Narkose: Einleitung und Medikamente

Einleitung einer Narkose

• Eine Narkoseeinleitung umfasst mehrere Schritte und die Verabreichung verschiedener Substanzen, die Bewusstlosigkeit, Schmerzfreiheit und Muskelentspannung bewirken.
• Zu den wichtigsten Medikamentengruppen gehören Hypnotika/Sedativa, Opioide und Muskelrelaxanzien.

Präoxygenierung

• Vor der Medikamentengabe atmet der Patient mehrere Minuten reinen Sauerstoff (O2), um in der Lunge eine Sauerstoffreserve aufzubauen.

Medikamentöse Einleitung

• Die Narkose wird üblicherweise intravenös eingeleitet.
• Dabei werden folgende Substanzen verabreicht:
  • Hypnotika / Sedativa führen zur Bewusstlosigkeit
  • Propofol ist häufig verwendet und schnell wirksam
  • Etomidat wird bei hämodynamisch instabilen Patienten eingesetzt
  • Thiopental wurde früher häufiger verwendet
  • Ketamin wird bei Kreislaufinstabilität oder in der Notfallmedizin verwendet
  • Opioide unterdrücken Schmerzen
  • Fentanyl ist sehr potent und wird häufig verwendet
  • Remifentanil ist kurz wirksam und gut steuerbar
  • Sufentanil ist stärker als Fentanyl und wird bei längeren Operationen eingesetzt
  • Muskelrelaxanzien sind zur Intubation notwendig, sie ermöglichen die Muskelentspannung und erleichtern die Intubation
  • Rocuronium ist rasch wirksam und gut steuerbar
  • Succinylcholin ist sehr schnell und wird für die Notfallintubation eingesetzt

Sicherung der Atemwege

• Nach Bewusstlosigkeit und Muskelentspannung erfolgt die Intubation mit einem Endotrachealtubus oder die Anlage einer Larynxmaske.
• Die korrekte Platzierung des Tubus wird durch Kapnographie (CO2-Messung) überprüft.

Aufrechterhaltung der Narkose

• Nach der Einleitung wird die Narkose durch kontinuierliche Zufuhr von Inhalationsanästhetika (z. B. Sevofluran, Desfluran) oder intravenösen Medikamenten (Propofol, Remifentanil) aufrechterhalten.
• Die Auswahl der Substanzen hängt von der Art der Operation, dem Gesundheitszustand des Patienten und individuellen Faktoren ab.

Medikamentenliste: Anästhesiologie

• Propofol ist ein schnell wirksames Hypnotikum, das zur Einleitung und Erhaltung der Narkose verwendet wird und zeichnet sich durch einen schnellen Abbau und eine gute Steuerbarkeit aus.
• Etomidat ist ideal bei Patienten mit hämodynamischer Instabilität, da es minimale kardiovaskuläre Effekte zeigt und wird vor allem zur Einleitung der Narkose genutzt.
• Ketamin ist ein dissoziatives Anästhetikum mit stark analgetischen Eigenschaften, das oft eine Steigerung von Herzfrequenz und Blutdruck bewirkt und besonders in Notfallsituationen eingesetzt wird.
• Thiopental ist ein Barbiturat, das früher häufig zur Narkoseeinleitung verwendet wurde, schnell wirkt, aber zu kardiovaskulärer Depression führen kann.
• Midazolam ist ein kurzwirksames Benzodiazepin, das vor allem zur Prämedikation und als Ergänzung zur Narkose dient, da es anxiolytische und amnestische Effekte hat.
• Fentanyl ist ein potentes, synthetisches Opioid mit schnellem Wirkungseintritt, das vor allem zur Schmerzunterdrückung während der Narkose verwendet wird.
• Remifentanil ist ein ultrakurz wirkendes Opioid, das rasch metabolisiert wird und sich daher ideal für eine präzise intraoperative Schmerzsteuerung eignet.
• Sufentanil ist ein noch potenteres Opioid als Fentanyl, das bei längeren Operationen oder in speziellen Schmerzsettings eingesetzt wird.
• Rocuronium ist ein nicht-depolarisierendes Muskelrelaxans mit schnellem Wirkungseintritt, das häufig für die Intubation genutzt wird.
• Vecuronium ist ebenfalls ein nicht-depolarisierendes Muskelrelaxans, das für länger andauernde Operationen geeignet ist.
• Atracurium ist ein Muskelrelaxans, das über den Hofmann-Abbau (spontane Zerfall) eliminiert wird, was es besonders für Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion prädestiniert.
• Succinylcholin ist ein depolarisierendes Muskelrelaxans mit extrem schnellem Wirkungseintritt, das vor allem bei Notfallintubationen (Rapid Sequence Induction) Anwendung findet, jedoch bei bestimmten Kontraindikationen wie Hyperkaliämie zu vermeiden ist.
• Sevofluran ist ein flüchtiges Anästhetikum mit schnellem Wirkungseintritt und -abklingen, das besonders wegen seiner guten Verträglichkeit und geringen Atemwegsreizung geschätzt wird.
• Desfluran bietet ebenfalls einen raschen Auf- und Abbau, kann jedoch die Atemwege reizen und wird daher selektiv eingesetzt.
• Isofluran ist ein etabliertes Inhalationsanästhetikum, das in vielen Settings verwendet wird, jedoch mit einer stärkeren kardiovaskulären Depression einhergehen kann.

