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Questions and Answers
Was ist die zentrale Aussage des Textes?
Was ist die zentrale Aussage des Textes?
- ffentlichkeit ist ein rein empirisch beschreibbares Phnomen, das nicht von Normen beeinflusst wird.
- Der Begriff der ffentlichkeit beinhaltet sowohl empirische als auch normative Aspekte. (correct)
- ffentlichkeit ist im Wesentlichen ein normativer Begriff mit keiner empirischen Grundlage.
- ffentlichkeit ist ausschlielich durch das Zusammenspiel verschiedener sozialer Gruppen und des politischen Systems definiert.
Wie wird die "ffentlichkeit" in Bezug auf ihre Rolle im gesellschaftlichen Kontext beschrieben?
Wie wird die "ffentlichkeit" in Bezug auf ihre Rolle im gesellschaftlichen Kontext beschrieben?
- Als ein System, das ausschlielich der Verbreitung politischer Informationen dient.
- Als ein rein institutionelles Element, das die Kommunikation zwischen den Brgern reguliert.
- Als ein hierarchisches Gefge mit klar definierten Sprecher*innen und Publikum.
- Als ein intermedires System, das den Austausch von Informationen und Meinungen zwischen verschiedenen Akteuren ermglicht. (correct)
Welche Aspekte der ffentlichen Kommunikation werden in der Definition von Donges & Jarren (2017) betont?
Welche Aspekte der ffentlichen Kommunikation werden in der Definition von Donges & Jarren (2017) betont?
- Die Hierarchie zwischen den Sprecher*innen und den Zuhrer*innen.
- Die Offenheit fr alle Themen und die Mglichkeit der Teilnahme aller, unabhngig von ihrer Position. (correct)
- Die Beschrnkung auf bestimmte Themen und die strikte Trennung von Sprecher*innen und Publikum.
- Die Notwendigkeit von institutionalisierten Organisationen fr die ffentliche Kommunikation.
Welche der folgenden Aussagen trifft auf die "Encounter-Ebene" der ffentlichkeit zu?
Welche der folgenden Aussagen trifft auf die "Encounter-Ebene" der ffentlichkeit zu?
Wie unterscheiden sich "Themen- oder Versammlungsffentlichkeit" von der "Encounter-Ebene"?
Wie unterscheiden sich "Themen- oder Versammlungsffentlichkeit" von der "Encounter-Ebene"?
Was wird als Grund fr die mgliche mediale Aufmerksamkeit der "Themen- oder Versammlungsffentlichkeit" genannt?
Was wird als Grund fr die mgliche mediale Aufmerksamkeit der "Themen- oder Versammlungsffentlichkeit" genannt?
Was ist der Unterschied zwischen "ffentlicher Kommunikation" und "privater Kommunikation"?
Was ist der Unterschied zwischen "ffentlicher Kommunikation" und "privater Kommunikation"?
Welche der folgenden Aussagen ber "ffentlichkeit" ist falsch ?
Welche der folgenden Aussagen ber "ffentlichkeit" ist falsch ?
Welches der folgenden Prinzipien zur öffentlichen Meinung basiert auf der Annahme, dass die öffentliche Meinung die Summe der Einzelmeinungen ist?
Welches der folgenden Prinzipien zur öffentlichen Meinung basiert auf der Annahme, dass die öffentliche Meinung die Summe der Einzelmeinungen ist?
Was ist ein zentrales Kritikargument gegen das Konzept der Gegenöffentlichkeit?
Was ist ein zentrales Kritikargument gegen das Konzept der Gegenöffentlichkeit?
Was versteht man unter dem "Elitenkonzept" der öffentlichen Meinung?
Was versteht man unter dem "Elitenkonzept" der öffentlichen Meinung?
Was ist ein möglicher Nachteil des "Aggregationsprinzips" im Zusammenhang mit der öffentlichen Meinung?
Was ist ein möglicher Nachteil des "Aggregationsprinzips" im Zusammenhang mit der öffentlichen Meinung?
Was ist der Unterschied zwischen dem "Majoritätsprinzip" und dem "Diskurs- oder Konsensprinzip" in Bezug auf die öffentliche Meinung?
