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WU Wirtschaftsuniversität Wien

Harald Badinger, Francisca Bremberger

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economics microeconomics macroeconomics economic principles

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These lecture notes cover introductory concepts in economics, including fundamental principles, supply and demand, and elasticity analysis.

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VW und ZuWi VW: Einheit 1 Grundprinzipien, Angebot und Nachfrage Harald Badinger, Francisca Bremberger Department für Volkswirtschaft Einheit 1: Überblick ■ Einführung ■ ■ ■ Die Wissenschaft der Ökonomie Grundprinzipien Angebot und Nachfrage ■ ■ ■ ■ Die Nachfragefunktion Die Angebotsfunktio...

VW und ZuWi VW: Einheit 1 Grundprinzipien, Angebot und Nachfrage Harald Badinger, Francisca Bremberger Department für Volkswirtschaft Einheit 1: Überblick ■ Einführung ■ ■ ■ Die Wissenschaft der Ökonomie Grundprinzipien Angebot und Nachfrage ■ ■ ■ ■ Die Nachfragefunktion Die Angebotsfunktion Das Marktgleichgewicht Elastizitäten 2 Die Wissenschaft der Ökonomie „Economics is the science which studies human behaviour as a relationship between ends and scarce means which have alternative uses.“ (Lionel Robbins, 1935, S. 16) „We cannot opt out of economic issues and decisions. . . . [L]ife does not ask us what we want. It presents us with options. Economics is one way of trying to make the most of those options.“ (Thomas Sowell, 2015, S. 7) Einführung 3 Die Wissenschaft der Ökonomie ■ ■ Volkswirtschaftslehre ist eine Sozial- und Wirtschaftswissenschaft. Sie analysiert den Umgang einer Gesellschaft mit ihren knappen Ressourcen, d.h. die Produktion, Verteilung und den Konsum von Gütern. ■ Mikroökonomie: beschäftigt sich mit dem Verhalten individueller Wirtschaftssubjekte (Haushalte, Unternehmen) und deren Interaktion auf Märkten. ■ Makroökonomie: beschäftigt sich mit gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen zwischen aggregierten, ökonomischen Variablen (z.B. Bruttoinlandsprodukt, Arbeitslosigkeit, Inflation). Weitere Teilbereiche der Volkswirtschaftslehre, die durch bestimmte Inhalte oder Methoden charakterisiert sind: ■ Arbeitsmarktökonomie, Außenwirtschaft, Entwicklungsökonomie, Spieltheorie, Umweltökonomie, Experimentelle Ökonomie, Verhaltensökonomie, etc. Einführung 4 Mikroökonomische Fragestellungen (Beispiele) ■ Welche Einflussgrößen bestimmen das wirtschaftliche Verhalten von Haushalten und Unternehmen, z.B. die Angebots- und Nachfrageentscheidung? ■ Wie werden Güterpreise auf Märkten bestimmt? Welche Effekte hat eine Preisregulierung? ■ Welche Wohlfahrt wird durch wirtschaftliche Tätigkeit geschaffen, wie verteilt sich diese auf Haushalte und Unternehmen? Und wie wird das durch Staatseingriffe beeinflusst? ■ Wie hängen diese Fragen mit der Marktform (Anzahl der Unternehmen, Eigenschaften von Gütern, Eintrittsbarrieren) und der Wettbewerbsintensität zusammen? ■ In welchen Bereichen braucht es eine Korrektur von Marktergebnissen durch Staatseingriffe? Und wie sehen optimale, anreizkompatible Staatseingriffe aus? ■ Wie wird die optimale Strategie eines Unternehmens durch die erwartbare Reaktion der Konkurrenz beeinflusst? ■ Welche Spielregeln muss man einem Markt geben, damit individuelles, anreizbasiertes Verhalten zu wünschenswerten Ergebnissen führt? Einführung 5 Makroökonomische Fragestellungen (Beispiele) ■ Welche Einlussgrößen bestimmen Wirtschaftswachstum, Arbeitslosenquote und Inflationsrate? Wie hängen diese Variablen zusammen? ■ Warum sind manche Länder reich und andere arm? Warum stagnierten die heute wohlhabenden Länder bis zur Industriellen Revolution und weisen seither anhaltendes Wirtschaftswachstum auf? ■ In welchen Bereichen gibt es Zielkonflikte zwischen Ökonomie und Ökologie? Welche Auswirkungen hat Wirtschaftspolitik auf diese Bereiche? ■ Welche kurz- und mittelfristigen Auswirkungen hat Fiskalpolitik (Steuern, Staatsausgaben) und Geldpolitik (Geldmenge, Zinsen)? ■ Welche Ziele soll Geldpolitik verfolgen? Wie aktiv sollen Fiskal- und Geldpolitik zur kurzfristigen Steuerung der Wirtschaft eingesetzt werden? ■ Welche Effekte haben anhaltende Budget- und Leistungsbilanzdefizite? ■ Welche Auswirkungen hat Globalisierung (Handel, Kapitalmobilität, Migration)? ■ Wodurch entsteht ökonomische Ungleichheit? Welche Verteilungswirkungen hat Wirtschaftspolitik? Einführung 6 Was möchte die Volkswirtschaftslehre erklären? Einführung 7 Die Wissenschaft der Ökonomie ■ Es ist wichtig, zwischen positiver Analyse (Ursache und Wirkung) und normativer Analyse („was sollte sein“) zu unterscheiden. „Economics is a tool of cause and effects analysis, a body of tested knowledge – and principles derived from that knowledge. . . . Economics is not simply a topic on which to express opinions or vent emotions. . . . While there are controversies in economics, as there are in science, this does not mean that the basic principles of economics are just a matter of opinion, any more than the basic principles of chemistry or physics are just a matter of opinion.