DIM-SUP Skript (PDF)
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2021
Caroline Haid
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This document is a script about the respiratory system and patient observation for medical students. It covers topics like ventilation, perfusion, and diffusion, along with common respiratory issues and symptoms. The document is part of the DIM/SUP module.
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Modul DIM-SUP PDH PFT SUP Skript von Caroline Haid Caroline Haid DIM/SUP 2021 PDH – Grundlagen Atmung Lat. Respiratio – Atmung Luftsauerstoff wird durch Lunge diffundiert;...
Modul DIM-SUP PDH PFT SUP Skript von Caroline Haid Caroline Haid DIM/SUP 2021 PDH – Grundlagen Atmung Lat. Respiratio – Atmung Luftsauerstoff wird durch Lunge diffundiert; O2 wird durch Erythrozyten ins Gewebe und zu den Zellen transportiert. Dort Austausch mit CO2 und anschließender Abtransport in die Lunge zurück -> Gasaustausch. Abatmung. Atmung ist lebensnotwendig. - Atmung gehört zu den VZ (Vitalzeichen) - Unbewusster, physiolog. Vorgang aber bewusst beeinflussbar - Äußere Faktoren haben Einfluss auf Atmung und Atemmuster Wichtigste Aufgabe: - Versorgung Zellen mit O2 - Ausscheidung CO2 Für Gasaustausch sind 3 Faktoren Maßgeblich Ventilation – Perfusion – Diffusion - Ventilation: Belüftung der Lunge; Lungentätigkeit - Perfusion: Durchblutung der Lunge - Diffusion: Transport von O2 und CO2 Gasaustausch findet in Alveolen statt. Unterscheidung in Innere und äußere Atmung. - Innere Atmung: Gasaustausch zw. Zellen und Blut - Äußere Atmung: Lungenatmung Da Co2 im Blut als Kohlensäure gelöst ist, spielt die Lungenatmung eine wichtige Rolle im Säure-Basen-Haushalt. Atemwege und Atemmechanik Weg der Luft Lufteinstrom durch Mund/Nase Nase: - Reinigung, Anwärmen, Anfeuchten durch Flimmerhärchen und Schleimhäute Mund/Nase -> Rachenraum -> Kehlkopf -> Stimmlippen -> Trachea (erneute Reinigung) -> Bronchien -> Bronchiolen ->Alveolen Caroline Haid DIM/SUP 2021 Atemmechanik: Inspiration: Diaphragma spannt -> senkt sich, Lunge dehnt sich, Brustkorb Erweiterung Exspiration: elastische Lungenretraktion. Lunge dehnt sich zurück Steuerung: - Atemzentrum in Medulla Oblongata lokalisiert. Regelung durch - Primär: pCO2 (Partialdruck) - Sekundär: pO2 ! - H+-Ionenkonzentration des Blutes (pH-Regulation) Je kleiner das Atemzugsvolumen – AZV/Vzug (Kinder) desto höher muss die Atemfrequenz (AF oder fmin) sein. AZV – Erwachsener: 0,4-0,5l (entspricht ca 6-7l/kg KG (Körpergewicht) AMV (Atemminutenvolumen) auch Vmin: AMV = AVVxAF FRC: Funktionale Residual Kapazität. - Ist die Luftmenge, die nach normaler Ausatmung in Lunge verbleibt (ca. 2,5l) - Einziger O2-Speicher - Ermöglicht Apnoezeit von 4,6min - Bei kranken Menschen stark reduziert (Bsp: Atelektase – luftleeres Lungengewebe; Sekret, Ödem, …) Vtot: Totraumvolumen: ist jene Luftmenge, die nicht aktiv am Gasaustausch beteiligt ist, „bleibt stehen“. - Ca. 30% des gesamten AV IRV: inspiratorisches Reserve Volumen: - Jenes Volumen, welches nach normaler Einatmung zusätzlich eingeatmet werden kann ERV: exspiratorisches Reservevolumen - Volumen, welches nach normaler Ausatmung (Atemruhelage) zusätzlich ausgeatmet werden kann. RV: Residualvolumen - Volumen, das nach maximaler Exspiration in Lunge verbleibt VK: Vitalkapazität - Volumen, das nach max. Inspiration max. ausgeatmet werden kann TK: Totalkapazität - Volumen, das nach max. Inspiration in Lunge enthalten ist. Atemdruck: ca. 50mbar bis max. 160mbar Caroline Haid DIM/SUP 2021 Atemhilfsmuskulatur Einatmung: - Mm. Scaleni - M. serratus ant./post - M. pectoralis minor/major - M. sternoclaidomastoideus - M.erector Spinae - Mm. Levatores costarum Ausatmung: - M. obliquus externus abdominis/internus abdominis - M. transversus abdominis - M. transversus thoracis - M. latissimus dorsi Begrifflichkeiten - Eupnoe normale Atembewegungen (EW: 12-18AZ/min; Säugling 30- 45AZ/min) - Hyperpnoe gesteigerte Atembewegungen - Hypopnoe verminderte Atembewegungen - Apnoe Atemstillstand/auch Schnappatmung ! - - - - Bradypnoe Tachypnoe Hypoxie Asphyxie verlangsamte Atemfrequenz (20AZ/min) Sauerstoffmangel Atemlähmung/ Atemdepression - Dyspnoe Atemnot - Orthopnoe Schwerste Form der Atemnot, Atmung erfordert aufrechte Körperhaltung - Zyanose global/zentral (blaufärbung von Akren (Endgliedern, Zunge Lippen) Periphere/Akral (Kälte, Allgemein, Gefäßverengung) nur Akren, Zunge nicht betroffen Beobachtungskriterien - Atemtyp: o Bauchatmung/Brustatmung - Atemfrequenz - Atemintensität/-tiefe: ! o flach und langsam: erhöhter Co2-gehalt; Narkose-/Analgetika Überhang o flach und schnell: schmerzbedingte Schonatmung o vertiefte Atmung/Kussmaul-Atmung: Panikattacken, Azidose o Hyperventilation: für Unterscheidung zur Azidose Atmung BGA Bestimmung - Atemrhythmus o Schnell + Atempausen: Cheyne-Stokes-Atmung (Insult und Enzephalitis) o Vertieft + Atempausen: Biot-Atmung (steigender Hirndruck) - Atemgeräusche Caroline Haid DIM/SUP 2021 o Rasseln: Aspiration, Pneumonie o Brodeln: Lungenödem o Pfeifend: Exspiratorischer Stridor: Asthma bronchiale ▪ Inspiratorischer Stridor: Atemwegsverlegung - Atemgeruch o Ammoniakgeruch: Leberfunktionsstörung o Azetongeruch: diabetische Ketoazidose, Anorexie o Uringeruch: Nierenfunktionsstörung - Husten und Sputum - Hautfarbe - Mimik - Körperhaltung und Atembewegungen - Gesamtbefinden des Pat. - Rauchgewohnheiten? Atmung beim Patienten unauffällig beobachten, ansonsten konzentriert sich Pat. auf Atmung und verfälscht Ergebnisse. Kontrolle ine volle Minute. Ergebnisse sofort dokumentieren. Atemgeräusche Husten - Hustenreiz = Schutzreflex um Atemwege vor Fremdköpern und schädigenden Reizen zu befreien - Abhusten Bronchialsekret und Räuspern beruhen auf Schutzmechanismen - Einatmung sehr trockener Luft (z.B. Heitzungsluft) kann auch Hustenreflex auslösen - Akuter Husten, z.B. bei akuter Bronchitis oder Pneumonie - Chronischer Husten, z.B. bei langjährigem Rauchen, Bronchialkarzinom oder Tuberkulose (TBC) - Rezidivierender (wiederkehrend) Husten, z.B. bei Asthma bronchiale, COPD = chronisch obstruktive Lungenerkrankungen - Produktiver Husten: wenn beim Husten Sekret (Sputum) aus der Lunge befördert wird Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Unproduktiver Husten: trockener Reizhusten, teilweise bis zum Erbrechen; hier wird kein Sekret abgehustet, z.B. bei Atemwegsreizungen, Keuchhusten (Pertussis) oder Bronchialkarzinom (sehr quälend und erschöpfend) - Hämoptyse: Aushusten von blutigem Sputum oder geringen Blutmengen (bei starker Bronchitis oder Pneumonie) - Hämoptoe: Aushusten größerer Blutmengen (z.B. Zeichen eines Lungenkarzinoms- oder Infarktes) Sputum Sputum = Auswurf oder Expektoration. Sputum ist immer pathologisch Beobachtungskriterien: - Farbe (weißlich, gelblich bis grün, grau, blutig-rosafarben, blutig tingiert, hellrot- schaumig ! - - - - Menge Geruch und Beschaffenheit Beimengungen, wie Eiter, Blut Nahrungsreste oder Gewebsteile Gewinnung - Morgensputum oder Nüchternsputum - Bei erschwertem Abhusten können n. AVO (ärztlicher Verordnung) sekretlösende Maßnahmen eingesetzt werden (z.B. Inhalation) - Bleibt das erfolglos möglicherweise Bronchoskopie notwendig - Aussagekräftig ist nur Sputum aus den tieferen Abschnitten - Sputum ist potentiell ansteckend. Um sich selbst, PatientInnen und BesucherInnen zu schützen, ist ein konsequent hygienisches Verhalten erforderlich! Dsypnoe Dyspnoe = Atemnot Viele verschiedene Ursachen: Begleitsymptom bei akuter oder chronischer Krankheit PatientInnen mit einer Dyspnoe haben das (subjektive) Gefühl nicht ausreichend oder keine Luft zu bekommen. Sie haben Todesangst und befinden sich ein einem panischen Zustand. Die Atemfrequenz (Tachypnoe) wird erhöht und auch Atemhilfsmuskulatur (Auxiliaratmung) kann zum Einsatz kommen. Begleitsymptome beobachten, um auf Ursache Rückschlüsse ziehen zu können. → Ruhe bewahren und vermitteln, sofort intervenieren! Inspiratorische und Exspiratorische Dyspnoe Orthopnoe -> schwerste Form der Dyspnoe. Erfordert sofortige Hilfeleistung. Caroline Haid DIM/SUP 2021 Symptome - Kurzatmigkeit: Tachypnoe mit ungenügender Atemtiefe der einzelnen Atem-züge PatientIn ringt sichtbar nach Luft - Beklemmungsgefühl, Unruhe, Angst - Atemgeräusche: Rasseln, Giemen, Stridor - Einsatz der Atemhilfsmuskulatur sichtbar - Patienten mit schwerster Dyspnoe sitzen mit aufgerissenen Augen und einem Gesichtsausdruck voller Panik und Todesangst im Bett und ringen nach Luft Symptome Säugling Rasche und umgehende Hilfe, da ansonsten respiratorischer Distress. Schnell an High flow oder C-PAP - Stöhnen bei der Atmung (Stridor) - Bewegungen der Nasenflügel mit der Ein- und Ausatmung („Nasenflügeln“) - Einziehungen am unteren Thoraxrand, an den Schlüsselbeingruben oder zwischen den Rippen - Schaukelatmung - Erhöhte Atemfrequenz - Verminderte Trinkleistung bei erhöhtem Energieverbrauch CAVE: schnelle respiratorische Erschöpfung und Intensivpflichtig (High-Flow, CPAP) Säuglinge und Kleinkinder ausschließlich Nasenatmer. Dyspnoe Einschätzung Caroline Haid DIM/SUP 2021 Maßnahmen - Ruhe bewahren, auch in „brenzligen“ Situationen ohne Hektik arbeiten - Aufgeregte MitpatientInnen oder BesucherInnen aus dem Zimmer bitten - Pat. nicht alleine lassen, Ruhe und Sicherheit vermitteln - Ggf. über die Rufanlage Alarm auslösen (wer sich keine Hilfe holt bleibt allein) - Atmung erleichtern, z. B. durch Verändern der Lage (Unterstützen der Oberkörperhochlagerung oder Kutschersitz), bei bekannter Herzinsuffizienz zusätzlich Beine tief lagern - Für Frischluft sorgen - Beengende Kleidung entfernen - Atemhilfsmuskulatur unterstützen, z.B. die Arme leicht vom Brustkorb abgespreizt auf ein Kissen oder die gepolsterte Nachttischplatte abstützen oder PatientIn alternativ im Kutschersitz sitzen lassen - Bei Notfall- oder Bedarfsmedikation Medikament nach Anordnung verabreichen - Auf Arztanordnung Sauerstoff geben (kann in der Akutsituation von der Pflege alleine entschieden werden →nachträgliche Anordnung ist vom ArztIn einzuholen) Vorsicht: Werden PatientInnen plötzlich ruhiger, kann dies für eine Verbesserung der Atemnot sprechen, ABER auch ein Hinweis auf einen Anstieg des pCO2 mit drohender Kohlendioxidnarkose (z.B. bei COPD) sein! - Je nach Zustand Verlegung der PatientIn auf die Intensivstation bzw. eine Intubation vorbereiten - Auf ärztliche Anordnung Bronchialsekret absaugen - Bewusstseinslage, Hautfarbe, Atmung, Blutdruck