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political economy economics international relations globalization

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This document is an outline of notes on political economy, focusing on capitalism, institutions, and finance. It explores various capitalism types, institutions, and global issues. It mentions key concepts such as the role of institutions, coordination issues, and the role of the state in the economy The summary uses the keywords.

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Lernzettel IPÖ Kapitalismustypen Zentrale Institutionen sind vornehmlich national verankert: Politische und ökonomische Ordnung sind miteinander verflochten (Wirtschaftsverfassung, Regelsysteme) Staatsapparat und Bürokratie (z.B. Veto-Spieler, Föderalismus)...

Lernzettel IPÖ Kapitalismustypen Zentrale Institutionen sind vornehmlich national verankert: Politische und ökonomische Ordnung sind miteinander verflochten (Wirtschaftsverfassung, Regelsysteme) Staatsapparat und Bürokratie (z.B. Veto-Spieler, Föderalismus) Unternehmensorganisation (z.B. Aktiengesellschaften, Mittelstand, Genossenschaften) Finanzsystem (z.B. Art der Banken, Rolle des Aktienmarktes) Gewerkschaften (z.B. Korporatismus, Verhandlungsmacht) Varieties of Capitalism – Institutionelle Konfiguration Fokus: Unternehmen als kapitalistische Akteure sui generis, deren Handlungsbedingungen und Koordinationsprobleme (Organisation des Akkumulationsprozesses) Regelsysteme (Institutionen) lösen Koordinationsprobleme nach bestimmten Prinzipien Institutionelle Komplementaritäten: Präsenz/Effizienz einer Institution unterstützt die Präsenz/Effizienz einer anderen Institution Institutionelle Komplementaritäten:  Institutionen aus verschiedenen Bereichen ergänzen sich gegenseitig.  Stärken erfolgreiche Ansätze anderer Institutionen.  Ermöglichen effizienteres Handeln.  Exakte Messung schwierig. VoC-Verständnis von Politik:  Wirtschaftspolitik orientiert sich an institutionellen Grundlagen komparativer Vorteile.  Reformen und Policies sichern und vertiefen erfolgreiche Institutionen und Unternehmensinteressen.  Beispiele: o Corona-Krise in Deutschland: Kurzarbeitsgeld verhindert Entlassungen. o Abwrackprämien in Deutschland: Stärkung der Kernsektoren der politischen Ökonomie.  Kontroverse um historische Transformation nationaler politischer Ökonomien (Verteilungskämpfe, Rolle des Staates). Kapitalismustypen in Schwellenländern (1) Abhängige Marktwirtschaften (dependent market economies, DMEs) a. Multinationale Unternehmen/Wertschöpfungsketten (2) Hierarchische Marktwirtschaften (hierarchical market economies, HMEs) a. Hierarchische Unternehmens- und Arbeitsbeziehungen (3) Staatlich-durchdrungene Marktwirtschaften (state-permeated capitalism, SMEs) a. Nationale/staatliche Kontrolle (4) Patrimoniale Marktwirtschaften (patrimonial market economies, PMEs) a. Vorrang politischer Macht und Patronage, oftmals Rentenökonomien DME/SME-Modelle in der Vergleichenden Politischen Ökonomie bzw. Vergleichenden Kapitalismusforschung  Neue Idealtypen und neue Regionen  Rolle des Staates zentral (keine Kopien des liberalen Kapitalismus; Unternehmensfokus reicht nicht aus)  Gesellschaftliche Konflikte: Betonung von Macht, Hierarchie und Abhängigkeit  Transnationale Abhängigkeit statt nur nationaler Container  Internationale Einbettung Kernfrage für Schwellenländer  Dynamik: stärkere Volatilität von Kapitalismustypen (Wachstumsmodelle) Interne Dynamik und Volatilität in DMEs und SMEs  Starke Abhängigkeit von Exporten und internationalen Finanzmärkten führen zu politischer Unruhe insbesondere bei abhängigen Marktwirtschaften -> Nationalisierungsprozesse  Erosion des Billigstandorts und Verlust preislicher Wettbewerbsfähigkeit durch steigende Löhne und aufstrebende Mittelschichten  Fragen der politischen Herrschaft besonders relevant, weil labilere Demokratien und/oder autoritäre Tendenzen, wenn nicht gar autoritäres Regime Schwellenländer und die Veränderung der Weltwirtschaftsordnung  Aufstieg der Schwellenländer und insbesondere der BRICS-Länder (Brasilien-Russland-Indien- China-Südafrika) begleitet von zwei Narrativen  Aber: weitgehende Inkompatibilität des SME-Typus mit Weltwirtschaftsordnung  Konflikte in der WTO und verstärkte Nutzung von Kapitalverkehrskontrollen  Gründung alternativer Institutionen (z.B. New Development Bank, BRICS Ratingagentur)  Druck auf westliche Wirtschaftspolitik Theorien der IPÖ Geld als Organisationsproblem in kapitalistischen Marktwirtschaften: Was ist Geld?  