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3. Sitzung Einführung in die Internationalen Beziehungen 2. Oktober 2023 Liberalismus Übersicht • • • • Einleitende Bemerkungen Elemente des Liberalismus Ideengeschichte (Von Grotius bis Wilson) Liberale Forschungsprogramme Einleitung • Historische Alternative zum Realismus (Analogie der Opp...
3. Sitzung Einführung in die Internationalen Beziehungen 2. Oktober 2023 Liberalismus Übersicht • • • • Einleitende Bemerkungen Elemente des Liberalismus Ideengeschichte (Von Grotius bis Wilson) Liberale Forschungsprogramme Einleitung • Historische Alternative zum Realismus (Analogie der Oppositionspartei) • “International affairs have been the nemesis of liberalism (…) the essence of liberalism is self-restraint, moderation, compromise and peace… (Hoffmann: 1987)“ • USA und GB im 18. und 19 Jh.: Dominantes Paradigma (innenpolitisch, Freihandel) • 20. Jh.: Realismus… • 1989: “The end of history“ (Fukuyama), Globalisierung • 9/11 – Realismus gestärkt? Elemente des Liberalismus • Liberalismus als politische und ökonomische Theorie • Aufbrechen der Blackbox, innerste Strukturen • Unterschiedliche Identitäten der Staaten (wie der Individuen), dies definiert die Politik nach Aussen • Wertediskussion (Ordnung (just order, rule of law), Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Toleranz, Wettbewerb) • Freiheit (Schutz natürlicher Rechte (Eigentumsrechte), NichtIntervention) • Unterschiedliche Gewichtung der Werte, Rolle der IOs, Frage der Einmischung vs. Zurückhaltung (Souveränität) • Self-restraint vs. Wilsonian in boots… Liberalismus Liberalismen (Kant) • Republikanischer/Demokratischer Liberalismus • Freihändlerischer Liberalismus • Regulatorischer Liberalismus Ideengeschichte Ideengeschichte Hugo Grotius (1583-1645) • „Das Freie Meer“ (Mare Liberum) – Freie Handelsschifffahrt – Grundstein für modernes Seerecht / öffentliches Gut • „Über das Recht des Krieges und des Friedens“ 1625 – Grundlage des Völkerrechts – Theorie des „gerechten“ Krieges – Kriegsgründe (jus ad bellum) – Verhalten während des Krieges (jus in bello) • Elemente: – Normen sind wichtig, um die Ordnung zu erhalten – Quellen des international Rechts finden sich im Naturrecht (von Natur aus mit Rechten ausgestattet) aber auch im Gewohnheitsrecht (ungleich göttliches Recht) – Auch ohne zentrale Autorität sind Staaten an internationalem Recht gebunden – Macht und Normen Ideengeschichte John Locke (1632-1704) • Hauptwerk: Two Treatises of Government (Second Treatise)(1689) • • • • • Recht auf Freiheit (Eigentum, Leben, Freiheit, Gesundheit) „No one ought to harm another in his Life, Health, Liberty or Possessions“ Im Naturzustand: Selbsterhaltungsrecht, Toleranz Primat des Individuums Vertragstheorie: Limitierte Rolle des Staates, benötigt Zustimmung der Regierten um legitim zu sein (Nachtwächterstaat), und muss Naturrechte schützen, ansonsten Recht zur Revolution • Liberalismus als Ideologie • Locke‘s Staatstheorie - Einfluss auf Amerikanische Unabhängigkeitserklärung und Franz. Verfassungsentwurf • Freihandel (David Hume Adam Smith, David Ricardo, Cobden) Richard Ideengeschichte Immanuel Kant (1724-1804) • Zum Ewigen Frieden (Perpetual Peace) 1795 • Erster Abschnitt: 1) Es soll kein Friedensschluss als ein solcher gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs zu einem künftigen Kriege gemacht wurde. 2) Es soll kein für sich bestehender Staat (…) von einem anderen Staate durch Erbung, Tausch, Kauf oder Schenkung erworben werden können. 