“ (Thomas Sowell, 2015, S. 5-6) Einführung 8 Die Wissenschaft der Ökonomie ■ Ökonomische Analyse erfolgt mittels ökonomischer Modelle, d.h. vereinfachten, kleineren Versionen (Abstraktionen) der Realität, die auf vereinfachenden Annahmen basieren und oft mathematisch ausgedrückt (und in Diagrammen dargestellt) werden. „Now, an observer fresh from Mars might excusably think that the human mind, inspired by experience, would start analysis with the relatively concrete and then, as more subtle relations reveal themselves, proceed to the relatively abstract... But this has not been so in any field of scientific endeavor whatsoever.“ (Joseph Alois Schumpeter, 1954, S. 930) ■ Bei der Identifikation kausaler Zusammenhänge spielt die ceteris paribus Annahme eine zentrale Rolle. ■ Ökonometrie beschäftigt sich mit dem Testen ökonomischer Theorien unter Verwendung statistischer Methoden (und ökonomischer Daten). ■ Hinweis: Online-Verzeichnis ökonomischer Begriffe (The Economist) https://www.economist.com/economics-a-to-z Einführung 9 Eine alternative Definition: „Economics is What Economists Do“ Becker, G. (1973). A Theory of Marriage: Part I. Journal of Political Economy, 81(4), 813-846. Einführung Fair, R. (1978). A Theory of Extramarital Affairs. Journal of Political Economy, 86(1), 45-61. 10 „Economics is What Economists Do“ Choi, J. (2011). Up or Down? A Male Economist’s Manifesto on the Toilet Seat Etiquette. Economic Inquiry, 49(1), 303–309. ■ Oxoby, R. (2009). On the Efficiency of AC/DC: Bon Scott versus Brian Johnson. Economic Inquiry, 47(3), 598-602. Hinweis: Hamermesh, D. (2020). Economics is Everywhere. New York: Macmillan Learning. Einführung 11 „Economics is What Economists Do“ Goncalves, F. und Mello, S. (2021). A Few Bad Apples? Racial Bias in Policing. American Economic Review. 111(5), 1406–1441. Einführung Konrad, K., Künemund, H., Kjell, E. und Robledo, J. (2002). Geography of the Family. American Economic Review, 92(3), 981-998. 12 „Economics is What Economists Do“ Donohue, J. und Levitt, S. (2001). The Impact of Legalized Abortion on Crime. The Quarterly Journal of Economics. 116(2), 379-420. Einführung Henderson, V., Storeygard, A. und Weil, D. (2012). Measuring Economic Growth from Outer Space. American Economic Review, 102(2), 994-1028. 13 „Economics is What Economists Do“ A Reassessment of the Relationship between Inequality and Growth Kristin J. Forbes, AMERICAN ECONOMIC REVIEW VOL. 90, NO. 4, SEPTEMBER 2000 (pp. 869-887) Blanchet, T., Chancel, L. und Gethin, A. (2022). Forbes, K. (2000). A Reassessment of the RelationWhy Is Europe More Equal than the United ship Between Inequality and Growth. American Economic Blanchet, T., Chancel, L. und Gethin, A. (2022). Why Is Europe More Equal than the United States? American Economic Journal: Applied Economics, 14(4), 480States? American Economic Journal: Applied Review, 90(4), 869-887. 518. Economics, 14(4), 480-518. Forbes, K. (2000). A Reassessment of the Relationship Between Inequality and Growth. American Economic Review, 90(4), 869-887. Einführung 14 „Economics is What Economists Do“ Aghion, P., Bénabou, R., Martin, R. und Roulet, A. (2023). Environmental Preferences and Technological Choices: Is Market Competition Clean or Dirty? American Economic Review, 5(1), 1-20. Einführung Shapiro, J. (2020). The Environmental Bias of TradePolicy. The Quarterly Journal of Economics, 136(2), 831-886. Aghion, P., Bénabou, R., Martin, R. und Roulet, A. (2023). Environmental Preferences and Technological Choices: Is Market Competition Clean or Dirty? 