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1 OAIS-Modell Das OAIS-Modell ist ein Hilfsmittel, um die komplexen Prozesse der digitalen Langzeitarchivierung zu planen und umzusetzen. OAIS steht für Open Archival Information System bz...
1 OAIS-Modell Das OAIS-Modell ist ein Hilfsmittel, um die komplexen Prozesse der digitalen Langzeitarchivierung zu planen und umzusetzen. OAIS steht für Open Archival Information System bzw. Offenes Archiv-Informations-System und ist ein Refe- renzmodell für ein Archivinformationssystem. Seit 2001 ist es ISO-Standard 14721. OAIS hat sich als Referenzmodell für die digitale Archivierung bei Bibliotheken und Archiven weltweit durch- gesetzt. Es leistet einen grossen Beitrag zu einem gemeinsamen Verständnis bezüglich der digitalen Archi- vierung und einer gemeinsamen Sprache in diesem Bereich. Das Referenzmodell beschreibt ein Archiv als Organisation, in der Menschen und Systeme mit der Aufga- benstellung zusammenwirken, Informationen zu erhalten und einer definierten Nutzerschaft verfügbar zu machen. Das Modell beschreibt im Detail, wie die von einem Produzenten hergestellte elektronische Infor- mation in ein Archivsystem gelangen soll, welche Bearbeitungsschritte für die langfristige Archivierung vor- genommen werden müssen und wie auf die im Archiv gespeicherte Information zugegriffen werden kann. Das Modell beschreibt dies mit Hilfe von Informationspaketen. Ein Informationspaket besteht aus dem Datenobjekt, also der Da- tei, die archiviert werden soll. Diese Daten werden auch Primär- daten genannt. Zum Informationspaket gehören aber auch Zusatzinformationen, die wichtig sind, um die Datenobjekte zu verstehen. Solche Zu- satzinformationen können sowohl Metadaten als auch Hinweise zu Inhalt oder Nutzung des Datenobjekts sein. Diese Zusatzinfor- mationen sollen sicherstellen, dass Konsumenten ein Datenob- jekt verstehen und nutzen können, ohne beim Produzenten nach- fragen zu müssen. Den Archivalien muss immer so viel „Wissen“ mitgegeben werden, dass es für die Konsumenten möglich ist, die Unterlagen auch ohne Kontakt zum Pro- duzent verstehen können. Wichtig dabei ist, dass die Unterlagen immer für einen bestimmten Nutzerkreis nutzbar gemacht. Das Vorwissen verschiedener Nutzerkreise ist unterschiedlich und muss beachtet werden. Bestandteile des Modells: Produzent: Personen oder Systeme, die Daten erzeugen Verwaltung: Betreiber des Informationssystems, verantwortlich für Strategie, Planung und Organisation Konsument: Benutzende, die nach Informationen suchen SIP (submission Information package): Ablieferungspaket, Daten werden vom Produzenten ans OAIS abge- liefert AIP (arvhival information package) : Im OAIS werden Daten aufbereitet und als Archivinformationspakete gespeichert. Diese enthalten alle nötigen Metadaten und Zusatzinformationen für das Informationsobjekt DIP (Dissemention information package) : Werden an Konsumenten ausgeliefert, Formate und Metadaten werden hier spezifisch für die Nutzung ausgegeben, das kann ein anderes, nutzerfreudlicheres Format sein, als das Format, in dem das Informationspaket gespeichert ist. Das Modell regelt im Wesentlichen, wie ein von einem Produzenten hergestelltes Objekt (SIP) in das Archi- vierungssystem integriert wird (Einspeisung). Es wird nach dessen Integration in ein Archivierungsobjekt (AIP) umgewandelt und im Speichersystem (Langzeitspeicherung) abgelegt. Die Verwaltung des Objekts er- folgt im Verwaltungsmodul (Datenverwaltung). Das archivierte Objekt wird via Benutzungsmodul (Abfragezu- griff) an den Benutzer unter Einhaltung sämtlicher rechtlicher Einschränkungen als Benutzungsobjekt (DIP) 2 ausgeliefert. Die Langzeitarchivierung in Form von Migration und Emulation der Objekte wird im Konservie- rungsmodul geplant (Planung der Langzeitsicherung). Die Verwaltung des gesamten Archivierungssytems erfolgt im Administrationsmodul (Administration). Die Arbeitsabläufe sind im Wesentlichen vergleichbar mit den klassischen Arbeitsabläufen einer Bibliothek mit gedruckten Beständen. Die Schwierigkeit beim Auf- bauen und Erhalten einer elektronischen Sammlung liegt in den zu archivierenden Objekten. Sie bestehen aus mehreren direkt voneinander abhängigen Komponenten, die für deren Lesbarkeit vorhanden sein müs- sen (Hardware, Betriebssystem, Programm, Publikation). Hauptfunktionen des OAIS-Modells: 1. Planung der Langzeitsicherung (Preservation Planning) Durch Strategien und Pläne, soll sichergestellt werden, dass die archivierten Daten trotz technologischer Veränderungen langfristig zugänglich bleiben. Hier gehören Aufgaben wie die Überwachung der technologi- schen Entwicklung und die Planung der Datenmigration dazu. Beispiel: Ein Plan wird erstellt, um die Forschungsergebnisse in neue Formate zu migrieren, falls das aktu- elle Format veraltet wird. 2. Einspeisung (engl. Ingest, Datenübernahme) Der Prozess, bei dem Daten in das Archiv aufgenommen werden. Die vom Produzenten erzeugten SIPs (Submission Information Packages) werden übernommen. Dies umfasst das Sammeln, Prüfen und Vorberei- ten der Daten, damit sie im Archiv gespeichert werden können. Die SIPs werden AIPs (Archival Information Packages) umgewandelt Beispiel: Ein Forscher übergibt seine Forschungsergebnisse (Daten) an ein Archiv, wo sie formatiert und mit Metadaten versehen werden. 3. Datenverwaltung (Data Management) Dieser Teil verwaltet die Metadaten der archivierten Inhalte, wie Suchindexe und Verzeichnisse. Er stellt si- cher, dass die Daten auffindbar und zugänglich sind. Hier werden auch Anfragen aus dem Nutzungsbereich entgegengenommen Beispiel: Ein System verwaltet die Datenbank, in der Informationen über die Forschungsergebnisse gespei- chert sind, damit sie leicht abgerufen werden können. 4. Langzeitspeicherung (archival storage) Hier werden die Daten gespeichert. Es geht um die Verwaltung und Erhaltung der Daten über lange Zeit- räume, einschließlich Backups und regelmässige Prüfung der Daten. Die AIPs werden sicher aufbewahrt und erhalten. Weitergabe von AIPs an Abfragezugriff für die Nutzung Beispiel: Die Forschungsergebnisse werden auf sicheren Servern gespeichert 5. Abfragezugriff (Access) Hier können Nutzende auf die archivierten Daten zugreifen. Dazu gehören Suchwerkzeuge, Abrufmethoden und die Lieferung der Daten an den Nutzer. Beispiel: Ein Forschender kann die archivierten Forschungsergebnisse über eine Online-Plattform durchsu- chen und herunterladen. Die AIPs werden ind DIPs (Dissemination Information Packages) umgewandelt und an die Benutzer ausgeliefert 6. Administration 3 Die Verwaltung steuert den gesamten Archivbetrieb, überwacht Prozesse, und sorgt für die Einhaltung von Standards und Richtlinien. Beispiel: Ein Archivmanager überwacht, ob die Daten sicher gespeichert und die Zugriffsrechte korrekt ver- waltet werden. Zwei Darstellungsweisen des OAIS-Modells