PDF: Diversitäts- und Genderforschung in der Psychologie
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Dieses Dokument ist ein Auszug aus der Diversitäts- und Genderforschung in der Psychologie. Es beleuchtet die Begrifflichkeiten der Diversität, soziale Kategorien und Ungleichheiten sowie verschiedene Forschungsperspektiven und Theorien in diesem Feld. Das Dokument geht auch auf psychologische Aspekte von Diversität ein.
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DIVERSITÄTS- UND GENDERFORSCHUNG IN DER PSYCHOLOGIE DIVERSITY – DIVERSITÄT – SOZIALE DIFFERENZ – DIFFERENZKATEGORIEN Begrifflichkeiten - WAS IST DIVERSITÄT? Diversity/ Diversität = soziale Differenz, Unterschiede zwischen Menschen - Abweichung einer Norm, wir beobachten Diskriminierungsprozess...
DIVERSITÄTS- UND GENDERFORSCHUNG IN DER PSYCHOLOGIE DIVERSITY – DIVERSITÄT – SOZIALE DIFFERENZ – DIFFERENZKATEGORIEN Begrifflichkeiten - WAS IST DIVERSITÄT? Diversity/ Diversität = soziale Differenz, Unterschiede zwischen Menschen - Abweichung einer Norm, wir beobachten Diskriminierungsprozesse, unterschiedliches Verhalten/ Gedanken - In bestimmten Kulturen anders, politische/ historische Veränderungen; in den letzten Jahren hat sich viel getan, kein vergleich mehr zu den 50ern - Sozialkonstruktivistische Konzepte - Bsp. Blutgruppe: keine Diversitykategorie weil, haben keine Gedankengebäude darum (Menschen mit A- sind so, …), es gibt kein Stereotyp Gender ist eine Diversity Kategorie (Diversitätskategorien betonen die Vielfalt und die positiven Aspekte der Verschiedenheit in der Gesellschaft.) Diversitykategorien, die früher noch da waren/ wichtig waren wenn man diesen Stempel hatte aber heute nicht mehr: Kommunisten, Vegetarier, Ethnizität, sexuelle Orientierung (hat sich gebessert), Gender (z.B. ledige Mutter – starke Abwertung), Körpernormen haben sich verändert (immer in Richtung, was gerade nicht leicht zu erreichen ist – z.B. in eher kleinwüchsigen Ländern will man groß sein), Linkshänder, rote Haare, Tattoos, Brille Diversität muss nicht immer sichtbar sein: sexuelle Orientierung, psychische Störung, Einstellungen, Religion Soziale Kategorien sind Gruppen, in die Menschen auf der Grundlage gemeinsamer Merkmale, Rollen oder sozialer Identitäten eingeteilt werden. Diese Merkmale können biologisch, kulturell oder sozial konstruiert sein (Alter, Geschlecht, etc) Differenzkategorien werden verwendet, um spezifische Unterschiede zwischen Menschen oder Gruppen hervorzuheben. Betonen Ungleichheiten, nicht Gemeinsamkeiten. Eng mit Diskriminierung verbunden (Bildungsgrad, sozioökonomischer Status, sexuelle Orientierung). Wichtiger Bestandteil des Diskurses über Diversity; beziehen sich auf verschiedene Kategorien, in jenen sich Individuen unterscheiden können; sozial konstruiert und über die Zeit veränderbar Diversity-Kategorien zielen darauf ab, die Vielfalt innerhalb von Gruppen zu fördern und zu schätzen, um Inklusion und Gleichberechtigung zu stärken (geschlechtliche Identität, Generationen, kultureller Hintergrund) Diversitätskategorien … Primäre Soziale Kategorien (Differenzkategorien) (sog. ‚no-brainers‘): Zuordnung ist schnell und automatisch, Kategorien sind sichtbar o Geschlecht (Sex) o Alter (Age) o Ethnie (Race) Aufmerksamkeitsgesteuerte Kategorien (da passiert was, z.B. jmd. Ist im Winter barfuß in der Stadt), auffällige Merkmale, auch situative Merkmale, mit