Gestalten mit Papier/Collage PDF

Summary

Dieses Dokument bietet eine Einführung in die Collage-Technik und gibt Tipps und Ideen zur Gestaltung von Collagen mit Kindern. Die Collage ist ein kreatives Verfahren zum Zusammenfügen von verschiedenen Materialien und bietet eine Möglichkeit, die emotionale, soziale und kognitive Entwicklung von Kindern zu fördern. Es werden unterschiedliche Gestaltungsansätze vorgestellt, und die Collagetechnik wird als vielseitiges Werkzeug für Kinder in verschiedenen Altersgruppen dargestellt.

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DD GESTALTEN MIT PAPIER / COLLAGE Der Begriff Collage leitet sich von dem französischen Wort coller = kleben ab. Collagen sind Bilder, die aus geklebten Materialien bestehen und oft zusätzlich malerisch bearbeitet werden. Verschiedene Elemente werden zu einem neuen Ganzen zusammengeklebt. Schon fr...

DD GESTALTEN MIT PAPIER / COLLAGE Der Begriff Collage leitet sich von dem französischen Wort coller = kleben ab. Collagen sind Bilder, die aus geklebten Materialien bestehen und oft zusätzlich malerisch bearbeitet werden. Verschiedene Elemente werden zu einem neuen Ganzen zusammengeklebt. Schon frühere Naturvölker stellten Klebebilder aus Naturmaterialien her. Die Technik der Collage entwickelte sich im 20. Jahrhundert zur eigenen Kunsttechnik, angeregt durch die kubistischen Arbeiten von George Braque (1886-1963) und Pablo Picasso (1882-1973), in denen Alltagsfragmente wie Zeitungsausschnitte, Plakatfetzen oder Fahrscheine verarbeitet wurden. Die Arbeiten der beiden Künstler provozierten einen veränderten Blick auf die Wirklichkeit und Collagen wurden als neues bildnerisches Darstellungsmittel anerkannt. Farben und Formen bekamen eine eigenständige Bedeutung in den Werken und waren nicht mehr nur an die Abbildung der Realität gebunden. Weitere Anwendung findet die Collagetechnik in der Assemblage, die das Einkleben verschiedener Materialien in ein Bild beschreibt, bei dem dann eine reliefartige Oberfläche entsteht und der Materialcollage oder Objektkunst, bei der dreidimensionale Gestaltungen mit meist gebrauchten Materialien und Fundstücken verwendet werden. Collagen zu gestalten ist ein leicht zugängliches Angebot, da bei der Verwendung bereits bestehender Bilder oder Objekte leicht ein Erfolgserlebnis eintritt. Auch gehemmte Kinder, die sich beim Malen/ Bauen wenig zutrauen, finden zu diesem Angebot meist einen Zugang. Schon kleine Kinder können Papiere reißen und kleben. Das Gestalten von Collagen ist daher für alle Altersgruppen geeignet. Kreatives Gestalten für Kinder unter drei Jahren Die Collagetechnik eignet sich für die kleinen Kinder wunderbar. Als Klebstoff bieten Sie am besten Kleister an. Er ist nicht gesundheitsschädlich und ermöglicht den Kindern sehr sinnliche Erfahrungen. Der Kleister kann mit den Fingern oder einem dicken Borstenpinsel aufgetragen werden. Eventuell wollen die kleinen Kinder längere Zeit nur das Material Kleister kennenlernen und experimentieren mit dessen Konsistenz, Masse und Eigenschaften. Lassen Sie gerade den Kleinen die Zeit und den Raum für diese Forschungen in ihrem Selbstbildungsprozess. Feinmotorisch ist es eine große Herausforderung für Kinder unter drei Jahren, Papier selbst zu reißen, da diese Tätigkeit erfordert, dass zwei gegenläufige Handbewegungen ausgeführt werden. Einfacher ist es, aus einem Katalog Papierstücke herauszureißen. Mit etwa 2,5 Jahren handhaben Kinder Scheren schon so gut, dass sie selbstständig schnipseln und schneiden können. Diese eigenständig geschnittenen Teile werden liebevoll auf unterschiedlichen Gründen kombiniert und geklebt. Die Schnipsel wirken oft wie ein Mosaik aus leuchtenden Papieren. Mit transparenten Papieren und bunten Folien auf Prospekthüllen oder Abdeckfolie entstehen transparente Collagen. Sehr einladend und kreativ ist eine Materialcollage. Hier können die Kinder am besten aus einem großen Fundus an verschiedenen Materialien auswählen und eine Arbeit einfach gestalten. Dabei wird es sehr viel um die verschiedenen Formen, Farben und Eigenschaften der eingeklebten Materialien gehen. Thematisch können Sie sehr konkrete Alltagserlebnisse für eine Collagetechnik anbieten: z. B. die Früh-Stücks Verpackungen, Materialien vom Besuch auf dem Bauernhof (Heu, Stroh, Eierschalen) oder verschiedene Steinchen und Hölzchen vom Spaziergang. Das ermöglicht den Kindern immer wieder, ganz direkt ihre Erfahrungen aus dem Umfeld zu verarbeiten. Alltagsmaterialien wie Tetrapack, Papierrollen und Schachteln dreidimensional zusammenzukleben zu einem großen Objekt