Evolution & Verhaltensgenetik - Zusammenfassung

Proximate Fragestellungen befassen sich mit den unmittelbaren Ursachen eines Verhaltens, also mit den physiologischen und kognitiven Mechanismen, die es ermöglichen. Ultimate Erklärungen hingegen fokussieren sich auf die evolutionäre Geschichte und den adaptiven Wert eines Verhaltens.

Polygenie beschreibt, dass ein Merkmal von mehreren Genen beeinflusst wird. Polyphänie hingegen besagt, dass ein Gen mehrere Merkmale beeinflussen kann.

Die Verhaltensgenetik untersucht den Einfluss von Genen und Umwelt auf das Verhalten von Individuen.

Die Umwelt in der Verhaltensgenetik umfasst alle Faktoren, die nicht genetisch sind. Sie wird in zwei Arten unterteilt: die geteilte Umwelt, die von Geschwistern gemeinsam erlebt wird, und die nicht-geteilte Umwelt, die jedes Geschwister individuell erfährt.

Adoptionsstudien vergleichen adoptierte Personen mit ihren biologischen und adoptierten Familien. Ein zentrales Ergebnis vieler Studien ist, dass adoptierte Kinder in Bezug auf bestimmte Persönlichkeitsmerkmale stärker ihren biologischen Eltern ähneln als ihren Adoptiveltern, was die Bedeutung genetischer Faktoren unterstreicht.

Eigenschaften wie Intelligenz und Persönlichkeit werden stark von Genen beeinflusst. Beispiele sind z.B. die generelle Intelligenz und die Extraversion. Umweltfaktoren spielen hingegen eine größere Rolle bei Merkmalen wie bestimmten Fähigkeiten und Einstellungen. Beispiele dafür sind die Beherrschung einer Fremdsprache und die politische Einstellung.

Verhaltensgenetiker nutzen zwei Arten von Studien, um den Einfluss von Anlage und Umwelt auf das Verhalten zu bestimmen: Zwillingsstudien und Adoptionsstudien. Zwillingsstudien vergleichen eineiige Zwillinge (100% genetisch identisch) mit zweieiigen Zwillingen, um Unterschiede im Verhalten zu untersuchen. Adoptionsstudien vergleichen die Ähnlichkeit von adoptierten Kindern mit ihren biologischen und adoptierten Eltern, um den Einfluss der Gene und der Umwelt zu beurteilen.

Die molekulare Verhaltensgenetik beschäftigt sich mit der Frage, wie spezifische Gene zu bestimmten Verhaltensweisen beitragen. Eine große Herausforderung ist die Komplexität der Interaktion zwischen Genen und Umwelteinflüssen, die das Verhalten beeinflussen.

Die klassische Verhaltensgenetik untersucht die Vererbung von Verhaltenseigenschaften über Familienlinien, während die molekulare Verhaltensgenetik sich auf die spezifischen Gene konzentriert, die spezifische Verhaltensmerkmale beeinflussen.

Die Heritabilität ist ein statistischer Wert, der den Anteil der Unterschiede in einer bestimmten Merkmalsausprägung (z.B. Intelligenz) innerhalb einer Population, der auf genetische Unterschiede zurückzuführen ist, angibt. Sie gibt an, wie stark die Vererbung an einem Merkmal beteiligt ist.

Die Varianz der Gene innerhalb einer Population hat einen großen Einfluss auf die Bestimmung der Erblichkeit. Je größer die genetische Vielfalt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass genetische Unterschiede die Variationen in einem Merkmal erklären können. Umgekehrt führt eine geringe genetische Vielfalt zu einer geringeren Erblichkeit.

Im Allgemeinen sind Frauen eher auf den sozialen Status und die Ressourcen eines Partners fokussiert, während Männer mehr Wert auf Attraktivität legen. Die evolutionspsychologische Erklärung dafür ist, dass diese Präferenzen sich im Laufe der Evolution entwickelt haben, um den Fortpflanzungserfolg zu maximieren. Frauen investieren mehr Zeit und Energie in die Schwangerschaft und Kinderbetreuung, daher ist es für sie sinnvoller, einen Partner mit Ressourcen zu wählen, der die Überlebenschancen ihrer Nachkommen erhöht. Männer hingegen benötigen weniger Zeit und Energie für die Fortpflanzung und können daher mehr Nachkommen zeugen, indem sie sich mit vielen attraktiven Partnern paaren.