Lehrbuchwissen: drei Funktionen o Tausch- und Zahlungsmittel o Recheneinheit oder Wertstandard o Wertaufbewahrungsmittel  Geld als gesellschaftliches Verhältnis o Eigentum (Schulden = Vermögen) o Staatlicher Gewährträger (u.a. Zentralbank) o Soziale Übereinkunft (Vertrauen)  Institutionen! Geldwertstabilität  Inflation o Anhaltender Anstieg des Preisniveaus  Deflation o Anhaltendes Sinken des Preisniveaus  Beides problematisch für Akkumulationsprozesse, da Geldfunktionen eingeschränkt werden  U.a. bearbeitet durch Zentralbanken (Fed, BoE, EZB), aber auch durch Privatbanken oder Lohnaushandlungssysteme Finanzstabilität  Moderne Geldsysteme haben Tendenz zu Finanzkrisen.  Hypothese finanzieller Instabilität (Hyman Minsky): Ausweitung von Krediten in guten Zeiten führt zu Preisblasen und spekulativer Finanzierung, dann „Bust“. Organisationsproblem III: Weltwirtschaft trotz nationaler Währungen oGeld ist internationales Zahlungsmittel, aber keine echte ‚Weltwährung‘. oZwei Probleme: Wechselkursdynamiken und globale Ungleichgewichte, Währungskonkurrenz und -hierarchien. (1) Wechselkursdynamiken und globale Ungleichgewichte: ▪ Geldwert schwankt: Erhöht Unsicherheit im internationalen Handel. ▪ Abwertung und Aufwertung beeinflussen Exportpreise. ▪ Gefahr neo-merkantilistischer Strategien (Abwertungswettläufe). (2) Währungskonkurrenz und -hierarchien: ▪ US-Dollar als Leitwährung bei grenzüberschreitenden Transaktionen. ▪ Erhöht Verschuldungsfähigkeit der USA, Abhängigkeit anderer Länder von US- Geldpolitik (‚exorbitant privilege‘). Möglichkeiten des internationalen Währungsmanagements:  Bretton-Woods-System (1944-1971/1973): Goldgedeckter Dollarstandard.  Post-BWS: Währungskonkurrenz und Wechselkursschwankungen.  Euro: Festes Wechselkursregime, Währungsunion. US-Dollar Hegemonie:  Internationale Koordination des Währungssystems (BIZ, IWF).  De facto Abhängigkeit von der US-Zentralbank (Fed) und deren binnenwirtschaftlichen Erwägungen. Globales Finanzsystem und nationale Fragmentierung  Frage: Welche nationale Vielfalt können wir in der Bearbeitung dieser Organisationsprobleme beobachten?  Zentrale Antworten: (1) Länder verfügen über national spezifische Finanzsysteme (Institutionen und Akteure) (2) Nicht alle Länder sind in gleicher Weise in internationales Finanzsystem integriert (3) Zusammen: bestimmte Präferenzen über das politische Management von globalen Kapitalbedarfen, Geld- und Finanzstabilität, Währungsverhältnissen Fazit  Geld und Währung sind zentrale Dimensionen des (globalen) kapitalistischen Wirtschaftskreislaufs  Auch globales Finanzsystem kann als ‚national fragmentiert‘ bezeichnet werden  Allerdings mit klaren hierarchischen Ordnungsmustern  Dollar-Hegemonie in den Währungsbeziehungen  Liberale Kapitalismen dominant im Bereich der Finanzmärkte  Daraus resultieren Konflikte in einer der zentralen internationalen Aushandlungsfelder: der Regulierung von Finanzmärkten und Währungsbeziehungen Handel und Märkte Was sind Märkte?  (z.T. virtueller) Ort, an dem Waren gehandelt werden: Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage nach einem Gut/einer Dienstleistung  Allokationsmechanismus: In Marktwirtschaften werden Güter und Einkommen primär über Märkte verteilt, koordiniert durch Preise  Angebot: wird wesentlich durch Preis eines Gutes im Verhältnis zu den Produktionskosten bestimmt  Nachfrage: wird wesentlich durch Preis eines Gutes und das verfügbare Haushaltseinkommen bestimmt Märkte  Märkte und Preise variieren z.T. erheblich zwischen Ländern und Sektoren (z.B. Monopole, Oligopole, vollständige Konkurrenz)  Räumliche Dimension: lokal, national, europäisch, global  Aber unterschiedliche Vorstellungen vom ‚Markt‘: effizient, wohlfahrtsfördernd vs. sozial disruptiv, verteilungsproblematisch  Sozialwissenschaftliche Perspektive: Verständnis umkämpft und historisch spezifisch; politisch organisiert, müssen geschaffen werden („Kommodifizierung“); sind von Machtverhältnissen durchzogen (vgl. Wirtschaftssoziologie, z.B. Bourdieus Feldtheorie) Globaler Handel: Das Argument für Freihandel  Warum Handel?  Handel = Austausch von Gütern/Dienstl. zwischen Wirtschaftssubjekten  Sicherung des Lebensunterhalts  Verfügbarkeit von Gütern  Liberale Prämisse: Handel erhöht Wachstum  Günstigere Güter (aus dem Ausland): Spezialisierung und Arbeitsteilung  Wettbewerb auf dem Weltmarkt erhöht Produktivität und Qualität  Produktivitätsunterschiede zwischen Ländern führt zu Wohlstandsgewinn (Theorie komparativer Kostenvorteile/Ricardo  Faktorausstattung/Heckscher-Ohlin)  Handel ist zunehmend intraindustrieller Handel, d.h. Handel mit vergleichbaren Gütern derselben Art, die sowohl importiert als auch exportiert werden (z.B. Automobile), daher:  Skalenerträge: Niedrigere Produktionskosten bei Massenproduktion führt zur Dominanz einer Handvoll nationaler Produzenten → Handel notwendig um Absatz zu steigern  Subjektive Präferenzen der Nachfrager und Produktdifferenzierung der Anbieter → Konsumenten wollen viel Auswahl → Handel bringt Wettbewerb und Produktvielfalt (horizontal)  Geringe Transportkosten ermöglichen die Aufgliederung der Wertschöpfungskette: Firmen spezialisieren sich in der Produktion von Komponenten statt von ganzen Produkten (vertikal) Die globale institutionelle Einbettung  Keine ITO → GATT → WTO  Von negativer (Zollsenkung) zu positiver (Schaffung gemeinsamer Praktiken) Integration; zentral: nicht-tarifäre Handelshemmnisse  Prinzipien des WTO-gestützten Handelsregimes:  Nicht-Diskriminierung (Meistbegünstigtenprinzip + Inländerprinzip)  Gegenseitigkeit  Transparenz  Multilateralismus  Seit Anfang der 2000er-Jahre Krise und Stagnation mit Blick auf das globale Handelsregime Die globale institutionelle Einbettung  Nord-Süd-Konflikt ist im internationalen Handelsregime offen hervorgetreten  „NWWO“ in den 1970er Jahren und die Gründung von UNCTAD  Stillstand seit Doha-Verhandlungsrunde  Kolonialismus ist Erblast des globalen Handelsregimes  Hegemoniale Stabilität bröckelt insbesondere durch Aufstieg Chinas/BRICs und Re- orientierung der US-amerikanischen Handelspolitik  Krise der ‚liberalen Weltwirtschaftsordnung‘  Verteilungseffekte der Globalisierung + Systemrivalität = ‚Handelskrieg' Die globale institutionelle Einbettung: Kritik  Demokratische Kontrolle und Legitimität  “Some groups […] contend that business and political elites have considerable input into the structure of such agreements, but citizens find it difficult to hold their governments accountable for the decision-making authority transferred to international institutions“ (O‘Brien & Williams 2016, p. 122)  Vorwurf fehlender Transparenz und zivilgesellschaftlicher Beteiligung, zu geringe Rechenschaftspflicht internationaler Organisationen wie der WTO ➔ Politisierung von Handelsbeziehungen (#TTIP #CETA #Mercosur) Handel und Vergleichende Kapitalismusforschung  Nationale Handelspolitik  Vermeidung dauerhafter Handelsdefizite  Nutzen von (globaler) Nachfrage für einheimische Firmen (Erschließung von Absatzmärkten, Schutz von Arbeitsplätzen)  Möglichst hohe Wertschöpfung im Land erreichen + Versorgungssicherheit  Welche Rolle spielt globaler Handel in der Vergleichenden Kapitalismusforschung?  