und Pulsfrequenz engmaschig kontrollieren - Ablauf möglichst zeitnah dokumentieren Pneumonie Pneumonie = Lungenentzündung (primäre oder sekundäre Form) - Entzündung des Lungenparenchyms durch infektiöse, allergisch/immunologische, physikalisch-chemische oder kreislaufbedingte Ursachen - Entzündung Alveolar Raum od. Interstitiellem Lungengewebe - Nosokomiale Pneumonie (Sonderform beatmungsassoziiert) wird im Krankenhaus erworben - Akuter oder chronischer Verlauf - Alveoläre (die Lungenbläschen betreffende) oder interstitielle (das Bindegewebe der Lunge betreffende) Pneumonie - Eine der häufigsten Todesursachen bei Infektionskrankheiten. Erregerspektrum unterscheidet sich je nach Alter und Infektionsursache. Am häufigsten verantwortlich sind Pneumokokken. - Der Ausbruch findet dabei plötzlich statt - Fieber, Husten und feinblasig klingenden Rassel Geräuschen. - Blutbild zeigt erhöhte Entzündungswerte. Caroline Haid DIM/SUP 2021 A-typische Pneumonie - Schwächere klassische Symptome oder unauffälligen S. (Viren, Mykoplasmen) - Primär Pneumonie: ohne erkennbare Vorerkrankungen - Sekundäre Pneumonie: Vordisposition (KHK, COPD, Asthma Bronchiale, Anatom. Veränderung – TB, Bronchialstenose) Aspirationspneumonie - Aufgrund von Schluckstörungen Risikoeinschätzung – Risikofaktoren - Immobile und bettlägerige PatientInnen - PatientInnen 65 Jahren - PatientInnen mit schwerer Grunderkrankung oder Abwehrschwäche - PatientInnen mit bestehender Lungen- / Herzerkrankung - PatientInnen nach chirurgischen Eingriffen im Brust – Bauchraum - PatientInnen mit (schmerzbedingter) Schonatmung - PatientInnen während/nach einer Beatmungstherapie - PatientInnen mit eingeschränktem Bewusstsein/Bewusstlosigkeit - RaucherInnen Pneumonie Prophylaxe - Zur Verhütung einer sekundär Pneumonie als Komplikation: - Ventilation (Belüftung) der Lunge fördern - Minderbelüftung und Atelektasen Bildung (griech. ateles = unvollständig, ektasis = Ausdehnung –> nicht mit Luft gefüllter Lungenabschnitt, Kollabierte Alveolen, Sekretbildung verhindern Gasaustausch) entgegen wirken - Sekretansammlung in den Atemwegen verhindern (Abhusten fördern) - Gutes Raumklima (frische Luft, usw.) - Frühmobilisation bzw. Mobilität erhalten und Physiotherapie - Aspiration vermeiden Caroline Haid DIM/SUP 2021 LISA-Prinzip: Lungenbelüftung ! Infektion vermeiden Sekret Management Aspiration vermeiden Infektion im Krankenhaus erworben Zur Verhütung einer nosokomialer Pneumonie als Komplikation: - Hände und Basishygiene - Hygienisches Absaugen von Atemwegssekret - Hygienemaßnahmen bei O2 -Therapie, Intubation und anschließender Beatmung - Gute Mundhygiene - PatientInnenschulung bzgl. Hygiene Maßnahmen zur Ventilationsförderung - Atemstimulierende Einreibung (ASE) - Frühmobilisation und Mobilisationserhalt - Atemübungen und Atemgymnastik (Kompetenz PhysiotherapeutInnen) - Atemtraining (Kompetenz PhysiotherapeutInnen) - Positions- bzw. Lagerungswechsel Vorher: Adäquate Schmerztherapie falls nötig! Chronische Atemwegserkrankungen führen oft zur Überblähung der Lunge (Emphysem). Elastizität und Beweglichkeit Brustraum sind stark eingeschränkt. Atemnot unter Belastung sind die Folge. Ziel sind die Lungenventilation, verbesserte Atemtechnik, verbesserte Position und Hustentechniken und somit leichtere Sekret Entehrung. ASE: Atemstimulierende Einreibung - Ruhe und Zeit (mind. 10 Minuten) - Hände anwärmen - PatientIn liegt bequem auf der Seite oder sitzt - Wasser-in-Öl-Emulsionen oder Massageöle (Allergien beachten) - Auftragen gleichmäßig mit beiden Handflächen auf den Körper, immer vom Nacken aus zum Steiß hin - ASE wird mit dem Pat. gemeinsam durchgeführt! Atemübungen Einfache Atemübungen: - Tiefes Durchatmen, Singen, Summen Kontaktatmung: - Pat. atmet aufgelegte Hände an Thorax oder Bauch „weg“ → Förderung der Bauch- und Brustatmung, Hände unterstützen die Ausatmung durch leichten Druck - Mehrmals tgl., ca. 5-6 Atemzüge Caroline Haid DIM/SUP 2021 ! PEP-Atmung (positive exspiration pressure): Ausatmung gegen einen Widerstand → höherer Druck in den Bronchien als im Thorax, löst auch Sekret, kann anschließend leichter abgehustet werden - Dosierte Lippenbremse - Gähn- und Schnüffelatmung - Mit Hilfe von apparativen Geräten Nicht bei Lungenemphysem geeignet - kann Pneumothorax verursachen Atemgymnastik Kinder - Seifenblasen pusten - Langsames aufblasen eines Luftballons - Mit einem Strohhalm Blubberblasen in einem Getränk erzeugen → Intensivierung der Atmung und Ausatmung gegen einen Widerstand Atemtraining - Exspiratorischer Atemtrainer - Inspiratorischer Atemtrainer - SMI-Gerät (Postoperative Pneumonie Prophylaxe. Kontraindikation: COPD) - Threshold IMT (bei chron. Lungenerkrankungen) - IPPB-Gerät (Kombination aus Inhalation und Atemtraining) Positionierung Oberkörperhochlage - Oberkörper erhöht - Beugung in der Hüfte → Brustkorb kann sich entfalten - Leichtere und tiefere Atmung möglich → weniger Atemarbeit - Arme mit Kissen abstützen - Im Wechsel mit anderen Positionierungen zur Belüftung der unteren Lungenareale, Dekubitusprophylaxe - Nicht bei Schock oder instabiler WS Bauchlage - 135°inkomplette Bauchlage - 180° komplette Bauchlage - Vor allem bei Beatmungstherapie und akutem Lungenversagen hinten unten - Dorsobasale Lungenabschnitte werden besser belüftet → besserer Gasaustausch, sowie besserer Sekretabfluss - Intervall ca. alle 16h - Sehr aufwändig Caroline Haid DIM/SUP 2021 Drehdehnlage - Pat. liegt auf der Seite - Oberer Arm hinter dem Kopf - Hand ggf. im Nacken - Beinposition bleibt unverändert - Körper dreht sich so weit wie möglich nach hinten (bevorzugt bei chr. Lungenerkrankungen) - Mehrmals tgl. für 10 – 20 Minuten - Wird als oft als unangenehm empfunden Halbmondlage - Pat. liegt mit gestreckten Beinen auf dem Rücken - Arm hinter dem Kopf - Hand ggf. im Nacken - Ellbogen wird auf Unterlage abgelegt - Getreckte Beine und andere Hand bewegen sich aufeinander zu - Mehrmals tgl. für 10 – 20 Minuten - Wird als oft als unangenehm empfunden Im Sitzen und Stehen - Kutschersitz - Reitsitz oder Schülersitz - Torwartstellung - Wandstellung Sekretmanagment Umfasst alle Maßnahmen der Sekretolyse (Sekretverflüssigung), Sekretlösung, Sekretmobilisation (Transport) und Sekretentleerung. Maßnahmen - Ausreichende Flüssigkeitszufuhr - Luftbefeuchtung und Inhalation - Medikamentöse Therapie - Einreibung mit ätherischen Ölen und Brustwickel - Atemtraining - Bewegung und Positionsänderungen - Vibrations- und Perkussionsbehandlung - Atem- und Hustentechniken Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Absaugen Inhalation - Einatmen von Flüssigkeiten oder Gasen - Prophylaxe oder Therapie von Atemwegserkrankungen oder als spezielle Form der Arzneimittelgabe - Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege wird gefördert - Dickflüssiges zähes Sekret befeuchtet und verdünnt Dampf - -Unter Zufuhr elektrischer Energie wird Wasser zu feinen kondensierten Tröpfchen verdampft - Dampf entsteht z.B. beim Wasserdampfbad (Sofortmaßnahme bei bellendem Husten – Verbrühungsgefahr bei Kindern!) Aerosol Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen in einem Gas - Durch Druckluft- oder Treibgas werden Wasser/Medikamente mit Luft aufgewirbelt - Entstehung feiner Tröpfchen - Dringen bis zu den Bronchien vor - Inhalation mit Gesichtsmasken oder Mundstücken - Aerosole entstehen in Dosieraerosolen oder elektrisch betriebenen Verneblern (z.B. Pari-Vernebler) Ultraschallaerosol oder -nebel - Mithilfe von Ultraschallverneblern werden Flüssigkeiten (steriles Wasser, NaCl 0,9 %, Medikamentenlösungen) in Schwingungen versetzt - Entstehung von feinem Nebel aus allerfeinsten Tröpfchen - Meist zur Atemluftbefeuchtung bei spontan atmenden PatientInnen verordnet - Tröpfchen können aufgrund der geringen Größe bis in die Alveolen gelangen und dort zu einer Überwässerung (Lungenödem) führen können Caroline Haid DIM/SUP 2021 Einflussfaktoren - Größe der Tröpfchen entscheidend - Bestimmt die Eindringtiefe und damit den Wirkungsort - Tröpfchengröße in Mikrometer (μm; 1 μm = 1 Tausendstel mm) - Physiologische Kochsalzlösung (NaCl 0,9%) ist dem Aqua dest. als Inhalationslösung vorzuziehen - NaCl 0,9% stabilisiert das physiologische Gleichgewicht der Schleimhaut - Wirksamkeit einer Inhalation hängt auch von Atemfrequenz, Atemtiefe und Lumenweite des Atemtrakts ab - Bei einer Verengung der Atemwege durch Tumor, Spasmus, Lungenödem oder Verschleimung kommt das Inhalat evtl. nicht an den geplanten Wirkungsort - Maßnahmen Sekretmobilisation Siehe Maßnahmen Ventilationsförderung - Absaugen von Sekret aus dem Mundraum und den oberen Atemwegen - Antiobstruktive Hustentechniken bei instabilem Tracheobronchialsystem - Forciertes Ausatmen bei offener Glottis, z.B. auf der Silbe „haff“ - Husten gegen Widerstand, z.B. Handrücken - Anwendung eines maschinellen Hustenassistenten (mechanischer In-/Exsufflator z.B. Cough Assist®) nach Anordnung - Regelmäßiges Abhusten von Sekret durch manuelle Unterstützung oder Provokation zum Abhusten - Regelmäßiges selbstständiges Abhusten von Sekret bei vorhandener Hustenfähigkeit Perkussion und Vibrationstherapie - Manuell: Der Brustbereich wird unter Aussparung der Wirbelsäule und des Brustbeins mit der hohlen Hand beklopft, dadurch wird das Sekret in den Bronchien und Bronchiolen gelöst. Anschließend wird der Thorax mit den Fingerkuppen in Vibration versetzt, damit das gelöste Sekret in die größeren Atemwege transportiert werden kann. Die Vibration findet segmentorientiert und in Richtung des Lungenhilus statt. - Maschinell: Hochfrequenz-Brustwand-Kompression (HFCWC) Atemtraining mit VRP 1 Desitin (Flutter) - Kugel verlegt den Ausatemweg - Erzeugt so eine künstliche Stenose verengung - Gegen diese muss ausgeatmet werden - Kugelbewegung erzeug eine Druckschwankung - Luft in den Bronchien kommt in Schwingung → endobronchiale Perkussion - Zähes Sekret kann sich von der Bronchialwand lösen und abgehustet werden Atemtrainer - Triflow - Verringert Atemnot - Stärkung der Atemmuskulatur → bessere Belüftung Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Gegen Widerstand einatmen fördert tieferes Einatmen bzw. längere Ausatmungsphase (Asthma) - Sekret wird gelockert → besseres Abhusten möglich - Nicht hineinatmen → Feuchtigkeit - Bei Übelkeit Übung beenden, erneuter Versuch später - Mundstück nach jeder Übung säubern - Trocken und Staubfrei aufbewahren Abhusten: Adäquate Schmerztherapie falls