DiF I - VL10

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Questions and Answers

Was beschreibt am besten den Begriff der Zielorientierungen im Kontext der Motivationspsychologie?

  • Vorübergehende Stimmungen, die das Verhalten beeinflussen.
  • Dauerhafte, im Gedächtnis repräsentierte Überzeugungen über Ziele. (correct)
  • Situativ erzeugte Reaktionen auf soziale Vergleiche.
  • Angeborene motivationale Tendenzen, die das Leistungsverhalten bestimmen.

Welche Aussage über die Stabilität von Zielorientierungen ist zutreffend?

  • Zielorientierungen können sich kurzfristig durch Interventionen ändern.
  • Zielorientierungen sind stets stabil und unveränderlich.
  • Zielorientierungen sind ausschließlich durch genetische Faktoren determiniert.
  • Zielorientierungen sind zeitlich relativ stabil, können aber situativ beeinflusst werden. (correct)

Wie können Zielorientierungen situativ erzeugt werden?

  • Durch langfristige therapeutische Interventionen.
  • Durch die Reduktion von Stressoren im schulischen Umfeld.
  • Durch die Veränderung der genetischen Konstitution.
  • Durch die Ankündigung sozialer Vergleiche in Leistungssituationen. (correct)

Was impliziert eine soziale Bezugsnorm im Kontext von Zielorientierungen?

<p>Das Ziel, im Studium besser als andere Studierende zu sein. (C)</p> Signup and view all the answers

Was ist ein wesentliches Merkmal von Lernzielen im Vergleich zu Leistungszielen?

<p>Das Bedürfnis, Wissen zu erwerben und Aufgaben lösen zu können. (D)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Aussagen beschreibt am besten die Merkmale von Personen mit einer hohen Meisterungsorientierung?

<p>Sie suchen Herausforderungen, zeigen Anstrengungsbereitschaft und halten bei Schwierigkeiten durch. (A)</p> Signup and view all the answers

Wie beeinflusst Leistungsangst typischerweise die Note?

<p>Leistungsangst steht in einem negativen Zusammenhang mit der Note. (B)</p> Signup and view all the answers

Was ist ein zentrales Merkmal der Vermeidungsziele im Kontext von Lern- und Leistungszielen?

<p>Das Vermeiden von Fehlern und Misserfolgen. (B)</p> Signup and view all the answers

Welche Maßnahme ist am wenigsten geeignet, um im Unterricht eine Lernzielorientierung zu fördern?

<p>Starken Wettbewerb zwischen den Schülern fördern. (D)</p> Signup and view all the answers

Was versteht man unter dem Begriff des Selbstkonzepts?

<p>Die mentale Repräsentation der eigenen Person. (D)</p> Signup and view all the answers

Was kennzeichnet ein bereichsspezifisches Selbstkonzept?

<p>Es bezieht sich auf Selbstbeschreibungen in einem bestimmten Bereich, z. B. schulbezogen. (B)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage trifft auf das Selbstkonzept laut Shavelson et al. (1976) zu?

<p>Es ist ein mehrdimensionales und hierarchisches Konstrukt. (A)</p> Signup and view all the answers

Was unterscheidet das Fähigkeitsselbstkonzept (FSK) von anderen Selbstkonzepten?

<p>Es ist die Gesamtheit aller kognitiven Repräsentationen über eigene Fähigkeiten und deren Struktur. (B)</p> Signup and view all the answers

Was versteht man unter dem akademischen Fähigkeitsselbstkonzept?

<p>Die Gesamtheit aller kognitiven Repräsentationen über eigene Fähigkeiten im Kontext von Schule und Studium. (D)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Annahmen über das akademische Selbstkonzept nach Shavelson ist problematisch?

<p>Ein allgemeines schulisches Selbstkonzept integriert unterrichtsfachspezifische Selbstkonzepte. (D)</p> Signup and view all the answers

Was unterscheidet Marsh et al. (1988) in Bezug auf akademische Selbstkonzepte?

<p>Sie unterscheiden zwei weitgehend getrennte akademische (schulische) Selbstkonzepte. (D)</p> Signup and view all the answers

Welche Komponenten werden bei der Erfassung des Selbstkonzepts unterschieden?

