Einführung, Geschichte und Leitlinien VL1 PDF

Summary

This document provides an introduction to motivation psychology, including examples, definitions, and theories. The text discusses the motivations behind various actions and explores the factors influencing human behavior in different situations. It also covers principles of motivation and examines different perspectives.

Full Transcript

Einführung, Geschichte und Leitlinien Gegenstand der Motivationspsychologie: Beispiele Was bewegt Kinder dazu die Vorlesungen der Kinder-Uni zu besuchen warum begleitet Franz Petra in die Oper, obwohl er klassische Musik...

Einführung, Geschichte und Leitlinien Gegenstand der Motivationspsychologie: Beispiele Was bewegt Kinder dazu die Vorlesungen der Kinder-Uni zu besuchen warum begleitet Franz Petra in die Oper, obwohl er klassische Musik nicht ausstehen kann welches Motiv hatte der Angeklagte, seine Frau zu ermorden was hat den Co-Piloten dazu bewegt, das Germanwings Flugzeug zum Absturz zu bringen Vorläufige Begriffsbestimmung abgeleitet von dem lateinischen Verb „movere“ (englisch: to move) Motivation lässt uns bestimmte Dinge tun (Bewegung in eine Sache bringen) „Prinzipien, die uns verstehen helfen, warum Menschen und Tieren Handlungen in jeweils spezifischen Situationen ausführen“ (Mook, 1987) Definition nach Rudolph 2013 Die Motivationspsychologie soll Fragen klären, warum sich Menschen so verhalten, wie sie es tun, und demnach die Beweggründe und Ursachen für menschliches Verhalten zu suchen Motivationspsychologische Fragestellungen umfassen die Suche nach generellen Prinzipien, warum Menschen Handlungen in jeweils spezifischen Situationen auswählen, beginnen und aufrechterhalten Definition nach Heckhausen 2018 Warum wird in bestimmten Situationen ein bestimmtes Ziel gewählt und mit einer bestimmten Intensität und Zeitdauer verfolgt? Probleme Einführung, Geschichte und Leitlinien 1 Welche Aktivitäten können einer gemeinsamen Klasse von Zielen zugeordnet werden? Wie entwickeln sich Zielklassen im Lebenslauf und gibt es individuelle Unterschiede? Wie wird nach einem Entschluss auch tatsächlich gehandelt? Wieso fällt es einer Person leicht, bestimmte Entschlüsse unmittelbar in die Tat umzusetzen und einer anderen nicht? Wieso haben manche Menschen mehr Probleme beim Umsetzen von gesetzten Zielen? Welche Situationen begünstigen die konsequente Verfolgung von Zielen? Determinanten motivierten Handelns Motivation wird durch Personen- und Situationsfaktoren sowie antizipierte Handlungsergebnisse und deren Folgen bestimmt Personenfaktoren Universelle Verhaltenstendenzen und Bedürfnisse: physiologische Bedürfnisse (Hunger, Durst, etc.) Implizite Motive (Motivdispositionen, Gewohnheiten): überdauernde, in der frühen Kindheit gelernte, emotional getönte Verhaltenspräferenzen Explizite Motive (Zielsetzungen): bewusste, sprachlich repräsentierte Selbstbilder, Werte und Ziele, die sich eine Person zuschreibt Einführung, Geschichte und Leitlinien 2 Situationsfaktoren Frage: Gibt es wirklich nur Diebe oder Nichtdiebe oder ist es nicht auch die Gelegenheit, die Diebe macht? Schlussfolgerung: Einbeziehung von situativen Einflüssen Berücksichtigung intraindividueller (innerhalb eines Individuums ablaufend) Unterschiede systematische Variation von Situationsvariablen trägt zur stärkeren Generalisierbarkeit der Verhaltenserklärung bei Anreize: Aufforderungscharakter zum Handeln → Antizipierte positive oder negative Folgen (Erwartungen), die an die Handlungstätigkeit oder das Handlungsergebnis gebunden sind Situationsfaktoren: Intrinische Anreize sind mit der Tätigkeit oder Handlung selbst oder deren Ergebnis verbunden Situationsfaktoren: Extrinsische Anreize sind mit den Folgen der Handlung oder dem Ergebnis verbunden (langfristige Ziele, Selbst- oder Fremdbewertung, materielle Belohnung) Determinanten motivierten Handelns: Erklärung des Modells Einführung, Geschichte und Leitlinien 3 Situationen variieren durch unterschiedliche Konstellationen von Erwartungen H-E-Erwartung = Handlungs-Ergebnis-Erwartung (z.B. die Vorlesung besuchen und Wissen erwerben) S-E-Erwartung = Situations-Ergebnis-Erwartung (Situation führt auch ohne Handeln von selbst zum Ergebnis; z.B. Gelegenheit nutzen und an der Vorlesung teilnehmen) E-F-Erwartung = Ergebnis-Folge-Erwartung (z.B. durch das erworbene Wissen während der Vorlesung die Klausur bestehen) Worin unterscheiden sich