Arbeitsblatt BiB Farbgebung PDF

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architecture color theory building design historical architecture

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This document discusses the significance of color in architecture, highlighting its importance as a vital aspect of building design. It examines the historical use of colour and materials, contrasting traditional techniques with modern applications. The text advocates a thoughtful and sensitive approach when using color in architectural projects, emphasizing the importance of studying existing examples as a valuable learning resource.

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Name: Datum: FBT 2 Farbgebung BiB Bauen im Bestand Farbgebung und Anstrichtec...

Name: Datum: FBT 2 Farbgebung BiB Bauen im Bestand Farbgebung und Anstrichtechnik (Die Bedeutung der Farbe am Haus) Situation: Auf keinem anderen Gebiet der Architektur wird so leichtfertig produziert, vertrieben und bedenkenlos konsumiert. Oft wissen Maler und Planer nicht mehr, aus was sich die Anstrichmittel und Pigmente zusammensetzen, die zur Anwendung kommen sollen. Wie in vielen anderen Gebieten bestimmt auch hier das industrielle Angebot weitgehend das Verhalten der Verbraucher und nicht mehr der echte Bedarf auf dem Markt. Das material- und farbbewusste Entwerfen ist nahezu ganz aus den Lehrplänen der Hochschulen bzw. Fachschule verschwunden. Maler sind nur noch mit Widerwillen bereit und nicht selten gar nicht mehr in der Lage am Bau individuell Farben zu mischen und Farbmuster aufzubringen. Seit dem zweiten Weltkrieg sind die über Jahrhunderte entwickelten Rezepte der Zubereitung von Anstrichmitteln und Pigmenten sowie der Behandlung des Untergrundes immer mehr verloren gegangen. Bis vor einigen Jahren versanken unsere Ortschaften in einer diffusen grauen Farblosigkeit oder sind zum Teil noch immer darin versunken. Das Bewusstsein für die Farbe am Bau fehlte. Die Wende brachte die Hippiebewegung der 60’er Jahre. Diese erhob die Farbe zum Protestsymbol. Hierdurch wurde ein neues Farbbewusstsein geweckt, das sich in vielen Bereichen durchsetzte. Man tobte sich in grellen Farben aus, bemalte Brandwände oder malte fehlende Architekturdetails auf. Jeder der sich etwas bemüht sollte eigentlich in der Lage sein, eine Empfindsamkeit für Farbe und differenzierte Farbkompositionen zu entwickeln. Denn die Sensibilität für Farbe ist schulbar. Im Übrigen gibt es auf dem Gebiet der Farbgebung Regeln, die hilfreich sind. „Farbe ist nicht nur Beiwerk, sondern ein wichtiger Bestandteil der Architektur.“ Remagen, St. Apollinaris: Kreuzrippengewölbe, 1839-43, Neugotischer Stil Seite 1 von 7 Name: Datum: FBT 2 Farbgebung BiB Bauen im Bestand Farbe und Befund: Altbauten und vor allem historische Bauten sind die besten Lehrstücke für die Entwicklung eines differenzierten Farbempfindens in der Architektur. Alte Bau- und Malermeister kannten noch die vielfältigen Techniken und Künste der Malerei. Meist wurden Bindemittel, Füllstoffe, Pigmente und Zutaten der pflanzlichen, tierischen und mineralischen Umgebung entnommen. Kalk, Jauche, Molke, Quark, Käse, Ruß, Blutserum, pflanzliche und mineralische Pigmente, pflanzliche Öle, natürliche Wachse sind nur einige Beispiele von vielen. Materialien und Farbe wie Marmor, Gold, Ultramarin, Purpur etc., die nicht am Ort vorgefunden wurden, waren äußerst teuer und wurden nur für gehobene Zwecke verwendet. Viele Techniken und Rezepte lassen sich auch heute noch mit örtlichen Materialien und alten Rezepten preiswert anwenden, wie etwas Kalk als Mörtel und Anstrich oder Bienenwachs und Leinöl als Holzlasur. Diese Materialien haben in der Regel eine lebendigere Farbigkeit als moderne, meist kunststoffgebundene Anstriche. Material, Farbe und Gestalt des Hauses bildeten früher eine Einheit. Es empfiehlt sich daher zuerst einmal den Farbbefund und die Technik des Auftrages sorgfältig freizulegen und zu sichern. Eine eigene, neue Farbgebung sollte im Denkmalbereich die Ausnahme sein und nur dann entwickelt werden, wenn entweder kein Befund erzielt werden kann oder der Befund schlecht ist, was selten vorkommt. Die Farbe des Bauwerkes soll dessen Architektur dienen und sie erhöhen, nie Selbstzweck des Herausstellens sein. „Mit der falschen Farbe bekommt man den schönsten Entwurf verhunzt.