<p>Affektive und kognitiv-evaluative Komponente. (C)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage über die Korrelation zwischen affektiver und kognitiv-evaluativer Komponente des Selbstkonzepts trifft zu?

<p>Sie korrelieren meistens sehr hoch miteinander. (B)</p> Signup and view all the answers

Was beeinflusst das Selbstkonzept?

<p>Soziale Vergleiche, dimensionale Vergleiche, temporale Vergleiche und kriteriale Vergleiche sowie tatsächliche Leistung. (C)</p> Signup and view all the answers

Was besagt der Big-Fish-Little-Pond-Effekt (BFLP-Effekt)?

<p>Schüler mit gleichen Leistungen haben ein höheres Selbstkonzept, wenn sie in einer leistungsschwächeren Umgebung sind. (A)</p> Signup and view all the answers

Maria und Peter besuchen unterschiedliche Schulen. Beide schreiben eine 3 in Mathe, aber Maria besucht eine Hauptschule, Peter ein Gymnasium. Was ist am wahrscheinlichsten?

<p>Maria wird ein höheres Selbstkonzept haben, da sie im Vergleich zu ihrer Peergroup bessere Leistungen zeigt. (D)</p> Signup and view all the answers

Was untersuchte Rindermann (2007) in seiner Studie?

<p>Den Einfluss der mittleren Klassenfähigkeit auf Fähigkeitsselbstkonzept, Unterrichtsmerkmale und Leistungsentwicklung. (B)</p> Signup and view all the answers

Welches Ergebnis erzielte die Studie von Rindermann (2007)?

<p>Höhere Klassenfähigkeit geht mit niedrigeren individuellen Selbstkonzepten einher. (D)</p> Signup and view all the answers

Was beschreibt den Basking-in-reflected glory (BIRG)-Effekt?

<p>Die Aufwertung des Selbstkonzepts durch Zugehörigkeit zu einer erfolgreichen Gruppe. (C)</p> Signup and view all the answers

Wie wirken BFLF-Effekt und BIRG-Effekt zusammen?

<p>BIRG-Effekt mildert den negativen Einfluss des BFLF-Effekts auf das Selbstkonzept etwas ab. (D)</p> Signup and view all the answers

Was versteht man unter dimensionalen Vergleichen im Kontext des Selbstkonzepts?

<p>Den Vergleich der eigenen Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen. (A)</p> Signup and view all the answers

Was besagt das Internal/External-Frame-of-Reference-Modell (I/E-Modell)?

<p>Es erklärt die Zusammenhänge zwischen fachspezifischen Schulleistungen und fachspezifischen Selbstkonzepten. (B)</p> Signup and view all the answers

Was nehmen Schüler laut I/E-Modell zur Beurteilung der eigenen Leistungen vor?

<p>Sie wenden einen externalen Bezugsrahmen an und vergleichen ihre Fachleistungen mit den Leistungen ihrer Mitschüler. (B)</p> Signup and view all the answers

Welchen zusätzlichen Informationsquelle verwenden Schüler laut I/E-Modell?

<p>Sie nutzen einen internalen Referenzrahmen und vergleichen ihre Leistungen in verschiedenen Fächern. (B)</p> Signup and view all the answers

Was ist ein Kontrasteffekt im Kontext des I/E-Modells?

<p>Die Tendenz, die eigenen Stärken zu überschätzen und die Schwächen zu unterschätzen. (C)</p> Signup and view all the answers

Soziale Vergleiche wirken…

<p>stärker als dimensionale Vergleiche. (B)</p> Signup and view all the answers

Was wurde in der Studie von Lüdtke et al. (2002) untersucht?

<p>Wie I/E-Modell und BFLP-Effekt zusammenwirken. (C)</p> Signup and view all the answers

Was sind die drei Annahmen darüber, worauf auf der Zusammenhang zwischen FSK und Leistung beruht?

<p>Skill-development Ansatz, Self-enhancement Ansatz, Reciprocal Effect-Ansatz (B)</p> Signup and view all the answers

Was besagt der Skill-Development Ansatz bezüglich des Zusammenhangs zwischen FSK und Leistung?