nötig - Gegendruck erzeugen bei (Operations-) Wunden - Gezielte Anleitung durch die Pflegeperson - Schonendes Abhusten mittels Inhalation, Vibrationsbehandlung oder Atemtraining mit oszillierenden PEP-Geräten im Vorfeld - Aufrechtem Oberkörper im Bett oder auf einem Stuhl sitzend - Nasenatmung - Kurz hüsteln - Ist Sekret in den oberen Luftwegen spürbar, Knie und Gesäß zusammendrücken, mit kurzen und kräftigen Stößen aushusten - Wiederholung erst nach Eintreten der normalen Atmung Abhusten - Huffing (physiotherapeutische Anleitung erforderlich) - Technik provoziert das Abhustens - Öffnung der Glottis durch „Haff-sagen“ → forciertes Ausatmen - Pause von 2 – 3 Sek. → Wiederholung - Entstehung einer dynamische Kompression der Atemwege - Sekret wird in die größeren Atemwege gedrückt - Abhusten wird erleichtert → weniger anstrengend als „normales“ Husten Abhusten- CoughAssist - Geeignet für Erwachsene und Kinder - Atemtraining durch Maske oder Mundstück - Beschleunigung des Ausatemflusses durch Druckveränderung - Stimulation des natürlichen Abhusten und Förderung der Sekretentleerung - Einsatz vorrangig bei neuromuskulären Erkrankungen (z.B. Muskeldystrophie) und Ateminsuffizienz durch Sekretansammlung - Kann mit Adapter direkt an einen Endotrachealtubus angeschlossen werden Absaugen - Pat. kann Sekret nicht oder nur unzureichend abhusten (z.B. Säuglinge, intubierte Pat.) Absaugtechniken: - Oral - Nasal - Endotracheal - Bronchoskopisch (ÄrztIn) Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Die Absaugeinheit ist vor Gebrauch auf Funktionalität zu überprüfen - Evtl. vor dem Absaugen PatientInnen inhalieren lassen um das Sekret zu lockern, evtl. nach Physiotherapie - Es sind Handschuhe zu tragen! - Auf Hygiene achten - Ein Absaugkatheter pro Vorgang - Zügiges Absaugen, ca. 15 sec., ohne Sog hinein (Schleimhautverletzung) - PatientIn sollte monitorisiert sein, Gefahr von Vagusreizung und Atemstillstand - Kopf fixieren um Verletzungen zu vermeiden Sauerstofftherapie - Erfolgt nach ärztlicher Anordnung (Verabreichungsform, Dauer, Menge) - § 14 a GuKG - eigenverantwortlichen Kompetenzen bei Notfällen des gehobenen Dienstes - Gehobener Dienst darf nach § 83 GuKG an Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz delegieren (RIS, 13.10.2018) - SpO2 - Grenze sollte vorher ärztlich festgelegt werden - PatientIn muss Monitorüberwacht werden - Vorsicht vor CO2 - Narkose (COPD: Atemantrieb wird genommen) Berechnungsformel für den Inhalt von Sauerstoffflaschen (Restinhalt in Litern) Flaschenvolumen in Litern x angezeigtem Druck auf dem Manometer (in bar) = Vorrat in Litern (bei normalem atmosphärischem Druck von 1 bar) - Beispiel: Eine Sauerstoffflasche mit 10 Litern hat einen Restdruck von 90 Bar. Wie lange braucht es bis sie leer ist, wenn Sie kontinuierlich 3 Liter O2 pro Minute geben wollen? Verabreichungsformen Nasensonde - Ca. 1 cm in das Nasenloch vorschieben - Bis zu 4 l /Min. - Sauerstoffkonzentrationen der Einatmungsluft von 30 – 40% - Rutscht oft aus der Nase - Sprechen, Essen/Trinken möglich - Häufig Reizungen der Nasenschleimhaut → Nasenpflege! - Langfristige Verabreichung O2 (sprechen, Essen, trinken ist möglich) Sauerstoffbrille - Bis zu 6 l /Min - Sauerstoffkonzentration der Einatmungsluft 30% – 50% - 1 – 2 cm langen Einflussstutzen werden beidseits in die Nasenlöcher eingeführt - Schlaufen hinter die Ohren und am Kinn fixieren (auf Druckstellen achten) - Wird häufig als unangenehm und störend empfunden Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Sprechen, Essen/Trinken möglich - Häufig Reizungen der Nasenschleimhaut → Nasenpflege! Sauerstoffmaske - Kurzzeitig hohe O2-Dosierung von 5 - 10 l/Min - Mind. 5 l/Min! - Sauerstoffkonzentration 40% - 60% - Sauerstofffluss darf nicht unter 5 l/Min absinken → möglicher CO2-Stau in der Maske - Ausatmungsluft entweicht durch die seitlichen Löcher - Locker auf Nase und Mund setzten, Fixierung durch Gummiband - Pat. fühlen sich oft eingeengt, Nahrungsaufnahme nicht möglich, Sprechen erschwert - Sauerstoffmaske mit Reservoir ermöglicht noch höhere O2 – Konzentration (80% bei 6 – 10 l/Min) Sicherer Umgang mit O2 - Hohe Explosionsgefahr - Schnellere Verbrennungsraktion (ca. fünfmal schneller) - Besondere Vorsicht bei transportablen Sauerstoffgeräten (Flaschen-) Druck liegt bei ca. 200 Bar - Falschen liegend oder stehend fixieren, vor Fall schützen - Vorsicht vor Feuer! Rauchverbot! - Vor direkter Sonneneinstrahlung und Wärmeeinwirkung schützen - Vorsicht vor Fett (Explosionsgefahr) - Transport nur mit geschlossenem Ventil und Schutzkappe - Beim Öffnen der Flaschen keine Gewalt anwenden - Flaschen nicht im PatientInnenzimmer wechseln - Flaschen immer betriebsbereit halten und vor jedem Gebrauch kontrollieren - Volle und leere Flaschen getrennt aufbewahren - In leeren Flaschen Restüberdruck von mindestens 0,5 bar belassen. Die Flaschen sind innen mit einer Folie ausgekleidet, die sonst zusammenfällt - Bei Störungen Technischen Dienst rufen, Keine Selbstreparatur versuchen. Caroline Haid DIM/SUP 2021 ! Vitalzeichen Zu den Vitalzeichen zählen Puls, RR, Körpertemperatur, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung. Normalerweise werden diese 1x tägl. Überprüf; bei schlechtem Zustand sind allerdings deutlich häufigere Kontrollen notwendig. Zusätzlich werden die Monitore so eingestellt, dass sie sofort anschlagen, sollten sich die VZ in einen für den jeweiligen Patienten bereits kritischen Bereich bewegen. Herz-Kreislauf-System Blutkreislauf: Strömungssystem des Blutes, Bildung durch Herzen und, wenn vorhanden, einem Netz aus Blutgefäßen (kardiovaskuläres System), sichert das Überleben des Organismus, Versorgung des Stoffwechsels jeder Körperzelle, erhält chemische und physiologische Eigenschaften der Körperflüssigkeiten aufrecht - Neben der Atmung lebensnotwendige Funktion - Parameter Puls und Blutdruck (RR) geben wesentliche Informationen - Veränderungen von P und RR können Hinweise auf Krankheit schließen - VZ sind auch durch körperliche Anstrengung und Emotionen beeinflussbar Arterien sind Gefäße in denen das Blut vom Herzen weg strömt. Im Körperkreislauf führen die Arterien hellrot aussehendes, sauerstoffreiches Blut, im Lungenkreislauf hingegen fließt in ihnen sauerstoffarmes, dunkelrot aussehendes Blut Venen leiten das Blut zum Herzen zurück. Sie enthalten im Körperkreislauf sauerstoffarmes Blut, während sie im Lungenkreislauf sauerstoffreiches Blut transportieren. Die großen Arterien des Körperkreislaufs gehören zum Hochdrucksystem, die Venen des Körperkreislaufs und alle Gefäße des Lungenkreislaufs zum Niederdrucksystem. (ca. 80% des Blutes, hohe Dehnbarkeit, Blutspeicher; Volumen wird bei bedarf in Anspruch genommen. Mangelnde Kompensation der Speicherfunktion zeigt sich bei orthostatischer Dysregulationsreaktion – Kollaps.) Puls (Arterien-) Puls (lat. pulsus = Stoß): - Druck- und Volumenschwankung durch Blutausstoß des Herzens während der Systole - Entstehung von Druckwellen durch ausgestoßenes Blutvolumen, welches ins arterielle Gefäßsystem gelangt - Pulswelle entsteht durch Ausstoßen von Blut in die Aorta bei jedem Herzschlag Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Druckstoß breitet sich im Gefäßsystem aus -> Windkesselfunktion (-> garantiert einen kontinuierlichen Fluss) - Druckwelle kann an allen Arterien getastet werden - Schlagvolumen eines Erw. ca. 70 ml - Herz pumpt etwa fünf Liter pro Minute in Körper und Lunge = Herzminutenvolumen (Herzzeitvolumen) - Herzminutenvolumen bei einem Kind von einem Jahr bei ca. 1 Liter Beobachtungskriterien - Pulsfrequenz (Anzahl der ertasteten Pulswellen / Min.) - Pulsrhythmus (regelmäßige oder unregelmäßige Abstände) - Pulsqualität (Beschaffenheit: harter oder weicher Puls) Pulsmessung - Puls wird mit Hilfe einer Pulsuhr manuell eine volle Minute ausgezählt! - In weiterer Folge kann der Puls für 15 Sek. und mit vier multipliziert werden → nur bei Unauffälligkeit! Unterscheidung - Zentraler Puls: Erhebung an großen (herznahen) Arterien, relativ genau o A. carotis o A. femoralis(auch sehr gern für Post-OP Überwachung der Fußdurchblutung) o A. subclavia o Fontanelle des Säuglings o - Periphere Messung: schwache Pulswellen an kleinen Arterien (z.B. A. radialis am Handgelenk) o A. radialis o A. temporalis o A. poplitea o A. dorsalis pedis (Vertiefung zw. 1. & 2. Mittelfußknochen; post-OP, Herzkatheter, Angiographie, sehr wichtig!) o A. tibialis posterior o A. brachialis - Kann nicht immer palpiert werden (z.B. bei niedrigem RR, Arrhythmien) o Bei Shock oder Arrhythmie immer an großen Gefäßen messen (z.B. A. carotis) oder mit dem Stethoskop abhören A. carotis nur einseitig, kurz und mit leichtem Druck palpieren → Auslösung Karotis-Sinus-Reflex mit P und RR Abfall → Kreislaufkollaps - Palpation immer mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger - niemals mit dem Daumen, dieser besitzt einen Eigenpuls! Caroline Haid DIM/SUP 2021 Tachykardie = gesteigerte Herzfrequenz - Physiologische Tachykardie → körperliche Anstrengung oder Aufregung - Pathologische Tachykardie → krankhafte Ursache, z.B. Fieber (8-12 Schläge/ Min. höher), Blut- und Flüssigkeitsverlust, starke Schmerzen, Stoffwechselerkrankungen (z.B. Hyperthyreose), Vergiftung, medikamentöse Nebenwirkung Bradykardie = verminderte Herzfrequenz - Physiologische Bradykardie → im Schlaf, bei tiefer Entspannung, bei LangzeitsportlerInnen - Pathologische Bradykardie → Herzreizleitungsstörungen (z.B. AV-Block), Arzneimittelüberdosierung, Stoffwechselerkrankungen, Hirndrucksteigerung Vorsicht beim Absaugen: Reizung des N. vagus kann zu Bradykardie führen! Asystolie = fehlende Kontraktion des Herzens, kein Puls peripher oder zentral tastbar → NOTFALL: Arzt informieren, ggf. Reanimation Pulsdefizit Pulsdefizit = Differenz zwischen der auskultierten oder EKG ermittelten Herzfrequenz und der peripheren Pulsfrequenz → Pulsfrequenz entspricht nicht der tatsächlichen Herzkontraktionen - Normaler Kontraktionsablauf am Herzen und die Zeit zwischen zwei Herzschlägen gewährleisten, dass sich die Herzkammern erst ausreichend mit Blut füllen, bevor sie sich zusammenziehen - Bei Herzrhythmusstörungen → Extrasystolen verkürzen die Füllungszeit, peripher kein Puls palpabel, da Pulswelle nicht ausreichend stark Das Pulsdefizit kann ermittelt werden, indem zuerst der periphere Radialispuls gezählt und danach die zentralen Herztöne mittels Stethoskop auskultiert werden. Pulsrythmus