Wer handelt was, wie viel und mit wem? Welche Position hat ein Land im globalen Handelsregime? Handel und Vergleichende Kapitalismusforschung  Wachstumsmodellunterschiede  Export-orientierte Länder verfügen über starke Handelsoffenheit, deren politische Absicherung sie international (Freihandelsabkommen, WTORegelung) und national (Unterbewertung, Innovationssysteme) vorantreiben -> Neigung zu neo- merkantilistischen Strategien (Konfliktgefahr)  Binnen-orientierte Länder tendenziell offener für protektionistische Maßnahmen, da die Abhängigkeit vom Exportbeitrag geringer  „Entwicklungsstaaten“ (developmental states) haben Exporterfolge zunächst über Schutzmaßnahmen erzielt  Niedrigeinkommensökonomien asymmetrisch eingebunden (Primärgüter) Take-home messages  Handel und Märkte sind hochpolitisch  Nicht alle Staaten gleichermaßen integriert in und profitieren von Welthandel, insbesondere für Niedrigeinkommensländer Herausforderung  Gleichwohl dominiert das Prinzip Freihandel, allerdings historisch unterschiedlich und ungleich zwischen Sektoren und Ländern Produktion und Unternehmen Innovation, Produktion und ökonomische Entwicklung Input → Produktionsprozess → Output  Steigerung von Output = mehr Güter zu tendenziell sinkenden Preisen  durch Zuführung von mehr Inputs (Arbeit, Kapital)  durch Steigerung der Produktivität (mehr Output bei gleichbleibender Menge an Inputs): Innovationen im Produktionsprozess  Aus diesem Grund: Technologische Innovationen wesentlicher Treiber ökonomischer Entwicklung  In kapitalistischer Wirtschaftsform: Anreize zur Durchsetzung von Produktivitätssteigerungen (→ sinkende Produktionskosten → mehr Profit), aber auch Kämpfe (politisch, in Betrieben) um die konkrete Ausgestaltung Grundlagen: Innovation, Produktion und ökonomische Entwicklung „Die Eröffnung neuer, fremder oder einheimischer Märkte und die organisatorische Entwicklung vom Handwerksbetrieb und der Fabrik zu solchen Konzernen wie dem U.S. Steel illustrieren den gleichen Prozess einer industriellen Mutation (…), der unaufhörlich die Wirtschaftsstruktur von innen heraus revolutioniert, unaufhörlich die alte Struktur zerstört und unaufhörlich eine neue schafft. Dieser Prozess der ‚schöpferischen Zerstörung‘ ist das für den Kapitalismus wesentliche Faktum.“ (Joseph A. Schumpeter 1946 : Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. Stuttgart: UTB, S. 116). Was sind und warum gibt es multinationale Unternehmen?  Zentrale Kriterien:  grenzüberschreitende Geschäftstätigkeit, unterstützt durch Fähigkeit, verschiedene Prozesse und Transaktionen innerhalb als auch zwischen verschiedenen Ländern zu koordinieren und zu kontrollieren (Standortpolitik);  potenzielle Fähigkeit, die geographischen Unterschiede in der Verteilung der Produktionsfaktoren (z. B. natürliche Ressourcen, Kapital, Arbeit) und in der staatlichen Politik (z. B. Steuern, Handelshemmnisse, Subventionen usw.) zu nutzen  potenzielle geografische Flexibilität - die Fähigkeit, ihre Ressourcen und Abläufe zwischen Standorten auf internationaler oder sogar globaler Ebene umzuschalten  Entstehung moderner MNUs: Um 1900 herum (Konzentrationsprozesse, neue Technologien, Kolonialherrschaft), aber im Laufe des 20. Jahrhunderts erfolgt Transnationalisierung v.a. durch: (1) Ausländische Portfolioinvestitionen (foreign portfolio investment/FPI): Investitionen außerhalb des Heimatlandes der Unternehmung, in deren Rahmen lediglich Kapital ins Zielland fließen. Bei FPI bleibt die Kontrolle über die Unternehmung bei heimischen Kapitalisten (2) Ausländische Direktinvestitionen (foreign direct investment/FDI): Transfer von Kapital zum Erwerb von Eigentumsrechten im Ausland, in deren Rahmen sowohl Kapital als auch Technologie und Wissen ins Zielland fließen. Bei FDI bleibt Einfluss/Kontrolle über die transferierten Ressourcen bei ausländischer Unternehmung/dem MNU (greenfield investments + mergers & aquisitions)  Drei Formen der Integration o Vertikal (unterschiedliche Phasen entlang einer Lieferkette; Transaktionskosten) o Horizontal (gleiches Produkt; Marktkonzentration und Expansion) o Konglomerat (Produktdiversifikation; Risikosteuerung und Expansion)  Kerntreiber: Streben nach Effizienz & Macht o Zugang zu Märkten (wo sind