<p>Vorauslaufende Leistungen und entsprechende Rückmeldungen bestimmen nachfolgende Fähigkeitskonzepte. (B)</p> Signup and view all the answers

Was besagt der Self-Enhancement Ansatz bezüglich des Zusammenhangs zwischen FSK und Leistung?

<p>FSK beeinflusst zukünftige Leistungen. (B)</p> Signup and view all the answers

Was besagt der Reciprocal Effect Ansatz bezüglich des Zusammenhangs zwischen FSK und Leistung?

<p>FSK und Leistung beeinflussen sich gegenseitig. (C)</p> Signup and view all the answers

Was beschreibt den reziproken Zusammenhang zwischen Selbstkonzept und Leistungen?

<p>Ein hohes Selbstkonzept führt zu besseren Leistungen, was wiederum das Selbstkonzept weiter erhöht. (C)</p> Signup and view all the answers

Wie verändert sich der Zusammenhang zwischen FSK und Leistung mit zunehmendem Alter?

<p>Die Korrelation nimmt zu. (C)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Aussagen über die Entwicklung des Fähigkeitsselbstkonzepts (FSK) in der Grundschule ist typischerweise richtig?

<p>Kinder überschätzen sich zu Beginn stark, aber FSK wird mit der Zeit akkurater. (B)</p> Signup and view all the answers

In welcher Phase der Grundschule dominieren typischerweise Skill-Development-Effekte bezüglich des Fähigkeitsselbstkonzepts?

<p>Zu Beginn der Grundschule. (A)</p> Signup and view all the answers

Was ist die Zusammenfassung einer von längsschnittlichen Studien bezüglich des Zusammenhangs zwischen FSK und Leistung?

<p>Zu Beginn der Schulzeit scheint sich die Leistung vor allem auf FSK auszuwirken. (A)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage über die Erforschung von Fähigkeitsselbstkonzepten (FSK) trifft zu?

<p>FSK sind nicht bloße Reflexionen vorauslaufender Leistungsrückmeldungen. (C)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Aussagen beschreibt am besten, wie sich Zielorientierungen auf die aktuelle Motivation auswirken können?

<p>Zielorientierungen können situativ durch äußere Umstände, wie soziale Vergleiche, aktiviert und dadurch die aktuelle Motivation beeinflusst werden. (A)</p> Signup and view all the answers

Wie unterscheiden sich Lernziele und Leistungsziele hinsichtlich des Fokus?

<p>Lernziele betonen das Verstehen und die Anwendung von Wissen, während Leistungsziele auf das Erreichen hoher Noten ausgerichtet sind. (D)</p> Signup and view all the answers

Welche Verhaltensweise ist typisch für Personen mit einer hohen Hilflosigkeitsorientierung?

<p>Sie vermeiden Herausforderungen und geben schnell bei Schwierigkeiten auf. (D)</p> Signup and view all the answers

Wie korrelieren Lernzielorientierung, Leistungszielorientierung und Leistungsangst typischerweise mit dem fachlichen Interesse laut Harackiewicz et al. (1997)?

<p>Lernzielorientierung und Leistungszielorientierung korrelieren positiv, Leistungsangst negativ mit dem fachlichen Interesse. (A)</p> Signup and view all the answers

Inwiefern unterscheiden sich Annäherungs- und Vermeidungsziele im Kontext von Lern- und Leistungszielen?

<p>Annäherungsziele fokussieren auf das Erreichen von Erfolg, während Vermeidungsziele darauf abzielen, Misserfolg zu verhindern. (C)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Maßnahmen würde am wahrscheinlichsten eine Lernzielorientierung im Unterricht fördern?

<p>Das Hervorheben von Fehlern als Gelegenheiten zum Lernen und zur Verbesserung. (D)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Definitionen trifft am ehesten auf den Begriff des Selbstkonzepts zu?

<p>Das Selbstkonzept ist die Gesamtheit der Vorstellungen, Einschätzungen und Bewertungen, die eine Person über sich selbst hat. (C)</p> Signup and view all the answers

Wodurch zeichnet sich ein bereichsspezifisches Selbstkonzept aus?