Pulsrhythmus = Zeitliche Abfolge der Pulswellen (Herzschlägen) - In regelmäßigen Abständen, bei Kindern kann es zu einer respiratorischen Arrhythmie kommen da die Frequenz beim Einatmen steigt Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Arrhythmie = Unregelmäßiger Pulsrhythmus und Zeitabstände zwischen einzelnen Herzmuskelkontraktionen, auch in Verbindung mit zu schneller – Tachyarrhythmie - oder zu langsamer - Bradyarrhythmie - Herzfrequenz Eine Arrhythmie wird nicht von jedem Pat. wahrgenommen. Kann ein Hinweis auf eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung sein. Sie tritt oft im Zusammenhang mit Herzerkrankungen auf. Dabei kommt es zu einer Elektrolytverschiebung. Ursache können oftmals Hormonstörungen (z.B. Schilddrüsenunterfunktion) sein. Extrasystolen Extrasystolen (ES) = Außerhalb des regulären Grundrhythmus auftretender Herzschlag - Vereinzelte ES haben in der Regel keinen Krankheitswert - Gehäufte oder mehrere hintereinander haben einen Behandlungsbedarf Pulsqualität Pulsqualität = Spannung und Füllung des Pulses die getastet wird - Abhängig von - Füllung der Blutgefäße - Zirkulierender Blutmenge - Schlagvolumen des Herzens - Elastizität der Arterien Der normale Puls ist weich und gut gefüllt - Harter Puls bei Hypertonie oder arteriosklerotischen (verkalkten) Gefäßen - Sehr weicher Puls und schlecht gefüllter Puls bei Hypotonie, Herzinsuffizienz, Fieber - Fadenförmiger (dünner), gleichzeitig schwach gefüllter Puls bei Kollaps oder im Schock Apparative Messung Mittels Monitor – Pulsoxymetrie Messfehler werden als Artefakte bezeichnet. Acrylnägel können ein Grund sein für solche Artefakte. Eingeölte Stellen können mit der Zeit Verbrennungssymptome an der Stelle des Pulsoxys aufweisen. Caroline Haid DIM/SUP 2021 Blutdruck Blutdruck = Kraft, die das Blut auf die Gefäßwand der Arterien und Venen ausübt, Messeinheit in Millimeter Quecksilber (mmHg) oder Kilopascal (kPa) - Wirkung in den Arterien und in den Venen - Abhängig vom Gefäßwiderstand der Arterien - Abhängig vom Herzminutenvolumen - Abhängig vom Blutvolumen im Gefäßsystem Systolischer RR = Maximaler Druck im Gefäß (Spitzendruck), Entstehung während Herzkammersystole Diastolischer RR = Minimaler Druck im Gefäß während Herzkammerdiastole, Maß für die die Dauerbelastung der Gefäßwände, gibt an mit welchem Druck die Koronararterie perfundiert (durchströmt) wird ZVD = Zentraler Venendruck = Blutdruck im Intrathrokalen (?) Holvenensystem. Er ist das Maß für Funktion des rechten Herzens und Füllungszustand des venösen Systems. Gemessen wird er direkt an der oberen Hohlvene direkt vor dem Eingang des rechten Vorhofs. Voraussetzung dafür ist ein korrekt liegender ZVK. Manuell kann der ZVD mittels speziellem Infusionssystem mit entsprechender Wassersäule. Der ZVD kann auch mittels elektrischer Messung vorgenommen werden, v.a. bei Intensivpatienten im Einsatz. Transfusor/Druckmessgerät wird direkt an ZVK und Monitor angeschlossen und dadurch gemessen. MAD = Mittlerer Arterieller Druck zwischen Systolischem und Diastolischem RR. Herrscht durchschnittlich in den Arterien. In der Intensivmedizin ist er eine zuverlässige Einflussgröße für Organdurchblutung und wird in der Therapie als Richtwert für die Perfusion herangezogen. Z.B. im Schock nach SHT oder Gefäß-OP der Fall. Beim Erwachsenen liegt der MAD zw. 50-70 mm/Hg. Blutdruckamplitude = Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck, Werte bis zu 65 mmHg gelten als normal, bei über >90 mmHg hohes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen (z.B. Schlaganfall) - Beispiel: 120 /80 Amplitude = 40 mmHg Beobachtung Systole: oberer arterieller Blutdruckwert Diastole: unterer arterieller Blutdruckwert Mitteldruck: mittlerer arterieller Druck Blutdruckamplitude: Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Messung bei Aufnahme (ggf. an allen vier Extremitäten) anschließend mind. einmal tgl. - Bei Hyper- oder Hypotonie - Starker Blutdruckschwankung - Medikamentengabe die den RR verändern können oder sollen - Bei Kardiologischen PatientInnen - Nephrologischen PatientInnen - Nach OP und Nachblutungen usw. Messtechniken Indirekte RR-Messung = unblutige Messung n. Riva-Rocci (→RR) - Auskultatorische Messung: Systolischer und diastolischer Druck werden mittels Stethoskop festgestellt - Palpatorische Messung: Systolischer Druck wird palpiert - Elektronische Messung: Systolischer und diastolischer Druck werden mit einem elektronischen Messgerät ermittelt Die Messung wird immer in Ruhe, im Liegen oder Sitzen du immer am gleichen Arm durchgeführt. Die Ausgangslage sollte ident sein. Invasive Blutdruckmessung IBP = Direkte RR-Messung = blutige Messung - Während OP oder auf ITS - An A. radialis oder A. femoralis - Vorteil: Arterielle Blutproben zur kurzfristigen BGA leicht zu entnehmen (v.a. bei Beatmung wichtig) =2 Werte am aussagekräftigsten. - Achtung: keine Medis und nur für arterielle Zugänge bestimmte Infusionen einführbar. - Bei Entfernung ist ein Druckverband anzulegen. Auskultatorische Messung: - Geeichtes RR-Messgerät mit Manometer und passender Manschettenbreite (2⁄3 des OA) kleiner Ballon mit Ventil - Stethoskop mit Flachmembran oder Trichter zum Abhören der Strömungsgeräusche - Ruhepause von ca. 15 Min. vor dem Messen - Beengende Kleidung vom Oberarm entfernen und diesen entspannt platzieren Palpatorische Messung: 1. Puls tasten 2. Manschette aufpumpen bis P nicht mehr fühlbar und um weitere 30 mmHg aufpumpen 3. Manschettendruck langsam ablassen bis P wieder tastbar 4. Angezeigter Druckwert beim ersten tastbaren P = systolischer Blutdruck → Diastolischer Blutdruck kann mit dieser Methode nicht ermittelt werden Elektronische Messung: - Blutdruck wird anhand von Schwingungen (Pulsationen) festgestellt - Niedrige RR-Werte können ermittelt werden Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Häufige Anwendung bei Säuglingen und Kindern - Messintervalle können am Gerät eingestellt werden - Alarmeinstellung möglich - Geräte zur Selbstmessung für den häuslichen Gebrauch Fehlerquellen - PatientInnen sollen während der Messung nicht sprechen - Bei Früh- Neugeborene und Säuglinge ist der diastolische Wert aufgrund der niedrigen Druckwelle auskultatorisch nicht messbar - Bei venöse oder arteriellen Zugängen, Lymphödem, Apoplex oder Shunt darf an diesem Arm nicht gemessen werden Beurteilung Physiologische Schwankungen - Bei Anstrengung, Aufregung (jeweils erhöht) - Müdigkeit oder im Schlaf (niedrig) Pathologische Schwankungen - Erkrankungen Caroline Haid DIM/SUP 2021 Falsch pathologische Schwankungen - Psychische Einflüsse (Weißkittelhochdruck) - Alkoholkonsum - Rauchen - Koffein - Unterhalten mit dem Pat. während der Messung - Volle Harnblase und voller Darm - Hypertonie = Blutdruckerhöhung - Wiederholte oder dauerhafte Symptomatik (in ruhe >140mmHg) - Gefäß- oder Nierenerkrankungen - Abnorm hohe Amplitude kann auf Herzklappenfehler hinweisen - Bleibt bei Kindern oft unentdeckt → regelmäßige Kontrolle ab dem 3. Lebensjahr empfohlen - Symptome zunächst unspezifisch (Kopfweh, Schwindel, Sehstörungen, Rauschen in Ohren) - Symptome als Folge Organschäden. (Herz, Niere, …) - Veränderungen im Alter: physiologisch. Beruhen im Wesentlichen auf Strukturveränderungen in Gefäßwänden und Herzmuskulatur) Hypotonie = Blutdruckerniedrigung - Dauerhafte Symptomatik ( Körperkerntemperatur! - Unterschiedlich in den verschiedenen Körperschichten - Kerntemperatur = Temperatur im Körperinneren (Herz, Niere, ZNS) - Physiologische Schwankung bei 36,5 °C – 37,4 °C - Körperschalentemperatur = Haut, Extremitäten, ist niedriger, 28 °C – 33 °C, beeinflusst durch Außentemperatur und Durchblutung, kann an sehr heißen Tagen höher als Körperkerntemperatur sein - Physiologische Schwankungen der Temp. auch im Tagesverlauf (Basaltemperatur bei geringster Stoffwechselaktivität), im Menstruationszyklus (ca. 0,5 °C), bei Emotionen - Durchblutung spielt eine große Rolle Hypothermie = Unterkühlung. Absinken der Körpertemperatur unter 35°C, akute Lebensgefahr bei Temp. unter 30 °C - Längerer Aufenthalt in kalter oder nasser Umgebung (z.B. Ertrinkungsunfall) - Unreife des Temperaturregulationszentrums (z.B. FG/NG) - Hoher Wärmeverlust über die Haut (z.B. bei Verbrühung) - Schock (Zentralisierung) - Zentral bedingte Regulationsstörung (z.B. Hirntumor) - Künstlich erzeugt, therapeutisch (z.B. Herz-OP) Hyperthermie = erhöhte Körpertemperatur ohne Veränderung des Sollwerts, Körper hat keine ausreichende Möglichkeit Wärme abzugeben → Überwärmung des Körpers - Vermehrte Wärmezufuhr - Hitzeeinwirkung - Vermehrte Wärmebildung Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Verminderte Möglichkeit Wärme abzugeben Maligne Hyperthermie - Seltene, lebensbedrohliche Komplikation bei einer Narkose - bei genetischer Veranlagung lösen Inhalationsgase und Muskelrelaxanzien eine unkontrollierte Kalziumfreisetzung in den Muskelzellen aus → Muskelkrämpfe mit enorm hoher Wärmebildung - Hitzekollaps = Hitzeerschöpfung - Flüssigkeits- und/oder Mineralverlust → Zeichen eines hypovolämischen Schocks mit RR-Abfall, P-Anstieg, Kopfschmerzen, Schwindel, Ohnmacht und Bewusstlosigkeit - „Durstfieber“ bei Säuglingen und Kleinkindern → Dehydratation → kein Schwitzen mehr möglich → Temp. steigt an Hitzschlag - Köper kann keine Wärme mehr abgeben (z.B. Flüssigkeitsmangel, zu dicke Kleidung, hohe Umgebungswärme und hohe Luftfeuchtigkeit) - Müdigkeit, Schwindel - Bewusstseinseintrübung bis hin Bewusstlosigkeit durch Hirnschwellung Sonnenstich Lange andauernde direkte Sonneneinwirkung auf Kopf und Nacken → Hirnhäute schwellen an - Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen - Kopf heiß und gerötet, restlicher Körper unauffällig - Wahrnehmungs- und Koordinationsstörungen, Benommenheit - Tachykardie - Nackensteifigkeit Säuglinge und Kleinkinder sollten bei Sonneneinstrahlung IMMER eine Kopfbedeckung tragen, Mittagssonne vermeiden! Fieber Fieber (lat. febris; griech. pyrexie) = Erhöhung der Körpertemperatur auf über 38,0 °C, Sollwerterhöhung des Temperaturregulationszentrums im Hypothalamus - Teil der Abwehrfunktion des Organismus - Abwehrvorgänge kommen bei erhöhter Temp. schneller in Gang → einige Erreger können sich nicht mehr so schnell vermehren - Unspezifisches, sehr frühes Krankheitszeichen Ab einem Wert von 42,5 °C beginnt der Köper Eiweiße zu zersetzen → sofort fiebersenkende Maßnahmen einleiten – sonst möglicher Hitzetod! Caroline Haid