Fragenkatalog Prüfung PDF
Document Details
Uploaded by Deleted User
Tags
Summary
This document contains a question and answer sheet regarding psychiatry, social psychiatry, biological psychiatry, and the Mental Health Act. It covers definitions, procedures, and issues related to these topics.
Full Transcript
**Fragenkatalog** ----------------- 1. **Definition Psychiatrie, Sozialpsychiatrie, biologische Psychiatrie** **Psychiatrie:** Die Lehre von den seelischen Erkrankungen und ihre Behandlung und Prävention. **Sozialpsychiatrie:** Richtung der Psychiatrie, die sich mit der Bedeutung familiärer...
**Fragenkatalog** ----------------- 1. **Definition Psychiatrie, Sozialpsychiatrie, biologische Psychiatrie** **Psychiatrie:** Die Lehre von den seelischen Erkrankungen und ihre Behandlung und Prävention. **Sozialpsychiatrie:** Richtung der Psychiatrie, die sich mit der Bedeutung familiärer und gesellschaftlicher Faktoren für die Entstehung und Aufrechterhaltung der psychischen Erkrankung beschäftigt. Es wird die Verbreitung der Erkrankungen in der Bevölkerung untersucht. Die Prävention und der Begriff der gemeindenahen Psychiatrie und Rehabilitation sind eng mit der Sozialpsychiatrie verwoben. **Biologische Psychiatrie:** Forschungsansatz, der auf biologischen Methoden beruht und sich mit dem biologischen Ursprung der Erkrankungen befasst (neuroanatomisch; neuropathologisch; neurophysiologisch; biochemisch; genetisch) 2. **Unterbringungsgesetz** ***Welche Voraussetzungen sind notwendig?*** - Psychische Erkrankung - Im Zusammenhang mit dieser Erkrankung besteht eine akute Selbst- oder Fremdgefährdung - Dieser Erkrankung kann gegenwärtig nicht anders begegnet werden ***Wo kann ein Patient untergebracht werden?*** - Psychiatrische Abteilung des Krankenhauses ***Wie ist der Ablauf im extramuralen Bereich?*** 1. Untersuchung einer Person durch einen Polizeiamtsarzt oder Arzt im öffentlichen Sanitätsdienst 2. Voraussetzung zur Unterbringung liegt vor 3. Ärztliche Bescheinigung nach §8 UbG wird ausgefüllt 4. Transport in die zuständige psychiatrische Abteilung, auch gegen den Willen mittels Sanitäter und Polizei ist zulässig 5. Bei Gefahr in Verzug ist auch ein Transport in die psychiatrische Abteilung ohne ärztliche Bescheinigung, d.h. ohne Amtsarzt, möglich ***Wie ist der Ablauf im intramuralen Bereich (Änderungen Novelle vom 01.07.2010)?*** (an der psychiatrischen Abteilung endet der Geltungsbereich der ärztlichen Bescheinigung) 1. Es wird über die Art des weiteren Vorgehens entschieden: **ambulante Behandlung**, **informelle Aufnahme** oder **Unterbringung**. Eine Einweisung eines Patienten mit ärztlicher Bescheinigung bedeutet noch nicht, dass der Patient auch untergebracht wird. 2. Wenn der Patient untergebracht werden muss, wird er unverzüglich von zwei Fachärzten unabhängig voneinander untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in zwei ärztlichen Zeugnissen dokumentiert. 3. Wenn beide Zeugnisse darin übereinstimmen, dass die Voraussetzungen für eine Unterbringung gegeben sind, werden diese an das zuständige Bezirksgericht und die Patientenanwaltschaft gefaxt, sowie an den evtl. Sachwalter und an den Rechtsbeistand, falls vom Patienten gewünscht. 4. Das Gericht hat innerhalb von 4 Tagen ab Kenntnisnahme zu einer Anhörung ins Krankenhaus zu kommen, um sich einen persönlichen Eindruck vom Patienten zu verschaffen und in einem Beschluss, die vorläufige Zulässigkeit oder Unzulässigkeit der Unterbringung zu klären (§20). 5. Innerhalb der nächsten 14 Tage hat eine mündliche Verhandlung stattzufinden, in der die Zulässigkeit und Dauer der Unterbringung (maximal drei Monate) geklärt wird (§26). Dafür zieht das Gericht einen externen Gutachter hinzu, von dem der Patient bis zur mündlichen Verhandlung begutachtet wird. 6. Eine Unterbringung endet entweder durch Unzulässigkeit von Seiten des Gerichts, durch Ablauf der Frist oder durch Aufhebung durch den Facharzt der Abteilung. **Probleme bei der Durchführung des Unterbringungsgesetzes:** Eine Station darf nicht verschlossen werden, wenn sich auch nur ein nicht untergebrachter Patient dort befindet, der dadurch unzulässig in seiner Freiheit eingeschränkt wird. 3. **Erwachsenenschutzgesetz: 4 Ebenen** Sachwalterschaft bezeichnet den teilweisen oder vollständigen Entzug der Geschäftsfähigkeit einer Person durch das Gericht und die Bestellung eines Vertreters (Sachwalters) für eben diese Bereiche, in denen die Geschäftsfähigkeit entzogen wurde. Mit 1. Juli 2018 ist das neue **Erwachsenenschutzgesetz** (ErwSchG) in Kraft getreten. Es **stellt die Autonomie und Selbstbestimmung für Menschen mit Beeinträchtigungen in den Mittelpunkt**. Je nachdem, wie eingeschränkt die Entscheidungsfähigkeit der betroffenen Person mit psychischer Erkrankung oder Beeinträchtigung ist, sieht das Gesetz vier Möglichkeiten der Vertretung vor: - **Vorsorgevollmacht:** Von jedem Menschen kann im Vorhinein festgelegt werden, wer ihn im Fall des Verlustes der Entscheidungsfähigkeit vertreten soll. Die Vorsorgevollmacht kann für alle Bereiche von medizinisch bis finanziell/wirtschaftlich, aber auch für Ämter und Behörden erteilt werden. Es können unterschiedliche Personen für die jeweiligen Bereiche genannt werden - eine Person für medizinische Angelegenheiten und eine andere Person für finanzielle Angelegenheiten. Die Vorsorgevollmacht muss bei einem Notar, Rechtsanwalt oder Erwachsenenschutzverein erstellt werden. Die Vorsorgevollmacht tritt erst ab dem Zeitpunkt in Kraft, wenn ein Arzt die Entscheidungsunfähigkeit des Vollmachtgebers bestätigt hat und die Vorsorgevollmacht auf Grund eines ärztlichen Zeugnisses durch einen Notar, Rechtsanwalt oder Erwachsenenschutzvereins im Österreichischen Zentralen Vertretungsverzeichnis (ÖZVV) eingetragen worden ist. - **Gewählte Erwachsenenvertretung:** Menschen, die auf Grund einer eingeschränkten Entscheidungsfähigkeit eine Vertretung für bestimmte Angelegenheiten benötigen, dürfen die Person, die sie vertreten soll, selbst wählen. Die gewählte Erwachsenenvertretung ist eine Vereinbarung zwischen Vollmachtgeber und Erwachsenenvertreter. Diese kann bei einem Erwachsenenschutzverein, einer Anwaltskanzlei oder einem Notariat errichtet werden. Dem Gericht muss jährlich Bericht über die Lebenssituation und Vermögensverhältnisse erstattet werden. - **Gesetzliche Erwachsenenvertretung:** Bei fehlender Entscheidungsfähigkeit können Menschen mit Beeinträchtigung, die keine Vorsorgevollmacht errichtet haben und einen Vertreter nicht mehr selbst wählen können, von einem Angehörigen gesetzlich vertreten werden. Zu diesen Angehörigen zählen Eltern, Kinder, (Ehe-) Partner, Enkelkinder, Großeltern, Geschwister, Neffen und Nichten. Die gesetzliche Erwachsenenvertretung ist nur zulässig, wenn weder eine Vorsorgevollmacht noch eine gewählte Erwachsenenvertretung möglich ist und besteht für maximal 3 Jahre -- mit Erneuerungsmöglichkeit. Das Gericht kontrolliert die gewählte Erwachsenenvertretung (jährlich Bericht über die Lebenssituation und Vermögensverhältnisse) - **Gerichtliche Erwachsenenvertretung:** Die gerichtliche Erwachsenenvertretung tritt an Stelle der bisherigen Sachwalterschaft. Diese Form ist nur zulässig, wenn keine andere Vertretungsform mehr möglich ist und wird im Rahmen eines Clearings vom Erwachsenenschutzverein geklärt. Die Angelegenheiten, die nicht ohne Gefahr eines Nachteils erledigt werden können und für die eine Vertretung notwendig ist, werden genau definiert und können nur gegenwärtige und genau definierte Rechtsgeschäfte umfassen. Nach **maximal drei Jahren** endet die gerichtliche Erwachsenenvertretung, sofern sie nicht in einem Verfahren erneuert wird. Dem Gericht muss jährlich Bericht über die Lebenssituation und Vermögensverhältnisse erstattet werden. Als Entschädigung gebühren dem Vertreter im Regelfall 5% der Nettoeinkünfte der vertretenen Person (Pflegegeld, Familienbeihilfe, Wohnbeihilfe dürfen nicht mitgerechnet werden). 