Was ist der Unterschied zwischen dem "Majoritätsprinzip" und dem "Diskurs- oder Konsensprinzip" in Bezug auf die öffentliche Meinung?
Was ist der Kern des "Projektions-Prinzips" im Zusammenhang mit der öffentlichen Meinung?
Was ist der Kern des "Projektions-Prinzips" im Zusammenhang mit der öffentlichen Meinung?
Welche der folgenden Aussagen trifft auf das "Medienkonzept" der öffentlichen Meinung zu?
Welche der folgenden Aussagen trifft auf das "Medienkonzept" der öffentlichen Meinung zu?
Wie könnten die verschiedenen Kategorien der öffentlichen Meinung (Aggregationsprinzip, Majoritätsprinzip, Diskurs- oder Konsensprinzip, Projektions-Prinzip) als Teil einer komplexen und dynamischen Landschaft der Meinungsbildung betrachtet werden?
Wie könnten die verschiedenen Kategorien der öffentlichen Meinung (Aggregationsprinzip, Majoritätsprinzip, Diskurs- oder Konsensprinzip, Projektions-Prinzip) als Teil einer komplexen und dynamischen Landschaft der Meinungsbildung betrachtet werden?
Was ist ein positiver Einfluss des GII auf die Demokratie?
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Welche Variante der enthusiastischen Position betont die Veränderung des politischen Systems?
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Was wird als eine Barriere für die Demokratie angesehen, die nicht durch Technologie überwunden werden kann?
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Was versteht man unter dem 'elektronischen Marktplatz' der Meinungen?
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Welche Rolle spielen Massenmedien laut der skeptischen Position?
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Wie wird die kommunikation zwischen Bürgern und Politik durch den GII beschrieben?
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Was beschreibt das diskurstheoretische Modell von Öffentlichkeit?
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Was ist ein Merkmal der gemäßigt deliberativen Variante?
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Was beschreibt die Erosionsthese?
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Welche Position betont den technischer Zugang als Fokus?
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Welches Verhältnis zur bisherigen Öffentlichkeit beschreibt die gemäßigt deliberative Position?
Welches Verhältnis zur bisherigen Öffentlichkeit beschreibt die gemäßigt deliberative Position?
Was ist der empirische Bezugspunkt der Erosionsthese?
Was ist der empirische Bezugspunkt der Erosionsthese?
Was ist ein zentraler Aspekt der Ausgleichsthese?
Was ist ein zentraler Aspekt der Ausgleichsthese?
Welches theoretisches Modell steht im Gegensatz zu den diskurstheoretischen Ansätzen?
Welches theoretisches Modell steht im Gegensatz zu den diskurstheoretischen Ansätzen?
In welchem theoretischen Modell gibt es keinen oder nur wenig Einfluss auf das politische System?
In welchem theoretischen Modell gibt es keinen oder nur wenig Einfluss auf das politische System?
Welchen Fokus haben die radikal plebiszitären und gemäßigt deliberativen Positionen gemeinsam?
Welchen Fokus haben die radikal plebiszitären und gemäßigt deliberativen Positionen gemeinsam?
Was untersucht Habermas in "Strukturwandel der Öffentlichkeit"?
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Welches Konzept beschreiben Gerhards und andere in ihrem Werk im Kontext politischer Kommunikation?
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Welche Aussage spiegelt die Hauptthematik des Buches von Habermas "Faktizität und Geltung" wider?
Welche Aussage spiegelt die Hauptthematik des Buches von Habermas "Faktizität und Geltung" wider?
Was wird als 'Gegenöffentlichkeit' in der politischen Kommunikation betrachtet?
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Welches Element betrachteten Martini im Kontext der Mediendemokratie?
Welches Element betrachteten Martini im Kontext der Mediendemokratie?
Welcher Autor beschäftigt sich mit der Aktivität von Interessengruppen im Internet?
Welcher Autor beschäftigt sich mit der Aktivität von Interessengruppen im Internet?
Welche Funktion haben Websites und soziale Medien für politische Organisationen laut Nitschke und anderen?
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Welches Thema behandelt Rucht in Bezug auf politische Diskurse?
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Wie sah der ursprüngliche Gebrauch des Begriffs "öffentlich" aus?