DIM/SUP 2021 Symptome Fieber bei Infektionskrankheiten - Verantwortlich sind Mikroorganismen oder deren Toxine (Infektiöses Fieber, Septisches Fieber) Resorptionsfieber (aseptisches Fieber) sicher bei Prüfung - Entstehung durch Abbau von Gewebetrümmern im Organismus nach Verletzungen, Verbrennungen, OP - Typischer Zeitpunkt 2-3 Tag nach Traumata oder OP usw. - Fieberhöhe übersteigt in der Regel nicht 38,5 °C Zentrales Fieber - Infolge von Schädel-Hirn-Verletzungen, Schädeloperationen - Meningitis (Gehirnentzündung) - Steigt meist über 40,0 °C ! - Fiebersenkende Maßnahmen und Medikamente wirken oft nicht Toxisches Fieber - Reaktion auf körperfremdes/ artfremdes Eiweiß (z.B. Impfungen, Bluttransfusionen) - Fieberphasen 1. Fieberanstieg (stadium incrementi) - Sollwert im Temperaturzentrum erhöht - Vermehrte Muskelarbeit und Stoffwechselaktivität - Je tiefer aktueller Istwert unter dem Sollwert, desto intensiver Muskelaktivität (Kältezittern, Schüttelfrost) - Atmung wird beschleunigt - PatientIn friert, Haut kühl Maßnahmen: Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Pat. zudecken - Wärmflasche/ Kirschkernkissen - Warme Getränke - VZ-Kontrolle - Evtl. Blutkultur notwendig 2. Fieberhöhe (Fastigium) - Wärmebildung und Stoffwechselaktivität bleibt auf erhöhtem Niveau - Puls und Atmung beschleunig → erhöhter Kalorienbedarf - Vermehrter Flüssigkeitsverlust/Schwitzen - Ausgeprägtes Krankheitsgefühl - Immobilität Komplikationen: Thrombose, Pneumonie, Dekubitus, Obstipation Maßnahmen - Wärmequellen entfernen - Raumtemperatur senken, KEINE Zugluft - Kühle Getränke - Auf Dehydrierung achten, evtl. Flüssigkeitsbilanz erstellen - Kühle Abwaschungen, Wadenwickel - Regelmäßige VZ-Kontrollen 3. Fieberabfall (stadium decrementi) - Sollwert sinkt, hoher Istwert steht dem gegenüber → Wärmeabgabe - Langsamer Fieberabfall innerhalb mehrerer Tage (Lysis): gut verträglich - Rascher Fieberabfall innerhalb weniger Stunden (Krisis = kritisches Entfiebern): starke Schweißausbrüche, hohe Kreislaufbelastung Maßnahmen - Lauwarme Abwaschungen (z.B. mit abgekühltem Pfefferminztee) - Wäsche/Kleidung b.B. wechseln - Ggf. Intertrigo-und Dekubitusprophylaxe durchführen - VZ-Kontrollen - Dem Kranken Ruhe gewähren - Auf das Risiko eines Kollaps achten Fiebersenkende Maßnahmen Wadenwickel (bei Fieberhöhe) - Körper muss vollkommen warm sein - Bestimmung Körpertemperatur zu Beginn und am Schluss - Wasser nur wenige Grad (5 - 10 °C) unter Körpertemperatur, sonst ziehen sich die Gefäße zusammen - Wickel wechseln bevor sie warm sind (ca. alle 8 - 10 Min.) - Wickel drei- bis fünfmal erneuern (bei weniger erneute Wärmebildung) - Maximaldauer 60 Minuten - Temperaturkontrolle nach drei Wechsel, max. – 1 °C, sonst zu schneller Fieberabfall Caroline Haid DIM/SUP 2021 Fiebersenkende Körperwaschung (z.B. mit Pfefferminztee) - Wasser max. 10 °C kühler als Körpertemperatur - Pfefferminztee als Zusatz wirkt erfrischend (1:4) - Waschung mit Waschlappen gegen die Haarwuchsrichtung - Feuchtigkeit kurz an der Luft trocknen lassen (Verdunstungskälte) - Zugluft vermeiden, Pat. leicht zudecken - Socken anziehen Medikamentöse Fiebersenkung (Antipyretika) → Wichtigste Vertreter aus der Gruppe der Nicht-Opioid-Analgetika Paracetamol (z.B. Mexalen®, Perfalgan®) → Tageshöchstdosis! (Leberschäden) Ibuprofen (z.B. Saractil®, Nureflex®) Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin®, ASS-ratiopharm®,…) → keine Gabe unter 16 Jahren → Reye-Syndrom („hepatische Enzephalopathie), nicht bei Pat. mit Gastritis oder Magengeschwüren Nicht in der Schwangerschaft Metamizol (z.B. Novalgin®) → Gefahr der Agranulozytose (BB-Ko!) Fieberkrampf - Rasch ansteigendes Fieber löst Anfallsgeschehen aus (cerebrale Anfallsgeschehen) - Zwischen dem 6. Lebensmonat und 5. Lebensjahr (ca. 3-5% aller Kinder) - Einfacher Fieberkrampf: Dauer wenige Minuten (bis ca. 5), sistierend - Dauer selten länger als 15 Min. -> Komplizierter Fieberkrampf: brauchen medikamentöse Unterbrechung des Krampfes. Danach DD (Bsp. Epilepsie Ausschluss) - Frühzeitig Fieber senken - Gute Prognose - i.d.R. selbstlimitierend und keine Medikation (Diazepam) notwendig, außer länger als 3 – 5 Min. - Neurologische Abklärung (EEG) Bei Krampfanfall, Seitenlage; Fieberdelir - Ist vom Fieberkrampf abzugrenzen - Im Kindesalter gehäuft (und später im hohen Alter oft auch) - Reaktion inadäquat, Pat. aber nicht völlig bewusstlos - Halluzinationen - Medikamentenbehandlung laut ärztl. Anweisung Caroline Haid DIM/SUP 2021 Schweiß Schweiß (griech. hidros): Sekret der Schweißdrüsen der Haut, bestehen zu 99% aus Wasser, Kochsalz, Harnstoff, Immungloboline, flüchtige Fettsäuren, Cholesterin - dünnflüssige, klare, farblose, sauer reagierende Flüssigkeit mit salzigem Geschmack - Exokrine Schweißdrüsen der Haut - Reaktion sauer, pH-Wert 4-5 - Absonderung durch das vegetative Nervensystem Funktion - Senkung der Körpertemperatur - Bildung eines Hydro-Lipid-Films (Säureschutzmantel) der Haut - Ausscheidung der Stoffwechselprodukte - Schweißdrüsen entwickeln sich erst im ersten Lebensjahr → Gefahr Hitzestau Beobachtung - Zeitpunkt des Schwitzens - Geruch - Menge (Hyper-/Hypohidrosis) - Beschaffenheit - Lokalisation - Begleitsymptome → kalter, klebriger, kleinperliger Schweiß ist immer ein Zeichen für hohe Kreislaufbelastung, im Kindesalter mögliches Anzeichen für einen Herzerkrankung Beurteilung - Normaler Schweiß: Dünnflüssig, warm, geruchsneutral, großperlig - Physiologische Veränderung: Bei körperlicher Anstrengung, hohen Außentemperaturen - Pathologische Veränderung: z.B. Krankheit Schwitzen gehört dokumentiert. Starkes Schwitzen wird in die Bilanz eingerechnet! Pflegerische Maßnahmen - Schweißreduzierende Ganzkörperwaschung (lauwarme Wassertemperatur) - Evtl. Salbeitee als Zusatz - Hautbeobachtung/ Intertrigo-und Dekubitusprophylaxe - Genügend Getränke anbieten - Kleidung aus Naturstoffen oder Funktionskleidung Caroline Haid DIM/SUP 2021 Schaf und Wachsein Was ist Schlaf? Einige Definitionen „Schlaf: Regelmäßig wiederkehrender, physiologischer Erholungszustand mit Veränderung der Bewusstseinslage. Er ist als Aufbau- und Erholungsphase lebensnotwendig. Rund ein Drittel seines Lebens schläft ein Mensch“ „Als Schlaf wird der lebensnotwendige, im Zirkadianrhythmus auftretende Erholungszustand bezeichnet, der mit einer veränderten Hirnaktivität und Bewusstseinslage einhergeht.“ Chronobiologie „Die Chronobiologie beschreibt und erforscht die Zeitstruktur von Lebewesen, […]. Der Aufbau von Struktur und Funktion der Lebewesen vollzieht sich in einem präzisen zeitlichen Raster periodisch sich wiederholender Vorgänge oder physiologischer Rhythmen.[…] Ziel der Chronobiologie ist die Erforschung der Ursachen und der praktischen Bedeutung der zeitlichen Organisation von Lebewesen“ Physiologie des Schlafes - Schlaf ist Teil des Schlaf-Wach-Rhythmus (endogener Tag-Nacht-Rhythmus des ZNS) - Aktiver Erholungsvorgang für die Stoffwechselprozesse im Gehirn - Schlaf ist eine physiologische Bewusstseinsveränderung, die der Regeneration von physischen und psychischen Kräften dient (Bewusstseinsänderung/-minderung) - Schlaf ist ein aktiver Prozess, kein passiver wie lange Zeit angenommen - Gesunder Mensch stellt sich mit seinem Schlaf-Wach-Rhythmus verhältnismäßig exakt auf die 24 Stunden eines Tages ein → Zirkadianrhythmus (lat. „circa“ = um, herum, „dies“ = Tag) Innere Uhr - Der zirkadiane Rhythmus wird von der inneren Uhr bestimmt. - Einflussgeber: Tageslicht Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Von 00.00 bis 6.00 früh ist die Unfallgefahr am größten bei Nachtarbeitern - Ab 3.00 ist das Nachttief erreicht. - Von 6-12.00 treten gehäuft Herzinfarkte auf, da hier das System wieder hochfährt. - Höhepunkt der Leistungsfunktion 10-11.00 vm - Von 12-18.00 ist das intellektuelle Leistungsvermögen vermindert, der geruchsinn ist in dieser Zeit empfindlicher. - 2. Leistungshoch zw. 17-18.00 - Zw. 18-00.00 können Schmerzen z.B. vermehrt wahrgenommen werden. - Innere Uhr hat einen Einfluss auf Medikamenteneinnahme – sie wirken zu unterschiedlichen Uhrzeiten different. Endogene Steuerung - Nucleus suprachiasmaticus (SCN) im Zwischenhirn → die Formatio reticularis (Schlaf-Wach-Zentrum) - Melatonin/ Serotonin Exogene Faktoren - Licht - Soziale Faktoren (Arbeits-, Freizeit- und Schlafphasen) Physiologische Veränderungen während des Schlafs - Beobachtung des Schlafes kann wichtige Hinweise auf etwaige gesundheitliche Störungen bieten - Im Wachzustand ist der Mensch in der Regel aktiv → Organtätigkeiten wird durch Sympathikus bestimmt - Im Schlafzustand ist der Körper auf Ruhe und Erholung eingestellt → Organtätigkeit wird durch Parasympathikus beeinflusst Schlafwandeln: Bei Störungen/Fehlfunktionen im Schalfrythmus kommt es zum Schlafwandeln. Caroline Haid DIM/SUP 2021 Reduziert sind bzw. herabgesetzt arbeiten: - Atmung (langsamer, tiefer) - Herzfrequenz - Blutdruck - Körpertemperatur - Muskeltonus - Darm und Blase (herabgesetzt, Endverdauung kann aber ausgeführt werden) - Drüsentätigkeit (Ausnahme Scheißdrüsen) - Reizaufnahme reduziert. Hörsinn aber vorhanden - Stoffwechsel - Erektion des Penis während REM-Phase (Ursache: wichtiger Bestandteil der gesund Erhaltung – vermehrte Durchblutung – Gewebe bliebt Vital) - Klitoriserektionen und vaginale Kontraktionen während des REM-Schlafes - Tiefschlafphase → Ausschüttung diverser Hormone, v.a. Wachstumshormonen - Uneingeschränktes Hörvermögen Schlafzyklus - Schlaf verläuft zyklisch in fünf Phasen - Der Schlafende Mensch „pendelt“ zwischen den Phasen hin und her Man unterscheidet: - Non REM Schlaf (Non-rapid-eye-movement-Schlaf) → beinhaltet die Schlafphasen 1 – 4, orthodoxer Schlaf - REM-Schlaf (Rapid-eye-movement-Schlaf) → Schlafphase 5, paradoxer Schlaf 4 bis 6 Schlafzyklen während einer durchgeschlafenen Nacht - Säugling hat mehr REM als NREM-Phasen - Mit zunehmenden Alter nimmt der REM-Schlaf ab Phase 1 – Einschlafphase - SEM – (Slow-Eye-Movement)- Langsame, rollende Augenbewegungen - Dämmerzustand - Bewusstsein ist noch vorhanden ! - Kurze, plötzliche Muskelzuckungen möglich - Leicht weckbar Phase 2 – Leichter Schlaf - Zirka nach 10 - 15 Minuten - Noch leicht weckbar - Teilaktives Bewusstsein - Muskeln sind entspannt Caroline Haid DIM/SUP 2021 Phase 3 – mitteltiefer Schlaf - Nach ca. 30 Minuten - = beginnender Tiefschlaf – wird auch als Delta Schlaf bezeichnet ! - Augen stehen immer noch still Phase 4 – Tiefschlaf - Jetzt schlafen