4. **Suizidalität** ***Wie kann man eine Suizidalität erkennen?*** Ist nicht immer sofort erkennbar. Eine Selbstmordabsicht kann sich hinter einem gereizten, mürrischen, hoffnungslosen Zustandsbild verbergen. - Bei **depressiven Patienten** besteht eine große Gefahr, wenn die Angst abnimmt und ausreichend Antrieb für eine Tat vorhanden ist (in den ersten Wochen nach Behandlungsbeginn). - Bei **bipolaren Patienten** besteht die Gefahr jeweils in der Besserungsphase, wenn wieder ein Überblick über die soziale und situative Lage hergestellt ist. - Bei **schizophrenen Patienten** kann es oft plötzlich auf Grund von produktiven Symptomen zu Suizid kommen oder in der Remissionsphase zu Bilanzselbstmord. - Bei **neurotischen Patienten** oft mit dramatisch appellativem Charakter mit Offenbleiben einer Rettungsmöglichkeit. Eine plötzliche Besserung der Symptomatik könnte auch ein Anzeichen für den Entschluss, Suizid zu begehen, sein (Erleichterung darüber, dass es ein Ende hat)! ***Wann kann Suizidalität auftreten?*** Suizidalität kann nach einem Schicksalsschlag genauso auftreten wie bei allen psychischen Erkrankungen. ***Welche Risikogruppen gibt es - nennen sie mindestens drei:*** - depressive Menschen - Menschen mit einer Suchtproblematik - alte und vereinsamte Menschen - Personen, die einen Suizid ankündigen - Personen, die bereits einen Selbstmordversuch begangen haben (besonders vor \< 3Jahren) - Personen mit Selbstmord in der Familien-Anamnese ***Präsuizidale Syndrom von Ringel:*** 1. **Zunehmende Einengung** - Situative Einengung (Schicksalsschläge, Verhalten, Vorstellungen) - Dynamische Einengung (einseitige gefühlsmäßige Ausrichtung „schwarze Brille") - Einengung der Gefühlswelt (Isolierung) - Einengung der Wertewelt (Entwertung vieler Lebensgebiete, Überbewertung von Details) 2. **Aggressionsanstauung und Wendung gegen die eigene Person** 3. **Selbstmordphantasien** - Vorstellung, tot zu sein, und die Bedeutung für die Mitmenschen - Vorstellung, Hand an sich zu legen, noch ohne konkreten Durchführungsplan - Fixierung der Methode und Planung bis ins Detail ***Suizidale Entwicklung von Pöldinger:*** 1. **Erwägung** 2. **Abwägung:** Direkte Suizidankündigung als Hilferuf 3. **Entschluss:** Vorbereitung und Suizidhandlung ***Wie könnte eine mögliche Behandlung aussehen?*** Die Behandlung ist symptom- und ursachenorientiert und auf den jeweiligen Patienten abzustimmen (Gespräch, Medikamente, stationäre Aufnahme oder ambulant, erreichbare Hilfe, Angebote müssen halten können). **Allgemeines Interventionskonzept:** - Beziehung herstellen - Emotionale Situation/spezifische Gefahren - Konzentration auf den aktuellen Anlass - Soziale Situation/Hilfe - Weiteres Vorgehen erarbeiten - Zeitliche Begrenzung, Beendigung 5. **Psychopathologischer Status: Noopsychische Funktionen** Ein Bild, das Text, Karte Menü, Dokument, parallel enthält. Automatisch generierte Beschreibung 6. **Psychopathologischer Status**![](media/image2.png)**: Thymopsychische Funktionen** 7. **Demenz** ***Nennen sie neuropsychologische Screening-Verfahren zur Diagnostik der Demenz?*** - **Uhrentest (5min; nach Shulman et al., 1986):** Uhr-Zeichen-Test. Wichtig ist bei diesem Verfahren die Verhaltensbeobachtung. Es werden visuell räumliche Organisationen und das abstrakte Denken erfasst. - **Mini-Mental-Status-Test (MMST; 10-15 min; nach Folstein et al., 1975):** neben seiner Bildungsabhängigkeit ist der MMST auch altersabhängig. Der MMST ist daher zur Unterscheidung zwischen gesunden und deutlich beeinträchtigten älteren Menschen gut geeignet. Zur Früherkennung von milden Fällen einer demenziellen Entwicklung eignet sich der MMST nicht. Zur Verlaufsbeobachtung ist er geeignet. Der MMST erfasst mit insgesamt 30 Punkten die kognitive Leistungsfähigkeit und ermöglicht eine Einschätzung des Schweregrades der kognitiven Beeinträchtigung (zeitliche und örtliche Orientierung 10Pkt., Merk- und Erinnerungsfähigkeit 6 Pkt.., Aufmerksamkeit und Flexibilität 5 Pkt., Sprache 3 Pkt., Anweisungen befolgen 3 Pkt. und Lesen, Schreiben, Nachzeichnen je 1 Pkt.). 20-26 Pkt.: leichte Demenz. 10-19 Pkt.: mittelgradige Demenz. \< 10 Pkt.: schwere Demenz nicht sehr valide!!, sagt nur, dass etwas mit der Kognition nicht passt. ***Welche Symptome können bei einer Demenz vorhanden sein?*** - **Kognitiv:** Abnahme des Gedächtnisses und Beeinträchtigung weiterer höherer kortikaler Funktionen (z.B.: Denkvermögen, Urteilsfähigkeit, Ideenfluss, Informationsverarbeitung) - **Verhalten:** Halluzinationen meistens visuell, wahnhaftes Erleben, Antriebslosigkeit und Apathie, Depression, Angst, Agitation und aggressives Verhalten (verbal, körperlich), Schreien, Enthemmung, motorische Unruhe sowie Schlafstörungen - Beeinträchtigung in den Aktivitäten des täglichen Lebens ***Welche Ziele verfolgt die Therapie demenzieller Syndrome?*** Drei Ziele: Besserung der Hirnleistungsstörung Besserung der Alltagskompetenz Verminderung von Verhaltensauffälligkeiten ***Wie unterscheidet sich das Delir von der Demenz?*** Das **Delir** unterscheidet sich von der Demenz durch den akuten Beginn, Bewusstseinsstörungen, auch durch optische Halluzinationen und Fluktuationen der Symptomatik. 8. **Störung durch Alkohol** ***Welche Kriterien müssen bei einer Abhängigkeit gegeben sein?*** - Starker Wunsch, die Substanz zu konsumieren (Craving) - Verminderte Kontrollfähigkeit bzgl. des Konsums der Substanz - Ein körperliches Entzugssyndrom bei Reduktion oder Beendigung des Konsums - Nachweis einer Toleranzentwicklung - Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Substanzkonsums - Anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweis eindeutiger schädlicher Folgen, die dem Konsumenten offensichtlich bewusst sind. ***Welche Entzugssymptome gibt es?*** - **Grad 0:** Verlangen nach der Substanz, Ängstlichkeit, Nervosität, Ratlosigkeit - **Grad 1:** Gähnen, Schwitzen, Tränenfluss, Rhinorrhoe, Persönlichkeitsveränderungen - **Grad 2:** Verstärkung der Grad 1-Symptome, Mydriasis, Gänsehaut, Muskelkrämpfe, Schüttelfrost, Hitzewallungen, Knochen- und Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit - **Grad 3:** wie oben und Schlaflosigkeit, Blutdruck- und Temperaturanstieg, beschleunigte und vertiefte Atmung, Tachykardie, Übelkeit - **Grad 4:** Verstärkung aller Symptome und gerötetes Gesicht, Erbrechen, Durchfall ***Welche Komplikationen können auftreten?*** - Entzugssymptome mit Krampfanfällen = epileptischen Anfällen - Entzugssymptome mit Delir - Entzugssymptome mit Krampfanfällen und Delir - Wernicke-Korsakow-Syndrom (Verwirrtheit bis zur Desorientiertheit, Vigilanz- Schwankungen, Augenmuskelparesen, Ataxie = Wernicke Enzephalopathie **bzw.