15 „Economics is What Economists Do“ Democracy does cause growth Daron Acemoglu Suresh Naidu Pascual Restrepo James A. Robinson Acemoglu, D., Naidu, S., Restrepo, P. und Robinson, J. (2019). Democracy does cause growth. Journal of Political Economy, 127(1), 47-100. Acemoglu, D., De Feo, G., De Luca, G. und Russo, G. (2022). War, Socialism, and the Rise of Acemoglu, D., De Feo, G., De Luca, G. und Russo, G. (2022). War, Socialism, and theFascism: Rise of Fascism: Empirical Exploration. an an Empirical Exploration. The Quarterly Journal of Economics, 137(2), 1233-1296. Einführung 16 The Quarterly Journal of Economics, 137(2), 1233-1296. Acemoglu, D., Naidu, S., Restrepo, P. und Robinson, J. (2019). Democracy does cause growth. Journal of Political Economy, 127(1), 47-100. Mikroökonomische Grundprinzipien Mikroökonomische Grundprinzipien: Überblick Prinzipien individuellen Entscheidungsverhaltens #1: #2: #3: #4: Individuen müssen Auswahlentscheidungen treffen, weil Ressourcen knapp sind. Die tatsächlichen Kosten eines Gutes sind dessen Opportunitätskosten. Rationale Individuen nehmen marginale Abwägungen vor. Individuen reagieren auf Anreize. Prinzipien der Wechselbeziehungen individueller Entscheidungen #5: #6: #7: #8: #9: Handel führt zu Gewinnen. Märkte bewegen sich normalerweise in Richtung Gleichgewicht. Ressourcen sollten zur Erreichung gesellschaftlicher Ziele effizient eingesetzt werden. Märkte führen normalerweise zum effizienten Ergebnissen. Bei Marktversagen sind Wohlfahrtsteigerungen durch Staatseingriffe möglich. Einführung 17 Grundprinzipien: Individuelles Entscheidungsverhalten Grundprinzip #1 Individuen (und die Gesellschaft) müssen Auswahlentscheidungen treffen, weil Ressourcen knapp sind. Dabei handelt es sich nicht notwendigerweise um monetäre Entscheidungen. ■ Ressourcen: Alles, was genutzt werden kann, um etwas anderes zu produzieren (Arbeit, Kapital, Land, etc.). ■ Knappheit: Es ist nur eine begrenzte Menge an Ressourcen verfügbar, die nicht ausreicht, um alle gewünschten Verwendungen realiseren zu können. „It means that what everybody wants adds up to more than there is. ... Nothing has been more pervasive in the history of human race than scarcity and all the requirements for economizing that go with scarcity.“ (Sowell, 2015, S. 2-3) ■ Auswahlentscheidungen führen zu einer bestimmten Allokation der Ressourcen. Einführung 18 Grundprinzipien: Individuelles Entscheidungsverhalten Grundprinzip #2 Die tatsächlichen Kosten eines Gutes werden durch dessen Opportunitätskosten bestimmt, d.h. durch das, worauf man verzichten muss, um das Gut zu erhalten. ■ Bei knappen Ressourcen müssen Auswahlentscheidungen aus einer begrenzten Anzahl von Möglichkeiten getroffen werden. ■ Die Entscheidung „mehr von einem Gut“ ist gleichzeitig eine Entscheidung „weniger von einem anderen Gut“. ■ Rationales Entscheidungsverhalten berücksichtigt neben expliziten Kosten auch Opportunitätskosten, d.h. den Wert der nächstbesten Alternative, auf die verzichtet werden muss. Einführung 19 Grundprinzipien: Individuelles Entscheidungsverhalten Grundprinzip #3 Rationale Individuen nehmen marginale Abwägungen (am Rande) vor. ■ Marginale Änderungen: Geringfügige, schrittweise Ausweitung (oder Reduktion) einer Aktivität. ■ Rationale Entscheidungsfindung basiert auf einem Vergleich des Nutzens und der Kosten marginaler Änderungen einer Entscheidung, d.h. dem Abwägen von Grenzkosten und Grenznutzen. ■ Versenkte Kosten, Fixkosten und Durchschnittskosten sind für die Bestimmung der optimalen Entscheidung nicht (unmittelbar) relevant. Einführung 20 Grundprinzipien: Individuelles Entscheidungsverhalten Grundprinzip #4 Individuen reagieren auf Anreize und nutzen Möglichkeiten, um sich besserzustellen. ■ Anreiz: Die Aussicht auf einen „Zugewinn“ (eine Verbesserung) für Individuen, die ihr Verhalten ändern. ■ Individuen werden diese Möglichkeiten so lange nutzen, bis sie ausgeschöpft sind. ■ Dieses Grundprinzip der Optimierung liegt allen ökonomischen Prognosen individuellen Verhaltens zu Grunde, z.B. Nutzen- oder Profitmaximierung. Einführung 21 Grundprinzipien: Wechselbeziehungen individueller Entscheidungen Grundprinzip #5 Handel führt zu Gewinnen. ■ Absolute Kostenvorteile: „If a foreign country can supply us with a commodity cheaper than we ourselves can make it, better buy it of them with some part of the produce of our own industry, . . . in which we have some advantage.“ (Adam Smith, 1776) Komparative Kostenvorteile: „England would . . . find it her interest to import wine, and to [export] cloth. . . . [and Portugal] to export wine in exchange for cloth, . . . notwithstanding that the commodity imported by Portugal could be produced there with less labour.