große Absatzmärkte?) o Zugang zu Produktionsfaktoren/Ressourcen (Arbeit, Boden, Kapital, Wissen) o Strategische Industriepolitik (‚national champions‘)   Strukturelle Ursachen o Konkurrenzdruck; techn. Wandel; finanzielle Globalisierung; pol. Transformation Die Rolle von Liefer- und Wertschöpfungsketten  Multinationale Unternehmen organisieren auch den Welthandel v.a. durch die Etablierung von Produktionsnetzwerken und Liefer- /Wertschöpfungsketten  Querbezug → Weltwirtschaft/Globaler Handel als Positivsummenspiel oder Win/Win- Situation  Lieferketten verknüpfen Zulieferer, Produzenten, Verteilzentren, Einzelhandel und Verbraucher/Endkunden -> verbindet also Beschaffung mit Produktion und Märkten o Begriff „unpolitisch“, v.a. Effizienz- und Zeitgewinne, aber damit treten auch neue Koordinationsprobleme auf: vermittelt durch geographische Distanz und kulturelle und politische Unterschiede, Sicherheit -- plus ethischer Fragen, Arbeitsbedingungen, Hierarchien etc.  Wertschöpfungskette: Schwerpunkt darauf wo und wie `Wert geschöpft wird` (Kapitalismus: Mehrwert) und unter welchen Bedingungen  Unterschiedliche Typen von Liefer- und Wertschöpfungsketten (vgl. Vertrags-bzw. Langfrist- /Netzwerkbeziehungen) Beziehungen zwischen Staaten und (multinationalen) Unternehmen in der ipö  Liefer- und Wertschöpfungsketten sind politisch/institutionell eingebettet (Bsp. Handelsverträge, aber auch Infrastruktur, Standardisierung, Lieferkettensorgfaltsgesetze)  Enge Beziehung zwischen transnationalen Unternehmen und Heimatstaat in aufstrebenden Schwellenländern markant, aber historisch auch in den ‚alten‘ Industrieländern verankert o ‘Wherever there is a Spanish company, the Spanish government will be there defending its interests as its own’ (O‘Brien & Williams 2016, p. 142) o Internationale Expansion von großen Unternehmen als förderlich für die Machtposition von Nationalstaaten betrachtet  Potenzielle Einengung politischer Handlungsspielräume durch den teilweisen Bedeutungsverlust des nationalstaatlichen Steuerungsrahmens und Machtgewinn für mobiles Kapital o Zentral: strukturelle Abhängigkeit politischer Systeme und Entscheidungsträger von Wachstum und Steuereinnahmen für die Finanzierung und Legitimität demokratischer Gemeinwesen im Kapitalismus  Staaten definieren ‚Spielregeln‘ und Zugangsbedingungen zu Märkten, Ressourcen, Infrastruktur; aber ‚regulatorische Arbitrage‘, Lobbyismus, national champions  Vgl. „triangular diplomacy“ (Susan Strange): Staat-Staat; Firmen-Firmen, Staat-Firmen Beziehungen zwischen Staaten und (multinationalen) Unternehmen in der ipö  Gegenwärtige Tendenzen: (1) Transnationale Regulierung von Machtpotenzialen mobilen Kapitals (2) Transnationale Unternehmen werden selbst zu wirtschaftsdiplomatischen Verhandlungspartnern Take-home messages  Innovationen sind zentral für kapitalistische Entwicklung („schöpferische Zerstörung“), deren Verwertung in modernen Unternehmensformen stattfindet  Charakteristisch für gegenwärtige globale Ökonomie: Multinationale Unternehmen, die Liefer- und Wertschöpfungsketten organisieren  Ausbreitung hat strukturelle wie strategische Ursachen und beruht auf unterschiedlichen Integrationsformen (vertikal, horizontal, Konglomerat)  Führt zu intensiven Debatten über die Machtverteilung und Verstrickung zwischen Staaten und Unternehmen, aber auch Möglichkeiten der transnationalen Regulierung (Besteuerung u. Finanzmärkte, Arbeitsrechte) Arbeit  Kapital-Arbeit-Verhältnis zentral für Analyse des Kapitalismus (wechselseitige Abhängigkeit, Ausbeutung)  Mannigfaltige Organisationsprobleme: Angebot von (ausgebildeten) Arbeitskräften, Arbeitsbedingungen, Verteilung (Löhne), Arbeitsteilung Problemfeld Arbeit  Was ist das Kapital-Arbeits-Verhältnis? o Marx: Kapitalistische Produktionsweise ist gekennzeichnet durch den Antagonismus zweier Klassen – Bourgeoisie und Proletariat – die sich in Form gesellschaftlicher Produktionsverhältnisse gegenüberstehen: Kapital (Eigentum an Produktionsmitteln) und