** Desorientiertheit, mnestische Störungen und Konfabulationen = Korsakow-Syndrom) 9. **Schizophrenie** ***Welche diagnostischen Subtypen gibt es nach ICD 10?*** - **F 20.0 Paranoide Schizophrenie**: vorherrschen von Halluzinationen und Wahnphänomenen. - **F 20.1 Hebephrene Schizophrenie**: deutliche Verflachung und inadäquater Affekt. Das Denken ist ungeordnet und die Sprache ist weitschweifig und zerfahren. Beginn meist zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr, wegen einer raschen Entwicklung der Minussymptomatik, eine eher schlechte Prognose. - **F 20.2 katatone Schizophrenie**: wesentliches Merkmal sind psychomotorische Störungen, die zwischen extremer Erregung und Stupor wechseln können. Zwangshaltungen und -stellungen können lange Zeit beibehalten werden. Episodenhaft schwere Erregungszustände. Aus unklaren Gründen kommt die Katatonie in den Industrieländern gegenwärtig seltener vor, in anderen Ländern ist sie jedoch nach wie vor häufig. - **F 20.3 undifferenzierte Schizophrenie**: Die Patienten erfüllen die Kriterien für einen anderen Typ nicht, oder solche, die Merkmale von mehr als einer Unterform aufweisen. - **F 20.4 postschizophrene Depression**: eine unter Umständen länger anhaltende depressive Episode, die im Anschluss an eine schizophrene Erkrankung auftritt. Einige schizophrene Symptome müssen noch vorhanden sein, beherrschen aber nicht das klinische Bild. - **F 20.5 schizophrenes Residuum**: ein chronisches Stadium im Verlauf einer schizophrenen Erkrankung, mit einer eindeutigen Verschlechterung von einem frühen Stadium zu einem späteren Stadium, das durch lang andauernde, jedoch nicht notwendigerweise irreversible negative Symptome charakterisiert ist. - **F 20.6 Schizophrenia simplex**: ein seltenes Zustandsbild mit schleichender Progredienz von merkwürdigem Verhalten, der Unmöglichkeit, soziale Anforderungen zu erfüllen und mit Verschlechterung der allgemeinen Leistungsfähigkeit. Wahnvorstellungen und Halluzinationen treten nicht in den Vordergrund. ***Nennen sie Symptome und beschreiben sie diese näher?*** - **Wahn:** - Wahnstimmung: subjektiv erlebte Atmosphäre in einer verändert erlebten Welt oder bei einem verändert erlebten Ich (z.B. „es liegt etwas in der Luft") - Wahneinfall: plötzlich gedankliche Auftreten von wahnhaften Vorstellungen und Überzeugungen - Wahngedanke: z.B. verfolgt zu werden - Systematisierter Wahn: entsteht durch Wahnarbeit - Wahnwahrnehmung: wahnhafte Fehlinterpretation einer wirklichen Wahrnehmung - **Wahnthemen:** - Beeinträchtigungswahn/Verfolgungswahn: der Patient erlebt sich als Ziel von Feindseligkeiten (bedroht, beleidigt, gekränkt, \...) - Beziehungswahn: das zweithäufigste Wahnthema; es steht die wahnhafte Überzeugung im Vordergrund, in der Menschen und Dinge der Umwelt in abnormem Bedeutungsbewusstsein auf den Kranken selber bezogen werden. - Weitere Wahnthemen: Größenwahn, hypochondrischer Wahn, Eifersuchtswahn, Schuldwahn, Verarmungswahn. - **Halluzinationen:** Jede Sinnesmodalität möglich, am häufigsten akustische Halluzinationen im Sinne von Stimmenhören und Körperhalluzinationen. - **Störungen des Ich-Erlebens:** Grenzen zwischen dem Ich und der Umwelt werden als durchlässig erlebt. - Derealisation: die Umwelt erscheint dem Patienten als unwirklich und fremdartig - Depersonalisation: der Patient kommt sich selbst unwirklich, verändert oder fremd vor. - Gedankeneingebung, Gedankenausbreitung und Gedanken-Entzug: die Gedanken gehören nicht mehr dem Patienten alleine - Fremdbeeinflussungserlebnisse: das Fühlen, Streben, Wollen und Handeln als entsprechend beeinflusst erleben. - **Formale Denkstörungen:** Störungen des Denkablaufes, die sich sowohl im subjektiven Erleben des Patienten als auch in seiner sprachlichen Äußerung auswirken. - Zerfahrenheit (Inkohärenz) - Vorbeireden - Neologismen: z.B. die Beißfrucht (für einen Apfel) - Gedankenabreißen (Sperrung) - **Störungen der Affektivität (Emotionalität, Gemüt):** - Innere Unruhe - Ängstlichkeit - Störung der Vitalgefühle: z.B. Kraftlosigkeit - Ambivalenz - Parathymie: es stimmen Gefühlsausdruck und Erlebnisinhalt nicht überein. - Läppischer Affekt: kindliches, unreifes, albernes Affektverhalten - **Antriebsstörungen und Störungen der Psychomotorik:** - Antriebsarmut - Antriebsteigerung - Motorische Unruhe - Manieriert bizarre Motorik - Stupor: ist die Verminderung bzw. Aufhebung spontaner oder reaktiver Bewegungen und Verhaltensweisen. - Mutismus: Verminderung oder Aufgabe sprachlicher Aktivität - Wächserne Biegsamkeit: Verharren der Glieder oder des Körpers in Haltungen, die von außen auferlegt sind. - **Selbst- oder Fremdgefährdung:** Patienten mit einer schizophrenen Psychose bilden eine besonders suizidgefährdete Personengruppe. ***Mit welcher Medikamentengruppe werden die Patienten behandelt und nennen sie Nebenwirkungen?*** In der medikamentösen Therapie stehen moderne **atypische Antipsychotika** und ältere **Neuroleptika** zur Verfügung. Die **Dauer der medikamentösen Therapie** richtet sich nach der Anzahl und Symptome der Krankheitsepisoden. Da es sich bei der Schizophrenie oft um eine Langzeiterkrankung handelt, ist eine Langzeitbehandlung oft sinnvoll. - Bei der Erstmanifestation ein bis zwei Jahre - Bei Anamnesen von mindestens zwei akuten psychotischen Phasen oder bei einem Rezidiv innerhalb eines Jahres zwei bis fünf Jahre - Bei häufigen Rezidiven, primär chronischem Verlauf oder bei zusätzlichen Risiken durch Selbst- oder Fremdgefährdung länger oder lebensbegleitend. **Neuroleptika:** Haldol (Haloperidol); Fluanxol (Flupentixol); Cisordinol (Zyclopenthixol) und zusätzlich gibt es Neuroleptika, die in therapeutischen Dosen nur sedierend wirken wie z. B. Dominal forte (Prothipendyl-Hydrochloridmonohydrat), Truxal (Chlorprothixen-Hydrochlorid), Nozinan (Levomepromazin) **Atypische Antipsychotika:** Abilify (Aripiprazol), Leponex (Clozapin), Solian (Amisulprid), Serdolect (Sertindol), Seroquel (Quetiapin), Risperdal (Risperidon), Zeldox (Ziprasidon), Zyprexa (Olanzapin) **Verabreichungsformen:** oral als Tabletten oder lösliche Tabletten, als Saft, Tropfen oder intramuskulär (i.m.) Die **Depot-Medikation** eignet sich für die Langzeitbehandlung: In Depotform verfügbare Neuroleptika: Haldol Decanoat; Fluanxol Depot, Cisordinol Depot In Depotform verfügbare atypische Neuroleptika: Risperdal Consta, Zypadhera **Nebenwirkungen:** - **Frühdyskinesien, akute Dystonie:** hyperkinetisch, dyskinetisch oder dyston (z.B. Blickkrämpfe, choreoathetotische und torticollisartige Bewegungen. - Therapie: Akineton (Biperiden; i.v., p.o.) - **Parkinsonoid:** Rigor, Tremor, Akinese - Therapie: Akineton, Kemadrin (Procyclidin) - **Akathisie** (Unvermögen ruhig zu sitzen) und **Tasikinese** (Bewegungsdrang) - Therapie: Inderal (Beta-Rezeptorblocker - Propanolol) - **Spätdyskinesien:** verzögert auftretende hyperkinetische Dauersymptome - Prophylaxe: möglichst niedrige Antipsychotikadosis - Therapie: Umstellungsversuch auf Leponex (Clozapin) -- sehr stigmatisierend - **Malignes neuroleptisches Syndrom:** Rigor (Tonuserhöhung), quantitative Bewusstseinsstörung (bis zum Koma) und autonome Funktionsstörung (Fieber, Tachykardie, labiler RR, Tachypnoe, Hyperhidrosis, Harninkontinenz), CK-Erhöhung (Creatinkinase) -- Muskelmasse zerfällt akutes Nierenversagen möglich (Dialyse notwendig), Leukozytose. Typischer Beginn in den ersten zwei Wochen, Entwicklung in 1-3 Tagen. **Letalität 20%!!! = zu 20% stirbt man** - Therapie: Absetzen der Antipsychotika; Intensivüberwachung; Kühlung; parenterale Flüssigkeitszufuhr - **Generalisierte tonisch-klonische Krämpfe:** bei \> 1% der Patienten. - Therapie: Dosisreduktion und/oder Umstellung, wenn nicht möglich Valproinsäure (Depakine). - Zerebrovaskuläre Ereignisse - Delirante Syndrome - Sedierung und Müdigkeit -- kann dazu führen, dass Konzentration abnimmt - Metabolisches Syndrom - Endokrine Begleitwirkungen (z.B. Brustvergrößerung und Milchfluss beim Mann) und sexuelle Funktionsstörungen - **Kardiale Nebenwirkungen:** EKG-Kontrollen vor Beginn der Therapie, dann wöchentlich, dann alle 2 Wochen, dann monatlich, dann alle 6 Monate,... akute, tödliche Herzrhythmusstörungen! EKG-Verkabelung bei manchen paranoide Verarbeitung - Veränderungen des hämatopoetischen Systems - Blutbildveränderungen: **Agranulozytose** (Weiße Blutkörperchen werden abgebaut, d.h. sehr krankheitsanfällig) -- **regelmäßige Blutbildkontrollen sind bei Leponex vorgeschrieben**!!! 