Motivationstheorien? Motivationstheorien unterscheiden sich in ihrem Fokus auf Personen-, Situation,- und Interaktion von Personen- und Situationsfaktoren Eigenschaftstheorien mit Fokus auf die Person Trieb- und Aktivationstheorien mit Fokus auf die Situation Anreiz- und Konflikttheorien (Erwartungen-Mal-Wert) mit Fokus auf Person-Situation-Interaktion Motivationstheorien: Motivationale und volitionale Handlungsregulation im Handlungsverlauf Frühere Motivationstheorien fokussieren auf motivationale Aspekte, dem Auswählen und Bewerten, also dem Warum Personen sich in Situationen für eine bestimmte Handlung entscheiden Handlungsregulatorische Modelle beziehen auch volitionale Aspekte, also das Wie mit ein, also das Beginnen und Umsetzen der Handlung (z.B. das Rubikonmodell) Einführung, Geschichte und Leitlinien 4 Entwicklungslinien der Motivationsforschung Fokus auf Personenfaktoren: McDougall und Freud Fokus auf Situationsfaktoren: Thorndike und Pawlow Einführung, Geschichte und Leitlinien 5 Charles Darwin (1809-1882) Entstehung der Arten (1859) wenn es nur graduelle (feine) Unterschiede zwischen Mensch und Tier gibt, sollten Erklärungen für tierisches Verhalten auch für den Menschen gelten → Diese theoretische Vorstellung hatte Einfluss auf Vertreter der instinkt- und triebtheoretischen Entwicklungslinien Anpassungen an Umweltbedingungen: Intelligenz, die Fähigkeit aus Erfahrungen zu lernen, musste in hohem Maße eine arterhaltende Funktion besitzen, weil sie schnelle Anpassung an veränderte Umweltbedingungen ermöglichte → Einfluss auf lern- und aktivationspsychologische Entwicklungslinien Aufgaben von Eigenschaftstheorien Welche und wie viele Eigenschaften gibt es? Einführung, Geschichte und Leitlinien 6 Wie entstehen diese Eigenschaften? Wie wirken sie sich auf die Motivation aus? Probleme von Eigenschaftstheorien Motivklassifikation: Wie lassen sich Dispositionen voneinander abgrenzen? Motivmessung Wenn es zahlreiche Motivdispositionen gibt, wann und wie viele davon werden in einer bestimmten Situation aktiviert? Wie können diese in bestimmten Situationen angeregt werden? Bekannte Vertreter von Instinkt- und Bedürfnistheorien McDougalls Instinkttheorie Murrays Bedürfnisklassifikation Maslows Bedürfnishierarchie Murrays Motivklassifikation Primäre Bedürfnisse (organismische Vorgänge, die zyklisch auftreten): Wasser, Futter, Sex, Ausscheidungen… Sekundäre Bedürfnisse (27 psychologische Bedürfnisse): Leistung, sozialer Anschluss, Aggression, Unabhängigkeit, Schutz, Macht… Murrays Motivmessung Thematischer Auffassungstest (TAT) Interviews Lebensläufe und Kindheitserinnerungen Experimente Maslow Grundgedanke: ein Prinzip der relativen Vorrangigkeit in der Motivanregung Einführung, Geschichte und Leitlinien 7 → zunächst müssen immer die Bedürfnisse der niederen Gruppe befriedigt sein, ehe ein höheres Bedürfnis überhaupt aktiviert wird und das Handeln bestimmen kann nicht einzelne Bedürfnisse, sondern Bedürfnisgruppen werden abgegrenzt Bedürfnisgruppen werden in eine wertbezogene Hierarchie geordnet lexikalische (faktorenanalytische) Ansätze Fokus auf der Lösung des Klassifikationsproblems (wie viele Arten/Eigenschaften lassen sich unterscheiden?) Ansätze zur Hypothesengenerierung beruhen auf Einschätzungen von Menschen über Personen Annahme: relevantes Verhalten zur Erklärung von Unterschieden zwischen Menschen spiegelt sich in der Sprache wider Vorarbeiten von Allport und Odbert (1936) Sammlung von fast 18.000 Eigenschaftswörtern Cattell übernahm 171 Wörter, die er als Gegensatzpaare ordnete (z.B. aufgeweckt vs. abwesend) Bekannte lexikalische Ansätze 5-Faktoren-Modell (Big Five) grundlegende, biologisch fundierte Eigenschaften (hohe Vererbbarkeit) Einführung, Geschichte und Leitlinien 8 stabile Eigenschaften (Vorhersagen über langen Zeitraum möglich) kulturübergreifender, universeller Reifungsverlauf (Extraversion und Offenheit für Erfahrung geht mit zunehmendem Alter zurück, während Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit in ihrer Ausprägung ansteigen) unterstützt die Sedimenthypothese: Nur genetisch verankerte Eigenschaften, die von Generation zu Generation stabil bleiben, konnten sich in der menschlichen Sprache ablagern Cattell‘s Eigenschaftstheorie (verglichen mit dem 5-Faktoren-Modell weitaus komplexer) Einführung, Geschichte und Leitlinien 9 Einführung, Geschichte und Leitlinien 10

Use Quizgecko on...
Browser
Browser