<p>Es bezieht sich auf das Selbstbild in einem bestimmten Inhaltsbereich, wie z.B. Mathematik oder Sport. (C)</p> Signup and view all the answers

Wie unterscheidet sich das verbale Selbstkonzept nach Marsh et al. (1988) vom mathematischen Selbstkonzept?

<p>Das verbale Selbstkonzept bezieht sich auf Selbsteinschätzungen in sprachlichen Fächern, während das mathematische Selbstkonzept Selbsteinschätzungen in Mathematik und verwandten Fächern umfasst. (A)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage beschreibt am besten die Beziehung zwischen der affektiven und der kognitiv-evaluativen Komponente des Selbstkonzepts?

<p>Sie korrelieren meist hoch miteinander, sind aber empirisch trennbar. (C)</p> Signup and view all the answers

Welchen Einfluss haben soziale Vergleiche auf das Selbstkonzept?

<p>Sie können das Selbstkonzept sowohl positiv als auch negativ beeinflussen, abhängig von der Bezugsgruppe und den eigenen Leistungen im Vergleich zu dieser. (D)</p> Signup and view all the answers

Was besagt der Kerngedanke des Big-Fish-Little-Pond-Effekts (BFLP-Effekt)?

<p>Schüler mit gleichen Leistungen haben ein höheres Fähigkeitsselbstkonzept, wenn sie in einer leistungsschwächeren Umgebung sind. (B)</p> Signup and view all the answers

Was untersuchte Rindermann (2007) in seiner Studie hauptsächlich?

<p>Den Einfluss der mittleren Klassenfähigkeit auf das Fähigkeitsselbstkonzept. (B)</p> Signup and view all the answers

Wie wirken soziale und dimensionale Vergleiche gemäß dem I/E-Modell (Internal/External Frame of Reference) auf das Selbstkonzept?

<p>Soziale Vergleiche wirken stärker auf das Selbstkonzept als dimensionale Vergleiche. (A)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage charakterisiert den Self-Enhancement-Ansatz im Zusammenhang mit dem Fähigkeitsselbstkonzept (FSK) und Leistung am besten?

<p>Vorauslaufende Fähigkeitskonzepte beeinflussen zukünftige Leistungen. (A)</p> Signup and view all the answers

Flashcards

Zielorientierungen

Dauerhaft im Gedächtnis repräsentierte Zielüberzeugungen, die zeitlich relativ stabil sind.

Meisterungsorientierung

Das Finden von Herausforderungen, Durchhalten bei Schwierigkeiten und Anstrengungsbereitschaft.

Hilflosigkeitsorientierung

Das Vermeiden von Herausforderungen und schnelles Aufgeben bei Schwierigkeiten.

Selbstkonzept

Mentale Repräsentation der eigenen Person, Vorstellungen und Bewertungen.

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Fähigkeitsselbstkonzept

Gesamtheit der kognitiven Repräsentationen über eigene Fähigkeiten und deren Struktur.

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Bezugsgruppeneffekt

Vergleich der eigenen Leistung mit der Leistung anderer in der Peergroup.

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Big-Fish-Little-Pond-Effekt

Effekt, bei dem Schüler in leistungsstärkeren Gruppen ein niedrigeres Selbstkonzept haben.

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BIRG-Effekt

Die Zugehörigkeit zu einer besonderen Gruppe führt zu einer Aufwertung des Selbstkonzepts.

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Dimensionale Vergleiche

Vergleiche zwischen dem verbalen & mathemathischen Selbstkonzept.

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Soziale Vergleiche

Die positiven Effekte der schulischen Leistungen sind staärker als die negativen Effekte.

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Skill-Development-Ansatz

Vorauslaufende Leistungen bestimmen nachfolgene Fähigkeitskonzepte.

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Self-Enhancement-Ansatz

Vorauslaufende Fähigkeitskonzepte haben Einfluss auf zukünftige Leistungen.

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Reciprocal Effect-Ansatz

FSK und Leistung beeinflussen sich gegenseitig.