“ (David Ricardo, 1817) ■ Handel (zwischen Individuen, zwischen Volkswirtschaften, innerhalb eines Landes oder grenzüberschreitend) ist normalerweise eine win-win Situation. ■ Handelsgewinne entstehen durch Austausch und Spezialisierung, höhere Produktvielfalt, Wissenstransfer und Produktivitätssteigerungen infolge intensiveren Wettbewerbs. Einführung 22 Grundprinzipien: Wechselbeziehungen individueller Entscheidungen Grundprinzip #6 Weil Individuen auf Anreize reagieren, tendieren Märkte zum Gleichgewicht. ■ Gleichgewicht: Eine Situation in der kein Individuum durch andere Handlungen besser gestellt werden kann, d.h. alle Individuen können ihre optimalen Pläne realisieren. „A constellation of selected interrelated variables so adjusted to one another that no inherent tendency to change prevails in the model they constitute. The model as well as its equilibria are, of course, mental constructions (based on abstraction).“ (Machlup, 1958, S. 9) ■ Sehr häufig bedeutet Gleichgewicht, dass sich ein Marktpreis eingestellt hat, bei dem das Angebot der Nachfrage entspricht. ■ Bei Ungleichgewichten erfolgt der Anpassungsprozess meist über die Marktpreise. Einführung 23 Grundprinzipien: Wechselbeziehungen individueller Entscheidungen Grundprinzip #7 Ressourcen sollten effizient eingesetzt werden, um die Ziele einer Gesellschaft zu erreichen. ■ (Pareto-)Effizienz: Ein Zustand, in dem es nicht (mehr) möglich ist, durch eine Umverteilung (Reallokation) von Ressourcen ein Individuum besserzustellen ohne gleichzeitig ein anderes Individuum schlechter zu stellen. ■ Ein pareto-effizienter Zustand ist nicht notwendigerweise gerecht, was die (normative) Frage der Verteilung der Ressourcen betrifft. ■ Häufig existiert ein Zielkonflikt bzw. eine Austauschbeziehung (Trade-off ) zwischen Effizienz und Gleichheit. Einführung 24 Grundprinzipien: Wechselbeziehungen individueller Entscheidungen Grundprinzip #8 Weil Individuen auf Anreize reagieren, führen Märkte normalerweise zu effizienten Ergebnissen. ■ Unter bestimmten Annahmen maximiert die individuelle Verfolgung des Eigeninteresses auch die gesamte gesellschaftliche Wohlfahrt. „Every individual ... neither intends to promote public interest, nor knows how much he is promoting it. ... He intends only his own gain and ... is led by an invisible hand to promote an end which was no part of his intention. ... By pursuing his own interest he frequently promotes that of society more effectually than when he really intends to promote it.“ (Adam Smith, 1776) Einführung 25 Grundprinzipien: Wechselbeziehungen individueller Entscheidungen Grundprinzip #9 Wenn Märkte nicht zu Effizienz führen, sind Wohlfahrtsteigerungen durch Staatseingriffe möglich. ■ Es existieren Situationen, in denen der Markt alleine kein effizientes Ergebnis liefert (Marktversagen). ■ Beispiele sind die Existenz von Marktmacht, Externalitäten, Informationsasymmetrien oder öffentliche Güter. ■ Bei Marktversagen kann die gesellschaftliche Wohlfahrt durch staatliche Interventionen erhöht werden. Einführung 26 Angebot und Nachfrage ■ Das Modell von Angebot und Nachfrage ist das grundlegendste Modell der Volkswirtschaftslehre. ■ Elemente ökonomischer Modelle ■ Verhaltensbeziehungen: Nachfragefunktion, Angebotsfunktion, Investitionsfunktion, etc. ■ Technische Beziehungen: Produktionsfunktion, Steuerfunktion, etc. ■ Definitionen: Bruttoinlandsprodukt, Zahlungsbilanz, gesamtwirtschaftliche Nachfrage, etc. ■ Gleichgewichtsbedingungen: Angebot = Nachfrage. ■ Endogene Variablen: werden vom Modell erklärt, exogene Variablen: werden außerhalb des Modells bestimmt. ■ Modellparameter: Variablen, die für ein bestimmtes Szenario konstant gehalten werden (Platzhalter für eine Zahl bei Spezifikation der funktionalen Form). Angebot und Nachfrage 27 Nachfrage und Nachfragemenge ■ Die nachgefragte Menge oder Nachfragemenge (Qd ) ist die Menge eines Gutes, welche Konsumenten bereit (und in der Lage sind) zu kaufen: Qd = Qd (P, I, Pj , Θ, Pde , Cd , Nd ). ■ Die zentralen Bestimmungsgrößen der Nachfrage sind: ■ der Preis des Gutes, d.h. der Ware oder der Dienstleistung (P ), ■ das (Netto-)Einkommen des Konsumenten (I), ■ die Preise anderer Güter, die mit der Nachfrage nach dem Gut in Beziehung stehen (Pj ), ■ Präferenzen der Konsumenten in diesem Markt (Θ), ■ die Erwartungen der Konsumenten bezügl. der künftigen Preisentwicklung des Gutes (Pde ), ■ Verbrauchervertrauen, generelle Zukunftserwartungen (Cd ), ■ die Anzahl der Konsumenten in diesem Markt (Nd ). Angebot und Nachfrage 28 Die (inverse) Nachfragefunktion P P0  P1  D Q0,d Q1,d Qd ■ Preisänderungen beim Gut ⇒ Bewegung entlang der Kurve. ■ Änderung einer anderen Bestimmungsgröße der Nachfrage ⇒ Verschiebung der Kurve (links/rechts). Angebot und Nachfrage 29 Nachfrage ■ Normale Güter: Die Nachfragemenge steigt mit dem Einkommen. Inferiore Güter: Die Nachfragemenge sinkt mit dem Einkommen. ■ Giffen-Güter: Die Nachfragemenge steigt mit