Intensivmedizin - Sedierung und Analgesie

• Propofol wird auch in der Intensivmedizin zur kontinuierlichen Sedierung von beatmeten Patienten eingesetzt.
• Midazolam liefert als Benzodiazepin eine tiefe Sedierung, allerdings besteht das Risiko einer verlängerten Wirkdauer bei einigen Patienten.
• Dexmedetomidin ist ein α2-Agonist, der eine sedierende Wirkung bei minimaler Atemdepression bietet und oft zur Sedierung auf Intensivstationen verwendet wird.
• Fentanyl ist ein bewährtes Opioid zur Schmerzbehandlung bei intensivmedizinisch betreuten Patienten.

Kreislaufunterstützende Medikamente

• Noradrenalin (Norepinephrin) ist der primäre Vasopressor in der Behandlung von septischem oder kardiogenem Schock, der durch seine vasokonstriktorische Wirkung den Blutdruck stabilisiert.
• Adrenalin (Epinephrin) wird in Notfallsituationen wie Herz-Kreislauf-Stillstand oder anaphylaktischem Schock eingesetzt, da es sowohl vasokonstriktorische als auch inotrope Effekte besitzt.
• Dopamin wirkt dosisabhängig; in niedrigen Dosen kann es die Nierendurchblutung fördern, während höhere Dosen kardiovaskuläre Unterstützung bieten.
• Dobutamin ist ein Inotropikum, das vorwiegend zur Verbesserung der Herzkontraktilität bei Herzinsuffizienz eingesetzt wird.
• Vasopressin ergänzt bei vasodilatativem Schock (z. B. septischer Schock) die Wirkung anderer Vasopressoren und unterstützt die Blutdruckstabilisierung.

Neuromuskuläre Blocker

• Cisatracurium ist ein nicht-depolarisierendes Muskelrelaxans, das häufig zur Erhaltung der Muskelrelaxation bei längerfristiger Beatmung eingesetzt wird, da es unabhängig von Leber und Niere abgebaut wird.

Antikoagulanzien

• Heparin (unfraktioniertes Heparin) wird zur Thromboseprophylaxe und -therapie eingesetzt, um die Blutgerinnung in kritischen Situationen zu kontrollieren.
• Low Molecular Weight Heparin (z. B. Enoxaparin) bietet eine standardisierte und oft leichter zu handhabende Alternative zur Antikoagulation im intensiven Pflegeumfeld.

Schmerzmedizin - Opioide

• Morphin ist das klassische Opioid zur Behandlung starker Schmerzen, das häufig bei postoperativen Schmerzen oder in der palliativen Versorgung eingesetzt wird.
• Oxycodon ist ein orales Opioid, das bei moderaten bis starken Schmerzen verwendet wird und in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich ist.
• Fentanyl kommt neben der intraoperativen Anwendung auch als transdermales Pflaster in der chronischen Schmerztherapie zum Einsatz.
• Buprenorphin ist ein partieller Opioidagonist, der ein geringeres Risiko für Atemdepression birgt und oft in der Langzeitbehandlung chronischer Schmerzen verwendet wird.