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Wann entstand der Begriff "Öffentlichkeit" im deutschen Sprachraum?
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Welches Ziel verfolgte die liberal-bürgerliche Bewegung im 18. Jahrhundert?
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Wie lässt sich die Öffentlichkeit im Wandel zur modernen Massengesellschaft beschreiben?
Wie lässt sich die Öffentlichkeit im Wandel zur modernen Massengesellschaft beschreiben?
Wer hat die Aussage getätigt, dass die Öffentlichkeit als ein Netzwerk für die Kommunikation von Inhalten und Stellungnahmen dient?
Wer hat die Aussage getätigt, dass die Öffentlichkeit als ein Netzwerk für die Kommunikation von Inhalten und Stellungnahmen dient?
Was versteht man unter "öffentlicher Meinung"?
Was versteht man unter "öffentlicher Meinung"?
Wer hat die Aussage getätigt, dass politische Öffentlichkeit aus einer Vielzahl von Kommunikationsforen besteht?
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Was versteht man unter dem Produktionsmechanismus der "öffentlichen Meinung"?
Was versteht man unter dem Produktionsmechanismus der "öffentlichen Meinung"?
Flashcards
Öffentlich
Öffentlich
Ursprünglich als Adjektiv; beschreibt die Unbeschränktheit von Kommunikation.
Öffentlichkeit
Öffentlichkeit
Ein Konzept, das seit dem 18. Jahrhundert im Deutschen existiert, betont die Kommunikation im Gegensatz zum Staat.
Publizität
Publizität
Der Zustand von kommunikativer Sichtbarkeit, wo Informationen für alle zugänglich sind.
Massengesellschaft
Massengesellschaft
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Forum
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Kommunikationsfluss
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Öffentliche Meinung
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Thematisierung
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Öffentlichkeit als Vermittlungsprozess
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Öffentliche Kommunikationsforen
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Encounter-Ebene
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Themenöffentlichkeit
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Laienöffentlichkeit
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Informations- und Meinungsaustausch
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Rollenwechsel
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Gegenöffentlichkeit
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Kritik an Gegenöffentlichkeit
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Empirische Auseinandersetzung
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Teilöffentlichkeiten
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Strukturwandel der Öffentlichkeit
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Aggregationsprinzip
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Majoritätsprinzip
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Diskursprinzip
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Politische Kommunikation
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Digitale Demokratie
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Medienkonzept
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Demoskopiekonzept
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Diskurstheorie
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Mediendemokratie
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GII
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Bürgerkommunikation
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Direkter Draht
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Diskurstheoretisches Modell
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Radikal plebiszitäre Variante
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Gemäßigt deliberative Variante
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Skeptische Position
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Massenmedien
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Enthusiastische Position
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Radikal plebiszitär
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Gemäßigt deliberativ