dem Preis. ■ Substitutionsgüter: Ein Preisanstieg bei Gut 1 erhöht Nachfrage nach Gut 2. Komplementärgüter: Ein Preisanstieg bei Gut 1 reduziert Nachfrage nach Gut 2. Unabhängige Güter: Eine Preisänderung bei Gut 1 hat keinen (signifikanten) Effekt auf Nachfrage nach Gut 2. ■ Individuelle Nachfragefunktion eines einzelnen Konsumenten versus Marktnachfragefunktion, d.h die aggregierte Nachfrage aller Konsumenten. Angebot und Nachfrage 30 Angebot und Angebotsmenge ■ Die angebotene Menge oder Angebotsmenge (Qs ) ist die Menge eines Gutes, die innerhalb einer bestimmten Zeitspanne zum Verkauf angeboten wird: Qs = Qs (P, t, Pf , Pjs , A, Pse , Cs , Ns ). ■ Die zentralen Bestimmungsgrößen des Angebots sind: ■ ■ ■ ■ ■ ■ der Preis des Gutes, d.h. der Ware oder der Dienstleistung (P ), Steuern (t), die den Nettoerlös beeinflussen (z.B. Mengensteuer), die Preise der Produktionsfaktoren und Intermediärgüter (Pf ), die Preise anderer Güter, die mit der Produktion des Gutes in Beziehung stehen (Pjs ), der Stand der verfügbaren Produktionstechnologie (A), die Erwartungen der Produzenten bezüglich der künftigen Preisentwicklung der Ware (Pse ), ■ Produzentenvertrauen, generelle Zukunftserwartungen (Cs ), ■ die Anzahl der Produzenten in dem Markt (Ns ). Angebot und Nachfrage 31 Die (inverse) Angebotsfunktion P S  P1 P0  Q0,s Q1,s Qs ■ Preisänderungen beim Gut ⇒ Bewegung entlang der Kurve. ■ Änderung einer anderen Bestimmungsgröße des Angebots ⇒ Verschiebung der Kurve (oben/unten). Angebot und Nachfrage 32 Angebot ■ Technologie: Wissensstand bezüglich der Kombination von Ressourcen zur Produktion von Gütern. Sie bestimmt das Outputniveau für eine gegebene Menge an Inputs. ■ Substitutionsgüter der Produktion: Preisanstieg bei Gut 1 erhöht Angebot des (nunmehr höherpreisigen) Gutes 1 und reduziert das Angebot von Gut 2. Komplementärgüter der Produktion: Preisanstieg bei Gut 1 erhöht Angebot beider Güter. ■ Individuelles Angebot eines einzelnen Produzenten versus Marktangebotsfunktion, d.h. das aggregierte Angebot aller Produzenten. Angebot und Nachfrage 33 Der Markt ■ Markt: Ansammlung von Anbietern (Verkäufern) und Nachfragern (Käufern), die durch ihre tatsächlichen oder potentiellen Interaktionen den Preis eines Gutes bestimmen. ■ Das Ausmaß eines Marktes (Marktabgrenzung) kann geografisch und/oder durch die am Markt gehandelten Güter bestimmt werden . ■ Marktpreis: der auf einem Wettbewerbsmarkt vorherrschende Preis. ■ Reservationspreis: maximaler Preis, den ein Individuum für ein Gut zu zahlen bereit ist. ■ Arbitrage: risikoloser Gewinn durch Ausnutzung unterschiedlicher Preise für das gleiche Gut auf verschiedenen Märkten; führt tendenziell zu einer Angleichung der Preise. Angebot und Nachfrage 34 Marktformen Vollkommener Wettbewerb Monopolistischer Wettbewerb Oligopol Monopol Anzahl der Unternehmen viele viele wenige eines Eigenschaften der Güter homogen heterogen homogen/heterogen einzigartig Markteintrittsbarrieren keine keine einige viele Agrarprodukte Rohstoffe Finanzmärkte Devisenmarkt Romane, Filme Bio-Produkte Textilien Möbel Kraftfahrzeuge Luftfahrtindustrie Energie, Ölindustrie Konsolen, Telefonie Casinos, Glücksspiel Alkohol (Einzelhandel) Tabak (Einzelhandel) Öffentliche Versorgung Beispiele (Annäherungen) ■ Je mehr Unternehmen, je gleichartiger (substituierbarer) die Güter und je niedriger die Eintrittsbarrieren, umso höher die Wettbewerbsintensität. ■ Diese Marktformen sind Idealtypen, die in der Realität nur näherungsweise erfüllt sind. Daher ist die Abgrenzung zwischen einzelnen Marktformen nicht immer eindeutig. Zudem bestehen starke Unterschiede zwischen einzelnen Ländern und über die Zeit. Angebot und Nachfrage 35 Marktgleichgewicht (grafisch) P P* S  A D Q* ■ ■ Q P∗ Solange P ̸= wird es Nachfrager (Anbieter) geben, die einen Anreiz haben den Preis zu überbieten (unterbieten). In A entspricht das Angebot der Nachfrage und der Markt ist im Gleichgewicht, d.h. alle Nachfrager und Anbieter können ihre optimalen Pläne realisieren. Angebot und Nachfrage 36 Marktgleichgewicht (algebraisch) ■ ■ Es seien xd = (I, Pj , Θ, Pde , Cd , Nd ) und xs = (t, Pf , Pjs , A, Pse , Cs , Ns ) zwei Vektoren mit den Bestimmungsgrößen von Nachfrage bzw. Angebot (neben dem Preis P ). Dann gilt: Qd = Qd (P, xd ) (1) Qs = Qs (P, xs ) (2) Qs = Qd (3) Einsetzen von (1) und (2) in die Gleichgewichtsbedingung (3) liefert das Marktgleichgewicht: Q∗ = Q(xd , xs ) P ∗ = P (xd , xs ), wobei der Asterisk (*) Gleichgewichtswerte kennzeichnet. Angebot und Nachfrage 37 Anwendung: Markt für Mietwohnungen Modellannahmen ■ ■ ■ Identische Wohnungen, die sich nur durch ihre Lage unterscheiden. Wohnungen in der Innenstadt werden generell bevorzugt. Wohnungen im äußeren Ring sind zu einem exogen gegebenem Preis verfügbar. Fragen ■ ■ ■ ■ City of WU: Marktmodell für Mietwohnungen Angebot und Nachfrage Wie bildet sich der Preis der Innenstadtwohnungen? Wer bekommt die Innenstadtwohnungen? Wie unterscheidet sich das Ergebnis bei unterschiedlichen Marktformen? Komparative Statik (Wohnungsbau, Steuer auf Mieten, Wohnungsverkauf). 