wir fest „Mensch schläft wie ein Stein“ - Entspannter Muskeltonus - Langsame, regelmäßige Atmung - Nun finden „Regenerationsprozesse“ und das Wachstum bei Kindern statt - Nur schwer weckbar Diese vier Phasen werden auch als NON-REM, oder orthodoxer Schlaf bezeichnet. Nach Abschluss von Phase vier werden die Phasen 3 und 2 etwa alle 20-30 Minuten rückwärts durchlaufen 1 – 2 – 3 – 4 – 3 – 2 – 1 REM - Etwa 70-90 Minuten nach dem Einschlafen erfolgt die fünfte Phase Phase 5 – REM Schlaf - Ruckartige Augenbewegungen (Rapid - Eye - Movement) - Erschlaffung der kompletten Skelettmuskulatur - Aktives Gehirn - Herzschlag und Blutdruck sind erhöht - Schnelle, unregelmäßige Atmung - Starke Durchblutung der äußeren Geschlechtsorgane - Phase in der wir träumen - Hirnstromkurve (EEG) eines wachen Menschen sehr ähnlich – Leichtschlaf; paradoxer Schlaf - REM - Phasen steigern sich im Nachtverlauf und können gegen Morgen hin bis zu 50 min andauern. Grund relativ unbekannt. In der REM Phase verbindet das Gehirn neue Informationen mit vorhandenen Gedächtnisinhalten → neue Netze entstehen! - Schlafmittel, Alkohol und Drogen unterdrücken die REM Phase Funktion des Träumens – es wird vermutet - Gedächtnisfestigung - Kreativitätssteigerung und Lernprozess - Verarbeitung der Tageserlebnisse und unbewussten Konflikte - Förderung der Empathiefähigkeit (Hineinversetzten in andere Rollen) - Stressbewältigung - Unbewusste Vorbereitung auf bevorstehende Lebensereignisse Caroline Haid DIM/SUP 2021 Schlafbedarf und Schlafdauer - Schlaf ist eine wesentliche Voraussetzung für Gesundheit und Leistungsfähigkeit - Individuell - Kinder > Erwachsene - Altersabhängig - Abhängig von geistige und körperliche Anstrengungen - Lichtverhältnisse Schlafbedarf ! Je mehr Wachstum und Entwicklung gefordert ist, desto mehr Schlaf wird benötigt. Caroline Haid DIM/SUP 2021 Schlaftypen Man kennt zwei Schlaftypen: Morgenmenschen: - Frühaufsteher, größte Leistungsfähigkeit am Vormittag und früher Nachmittag - schnelles und frühes Einschlafen - Gelangen schnell in den Tiefschlaf Abendmenschen: - „Morgenmuffel“ die schwer aufstehen können - Leistungskurve steigt ab 10.00 vormittags an - Hält bis Mitternacht an Es gibt: - Späte Tiefschlafphasen - Organische Schlafstörungen - nicht organisch Schlafstörungen - akute Schlafstörungen - chronische Schlafstörungen Akute Schlafstörungen: Was wir noch nicht wissen: Dauern bis zu drei Wochen und haben eine erkennbare Ursache - Jetlag - Stress, Sorgen - Besondere Ereignisse (OP, Prüfung, Lebensereignis…) Chronische Schlafstörungen: Schlafstörungen (Dyssomnie) - Wird die Ursache einer akuten Schlafstörung nicht behoben so kann sie zur chronischen werden ! - Sie dauern meist länger als drei Wochen und eine Ursache ist nicht feststellbar Hypersomnie (Pathologisch erhöhtes Schlafbedürfnis und übermäßige Tagesschläfrigkeit) - Primäre Hypersomnien mit genetischer Disposition (z.B. Narkolepsie, Idiopathische Hypersomnie) - Verhaltensbedingte Hypersomnien (z.B. durch mangelnde Schlafhygiene, Gebrauch von Medikamenten, Gebrauch von psychoaktiven Substanzen) - Sekundäre oder symptomatische Hypersomnien (bei vorbestehenden körperlichen oder psychiatrischen Erkrankungen) Insomnie (Schlaflosigkeit - min. 3x/Woche min. 1 Monat lang) - Primäre Insomnien (Psychophysiologische Insomnie, Fehlbeurteilung des Schlafzustandes, Idiopathische Insomnie) - Insomnien infolge äußerer Einflüsse (Hitze, Kälte, Lärm, Vibration, Gebrauch von Genussmitteln und Pharmaka sowie andere verhaltensabhängige Faktoren) - Sog. Sekundäre oder symptomatische Insomnien (bei vorbestehenden körperlichen oder psychiatrischen Erkrankungen) Schlafbezogene Atmungsstörung - Obstruktive Schlafapnoesyndrome (OSAS) - Zentrale Schlafapnoesyndrome (ZSAS) - Zentral-alveoläre Hypoventilationssyndrome Caroline Haid DIM/SUP 2021 Organische Schlafstörungen: Nicht organische Schlafstörungen: Störungen des Schlafes die sich einer organischen Ursache bedienen: - Insomnien - Schmerzen - Hypo-/Hypersomnien - Internistische/ neurologische Erkrankungen (Asthma, KHK, Demenz,… - Störung des Schlaf-/Wachrhythmus - Restless-Legs-Syndrom - Parasomnien - Schlaf-Apnoe-Syndrom - Narkolepsie Schlafbezogene Bewegungsstörungen - Restless Legs Syndrom (RLS) (Schädigung Nervenzellen, Gelenke...) - Periodische Bewegungen der Gliedmaßen im Schlaf (PLMS) nicht Prüfungsrelevant Störungen des zirkadianen Rhythmus (chronobiologische Störungen) Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus (z.B. durch Zeitzonenwechsel, Jet-Lag, Schichtarbeit, Hospitalisierung) Parasomnien (Störende oder krankhafte Begleiterscheinungen des Schlafs, die anfallsartig oder als Episoden auftreten) Z. B. Schlafwandeln (und andere Störungen, die jeweils an charakteristischen Stellen des Schlafablaufs auftreten, ohne in der Regel die Erholungsfunktion des Schlafs zu beeinträchtigen) zwischen 10 und 20s von Atemnot spricht man von einer Schlaf Apnoe Störung Ursachen für Schlafstörungen im KH - Lärm - Erzwungene Bettruhe, Immobilität, Schlafposition - Schlechte Luftqualität - Schlafstörungen durch Genussmittel wie Alkohol, koffeinhaltige Getränke, üppige Mahlzeiten - Schnarchender Bettnachbar - Nächtliche Kontrollgänge vom PP - Medikamente /Nebenwirkungen - Zuleitungen/Monitorkabel, Infusionsschläuche, Katheter - Schmerzen, Übelkeit, Juckreiz - Ungewohnte Schlafumgebung (anderes Bett, freistehend,..) Weitere Ursachen für Schlafstörungen (Einflussfaktoren) Ursachen für Schlafstörungen: - Exogene Schlafstörungen - Endogene (organische) - Schlafstörungen Alter - Psychoreaktive Schlafstörungen Kinder/ Jugendliche: - Schlafstörungen durch Medikamente/Genussmittel - Altersbezogene Schlafstörungen - schlechte Schlafhygiene - Konsum von Unterhaltungsmedien -... ältere Menschen: - Bewegungsmangel - Nebenwirkung von Medikamenten - lange Nickerchen untertags -... Caroline Haid DIM/SUP 2021 Genussmittel - Alkohol --> REM Phase ist verkürzt, Schnarchen/ Schlafapnoe wird begünstigt - Koffeinhaltige Getränke -... Psychische Faktoren - Erlebnisse - bevorstehende Ereignisse - Ängste - psychische Erkrankungen (Depression, Schizophrenie...) -... Umweltfaktoren - Licht - Lärm - Temperatur -... Medikamente es gibt eine Vielzahl an verschreibungspflichtigen Medikamenten, welche eine Insomnie fördern. Bsp.: - Betablocker - Bronchodilatatoren - Kortikosteroide - ZNS-Stimulanzien - stimulierende Antidepressiva - Schilddrüsenhormone -... Körperliche Ursachen (Physische Einflussfaktoren) Beobachtung des Schlafenden im Nachtdienst - Hypo-/Hypertonie Schlaftagebücher: - Schmerzen - Beurteilung über einen längeren Zeitraum - Schlafapnoesyndrom - Erstellung am Folgemorgen - internistische Erkrankungen Schlaflabor: - neurologische Erkrankungen - Objektivierung der Beobachtung - Immobilität - EEG (Hirnströme) - EMG (Elektromyogramm) - EOG (Augenbewegungen) - Vitalzeichen Folgen von Schlafstörungen - Reizbarkeit - Schmerzempfinden - Nervosität - Emotionale Störungen - Verlangsamte Reaktion - Konzentrationsschwäche - Abnahme Kreativität - Leistungsreduktion - Tagesmüdigkeit - Persönlichkeitsstörungen Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Unruhe Schlaffördernde Maßnahmen - Gesunde Schlafhygiene (Persönliche Verhaltensweisen, Umgebungsfaktoren (Bettpartner..) - Maßnahmen bei Kindern o Babymassage o Nachtlicht o Nestchenlagerung o Herztöne/Stimme der Eltern o Rhythmische Bewegungen – schaukeln o Großflächige Berührungen am Kopf, Rumpf, Füßen o Känguru-Methode o Gute Nacht Geschichte, beruhigende Musik - Schlafrituale - Physikalische Maßnahmen o ASE o Wärme Vollbäder (37-38°) Badezusätze o Kalte Armbäder (10-30 sec) o Feucht-heiße Bauchkompresse o Basalstimulierende Ganzkörperwaschung o Warmes Fußbad – Wechselfußbad o Kaltes Abwaschen der Beine o Kalte Wadenwickel (ca. 22°) - Medikamentöse Maßnahmen - Ätherische Öle (Schlaföl, Lavendelöl, Kamille blau...) Skript zu Ernährung extra. Caroline Haid DIM/SUP 2021 Bewegung und Immobilität Bewegung Definition: Bewegung definiert die Möglichkeit die Stellung oder Lage des Körpers zu ändern, sich in Bewegung zu setzen oder diese zu halten. Kommt es zu Störungen der Bewegung, kann dies ernsthafte Erkrankungen zur Folge haben. Vor allem Kinder benötigen Bewegung für ihre Entwicklung. So können sie Sinneseindrücke erleben. - Aktivität und Bewegung gehört zu den Voraussetzungen menschlichen Lebens - Herzaktion, Atmung und Darmperistaltik sind lebensnotwendige Bewegungen - Bewegung gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen - Bewegungsabläufe erfordern einen funktionstüchtigen Bewegungsapparat - Bewegung als Ausdruck der psychischen Verfassung und als Kommunikation (Körperhaltung) - Physiologie – Entwicklung Caroline Haid DIM/SUP 2021 Entwicklung einer gesunden Bewegungsfähigkeit hat wesentliche Bedeutung für sensomotorische und geistig-motorische Entwicklung sowie für die Körperwahrnehmung Bilden Voraussetzung für ein erfolgreiches Lernen. Akute Erkrankungen, chronische Erkrankungen, Kontrakturen (Verkürzung Muskeln, sehen, Bänder) oder cerebrale Bewegungsstörungen (häufig angeboren durch Hypoxie) wie auch Lungenerkranken sind wesentliche Faktoren die die Bewegung Hemmen. Psychische Faktoren spielen ebenso eine Rolle (Sichtbar an Körperhaltung, Bewegung, Veränderung Habitus – Muskeltonus, …) Kinder lernen hauptsächlich am Modell der Erwachsenen. Aktive Bewegung fördert die Aufnahme von Sinnesreizen was wiederum aktiv die Bewegung fördert. Diese wechselseitige Beeinflussung ist die Grundlage für Wahrnehmung. Krankheitsgefühl entsteh häufig dann, wenn Mensch nicht in er Lage ist mittels eigener Bewegung seine Lebens- und Lernaktivitäten selbst zu bewältigen. Bewegungsmangel und ineffektive Bewegungsmuster haben Auswirkungen auf alle Inneren Prozesse, die geistige Leistungsfähigkeit du die Entstehung chronischer Erkrankungen im Erwachsenenalter. Die Motorischen Emotionalen und Kognitiven Entwicklungen laufen gleichzeitig aber nicht linear ab. D.h. insbesondere das 1. Lebensjahr eines Kindes ist von vielen Veränderungen geprägt, was wiederum in weiterer Folge auswirkungen auf das Erwachsenenleben hat. Physiologie Um Bewegung stattfinden zu lassen, ist ein Zusammenspiel mehrerer Organe nötig: Gehirn: - Bewegungsabsicht und Bewegungsmuster, Koordination Motorische Nerven (efferent): - leiten Bewegungsimpulse zu den Muskeln Sensible Nerven (afferent): - Geben Rückmeldung zum Gehirn Sinnesorgane: - Auge, Gleichgewichtsinn sowie