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Study Notes

VL Grundlagen der Diagnostik in pädagogischen Handlungsfeldern: Motivationspsychologie II

  • Die Vorlesung behandelt die Grundlagen der Diagnostik in pädagogischen Handlungsfeldern.
  • Es wird auf Motivationspsychologie II eingegangen.
  • Prof. Dr. Ricarda Steinmayr und Prof. Dr. Olga Kunina-Habenicht halten die Vorlesung im WiSe 2024/25.

Agenda

  • Teil 1 der Vorlesung umfasste Motivationspsychologie I.
  • Teil 2 der Vorlesung widmet sich der Motivationspsychologie II.
  • Die Themen in Teil 1 waren Definitions Motivation, Leistungsmotivation, Kausalattribution und Intrinsische vs. Extrinsische Motivation.
  • Die übergreifenden Themen in Teil 2 sind Zielorientierungen und Selbstkonzept.

Zielorientierungen

  • Zielorientierungen sind dauerhaft im Gedächtnis repräsentierte Zielüberzeugungen, die zeitlich relativ stabil sind und mit Leistungsmotivation zusammenhängen.
  • Man kann sich zum Beispiel anstreben, bessere Studienleistungen als andere Studierende zu erreichen.
  • Zielorientierungen können auch situativ erzeugt werden, zum Beispiel durch die Ankündigung sozialer Vergleiche in einer Leistungssituation, die zu aktueller wettbewerbsbezogener Lernmotivation führt.
  • Zielorientierungen sind abhängig von der angelegten Bezugsnorm, die sozial, individuell oder sachlich/kriterial sein kann.
  • Sozialer Bezug bedeutet, besser als andere zu sein.
  • Individueller Bezug bedeutet, sich zu verbessern.
  • Sachlich/kriterialer Bezug bedeutet, eine Klausur zu bestehen.

Lernziele vs. Leistungsziele

  • Lernziele und Leistungsziele können miteinander einhergehen.
  • Zufriedenheit in der Schule bei Verfolgung von Lernzielen entsteht durch z.B. herausfinden, wie eine Aufgabe gelöst werden kann, intensives Arbeiten, Sinn im Gelernten zu sehen und zum Nachdenken angeregt zu werden.
  • Zufriedenheit in der Schule bei Verfolgung von Leistungszielen entsteht durch z.B. mehr Wissen als andere, bessere Noten, die richtige Antwort zu haben und vor Mitschülern fertig zu sein.
  • Leistungsziele hängen mit extrinsischer Motivation zusammen und von der sozialen Orientierung bzw. Bezugsgruppe ab.

Meisterungsorientierung vs. Hilflosigkeitsorientierung

  • Meisterungsorientierung bedeutet das Suchen von Herausforderungen, Durchhalten bei Schwierigkeiten, Anstrengungsbereitschaft und Freude an Herausforderungen.
  • Hilflosigkeitsorientierung bedeutet Vermeiden von Herausforderungen, schneller Abbruch von Aufgaben bei Schwierigkeiten und negative Emotionen bei Auftreten von Hindernissen.

Zusammenhang zwischen Zielorientierungen, Leistung und Interesse

  • Es besteht ein vom Harackiewicz im Jahr 1997 untersuchter Zusammenhang zwischen Lernzielorientierung, Leistungszielorientierung, Leistungsangst, Leistung und fachlichem Interesse.
  • Lernzielorientierung führt zu Interesse, Leistungszielorientierung kann das auch, führt aber auch zu Leistungsangst.
  • Leistungsangst führt zu schlechteren Noten.
  • Kein Leistungsdruck ist mit der Lernzielorientierung verbunden.

Weiterentwicklung der Lern- und Leistungsziele nach Elliot & McGregor

  • Annäherung bei Lernzielen bedeutet, Arbeitstechniken im Studium zu perfektionieren.
  • Vermeidung bei Lernzielen bedeutet, Wissen über Arbeitstechniken nicht zu vergessen.
  • Annäherung bei Leistungszielen bedeutet, exzellente Studienleistungen zu erbringen.
  • Vermeidung bei Leistungszielen bedeutet, in Prüfungen nicht zu versagen.