18 Wochen wöchtenlich und dann alle 4 Wochen. NUR dann darf Leponex verschrieben und eingenommen werden -- Achtung: paranoide Verarbeitung! („Sie wollen mich umbringen). Reversibel, aber NUR wenn es rechtzeitig erkannt wird. ***Beschreiben sie die psychosoziale Therapie?*** Psychosoziale Therapien haben eine funktionelle Verbesserung beim Betroffenen zum Ziel und fokussieren weniger auf die Symptomebene (Rössler und Hacker 2003). Eine **optimale Therapie ist nur möglich, wenn ein biopsychosozialer und multidimensionaler Ansatz verfolgt wird. Genauso wichtig wie medikamentöse Therapie!!** 10. **Schizoaffektive Störung** ***Definition nach ICD 10?*** Bei den schizoaffektiven Störungen handelt es sich nach ICD 10 um episodische Störungen, bei denen sowohl affektive als auch schizophrene Symptome in derselben Krankheitsphase auftreten. Patienten, die unter rezidivierenden schizoaffektiven Episoden leiden, besonders solche, deren Symptome eher manisch als depressiv sind, zeigen gewöhnlich eine vollständige Remission und entwickeln nur selten ein Residuum. ***Welche medikamentöse Therapie kommt zur Anwendung?*** Möglichkeiten zur Behandlung akuter **schizomanischer Episoden**: - Neuroleptike bzw. atypische Antipsychotika - Lithium oder Antikonvulsiva (Neurotop, Depakine, Convulex) als Monotherapie - Neuroleptika/atypische Antipsychotika und Lithium/Antikonvulsiva als Kombinations-therapie Möglichkeiten zur Behandlung akuter **schizodepressiver Episoden**: - Neuroleptika/atypische Antipsychotika - Antidepressiva -- kann Manie auslösen - Neuroleptika/atypische Antipsychotika und Antidepressiva als Kombinationstherapie scheinen günstiger zu sein als eine Monotherapie mit Antidepressiva - Die elektrokonvulsive Therapie (EKT) kann eine wertvolle therapeutische Ergänzung bei schizodepressiven Episoden darstellen (z.B. bei therapieresistenten Formen) Zur **Rezidivprophylaxe schizoaffektiver Störungen** stehen Lithium und Antikonvulsiva zur Verfügung. 11. **Affektive Störung -- manische Episode** ***Nennen sie die Symptome?*** - **Störung des Affekts:** Von fröhlich-witziger Heiterkeit und Ausgelassenheit bis nörgelnd-missgünstiger Streitsucht bzw. aggressiver Gereiztheit (Zornmanie). - **Störung des Antriebs:** In leichten Fällen (Hypomanie) erhöhte Geschäftigkeit und Betriebsamkeit, in weiterer Folge leichtfertiger Umgang mit Geld, in schweren Fällen sind Kauf- und Verschwendungssucht, Rededrang und der Betätigungsdrang vorhanden. Handlungen werden nicht mehr sinnvoll zu Ende geführt. Wahllose Aneinanderreihung von begonnenen Handlungsfragmenten. Distanzlosigkeit und Enthemmung (sexuell) - **Befindlichkeit** (Selbstschilderung vom Patienten): Ausgeprägtes Wohlbefinden und intensives Wohlbehagen. Die Patienten fühlen sich unbegrenzt leistungsfähig. Alltägliche Wahrnehmungen werden zu intensiven beglückenden Erfahrungen. Dazu kommt kritiklose Selbstüberschätzung, Ideenreichtum, extrem rascher Gedankenablauf und Hyperassoziation. - **Denkstörungen:** Ideenflucht - **Größenwahn:** Die Kritiklosigkeit der eigenen Fähigkeiten führt zu Größenideen und dann zum Größenwahn - **Beeinflussungs- und Verfolgungsideen bzw. Verfolgungswahn:** In Fällen von eher aggressiver, gereizter Affektlage kommen auch psychotische Symptome vor - **Schlafstörung:** Regelmäßig anzutreffen und kann von extrem verkürzt bis zur Asomnie gehen. Ein Schlafentzug kann eine Manie auslösen (therapeutische Anwendung bei der Depression) - **Störung der Aufmerksamkeit und Konzentration** ***Welche medikamentöse Therapie kommt zur Anwendung?*** Die Akutbehandlung ist auf Grund des fehlenden Krankheitsgefühls oft ausgesprochen schwierig und häufig nur im stationären Bereich möglich. Dies erlebt der Patient meistens nicht so und deshalb kann eine Einweisung notwendig werden. - **Atypische Antipsychotika:** z.B. Zyprexa (Olanzapin), Risperdal (Risperidon), Abilify (Aripiprazol), Seroquel (Quetiapin) - **Lithium:** langsamer Wirkungseintritt; antimanische Wirkung bei 0,9-1,1mmol/l; Rezidivprophylaktische Wirkung bei 0,6-0,8mmol/l; CAVE Lithiumintoxikation (\> 1,6mmol/l; Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, grobschlägiger Tremor, psychomotorische Verlangsamung, Vigilanzminderung, Schwindel, Dysarthrie, Ataxie; später: Rigor, Hyperreflexie, zerebrale Krampfanfälle, Schock, Koma, Herz-Kreislaufstillstand) - **Antikonvulsiva:** Depakine (Valproinsäure), Neurotop (Carbamazepin) - **Kombinationstherapie:** atypisches Antipsychotikum und Antikonvulsivum/Lithium. 12. **Affektive Störung -- depressive Episode** **Es werden 3 Schweregrade unterschieden:** - Leichte depressive Episode mit oder ohne somatischem Syndrom - Mittelgradige depressive Episode mit oder ohne somatischem Syndrom - Schwere depressive Episode mit oder ohne psychotischen Symptomen ***Nennen sie die Symptome?*** Die betroffenen Personen leiden nach ICD 10 gewöhnlich unter **gedrückter Stimmung, Interessensverlust, Freudlosigkeit und einer Verminderung des Antriebs**. Die Verminderung der Energie führt zu erhöhter Ermüdbarkeit und Aktivitätseinschränkung. Deutliche Müdigkeit tritt oft nach nur kleinen Anstrengungen auf. Andere häufige Symptome: - Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit - Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen - Schuldgefühle und Gefühle der Wertlosigkeit - Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven - Suizidgedanken, erfolgte Selbstverletzung oder Suizidhandlungen - Verminderter Appetit - In einigen Fällen stehen zeitweilig Angst, „Gequält sein" und motorische Unruhe mehr im Vordergrund als die Depression. Die Symptome müssen mindestens zwei Wochen dauern, um eine depressive Episode zu diagnostizieren. **Typische Symptome des somatischen Syndroms sind:** - Interessensverlust oder Verlust der Freude an normalerweise angenehmen Aktivitäten - Mangelnde Fähigkeit, auf freundliche Umgebung/Ereignisse emotional zu reagieren - Frühmorgendliches Erwachen; zwei oder mehr Stunden vor der gewohnten Zeit - Morgentief - Deutlicher Appetitverlust - Gewichtsverlust, häufig mehr als 5% des Körpergewichts im vergangenen Monat - Deutlicher Libidoverlust ***Welche medikamentöse Therapie kommt zur Anwendung?