Arbeit (Verkäufer:innen von Arbeitskraft) o Aufeinandertreffen in den Fabriken und Unternehmen: Interessenskonflikte, Kämpfe um Löhne, Arbeitszeit, Arbeitsschutz, soziale Sicherung o „Industrielle Beziehungen“ oder Arbeitsbeziehungen bilden sich heraus als Prozess der ‚Institutionalisierung‘ des Klassenantagonismus (Regelsetzung, Normen, Gesetze, Organisationen)  Dimensionen der Arbeitsteilung o International: grenzüberschreitende Aufteilung von Tätigkeiten durch Spezialisierung in Handel und Wertschöpfungsketten o ‚Gendered‘ (basiert auf Geschlecht): ▪ Haushalts- und Sorgearbeit wird in vielen Gesellschaften Frauen zugeschrieben und bleibt oftmals ‘unsichtbar’ ▪ Sektorale Unterschiede (z.B. beträgt der Anteil von Professorinnen an deutschen Universitäten ca. ein Viertel) o ‚Racial‘ (basiert auf Ethnie und Hautfarbe): Beinhaltet Geschichte der Sklaverei ebenso wie Arbeitsmarktsegmentierung auf Basis von ‚Herkunft‘  ‚Global Care Chains‘ als übergreifend-intersektionales Phänomen Arbeitsregime im globalen und historischen Vergleich  Erhöhter internationaler Wettbewerb: Rationalisierung, Senkung von Arbeitskosten (Lohnzurückhaltung bzw. Entlassungen, vgl. CME vs. LME)  Kapital ist mobiler als Arbeit: Exit-Option; Druck auf Regierungen zur Reduzierung relativer Arbeitskosten („Race-to-the-bottom“)  Integration in globalen Wettbewerb: Verstärkt Low-Skill-Trap; ausbleibendes Upgrading der Belegschaft (v.a. aufgrund von Informalität) Globale Migration und Arbeit: Ursachen  Grundlegend: Kapitalistische Entwicklung als Treiber für (Binnen-) Migration  mobile Lohnarbeiterschaft statt Subsistenzwirtschaft (Landwirtschaft)  Weitere wesentliche politökonomische Faktoren:  Unterschiede zwischen Herkunfts- und Zielland (Arbeitsplätze, Löhne)  Starke Nachfrage nach Arbeitskräften in Zielländern (Demographische Wende)  Dysfunktionale Institutionen in Niedrigeinkommensökonomien (Dienstleistungen, soziale Sicherung etc.)  Konflikte, politische und soziale Faktoren (aber auch: ‚forced labor‘)  Migrationsübergang: Entwicklung eines Landes von Herkunfts- zu Zielregion von Migration; Europa: 80-90 Jahre; Korea, Taiwan: 30-40 Jahre  Zuwanderung niedrigqualifizierter Arbeitskräfte: Trägt zur Segmentierung des Arbeitsmarkts bei  Zuwanderung (hoch)qualifizierter Arbeitskräfte: Substituierung für Dysfunktionalität des nationalen Ausbildungssystems  Generell herausforderungsvoller für CMEs: angewiesen auf spezifische Fähigkeiten; Koordinierungsfunktion von Gewerkschaften in Gefahr durch Segmentierung, starke Insider/Outsider-Dynamik  LMEs sind auf Zuwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte angewiesen; können Migrant:innen mit allgemeinen Fähigkeiten prinzipiell besser wirtschaftlich integrieren Internationale Regulierung von Arbeit  Problem: Informelle und prekäre Beschäftigung, Menschenrechtsverletzungen in der Produktion → Strategie: Globale Durchsetzung von Arbeitsrechten 1. Unilaterale Durchsetzung durch extraterritoriale Jurisdiktion o Historisch: Großbritannien bei der Abschaffung der Sklaverei (Abolitionismus) o Problem: benötigt durchsetzungskräftige und -willige Hegemonialmacht 2. Multilaterale Durchsetzung in Form internationaler Institutionen o Aktuell: Internationale Arbeitsorganisation (ILO) seit 1919 o Problem: keine Sanktionsmöglichkeiten, nur Empfehlungen (1) Marktbasierte Durchsetzung in Form von Codes of Conduct o Aktuell: UN Global Compact o Problem: basieren weitgehend auf Freiwilligkeit, Gefahr des „Bluewashing“ Take-home messages 1. Zentralität des Problemfelds Arbeit in kapitalistischem Wirtschaftskreislauf -> Blindstelle: Reproduktionsarbeit 2. Arbeitsbeziehungen international unterschiedlich organisiert, aber allgemeine Trends: sinkende Organisation in Gewerkschaften, Tertiarisierung, Informalisierung & Prekarisierung (Digitalisierung?) 3. Erhöhter internationaler Standortwettbewerb (Druck auf nationale Arbeitssysteme) und (internationale) Migration prägen Arbeit und Arbeitsteilung in der Weltwirtschaft 4. Internationale Regulierungsversuche (z.B. über ILO) existieren, sind aber nicht sanktionsbewährt Klima Politische Ökonomie im Anthropozän  Was heißt ‚Anthropozän‘?  