fördert das Raumwahrnehmungsgefühl der Kinder. Das Arbeiten mit der Collagetechnik bietet viele Entwicklungsanregungen: Entwicklungsanregungen sind gezielte Impulse oder Aktivitäten, die die körperliche, geistige, soziale und emotionale Entwicklung von Kindern fördern. Diese Anregungen helfen dabei, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entwickeln und zu stärken, indem sie Herausforderungen bieten, die auf das aktuelle Entwicklungsniveau abgestimmt sind. o Suchen, Sammeln, Differenzieren: Aktivität Durch das Suchen und Sammeln werden Erfahrungen gesammelt, die das Differenzieren von Dingen erleichtern. o Vielseitiges Materialangebot: Impuls Ausprobieren wie sich etwas durch Zerlegen, Konstruieren, Zusammenfügen und Kombinieren verändern kann. o Neue Sinnzusammenhänge: Aktivität Etwas (Bilder, Material, Text) aus alten Bedeutungen und Zusammenhängen lösen und neue Sinnzusammenhänge bilden. o Verfremdung: Aktivität Verfremden von Vertrautem und gleichzeitig wieder vertraut machen durch den eigenständig gesteuerten Gestaltungsprozess o Ästhetische Bildung: Impuls Kinder werden angeregt, die ästhetische Dimension von Bildern oder Gegenständen zu erkennen. Sie schärfen ihren Blick für Formen, Farben und Strukturen und Eigenschaften von verwendetem Material. o Entdeckung neuer Blickwinkel: Impuls Die Auseinandersetzung mit Fremdem und das Finden neuer Blickwinkel wird angeregt. o Kreatives Denken: Impuls Alltagsgegenstände ihrer Funktion/Zweck entheben und ihnen durch neue Kombination eine andere Funktion geben (Materialcollage). o Eigener Gestaltungswert: Aktivität Formen und Farben von Gegenständen lösen und ihnen einen eigenständigen Gestaltungswert geben. o Förderung der Wahrnehmung: Aktivität Raumwahrnehmung (bedeutet, zu erkennen, wo sich Dinge im Raum befinden und wie sie im Verhältnis zum eigenen Körper stehen. Das hilft, Entfernungen und Richtungen zu verstehen, z.B. ob ein Objekt nah oder weit entfernt ist) und Figur- und Grundwahrnehmung (bedeutet, ein Objekt von seinem Hintergrund zu unterscheiden, wie z.B. eine Blume in einem gemusterten Feld zu erkennen. o Selbstbildungsprozess: Impuls Sinnliche Erfahrungen, Raum und Zeit für intensives Kennenlernen und Experimentieren mit Material (Papier, Kleister) ermöglicht Selbstbildung. o Handmotorik: Aktivität Die Handmotorik wird durch das Reißen und Schneiden wird gefördert. o Alltagserlebnisse und Alltagsmaterialien: Impuls Konkrete Themen und Materialien ermöglichen Kindern immer wieder, ganz direkt ihre Erfahrungen aus dem Umfeld zu verarbeiten. Papiercollage Verschiedenste Papiere mit unterschiedlichen Oberflächen, bedruckt, farblos oder geprägt, laden zum spielerischen Formen- und Farbenspiel ein. Spannungsbezüge und Dynamik einer Collage entstehen aus inhaltlichen oder auch bildnerischen Kombinationen, aus der Streuung und Bündelung von Formen und Farben. Material Zeitschriften, Fundus mit Papiersorten mit unterschiedlicher Struktur und Farbe, Kleber, Papier zum Aufkleben, Stifte und Malmaterial zum Weitergestalten. Ideen für die gestalterische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Fensterbild: Transparentpapierschnipsel auf die Fensterscheibe geklebt lassen zarte Lichtbilder scheinen. Sie müssen keine gegenständlichen Motive ergeben. Dies ist insbesondere für die Weihnachtszeit eine passende Arbeit. Stadtcollage: Kindergartenkinder lassen aus vielen gemalten und gezeichneten Häusern eine gemeinsame Stadtcollage entstehen. Gemüsegesicht: Ältere Kinder kombinieren aus Schnipseln ein Gesicht. Eine witzige Anregung können die Bilder von Giuseppe Arcimboldo (1526-1593) sein, der nur Obst und Gemüse für seine Porträts verwendete. Aus getrockneten Blättern kann sogar eine lebensgroße Figur in Gruppenarbeit geklebt werden. Buchstabensalat: Zum Verständnis von Schriftzeichen bieten sich Collagen mit dem Thema »Buch-staben« an. Mundcollage: Die Kinder schneiden aus Zeitschriften einen großen Mund aus, kleben ihn auf weißes Papier und malen zu dem Mund Gesichter und Figuren. Ebenso witzig kann dies mit anderen Körperteilen gemacht werden. Kunstschlange: Die Kinder kleben in die Kunstwerke alter Künstler (Farbkopien) eine selbst gemalte Schlange ein. Auf die Weise beschäftigen sich die Kinder nicht nur mit der Collagetechnik, sondern lernen auch alte Kunstwerke und Künstler kennen. Stadtansichten: Ältere Kinder oder Jugendliche gestalten Collagen zu kritischen Themen aus den Bereichen Umwelt, Gewalt oder Politik. Stadtansichten lassen sich mit witzigen kleinen »Einlagen« verändern.

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