38 Anwendung: Markt für Mietwohnungen Ergebnis bei unterschiedlichen Marktformen P S  A Ergebnisse ■ ■ ■ ■ PM* PC* M  Szenarien C ■ ■ Pmax B  C . . . Wettbewerbsmarkt AC . . . Diskriminierendes Monopol M . . . Monopol B . . . Höchstpreis ■  Angebotsanstieg Mietsteuer Wohnungsverkauf D Q* Angebot und Nachfrage Q 39 Marktgleichgewicht: Komparative Statik Preis- und Mengeneffekte von Angebot- und Nachfrageschocks ■ Angebot ↑ Angebot ↔ Angebot ↓ Nachfrage ↑ Q∗ ↑, P ∗ ? Q∗ ↑, P ∗ ↑ Q∗ ?, P ∗ ↑ Nachfrage ↔ Q∗ ↑, P ∗ ↓ Q∗ ↔, P ∗ ↔ Q∗ ↓, P ∗ ↑ Nachfrage ↓ Q∗ ?, P ∗ ↓ Q∗ ↓, P ∗ ↓ Q∗ ↓, P ∗ ? Das Ausmaß der Effekte wird durch die Reaktion von Angebot und Nachfrage auf Preisänderungen bestimmt. Angebot und Nachfrage 40 Fall: Preisentwicklung von Reis, 2008 Preisentwicklung von Reis, USA, 2003-2011 Quelle: Krugman/Wells (2013, chapter 3). ■ Interaktion von Nachfrage und Angebot, Psychologie und Wirtschaftspolitik: wachsende Einkommen in China und Indien, Dürre in Australien, Reispest-Ausbruch in Vietnam, Reishortung durch Bauern, Panikkäufe von Konsumenten, Exportverbot von Indien. Angebot und Nachfrage 41 Fall: Energiepreisentwicklung seit 2020 Gaspreisentwicklung in Europa Quelle: Economist (2022b). ■ ■ Bereits 2021 deutlicher Preisanstieg infolge pandemiebedingt gesunkener Kapazitäten und Anziehen der Nachfrage durch wirtschaftliche Erholung, ungewöhnliche Wetterbedingungen. ■ 24.02.2022: Einmarsch Russlands in Ukraine, EU Sanktionen, Russland (Lieferant von 40% des europ. Gaskonsums) reduziert Angebot um 80%. ■ Zunehmende Unsicherheit (Nordstream-Pipeline), Panikkäufe, Ersatz durch (teures) Flüssiggas (Anstieg der LNG Importe der EU/UK von 1,8 Mrd. m3 in 2021 auf 3,0 Mrd. m3 in 2022). ■ Marginal Pricing. 08/2022-10/2022: Gaspreis fällt von 350 auf 150 EUR/MWh, milder Herbst-/Winterbeginn, wider Erwarten rasch aufgefüllte Gasspeicher, Nachfragerückgang, zunehmendes Flüssiggasangebot ... (Quellen: Heusaff et al., 2022; Economist 2021, 2022a,b). Angebot und Nachfrage 42 Fall: Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 Kursverfall des Euro gegenüber dem Schweizer Franken ■ ■ ■ ■ Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09, in der Folge Banken-, Schulden-, und Wirtschaftskrise in Eurozone, Vertrauensverlust, Flucht in Schweizer Franken (CHF). Kursverfall des EUR, SNB interventiert am Devisenmarkt; 06.09.2011: Mindestkurs von 1,20; fortgesetzter Interventionsbedarf, Akkumulation von EUR-Devisenreserven. 15.01.2015: Aufgabe des Mindestkurses, weiterer Interventionsbedarf, weitere Akkumulation von EUR-Devisenreserven. 2022: SNB-Rekordverlust (132,5 Mrd. CHF, 2/3 des Eigenkapitals, 17% des BIP), großteils aus Fremdwährungspositionen, 22% durch Wechselkursverluste. Wechselkurs [CHF/EUR] 1,80 EUR-Devisenreserven [Mrd. CHF] 10.12.2007: 1,680 CHF/EUR 06.09.2011: Einführung Mindestkurs von 1,20 400 15.01.2015: Aufgabe des Mindestkurses 350 1,60 300 1,40 250 1,20 08.03.2023: 0,993 CHF/EUR 10.08.2011: 1,041 CHF/EUR 150 1,00 100 16.01.2015: 1,0128 CHF/EUR 0,80 50 0,60 2002 0 2005 2008 2011 2014 2017 2020 2023 Quelle: EZB, SNB. Angebot und Nachfrage 200 43 Marktungleichgewicht P S  Pmin P* Pmax S D    D S D Q* ■ Q* Q Im Ungleichgewicht dominiert die „kürzere“ Marktseite, die gehandelte Menge wird kleiner. Angebot und Nachfrage 44 Messung von Angebots- und Nachfragereaktionen: Elastizitäten ■ ■ Elastizitäten messen die relative Änderung einer Variable infolge der relativen Änderung einer anderen Variable. ■ Preiselastizität der Nachfrage (des Angebots): εQ P ≡ ■ Einkommenselastizität: εQ I ≡ ■ Kreuzpreiselastizität: εQ Pj ≡ ∂Q P ∂P Q . ∂Q I ∂I Q . ∂Q Pj ∂Pj Q . Einteilung von (Nachfrage-)Funktionen und Spezialfälle: ■ |ε| < 1: inelastische Nachfrage, ■ |ε| > 1: elastische Nachfrage, ■ |ε| = 1: isoelastische Nachfrage, ■ |ε| = ∞: vollkommen elastische Nachfrage (horizontale Nachfragekurve), ■ |ε| = 0: vollkommen inelast. Nachfrage (vertikale Nachfragekurve). Angebot und Nachfrage 45 Die (inverse) Nachfragefunktion: Der lineare Fall P  P  P2  D  Q  Q 2 Qd ■ Konstante Reaktion der Nachfragemenge auf Preisänderungen ( ∂Q ∂P ). ■ Preiselastizität der Nachfrage (ε ≡ Angebot und Nachfrage ∂ ln Q ∂ ln P = ∂Q P ∂P Q ) variiert entlang der Nachfragekurve. 