Kollektive und individuelle Akteure in der Politik

Einführung in die Politikfeldanalyse

• Die Politikfeldanalyse beleuchtet die Binnenstruktur von Politikfeldern.
• Die drei zentralen Aspekte sind Akteure, Institutionen und Interaktionsformen.

Akteure

• Charakterisiert durch Präferenzen (Handlungsorientierungen) und Fähigkeiten (Handlungsressourcen).
• Materielle Ressourcen, persönliche Merkmale und institutionalisierte Handlungsressourcen gehören zu den Fähigkeiten.
• Interaktionsorientierungen sind ebenfalls ein wichtiges Merkmal von Akteuren.

Idealtypische Interaktionsorientierungen

• Individualistisch: Nutzen einer Person unabhängig vom Nutzen anderer.
• Solidarisch: Nutzen einer Person ist abhängig vom Nutzen einer anderen Person.
• Wettbewerbsorientiert: Nutzen einer Person ist negativ korreliert mit dem Nutzen einer anderen Person.
• Altruistisch: Der Nutzen einer Person ist positiv korreliert mit dem Nutzen einer anderen Person.
• Feindschaftlich: Der Nutzen einer Person ist negativ korreliert mit dem Nutzen einer anderen Person.

Akteuertypen: Individuelle und Komplexe Akteure

• Komplexe Akteure sind eigenständige Handlungseinheiten mit bestimmten Ressourcen und einer bestimmten Fähigkeit.
• Ihre Handlungsfähigkeiten können akteurstheoretisch analysiert werden, wenn die Fähigkeit zu intentionalem Handeln auf Aggregatebene unterstellt wird.
• Die Präferenzbildung komplexer Akteure wird durch institutionelles Eigeninteresse, Rollenerwartungen und Identitäten beeinflusst.

Akteuertypen nach F.W. Scharpf

• Individuelle Akteure (z.B. Koalitionen, soziale Bewegungen, Clubs, Verbände)
• Komplexe Akteure
• Korporative Akteure (z.B. Kapitalgesellschaft, Regierung, Verwaltung)

Kollektive Akteure

• Sind von den Präferenzen der Mitglieder abhängig.
• Unterscheidbar durch vier Subtypen, die sich in drei Dimensionen unterscheiden:
  • Gemeinsame vs. getrennte Handlungsressourcen
  • Separate vs. kollektive Ziele
  • Entscheidungsmodus

Kollektive Akteure: Koalitionen, Soziale Bewegungen, Clubs, Verbände

• Die jeweiligen Charakteristika (Dauerhaftigkeit, Ziele, Ressourcen, Führung, Entscheidungsmodus) werden je nach Akteursart beschrieben.

Probleme kollektiven Handelns (Mancur Olson 1965)

• Rational handelnde Akteure haben oft keinen Anreiz, sich am kollektiven Handeln zu beteiligen.
• Das Trittbrettfahrerproblem verstärkt sich mit zunehmender Gruppengröße.

Probleme korporativer Akteure

• Principal-Agent-Problem: Interessenkonflikt zwischen Führung (Agent) und Mitgliedern (Principal)
• Organisationsdilemma: Stärkung des Principals erfordert mehr Kontrollrechte und weniger Entscheidungskompetenz für den Agenten. Das verringert aber Organisationseffizienz.

Akteurskonstellationen

• Politische Entscheidungen basieren auf Interaktionen vieler Akteure.
• Politikfelder zeigen oft relative stabile Akteurkonstellationen und Beziehungsstrukturen, wie z.B. Netzwerke.
• Akteure können staatlich und privat sein.

Netzwerkanalyse: Analyseschritte

• Bestimmung der Akteure in einem Netzwerk, der Relationsinhalte und der Intensität/Richtung von Beziehungen. -Die Gewinnung mittels geeigneter Methoden, wie Befragungen, Sekundärquellen und Beobachtungen.
• Verwendung von Graphen und Matrizen zur Darstellung und Analyse.

Beispiel: Ökologisierung der Agrarpolitik in der Schweiz

• Darstellung der Akteure und ihrer Beziehungen (staatliche Akteure, Verbände, Parteien).
• Deutliche Visualisierung der Positionen zur Ökologisierung der Landwirtschaft.
• Starker Fokus auf den Unterschied zwischen verschiedenen Standpunkten.

Hamburger al-Qaida-Gruppe

• Beispiele für Netzwerkanalysen

Institutionen

• Institutionen sind dauerhafte Regel- und Normensysteme, die den Handlungsspielraum von Akteuren begrenzen und strukturieren.
• Sie formulieren Akteurskonstellationen und Strategien und erleichtern die Interaktion zwischen verschiedenen Akteuren.
• Informelle Vs. Formelle Institutionen: Unterschied anhand der Kodifizierung von Regeln und Normen, Verwendungen und sozialer Konstruktion.

Interaktionsformen

• Politische Entscheidungen entstehen durch Interaktion verschiedener Akteure. -Typische Form der Interaktion ist Konfrontation.

• Einfache und mehrschichtige Entscheidungsverfahren.

  • Einseitiges Handeln
  • Hierarchische Steuerung (Befehl und Anordnung): Vorteile (Effektivität, schnelle Entscheidungen, geringe Kosten) und Nachteile (Informations- und Kapazitätsprobleme der Organisationsspitze, fehlende Legitimität).
  • Mehrheitsentscheidung: Vorteile (Fairness, Effektivität, Reversibilität) und Nachteile (Minderheitenproblem, Nicht-Effektivität).
  • Verhandeln: Vorteile (Zustimmung aller, Legitimität, Integration) und Nachteile (hohe Transaktionskosten, lange Prozesse, Herausforderungen bei der Herstellung eines Kompromisses).
  • Losentscheid: Vorteile (Fairness, Effektivität) und Nachteile (Unqualifizierte Bewerber/innen).

Verknüpfung von Entscheidungsmodi

• Die Entscheidungsmodi sind in politischen Praktiken oft gekoppelt.
• Die Verkopplung mit den vorherigen Entscheidungsmodi ist oft entscheidend für den Erfolg.

Analyse von Interaktionen: Spieltheorie

• Grundbegriffe: Spieler (individuelle/komplexe Akteure), Strategien (Handlungsoptionen), Auszahlungen (Nutzen der Handlung).
• Formen des Spiels: Kooperatives Spiel (Strategien werden abgestimmt/vereinbart) und Nicht-kooperatives Spiel (Keine Absprachen).
• Simultane und Sequentielle Spiele (Nacheinander oder gleichzeitig).
• Gleichgewicht eines nicht-kooperativen Spiels (Nash-Gleichgewicht: kein Spieler kann sein Ergebnis durch einseitige Änderung der eigenen Strategie verbessern).
• Darstellungsformen eines Spiels: Normale Form und Extensive Form.

Spieltypen

• Konstantsummenspiele (z.B. Nullsummenspiel) und Variabelsummenspiele (z.B. Gefangenendilemma).

Beispiele für Spieltypen

• Nullsummenspiel: Bäckerei Beispiel
• Gefangenendilemma
• Battle of Sexes
• Chicken