*** Antidepressiva: Die Behandlung umfasst eine **Akuttherapie** (6-12 Wochen), eine **Erhaltungstherapie** (4-9 Monate), wenn nötig eine **Rezidivprophylaxe** (1 Jahr oder mehr). Ein Bild, das Text, Screenshot, parallel, Zahl enthält. Automatisch generierte Beschreibung Wirklatenz bezogen auf die Kernsymptome beträgt ca. 2-3 Wochen. Dies ist eine wichtige Information für die Patienten, um falsche Erwartungen zu verhindern. ![Ein Bild, das Text, Screenshot, parallel, Zahl enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image4.png) **Neu:** Wellbutrin (Bupropion) ein selektiver Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (SNDRI) sowie Valdoxan (Agomelatin) ein Melatoninagonist (Leber muss funktionieren!) ***Welche nichtmedikamentöse Therapieverfahren gibt es?*** **Perspektive, Hoffnung, Begleitung während der Therapie geben!! Oft ein langer Weg\...** - **Elektrokonvulsive Therapie (EKT):** Üblicher Weise werden 8-10 Einzelbehandlungen 2-3x wöchentlich bis zum Eintritt des erwünschten therapeutischen Effektes durchgeführt. - **Schlafentzugstherapie (Wachtherapie):** vollständiger oder partieller Schlafentzug in der zweiten Nachthälfte kann im Laufe einer Behandlung mit Antidepressiva als Add-on-Therapie durchgeführt werden. Es gibt dazu keine aussagekräftigen Studien. - **Lichttherapie:** bei saisonal abhängigen Stimmungsstörungen. Die Responserate auf Lichttherapie liegt bei saisonal abhängigen Stimmungsstörungen bei 60-90%, wobei die Response innerhalb von 2-3 Wochen auftritt (Kennedy et al. 2001). Die Lichtexposition erfolgt initial über 2 Stunden pro Tag. Erhöhung auf 2x2 Stunden pro Tag möglich. - **Psychotherapie** - **Ergotherapie** 13. **Bipolare affektive Störung** ***Bipolar I und Bipolar II definieren?*** Bei einer **Bipolar-I-Störung** haben die Betroffenen ausgeprägte Manien und Depressionen, bei einer **Bipolar-II-Störung** kommen ebenfalls Depressionen, jedoch im Wechsel mit schwächer ausgeprägten Manien, den Hypomanien, vor. - **Manie** -- keine Einsicht für falsches Verhalten - **Hypomanie** -- Personen kann durch kollektiv gehalten werden, d.h. bei Ereignissen Einsicht, wenn Verhalten unpassend ist. - **Depression** - **Schwere Depression** ***Wann ist eine Rezidivprophylaxe indiziert?*** Bei bipolaren affektiven Störungen ist eine Rezidivprophylaxe indiziert, wenn innerhalb von vier Jahren zwei Episoden auftreten. ***Welche medikamentösen Therapien kommen zur Anwendung?*** Lithium, Antikonvulsiva, atypische Antipsychotika, Neuroleptika, Antidepressiva und Benzodiazepine. **Keine Antidepressiva allein, da ansonsten Manie ausgelöst werden kann**. 14. **Panikstörung** ***Nennen sie die Symptome?*** Nach ICD 10 sind das wesentliche Kennzeichen wiederkehrende schwere Angstattacken (Panik), die sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken und deshalb auch nicht vorhersehbar sind. Typisch ist der **plötzliche Beginn** mit Herzklopfen, Brustschmerzen, Erstickungsgefühlen, Schwindel und Entfremdungsgefühlen (Depersonalisation oder Derealisation). Fast stets entsteht dann sekundär auch Furcht zu sterben, vor Kontrollverlust oder Angst, wahnsinnig zu werden. Die einzelnen Anfälle dauern oft nur Minuten, manchmal auch länger. Diese Symptomatik kann zum fluchtartigen Verlassen einer Situation führen, die in der Folge vom Patienten vermieden wird. **Angst vor der Angst, Vermeidungsverhalten** ***Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?*** - **Medikamentöse Therapie:** - [Bei akuten Panikattacken:] Benzodiazepine (BZD): z.B. Xanor (Alprazolam), Temesta (Lorazepam), Psychopax Tropfen (Diazepam), Anxiolytika sind angstlösende Substanzen -- Benzodiazepine sind die dominierende Gruppe. Sie haben einen anxiolytischen und sedierenden Effekt, deshalb werden sie auch als Tranquilizer bezeichnet. BZD wirken gegen Angst, innere Unruhe, muskuläre Spannung, Hypervigilanz, Schlafstörung, akute mutistische oder stuporöse Zustände, Akathesie, tardive Dyskinesien und zerebrale Krampfanfälle. [ ] Abhängigkeitsrisikos!! Die Dosisempfehlungen sind so gering wie möglich zu halten. Auch das Absetzen ist Regeln unterworfen. Keine Dauertherapie!! - **Erhaltungstherapie:** - Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI): z.B. Seropram (Citalopram), Cipralex (Escitalopram), Fluctine (Fuoxetin), Seroxat (Paroxetin), Tresleen/Gladem (Sertralin) - Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmer (SNRI): Efectin (Venlafaxin) - Tricyklische Antidepressiva (TZA): z. B. Anafranil (Clomipramin) -- veraltet, nur wenn die anderen nicht möglich sind. - **Nichtmedikamentöse Therapieverfahren:** - Psychotherapie - Psychoedukation 15. **Zwangsstörung** ***Welche wesentlichen Kennzeichen dieser Störung werden nach ICD 10 beschrieben?*** Nach ICD 10 sind wesentliche Kennzeichen dieser Störung **wiederkehrende Zwangsgedanken** oder **Zwangshandlungen**: - **Zwangsgedanken** sind Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die den Patienten immer wieder stereotyp beschäftigen. Sie sind fast immer quälend, weil sie gewalttätigen Inhalts oder obszön sind, oder weil sie einfach als sinnlos erlebt werden. Erfolglos versucht die betreffende Person, Widerstand zu leisten. Sie werden als eigene Gedanken erlebt. - **Zwangshandlungen** oder -rituale sind ständig wiederholte Stereotypien. Sie werden weder als angenehm empfunden, noch dienen sie dazu, an sich nützlich zu sein. Die Patienten erleben sie häufig als Vorbeugung gegen ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihnen Schaden bringen könnte oder bei dem sie selber Unheil anrichten könnten. Im Allgemeinen, wenn auch nicht immer, wird dieses Verhalten von der betroffenen Person als sinnlos und ineffektiv erlebt. ***Welche Merkmale weisen Zwangssymptome auf?*** - Sie müssen als eigene Gedanken oder Impulse für den Patienten erkennbar sein - Wenigstens einem Gedanken oder einer Handlung muss noch, wenn auch erfolglos, Widerstand geleistet werden, selbst wenn sich der Patient gegen andere nicht länger wehrt - Der Gedanke oder die Handlungsausführung dürfen nicht an sich angenehm sein - Die Gedanken, Vorstellungen oder Impulse müssen sich in unangenehmer Weise wiederholen ***Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?*** - Psychotherapiemethode der ersten Wahl ist die **kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition** (bestimmten Situationen aussetzen) und Reaktionsmanagement. Eine intensive Therapie mit mehreren mehrstündigen Expositionssitzungen außerhalb der Praxis und stationäre Therapie sind am wirksamsten. - Medikamentöse Therapie mit SSRI in höherer Dosis über mindestens 8-12 Wochen, bei positivem Effekt dann für 1 bis 2 Jahre. - Kombinationstherapie Psychotherapie und Medikamente bei komorbider Depression und wenn Zwangsgedanken im Vordergrund stehen 16. **Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)** ***Wann kann eine PTSD auftreten?*** Diese entsteht nach ICD 10 als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes (kurz oder langandauernd), die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Hierzu gehört eine durch Naturereignisse oder von Menschen verursachte Katastrophe, eine Kampfhandlung, ein schwerer Unfall oder Zeuge eines gewaltsamen Todes anderer oder selbst Opfer von Folter, Terrorismus, Vergewaltigung oder anderen Verbrechen zu sein. ***Nennen sie typische Merkmale einer PTSD?