Werten aufgeladen Nicht mal böse gemeint oft (wenn wir z.B. über andere reden und wir unserem Gegenüber ein Bild der Person haben) Wenn wir Leute kategorisieren die was sehr aufmerksamkeitsgesteuertes (einer immer barfuß, einer immer Haube) an sich haben, dann machen wir in unserem Kopf eine Kategorie aus ihnen, weil beide für mich auffällig sind, obwohl diese komplett unterschiedlich sein können Diversity Kategorien der EU: Any discrimination based on any ground such as sex, race( Ethnizität), colour, ethnic or social origin, genetic features, language, religion or belief (z.B. Veganer), political or any other opinion, membership of a national minority, property, birth, disability, age or sexual orientation shall be prohibited. (EU Charter of Fundamental Rights, 2007, Artikel 21.1) - Hier fehlt Diskriminierung aufgrund der körperlichen “Schönheit“ „lookism“, Schönheit liegt im Auge des Betrachters aber ugliness oft nicht (z.B. wenn sehr asymmetrisch,..); es wird ihnen aber nicht direkt gesagt, sondern „jmd, anderes war besser geeignet für den Job, …“, hässlich Neugeborene überleben weniger wahrscheinlich, hübsche Babies werden häufiger gehalten, bekommen eher einen Babysitter, hübsche Kindergartenkinder haben mehr Freunde, hübsche Schüler haben bessere Noten, verdienen mehr Geld (alles empirisch nachweisbar) … BEAUTY PRIVILEGE, schöne Menschen leben in anderen Erlebnisrealitäten DIVERSITÄTSKATEGORIEN – DIE KLASSIKER Geschlecht (Gender) o Generativität o Sexuelle Orientierung (Sexual Orientation) Ethnie (Race/Ancestry) o Kultur o Religion Soziale Klasse & Bildung (Social Class) Alter Behinderung (Disability) o Physisch o Psychisch Körper (Schönheit, Gewicht, Körpergröße, Altersmerkmale etc.) “Ist Diversität ein leeres Signifikant?” (vgl. Ernesto Laclau,1996), wird in unterschiedlichen Kontexten mit unterschiedlichen Konzepten, Perspektiven und Definitionen belegt Wie ist der Diskurs über Diversität? o deskriptiv, positiv/negativ, politisch, sozial, immer gemeinsam mit ‚Gender‘ oder ‚Ethnie‘ etc. Diversity als Doing, etwas gemachtes, was durch unsere Wahrnehmung, Erwartungen, Zuschreibungen und Verhalten erzeugt wird Diversity als soziales Konstrukt Demographisch im Fragebogen: Diversity in der Wissenschaft ist eine Kategorisierung, die man mitlaufen lässt (oft auch einfach blauäugig -z.B. warum sieht man sich immer Geschlechtsunterschiede an, sind diese für das Thema wirklich wichtig?), beschreibt Menschen, ordnet (rankings!) Es gibt immer Diversitykategorien die gerade aufkommen, weil z.B. eine Minderheitsgruppe auch dieselben Regeln haben möchte, dadurch entsteht oft politische/ ideologische Diskussion (gerade z.B. Gender Sternchen) – was ist gerade in? Sozialer Impact, in welche Gruppe ich gehöre (Gruppe mit Macht -> ich habe Privilegien/ Zugang zu Bildung etc.), Gleichheit/ Ungleichheit, Stereotype, Vorurteile Kategorisierung ist für unser denken einfacher, haben aber Fehler, weil wir Menschen in Schublade stecken und sie dort nur mehr schwer rauskommen – müssten Fehler zugeben, erzeugt kognitive Dissonanz, daher „er/ sie ist Ausnahme, alle anderen sind trotzdem so“ Parallelklasse in der Schule: die waren irgendwie anders, schwierig, nicht so cool, komisch (Eigen- und Fremdgruppengefühle -> das passiert extrem schnell; wir gegen die anderen, auch bei Zufallsaufteilung in 2 Gruppen, besonders wenn diese auch optisch unterschieden werden