Palliative Care 1 Teil 2 Selbststudium PDF
Document Details
Uploaded by ExhilaratingOtter2645
Berner Bildungszentrum Pflege
Berner Bildungszentrum Pflege
Tags
Summary
This document is a past paper on palliative care, focusing on spiritual needs and care for patients at the end of their lives. It discusses the importance of spiritual care in palliative care and explores relevant concepts such as spiritual values, beliefs, and personal experiences.
Full Transcript
**3GM03 -- Palliative Care 1 -- Teil 2** Ziele Die Studierenden - erklären den Begriff Spiritualität in eigenen Worten. - Nennen die 4 Dimensionen des Leidens nach Kössler (2018). - wenden Fragestellungen an, um das spirituelle Bedürfnis von Patienten zu erfassen. - beschreiben Mas...
**3GM03 -- Palliative Care 1 -- Teil 2** Ziele Die Studierenden - erklären den Begriff Spiritualität in eigenen Worten. - Nennen die 4 Dimensionen des Leidens nach Kössler (2018). - wenden Fragestellungen an, um das spirituelle Bedürfnis von Patienten zu erfassen. - beschreiben Massnahmen, um Spiritualität in den pflegerischen Alltag der palliativen Arbeit zu integrieren. **Arbeitsauftrag im Selbststudium** 1. **Schauen Sie sich zum Einstieg das Video an.** [[Bligg - Milchstrass feat. Aaron Asteria (Official Video) (youtube.com)]](https://www.youtube.com/watch?v=qP7BmPncKQU) Machen Sie sich nun anschliessend zu folgender Frage Notizen: Was ist dahinten? Da wo wir nicht hineinschauen können? Hinter dem Vorhang? Wo stehe ich jetzt gerade bezogen auf dieses Thema in meinem Leben? 2. **Spiritualität.** Am Lebensende tauchen grosse schwer beantwortbare Fragen auf. Auch wenn uns diese Fragen im hektischen Alltag oft wenig beschäftigen, werden wir doch mit Pat konfrontiert, die durch Krisen gehen und akut fragen nach dem Sinn des Lebens, des Leidens, ob es eine höhere Macht gibt und wie sie damit in Beziehung stehen, was mit ihnen nach dem Tod geschieht. Der Begriff Spiritual Care ist seit einigen Jahren stärker in den Fokus getreten, weil viele Studien belegen, dass Spiritualität in der Krise eine grosse Ressource sein können. Und man hat erfasst, dass Patienten über grosse spirituelle Bedürfnisse berichten, mit welchen Sie in Institutionen trotz Fachpersonen ganz allein sind. Die Aussagen machen klar, dass Spiritual Care für das Wohlbefinden vieler Patienten einen grossen Unterschied machen würde. Es kann starkes Leiden entstehen, wenn man sich mit solchen Fragen ganz einsam und verloren fühlt. Schauen Sie sich nun folgenden Film an: Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Diagramm enthält. Automatisch generierte Beschreibung ![](media/image2.jpeg) Wie Sie wissen, ist die ganzheitliche Erfassung und Behandlung von spirituellen Bedürfnissen Teil der Palliative Care. Sie wurde bewusst in die Definition mit aufgenommen und ist somit für alle involvierten Fachkräfte verbindlich. **Religion ≠ Spiritualität** ![](media/image4.jpeg) In einer ersten Umschreibung ist Spiritualität die innere Einstellung, der innere Geist (lat. Spiritus), mit der ein Mensch auf die Widerfahrnisse des Lebens reagiert und auf sie zu antworten versucht. Während Spiritualität noch bis über die Mitte des vorigen Jh. hinaus ein spezifischer Begriff der Frömmigkeit der christlichen Religion war, ist sie heute über den Bereich der Religion hinausgewachsten. De Begriff Spiritualität ist also nicht deckungsgleich mit Religion. Religion ist heute noch am besten zu beschreiben als ein von einer Gemeinschaft getragenes Sinngebungssystem. Religionspraktiken und Überzeugungen müssen nicht unbedingt tief verankert sein. Können auch extrinsisch bleiben, also innerlich wenig angeeignet und als Praxis zur Beruhigung und das Verfügenwollens über das Schicksal vollzogen werden. Im Mittelpunkt steht