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Erosionsthese
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Ausgleichsthese
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Theoretisches Modell der Öffentlichkeit
Theoretisches Modell der Öffentlichkeit
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Empirischer Bezugspunkt
Empirischer Bezugspunkt
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Study Notes
Einführung in die Kommunikationswissenschaft - Woche 4: Öffentlichkeit & Öffentliche Meinung
- Veranstaltungsort: Technische Universität Chemnitz
- Datum: 14. November 2024
- Referentin: Prof. Dr. Veronika Karnowski
- Thema: Öffentlichkeit und öffentliche Meinung – Einführung und Begriffsbestimmung
Begriffsgeschichte
- Ursprünglicher Begriff: Ursprünglich nur als Adjektiv "öffentlich"
- Publizität: Unbeschränktheit von Kommunikation in einem Personenkreis
- Konkretisierung: Nur über die Verneinung des Gegenteils zu konkretisieren
- Etablierung des Begriffs: "Öffentlichkeit" im deutschen Sprachraum ab dem 18. Jahrhundert
- Aufklärung/ Moderne: Ziel der liberal-bürgerlichen Bewegung: Öffentlichkeit als Prinzip gegenüber dem absoluten Staat durchzusetzen
Wandel zum sozial-räumlichen Begriff
- Massengesellschaft: Im Zuge des Wandels der Gesellschaft zur modernen Massengesellschaft mit verschiedenen sozialen Gruppen
- Netzwerk-Metapher: Häufig Metapher eines Forums oder eines Netzwerks
- Kommunikationsflüsse: Die Öffentlichkeit lässt sich am ehesten als ein Netzwerk für die Kommunikation von Inhalten und Stellungnahmen, also von Meinungen beschreiben, dabei werden die Kommunikationsflüsse so gefiltert und synthetisiert, dass sie sich zu themenspezifisch gebündelten öffentlichen Meinungen verdichten (Habermas, 1992, S. 436)
- Offene Foren: (Politische) Öffentlichkeit besteht aus einer Vielzahl von Kommunikationsforen, deren Zugang prinzipiell offen und nicht an Mitgliedschaftsbedingungen gebunden ist und in denen sich individuelle und kollektive Akteure vor einem breiten Publikum zu politischen Themen äußern. Das Produkt der Kommunikationen in der Öffentlichkeit bezeichnet man als öffentliche Meinung, die man von den aggregierten Individualmeinungen der Bürger unterscheiden kann (Gerhards, 1998, S. 694)
Öffentlichkeit als normativer Begriff
- Empirisch und normativ: Öffentlichkeit als beschreibbare empirisches Phänomen, aber auch als normatives Postulat
- Normative Vorstellungen: Auch der empirisch-analytischen Verwendung des Begriffs liegen zumeist normative Vorstellungen von Öffentlichkeit zugrunde!
- Kommunikationsforum: Öffentliches Kommunikationsforum - nicht institutionalisiert, trotzdem dauerhaft
Öffentlichkeit als Vermittlungsprozess
- Gesellschaft und Politik: Zwischen Gesellschaft und politischem System
- Soziale Gruppen: Zwischen sozialen Gruppen
- Informationsaustausch: "Öffentlichkeit als intermediäres System konstituiert sich durch den Austausch von Informationen und Meinungen durch Personen, Gruppen und Organisationen; seine prinzipielle Offenheit (Zugangsoffenheit) gegenüber allen und potenziell allen Themen ("Laienöffentlichkeit") und die Möglichkeit zur Teilnahme im Kreis der Anwesenden als auch die Möglichkeit zur Teilhabe im Kreis der Abwesenden" (Donges & Jarren, 2017, S. 77)
Ebenen der Öffentlichkeit
- Encounter-Ebene: Spontane öffentliche Kommunikation (z.B. auf der Straße, am Arbeitsplatz); Jede(r) Teilnehmerin kann Sprecherin oder Publikum sein; Meist räumlich, zeitlich und sozial beschränkt, Übergang von privater zu öffentlicher Kommunikation
- Themen- oder Versammlungsöffentlichkeit: Versammlungen, Demonstrationen, thematisch zentrierte Interaktions- und Handlungssysteme; Können spontan entstehen oder einen hohen Organisationsgrad aufweisen; Sprecherinnen, Vermittlerinnen und Publikum wechseln weniger oft die Rollen; Größere innere Stabilität als Encounter-Öffentlichkeit; Kann zum Medienthema werden
- Medienöffentlichkeit: Stärkste Differenzierung zwischen Sprecherinnen, Vermittlerinnen und Publikum; Medien als dauerhaft existierende Organisationen; Dauerhaftes Publikum; Bereitstellung und Herstellung durch spezialisierte Personen aufgrund spezifischer Berufsregeln; Leitmedien, an denen sich andere Medien orientieren.
