbeitet und weitergegeben (Neidhardt, 1994, S. 8);Normative Ansprüche: Transparenzfunktion, Validierungsfunktion, Orientierungsfunktion
  • Typen von Öffentlichkeitstheorien: Liberales Paradigma (Resonanzboden, Repräsentative Demokratie, Mehrheitsmeinung), Deliberatives Paradigma (Selbstbindung, Verschränkung gesellschaftlicher und politischer Kommunikationsprozesse, Diskursiv ermittelter Konsens), Partizipatorisches Paradigma (Kontrolle, Formen direktdemokratischer bzw. republikanischer Demokratie)
  • Öffentlichkeit als Spiegel der Selbstbeobachtung: Selbstbeobachtung und Herstellung einer Selbstbeschreibung der Gesellschaft mittels Veröffentlichung von Themen(Donges & Jarren, 2017, S. 79)
  • Systemtheorie: Fokus auf Output von Öffentlichkeit; Normative Anspruch: Transparenz (Input) und Orientierung (Output); Keine Aussagen über die diskursive Validierung (Throughput)

Diskursmodelle

  • Strukturwandel der Öffentlichkeit (I): Sozialer Strukturwandel der Öffentlichkeit; Idealtypische bürgerliche Öffentlichkeit von Salons und Debattierzirkeln; Entgrenzung der Öffentlichkeit vom Bildungsbürgertum; Verlust des bildungsbürgerlichen Diskurshabitus; kulturräsonierend → kulturkonsumierend; Politischer Funktionswandel der Öffentlichkeit; Sammlungsöffentlichkeit, Massenmedial, hergestellt, Vermachtung; Verlust des herrschaftsfreien Diskurses
  • Strukturwandel der Öffentlichkeit (II): Diagnose einer geradlinigen Entwicklung vom politisch aktiven zum privatistischen, vom kulturräsonierenden zum kulturkonsumierenden Publikum; Resistenzfähigkeit und Potenzial eines pluralistischen Massenpublikums (Habermas, 1990, S. 30)

Liberales vs. diskursives Modell der Öffentlichkeit

  • Liberales Modell: Kollektive Akteure, Zugangschancen für alle Akteure, Abbildung der Akteurspräferenzen, Alle Kommunikationen und Handlungen sind zugelassen bei Respekt vor Akteuren mit anderen Meinungen, Öffentliche Meinung als kommunizierte Mehrheitsmeinung, Aggregation der Individualkommunikationen, Ausklammerung nicht-konsensfähiger Fragen aus der Kommunikation
  • Diskursives Modell: Individuelle oder bürgernahe kollektive Akteure, Dominanz von Akteuren der Zivilgesellschaft, Kommunikation mit Bezug auf andere Akteure, Kommunikation mit Begründungen, Kommunikaton auf einem hohen Rationalitätsniveau, Konsens oder argumentativ gestützte Mehrheitsmeinung, Legitimität der Entscheidung, Gemeinschaftsbildung durch Diskurs

Partizipative Modelle

  • Fokus auf Input: Können sich marginalisierte Gruppen einbringen und artikulieren? Fokus auf Gegenöffentlichkeiten; Kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept der Gegenöffentlichkeit
  • Gegenöffentlichkeit: Gegen eine hegemoniale Öffentlichkeit gerichtete Teilöffentlichkeit, um einen spezifischen gesellschaftlichen Diskurs oder Standpunkt herum strukturiert (Krotz, 1998, S. 653)

Öffentliche Meinung

  • Kategorien öffentlicher Meinung (I): Aggregationsprinzip (Öffentlichkeit als Masse, öffentliche Meinung als Summe von Einzelmeinungen, Umfragen, Wahlen); Majoritätsprinzip (Aufsummierung von Einzemeinungen, Mehrheitsmeinung)
  • Kategorien öffentlicher Meinung (II): Diskurs-oder Konsensprinzip (Ergebnis rationaler und kritischer Diskussion); Projektions-Prinzip (Konstrukt, das entsteht, wenn der Versuch es zu messen hergestellt wird; öffentliche Meinung als rhetorisches Instrument von Politikern)