*** Typische Merkmale sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich **aufdrängenden Erinnerungen (Flashbacks)**, oder in Träumen, vor dem Hintergrund eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber, Anhedonie (Lustlosigkeit) sowie **Vermeidung** von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Gewöhnlich tritt ein Zustand **vegetativer Übererregtheit** mit Vigilanzsteigerung, einer übermäßigen Schreckhaftigkeit und Schlaflosigkeit auf. Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und Suizidgedanken sind nicht selten. Die Störung folgt dem Trauma mit einer Latenz, die Wochen bis Monate dauern kann (doch selten mehr als 6 Monate nach dem Trauma). 17. **Somatisierungsstörung** ***Welche Symptome können auftreten?*** Nach ICD 10 sind multiple, wiederholt auftretende und häufig wechselnde körperliche Symptome charakteristisch, die meist bereits seit einigen Jahren bestanden haben, bevor der Patient zum Psychiater überwiesen wird. Die **Symptome** können sich auf jeden Körperteil oder jedes Körpersystem beziehen. Zu den häufigsten gehören gastrointestinale Beschwerden (wie Schmerzen, Aufstoßen, Rumination, Erbrechen, Übelkeit) und abnorme Hautempfindungen (wie Juckreiz, Brennen, Prickeln, Taubheitsgefühl, Wundsein usw.) und Ausschlag. Auch sexuelle und menstruelle Störungen sind häufig. ***Welche Empfehlung gibt es im Umgang mit dieser Patientengruppe?*** - Bestätigen sie die Glaubhaftigkeit der Beschwerden - Sprechen sie frühzeitig an, dass die wahrscheinlichste Ursache für die Beschwerden keine somatische Erkrankung ist, sondern eine Störung der Wahrnehmung von Körperprozessen - Das, was man Patient\*in sagt, soll in eigenen Worten nochmals wiederholt werden. - Explorieren sie körperliche und mögliche psychische Symptome vollständig - Besprechen sie mit dem Patienten die geplanten Schritte und ihre Konsequenzen - Vermeiden sie unnötige Eingriffe und Bagatelldiagnosen - Vereinbaren sie feste Termine für Kontrolluntersuchungen - Motivieren sie zu gesunder Lebensführung und Stressabbau sowie zu ausreichender körperlicher Bewegung. Beugen sie inadäquatem Schonverhalten vor - Stellen sie Rückfragen und lassen sie den Patienten Zusammenfassungen geben, um mögliche Informationsverzerrungen zu erkennen. 18. **Anorexia nervosa** ***Definition nach ICD-10 (F50.0)*** „Die Anorexia ist durch einen absichtlich selbst herbeigeführten oder aufrechterhaltenen Gewichtsverlust charakterisiert. Am häufigsten ist die Störung bei heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen; heranwachsende Jungen und junge Männer, Kinder vor der Pubertät und Frauen bis zur Menopause können ebenfalls betroffen sein. Die Krankheit ist mit einer spezifischen Psychopathologie verbunden, wobei die Angst vor einem dicken Körper und einer schlaffen Körperform als eine tiefverwurzelte überwertige Idee besteht und die Betroffenen eine sehr niedrige Gewichtsschwelle für sich selbst festlegen. Es liegt meist Unterernährung unterschiedlichen Schweregrades vor, die sekundär zu endokrinen und metabolischen Veränderungen und zu körperlichen Funktionsstörungen führt. Zu den Symptomen gehören eingeschränkte Nahrungsauswahl, übertriebene körperliche Aktivitäten, selbstinduziertes Erbrechen und Abführen und der Gebrauch von Appetitzüglern und Diuretika." ***Welche organischen Komplikationen können auftreten?*** - Hypothermie - Haarausfall - Ödeme - Lanugo-Behaarung - Bradykardie - Hypotonie - Akrozyanose - Verzögerte Magenentleerung - Hypercholesterinämie - meistens reversible Hirnatrophie ***Nennen sie die diagnostischen Leitlinien nach ICD 10?*** **Kennbuchstabe** **Charakteristik** ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- **A** Gewichtsverlust oder bei Kinder fehlende Gewichtszunahme: tatsächliches Körpergewicht mindestens 15% unter dem zu erwartenden Gewicht oder Body-Mass-Index (kg/m^2^) von 17,5 oder weniger **B** Gewichtsverlust selbst herbeigeführt durch Vermeidung von „fett machenden" Speisen Folgende Symptome bestätigen die Diagnose, sind aber nicht notwendig: selbst indiziertes Erbrechen, selbst indiziertes Abführen, übertriebene körperliche Aktivität und Gebrauch von Appetitzüglern und/oder Diuretika. **C** Selbstwahrnehmung als „zu fett" verbunden mit einer aufdrängenden Furcht, zu dick zu werden; die Betroffenen legen für sich selbst eine sehr niedrige Gewichtsschwelle fest. **D** Umfassende endokrine Störung auf der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse, die sich bei Frauen als Amenorrhö (ausbleiben der Menstruation) und bei Männer als Interessensverlust an Sexualität und Potenzverlust manifestiert; Ausnahme: Persistieren vaginaler Blutungen bei anorexiekranken Frauen, die eine Hormonsubstitution erhalten. Bei Beginn der Erkrankung vor der Pubertät ist die Abfolge der pubertären Wachstumsschritte verzögert oder gehemmt, die sich nach Remission oft normalisiert. ***Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?*** Die NICE-Leitlinien (National Institut for Clinical Excellence) von 2004 empfehlen für die Behandlung von Essstörungen einen frühzeitigen Therapiebeginn, das Bewusstsein für die oft ambivalente Haltung der Betroffenen gegenüber der Therapie, sowie das Angebot psychoedukativer Maßnahmen. Zudem wird die Bedeutung regelmäßiger Kontrollen des körperlichen Zustands hervorgehoben. Es existieren bisher keine spezifischen Empfehlungen für medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlungen aufgrund einer geringen Datenlage. Vorgeschlagen werden unter anderem Motivationsgespräche, Förderung eines gesunden Essverhaltens und stationäre Therapie. 19. **Bulimia nervosa** ***Definition nach ICD 10 (F50.2)*** Ist durch wiederholte Anfälle von Heißhunger und eine übertriebene Beschäftigung mit der Kontrolle des Körpergewichts charakterisiert. Dies führt zu einem Verhaltensmuster von Essanfällen und Erbrechen oder Gebrauch von Abführmitteln. Viele psychische Merkmale dieser Störung ähneln denen der Anorexia nervosa, so die übertriebene Sorge um Körperform und Gewicht. Wiederholtes Erbrechen kann zu Elektrolytstörungen und körperlichen Komplikationen führen. Häufig lässt sich in der Anamnese eine frühere Episode einer Anorexia nervosa mit einem Intervall von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren nachweisen. ***Welche organischen Komplikationen können auftreten?*** - Schmerzlose Hypertrophie der Speicheldrüsen (mumpsartiges Aussehen) - Schmelzdefekte der Zähne - Hypokaliämie, die zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen kann - Bulimische Patienten sind normalerweise normalgewichtig sonst sind weitere organische Störungen möglich. ***Nennen sie die diagnostischen Leitlinien nach ICD 10?