“ Bauteile sollen sich gegeneinander absetzen, aber nicht einander trenne. Sie sollten in die bauliche und landschaftliche Umgebung in Material und Farbe eingebunden sein. Man sollte eine Farbharmonie verwandter Farbtöne verwenden. Clausthal, Marktkirche: Die Azurit-Fassung der Clausthaler Marktkirche zum Heiligen Geist aus dem 17. Jahrhundert wurde im Rahmen der Sanierung 2013 rekonstruiert. Seite 2 von 7 Name: Datum: FBT 2 Farbgebung BiB Bauen im Bestand Farbe und Natur: Früher wurden aus Kostengründen die Materialien und Farben der örtlichen Umgebung entnommen. Schon alleine aus diesem Grund ergab sich daraus die Einbettung von alten Bauwerken in die Landschaft. Schiltach, BW: Ortschaft, Farbgebung und Landschaft gehen ineinander über Da die Farben die Eigenschaft haben, bei bedecktem Himmel und Regen mehr zu leuchten und in der Sonne stark aufzuhellen, wächst die Farbfreudigkeit, je weiter man in den sonnenärmeren Norden gelangt. Die meisten heutigen Gebäude sind sehr hell gestrichen (z.B. Industrieweiß ohne farbigen Pigmentzusatz) oder in ihrer Buntheit zu aufdringlich. So ein Weiß, wie es heute Verwendung findet, stand früher nicht zur Verfügung, denn die Kalke waren je nach Vorkommen gelblich, bräunlich, rötlich – in ihren Grundfarben natürlich abgetönt. Zu dunkle Farbtöne sollte man vermeiden, denn sie zeigen natürlich ein anderes thermisches Verhalten, welches zu Spannungen im Putzuntergrund und schlimmstenfalls zu Rissen in der Fassade führt (besonders bei WDVS). Die Natur ist der beste Lehrer für Farbe. Beleuchtung, Helligkeit, Sonne, Schatten etc. bringen Bewegung in das Statische der Gebäude. Bei solch unterschiedlichen Randbedingungen verändert sich der Farbton auf einer Wand ständig. Seite 3 von 7 Name: Datum: FBT 2 Farbgebung BiB Bauen im Bestand Farbe und Untergrund: Altbauten haben meist keine ebenen Wandflächen. Vor allem bei Bruchsteinmauerwerk und Fachwerk sind die Oberflächen des Putzes den Unebenheiten des Untergrundes angepasst worden. Es sollte darum niemals das Ziel sein, die Oberflächen des Putzes als eine technisch glatte Fläche herzustellen, sondern immer eine handwerklich geformte und damit lebendige Oberfläche zu erhalten. Innen- und Außendämmungen bringen oft schon von der Verarbeitung her eine zu glatte Oberfläche mit sich, weil die dabei verwendeten Putze und die dazugehörigen Armierungen sehr dünn aufgetragen werden. Sandsteinsockel mit dichtem, filmbildenden Anstrich – nicht fachgerecht! Grundsätze und Regeln: Es sollte versucht werden, handwerkliche und formale Fehler zu vermeiden. Es gibt Regeln, die von alters her als ungeschriebene Gesetze für Alle gelten, die sich in der Kunst der Farbgebung auskennen. - Bestandsaufnahme der verwendeten Materialien und der natürlichen Farben des Bauwerks - Einbeziehen des Bauwerks in das farbige Ensemble der Nachbarschaft - Alle Untergründe für Anstriche in Konstruktion und Material vor dem Anstrich ausbessern, reinigen und evtl. Schadensursachen entfernen. - Farbproben im Schatten und in der Sonne betrachten. Die größte Intensität haben Farben im Regen, die geringste bei Sonneneinstrahlung. - Fertigen von Farbmustern an allen Bauteilen. Dies möglichst an einer Stelle, wo viele Bauteile zusammenkommen (Wand, Gesimse, Lisenen, Fenster, Türen etc.). - Farbproben gewissenhaft überprüfen, am besten mit genügend Abstand zum Gebäude, um die Wirkung im Ensemble und in der Umgebung abzuschätzen. - Farbproben nie zu kleinflächig aufbringen, um zu kräftige Farben zu meiden. - Aufgrund des Farbbefundes die Entscheidung für die anzuwendenden Materialien fällen. - Beim Anstrich auf das Detail achten, vor allem bei Anschlüssen und Materialwechsel. - Das Farbkonzept muss für alle Bauteile stehen, bevor man sich für eine Farbe im Einzelnen entscheidet bzw. dies aufbringt. - Man sollte sich zuerst immer ein Bild des ursprünglichen