Menschheit als gestaltende geologische Kraft des Planeten  Formal: geologisches Zeitalter des Holozäns (seit ca. 12.000 Jahren)  These: Indikatoren des Erdensystems variieren nun unlängst stärker als im restlichen Holozän, getrieben durch menschliche Aktivität und nicht natürliche Schwankungen  “The Great Acceleration” – Die große Beschleunigung → Je 12 Indikatoren für SozioÖkonomische Trends und Erdensystemtrends  Nicht Beginn der Industriellen Revolution, sondern Nachkriegs-‘Goldenes Zeitalter’ als Ausgangspunkt Drei zentrale politökonomische Bearbeitungsfelder 1. Internalisierung ‚negativer Externalitäten‘ 2. Lösung von Kooperationsproblemen: ‚Tragik der Allmende‘ 3. Verteilungsproblematiken (‚Kapitalozän‘) Vergleichende Perspektiven auf Kapitalismus und Umwelt  Unterbelichtung kapitalistischer Vielfalt in Bezug auf Umweltfragen: Welchen Einfluss haben unterschiedliche institutionelle Konfigurationen auf Ergebnisse/Positionen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz?  Mikler & Harrison 2012: Koordinierte Marktwirtschaften effektiver als liberale Marktwirtschaften in der Bekämpfung des Klimawandels  Länder unterscheiden sich in der Input- und Output-Dimension, was wiederum auf ihre Präferenzen bei internationaler Kooperation zurückwirkt „Nachhaltige Entwicklung“ und die IPÖ der Klimapolitik  ‚Environmental Mainstreaming‘ o Nachhaltige Entwicklung (Konferenz von Rio 1992) o Dimensionen: wirtschaftlich, sozial, ökologisch; intergenerationale und Nord-Süd Gerechtigkeitserwägungen; Verankerung von Umwelterwägungen in Policy- und Produktionsprozessen  Partielle Kooperationserfolge o Montreal-Protokoll von 1987 zum Schutz der Ozonschicht: multilaterales Umweltabkommen → Absetzen von FCKW (Treibhausgas) o Kyoto-Protokoll und Paris-Abkommen mit „gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortlichkeiten“ → obgleich unzureichend, um Konfliktlinien zu entkräften (Schwellenländer, USA) „Nachhaltige Entwicklung“ und die IPÖ der Klimapolitik  Auch hier zentral: Verhältnis von Staat und Unternehmen; Regulierung und Verhandlungsmacht  Beeinflusst Ausgestaltung zentraler politischer Projekte zum Klimaschutz: sektorale Konfliktlinien in ‚existential politics‘  CO2-Emissionshandel und ‚Sustainable Finance‘ als dominante, markt-basierte Projekte vs. ‚Green New Deals‘ als offene transformative Projekte (≠ ‚European Green Deal‘) Take-home messages 1. Umwelt, Natur, Klima prägen zunehmend das Verständnis von (Internationaler) Politischer Ökonomie 2. Ob Ausgestaltung von Umwelt- und Klimapolitiken marktbasiert, markteinhegend oder gar transformativ ist: abhängig von institutioneller Prägung und Kräfteverhältnissen in und zwischen Ländern, Sektoren, Bevölkerungsgruppen 3. Vergleichende (koordiniert, liberal, staatszentriert – oder ganz anders?) und internationale (Nord-Süd, transnationale Kooperation) Perspektive wichtig, aber auch historisch (gegenwärtige Transformationsprozesse, Anthropozän) Historische Grundlagen Weltwirtschaftsordnung 1945-1973  Periode markiert die Herausbildung einer kapitalistischen Weltwirtschaft und Beginn der heute zentralen Inter- und Transnationalisierungstendenzen o Multinationale Unternehmen o Globale Arbeitsteilung und Welthandel o Ressourcenintensive und zugleich rationalisierte Konsum- und Produktionsweise (von der Automobilindustrie zum Massentourismus) o Auch: Konsolidierung der sozialen Demokratie in Westeuropa 1. „Fordismus“ (vorherrschende Produktionsweise oder „Akkumulationsregime“) 2. „Embedded Liberalism“ (internationale Organisation: System von Bretton Woods - BWS) Fordismus & Embedded Liberalism = historisches Beispiel einer markteinhegenden-organisierten Ordnung  Anfang der Periode “politisch” (nach 1945 hoher Bedarf an “Behausung” und Stabilität, Vermeidung von Krisen)  Ende der Periode “ökonomisch” (Erschöpfung der