Lernfeld 11: Investition und Finanzierung (StK) - Multiple Choice

Finanzwirtschaft

• Die Finanzwirtschaft plant alle Maßnahmen in Bezug auf Kapitalbeschaffung, Kapitalverwendung und finanzielle Leistungsfähigkeit.

Bilanzbezug

• Die Aktivseite der Bilanz entspricht der Mittelverwendung oder Investition.
• Die Passivseite der Bilanz entspricht dem Kapital oder der Mittelherkunft.

Finanzkreislauf

• Phase 1: Kapitalbeschaffung erfolgt durch Eigen- oder Fremdfinanzierung, was einen externen Zufluss in die Finanzwirtschaft darstellt.
• Phase 2: Kapital wird zur Beschaffung betriebsnotwendiger Güter oder Personal verwendet, wodurch Produktionsfaktoren in Produktion fließen und Güter in den Absatz gelangen.
• Phase 3: Kapital fließt durch Umsatzerlöse, Abschreibungsrückflüsse und Kapitalneubildung in die Finanzwirtschaft zurück.
• Phase 4: Kapitalabfluss erfolgt durch Zahlungen wie Steuern, Gebühren, Rückzahlungen, Dividenden und Verluste.

Investition

• Investition ist die langfristige Anlage von Geldkapital im Anlagevermögen und weiteren Vermögen eines Unternehmens.

Investitionsformen

• Es gibt Sachinvestitionen (Anlage-, Vorratsinvestitionen), Finanzinvestitionen (Beteiligungen, Forderungen) und immaterielle Investitionen (Personal, Forschung, Absatz).

Investitionsplan

• Der Investitionsplan zeigt den zeitlichen Ablauf geplanter Investitionen.
• Investitionsentscheidungen hängen von Nachfrage, Wirtschaftslage, Steuerpolitik, Konjunktur, Unternehmenszielen, Zinsen, Technik und Gesetzen ab.

Investitionsarten

• Gründungs-, Ersatz-, Erweiterungs-, Rationalisierungs-, Modernisierungs-, Umstellungs-, Sicherungs- und Sozialinvestitionen sind verschiedene Investitionsarten.

Investitionsrechnung

• Die Investitionsrechnung dient zur Beurteilung zukünftiger Investitionsentscheidungen.
• Ziel ist die Ermittlung einer hohen Rentabilität, bei der die Investition eine ausreichende Verzinsung einbringt.

Statische Verfahren

• Statische Verfahren beziehen sich auf nicht abgezinste Einnahmen und Ausgaben ohne vergleichbaren Zinssatz.
• Zu den statischen Verfahren gehören die Kostenvergleichsrechnung, Gewinnvergleichsrechnung, Rentabilitätsrechnung und Amortisationsrechnung.

Dynamische Verfahren

• Dynamische Verfahren berücksichtigen finanzmathematische Größen wie Kapitalwert und internen Zinssatz.
• Kapitalwertmethode und Annuitätenmethode gehören zu den dynamischen Verfahren.

Kritik an Investitionsrechnung

• Ausschließlich quantifizierbare Kriterien werden berücksichtigt.
• Qualitative Aspekte Sicherheitsüberlegungen und Umweltverträglichkeit werden nicht berücksichtigt.
• Folgekosten, Kapazität und Flexibilität werden nicht berücksichtigt.

Kostenvergleichsrechnung

• Die Kosten sind der alleinige Beurteilungsmaßstab sind.
• Die Anschaffungskosten werden nicht einbezogen.
• Es werden nur fixe und variable Kosten berücksichtigt.
• Das Gleichsetzen der Kostenfunktionen liefert die kritische Menge.

Gewinnvergleichsrechnung

• Gegenüberstellung der voraussichtlichen Erlöse und Kosten
• Gewinn = Erlöse – Gesamtkosten (fixe + variable Kosten).
• Die Anschaffungskosten werden nicht einbezogen.

Rentabilitätsrechnung

• Berechnung der Verzinsung des eingesetzten bzw. investierten Kapitals.
• Formel 1: Rentabilität = (Gewinn / Anschaffungskosten) * 100.
• Formel 2: Rentabilität = (Gewinn + Zinsen) / Anschaffungskosten) * 100 (Gesamtrentabilität).