*** +-----------------------------------+-----------------------------------+ | **Kennbuchstabe** | **Charakteristik** | +===================================+===================================+ | **A** | Häufige Episoden von Essanfällen | | | (in einem Zeitraum von 3 Monaten | | | mindestens 2x pro Woche), bei | | | denen große Mengen an Nahrung in | | | sehr kurzer Zeit konsumiert | | | werden | +-----------------------------------+-----------------------------------+ | **B** | Andauernde Beschäftigung mit dem | | | Thema Essen, eine | | | unwiderstehliche Gier oder ein | | | Zwang zu essen | +-----------------------------------+-----------------------------------+ | **C** | Patient versucht, der | | | Gewichtszunahme durch die Nahrung | | | mit einer oder mehreren der | | | folgenden Verhaltensweisen | | | entgegenzusteuern: | | | | | | - Selbst induziertes Erbrechen | | | | | | - Zeitweilige Hungerperioden | | | | | | - Missbrauch von Abführmitteln | | | | | | - Gebrauch von Appetitzüglern, | | | Diuretika oder | | | Schilddrüsenmedikamenten | | | | | | - Bei Diabetikern kann dies | | | auch eine Vernachlässigung | | | der Insulintherapie umfassen. | +-----------------------------------+-----------------------------------+ | **D** | Selbstwahrnehmung als „zu fett", | | | extreme Angst zuzunehmen, | | | begleitet von der Festlegung | | | einer strikten, oft weit unter | | | dem gesunden Gewicht liegenden | | | Gewichtsgrenze | +-----------------------------------+-----------------------------------+ | **E** | Häufig in der Vorgeschichte | | | Anorexia nervoa oder atypische | | | Anorexia nervosa | +-----------------------------------+-----------------------------------+ ***Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?*** Kognitive Verhaltenstherapie, aber auch andere psychotherapeutische Verfahren kommen in Frage. SSRIs gelten als medikamentöse Therapie der Wahl (gute Akzeptanz).\ Eine alleinige medikamentöse Therapie ist der Psychotherapie unterlegen.\ Die Studienlage nach den Leitlinien von NICE scheint keinen wesentlichen Vorteil einer Kombinationstherapie über Psychotherapie alleine zu zeigen. 20. **Nennen sie die Symptome der** a. **paranoiden Persönlichkeitsstörung?** - Übertriebene Empfindlichkeit bei Rückschlägen und Zurücksetzung - Neigung zu ständigem Groll, wegen der Weigerung, Beleidigungen, Verletzungen oder Missachtungen zu verzeihen - Misstrauen und eine starke Neigung, Erlebtes zu verdrehen, indem neutrale oder freundliche Handlungen anderer als feindlich oder verächtlich missgedeutet werden - Streitsüchtiges und beharrliches, situationsunangemessenes Bestehen auf eigenen Rechten - Häufiges ungerechtfertigtes Misstrauen gegenüber der sexuellen Treue des Ehe- oder Sexualpartners - Tendenz zu stark überhöhtem Selbstwertgefühl, das sich in ständiger Selbstbezogenheit zeigt - Inanspruchnahme durch ungerechtfertigte Gedanken an Verschwörungen als Erklärung für Ereignisse in der näheren Umgebung und in aller Welt b. **schizoiden Persönlichkeitsstörung?** - Wenige oder überhaupt keine Tätigkeiten bereiten Vergnügen - Emotionale Kühle, Distanziertheit oder flache Affektivität - Geringe Fähigkeit, warme, zärtliche Gefühle oder auch Ärger, anderen gegenüber, zu zeigen - Anscheinende Gleichgültigkeit gegenüber Lob und Kritik - Wenig Interesse an sexuellen Erfahrungen mit einer anderen Person - Übermäßige Vorliebe für einzelgängerische Beschäftigungen - Übermäßige Inanspruchnahme durch Phantasie und Introspektion - Mangel an engen Freunden oder vertrauensvollen Beziehungen und fehlender Wunsch nach solchen Beziehungen - Deutlich mangelnde Sensibilität im Erkennen und Befolgen gesellschaftlicher Regeln 21. **Nennen sie die Symptome der** a. **dissozialen Persönlichkeitsstörung?** - Herzloses Unbeteiligtsein gegenüber den Gefühlen anderer - Deutliche und andauernde Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen - Unvermögen zur Beibehaltung längerfristiger Beziehungen, aber keine Schwierigkeiten, Beziehungen einzugehen - Sehr geringe Frustrationstoleranz und niedrige Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten - Unfähigkeit zum Erleben von Schuldbewusstsein oder zum Lernen aus Erfahrungen, besonders Bestrafung - Neigung, andere zu beschuldigen oder vordergründige Rationalisierungen für das eigene Verhalten anzubieten, durch welches die Person in einem Konflikt mit der Gesellschaft geraten ist. b. **emotional instabilen Persönlichkeitsstörung -- welche zwei Typen gibt es und beschreiben sie diese Typen näher?** - **Impulsiver Typus:** die wesentlichen Charakterzüge sind emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle. Ausbrüche von gewalttätigem und bedrohlichem Verhalten sind häufig, vor allem bei Kritik durch andere - **Borderline Typus:** einige Kennzeichen emotionaler Instabilität sind vorhanden, zusätzlich sind oft das eigene Selbstbild, Ziele und innere Präferenzen (einschließlich der sexuellen) unklar und gestört. Meist besteht ein chronisches Gefühl der Leere. Die Neigung zu intensiven, aber unbeständigen Beziehungen kann zu wiederholten emotionalen Krisen führen mit übermäßigen Anstrengungen, nicht verlassen zu werden, und mit Suiziddrohungen oder selbstschädigenden Handlungen (diese können auch ohne deutlichem Auslöser vorkommen) 22. **Nennen sie die Symptome der** a. **histrionischen Persönlichkeitsstörung?** - Dramatisierung bezüglich der eigenen Person, theatralisches Verhalten. Übertriebener Ausdruck von Gefühlen - Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch andere Personen oder Umstände - Oberflächliche und labile Affektivität - Andauerndes Verlangen nach Aufregung, Anerkennung durch andere und Aktivitäten, bei denen die Person im Mittelpunkt steht - Unangemessen verführerisch in Erscheinung und Verhalten - Übermäßiges Interesse an körperlicher Aktivität b. **anankastischen Persönlichkeitsstörung?** - Übermäßiger Zweifel und Vorsicht - Ständige Beschäftigung mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation und Plänen - Perfektionismus, der die Fertigstellung von Aufgaben behindert - Übermäßige Gewissenhaftigkeit, Skrupelhaftigkeit und unverhältnismäßige Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung von Vergnügen und zwischenmenschlichen Beziehungen - Übermäßige Pedanterie und Befolgung von Konventionen - Rigidität und Eigensinn - Unbegründetes Bestehen auf der Unterordnung anderer unter eigene Gewohnheiten oder unbegründetes Zögern, Aufgaben zu delegieren - Andrängen beharrlicher und unerwünschter Gedanken oder Impulse 23. **Nennen sie die Symptome der** a. **ängstlich vermeidenden Persönlichkeitsstörung?** - Andauernde und umfassende Gefühle von Anspannung und Besorgtheit - Überzeugung, selbst sozial unbeholfen, unattraktiv und minderwertig im Vergleich zu anderen zu sein - Ausgeprägte Sorge, in sozialen Situationen kritisiert oder abgelehnt zu werden - Abneigung, sich auf persönliche Kontakte einzulassen, außer man ist sicher, gemocht zu werden - Eingeschränkter Lebensstil wegen des Bedürfnisses nach körperlicher Sicherheit - Vermeidung sozialer und beruflicher Aktivitäten, die zwischenmenschliche Kontakte voraussetzen, aus Furcht vor Kritik, Missbilligung oder Ablehnung b. **abhängigen Persönlichkeitsstörung?** - Bei den meisten Lebensentscheidungen wird an die Hilfe anderer appelliert oder die Entscheidung wird anderen überlassen - Unterordnung eigener Bedürfnisse unter die Bedürfnisse anderer Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht, und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit gegenüber den Wünschen anderer - Mangelnde Bereitschaft zur Äußerung angemessener Ansprüche gegenüber Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht - Unbehagliches Gefühl bei Alleinsein aus übertriebener Angst, nicht für sich allein sorgen zu können - Häufig Angst von einer Person verlassen zu werden, zu der eine enge Beziehung besteht, und auf sich selber angewiesen zu sein - Eingeschränkte Fähigkeit, Alltagsentscheidungen zu treffen ohne ein hohes Maß an Ratschlägen und Bestätigung von anderen 24. **Forensische Psychiatrie** ***Was ist die forensische Psychiatrie?