also von Institutionen unabhängige, persönliche Erfahrung des nach Sinn suchenden Individuums, das durch die spirituelle Praxis die Verbundenheit/Einheit mit etwas Größerem (die Natur, die anderen Menschen, die Kunst, das Transzendente...) anstrebt und so sich selbst und das eigene Bewusstsein dynamisch weiterentwickelt. Derart verstanden als Beziehungsraum im Herzen des Menschen, kann Spiritualität für den Patienten eine wichtige Ressource darstellen oder werden. Nicht selten entdecken Patienten in einer palliativen Situation neu die Kraft der Spiritualität. Dies drückt sich häufig aus: -- in einer Hoffnung, die nicht bloss Wunschdenken oder Illusion ist, sondern mit der Realität verbunden bleibt -- im Sinn, der dem eigenen Leben zugeschrieben wird: Was man im Leben erfahren hat, in guten wie in schweren Zeiten, hat und/oder hatte einen Sinn -- im Bewusstwerden der eigenen Endlichkeit; der Patient kann seine Grenzen besser annehmen, nicht abgeschlossene Dinge noch zu Ende führen, an der Vollendung seiner Lebenssymphonie arbeiten -- in einem Glauben an ein Leben nach dem Tod, und dies in einem doppelten Sinn: man möchte den Zurückbleibenden etwas hinterlassen: ein Zeugnis, eine Erinnerung, materielle Erinnerungsstücke (Bigorio, 2008. Empfehlungen zu Palliativ Care und Spiritualität) ![](media/image6.jpeg) Die Sinnfindung durch die Spiritualität kann das Sterben und den Tod -- als einen wertvollen Lebensabschnitt eröffnen, der eine eigene, wertvolle Qualität besitzt. In einem solchem Licht der Sinnfindungsoptionen erfährt der Mensch auf diese Weise eine Berechtigung für das Hier und Jetzt und muss nicht verdrängen, sondern kann Frieden schließen und Lebensqualität auch im Sterben finden. Quelle: Doreen Knopf auf der Website [Sterben, Tod und Religionen - Palliative-Praxis-SchulungPalliative-Praxis-Schulung](https://www.palliative-praxis-schulung.de/sterben-tod-und-religionen/) Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift enthält. Automatisch generierte Beschreibung 3. **Versuchen Sie nun folgende Fragen zu beantworten** - So würde ich meine eigene Spiritualität beschreiben. Das glaube ich. So lebe ich sie. - Was hilft mir, um mit diesem höheren Sein in Verbindung zu kommen? - Welche Symbole sind mir nahe in Bezug auf Leben und Tod und was bedeuten sie für mich? 4. **Assessmentinstrument SPIR** ![](media/image8.png) [Machen Sie sich nun zu folgenden Fragen Überlegungen:] 1. Welche Fragen würden Sie stellen, um eine Person auf Ihre spirituelle Situation und ihre Bedürfnisse diesbezüglich anzusprechen? 2. Wie möchte sie selbst auf ihre Spiritualität angesprochen werden? 5. **Fallanalyse** Hören Sie sich die Aufnahme der hinterlassenen Tagebucheinträge von Frau Clavey an. Machen Sie sich Notizen zu folgenden Fragen: Über welche Themen macht sich Edelgard Clavey Gedanken? Was ist ihr jetzt noch wichtig? Wie spricht sie über ihre Spiritualität? Wie hilfreich ist Spiritualität für sie zur Bewältigung der jetzigen Situation? 6. **Mögliche Interventionen** Der Übergang vom Leben in den Tod ist einmalig für jeden Menschen. - Welche Fragen beschäftigen Menschen, die vor dieser Situation stehen? Folgendes habe ich diesbezüglich mit Sterbenden oder unheilbar Kranken erlebt: Wie kann **[ich]** Patienten in Ihrer eigenen Spiritualität unterstützen? Schauen Sie sich nun folgenden Film an: Seelsorge in der Palliative Care - nanoo.tv **Was ist möglich?