Amortisationsrechnung

• Berechnung der Amortisationsdauer, also der Zeit, in der die Anschaffungskosten einer Investition wieder zurückgeflossen sind;
• Je kürzer, desto besser.
• Formel: Kapitalrücklaufzeit = Anschaffungskosten / Jahresgewinn.

Finanzplan

• Der Finanzplan ist eine Vorausschau aller Einnahmen und Ausgaben zur Ermittlung des Kapitalbedarfs und zur Sicherung der Liquidität.
• Ein Unternehmen ist liquide, wenn Verbindlichkeiten fristgerecht beglichen werden können.
• Es sollten keine überschüssigen Finanzmittel vorhanden sein, um die Rentabilität nicht zu mindern.

Wesentliche Fakten zum Finanzplan

• Zukunftsorientierte Prognose, erstellt für bestimmte Perioden.
• Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben.
• Ausweis von Perioden-Überdeckungen oder -Unterdeckungen.

Fristen der Finanzpläne

• Kurzfristig (bis 1 Jahr), mittelfristig (bis 4 Jahre) und langfristig (über 4 Jahre).

Finanzierungsgrundsätze

• Goldene Bilanzregel, Vermögens- und Kapitalstruktur.
• Das Unternehmen sollte "keine zu geringe aber auch keine zu hohe Liquidität" haben.

Finanzierungsanlässe

• Ordentliche Anlässe dienen der laufenden Finanzierung (Löhne, Steuern, Miete).
• Außerordentliche Anlässe sind Gründungen, Betriebserweiterungen, Rationalisierungen, Arbeits- und Umweltschutz.

Kapitalbedarf

• Kapitalbedarf für die Grundfinanzierung + Kapitalbedarf für die laufende Betriebstätigkeit = ordentlicher Kapitalbedarf.
• Ordentlicher Kapitalbedarf + außerordentlicher Kapitalbedarf = insgesamt notwendiges Kapital.

Außerordentlicher Kapitalbedarf

• Basis sind Erfahrungswerte für Betriebsstörungen, Absatzschwierigkeiten, Zahlungsverzug und betriebsfremde Aufwendungen.

Kapitalbindungsdauer

• Zeitraum, in dem der Betrieb Mittel für Herstellung, Lagerung, Verwaltung und Vertrieb bereitstellt, bis diese durch Verkauf gedeckt sind.
• Zahlungsziele für Kunden verlängern die Kapitalbindungsdauer, Lieferantenziele verkürzen sie.
• Die Verwaltung beginnt ab Lagerung RBH, Material ab Ende Lieferantenziel, Fertigung ab Produktion, Lagerung ab Lagerung Fertigerzeugnisse, Vertrieb ab Beginn Kundenziel.
• Kapitalbedarf für das Anlagevermögen = Anschaffungskosten.
• Kapitalbedarf für das Umlaufvermögen = Tagesbedarf * Kapitalbindungsdauer.

Tagesbedarf Formel

• Tagesbedarf: Material: 20€/Stück, 100 Stück am Tag → Tagesbedarf = 2000€.

Finanzierungsarten

• Innenfinanzierung: Kapital kommt aus dem Unternehmen.
• Außenfinanzierung: Kapital wird von außen zugeführt.
• Eigenfinanzierung: Betrifft das Eigenkapital (Grundkapital, Rücklagen).
• Fremdfinanzierung: Betrifft das Fremdkapital (Rückstellungen, Verbindlichkeiten).

Eigenfinanzierung vs. Fremdfinanzierung

• Eigenfinanzierung: Gewinne einbehalten (Rücklagen bilden), Einlagenerhöhung.
• Fremdfinanzierung: Rückstellungen bilden oder Bankkredite und Darlehen aufnehmen.
• Selbstfinanzierung: Bildung stiller oder offener Rücklagen.
• Rückflussfinanzierung: Abschreibungsgegenwerte, Lagerabbau, Anlagenverkauf.

Effektiver Jahreszinssatz Formel

• (Summe der Jahreszinsen + Nebenkosten/Auszahlungsbetrag) * 100 = effektiver Jahreszinssatz.

Disagio

• Differenz zwischen Kreditbetrag und Auszahlungsbetrag, eine Kürzung der Auszahlung, auch Damnum oder Abgeld genannt.

