Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht (WiSe 2024-25) PDF
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Universität Münster
2024
Nadine Riedel
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These lecture notes provide a summary of the concepts of supply, demand, and market equilibrium, focusing on the behavior of consumers and providers in competitive markets. Detailed explanations are provided through examples and graphs.
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Vorlesung 2 Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht Prof. Dr. Nadine Riedel WiSe 2024-25 Inhaltsverzeichnis 1. Märkte und Wettbewerb 2. Nachfrageverhalten 3. Anbieterverhalten 4. Marktgleichgewicht Literatur. Acemoglu, Laibson and List (2016): Economics, Kap. 4....
Vorlesung 2 Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht Prof. Dr. Nadine Riedel WiSe 2024-25 Inhaltsverzeichnis 1. Märkte und Wettbewerb 2. Nachfrageverhalten 3. Anbieterverhalten 4. Marktgleichgewicht Literatur. Acemoglu, Laibson and List (2016): Economics, Kap. 4. Mankiw and Taylor (2014): Economics, Kap. 4. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 1 / 42 1. Märkte und Wettbewerb 1.1 Märkte Definition. Ein Markt besteht aus einer Gruppe von Käufern und Anbietern eines spezifischen Gutes, sowie den Regeln und Bedingungen des Handels. Beispiele. Rohsto!- (z.B. Getreide, Soja) und Finanzmärkte. Der Markt für Uber-Fahrten. Der Markt für Lebensmittel, Autos,... Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 2 / 42 1.2 Wettbewerbsmärkte In diesem Kapitel untersuchen wir Wettbewerbsmärkte. Definition. In einem perfekten Wettbewerbsmarkt 1. sind alle verfügbaren Güter identisch (synonym: homogen), sodass die Käufer ceteris paribus keine Präferenz für einen Anbieter haben; 2. ist die Zahl der Käufer und Anbieter so groß, dass kein einzelner Käufer oder Anbieter den Marktpreis beeinflussen kann; => Monopol 3. hängt der Preis weder von der Identität des Käufers noch von der Menge ab, die ein Käufer nachfragt (schließt Mengenrabatte und Rabatte für bestimmte Gruppen z.B. Studenten, aus); keine Preisdiskriminierung 4. verfügen alle Marktteilnehmer über die gleichen Informationen. Infos emetrischen > Mansparenz - Beispiele. Rohsto!märkte Der Markt für Uber-Fahrten. Der Markt für bestimmte Artikel bei Amazon. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 3 / 42 2. Nachfrageverhalten 2.1 Nachfragekurven Käuferseite Definition. Die individuelle Nachfrage, Qid , für ein Gut ist die Menge, die der & endogene Variable Käufer i optimalerweise nachfragt. Wir teilen die Faktoren, die die individuelle Nachfrage beeinflussen in zwei Kategorien ein: Centrale Determinante 1. Der Preis P des Gutes. 2. Andere Faktoren wie Einkommen, die Preise anderer Güter,... Definition. Die individuelle Nachfragekurve isoliert den Einfluss der ersten Kategorie auf die Nachfrage. Sie stellt die individuelle Nachfrage als eine Funktion des Preises P dar, wobei alle anderen Einflussfaktoren konstant gehalten werden. Anmerkung. Die individuelle Nachfragekurve stellt also den kausalen E!ekt des Preises P auf die nachgefragte Menge dar. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 4 / 42 2 Nachfrageverhalten 2.1 Nachfragekurven Um die Nachfragekurve herzuleiten, benötigt man etwas mehr Struktur. Annahme. Der Konsument kann sein Einkommen m für das Gut oder alternativ verwenden. Nutzen Der Konsument zieht einen Nutzen von v (q) aus q Einheiten des Gutes und einen ↓ Finge Nutzen von 1 für jeden e, der für die alternative Verwendung ausgegeben wird: Preis Einkommen merge → Gesamtnutzen = v (q) + m↑P ·q. ! "# $ Nutzen aus alternativer Verwendung Anmerkung. Die Nachfrage Qid ist der Wert von q, der den Gesamtnutzen maximiert. Annahme. Der Nutzen aus dem Konsum des Gutes hat die folgenden Eigenschaften: mehr ich konsumiere 1. v (0) < v (1) < v (2) <... (mehr ist besser) je desto besser 2. v (1) ↑ v (0) > v (2) ↑ v (1) > v (3) ↑ v (2)... (abnehmender Grenznutzen) erstes Produkt nutzlicher/wohlbefindende ab die weiteren Produkte Frage. Sind diese Annahmen plausibel? Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 5 / 42 2 Nachfrageverhalten 2.1 Nachfragekurven Es gibt zwei Möglichkeiten, die optimale Nachfragemenge zu bestimmen. ( ( Vergleiche absolute Nutzenwerte durch das Einsetzen von verschiedenen Werten für q in die Gesamtnutzenfunktion und bestimme den maximalen Wert der Funktion. → umständlich wenn q viele verschiedene Werte annehmen kann. Wir nutzen die Marginalanalyse, d.h. wir bestimmen, ob es optimal ist eine weitere Einheit des Gutes zu kaufen: Es ist optimal, die erste Einheit zu kaufen wenn: - Nutzen(roter)) 11 v (1) + m ↑ P · 1 ↓ v (0) + m ↔→ v (1) ↑ v (0) ↓ P. ist größer als - ! "# $ Preis/Alternative bewendung w1 des Geldes Es ist optimal, die zweite Einheit zu kaufen wenn: 2 Produkt konsumiere ,. v (2) + m ↑ P · 2 ↓ v (1) + m ↑ P · 1 ↔→ v (2) ↑ v (1) ↓ P. wenn Nutzenaufwand Preis ! "# $ w2 Es ist optimal, die dritte Einheit zu kaufen wenn: v (3) + m ↑ P · 3 ↓ v (2) + m ↑ P · 2 ↔→ v (3) ↑ v (2) ↓ P. ! "# $ w3 Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 6 / 42 2 Nachfrageverhalten 2.1 Nachfragekurven Ergebnis. Es ist nur dann optimal, die i-te Einheit des Gutes zu kaufen, wenn der marginale Nutzen wi die Opportunitätskosten P übersteigt. Definition. wi ist der maximale Preis, den ein Nachfrager bereit wäre für die i-te Einheit des Gutes zu zahlen. wi wird auch die Zahlungsbereitschaft (ZB) (engl. Willingness to Pay WTP) für die i-te Einheit genannt. Das Ergebnis kann auch wie folgt formuliert werden. Ergebnis. Im Optimum kauft ein Konsument alle Einheiten des Gutes, für die seine ZB den Preis übersteigt. Grafisch entspricht die Nachfragekurve der Kurve der Zahlungsbereitschaften. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 7 / 42 2 Nachfrageverhalten 2.1 Nachfragekurven Zahlungsbereitschaftsfunktion /un-vo Nutzenzusachs Wi v(2)-v(n) = Maximale Zahlungsbereitschaft ↓ W2 Was P Wa W5 V Q = 3 ↓ Nachtloseeine in Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 8 / 42 2 Nachfrageverhalten 2.1 Nachfragekurven Es ist üblich, dass q und damit auch Qid reelle Zahlen annehmen, um eine glatte Nachfragekurve zu erhalten. a minzahlungsbereits · mit Zahlungsbereit. zusammen fällt kurve Nachfrage - Grenznutzen/ -Marginale (da nächste Einheit) Zahlungsbereitschaft MENGE Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 9 / 42 2 Nachfrageverhalten 2.1 Nachfragekurven Pa 7 Steig zeichnen !. um zu P auflösen /Fo nach Funktich , Beispiel. Qid = 350 ↑ 50 · P. > Qid Da die Nachfragekurve normalerweise mit P an der vertikalen Achse dargestellt wird, ist es notwendig die obige Gleichung zu invertieren: Qid = 350 ↑ 50 · P ↗ 50 · P = 350 ↑ Qid ↗ P =in & · 1 d 7↑ Q. 50 i i Mithilfe dieser Gleichung können wir berechnen, dass der Konsument bereit ist 5e für die 100. Einheit des Gutes zu zahlen und 6e für die 50. Einheit. Anmerkung. Wie in unserer Herleitung oben spiegelt die fallende Zahlungsbereitschaft den abnehmenden Grenznutzen wider. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 10 / 42 2.2 Marktnachfrage Um einen perfekten Wettbewerbsmarkt zu analysieren brauchen wir die Markt- oder aggregierte Nachfragekurve, also die Summe der individuellen Nachfragekurven. Beispiel. Um die Aggregation von Nachfragekurven zu veranschaulichen, betrachten wir zwei Käufer mit den folgenden Nachfragekurven: 1 1 P = 7↑ · Q d and P = 7 ↑ · Qd. 50 1 100 2 nach Q auflosen , Peinsetzen Bei einem Preis von 5 fragt Käufer 1 genau 100 Einheiten nach und Käufer 2 genau 200 Einheiten. Die aggregierte Nachfrage bei P = 5 ist also 100 + 200 = 300. Ergebnis. Grundsätzlich werden individuelle Nachfragen aggregiert, indem individuelle Nachfragemengen für jeden möglichen Preis aufsummiert werden. Anmerkung. Die Zahlungsbereitschaft des Marktes für die 300. Einheit ist 5, sodass sich die Interpretation der individuellen Nachfragekurve als Zahlungsbereitschaft auf die Marktnachfragekurve übertragen lässt. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 11 / 42 2 Nachfrageverhalten 2.2 Marktnachfrage Preis ① P = PI % 6 ----------- ② 5 & Agregat derbeide echtragen gesamt Nachfrage NFr - - 100 200 300 Mense Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 12 / 42 & Kurze verschiebt Einkommen ! sich nach rechts Pa Ph Preis sinkt --- t exogene Variable auf carve dannan verändert a - - 4 - -B NFI Kurve laufen (auf kurve von afkarte AtB) ! i ! NF Qa 02a % 2.3 Verschiebungen der Nachfragekurve Erinnerung. Die Nachfragekurve stellt die Beziehung zwischen Preis P und Nachfrage dar, wenn alles andere gleich bleibt“. Was ist alles andere “, also ” ” welche anderen Faktoren beeinflussen die Nachfrage? 1. Präferenzen Beispiel. Wenn Konsumenten sich der Erderwärmung stärker bewusst werden, könnten sie ihre Nachfrage nach Benzin (bei gegebenem Benzinpreis) verringern, d.h. die Nachfragekurve verschiebt sich nach links. 2. Einkommen Definition. Wenn die Nachfrage bei steigendem Einkommen steigt, handelt es sich um ein normales Gut. Wenn die Nachfrage bei steigendem Einkommen sinkt, handelt es sich um ein inferiores Gut. Fragen. Was passiert mit der Nachfragekurve eines inferioren Gutes wenn das Einkommen steigt? Was wären Beispiele für inferiore Güter? Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 13 / 42 2 Nachfrageverhalten 2.3 Verschiebungen der Nachfragekurve 3. Preise verbundener Produkte Definition.Wenn ein Preisrückgang bei einem Gut die Nachfrage nach einem anderen Gut verringert, nennt man die Güter Substitute. Ersetzung Wenn der Preisrückgang bei einem Gut die Nachfrage nach einem anderen Gut erhöht, nennt man die Güter Komplemente. Ergänzung Frage. Was sind mögliche Substitute und Komplemente für Benzin? 4. Größe und Struktur der Bevölkerung Je größer die Bevölkerung, desto höher die Nachfrage, wenn alles andere gleich bleibt. Die Struktur einer Bevölkerung hat einen Einfluss auf die Nachfrage. Zum Beispiel führt die alternde Bevölkerung in Deutschland dazu, dass die Nachfrage nach Gütern, die vor allem von Älteren genutzt werden (z.B. Altenheimplätze) steigt. 5. Erwartungen Beispiel: Wenn Konsumenten einen wirtschaftlichen Abschwung und damit ein geringeres Einkommen in der Zukunft erwarten, könnten sie schon heute ihre Nachfrage reduzieren. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 14 / 42 PREIS Interies Gut M Einkommen ↑ Nachfrage to i 10 - = von vertikaler Preis gestiegen pi Achse => gesunkene Nachfrage anstehen : Nachfragekurvep " Nachfrage = Zahlungsbereitschafts- " D NFl Kurve > MENGE Qd Qdand von hoizchtaler Achse anstehen : Zahlungsbereitschaftskurve Wiewendet sich Variable Kompative Statik : eine endogene im im Nachtragekotex Modell (hier : Nachfrage) , wenn sich exogehe ↳ Preis Variablen verändern Einkommen verändert sich : Kurze verschiebt sich > - Einkommen steigt Verschiebung : nach rechts t Gut Nachfrage sinkt > inferiores - 3. Anbieterverhalten 3.1 Angebotskurven supply Quantity - Definition. Das individuelle Angebot Qis eines Gutes ist die Menge, die ein ↑ Firma Anbieter i im Optimum anbietet. Wir unterteilen die Faktoren, die das Angebot beeinflussen wieder in zwei Kategorien: 1. Den Preis P des Gutes. 2. Andere Faktoren wie Inputpreise, Technologie,... Definition. Die indivdiuelle Angebotskurve isoliert den Einfluss der ersten Kategorie auf das Angebot. Sie stellt das Angebot als eine Funktion des Preises P dar, wobei alle anderen Faktoren konstant gehalten werden. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 15 / 42 3 Anbieterverhalten 3.1 Angebotskurven Um die optimale Angebotsmenge für den Anbieter herzuleiten, nehmen wir an, dass der Anbieter seinen Gewinn maximiert preis. Merge-Posten !(q) = P · q → C (q), wobei C (q) die Gesamtkosten für die Produktion von q Einheiten des Guts sind. Annahme. Die Kostenfunktion C (q) hat die folgenden Eigenschaften: 1. C (0) < C (1) < C (2) <... (steigende Kosten) 2. C (1) → C (0) < C (2) → C (1) < C (3) → C (2) <... (steigende marginale Kosten) Grenzkosten veränden sich in Menge der mehrmanproduzent desto größersinddie oes ist Steigende marginale Kosten (synonym: Grenzkosten) können durch Entlohnung von Überstunden oder durch höhere Abschreibungen aufgrund einer verstärkten Nutzung der Maschinen erklärt werden. Überforderung Iheffizienz Nachtal) Oversightcosts Mitarbeiter Manager > (statt 10 , 100 - - > stugen (Größe ist - Markte wo Grenzkosten Vorteil) > kein vollkommener Wettbewebsmant Sinken (Größe ist - U ↳ Mantmacht - Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 16 / 42 3 Anbieterverhalten 3.1 Angebotskurven (Menge auf Folie davon n= g Die Marginalanalyse zeigt, dass es optimal ist, die i-te Einheit des Gutes anzubieten, wenn: Wahnist FirmabereitProduktionsmen sie Preis !(n) ↑ !(n →1) ↓↔ P ·n →C (n) ↑ P ·(n →1)→C (n →1) ↓↔ P ↑ C (n) → C (n → 1). Kosten ! "# $ mcn Marginal costs => Wehner de zusichKostenesna Ergebnis. Es ist optimal, eine weitere Einheit des Gutes zu produzieren, wenn der zusätzliche (synonym: marginale) Erlös P die zusätzlichen Kosten übersteigt. Oder anders formuliert: Ergebnis. Im Optimum produziert der Anbieter alle Einheiten des Gutes, für die der Preis die marginalen Kosten übersteigt. Grafisch entspricht die individuelle Angebotskurse also der Grenzkostenkurve. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 17 / 42 3 Anbieterverhalten 3.1 Angebotskurven Grenzkostenstufenfunktich MC5 MCy MCz o ma Preis Grenzkosten MC1 V RS MENGE Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 18 / 42 3 Anbieterverhalten 3.1 Angebotskurven q und damit Qis werden häufig als reelle Zahlen dargestellt, um eine glatte Angebotskurve zu erhalten. Grenzkosten (mc) -Angebotskurve (steigen an , deswegen Funktion nach oben) 226100p ------- 0 MENGE Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 19 / 42 3 Anbieterverhalten 3.1 Angebotskurven Bemerkung. Steigende Grenzkosten implizieren eine steigende Angebotskurve. Erklärung. Wenn P steigt, steigt der Grenzerlös. Da der Anbieter weitere Einheiten produzieren will, solange die Grenzkosten kleiner sind als der Grenzerlös, steigt die optimale Angebotsmenge. Definition. Die Willingness to accept“(WTA) ist der Mindestpreis den ein ” Anbieter erhalten muss, um eine weitere Einheit des Gutes anzubieten. Die WTA entspricht den Grenzkosten und ist durch die Höhe der Angebotskurve gegeben. preis Beispiel. Qis = →150 + 50 · P. 5 3X > Menge Da die Angebotskurve normalerweise mit P auf der vertikalen Achse dargestellt D wird, wird die Gleichung oben invertiert: seigung An ↓ nach P 1 auflösen Qis = →150 + 50 · P ↗ 50 · P = 150 + Qis ↗ P = 3 + Qis. 50 Diese Gleichung zeigt, dass die WTA und damit die Grenzkosten für die 100. Einheit 5 sind. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 20 / 42 3 Anbieterverhalten 3.1 Angebotskurven Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 21 / 42 3.2 Marktangebot Die Markt- oder aggregierte Angebotskurve wird analog zur Marktnachfragekurve konstruiert. Beispiel. Um die Aggregation von Angebotskurven zu veranschaulichen betrachten wir zwei Anbieter mit unterschiedlichen individuellen Angebotskurven: 1 SS 1 P = 3+ · Q d and P = 3 + · Qd. 50 1 100 2 Bei einem Preis von 5 bietet Anbieter 1 genau 100 Einheiten an und Anbieter 2 genau 200 Einheiten. Das aggregierte Angebot ist bei P = 5 also 100 + 200 = 300. Auch hier ist zu beachten, dass die Grenzkosten beider Anbieter gleich 5 sind, sodass die Interpretation der Angebotskurve als Grenzkostenkurve auf die Marktangebotskurve übertragbar ist. Ergebnis. Im Allgemeinen werden individuelle Angebotskurven aggregiert, indem die individuellen Angebotsmengen für jeden Preis addiert werden. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 22 / 42 3 Anbieterverhalten 3.2 Marktangebot P 3 = + 5Qi 1 Angebot P 3 = +Q - Angebot 2 Gesamtangebots- kurve - (Ar + Az addien) Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 23 / 42 PRES INPUT PREISEN N P steigt = ANGEBOT GRENZKOSTEN ANGE dutput Preis i am Markt verkaufen kann) ↓ ↓ ! -MENGE 3.3 Verschiebungen der Angebotskurve Neben P beeinflussen die folgenden Faktoren das Angebot und verschieben damit die Angebotskurve. 1. Inputpreise Um Output zu produzieren nutzen Anbieter verschiedene Inputs: Arbeit, Maschinen, Rohsto!e, geistiges Eigentum,... Bei Preissteigerungen eines oder mehrerer Inputgüter wird die Produktion des Gutes teurer und die WTA steigt. Das entspricht einer Nach-oben-Verschiebung der Angebotskurve, d.h. gegeben P sinkt das Angebot. 2. Technologie Technischer Fortschritt bedeutet, dass eine bestimmte Menge von Inputs in eine größere Menge an Output umgewandelt werden kann. Technischer Fortschritt reduziert also die Produktionskosten und damit die WTA, sodass die Angebotskurve nach außen verschoben wird. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 24 / 42 3 Anbieterverhalten 3.3 Verschiebungen der Angebotskurve 3. Anzahl der Anbieter Beispiel: Die Kürzung der Subventionen für landwirtschaftliche Erzeugnisse in der EU führte zu einem Rückgang der Zahl der Landwirte. Z.B. ist die Zahl der Milchbauern in der EU von 1983 bis 2013 um 82% zurückgegangen. Gleichzeitig ist die Milchproduktion in der EU gesunken. 