Forschungsmethoden der Psychologie

Einführung in die Forschungsmethoden der Psychologie

• Die Psychologie zielt darauf ab, menschliches Erleben und Verhalten zu beschreiben, zu erklären, vorherzusagen und gegebenenfalls zu verändern, indem Informationen über psychologische Prozesse gesammelt, gebündelt, ausgewertet, in Bezug gestellt und interpretiert werden.
• Die notwendigen Methoden hierzu werden als Forschungsmethoden und Interventionsmethoden bezeichnet.
• Es gibt eine Veranstaltung zu Forschungsmethoden, welche die Methoden der Datengewinnung behandelt.
• Es gibt auch eine Veranstaltung zu Statistik, welche sich mit den Methoden der Datenauswertung befasst.

Psychologie als empirische Wissenschaft

• Der Gegenstand der Psychologie umfasst das menschliche Erleben und Verhalten.
• Die Aufgaben der Psychologie beinhalten das Beschreiben, Erklären, Vorhersagen und Verändern von menschlichem Erleben und Verhalten.
• Beim Beschreiben geht es um die Häufigkeit und Intensität von Verhaltensweisen.
• Das Erklären zielt darauf ab, Ursachen und Wirkungen zu verstehen.
• Beim Vorhersagen wird versucht, Prognosen und Generalisierungen zu erstellen.
• Das Verändern beinhaltet Intervention und Optimierung.

Forschungsmethoden in der Psychotherapie

• Psychodiagnostik ist notwendig, um eine aussagekräftige Diagnose zu stellen.
• Angemessene Interventionen basieren auf Interventionsforschung.
• Die Feststellung des Erfolgs oder ggf. Korrekturen basieren auf begleitender Evaluationsforschung.
• Das Finden der besten Intervention erfolgt anhand des Kosten-Nutzen-Verhältnisses.

Abgrenzung von der Alltagspsychologie

• Alltagspsychologie basiert auf "gesundem Menschenverstand", wobei die Gedankenprozesse durch psychologische Phänomene gefärbt/verzerrt sein können.
• Zu diesen Phänomenen gehören Stereotypisierung, Ingroup-/Outgroup-Denken, Heuristiken, Pattern-Seeking und Attributionsfehler.
• Die Alltagspsychologie erleichtert die alltägliche Interaktion mit anderen Menschen.

Die Psychologie als empirische Wissenschaft (Definition)

• Die Psychologie befasst sich mit dem Verhalten, Erleben und Bewusstsein des Menschen, deren Entwicklung über die Lebensspanne sowie deren innere (im Individuum angesiedelte) und äußere (in der Umwelt lokalisierte) Bedingungen und Ursachen.

Wissenschaftliche Psychologie

• Die wissenschaftliche Annäherung wird durch Allgemeingültigkeit, Objektivität und Kausalität gestützt.
• Sie schliesst den Ausschluss bzw. die Kontrolle subjektiver Deutungen und Verzerrungen ein.
• Dazu dient die Kontrolle der Rahmenbedingungen.
• Wissenschaftliche Methoden sind leistungsfähiger als menschliche Kapazität.
• Die wissenschaftliche Psychologie bildet die Grundlage für weitreichendere Entscheidungen wie Bildung und Psychotherapie.

Methoden der Erkenntnisgewinnung

• Es gibt zwei Hauptmethoden der Erkenntnisgewinnung: Induktion und Deduktion.
• Induktion ist der Weg von Beobachtungen zu Gesetzen und Theorien.
• Deduktion ist der Weg von Gesetzen und Theorien zu Erklärungen und Vorhersagen.

Induktion

• Induktion ist der Weg vom Einzelnen zum Allgemeinen.
• Ein Induktionsschluss basiert auf wiederholter Beobachtung von Ereignissen in der Vergangenheit, um auf das Auftreten dieser Ereignisse in der Zukunft zu schliessen.
• Je häufiger ein Ereignis beobachtet wird, desto sicherer wird die Erkenntnis.

Probleme der Induktion

• Es ist schwierig, alle Informationen zu sammeln.
• Vermutungen lassen sich deshalb induktiv nicht vollständig bestätigen (verifizieren).
• Karl Popper schlug vor, anstelle der Verifikation die Falsifikation in den Vordergrund zu stellen.
• Verifikation ist die Bestätigung einer Vermutung durch empirische Daten.
• Falsifikation ist die Widerlegung einer Vermutung durch empirische Daten.

Falsifikation

• Je mehr Falsifikationsversuchen eine Theorie standhält, desto bewährter ist sie.
• "Unsere Wissenschaft ist kein System von gesicherten Sätzen, sondern das Suchen nach Wahrheit" (Popper).
• Relativierung wissenschaftlicher Erkenntnis erfolgt durch einstweilige Verifikation.