Zielorientierungen und Examensleistung

  • Annäherungs- und Vermeindungsleistungsziele sowie Lernziele beeinflussen Lernprobleme, Ausdauer und Anstrengung, was letztendlich die Note beeinflusst.
  • Sozialer Druck und Kooperation können negative Auswirkungen auf die Leistung haben.

Förderung von Lernzielorientierung im Unterricht

  • Aufgaben sollten Anreize bieten, Neugier wecken und realistische Ziele haben sowie den Einsatz von Lernstrategien fördern.
  • Schüler in die Planung von Aufgaben einbeziehen, individuelle Unterstützung und metakognitive Aktivitäten anbieten.
  • Bewertung sollte konstruktiven Umgang mit Fehlern, Rückmeldungen zu individuellen Lernfortschritten und Verstärkung beinhalten.
  • Zu beachten ist die Lehrer-Schüler-Beziehung.

Definition Selbstkonzept

  • Selbstkonzept ist die mentale Repräsentation der eigenen Person und umfasst Vorstellungen, Einschätzungen und Bewertungen.
  • Selbstbeschreibungen können sich auf einzelne Facetten oder die gesamte Person beziehen.
  • Bei Beschreibungen in einem bestimmten Bereich, z.B. schulbezogen, spricht man von einem bereichsspezifischen Selbstkonzept.
  • Nach Shavelson et al. (1976) ist das Selbstkonzept ein mehrdimensionales und hierarchisches Konstrukt.

Selbstkonzept Definitionen Zusammenfassung

  • Das Selbstkonzept ist die Gesamtheit der kognitiven Repräsentationen über sich selbst sowie deren Struktur.
  • Das Fähigkeitsselbstkonzept (FSK) ist die Gesamtheit aller kognitiven Repräsentationen über eigene Fähigkeiten und deren Struktur.
  • Das akademische Fähigkeitsselbstkonzept ist die Gesamtheit aller kognitiven Repräsentationen über eigene Fähigkeiten im Kontext von Schule und Studium und deren Struktur.

Akademisches Selbstkonzept nach Shavelson

  • Es gibt ein allgemeines Selbstkonzept, welches sich in ein schulisches und nicht-schulisches Selbstkonzept unterteilt.
  • Das schulische Selbstkonzept umfasst Aspekte wie Muttersprache, Geschichte und Mathematik.
  • Das nicht-schulische Selbstkonzept umfasst soziale, emotionale und physische Aspekte.

Schulisches Selbstkonzept

  • Die Annahmen zur hierarchischen Struktur des Shavelson-Modells wurden im Laufe der Zeit gelockert.
  • Es gibt ein generelles schulisches Selbstkonzept, welches eine Art Integration der einzelnen unterrichtsfachspezifischen Selbstkonzepte darstellen sollte.
  • Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass verbale und mathematische Selbstkonzepte gering, nicht oder sogar negativ korrelieren können.
  • Marsh et al. (1988) unterschieden zwei weitgehend getrennte akademische bzw. schulische Selbstkonzepte.
  • Das verbale Selbstkonzept speist sich aus Selbsteinschätzungen zum Deutschunterricht, zu Fremdsprachen und Fächern wie Geschichte.
  • Das mathematische Selbstkonzept integriert Selbsteinschätzungen in Fächern wie Mathematik, Physik und Chemie.

Struktur des akademischen Selbstkonzepts

  • Das akademische Selbstkonzept besteht aus einem mathematischen und verbalen Selbstkonzept der Begabung.
  • Das mathematische Selbstkonzept umfasst Mathematik, Physik, Biologie und Wirtschaft.
  • Das verbale Selbstkonzept umfasst Schule, Geographie, Geschichte, Fremdsprachen und Muttersprache.

Erfassung des Selbstkonzepts

  • Die Erfassung erfolgt meistens mit Fragebögen, wie dem "Self Description Questionnaire" (SDQ) von Marsh (1990).
  • Dabei werden die affektive Komponente ("Ich mag Mathematik") und die kognitiv-evaluative Komponente ("Ich bin gut in Mathematik") unterschieden.
  • Beide Komponenten korrelieren meist hoch, sind aber empirisch trennbar.
  • Viele Forscher bezeichnen die affektive Komponente jedoch nicht als Fähigkeitsselbstkonzept, sondern als Interesse/intrinsische Motivation.