** - Reden über Symbole - Eigene Biografie erzählen lassen Selten machen die Patienten eine vollständige Lebensbilanz. Aber immer wieder reden sie über kleine Teile davon, oft auch über Symbole. Symbole verlangen vom Begleiter einen behutsamen Umgang. Er darf sie nicht überdeuten. Er darf sich ihrer nicht bemächtigen, sie nicht für Eigenzwecke (Bekehrungseifer u.a.) benutzen. Er darf sie nicht zur Erziehung oder Umpolung des Pat verwenden. Das heisst, wenn der Pat vom „Blühen" in seinem Garten spricht, darf der Begleiter ihn nicht schon vom Vergehen und Loslassen überzeugen wollen. Er darf sie nicht dramatisieren oder idealisieren. Zuallererst weiss der Pat am besten, was seine symbolischen Äusserungen für ihn bedeuten. Im Gespräch mit der Pflegeperson können diese „wacher" werden, so dass sie dem Patienten besser und bedeutungsvoller als vorher zur Verfügung stehen. Damit können Fachkräfte, auch wenn sie nicht in einer Religion beheimatet sind, im Pat tief reichende Kräfte zum Schwingen bringen und potenzieren, die in ihm verankert sind. ![](media/image10.jpeg) Die Identität des Menschen ist sehr nahe mit der Spiritualität jedes Menschen verknüpft. Man gestaltet sein Leben, je nach dem, was man für einen Sinn im Leben sieht. (Weiher, 2007) Wenn Menschen über ihr Leben erzählen, können sie gleichzeitig zurückschauen und reflektieren, wer sie einmal waren und wo sie jetzt stehen. Und manchmal ergibt es beim Reflektieren. Zurückschauen einen Sinn, einen roten Faden. Man sieht zum Bsp. plötzlich, wie etwas später hilfreich war, dass man vorerst als nur negativ empfand. Seelsorgerin Michel erzählt von ihrer Arbeit in der akuten Palliative Care Abteilung Diaconis [Seelsorge in der Palliative Care (youtube.com)](https://www.youtube.com/watch?v=kgh_qe7ZTEw) 7. **Spiritualität als Copingstrategie** Spiritualität kann in palliativen Situationen sowohl eine positive als auch eine negative Copingstrategie sein. Beispiel einer 64-jährigen katholischen Frau: „Ich hatte das Gefühl, also Gott hat mich auch so ausgestattet, dass ich den Weg gehen, die Herausforderung annehmen kann." (Büssing, A., Surzykiewicz, J., & Zimowski, H. A. Z. (2015), S. 17) Beispiel einer 51-jährige russisch-orthodoxe Patientin: „Da hab ich gedacht, vielleicht hat der liebe Gott mich bestraft... und dann hab ich die ganze Zeit... im Krankenhaus dann überlegt, was hast du falsch gemacht und so. Aber ich kann nicht, ich finde keine Antwort." (Büssing, A., Surzykiewicz, J., & Zimowski, H. A. Z. (2015), S. 17) 8. **Spirituelle Not** **Schlüsselfragen bei Spiritueller Not** - Wann haben Sie sich zum letzten Mal mit einer höheren Macht/ einem höheren Sein oder ähnlich verbunden gefühlt? - Was hat Ihnen damals dabei geholfen? - Ein paar Beispiele geben, um verständlich zu machen (vielleicht ein Buch, ein Gedicht schreiben, Musik, die Natur, ein Mensch, das Schreiben ins Tagebuch, das Klarheit gab, usw.) 9. **Nahtoderfahrungen** Man nennt diese Erlebnisse auch End Of Life Erlebnisse Film-Link:. [Reporter \| Blicke ins Jenseits - Nahtoderfahrungen \| Schnitt Nov 2024 - nanoo.tv](https://www.nanoo.tv/link/v/2414772;xf_ci=;xf_access=jtEarRzT) Menschen nach Nahtoderlebnissen sind sehr vulnerabel. Wie kann ich auf eine solche Mitteilung in der Praxis reagieren? 10. **Reflexion** Wie werde Sie jetzt als HF und mit dem neu gewonnenen Wissen von heute neu in der Pflege auf dieses Thema eingehen? Machen Sie sich Gedanken dazu.. - [\ ] - Büssing, A., Surzykiewicz, J., & Zimowski, H. A. Z. (2015) Dem Gutes tun, der leidet,Hilfe kranker Menschen -- interdisziplinär betrachtet.Berlin: Springer - Bigorio (2008). *Best Practice Standard*, Empfehlungen zu Palliative Care und Spiritualität, [www.palliative.ch](http://www.palliative.ch/). - *Kössler, 2018,S 64 zitiert Seelsorge Inselspital, 2016, S. 5* - Ooms-Adams, I. (2017). *Spirituelle Begleitung von Menschen am Lebensende* Die Anforderungen an die Pflege, Masterthesis MAS Palliative Care; St. Gallen. - Trachsel,M.,(HRSG) End of life Care. Bern: Huber - WHO (2002) Palliative Care. - Weiher, E. (2007). *Lehrbuch Palliative Care*. Knipping, C. (Hrsg). 2. Aufl. Hogrefe.