- Ebenenmodell (Gerhards & Neidhardt, 1990): Hierarchisches Modell mit Leitmedien, Folgemedien, Thema- und Organisatorischen Öffentlichkeit, Quarties und Betriebsöffentlichkeit, Encounter-Öffentlichkeiten
Akteure und Rollen in der Öffentlichkeit
- Akteure vs. Publikum: Akteure können zwischen Rollen wechseln (Sprecher, Vermittler); Publikum bleibt immer Publikum, da es als Kollektiv nicht strategisch handlungsfähig ist (Donges & Jarren, 2017, S. 87)
- Sprecher: Angehörige kollektiver oder korporativer Akteure, melden sich in der Öffentlichkeit zu Wort; Repräsentanten, Advokaten, Experten, Intellektuelle, Kommentatoren
- Vermittler: Insbesondere Journalist*innen; Arbeiten in Organisationen; Beobachten Öffentlichkeit auf allen Ebenen; Greifen Themen auf und kommentieren diese
- Publikum: Adressat von Sprecherinnen und Vermittlerinnen; Konkkurrieren um Aufmerksamkeit des Publikums; Erst durch Anwesenheit entsteht Öffentlichkeit; Allgemeine Merkmale: Laien, sozial heterogen, schwacher Organisationsgrad (Donges & Jarren, 2017, S. 88)
Öffentlichkeitstheorien
- Funktionen von Öffentlichkeit: Themen und Meinungen werden gesammelt, verarbeitet und weitergegeben (Neidhardt, 1994, S. 8);Normative Ansprüche: Transparenzfunktion, Validierungsfunktion, Orientierungsfunktion
- Typen von Öffentlichkeitstheorien: Liberales Paradigma (Resonanzboden, Repräsentative Demokratie, Mehrheitsmeinung), Deliberatives Paradigma (Selbstbindung, Verschränkung gesellschaftlicher und politischer Kommunikationsprozesse, Diskursiv ermittelter Konsens), Partizipatorisches Paradigma (Kontrolle, Formen direktdemokratischer bzw. republikanischer Demokratie)
- Öffentlichkeit als Spiegel der Selbstbeobachtung: Selbstbeobachtung und Herstellung einer Selbstbeschreibung der Gesellschaft mittels Veröffentlichung von Themen(Donges & Jarren, 2017, S. 79)
- Systemtheorie: Fokus auf Output von Öffentlichkeit; Normative Anspruch: Transparenz (Input) und Orientierung (Output); Keine Aussagen über die diskursive Validierung (Throughput)
Diskursmodelle
- Strukturwandel der Öffentlichkeit (I): Sozialer Strukturwandel der Öffentlichkeit; Idealtypische bürgerliche Öffentlichkeit von Salons und Debattierzirkeln; Entgrenzung der Öffentlichkeit vom Bildungsbürgertum; Verlust des bildungsbürgerlichen Diskurshabitus; kulturräsonierend → kulturkonsumierend; Politischer Funktionswandel der Öffentlichkeit; Sammlungsöffentlichkeit, Massenmedial, hergestellt, Vermachtung; Verlust des herrschaftsfreien Diskurses
- Strukturwandel der Öffentlichkeit (II): Diagnose einer geradlinigen Entwicklung vom politisch aktiven zum privatistischen, vom kulturräsonierenden zum kulturkonsumierenden Publikum; Resistenzfähigkeit und Potenzial eines pluralistischen Massenpublikums (Habermas, 1990, S. 30)
Liberales vs. diskursives Modell der Öffentlichkeit
- Liberales Modell: Kollektive Akteure, Zugangschancen für alle Akteure, Abbildung der Akteurspräferenzen, Alle Kommunikationen und Handlungen sind zugelassen bei Respekt vor Akteuren mit anderen Meinungen, Öffentliche Meinung als kommunizierte Mehrheitsmeinung, Aggregation der Individualkommunikationen, Ausklammerung nicht-konsensfähiger Fragen aus der Kommunikation
- Diskursives Modell: Individuelle oder bürgernahe kollektive Akteure, Dominanz von Akteuren der Zivilgesellschaft, Kommunikation mit Bezug auf andere Akteure, Kommunikation mit Begründungen, Kommunikaton auf einem hohen Rationalitätsniveau, Konsens oder argumentativ gestützte Mehrheitsmeinung, Legitimität der Entscheidung, Gemeinschaftsbildung durch Diskurs
Partizipative Modelle
- Fokus auf Input: Können sich marginalisierte Gruppen einbringen und artikulieren? Fokus auf Gegenöffentlichkeiten; Kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept der Gegenöffentlichkeit