Tiefensensibilität überprüfen aktuelle Körperhaltung Ermöglicht werden Bewegungen durch Gelenke, Knochen, Knorpel, Muskeln, Sehnen und Bänder. Gesunde, kraftvolle Bewegungen äußern sich durch: - Aufrechten und sicheren Gang und Sitz - Volle, schmerzfreie Beweglichkeit der Gelenke - Normaler Muskeltonus - Koordinierter, flüssiger Bewegungsablauf - Kontrolle der Körperstellung im Raum - Bewegung und Bewegungsveränderungen sind im Gleichgewicht Caroline Haid DIM/SUP 2021 Die 8 Bewegungsrichtungen Flexion Abduktion Innenrotation Anteversion (Abspreizung) (Wendung n. vorn) (Beugung) (Drehung n. Innen) → → → → Adduktion Retroversion Extension Außenrotation (Wendung n. (Streckung) (Heranführen) (Drehung n. Außen) hinten) Beobachtungskriterien - Körperhaltung - Muskelkraft - Muskeltonus - Gangbild, Gangsicherheit - Gleichgewicht und Reaktion - Beweglichkeit - Stand- und Sitzstabilität - Bewegungskoordination - Abnorme Bewegungen - Schmerzäußerungen - Geräusche beim Gehen - Schlurfen, stampfen - Gelenkknacken oder -reiben - Beweglichkeit der Gelenke (z.B. Blockaden) - Verhärtungen (z.B. Muskel) - Muskelkraft - Muskeltonus (Grundspannung der ruhenden Skelettmuskulatur) - Pathologische Veränderungen Körperhaltung: - Schonhaltung: o Schmerzen, Wunden, Verletzungen, Narben, Verbände… - Fehlhaltung: o Arthrose, Bandscheiben, Skoliose, Hohlkreuz, Osteoporose o Können angeboren oder degenerativ sein Veränderungen bedingen langfristig Folgen wie Schmerzen, Kontrakturen und Sturzgefahr! - Caroline Haid DIM/SUP 2021 Ein unsicherer Gang kann vorsichtig schleppend, schleichend, trippelnd, steif, stolpernd, taumelnd oder wankend sein. Veränderungen durch: - Hüft- Kniegelenkserkrankungen (hinkend) - Lähmungen (schleppend) - Fußfehlbildungen (watschelnd) - ZNS-Erkrankungen oder MS (ataktisch) - Mb. Parkinson (trippelnd) - Betagte Menschen (schlurfend) Gleichgewicht - Viele Erkrankungen können Ursache sein: o Z.B. Hyper- Hypotonie, Stoffwechsel- oder Elektrolytstörungen, Erkrankung des Innenohrs, Neurologische Erkrankungen, usw. - Störungen äußern sich durch z.B.: o Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Stürze Unterscheidung nach Ort der Lähmung und Ausmaß ! - - - Verminderung der Muskelkraft → Lähmung Unvollständige Lähmung → Parese Vollständige Lähmung → Paralyse oder Plegie Caroline Haid DIM/SUP 2021 Je nach Lokalisation der Schädigung wird in 2 Typen unterschieden: - Zentrale/spastische Lähmung ▪ Schädigung Pyramidalbahnen. Muskeltonus erhöht - Peripheren Lähmung o Schädigung des Nervs außerhalb des RM o Muskeltonus schlaff Muskelhypotonie: - Erniedrigter Tonus, schlaff - Betroffene können Körperteile nicht halten, z.B. Arme, Beine, Kopf, Rumpf - Oft bei Chromosomenanomalie (Trisomie 21, Morbus Down) Bei passiver Bewegung → kein Muskelwiderstand spürbar Muskelhypertonie: - Krankhaft Erhöhter Tonus, oft auch in Ruhestellung und bei passiver Bewegung - Zwei Arten: o Spastik (griech. „Krampf“) ▪ Passive Bewegung → „Taschenmesserphänomen“ – je schneller die Bewegung desto stärker der Spasmus – bei langsamen Bewegungen lässt der Widerstand jedoch nach. ▪ Schädigung des 1. MN o Rigor (lat. „Steifheit“) ▪ Passive Bewegung → „wie Wachs“ oder „Zahnradphänomen“ -> rhythmisches Nachlassen des Widerstandes bei passiven Bewegungen ▪ Störung des Extrapyramidalen Systems ▪ Morbus Parkinson ▪ Widerstand bleibt immer gleich – Beuger stärker als Strecker betroffen Bewegungskoordination: Störungen werden allgemein als Ataxie (griech. „ohne Ordnung“) bezeichnet, z.B. stampfender, ausfahrender Gang oder wenn der Finger nicht gezielt zur Nase geführt werden kann. Ataxie Ist eine Zentralbedinge Koordinations- und Gleichgewichtsstörung - Feinabstimmung einer Bewegung ist nicht mehr möglich. - Muskelspannung eher niedrig (Hyoptonus) - Bewegungsausmaß und Geschwindigkeit außer Kontrolle. - Haltung, Stand und Gang unsicher. Ursache. - Kleinhirnschädigung, - RM-Schädigung Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Schädigung sensibler peripherer Nerven. Tics: - Kurz dauernde, ruck- und krampfartige Bewegungen einzelner Muskel und Muskelgruppen, z.B. das Gesicht verzerren, Kopf zur Seite schleudern - Zusätzlich vokale Tics möglich, wie Zunge schnalzen - Häufig seelisch bedingt oder seelische Belastung als Verstärker und Trigger Die Art der Bewegungseinschränkungen sind vielfältig → unterschiedliche Maßnahmen notwendig Verminderter Bewegungsradius im GELENK bedeutet, dass eine KONTRARKTUR vorliegt! Kontraktur Definition:(lat. contrahere = zusammenziehen): Dauerhafte Verkürzung von Muskeln, Sehnen und Bändern mit der Folge einer irreversiblen = bleibenden Bewegungseinschränkung und Versteifung eines Gelenks - Funktionsverlust! Frühzeitiges mobilisieren verhindert Sekundärkomplikationen. Pflegenden sollten in Alltag kleine Übungen zur Mobilisation einbauen. Hilfsmittel nur wenn Mobilität gefördert (Unterarmstütze,. Rollstuhl, Gehwägelchen, …) Abnorme Bewegungsmuster ! Tremor - Unwillkürliches rhythmisches Schütteln einer Gliedmaße, des Kopfes oder des gesamten Körpers - V.a. an Extremitäten, Kopf selten - Wesentlich ist Lokalisation und Frequenz o Ruhetremor – wird bei gezielten Bewegungen weniger (Hauptsächlich Hände) o Aktionstremor – tritt Vorrangig bei Bewegung auf. Unterscheidung in ▪ Haltetremor: v.a. bei Bewegung gg. Schwerkraft (Arme nach vorne und dort halten) ▪ Interventionstremor: wird v.a. bei zielgerichteter Aktivität, Näherkommendem Ziel verstärkt Myoklonien - Blitzartig, schüttelnd, unwillkürliche Kontraktionen, typisch bei Epilepsie Caroline Haid DIM/SUP 2021 Hyperkinesien, Dyskinesien - Ungeordnet, ziellos, unrhythmisch, v.a. bei Nervenerkrankungen oder Psychosen - Pathologisch gesteigerte Motorik ! - Auch in Ruhe nicht kontrollierbar - Bei Störung des ZNS, Bewegungshemmender Mechanismus, Psychosen, Nebenwirkungen von Neuroleptika und Psychopharmaka Chorea: - Blitzartige „Zuckungen“, v.a. bei Schädigung des ZNS aber auch Stoffwechselerkrankungen, z.B. Chorea Huntington Athetose: - Langsame, schraubende, kreisende Bewegungen, bei extrapyramidalen Störungen, z.B. perinatalen Schädigungen der Basalganglien - Kein festgelegter Muskeltonus - Kopfkontrolle kann beeinträchtigt sein - Aufrichten in Höhere Positionen verhindert oder erschwert - Gleichgewicht kann nicht dauerhaft gehalten werden - Bewegungskoordination beim Gehen erschwert - Meistens eine Seite schwerer betroffen Bewegungseinschränkungen Allgemein Teilweiser oder vollkommener Verlust physiologischen Bewegungsumfang Temporär oder dauerhaft Als Folge einer Krankheit Im Rahmen des natürlichen Alterungsprozesses Unterscheidung in passive und aktive Bewegungseinschränkung 5 Phasen Phase 1 - Instabilität vor Bewegungsunfähigkeit haben Pat. Probleme beim gehen. Oftmals bereits Unterstützende Gehhilfen -> Bewegungsradius ist eingeschränkt. Viel Platz zur Intervention → Frühe Prävention - Risikoassessment für Stürze und evtl. ein entsprechendes Training erhalten - Angebot einer Wohnraumanpassung - Beratung zur Osteoporoseprophylaxe Phase 2 - Ereignis: nach Sturz oder geplantem KH Aufenthalt, Einzug in Pflegeeinrichtung verändert sich Beweglichkeit. Pat. Können Bett nicht allein verlassen, trauen sich manchmal nicht. Caroline Haid DIM/SUP 2021 → Prävention - PatientIn liegt möglichst wenig und bleibt aktiv, ermutigen →Maßnahmen - Verzicht auf Schlaf- bzw. Klinikkleidung - absenkbare Betten - Mobilitätshilfen, Bewegungskonzepte Phase 3 - Immobilität: Pat. ist immer weiter eingeschränkt in Beweglichkeit. Oftmals Wechsel nur noch zw. Bett - Stuhl - Rollstuhl. liegen sehr viel im Bett, gehen nur noch sehr selten und wenn, dann nur wenige Schritte (entscheidende Phase für weiteren Verlauf) Intervention hier unbedingt! →Durch geschickte Hilfen und eine positive Bewältigung kann Bettlägerigkeit lange Zeit hinausgezögert werden! - Auf Umgebungsgestaltung achten - Pflegebett oft sehr dominant → signalisiert, es wird nicht mehr damit gerechnet, dass die Person aufsteht - Umliegende Möbel sind belagert mit Pflegeutensilien → Prävention: - Aktivitätsfördernde Möbel - Zeit für Mobilisation nehmen und Ruhe vermitteln (ältere Menschen haben oft das Gefühl zu stören) Phase 4 - Ortsfixierung: schleichende Bewegungseinschränkungen auf einen Ort; kein eigener Bewegungsradius. kognitive Einbußen finden statt - Pat. "vegetieren" vor sich hin, Kein Zeitgefühl. Pat. oftmals depressiv; sind verzweifelt und dösen oft vor sich hin. 3 Formen: Leichte Form: Bewegung in weiten Teilen selbstständig; Hilfe beim Transfer notwendig Mittelschwere Form: Kurze Strecken werden selbst mit Rollstuhl zurückgelegt; Bewegungsradius eingeschränkt Schwere Form: Überwiegende Zeit des Tages an einem Ort ohne Möglichkeit der Fortbewegung → Prävention: 3 – Schritte-Programm - Ortsfixierte P. werden 3 Schritte vor dem Ziel hingestellt - Mit Hilfe und Zuspruch sollen die restlichen Schritte gegangen werden - Personen müssen geeignet sein & offizielle in das Programm aufgenommen werden Caroline Haid DIM/SUP 2021 Geistige Herausforderungen, Sinnvolle Aufgaben und Aufbau/Stärken von Zwischenmenschlichen Beziehungen Phase 5 - Bettlägerigkeit: Pat. steht nicht mehr auf; keinerlei Privatsphäre /Rückzugsmöglichkeit mehr; starke Abhängigkeit von Pflegenden – oft wird über den Pat. hinweg gesprochen; völliger Kontrollverlust über alltägliches Leben – Pat. fühlen sich nicht mehr ernst genommen.3 Formen: Leichte Form: ca. 4-5h außerhalb des Bettes in Rollstuhl/Sessel sitzend Mittelschwere Form: verlassen des Bettes für kurze Handlungen (Ausscheidungen, Körperpflege, Essen, …) Schwere Form: Überhaupt kein verlassen des Bettes mehr; 24h/d im Bett. → Prävention: Bewegung im Bett möglichst selbstständig Bettlägerigkeit als pflegerische Komplikation ist rehabilitierbar. Motivation, soziale Teilhabe und körperliche Regeneration gehen Hand in Hand. Ausscheidungen Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Ausscheiden ist ein menschliches Grundbedürfnis - Die meisten erwachsenen Menschen sprechen nicht gerne darüber und wünschen diskreten Umgang mit diesem Thema unter Berücksichtigung der Intimsphäre - Probleme bei der Ausscheidung beeinflussen die gesamte Lebensqualität - Ausscheiden↔ Nahrungsaufnahme, beide gehören untrennbar zusammen und beide sind Teil des natürlichen Kreislaufs - Beseitigung unverwertbarer oder schädlicher Stoffe aus dem menschlichen Organismus, die: → Mit der Nahrung aufgenommen wurden, z. B. Wasser und Ballaststoffe → Beim