Kredit

• Ein zweiseitiges Rechtsgeschäft.
• Kommt zustande wenn der Kreditantrag des Antragstellers und die Kreditzusage des Kreditgebers inhaltlich übereinstimmen.

Kreditsicherung

• Durch Einholen von Auskünften von Geschäftsfreunden, Banken und Auskunfteien (z.B. Creditreform, Hermes).
• Anfrageunabhängige Informationsquellen: Handelsregister, Fachpresse, amtliche Bekanntmachungen.
• Anfrageabhängige Informationsquellen: Selbstauskunft, Erkundigung bei Gewährleuten, Rückfragen bei Lieferanten, Recherchen bei Behörden.
• Auskunft über: Rechtsform, Eigentümer, Geschäftsführer, Produktionsprogramm, Vermögenswerte, Mitarbeiterzahl, Verbindlichkeiten, Kreditempfehlung, Bonitätsindex.

Personalkredite

• Entweder gar nicht gesichert oder durch weitere Personen.

Blankokredit

• Kredit, der ohne Sicherung gewährt wird, die Sicherheit liegt in der persönlichen Zuverlässigkeit des Kreditnehmers.

Bürgschaft

• Ein verstärkter Personalkredit, bei dem neben dem Kreditnehmer weitere Personen haften.
• Die Forderung wird durch einen Bürgschaftsvertrag zwischen Bürgen und Gläubiger gesichert.
• Kaufleute: Schriftliche, mündliche oder elektronische Bürgschaft gültig.
• Nichtkaufleute: Schriftliche Bürgschaft gültig.

Arten der Bürgschaft

• Ausfallbürgschaft: Haftung nach Zwangsvollstreckung beim Hauptschuldner.
• Selbstschuldnerische Bürgschaft: Bürge haftet wie der Hauptschuldner.

Zessionskredit

• Forderungen werden als Sicherheit abgetreten (zediert).
• Die Bank wird Eigentümerin der Forderungen und tritt an die Stelle des Gläubigers.

Arten der Zession

• Stille Zession: Drittschuldner hat keine Kenntnis von der Abtretung.
• Offene Zession: Drittschuldner weiß von der Abtretung.
• Einzelzession: Abtretung einer bestimmten Forderung.
• Mantelzession: Zedent legt Zessionar regelmäßig Forderungslisten offen.
• Globalzession: Abtreten von Forderungen bestimmter Kundengruppen.

Realkredite

• Realkredite sind durch bewegliche oder unbewegliche Sachen gesichert.

Lombardkredit (Faustpfandkredit)

• Die Bank schließt einen Kreditvertrag einen Kreditvertrag mit dem Kreditnehmer ab.
• Der Pfand geht in den Besitz der Bank über, der Kreditnehmer bleibt Eigentümer.
• Beleihungssatz = (Kreditbetrag / Pfandwert) * 100.
• Vorteile: schnelle Verschaffung von Überbrückungskrediten.
• Nachteile: beliehene Gegenstände sind nicht mehr nutzbar.

Sicherungsübereignungskredit

• Eigentumsrechte des Kreditnehmers werden an die Bank übertragen.
• Die Bank wird Eigentümer der Sache, der Kreditnehmer bleibt Besitzer (Besitzkonstitut).
• Vorteile: Schuldner kann Güter weiter nutzen, Kreditgeber muss Sachen nicht aufbewahren.
• Nachteile: Wertverlust der Sachen.

Hypothek

• Eintragung ins Grundbuch als Kreditsicherung.
• Gilt nur für eine bestimmte Forderung und besteht solange, wie die Forderung noch nicht voll getilgt ist.
• Dingliche Haftung des Grundstücks + persönliche Haftung des Schuldners

Grundschuld

• Nicht an eine bestimmte Forderung gebunden.

Arten der langfristigen Kreditfinanzierung

• Festzahlungsdarlehen: Tilgung am Ende der Laufzeit, zwischenzeitlich gleichbleibende Zinszahlungen.
• Abzahlungsdarlehen: Gleichbleibende Tilgungszahlungen, Zinszahlungen werden immer kleiner.
• Annuitätendarlehen: Jährliche Zahlung eines festen Betrags (Annuität = Tilgungsrate + Zinsen).