46 Die (inverse) Nachfragefunktion: Der log-lineare Fall P lnP D D Qd Qd ∂ ln Q ∂ ln P ). Preisänderungen ( ∂Q ∂P ) ■ Konstante Preiselastizität der Nachfrage (ε ≡ ■ Reaktion der Nachfragemenge auf Angebot und Nachfrage variiert entlang der Nachfragekurve. 47 Die Relevanz von Elastizitäten ■ Elastizitäten spielen eine wichtige Rolle für Marktergebnisse, die Effekte wirtschaftspolitischer Maßnahmen und Unternehmensstrategien, z.B.: ■ ■ ■ ■ Elastizitäten bestimmen die relativen Mengen- und Preiseffekte von Angebots- und Nachfrageschocks. Die Preiselastizität der Nachfrage beeinflusst die optimale Preispolitik bei unvollkommenem Wettbewerb. Elastizitäten bestimmen die optimale Höhe der Werbeausgaben. Nachfrage- und Angebotselastizität bestimmen den Effizienzverlust und die Inzidenz einer Mengensteuer. ■ Bestimmungsgrößen der Nachfrageelastizität: Verfügbarkeit von Substituten, Anteil an den Konsumausgaben, betrachteter Zeithorizont. ■ Bestimmungsgrößen der Angebotselastizität: Produktionskapazität und -flexibilität, Verfügbarkeit von Vorleistungen, betrachteter Zeithorizont. Angebot und Nachfrage 48 Evidenz: Durchschnittliche Elastizitäten unterschiedlicher Güter Preiselastizitäten Rindfleisch (faschiert) Rindfleisch (Steaks) Hühnerfleisch Schweinefleisch Obst Einkommenselastizitäten εQ P -1,01 -1,15 -0,30 -0,77 -3,02 εQ P Bier Wein Zigaretten Kleidung εQ I εQ I Rindfleisch (faschiert) Rindfleisch (Steaks) Hühnerfleisch Schweinefleisch -0,19 1,87 0,42 0,34 Kreuzpreiselastizitäten εQ P Steaks und Hühnerfleisch Bier und Wein 0,24 0,56 -0,2 -0,67 -0,51 -0,62 Kartoffeln Bier Wein -0,81 0,76 1,72 εQ P j j Margarine und Butter 1,53 Quelle: Zusammengestellt aus Thomas und Maurice (2020, ch. 6). Angebot und Nachfrage 49 Evidenz: Durchschnittliche Elastizitäten unterschiedlicher Güter Schätzungen der Preis- und Einkommenselastizität der Nachfrage Gut εP (offline) εP (online) εI -0,24 -0,25 -1,21 -0,26 -0,64 -2,28 -0,56 -0,70 -0,27 -0,78 -0,63 -0,66 -1,47 -0,82 -0,97 -2,58 -1,05 -0,98 -0,71 -1,07 5,49 5,73 2,00 1,04 2,03 1,92 1,29 0,16 0,96 0,32 Kaffeemaschinen Digitalkameras Flat-Screen TVs Bügeleisen Mikrowellenherd Notebooks Tragbarer Media Player Kühlschränke Staubsauger Waschmaschinen Quelle: Duch-Brown und Martens (2014). Angebot und Nachfrage 50 Elastizitäten: Kurze Frist und lange Frist Schätzung der Preis und Einkommenselastizität der Nachfrage Benzin εP εI Autos εP εI 1 2 -0,2 0,2 -0,3 0,4 1 2 -1,2 3 -0,9 2,3 Jahre nach Preisänderung 3 5 -0,4 0,5 -0,5 0,6 Jahre nach Preisänderung 3 5 -0,8 1,9 -0,6 1,4 10 -0,8 1 10 -0,4 1 Quelle: Pindyck/Rubinfeld (2018, Kap. 2). Angebot und Nachfrage 51 Marktgleichgewicht, komparative Statik und Elastizitäten: Der log-lineare Fall ■ Endogene Variablen: Nachfrage (Qd ), Angebot (Qs ), Preis (P ), exogene Variablen: „Nachfrageschocks“ (cd ), „Angebotsschocks“ (cs ), cd (cs ): +0,01 ⇒ Nachfrage (Angebot) steigt um 1%. Parameter: Betrag der Preiselastizität der Nachfrage (εd ) und des Angebots (εs ). ■ Verhaltensbeziehungen: ln Qd = cd − εd ln P ln Qs = cs + εs ln P Notation: qd ≡ ln Qd , qs ≡ ln Qs p ≡ ln P ■ Gleichgewichtsbedingung: qd = cd − εd p qs = cs + εs p Qs = Qd cs + ε s p = cd − ε d p Angebot und Nachfrage 52 Marktgleichgewicht, komparative Statik und Elastizitäten: Der log-lineare Fall ■ ■ Gleichgewicht: (ln P )∗ = p∗ = cd − cs εd + εs (ln Q)∗ = q ∗ = εd cs + εs cd εd + εs Preiseffekte von Nachfrageschocks (cd ) und Angebotsschocks (cs ): ∂p∗ 1 = ∂cd εd + εs ■ ∂p∗ 1 =− ∂cs εd + εs Mengeneffekte von Nachfrageschocks (cd ) und Angebotsschocks (cs ): ∂q ∗ εs = ∂cd εd + εs Angebot und Nachfrage ∂q ∗ εd = ∂cs εd + εs 53 Marktgleichgewicht, komparative Statik und Elastizitäten: Der log-lineare Fall ■ Der relative Preiseffekt eines Nachfrageschocks (cd ) ist betragsmäßig umso größer, ■ je kleiner die Preiselastizität der Nachfrage (εd ) und ■ je kleiner die Preiselastitizität des Angebots (εs ). ■ Das Gleiche gilt für den Preiseffekt eines Angebotsschocks (cs ). ■ Der relative Mengeneffekt eines Nachfrageschocks (cd ) ist umso größer, ■ ■ je kleiner die Preiselastizität der Nachfrage (εd ) und ■ je größer die Preiselastitizität des Angebots (εs ). Der relative Mengeneffekt eines Angebotsschocks (cd ) ist umso größer, ■ je größer die Preiselastitizität der Nachfrage (εd ) und ■ je kleiner die Preislastizität des Angebots (εs ). Angebot und Nachfrage 54 Fall: Immobilienpreisentwicklung in New York und Houston, 1977- Einwohner- und Immobilienpreisentwicklung, New