Determinanten des Selbstkonzepts

  • Folgende Faktoren beeinflussen die Höhe der fachbezogenen Selbstkonzepte: soziale Vergleiche, dimensionale Vergleiche, temporale Vergleiche und kriteriale Vergleiche, tatsächliche Leistung und Attributionsmuster.

Sozialer Vergleich: Big-Fish-Little-Pond-Effekt

  • Personen leiten das akademische Selbstkonzept durch den Vergleich der eigenen Leistung mit der Leistung ihrer Peergroup ab (Bezugsgruppeneffekt).
  • Schüler mit gleicher individueller Leistungsfähigkeit, die aber Klassen bzw. Schulen mit unterschiedlichen Leistungsniveaus besuchen, haben unterschiedliche Selbstwahrnehmungen eigener Fähigkeiten.

Big-Fish-Little-Pond-Effekt Beispiel

  • Maria und Peter haben beide eine 3 in Mathematik.
  • Maria besucht eine Hauptschule und Peter ein Gymnasium.
  • Maria wird wahrscheinlich ein höheres Selbstkonzept haben, da sie im Vergleich zu ihrer Peergroup bessere Leistungen zeigt.
  • Peter wird eher ein niedriges Selbstkonzept haben, da das allgemeine Leistungsniveau im Gymnasium bzw. in seiner Klasse höher als seine Leistungen ist.

Studie von Rindermann (2007)

  • Die Studie untersuchte den Einfluss der mittleren Klassenfähigkeit auf das Fähigkeitsselbstkonzept, Unterrichts- und Klassenmerkmale sowie die Leistungsentwicklung.
  • Es wurde ein Längsschnitt von der 5. zur 12. Klasse an G8-Gymnasien in Baden-Württemberg durchgeführt.
  • Zwei G9-Regelgymnasien dienten als Vergleichsgruppe; die Stichprobe umfasste insgesamt 527 Gymnasiasten.
  • Die mittlere Klassenfähigkeit wurde mit dem Kognitiven Fähigkeitstest (KFT) gemessen. Unterrichts- und Klassenmerkmale wurden z. B. anhand von Disziplinproblemen und Leistungsstigmatisierung gemessen.
  • Die Studie ergab, dass eine höhere mittlere Klassenfähigkeit mit niedrigeren individuellen Selbstkonzepten einhergeht (Folge des BFLP-Effekts).

Pädagogische Implikationen

  • Leistungsstärkere Umgebungen scheinen die Leistungsfähigkeit des Einzelnen zu fördern, beeinträchtigen aber das Selbstkonzept.
  • Umgekehrt fördern leistungsschwächere Umgebungen das Selbstkonzept, wirken aber weniger leistungsfördernd.
  • Soziale Vergleichsprozesse sollten gerade bei schwächeren Schülern nicht in den Vordergrund gerückt werden.
  • Schwächere Schüler profitieren eher von temporalen Vergleichen, mit denen Lehrkräfte ihnen ihre Leistungszuwächse deutlich machen können.

Basking-in-reflected glory (BIRG-Effekt)

  • Das Phänomen kommt aus der Sozialpsychologie.
  • Die Zugehörigkeit zu einer besonderen Gruppe, wie einer Leistungskursklasse oder eine Schule mit besonders gutem Ruf, führt zu einer Aufwertung des Selbstkonzepts.
  • Der BIRG-Effekt kann den negativen Einfluss des BFLP-Effekts auf das Selbstkonzept abmildern.