Stoffwechsel entstanden sind, z. B. Harnstoff und Kreatinin. - Sonderform: Erbrechen → Schutzreflex, mit dem der Körper z.B. Unverdauliches und Schadstoffe aus dem Verdauungstrakt entfernt - Sauberkeitserziehung - Blasen- sowie die Darmentleerung beruhen ein Zusammenspiel von Willkürmotorik und Reflexen - Im Säuglings- und Kindesalter nicht voll ausgereift - Sauberkeitserziehung im Alter von zwei Jahren, dauert ca. sechs Monate bis zu zwei Jahren Unterscheidung - Primär Inkontinenz: Kind konnte Ausscheidung noch nie kontrollieren - Sekundär Inkontinenz: Nach mind. sechs Monaten Verlust der Kontinenz - Einflussfaktoren - Gefühlszustände, wie Aufregung, Angst und Depression - Für die Wechselwirkung zwischen Psyche und Ausscheidungsverhalten ist das vegetative Nervensystem verantwortlich - Caroline Haid DIM/SUP 2021 Anatomie Harntrakt - Sekundärharn* mündet in 8 - 10 Nierenkelche→ vereinigen sich zum Nierenbecken → verengt sich nach unten zum Harnleiter - Harnleiter sind etwa 2,5 mm dicke und 30 cm lange Muskelschläuche→ münden hinter dem Peritoneum in die Harnblase - Die Einmündungsstelle (Ostium ureteris) ist dabei so in die Blasenwand eingewebt, dass sie als Ventil wirkt → bei Schädigung → Reflux *Auf dem Weg durch die Nierenkanälchen wird aus dem Primärharn durch Resorptions- und Sekretionsvorgänge der Sekundärharn (Urin, Harn, Endharn) gebildet Harnblase – vesica urinaria - Die Harnblase ist ein aus kräftiger glatter Muskulatur gebildetes Hohlorgan und kann (physiologisch) maximal 800 - 1000 ml fassen - Bedürfnis die Blase zu entleeren, entsteht jedoch schon bei etwa 350 ml. Harnröhre - Über die Harnröhre fließt der Urin von der Harnblase nach außen ab - ♀ 2,5 - 4 cm lang - ♂ 20 - 25 cm lang Caroline Haid DIM/SUP 2021 Urin - Der normale Urin besteht zu 95% aus Wasser, pH-wert zwischen 5 - 6 - Harnstoff, Harnsäure, Kreatinin - Organische und anorganische Salze (z. B. Kalksalze, Kochsalz, Phosphate) - Organische Säuren (z. B. Zitronen- Oxalsäure) - Farbstoffe (Urobilinogen , Urochrome = natürliche gelbe Harnfarbstoffe) - Hormone und wasserlösliche Vitamine - Täglich werden ca. 1000 – 2000 ml Urin ausgeschieden Miktion – Harnblasenentleerung - Willkürliche, schmerzlose Entleerung von ca. 200 – 400 ml Urin im Strahl bei einem Erwachsenen - Gefühl entsteht durch eine „Meldung“ → Dehnungsrezeptoren in der Blasenwand senden Signal an das Gehirn - der Gesunde reagiert mit einer automatischen Hemmung → Der quergestreifte Blasenschließmuskel verhindert eine vorzeitige Entleerung - Erst wenn sich dieser öffnet, kann der Urin durch die Harnröhre abfließen → zur vollständigen Entleerung zieht sich die Blasenmuskulatur zusammen - Die Kontraktion der Bauch- und Beckenbodenmuskulatur unterstützt den Druck, so dass der Urin „im Strahl“ abfließen kann - Harnkontinenz - Fähigkeit die Blase willkürlich zu entleeren und den Harn bis zu diesem Zeitpunkt zu halten Voraussetzung für Kontinenz und Miktion - Intakter Blasenschließmuskel - Funktionsfähiger Harnblasenmuskel - Durchgängige Harnröhre - Weiterleitung der Nervenimpulse von der Blase zum Gehirn und zurück Urinbeobachtung - Informationen über verschiedene Funktionen des Körpers, nicht nur die der Niere und Harnwege - Harnmenge gibt Hinweise auf bestimmte Krankheiten z.B. Schocksymptom - Präzise Kontrolle der stündlich produzierten Harnmenge mittels transurethralem Blasendauerkatheter - Beobachtung der Urinausscheidung gehört neben Puls, Blutdruck und Atmung zur Überwachung der Vitalfunktionen Beobachtungskriterien - Urinmenge z. B. pro Miktion, Gesamtmenge - Farbe - Beimengungen/ Durchsichtigkeit - Spezifisches Gewicht Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Geruch - Miktion, z. B. Häufigkeit, Schmerzen Uringeruch - Unauffällig, ähnlich einer Boullion - Uringeruch stammt von der gelösten Harnsäure und Spuren von Ammoniak - Durch langes Stehenlassen scharfer Geruch nach Ammoniak - Veränderungen z.B. durch Spargel, Kaffee usw. Normalwerte - Menge pro Tag o 1,5 – 2 l - Menge pro Miktion (ca. 4 – 6 x tgl.) o 200 – 400 ml - pH-Wert o ca. 5 – 6 - Farbe o hell- bis dunkel-gelb - Geruch o unauffällig - Keine Beimengungen Einflussfaktoren - Flüssigkeitszufuhr durch Trinken, Infusionen sowie Wassergehalt in fester Nahrung - Perspiratio insensibilis: Unmerklicher Flüssigkeitsverlust über die Haut und Atmung - Perspiratio sensibilis: Merklicher Flüssigkeitsverlust Schwitzen - Funktionsfähigkeit der Niere Beim Säugling kann von einer ausreichenden Urinausscheidung gesprochen werden, wenn die Windel beim Wickeln „gut“ nass ist. Caroline Haid DIM/SUP 2021 Pathologische Veränderungen Methoden der Urin Gewinnung - Spontanurin - Mittelstrahlurin - (konzentrierter) Morgenurin - Sammelurin - Katheterurin - Beutelurin Spontanurin - Ist der nach sorgfältiger Reinigung des äußeren Genitales – bei Männern mit zurückgestreifter Vorhaut – spontan gelassene Urin in ein sauberes oder steriles Gefäß - Für die meisten Untersuchungen genügt diese Form der Uringewinnung Mittelstrahlharn - Nur die mittlere Harnportion - 20 – 40 ml Urin werden in einem Gefäß aufgefangen Morgenurin Für einige Untersuchungen, z. B. Schwangerschaftstests, wird (konzentrierter) Morgenurin verwendet. Als Morgenurin wird der Urin der ersten morgendlichen Blasenentleerung Sammelurin Um festzustellen, ob ein bestimmter Stoff überhaupt im Urin enthalten ist, z. B. Glukose, genügt eine einfache Urinprobe (qualitative Bestimmung). Soll aber die genaue Menge eines Stoffes ermittelt werden (quantitative Bestimmung), z. B. Hormone, wird der Urin 24 Std. lang gesammelt. Durchführung: - Die PatientInnen informieren - Ausreichend großes Sammelgefäß (etwa 2L) beschriften - Möglichst morgens beginnen - Vor Beginn die Blase entleeren lassen, Urin verwerfen, Uhrzeit notieren - Alle folgenden Urinportionen in das Sammelgefäß entleeren Lagerung: Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Kühl, dunkel und abgedeckt aufbewahren - Z.B. in PatientInnentoilette stellen oder bei bettlägerigen PatientInnen: Sammelgefäß im Pflegearbeitsraum/ Ausgussraum aufbewahren - Bei PatientInnen mit DK Urinbeutel direkt in das Sammelgefäß entleeren - Vor Entnahme einer Laborprobe Sammelurin durchmischen (ca. 10 – 50 ml) - Gesamte Urinmenge auf dem Laborbegleitschein angeben Katheterurin - Bei liegendem Dauerkatheter wird Urin mit einer Spritze und einer Kanüle entnommen. Evtl. wird der Katheter vorher für maximal zehn Minuten abgeklemmt - Die Entnahme von Urin ist aus der Latexmembran der Urinableitung möglich, ohne den Katheter von der Ableitung zu trennen Beutelurin - Wird benötigt um bei Säuglingen oder gewickelten Kleinkindern Harnprobe gewinnen zu können - Praxistipp: Auffangbecher beim Wickeln bereit halten, oft ist das Auffangen von Urin während des Wickelns möglich. - Bei gerötetem Genitalbereich keinen neuen Beutel kleben. Urinuntersuchung - Streifenschnelltest: Information u.a. zu Urinbeimengungen wie: Leukos, Blut, pH, spezifisches Gewicht - Harnuntersuchung im Labor: zur genaueren Bestimmung der Werte (Z.B.: Harnstatus, Harnkultur, …) Caroline Haid DIM/SUP 2021 - Urinkultur: Bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion (z.B. HWI) wird aus steril aufgefangenem Harn eine Urinkultur zur Keimzahlbestimmung, Keimdifferenzierung und Resistenztestung auf Antibiotika angelegt Flüssigkeitsbilanz Ist ein wichtiges Instrument zur Beobachtung der Urinproduktion Einfuhr – Ausfuhr = Flüssigkeitsbilanz - Ausgeglichene Bilanz: Einfuhr = Ausfuhr - Positive Bilanz: Einfuhr höher als Ausfuhr (z.B. Nierenversagen) - Negative Bilanz: Ausfuhr höher als Einfuhr Nicht messbare Werte werden meist geschätzt. - Flüssigkeitsverluste durch Schwitzen, über die Atemluft und die Haut - Zusätzliche Verluste bei Fieber - (Faustregel: 500 ml pro 1 ˚C Temperaturerhöhung) - Versteckte Zufuhr aus Oxidationswasser, das bei der „Verbrennung“ von Kohlenhydraten entsteht - Werden bei einer vollständigen Bilanzierung eines Erwachsenen nur die messbaren Größen berücksichtigt, entspricht eine positive Bilanz von bis zu 200 ml einem ausgewogenen Flüssigkeitshaushalt. Faustregel: Faustregel: ca. 900ml 200-400 über die Haut 400-600 über die Atmung 100 über Stuhl Indikation - Parenteral ernährten PatientInnen (Am Darm vorbei) - PatientInnen mit Ernährungssonde Caroline Haid DIM/SUP 2021 - PatientInnen mit Herz- und/oder Nierenerkrankungen - PatientInnen mit Ödemen - Nach (größeren) Operationen Durchführung - Bilanzblatt vorbereiten (kann auch Elektronisch durchgeführt werden) - PatientInnen /Angehörige informieren - Zu Beginn PatientInnen die Blase entleeren lassen, Urin verwerfen oder zum Vortag mitrechnen, ebenso andere Sekrete - Ab jetzt Ein- und Ausfuhr aufschreiben - Tassen und Gläser immer ganz füllen - Flüssigkeiten in ml aufschreiben - Am Ende des Bilanzzeitraumes PatientInnen Blase entleeren lassen, Urin mitberechnen und Bilanz in das Dokumentationssystem übertragen Kinder: Windelbilanz Einfuhr bei gestillten Kindern: Stillprobe (Wiegevorgang muss immer ident sein) Fehlerquellen - Mangelnde Mitarbeit der PatientInnen oder der Angehörigen, z.B. werden Getränke nicht angegeben oder notiert - Inkontinente PatientInnen - Stark schwitzende PatientInnen, deren Flüssigkeitsverlust nur schwer geschätzt werden kann - Fehlende Berücksichtigung von Flüssigkeitsverlusten durch Fieber bzw. Verlusten über Sonden und Drainagen Ergänzungen zur Flüssigkeitsbilanzierung - Täglich ermitteltes Körpergewicht - Spannungszustand der Haut - Fontanelle beim Säugling (im Niveau) Pathologische Veränderungen der Urinausscheidung - Veränderung der Harnmenge - Miktionsstörung - Störung des Miktionszeitpunktes - Veränderungen der Harnzusammensetzung Caroline Haid DIM/SUP 2021 Störungen der Urinproduktion ! Miktionsstörung Restharn → Nach der Miktion in der Blase verbleibender Urin Ursachen: - Prostatavergrößerung - Tumore der Blase - Verengungen der Harnröhre z.B. durch Narben Harnverhalt → Harnretention: Unvermögen, trotz praller und meist schmerzhafter Füllung der Harnblase (Blasenhochstand) Wasser zu lassen Beim Harnverhalt ist nicht die Urinproduktion, sondern die Urinausscheidung beeinträchtigt Folge: - Unruhe - Schmerzen im Unterbauch - RR - Schädigung der Nieren Ursachen: - Bei älteren Männern Prostatavergrößerung, sowie Tumore der Harnröhre oder der Blase nahe der Harnröhrenmündung - Neurogener Harnverhalt durch Störungen der Harnblaseninnervation, z. B. bei Bandscheibenvorfall - Arzneimittel, z.B.: A