Produktionsweise, Defizit der USA, Wachstumsschwäche) Fordismus  Beschreibt spezifische Organisation des Akkumulationsprozesses seit etwa 1930er Jahren → läutet Phase relativer Stabilität nach 1945 v.a. in den USA und Westeuropa ein  Beruht auf starker institutioneller Einbettung und einem aktiven wirtschaftspolitischen Staat, aber auch der günstigen Rohstoffversorgung durch Entwicklungsländer o Charakteristika u.a. hohe Wachstumsraten, Vollbeschäftigung, Ausbau des Wohlfahrtsstaates, rapide Verbesserung der Lebensstandards o Daher auch Rede vom “goldenen Zeitalter” (vgl. Hobsbawm 1995) Akkumulationsregime des Fordismus ist tendenziell national organisiert, aber: Um die desastösen Folgen ungehemmter Konkurrenz zwischen Staaten zu vermeiden (Merkantilismus), wurden nationale Ökonomien in internationales System eingebettet Ziel: alle Ökonomien profitieren von Weltmarkt, aber Steuerungskompetenz und wirtschaftspolitische Souveränität bleibt bei den Staaten → “Embedded Liberalism” Eingebetteter Liberalismus und Bretton Woods  Kompromiss zwischen nationaler ökonomischer Selbstbestimmung und den vom Weltmarkt herrührenden Interdependenzen durch Multilateralismus  Indem Markt limitiert ist (eingebettet), wird dessen Legitimität erhöht  Das neue internationale Wirtschaftsregime dient dazu, auch nicht-liberale Staaten in liberales System zu integrieren  Anpassung der Wirtschaftsstruktur an neue Ordnung (vgl. Marshall-Plan)  Anbindung an USA (v.a. durch US-Dollar) → Institutionalisierung durch das Abkommen von Bretton Woods Das Bretton-Woods-System als global governance  Konferenz 1944 in Bretton Woods, New Hampshire, 44 Länderdelegationen  multilaterale Weltwirtschaftsordnung, die nationale Strategien wirtschaftlicher Modernisierung und Planung bei Freihandel ermöglichen  Nationale Autonomie bei Ermöglichung des internationalen Warenverkehrs durch (relativ) feste Wechselkurse → bedurfte Kapitalverkehrskontrollen (→ siehe Trilemma des Wechselkursregimes oder Mundell-Fleming-Modell) Autonome Entwicklungspfade im ‚Globalen Süden‘  Importsubstitution in Lateinamerika  Abhängigkeit von Zentren im Norden soll vermieden werden  Aufbau eigenständiger Industriesektoren  Entwicklungsstaaten in Asien  geschützter Aufbau eigener Industriestrukturen  zentrale industriepolitische Planung  Öffnung zum Weltmarkt ➔ Beide: Vorrang nationaler Entwicklung ggü. global-universalen Normen ➔ Forderung einer Neuen Weltwirtschaftsordnung (NWWO) Krise und Ende des Bretton-Woods-Systems 1971-1973 ➔ Aufholprozesse Westeuropas und Japans schwächen ökonomische Position der USA; weltwirtschaftliches Wachstum, Zunahme US-amerikanischer Verschuldung im Zuge des Vietnam-Kriegs sowie die Entstehung von „Eurodollar-Märkten“ erhöhen das Umlaufvolumen an US-Dollar, die nicht mehr von den Goldreserven gedeckt sind ➔ 1971: Aufkündigung der Golddeckung ➔ 1973: Aufhebung fester Wechselkurse ➔ Aber: Fortbestand der anderen Institutionen (IWF, WB, GATT) Weltwirtschaft verlangsamt Wachstum ab Ende 1960er Jahre verstärkt durch die Unsicherheit wg. Dollar, Ölpreiskrise 1973, Preissteigerungen (Inflation) und den Implikationen für Welthandel o Aufkommen von Neomerkantilismus und nationalen Krisenstrategien (Staat) o Zunahme an wilden Streiks für höhere Reallöhne (Arbeit) o geringere Gewinne für Unternehmen (Kapital) Mobilisierung von Fraktionen, die für mehr “Verbesserung” einstehen ➔ Reform der Wirtschaftsordnung: Neoliberalismus Take-home messages Fordismus und in ein in multilaterale Ordnung ‚eingebetter Liberalismus‘ erzeugen zwischen 1945 und 1973 den „kurzen Traum immerwährender Prosperität“ (Lutz 1984) Periode transformiert Konsum- und Produktionsweise und etabliert eine ‚kapitalistische Weltwirtschaft‘ auf Grundlage kooperierender nationaler Wohlfahrtsstaaten unter US- Hegemonie Historischer Kompromiss zwischen ‚Behausung‘ und ‚Verbesserung‘, zwischen Kapital und Arbeit, der in den 1970er Jahren beginnt brüchig zu werde

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