mit verschiedenen Farben an Shirts + jeweiliger Name für die Gruppe, diese dann gegeneinander antreten lassen und man bekommt eine perfekte Gruppenbildung) Politische Größe: stützt sich meist auf historisch benachteiligte Gruppen, meist sichtbare Gruppierungen Ideologische Größe: kontroversiell, subjektiv, problematisch? PSYCHOLOGISCHE DIVERSITYFORSCHUNG SOLLTE … (beschäftigt sich mit) (Bruce Evan Blaine & Kimberly J. McClure Brenchley) 1. …untersuchen wie Diversität menschliche Identität und Verhalten beeinflusst (kann ich mich mit meinem Geschlecht identifizieren; welches Verhalten wird von uns erwartet „du als Psychologin“…) 2. …untersuchen wie Menschen die Diversität ihrer sozialen Umwelt mitkonstruieren (Doing Diversity) wie tun wir mit, wie Inszenieren wir unsere Gender Vorstellung (wie kleiden wir uns/ sprechen/ wie sehr man darauf einsteigt) auch Sexualität/ soziale Klasse, …; teilw. Willentlich/ unwillentlich (Eisberg-Modell), manche Dinge machen wir unbewusst, wie wir Gender inszenieren z.B. wie wir die Hände bewegen; wichtig in der Medienanalyse, wie wird was Inszeniert – im Film ist nicht zufällig 3. …nicht nur einige wenige Diversitätsdimensionen mitdenken (z.B. Gender, Race, Class) (wir sind eine Vielzahl von Positionierungen in den Diversity Kategorien: ich bin eine weiße Frau, gut gebildet, aber schon älter, kine Sichtbaren Behinderungen – jeder hat seine Positionierung, nicht nur Geschlecht und Rasse! Auch ein alter weißer Mann besteht aus mehr) 4. …soziale Ungleichheiten wahrnehmen und aufdecken und mit wissenschaftlichen Zugängen entgegenwirken (oft sind diese Ungleichheiten sublimer – diese Gruppe sieht man eigentlich nie im Film – oft vielfache kleine Diskriminierungen, die dann in Summe sehr schmerzen; gegen große Diskriminierungen kann oft besser vorgegangen werden als gegen viele kleine) z.B. Albinismus: sehr helle Haut/ Haare „du schaust komisch aus“, „du hast a komische Brille“, diese Brille muss auch noch verdunkeln können etc.; auch amtliche Ungleichheiten (haben keine Zahl wie viele non binäre Personen in Europa -kleine Diskriminierung, die zu weitreichenden Konsequenzen führen kann) 5. …nicht nur die sozialen Ungleichheiten zwischen Diversitätskategorien aufdecken, sondern auch die Unterschiedlichkeit innerhalb und Gleichheit zwischen Diversitätskategorien (in jeder Kategorie gibt es wieder Diversität; deswegen sind große Gruppen zu definieren dann auch schwierig, weil Varianz innerhalb dann größer als Varianz zwischen) (Bruce Evan Blaine & Kimberly J. McClure Brenchley, 2017, S. 13) THEORIEPERSPEKTIVEN Pierre Bourdieus Theorie der Praxis (1972, 1983) Soziale Position ergibt sich aus unterschiedlichen Kapitalsorten: o ökonomisches Kapital (Vermögen, Einkommen, Besitz etc.) o kulturelles Kapital (inkorporiertes Kapital auf Grund von Herkunft, Bildung, Titel, Stellung etc.) o soziales Kapital (Netz der Beziehungen, soziale Beziehungen), hängt natürlich mit ökonomischen und kulturellen Kapital zusammen o symbolisches Kapital (soziale Macht, Privilegien, Anerkennung, Insignien der Macht; welche Privilegien durch den akademischen Titel, hängt auch wieder mit kulturellem Kapital zusammen, aber auch Kleidung, Wohngegend) o kommt aus der Soziologie, aber auch für uns interessant o Beispiel: typisch old white men – alle 4 Kapitalsorte spielen da mit o Schönheit: symbolisches und soziales Kapital (wie viele soziale