Träger öffentlicher Meinung: Drei Konzepte

  • Medienkonzept: Medien als Träger, veröffentlichte Meinung als öffentliche Meinung
  • Elitenkonzept: Was politische Elite als relevant erachtet
  • Demoskopiekonzept: Was die Mehrzahl der (befragten) Bürgerinnen und Bürger als relevant erachtet

Öffentlichkeit und Internet

  • Gesellschaftsverändernde Kraft des Internets: Das Internet als Metapher für eine funktionierende Demokratie, Förderung der Bürgerbeteiligung an Entscheidungen, verbesserte Kooperation zwischen Nationen, ein neues, athenisches Zeitalter der Demokratie (Gore, 1994, zit. nach Emmer & Wolling, 2010, S. 37)

Enthusiastische Position (I & II)

  • Positiver Einfluss des Internets: Starker positiver Einfluss, Mehr Kommunikation zwischen Bürgerinnen, Einfachere Kommunikation zwischen Bürgerinnen und politischen Entscheidungsträger*innen, „direkter Draht“ zwischen Bevölkerung und Politik, Diskurstheoretisches Modell von Öffentlichkeit
  • Zwei Varianten: Radikal plebiszitäre Variante (Veränderung des politischen Systems, Stärkung plebiszitärer Elemente, elektronischer Marktplatz der Meinungen); Gemäßigt deliberative Variante (Stärkung der Partizipation in bestehenden Systemen)

Skeptische Position

  • Bestehende Barrieren: Bestehende Barrieren sind sozialer Natur und nicht durch Technologie (Internet) auflösbar; Wichtige Rolle der Massenmedien; "Political life on the net" ist meist eine Fortsetzung des politischen Lebens "off the net" (Margolis & Resnick, 2000, S. 14)
  • Systemtheoretisches Modell: Orientierung am systemtheoretischen Spiegelmodell der Öffentlichkeit

Theoretische Positionen zum Öffentlichkeit des Internets

  • Die Positionen: Enthusiastisch (Radikal plebiszitär, Gemäßigt deliberativ); Skeptisch

Erosions-, Ausgleichs- und Normalisierungsthese (I & II)

  • Erosionsthese: Medienwandel führt zu Erosion bestehender Strukturen; Formen repräsentativer Demokratie werden durch direkte Demokratie ersetzt; schnellere, kostengünstigere und gezieltere Kommunikation ermöglicht, dass schwächere Akteure in der Öffentlichkeit leichter Aufmerksamkeit erhalten können.
  • Ausgleichsthese: Stärkung schwächerer Akteure, aber nur kurzfristig; Stärkere Akteure übernehmen wieder die Führungsrolle; „Politics as Usual“
  • Normalisierungsthese: Ständige Normalisierung des politischen Geschehens

Empirische Evidenz

  • Neue Formen der Vernetzung: Neue Formen der Vernetzung politischer Akteure; Akteure sozialer Bewegungen können profitieren; Zumindest in Teilbereichen Chance, weniger politisch interessierte zu erreichen und zu mobilisieren.
  • Belege für Normalisierung: Etablierte Organisationen erhalten weiterhin die meiste Aufmerksamkeit; Netzöffentlichkeit nicht zwangsläufig demokratischer oder vielfältiger als Medienöffentlichkeit

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In diesem Quiz geht es um die verschiedenen Aspekte der öffentlichen Kommunikation und deren Rolle in der Gesellschaft. Die Fragen umfassen Definitionen, Unterschiede zwischen Kommunikationsformen sowie zentrale Kritikpunkte an Konzepten wie der Gegenöffentlichkeit. Testen Sie Ihr Wissen über die öffentlichen Diskurse und deren Dynamiken.

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