Kontokorrentkredit

• Kreditinstitut räumt einen Kredit bis zu einem Maximalbetrag ein (Überziehen eines Kontos).
• Für den überzogenen Betrag fallen Sollzinsen an.

Factoring

• Ankauf von Forderungen durch ein Finanzierungsinstitut.
• Ablauf: Warenlieferung, Factoringvertrag, Ankauf der Forderungen, Bezahlung, Eintreibung, Zahlung des Kunden an Factor.
• Funktionen: Finanzierung (Liquiditätsvorteil), Delkredere (Ausfallrisiko), Dienstleistung (Eintreibung und Verwaltung).

Anleihe

• Ein Darlehen von einem Publikum durch Ausgabe von Teilschuldverschreibungen.
• Industrieobligationen: Anleihen von börsenfähigen Unternehmen.

Leasing

• Vertragliche Einräumung eines Nutzungsrechts durch den Leasing-Geber.

Arten von Leasing

• Immobilien- oder Mobilien-Leasing.
• Direktes Leasing: Hersteller als Geber.
• Indirektes Leasing: Leasinggesellschaft ist Geber.
• Operate-Leasing: Kurzfristig kündbar, Geber trägt Risiko.
• Finance-Leasing: Während der Grundmietzeit nicht kündbar, auch Finanzierungsleasing.
• Vertragsarten: Optionslos, mit Kaufoption, mit Tauschoption, mit Verlängerungsoption.

Typische Leasing-Laufzeiten

• Ausrüstungsgegenstände: 2-6 Jahre.
• Industrieanlagen: bis 14 Jahre.
• Gebäude: bis 30 Jahre:.

Leasing-Rate

• Abschreibungen, Kapitalverzinsung, Verwaltungskosten, Risikozuschlag, Wartungs- und Reparaturkosten, Versicherungsprämie, Gewinn des Leasing-Gebers.

Verzinsung des Kaufpreises

• 3% bei 3-jähriger und 2% bei 5- jähriger Vertragsdauer.
• Kosten des Leasings sind i.d.R. höher als beim Kauf.

Vorteile des Leasings

• Keine Kapitalbindung, Kreditwürdigkeit bleibt unbeeinträchtigt, Geber bleibt Eigentümer.
• Nie veraltet (Operate-Leasing), feste Kalkulationsgrundlage, niedriger Verwaltungsaufwand.
• Steuerlich absetzbar, wenn Grundmietzeit zwischen 40% und 90% der Nutzungsdauer liegt.

Nachteile des Leasings

• Nicht zur Sicherheitsübereignung verfügbar.
• Keine staatliche Investitionsförderung.

Insolvenzverfahren

• Gerichtliches Verfahren zur gemeinschaftlichen Befriedigung der Gläubiger.
• Gründe: Zahlungsunfähigkeit, drohende Zahlungsunfähigkeit, Überschuldung (GmbH/AG).

Konsequenzen aus der Insolvenzeröffnung

• Schuldner verliert Vermögensverwaltung, Auskunfts- und Unterstützungspflicht, Postsperre, Vollmachten erlöschen.
• Drittschuldner dürfen nicht mehr an Schuldner zahlen.
• Einzelne Gläubiger dürfen nicht mehr vollstrecken.

Vorgehensweisen bei der Insolvenzdurchführung

• Liquidation: Befriedigung der Gläubiger aus der Insolvenzmasse.
• Sanierung: Unternehmen vor Vollstreckung geschützt, Fokus auf Fortbestand.
• Schutzschirmverfahren: Schuldner darf Sanierung durch Insolvenzplan beantragen, Aufsicht durch Sachverwalter.

Präventive Maßnahmen

• Stundung: Zahlungsaufschub.
• Schuldenerlass: Gläubiger verzichten auf Forderungen.

Wichtiges zum Insolvenzverfahren

• Eröffnungsantrag: Gläubiger, Schuldner.
• Eröffnungsbeschluss wird veröffentlicht.
• Massegläubiger sind vorab zu befriedigen.
• Verwertung der Insolvenzmasse durch Verkauf.
• Nach Schlussverteilung hat Schuldner Recht auf Restschuldbefreiung.
• AN erhalten Insolvenzgeld.