Evolutionspsychologische Erklärungen für menschliches Verhalten basieren auf der Annahme, dass sich unser Verhalten durch natürliche Selektion entwickelt hat. Die Kritikpunkte an dieser Theorie sind vielfältig, z.B. dass sie nicht alle Verhaltensvariationen erklären kann, dass sie zu stark auf Genetik fokussiert und damit den Einfluss der Kultur und der Umwelt vernachlässigt und dass sie die Anpassungsfähigkeit des menschlichen Verhaltens unterschätzt.

Evolutionspsychologen argumentieren, dass sich das Verhalten und die Kognition durch die Anpassung an die Umwelt erklären lassen. Die Umwelt beeinflusst die Entwicklung des Gehirns, wodurch sich wiederum das Verhalten formt. Beispielsweise kann die Umwelt die Bildung von Synapsen oder die Aktivität von bestimmten Hirnarealen beeinflussen.

Es gibt vier Arten von Anlage-Umwelt-Interaktionen: 1. Passive Interaktion: Genetische Veranlagung führt zu einer Umwelt, die das Verhalten beeinflusst. 2. Evozierte Interaktion: Genetische Veranlagung ruft bestimmte Reaktionen der Umwelt hervor. 3. Aktive Interaktion: Genetische Veranlagung führt zu der Auswahl bestimmter Umwelten. 4. Korrelative Interaktion: Diese ist eine Kombination aus passiver, evozierter und aktiver Interaktion.

Epigenetik ist ein Teilgebiet der Biologie, das sich mit den vererbbaren Veränderungen der Genexpression beschäftigt, die ohne Veränderung der DNA-Sequenz auftreten. Diese Veränderungen werden durch Umweltfaktoren wie Ernährung, Stress oder Toxine ausgelöst und können die Aktivität von Genen beeinflussen.

Die Anlage-Umwelt-Interaktion beschreibt die komplexe Beziehung zwischen den genetischen Anlagen (Anlage) und den Umwelteinflüssen (Umwelt), die die Entwicklung eines Individuums prägen. Ein Beispiel ist die Intelligenz, die sowohl von genetischen Faktoren als auch von Umwelteinflüssen wie Bildung und sozialem Umfeld beeinflusst wird.

Die Evolutionspsychologie betrachtet die menschliche Psyche als Produkt der natürlichen Selektion. Sie versucht zu erklären, wie unsere kognitiven Fähigkeiten, Emotionen und Verhaltensweisen durch die Anpassung an die Umwelt in der Vergangenheit entstanden sind. Die Verhaltensgenetik konzentriert sich hingegen darauf, wie genetische Variationen den Einfluss auf das Verhalten und psychische Merkmale haben.

Die grundlegenden Annahmen der Evolutionspsychologie sind, dass die menschliche Psyche durch die natürliche Selektion geformt wurde, dass diese Entwicklung über einen langen Zeitraum stattgefunden hat, und dass die Psyche Anpassungsmechanismen für die Herausforderungen der Vergangenheit entwickelt hat. Daher sind unsere aktuellen Verhaltensmuster und Denkweisen nicht immer optimal für die heutigen Lebensumstände.

Darwins Evolutionstheorie basiert auf dem Prinzip der natürlichen Selektion. Es besagt, dass Individuen mit vorteilhaften Merkmalen in einem gegebenen Umfeld überleben und sich stärker fortpflanzen als Individuen mit weniger vorteilhaften Merkmalen. Dadurch werden die vorteilhaften Merkmale in der Population über Generationen häufiger. Dies führt zur Evolution von Arten. Diese Theorie erklärt die Entstehung der Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten.

Die natürliche Selektion ist ein grundlegendes Prinzip der Evolution. Sie beschreibt den Prozess, bei dem Individuen mit Merkmalen, die ihnen in ihrer Umgebung einen Überlebens- und Fortpflanzungsvorteil verschaffen, eher überleben und ihre Gene weitergeben. Über den Lauf der Zeit führt dies zu einer Veränderung der genetischen Zusammensetzung einer Population und zur Entstehung neuer Arten.