Dimensionale Vergleiche

  • Es gibt dimensionale Vergleiche zwischen dem verbalen und mathematischen Selbstkonzept.
  • Das Internal/External-Frame-of-Reference-Modell von Marsh (1986) ist ein empirisch gut bestätigtes Modell zur Erklärung der Zusammenhänge zwischen fachspezifischen Schulleistungen und Selbstkonzepten.
  • Schüler wenden zur Beurteilung ihrer Leistungen einen externalen Bezugsrahmen an, indem sie sich mit anderen vergleichen.
  • Schüler mit guten Leistungen entwickeln ein hohes Selbstkonzept, und Schüler mit schwachen Leistungen entwickeln ein niedriges Selbstkonzept.
  • Zusätzlich nutzen Schüler den internalen Referenzrahmen, indem sie Leistungen in verschiedenen Fächern vergleichen.
  • Dimensionale Vergleiche können dazu führen, dass Schüler mit guten Leistungen in Mathematik ihr Selbstkonzept in der verbalen Domäne abwerten und umgekehrt.
  • Der entscheidende Prozess ist hierbei der Kontrasteffekt.
  • Die Unterscheidung der eigenen Leistungsfähigkeit wird übertrieben wahrgenommen.
  • Die positiven Effekte des Selbstkonzepts sind stärker in dem Fach des Selbstkonzepts, als in dem nicht dazugehörigen Fach.
  • Soziale Vergleiche wirken stärker als dimensionale Vergleiche.

Wie wirken I/E-Modell und BFLP-Effekt zusammen?

  • Lüdtke et al. untersuchten dies in der PISA-Studie 2000.
  • Die Stichprobe umfasste 4861 Schüler von Gesamt-, Haupt-, Realschulen und Gymnasien.
  • Es wurden standardisierte Schulleistungstests in Mathematik und Lesen, mathematisches und verbales Selbstkonzept sowie Mathematik- und Deutschnoten verwendet.
  • Die Auswertung erfolgte mittels hierarchischem linearen Modell (HLM).

Richtung des Zusammenhangs zwischen FSK und Leistung

  • Es gibt verschiedene Annahmen darüber, worauf der Zusammenhang zwischen FSK und Leistung beruht.
  • Der Skill-development Ansatz besagt, dass vorauslaufende Leistungen und Rückmeldungen die Fähigkeitskonzepte bestimmen.
  • Der Self-enhancement Ansatz besagt, dass vorauslaufende Fähigkeitskonzepte Einfluss auf zukünftige Leistungen haben.
  • Der Reciprocal Effect-Ansatz besagt, dass FSK und Leistung sich gegenseitig beeinflussen.
  • Hohes Selbstkonzept führt zu Experimentierfreude, Motivation, positiven Emotionen und Interesse, was zu besseren Lernleistungen und einem höheren Selbstkonzept führt.
  • Kinder passen ihr FSK mehr an externe Leistungsrückmeldungen an (skill-development approach), das FSK beeinflusst die Leistung (self-enhancement approach) und FSK und Leistung beeinflussen sich wechselseitig (reciprocal effects).

Zusammenfassung des Selbstkonzepts in der Grundschule

  • Im Vorschulalter/Beginn der Grundschule haben Kinder ein sehr hohes undifferenziertes FSK in fast allen Bereichen.
  • Mit 7-8 Jahren wird Fähigkeit als eigene Domäne verstanden, Subdomänen können differenziert werden und das Interesse an Leistungsvergleichen steigt.
  • FSK werden akkurater, realistischer und im Mittel negativer.
  • Im Alter von 8-10 Jahren wird Fähigkeit nicht mehr nur an Handlungsergebnissen festgemacht, sondern als stabiler Trait und Determinante der Leistung verstanden.
  • Self-Enhancement-Effekte nehmen zu, da FSK Prädiktoren für Verhalten werden.
  • Zu Beginn der Schulzeit wirkt sich die Leistung vor allem auf das FSK aus (Skill-Development). Mit zunehmendem Alter wirkt sich das FSK auf die Leistung aus (Self-Enhancement). Darüber hinaus gibt es stets auch eine wechselseitige Beeinflussung.

Fazit zum Fähigkeitsselbstkonzept

  • Die Erforschung von FSK nimmt in der Pädagogischen Psychologie großen Raum ein.
  • FSK sind nicht nur Reflexionen von Leistungsrückmeldungen, sondern ein komplexes psychisches Phänomen mit eigenständiger Wirkung auf Leistungen.

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