- Gegenöffentlichkeit: Gegen eine hegemoniale Öffentlichkeit gerichtete Teilöffentlichkeit, um einen spezifischen gesellschaftlichen Diskurs oder Standpunkt herum strukturiert (Krotz, 1998, S. 653)
Öffentliche Meinung
- Kategorien öffentlicher Meinung (I): Aggregationsprinzip (Öffentlichkeit als Masse, öffentliche Meinung als Summe von Einzelmeinungen, Umfragen, Wahlen); Majoritätsprinzip (Aufsummierung von Einzemeinungen, Mehrheitsmeinung)
- Kategorien öffentlicher Meinung (II): Diskurs-oder Konsensprinzip (Ergebnis rationaler und kritischer Diskussion); Projektions-Prinzip (Konstrukt, das entsteht, wenn der Versuch es zu messen hergestellt wird; öffentliche Meinung als rhetorisches Instrument von Politikern)
Träger öffentlicher Meinung: Drei Konzepte
- Medienkonzept: Medien als Träger, veröffentlichte Meinung als öffentliche Meinung
- Elitenkonzept: Was politische Elite als relevant erachtet
- Demoskopiekonzept: Was die Mehrzahl der (befragten) Bürgerinnen und Bürger als relevant erachtet
Öffentlichkeit und Internet
- Gesellschaftsverändernde Kraft des Internets: Das Internet als Metapher für eine funktionierende Demokratie, Förderung der Bürgerbeteiligung an Entscheidungen, verbesserte Kooperation zwischen Nationen, ein neues, athenisches Zeitalter der Demokratie (Gore, 1994, zit. nach Emmer & Wolling, 2010, S. 37)
Enthusiastische Position (I & II)
- Positiver Einfluss des Internets: Starker positiver Einfluss, Mehr Kommunikation zwischen Bürgerinnen, Einfachere Kommunikation zwischen Bürgerinnen und politischen Entscheidungsträger*innen, „direkter Draht“ zwischen Bevölkerung und Politik, Diskurstheoretisches Modell von Öffentlichkeit
- Zwei Varianten: Radikal plebiszitäre Variante (Veränderung des politischen Systems, Stärkung plebiszitärer Elemente, elektronischer Marktplatz der Meinungen); Gemäßigt deliberative Variante (Stärkung der Partizipation in bestehenden Systemen)
Skeptische Position
- Bestehende Barrieren: Bestehende Barrieren sind sozialer Natur und nicht durch Technologie (Internet) auflösbar; Wichtige Rolle der Massenmedien; "Political life on the net" ist meist eine Fortsetzung des politischen Lebens "off the net" (Margolis & Resnick, 2000, S. 14)
- Systemtheoretisches Modell: Orientierung am systemtheoretischen Spiegelmodell der Öffentlichkeit
Theoretische Positionen zum Öffentlichkeit des Internets
- Die Positionen: Enthusiastisch (Radikal plebiszitär, Gemäßigt deliberativ); Skeptisch
Erosions-, Ausgleichs- und Normalisierungsthese (I & II)
- Erosionsthese: Medienwandel führt zu Erosion bestehender Strukturen; Formen repräsentativer Demokratie werden durch direkte Demokratie ersetzt; schnellere, kostengünstigere und gezieltere Kommunikation ermöglicht, dass schwächere Akteure in der Öffentlichkeit leichter Aufmerksamkeit erhalten können.
- Ausgleichsthese: Stärkung schwächerer Akteure, aber nur kurzfristig; Stärkere Akteure übernehmen wieder die Führungsrolle; „Politics as Usual“
- Normalisierungsthese: Ständige Normalisierung des politischen Geschehens
Empirische Evidenz
- Neue Formen der Vernetzung: Neue Formen der Vernetzung politischer Akteure; Akteure sozialer Bewegungen können profitieren; Zumindest in Teilbereichen Chance, weniger politisch interessierte zu erreichen und zu mobilisieren.
- Belege für Normalisierung: Etablierte Organisationen erhalten weiterhin die meiste Aufmerksamkeit; Netzöffentlichkeit nicht zwangsläufig demokratischer oder vielfältiger als Medienöffentlichkeit
Studying That Suits You
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Description
In diesem Quiz geht es um die verschiedenen Aspekte der öffentlichen Kommunikation und deren Rolle in der Gesellschaft. Die Fragen umfassen Definitionen, Unterschiede zwischen Kommunikationsformen sowie zentrale Kritikpunkte an Konzepten wie der Gegenöffentlichkeit. Testen Sie Ihr Wissen über die öffentlichen Diskurse und deren Dynamiken.