*** Die forensische Psychiatrie befasst sich mit Fragen, die von Gerichten und Behörden an Psychiater gestellt werden. z.B.: Strafrecht, Zivilrecht, Sozialrecht, Unterbringung, Straßenverkehr und Fahreignung, Gutachten. ***Welchen Unterschied gibt es zwischen § 21 Abs. 1 und § 21 Abs. 2 des STGB?*** Die strafrechtliche Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum ist nur möglich, wenn der Rechtsbrecher die (Anlass-) Tat unter dem Einfluss einer die **Zurechnungsfähigkeit ausschließenden Zustandes** (zurechnungsunfähige) im Sinne des **§21 Abs. 1 StGB** oder einer schwerwiegenden und nachhaltigen psychiatrischen Störung, die **keine Zurechnungsunfähigkeit** bedingt **§ 21 Abs. 2 StGB**, begangen hat und die Anlasstat mit mehr als einem Jahr Freiheitsstrafe bedroht ist. Ferner muss die Prognose ungünstig sein, das heißt, es muss mit großer Wahrscheinlichkeit erwartet werden, dass der Rechtsbrecher unter dem maßgeblichen Einfluss seiner psychischen Störung zumindest eine gerichtlich strafbare Handlung mit schweren Folgen begehen wird. Handlungen ohne schwere Folgen ermöglichen die Unterbringung auch dann nicht, wenn die Zusammenrechnung der Folgen ein erhebliches Gewicht ergibt. ***In welchen Einrichtungen findet in Österreich die Behandlung statt?*** Die Behandlung psychisch kranker Rechtsbrecher erfolgt in Österreich teilweise in den psychiatrischen Landeskrankenhäusern, teilweise in gesonderten justizeigenen Anstalten (Justizanstalt Göllersdorf § 21 Abs.1 StGB, Justizanstalt Wien-Mittersteig vor allem für § 21 Abs. 2 StGB, Justizanstalt Wien-Favoriten für § 22 StGB). 25. ***Weitere Therapieformen neben der Psychopharmakologie. Beschreiben sie diese näher?*** - **Elektrokonvulsive Therapie (EKT):** Üblicher Weise werden 8-10 Einzelbehandlungen 2-3x wöchentlich bis zum Eintritt des erwünschten therapeutischen Effektes durchgeführt. - **Schlafentzugstherapie (Wachtherapie):** vollständiger oder partieller Schlafentzug in der zweiten Nachthälfte kann im Laufe einer Behandlung mit Antidepressiva als Add-on-Therapie durchgeführt werden. Es gibt dazu keine aussagekräftigen Studien. - **Lichttherapie:** bei saisonal abhängigen Stimmungsstörungen. Die Responserate auf Lichttherapie liegt bei saisonal abhängigen Stimmungsstörungen bei 60-90%, wobei die Response innerhalb von 2-3 Wochen auftritt (Kennedy et al. 2001). Die Lichtexposition erfolgt initial über 2 Stunden pro Tag. Erhöhung auf 2x2 Stunden pro Tag möglich. - **Ergotherapie:** Einzel- oder Gruppentherapie; bei allen psychiatrischen Erkrankungen indiziert. - **Supportive Psychotherapie und ärztliche Gesprächsführung:** Eine spezielle Indikation stellt vor allem die Schizophrenie dar, sowie alle Erkrankungen, bei denen es um einen langfristigen Aufbau von Kompetenz geht. Wichtig ist es, den Patienten zu Wort kommen zu lassen, sich zu bemühen, den Standpunkt des Patienten zu verstehen, was nicht heißen muss, ihn zu teilen. - **Psychotherapie:** Die in der Literatur am meisten Erwähnung findende psychotherapeutische Richtung ist die kognitive verhaltenstherapeutische Psychotherapie. Dieser Umstand ergibt sich aus den vielen gut durchgeführten Studien, deren Datenlage für viele Indikationen positiv ausfällt. Es sind jedoch auch die anderen anerkannten psychotherapeutischen Richtungen bei vielen psychiatrischen Störungen sinnvoll. Es wäre jedoch wünschenswert, wenn auch in diesen Richtungen vermehrt fundierte Studien durchgeführt werden könnten. - **Sozialbegleitung:** Die Sozialbegleitung dient der Förderung einer aktiven Freizeit und Alltagsgestaltung des Patienten. Sie wird vorwiegend im stationären und teilstationären Bereich eingesetzt. In letzter Zeit erhält sie jedoch auch im ambulanten Bereich vermehrt Bedeutung. Diese Form der Begleitung kann auch schon in der Akutphase der Erkrankung eingesetzt werden und findet bei allen psychiatrischen Diagnosen Anwendung. - **Arbeitstherapie:** Arbeitstherapie ist die gezielte Anwendung von Arbeit zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Es werden Teile der realen Arbeitswelt nachgebildet und an die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Patienten angepasst. Die Arbeitstherapie findet im stationären, teilstationären und ambulanten Bereich Anwendung. - **Physiotherapie:** Einzel- oder Gruppentherapie; bei allen psychiatrischen Erkrankungen indiziert. - **Kunsttherapie und Musiktherapie:** Die Kunsttherapie ermöglicht eine nonverbale Ausdrucksform und kann emotionales und orientierendes Arbeiten anbieten. Unter Musiktherapie versteht man im Allgemeinen ein psychotherapeutisch ausgerichtetes Behandlungsverfahren, welches sich der Musik aktiv und rezeptiv bedient und dadurch versucht, die genesenden Kräfte der Patienten zu aktivieren. 26. **Behandlungsmodelle** ***Welche Lebensbereiche sollte eine psychiatrische Behandlung umfassen?*** Die Behandlung sollte alle Lebensbereiche, **Medizin, Beruf und soziales Umfeld** umfassen. ***Welche Behandlungsangebote gibt es?*** - **Rehabilitation** ist durch die Wiedereingliederung eines Kranken in sein bürgerliches und gesellschaftliches Leben definiert. In der Psychiatrie bedeutet Behandlung noch viel mehr dem Kranken dazu zu verhelfen, trotz Krankheit im gewohnten Lebensraum zu leben oder dorthin zurückkehren zu können. So ist psychiatrische Behandlung immer auch Rehabilitation. - Je nach dem Schweregrad der Erkrankungsphase nehmen Patienten unterschiedliche Angebote in Anspruch. Die **stationären, teilstationären und ambulanten Behandlungsstrukturen** werden durch nichtprofessionelle Hilfesysteme komplimentiert (z.B. Selbsthilfegruppen, Nachbarschaftshilfe, Angehörigen-Gruppen). - Das **BBRZ** (Berufliches Bildungs- und Rehabilitationszentrum) kann über AMS und die PVA in Anspruch genommen werden. Eine spezifische Einrichtung des BBRZ ist das Zentrum für seelische Gesundheit Leopoldau, eine ambulante Rehabilitationseinrichtung. Das Programm dauert 6 Wochen (Montag bis Freitag von 8-18 Uhr). Ziel sollte die Wiedereingliederung in den Beruf sein. - Die **Arbeitstherapie** ist eine weitere Möglichkeit (z. B. Reintegra, Bandgesellschaft, Opus, Lok, Komm 24). Es gibt jedoch auch niederschwellige Tagesstrukturangeboten, die von Patienten in Anspruch genommen werden, die keiner regelmäßigen Tätigkeit mehr nachgehen können. Dazu zählen Sozialbegleitung, Tagesstätten und Patientenclub (wochentags und am Wochenende -- überregional). - Eine **soziale Integration** wird auch durch eine eigens an den Patienten angepasste Freizeitgestaltung erleichtert. Dazu gibt es zum Beispiel Angebote von Pro Mente (z. B. Schreibwerkstatt, Yogagruppe, Schwimmgruppe, Wandergruppe, Teeclub, Singgruppe, Kreativhöhle, Kochgruppe,...). - Ein weiterer wichtiger Punkt ist die **Wohnmöglichkeit** des Patienten. Neben Patienten, denen es möglich ist, alleine in einer eigenen Wohnung zu leben, gibt es auch Patienten, deren Wohnfähigkeit eingeschränkt ist. Durch teilbetreutes Wohnen (regelmäßige Besuche des Patienten in der eigenen Wohnung und Unterstützung beim Erhalt dieser, bei der Gesundheit, bei Amtswegen, bei der Freizeitgestaltung, etc.) und vollbetreutes Wohnen in WGs oder Trainingswohnungen, die an WGs angeschlossen sind (Betreuung bei der Haushaltsführung, Körperpflege, Gesundheit, Mobilität, Freizeit, Bildung, sozialen Kontakten, etc.) kann für jeden Patienten die geeignete Wohnform gefunden werden.