Deduktion

• Deduktion beginnt mit einer Theorie als Ausgangspunkt.
• Es werden Hypothesen formuliert: Prüfbare Behauptungen über empirisch beobachtbare Sachverhalte.
• Daten werden gesammelt und die Hypothesen geprüft.
• Wenn keine Falsifizierung erfolgt, hat sich die Theorie bewährt.

Schwerpunkte von Deduktion und Induktion

• Der Schwerpunkt der Deduktion liegt auf der Vorhersage von Resultaten aufgrund bestehender Theorien, wie z.B. Prävalenz und Verlauf von Krankheiten.
• Die Forschung mit deduktivem Schwerpunkt prüft Einzelaspekte einer bestehenden Theorie und versucht, Widersprüche aufzulösen.
• Die Forschung mit induktivem Schwerpunkt analysiert bisher nicht erklärbare Beobachtungen systematisch und explorativ.

Komponenten des kritischen Rationalismus

• Rationalismus: Erwerb und Begründung von Wissen durch Vernunft/rationales Denken, Ausschluss von Sinneserfahrungen.
• Empirismus: Erwerb und Begründung von Wissen durch Beobachtung/Sinneserfahrungen (einschließlich wissenschaftlicher Instrumente).
• Kritischer Rationalismus (Karl R. Popper): Theorie durch rationale Herleitung, Prüfung durch empirische Phänomene, einstweilige Verifikation durch ausbleibende Falsifikation.

Die Psychologie als empirische Wissenschaft (Überprüfung)

• Behauptungen, die sich auf die Realität beziehen, werden anhand von Beobachtungen überprüft.
• Voraussetzung: Falsifizierbarkeit, d.h. wir müssen Theorien finden, mit denen wir falsch liegen können.

Abgrenzung von der Alltagspsychologie (II)

• Alltagspsychologie verwendet Ad-Hoc-Erklärungen und Attributionsfehler.
• Es erfolgt keine Ableitung von Hypothesen.
• Es findet selektive Beobachtung basierend auf psychologischen Prozessen statt.
• Induktion kann problematisch sein.
• Deduktion kann problematisch sein.
• Stereotype, Heuristiken, In-Group/Out-Group Bias, Selektive Beobachtung basierend auf psychologischen Prozessen, z.B. Confirmation Bias.

Gütekriterien jenseits der Falsifizierbarkeit

• Validität: Die Methode misst das, was sie messen soll.
• Reliabilität: Die Methode misst das, was sie tatsächlich misst, gut.
• Objektivität/Standardisierung: Ergebnisse basieren nur auf gewünschten Einflussfaktoren.
• Replizierbarkeit: Ergebnisse können mit derselben Methode von Dritten bestätigt werden.
• Ethik: Die Methode ist ethisch/moralisch vertretbar und nicht diskriminierend.

Exemplarischer Forschungsprozess

• Idee & Erkundung: Ideenfindung und das Suchen nach Themen.
• Fragestellung & Hypothese: Sind Aufklärungsbotschaften, die die negativen Konsequenzen des Risikoverhaltens in den Vordergrund stellen, effektiver als Aufklärungsbotschaften, die die positiven Konsequenzen des Schutzverhaltens in den Vordergrund stellen?
• Nullhypothese: Schutzintention ist vergleichbar bei Nennung Risiken und Schutzfaktoren
• Alternativhypothese: Schutzintention ist höher bei Nennung von Risiken.

Durchführung

• Wie Sonnenschutzverhalten messen?
• Auswahl einer Erhebungsmethode.
• Festlegung der Population und Auswahl einer Stichprobe.
• Rahmenbedingungen festlegen.
• Prüfung der ethischen Unbedenklichkeit.
• Daten erheben.
• Fragebogen

Auswertung und Interpretation

• Deskriptive Beschreibung der Daten.
• Inferenzstatistische Auswertung.
• Hypothesenprüfung
• (nicht-)Verwerfen der Nullhypothese.
• Beantwortung der Fragestellung.
• Diskussion und Ausblick.
• Präsentation der Ergebnisse.

Zentrale Aspekte der Forschungsmethoden

• Psychologie als empirische Wissenschaft
• Gegenstand: Verhalten und Erleben
• Aufgabe: Beschreiben, Erklären, Vorhersagen und Verändern
• Ausschluss/Kontrolle subjektiver Deutungen und Verzerrungen
• Kontrolle der Rahmenbedingungen

Methoden der Erkenntnisgewinnung

• Induktion: Beobachtung → Hypothese → Theorie
• Deduktion: Theorie → Hypothese → Überprüfung
• Verifikation und Falsifikation

Ablauf eines Forschungsprozesses

• Der Ablauf eines Forschungsprozesses umfasst Idee & Erkundung, Fragestellung & Hypothese, Planung & Durchführung, Auswertung & Interpretation und Präsentation.