3) Stehende Heere sollen mit der Zeit ganz aufhören. 4) Es sollen keine Staatsschulden in Beziehung auf äußere Staatshändel gemacht werden. 5) Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines anderen Staates gewalttätig einmischen. 6) Es soll sich kein Staat im Kriege mit einem anderen solche Feindseligkeiten erlauben, welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen (…) Ideengeschichte • • • • Zweiter Abschnitt: Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch sein. Das Völkerrecht soll auf einen Föderalismus freier Staaten gegründet sein. Das Weltbürgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalität eingeschränkt sein. Ideengeschichte • • • • Jeremy Bentham (1748-1832) Ethik des Utilitarismus (greatest happyness for the greatest number) Philosophical Radical (individuelle und wirtschaftliche Freiheit) Eingetreten für Trennung Staat und Kirche, freie Meinungsäusserung, Rechte der Frauen, Tierrechte, gegen Sklavenhandel, für Freihandel, etc… • Die Menschen sind rationale Akteure, können für sich entscheiden, was am besten ist. • “Between the interests of nations there is nowhere any real conflict“ Ideengeschichte • • • • Woodrow Wilson (1856-1924) 14 Punkte Gründung IO Kollektive Sicherheit – – – – – 1. Open covenants openly arrived at 2. Freedom of seas alike in peace and war 3. Removal of all economic barriers to trade 4. Reduction of national armaments 5-13 Readjustment of colonial claims and evacuation and restoration of Russia, Belgium, France, Italy’s borders, Balkan states boundaries, self-determination for the peoples of Austria-Hungary and people under Turkish rule, independence of Poland (Balancing Question…) – 14. General association of nations under specific covenants (mutual guarantees of political independence and territorial integrity) • Versailler Vetrag und die Geschichte des Völkersbundes • Liberaler Institutionalismus nach dem 2WK: UNO, Bretton Woods Institutionen • Mix aus Realismus und Liberalismus Liberale Forschungsprogramme • Demokratischer Frieden (Kants Traktat zum Ewigen Frieden) • • • • • • Die These des liberalen/demokratischen Friedens Kein Krieg zwischen „liberalen“ Staaten (demokratisch) Liberale Zone des Friedens? Jedoch Kriege zwischen Demokratien und Nicht-demokratischen Regimen Dyadische These: Demokratische Staatenpaare bekriegen sich nicht Monadische These: Demokratien sind alleine nicht friedfertiger als andere Staaten Republikanischer Liberalismus • Entwicklung Demokratien Republikanischer Liberalismus Quelle: V-dem Institute - Democracy Report 2023 Republikanischer Liberalismus • Erklärungsansätze: • Geschichte freundlicher Beziehungen • Demokratien antizipieren, dass die Bevölkerung konflikthemmend einwirkt via Institutionen und Normen • Signale (Diplomatie) funktionieren besser zwischen Demokratien sowohl punkto Kooperation als auch Abschreckung (weniger Gefahr irrationaler Aktionen) • Abwahldrohung, wenn die Regierung Entscheide trifft, welche die Wohlfahrtsverluste bringen (Krieg lohnt sich kaum) Liberale Forschungsprogramme • • • • Vom republikanischen zum freihändlerischen Liberalismus Freihandel fördert den Frieden Thomas Friedman: McDonald These Staaten, welche beide Filialen von McDonald aufweisen, bekriegen sich nicht… • Empirisch umstrittener Freihändlerischer Liberalismus • Erklärungsfaktoren: • Opportunitätskosten, Einbruch des Handels, Gegenseitige Abhängigkeit • Gegenargumente: • Realismus: Relative Gewinne, “weaponized interdependence” (Farrell and Newman 2019) • Marxismus: Expansion des Kapitalismus (Imperialismustheorien) fördert Spannungen zwischen Arbeit und Kapital (Klassenkampf global) • Rohstoffe und der Bezug zu internen Konflikten Entkopplung (Decoupling)? Liberale Forschungsprogramme Liberale Forschungsprogramme • Konzept der Sicherheitsgemeinschaft / Karl W. Deutsch • “Political Community and the North Atlantic Area: International Organization in the Light of Historical Experience” (1957) • Erwartungen hinsichtlich eines friedlichen Wechsels im Rahmen einer Sicherheitsgemeinschaft • Sicherheitsgemeinschaft bedarf Kommunikationskanälen zwischen Eliten und zwischen Eliten und Massen • „Unified Governance“ ist nicht eine notwendige Bedingung (es braucht keine Weltregierung), zu starke Institutionalisierung könnte nicht förderlich sein • Regulativer Liberalismus: Sicherheitspolitische Sichtweise der Europäischen Integration (Robert Schuman, 1950) Liberale Forschungsprogramme • Funktionalismus / David Mitrany • Staat muss kooperieren, um Probleme der Moderne zu lösen (Externalitäten) • Technische Zusammenarbeit und Expertenaustausch… • Exit-Kosten bei zunehmender Integration wachsen Neofunktionalismus (Ernst Haas) Spill-over Effekte… Regionale Integrationsforschung Liberale Forschungsprogramme • Transnationalismus / Joseph Nye and Robert Keohane • Die Rolle transnationaler Unternehmungen und NGOs ist theoretisch unterentwickelt • Spinnenetz vs. Billiardball • Komplexe Interdependenz • Die Grenzen zwischen high and low politics vermischen sich • Vulnerability (Verletzlichkeit) and Sensitivity (Empfindlichkeit) • Konzept der Reziprozität Liberale Forschungsprogramme • Neo-liberaler Institutionalism / Keohane • Puzzle: Kooperation ist auch in einem anarchischen System möglich • Was ist das Interesse der Staaten • Internationale Regime/IO erleichtern Kooperation • Information und Transparenz steigen • Transaktionskosten • Nicht-kooperatives Verhalten ist sichtbar • Eigene Beschränkung wird akzeptiert (Reziprozität) • Sanktionsmöglichkeiten stärken Kooperation • Akteure streben nach absoluten oder gemeinsamen Gewinnen (nicht relativen!) Liberale Forschungsprogramme • Inspiration bei: Georg Akerlof • The market for lemons (Saure Gurken) • Gebrauchtwarenmarkt in Abwesenheit einer Institution (z.B. Händler) • Asymmetrie der Information • Kaufabschlüsse finden nicht statt, obwohl möglich • Misstrauen der Konsumenten, d.h. “gute” Autos kommen nicht auf den Markt, es dominieren v.a. “schlechte” Autos (lemons) • Institution bring gemeinsamen Nutzen für Verkäufer und Käufer Liberale Forschungsprogramme • • • • • Die Evolution der Kooperation / Axelrod Kooperation ist auch im Sicherheitsdilemma möglich Das Gefangendilemma Kooperationsstrategien Tit-for-Tat GD-Situation Player B Silent Confess Silent 3, 3 1,4 Confess 4,1 2,2 Player A Evolution der Kooperation Evolution der Kooperation • Gefangenenspiel mit unendlich vielen Runden • Mit dem Schatten der Zukunft wachsen die Kooperationschancen • Aber James Fearon 1998 (IO): Bei langem Schatten der Zukunft wird auch in Verhandlungen hart gerungen Zeitgenössische Formen und Vertreter • Joseph Nye “Soft Power” • John Ikenberry Liberal Hegemony • Andrew Moravcsik “Taking Preferences Seriously – A Liberal Theory of International Politics” • Barbara Koremenos – “Rational Design of International Institutions” • David Held - Cosmopolitan Models of Democracy (Radical Liberal)