Nicht-opioide Analgetika

• Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs), die neben ihrer analgetischen Wirkung auch entzündungshemmend wirken und bei leichten bis moderaten Schmerzen eingesetzt werden.
• Celecoxib ist ein selektiver COX-2-Hemmer, der bei Patienten mit gastrointestinalen Risiken eine Alternative zu klassischen NSAIDs darstellt.

Adjuvante Schmerztherapie

• Gabapentin und Pregabalin werden vor allem bei neuropathischen Schmerzen eingesetzt, um die Schmerzleitung zu modulieren.
• Amitriptylin ist ein trizyklisches Antidepressivum, das in niedrigen Dosen zur Behandlung chronischer und neuropathischer Schmerzen verwendet wird.
• Lidocain (lokal und systemisch) ist ein Lokalanästhetikum, das sowohl topisch als auch intravenös bei bestimmten Schmerzsyndromen eingesetzt werden kann.
• Metamizol ist ein Analgetikum mit antipyretischer Wirkung, das in einigen Ländern zur Behandlung starker Schmerzen genutzt wird.

Notfallmedizin - Analgesie und Sedierung

• Midazolam wird häufig zur schnellen Sedierung vor Eingriffen oder während Notfallintubationen eingesetzt.
• Etomidat ist ein Induktionsmittel, das in der Notfallmedizin bevorzugt wird, weil es nahezu keine kardiovaskulären Nebenwirkungen verursacht.
• Ketamin ermöglicht neben seinen analgetischen Eigenschaften eine rasche Induktion der Narkose und ist besonders nützlich bei traumatisierten oder hämodynamisch instabilen Patienten.
• Fentanyl und Morphin werden beide zur schnellen und effektiven Schmerzlinderung in Notfallsituationen eingesetzt.

Muskelrelaxanzien für die Rapid Sequence Intubation (RSI)

• Succinylcholin ist aufgrund seines extrem schnellen Wirkungseintritts das Mittel der Wahl bei Notfallintubationen, wenn keine Kontraindikationen vorliegen.
• Rocuronium ist eine Alternative zu Succinylcholin, insbesondere wenn letzteres kontraindiziert ist.

Antiarrhythmika

• Amiodaron wird bei lebensbedrohlichen ventrikulären Arrhythmien eingesetzt und kann zur Stabilisierung des Herzrhythmus beitragen.
• Lidocain ist ein Antiarrhythmikum, das vor allem bei ventrikulären Tachykardien Anwendung findet.

Kreislaufunterstützende Medikamente in der Notfallmedizin

• Adrenalin ist ein Multitasking-Medikament, das bei Herz-Kreislauf-Stillstand, anaphylaktischem Schock und schweren Hypotonien eingesetzt wird.
• Noradrenalin unterstützt in Notfallsituationen die Aufrechterhaltung des Blutdrucks, vor allem bei septischem Schock.

Reversal Agents / Antidote

• Naloxon ist ein Opioidantagonist, der verwendet wird, um eine Überdosierung von Opioiden rasch umzukehren.
• Flumazenil ist ein spezifischer Benzodiazepin-Antagonist, der bei übermäßiger Sedierung oder Vergiftung eingesetzt wird.
• Atropin ist ein Anticholinergikum, das in der Notfallmedizin vor allem bei Bradykardien oder Vergiftungen (z. B. mit Organophosphaten) angewendet wird.
• Pralidoxim unterstützt die Wiederherstellung der Acetylcholinesteraseaktivität bei Vergiftungen mit Organophosphaten.

Thrombolytika

• Alteplase (rtPA) ist ein Fibrinolytikum, das zur Auflösung thrombotischer Verschlüsse bei ischämischen Schlaganfällen, Herzinfarkten oder Lungenembolien eingesetzt wird.