York vs. Houston, 1977Quelle: Goolsbee/Levitt/Syverson(2019, ch. 2). ■ Trotz Verdoppelung der Einwohnerzahl sind die Immobilienpreise in Houston im Vergleich zu New York nur gering gestiegen. Angebot und Nachfrage 55 Anwendung: Angebot und Nachfrage P S0 S1 P0* P1*  A0  A1 D Q0* Q1* Q Angebotsschock bei inelastischer Nachfrage ■ Bei inelastischer Nachfrage können positive Angebotsschocks zu einem Umsatzrückgang bzw. negative Angebotsschocks zu einem Umsatzsanstieg führen. ■ Beispiele: Bekämpfung von Drogen, Rekordernten. Angebot und Nachfrage 56 Literatur (Basislehrbücher) Mikroökonomik ■ ■ ■ ■ Goolsbee, A., Levitt, S.D. und Syverson, C. (2019). Microeconomics (Third edition.). New York, NY: Macmillan International Higher Education. Goolsbee, A., Levitt, S.D. und Syverson, C. (2014). Mikroökonomik (Dt. Lizenzausg.). Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Pindyck, R.S. und Rubinfeld, D.L. (2018). Microeconomics (Ninth edition). Harlow, England: Pearson. Pindyck, R.S. und Rubinfeld, D.L. (2018). Mikroökonomie (9., aktualisierte Auflage.). Hallbergmoos: Pearson. Thomas, C.R. und Maurice, S.C. (2020). Managerial Economics: Foundations of Business Analysis and Strategy. (Thirteenth edition, international student edition). New York, NY: McGraw-Hill. Varian, H. (2014). Intermediate Microeconomics: A Modern Approach (9th edtion). New York, NY: Norton. Varian, H. (2016). Grundzüge der Mikroökonomik. (9. Auflage). Berlin: De Gruyter Oldenbourg. Makroökonomik ■ Blanchard, O. (2021). Macroeconomics (Eight edition, global edition). Harlow, England: Pearson. Blanchard, O. (2021). Makroökonomie. (Illing, G., Hrsg.) (8., aktualisierte Auflage). München: Pearson. Mikro- und Makroökonomik ■ ■ ■ Mankiw, N.G. und Taylor, M.P. (2020). Economics (Fifth edition.). Andover, Hampshire: Cengage. Mankiw, N.G. und Taylor, M.P. (2021). Grundzüge der Volkswirtschaftslehre (8., überarbeitete Auflage). Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag. Krugman, P.R. und Wells, R. (2021). Economics (Sixth edition). New York, NY: Macmillan International Higher Education. Krugman, P.R. und Wells, R. (2017). Volkswirtschaftslehre (2., überarbeitete Auflage). Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag. 57 Mankiw, N. G. (2021). Principles of Economics (Ninth edition.). Boston, MA: Cengage. Weitere Literatur ■ Duch-Brown, N. und Martens, B. (2014). Consumer Benefits from the EU Digital Single Market: Evidence from Household Appliances Markets. Digital Economy Working Paper 2014/03. European Commission, Joint Research Centre, Institute for Prospective Technological Studies. ■ Economist (2021). Natural gas prices are spiking around the world. Ausgabe vom 21.09.2021. https://www.economist.com/finance-and-economics/ natural-gas-prices-are-spiking-around-the-world/21804953 ■ Economist (2022a). Europe’s energy crisis is very far from over. Ausgabe vom 30.10.2022. https://www.economist.com/finance-and-economics/2022/10/30/ europes-energy-crisis-is-very-far-from-over ■ Economist (2022b). Mild autumn weather has sent European gas prices plummeting. Ausgabe vom 08.11.2022. https://www.economist.com/graphic-detail/2022/11/03/ mild-autumn-weather-has-sent-european-gas-prices-plummeting ■ Hamermesh, D. (2020). Economics is Everywhere. New York: Macmillan Learning. ■ Heusaff, C., Tagliapietra, S., Zachmann, G. und Zettelmeyer, J. (2022). An assessment of Europe’s options to reduce energy prices. Policy Contribution 17/2022, Bruegel. https://phpstack-765020-2596826.cloudwaysapps.com/sites/default/files/2022-09/ PC%2017%202022.pdf ■ Machlup, F. (1958). Equilibrium and disequilibrium: misplaced concreteness and disguised politics. The Economic Journal, 68(269), S. 1-24. 58 Weitere Literatur ■ Ricardo, D. (1817). On the Principles of Political Economy, and Taxation. London: Murray. https://www.gutenberg.org/ebooks/33310 ■ Robbins, L. (1935). An Essay on the Nature and Significance of Economic Science. London: MacMillan and Co. https://milescorak.files.wordpress.com/2020/02/ robbins-essay-nature-significance-economic-science.pdf ■ Schumpeter, J.A. (1954). History of Economic Analysis. New York, NY: Oxford University Press. http://digamo.free.fr/schumphea.pdf ■ Smith, A. An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations. Edited by Sálvio M. Soares. MetaLibri, 2007, v.1.0p. http://www.ibiblio.org/ml/libri/s/SmithA_WealthNations_p.pdf ■ Sowell, T. (2015). Basic Economics: A Common Sense Guide to the Economy. 5th Edition. Basic Books: New York. (1st Edition: 2000) 59

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