Farbkonzeptes machen, bevor man sich zu einem neuen entschließt. Seite 4 von 7 Name: Datum: FBT 2 Farbgebung BiB Bauen im Bestand Farb- und Materialwechsel: Ein Farbwechsel sollte in der Regel auch ein Materialwechsel sein. Wechselt man die Farbe der Wandflächen dennoch an einem Gebäudeteil, so sollte dies immer an einer Gebäudeinnenecke geschehen. Ein Farbwechsel an der Außenecke hebt die Architektur optisch auf und zerstört die Ansicht. Burgkunstadt, Marktplatz: unterschiedliche Materialien – unterschiedliche Farben Farbwechsel an Werksteinteilen: Der Farbwechsel an Gewänden oder Gesimsen wird nicht genau an der Innenecke vorgenommen, weil der Anschluss an den Putz nie genau eine gerade Linie darstellt, sondern oftmals große Unebenheiten aufweist. Das menschliche Auge ist für solche Ungenauigkeiten sehr empfindlich. Folgendes kann Abhilfe schaffen: Man bringt je nach optischer Höhe und Entfernung des Gesimses freihändig 1-3cm starke, sogenannte „Begleitstriche im Farbton des Gesimses auf die Putzfläche auf. Begleitstriche, Farbkanten etc. sollten nie mit der Wasserwaage, sondern mit dem Augenmaß aufgetragen werden. Denn lotrecht oder waagrecht gezogene Striche unter einem schiefen Gesims wirken eben auch schief! Bei dieser Arbeit sollte man immer zwischendurch mit einigem Abstand das Ergebnis auf die Wirkung überprüfen. Seite 5 von 7 Name: Datum: FBT 2 Farbgebung BiB Bauen im Bestand Eckquaderung: Eckquaderungen treten verzahnt oder durchlaufend lisenenartig auf. Der Putz wird bündig herangezogen. Steht die Quaderung heraus, besteht sie in der Regel aus gleichmäßigen Vor- und Rücksprüngen. Es gibt aber auch die wilde Verzahnung, in dem die Steine mit einer ungleichmäßigen Länge eingebaut wurden, wie sie aus dem Steinbruch kamen. Es war früher allerdings auch durchaus üblich, eine Eckquaderung aufzumalen, um so das Gebäude optisch aufzuwerten. Burgkunstadt, Gaststätte „Rösla“: Quaderung aus Sandstein Aufgemalte „Eckquaderung“ mit falsch gezogener Fuge Fugen und Ritzer: Fugen von Werksteinbauten werden oft ausgemalt. Wenn sie auch häufig nicht dem originalen Gefüge entsprechen, sollen sie doch zumindest die Mauerfuge wiedergeben oder imitieren. Im Gegensatz dazu hat der sogenannte Ritzer mehr eine dekorative Aufgabe. Er wird im Zusammenhang mit einem Begleitstrich zu Werkstein oder Fachwerk als farbiger, meist dunkler Strich angebracht, um die Plastizität zu erhöhen oder einen Schattenwurf anzutäuschen. Fachwerk mit grauem Begleitstrich und braunem Ritzer Seite 6 von 7 Name: Datum: FBT 2 Farbgebung BiB Bauen im Bestand Fachwerk: Fachwerk war im Allgemeinen regional viel farbfreudiger als heute angenommen. Gefache und Balkenwerk waren so aufeinander abgestimmt, dass ein harmonisches Miteinander der Farbigkeit entstand und nicht mehr nur die oft anzutreffende Hell-Dunkel-Kombination. Der Anstrich auf den Putzflächen war Kalk in den vorgegebenen hellen Ocker-, Umbra-, Terrakotta-, und Gelbtönen oder mit Erdfarben pigmentiert. Im Inneren des Gebäudes wurde durch Zusatz von Molke oder Quark die Farbe wischfest gemacht. Die oftmals dunkelgrauen Ritzer fertigte man aus mit Ruß eingefärbtem Kalk, den man dünn auftrug. Regional wurden die Gefache auch prächtig mit Ornamenten ausgemalt, mit bildlichen Darstellungen in Freskotechnik (Farbe im feuchten Untergrund) oder als Kratzputz ausgeführt. Das eigentliche Fachwerk, also die Holzteile an sich, wurden regional sehr unterschiedlich behandelt. Die häufigsten Farben waren Miltenberg, Hotel „Schmuckkästchen“ Braun bis Dunkelbraun und Rot. Es ist ein Irrtum, dass Ochsenblut für den Anstrich des Holzes verwendet wurde. Hierbei handelt es sich um eine Flüssigkeit, die sich über abgestandenem Blut absondert und als Bindemittel für Pigmente geeignet ist (Blutserum). Aber auch Olivgrün und andere Farben, z.B. Kalkweiß (vor allem in Norddeutschland) gegen das Rot der Mauerziegel wurden als Farben für das Holz verwendet. In jedem Fall sind für Fachwerkfelder wie auch bei normalem Mauerwerk möglichst diffusionsfähige Materialien zu verwenden. Seite 7 von 7

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