4. Erwartungen Beispiel: Die Nachfrage nach Gas (für die Heizung) steigt in den Wintermonaten stark an, und damit steigen auch die Preise. In Erwartung von Preisspitzen im Winter lagern Erzeuger während des Sommers große Mengen Erdgas ein. Durch diese Erwartungen sinkt also das Angebot in den Sommermonaten, sodass sich die Angebotskurve im Sommer nach innen verschiebt. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 25 / 42 4. Marktgleichgewicht 4.1 Gleichgewicht Jetzt betrachten wir das Zusammenspiel von Nachfrage und Angebot. Definition. Das Marktgleichgewicht ist ein Zustand, in dem kein Veränderungsdruck herrscht. Der Markt ist im Gleichgewicht, wenn die Nachfrage dem Angebot entspricht. Es ist gekennzeichnet durch den kompetitiven Gleichgewichtspreis P ω die kompetitive Gleichgewichtsmenge Q ω. Anmerkung. Im Gleichgewicht befinden wir uns sowohl auf der Nachfrage-, als auch auf der Angebotskurve, sodass sich sowohl Anbieter als auch Konsumenten im Optimum befinden. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 26 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.1 Gleichgewicht Erklärung. Wenn das Angebot größer ist als die Nachfrage, oder umgekehrt, gibt es Veränderungsdruck auf den Preis. Wenn der Preis höher ist als P ω , ist das Angebot größer als die Nachfrage, sodass es einen Angebotsüberhang gibt und Anbieter Anreize haben, den Preis zu senken. Beispiel. Wenn es einen Angebotsüberhang im Ölmarkt gibt, haben Ölproduzenten den Anreiz das Öl, das sie nicht verkaufen können, einzulagern. Da die Technologie zur Öllagerung teuer und begrenzt ist, werden Ölproduzenten sich gegenseitig unterbieten um ihr überschüssiges Öl zu verkaufen. Wenn der Preis kleiner ist als P ω , ist die Nachfrage größer als das Angebot, sodass ein Nachfrageüberhang entsteht. Das erzeugt einen Aufwärtsdruck auf den Preis, da Konsumenten höhere Preise für das Gut bezahlen würden, sodass Anbieter ihren Preis erhöhen können ohne Nachfrage zu verlieren. So treiben Konsumenten und Anbieter den Preis in beiden Fällen in Richtung seines Gleichgewichts. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 27 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.1 Gleichgewicht im Mantmodell ist Preis endogen PREIS ANGEBOT Angebotsüberschüss - ! i ! ! I NACHFRAGE I ↓ MENGE d Q * Q Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 28 / 42 4.2 Komparative Statik Wenn sich Nachfrage- oder Angebotskurve verschieben, verändert sich das Gleichgewicht. Die Analyse einer solchen Veränderung nennt man komparative Statik, da sie zwei statische Situationen vergleicht (das ursprüngliche und das neue Gleichgewicht) und den Anpassungsprozess vom einen zum anderen Gleichgewicht ignoriert. Die Analyse folgt drei Schritten. 1. Bestimme, ob sich die Nachfrage-, die Angebotskurve oder beide Kurven verschieben. 2. Bestimme die Richtung der Verschiebung. 3. Nutze ein Diagramm, um das alte und das neue Gleichgewicht zu vergleichen. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 29 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.2 Komparative Statik Verschiebung der Angebotskurve Angenommen, politische Unruhen im Nahen Osten erhöhen den Preis für Erdöl, das ein wichtiges Input Gut für viele chemische Produkte ist. 1. Dies wirkt sich auf die Angebotskurve für chemische Produkte aus. Da ein Input teurer wird, steigt die WTA. 2. Die Angebotskurve verschiebt sich also nach innen. Beim ursprünglichen Gleichgewichtspreis liegt nun ein Nachfrageüberhang vor. 3. Der Nachfrageüberhang erhöht den Gleichgewichtspreis. Die neue Gleichgewichtsmenge ist geringer. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 30 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.2 Komparative Statik = Gleichgewicht PREIS ELPRES ANGEBOT ANGEBOT ↑ = -B - - ↑ --- " I I unverändert ! I = " NACHFRAGE ! I Präferenzen der Leute MENGE Q QM Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 31 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.2 Komparative Statik Verschiebung der Nachfragekurve Angenommen, politischer Aktivismus erhöht das Umweltbewusstsein der Bevölkerung. 1. Das reduziert die Zahlungsbereitschaft für emissions-intensive Güter, wie Öl. 2. Die Nachfragekurve nach Öl verschiebt sich also nach innen. Beim ursprünglichen Gleichgewicht entsteht nun ein Angebotsüberhang. 3. Der Angebotsüberhang führt zu einem geringeren Gleichgewichtspreis. Die neue Gleichgewichtsmenge ist geringer. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 32 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.2 Komparative Statik PRES ANGEBOT A P Fi ↓ ⑰ NF' MENGE Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 33 / 42 4.3 Anwendung Das Modell des vollkommenen Wettbewerbs ist stark stilisiert. Trotzdem ist es nützlich, um ökonomische Phänomene zu erklären. Wir wenden das Modell des vollkommenen Wettbewerbs auf Uber an - eine Plattform, die Menschen, die einen Fahrdienst nachfragen mit denen zusammenbringt, die einen Fahrdienst anbieten. Dieser Markt ähnelt einem Markt unter vollkommenem Wettbewerb, da es viele Anbieter (Fahrer) und Nachfrager gibt; das Produkt (die Fahrten) homogen sind; Marktteilnehmer den Preis nicht beeinflussen können, da dieser von Uber kontrolliert wird. Hintergrund. Der Schlüssel zum Erfolg von Uber im Vergleich zu klassischen Taxidiensten sind kürzere Wartezeiten: Eine o”zielle Studie ergab, dass die durchschnittliche Wartezeit in Portland, Oregon für Uber etwa 6 Minuten beträgt, während die für Taxis bei 10 Minuten liegt. Im Gegensatz zu Taxis sind die Wartezeiten auch in Zeiten hoher Nachfrage, z.B. Samstagabend, konstant niedrig. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 34 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.3 Anwendung Höhere Wartezeiten sind ein Zeichen für einen Nachfrageüberhang. Uber reduziert (oder beseitigt sogar) den Nachfrageüberhang durch Surge Pricing, also höhere Preise bei Nachfragespitzen. Wir veranschaulichen die Auswirkung von Surge Pricing zunächst im Modell des vollkommenen Wettbewerbs und überprüfen dann die Aussagen des Modells anhand von Daten. Angenommen, nach einem großen Konzert steigt die Nachfrage nach Uber-Fahrten, was zu längeren Wartezeiten führt. Uber kann die höhere Nachfrage nicht direkt durch mehr Fahrer decken, die freiberuflich tätig sind. Aber: Uber kann den Preis für Fahrdienste anpassen. Ein höherer Preis sendet das richtige Signal an Anbieter (Fahrer), die einen höheren Anreiz haben, Fahrten anzubieten; an Nachfrager, die einen geringeren Anreiz haben, Fahrten nachzufragen. Vor allem Käufer mit einer relativ niedrigen Zahlungsbereitschaft kaufen die Dienstleistung nicht mehr. Durch die Preiserhöhung nähern sich Angebot und Nachfrage einander an, sodass sich die Wartezeiten verkürzen. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 35 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.3 Anwendung Nachfugeschock PREIS &nächst ungsbereitschaft selektion durch geringe Zahlungsbereitschaft ANGEBOT bei Preiserhöhung-Angebotserhöhung IB als dem Mant niedrige = aus g pt ------------- -------- I T I I Zahlungsbereitschaft I NACAFRAGE I NACHFRAGE W i Q * * Qd MENGE Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 36 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.3 Anwendung Die folgenden zwei Abbildungen veranschaulichen, dass diese theoretischen Mechanismen empirisch relevant sind.1 Sie zeigen Nachfrage und Angebot für Uber-Fahrten in der Nähe eines großen, ausverkauften Konzerts in New York. Im relevanten Zeitraum hat Uber den Preis um bis zu 80% über den Normalpreis angehoben. Die erste Abbildung zeigt die Nachfrageseite:: Die rote Linie zeigt, dass die Zahl der App-Ö!nungen drastisch gestiegen ist. Dies entspricht grafisch einer Verschiebung der Nachfragekurve nach außen; Die Zahl der tatsächlichen Anfragen nahm nur geringfügig zu. Dies steht im Einklang damit, dass der Preisanstieg die Nachfrage reduziert und dazu führt, dass die Fahrten an diejenigen mit der höchsten ZB vergeben werden. Die zweite Abbildung zeigt, dass das Angebot nach der Preiserhöhung gestiegen ist. 1 Die Abbildungen stammen von J. Hall, C. Kendrick and C. Nosko (2015): The E!ects of Uber’s Surge Pricing: A Case Study, mimeo. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 37 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.3 Anwendung Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 38 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.3 Anwendung Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 39 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.3 Anwendung Was wäre passiert, wenn Uber die Preise nicht erhöht hätte? Das theoretische Modell sagt voraus, dass die Zahl der nachgefragten Uber-Fahrten höher gewesen wäre und das Angebot überstiegen hätte, was zu längeren Wartezeiten geführt hätte. Diese Aussage lässt sich testen, indem eine technische Panne ausgenutzt wird, die in der Silvesternacht kurz nach Mitternacht zu einem Zusammenbruch des Surge Pricing führte. Die nächste Abbildung zeigt, dass die Spitze in der Anzahl der Anfragen tatsächlich größer ist, wenn es keine Preisanstieg gibt (unterer Teil der Abbildung), während die durchschnittlichen Wartezeiten (ETA) länger sind. Die letzte Abbildung zeigt den Prozentsatz der Anfragen, die innerhalb von 15 Minuten bearbeitet werden. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 40 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.3 Anwendung Die oberen Abbildungen zeigt die Anfragen und die durchschnittliche Wartezeit von über 15 Minuten nach dem ausverkauften Konzert mit Surge Pricing. Die untere Abbildung zeigt die Anfragen und die durchschnittliche Wartezeit von über 15 Minuten nach dem Ausfall des Surge Pricing. Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 41 / 42 4 Marktgleichgewicht 4.3 Anwendung Nadine Riedel Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht 42 / 42 UND WEIL ÖKONOMIE WICHTIG, ABER NICHT ALLES IST, BEKOMMEN SIE AM ENDE NOCH EIN GEDICHT…. Stufen (Hermann Hesse) Wie jede Blüte welkt und jede Jugend Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, An keinem wie an einer Heimat hängen, Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen; Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde Uns neuen Räumen jung entgegen senden, Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden, Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!