Beziehungen kann ich aufbauen – leichter für schöne Menschen) o Immer im Hinterkopf haben, wenn wir über Ungleichheitsmechanismen sprechen Soziale Position wird aber zusätzlich vom Habitus mitbestimmt o Habitus: erworbene, erfahrungsabhängige Konstruktion, die Individuen auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Klasse eigen ist (Verhalten, Sprechweise etc) Soziale Ungleichheit ⇨ ungleiche Teilhabemöglichkeit ⇨ unterschiedliche Verfügbarkeit und Möglichkeit des Einsatzes unterschiedlicher Kapitalien o Strukturmerkmale (Geschlecht, ‚Race‘, Alter etc.) als Moderatoren 4 Schichten-Modell (Lee Gardenswartz & Anita Rowe, 1993) 1. Persönlichkeit 2. Innere Dimensionen (schwer veränderlich – muss man wirklich wollen, mit Leidensdruck verbunden, wenn man sich dafür entscheidet): Alter, soziale Herkunft Ethnizität (sichtbare, Hautfarbe), Geschlecht/Gender, (geistige/körperliche) Fähigkeiten, sexuelle Orientierung, … 3. Äußere Dimensionen (veränderlich?): Elternschaft (willentliche Entscheidung), Familienstand, Berufserfahrung, Ausbildung, Religion (kann aber auch schwer veränderlich sein!), … 4. Organisationale Dimensionen: Hierarchieposition, Zugehörigkeit zu Kern- od. Randgruppen, … - jede Organisation hat ihre Diversitykategorien; z.B. Uni: Unterscheidung Studierende/ Lehrende etc.; „das ist die IT-Abteilung“ - wird kritisiert! Vergisst Intersektionalität (später in den Folien) THEORIEPERSPEKTIVEN “Diversity is inherently a multidimensional, multifaceted, multilevel concept” (James Jones & John Dovidio, 2018, S. 14) Diversity Paradigma (Jones & Dovidio, 2018) Modell sagt: Konkretisiere, was du untersuchen möchtest 1) Multi-Level integrative Analyse (welche Kategorie sehe ich mir an? vom Individuum bis hin zur ganzen Kultur) 2) Betrachtung einer Vielzahl von Mechanismen (welchen Mechanismus will ich betrachten? ) 3) Verschiedene Beziehungsebenen 4) Verschiedene Outcomes (was analysiere ich final?) z.B. ich sehe mir Individuen an, besonders die Einstellungen interessieren mich, dann will ich mir ansehen, wie Minderheiten damit umgehen (oder z.B. auch wie Minderheiten mit anderen Minderheiten umgehen), was analysiere ich final? Z.B. individuelle Resilienz etc. Muss meine Studie da irgendwo hineinhängen 3 Theorien merken! Bordieu, 4-Schichten, Diversity Paradigma von Jones & Dovidio DOING DIVERSITY - SOZIALE KATEGORISIERUNG In- / Out-Group Diskurs (‚Wir‘ und ‚die Anderen‘!) ‚Wir‘ sind ‚ganz normal‘, aber: o Die ‚Anderen‘ sind divers/anders! o Die ‚Anderen‘ sind in ihrem Anders-Sein alle gleich! o Die ‚Anderen‘ sind ‚schlechter‘/‘weniger weit entwickelt‘/‘dümmer‘/‘fauler‘/ ‘schmutziger‘/etc. als wir! o Die ‚Anderen‘ sind selber schuld! o Die ‚Anderen‘ sind ‚von Natur aus‘ ‚anders‘! o Die ‚Anderen‘ waren schon immer ‚anders‘! Passiert weil … Saliente Kategorien sofort abrufbar sind o Solo-Status erhöht die Aufmerksamkeit (Shelley Taylor et al., 1978; Denise Sekaquaptewa & Mischa Thompson, 2002) o Häufige Benutzung unterdrückt weitere Informationsaufnahme (z.B. Neil Macrae et al. 1995; Galen V. Bodenhausen et al., 2021) Zusammengehörig empfunden wird... o optisch Ähnliches o abweichende Personen Potentielle Bedrohung → Intergroup Threat Theorie (Walter G. Stephan & Cookie White Stephan, 2017) Ökonomisiert das soziale Denken (‚cognitive misers‘, Gordon Allport, 1954) o Automatisches Denken (vgl. Aronson, Wilson, Akert, 2010) o System 1 (schnell, automatisch, immer aktiv, emotional, stereotypisierend, nicht bewusst) vs. System 2 (langsam, anstrengend, willentlich, bewusst, logisch/ rational) (vgl. Daniel Kahneman, 2011) Repräsentativitätsheuristik (Übereinstimmung mit Prototyp) Verfügbarkeitsheuristik (wieviele Infos rasch verfügbar) Ankerheuristik (Umgebungsinformation vorhanden) Framingeffekte (wie ist Bitschaft formuliert), Etc. Glaubenssysteme und Erwartungen bestimmen... o unser Verhalten und unsere Interaktionen o Interaktionen anderer mit uns o Bestimmen die Does & Don‘ts innerhalb und zwischen den Kategorien Kategorien sind Identitäts-stiftend o Emotionales Investment (!) o Determinieren das Well-Being Führen leicht zu Stereotypen Dreieck der Diversitätskategorien Gedanken über bestimmte Gruppe (Stereotype – Emotion dabei, gut/ nicht gut) Stereotyp können auch gut sein (In diesem Land sind alle nett, …); Identifikatorischen Charakter (welches Geschlecht habe ich/ Klasse/ Behinderung/ Schönheit) Doing Diversity: Diversität ist etwas gemachtes, durch unsere Wahrnehmung, Erwartungen , Zuschreibungen und Verhalten erzeugt; Es geht nicht nur darum, Unterschiede anzuerkennen, sondern auch darum, sie aktiv zu nutzen, um positive soziale und wirtschaftliche Ergebnisse zu erzielen DOING DIVERSITY– STEREOTYPE Stereotype sind (übervereinfachte) Glaubenssysteme über die Mitglieder einer sozialen Gruppe bezüglich Persönlichkeitseigenschaften, Verhaltensweisen und Motiven Haben auch einen wahren Kern, aber die Zuschreibung kann trotzdem falsch sein (Statistisch gesehen machen Stereotype schon Sinn, blöd nur, wenn dann jemand aus dem Raster fällt) Sind nicht nur Beschreibungen einer Gruppe, sondern auch Zuschreibungen „du bist eine Frau, du musst dich so verhalten“ „Stereotyp drückt Abneigung gegen eine nicht integrierte Gruppe (Outgroup), entlang verschiedener Dimensionen aus“. (Gordon Allport, 1954) Stereotype dienen nicht nur der Reduktion von Komplexität, sondern sie verfestigen auch Normen und Regeln, welche dem Machterhalt dienen. Sie unterliegen dem historischen Kontext und dem Wandel der Zeit (Martina Tiele, 2015). Generalisierungen (allen Menschen einer Gruppe die gleichen Eigenschaften zuschreiben) o nicht notwendigerweise negativ o resistent gegenüber Veränderungen aufgrund neuer Information o Dispositional Implizite Einstellungen Fundamentaler Attributionsfehler, d.h. Neigung der Menschen Verhalten dispositional (Persönlichkeitseigenschaft) zu interpretieren und Aspekte der Situation zu unterschätzen (Person macht das, weil das ihre Persönlichkeit ist, nicht weil die Situation das gerade verlangt) Ultimativer Attributionsfehler, d.h. negatives Verhalten einer Außengruppe wird dispositional (Persönlichkeit) erklärt, positives Verhalten durch situative Einflüsse (Pettigrew, 1979) (der Arbeiter hat die Finanzzeitung gerade für seine*n Chef*in gekauft) – selbst bei Gegenanzeichen nehmen wir die Personen nicht aus der Schublade raus, sondern wir erklären es uns durch situative Einflüsse Unconscious Bias (unbewusste soziale Stereotype, implizite Einstellungen ➔ z.B. Implicit Association Test) Gehirn meist auf Autopilot, ertappen uns dann oft selbst, dass wir andere in Schubladen stecken, obwohl wir sehr progressiv/ reflektiert sind (können uns dann furchtbar peinlich sein) DOING DIVERSITY - STEREOTYPE Autostereotype (was eine Gruppe über sich selber hat, wir als Psychologie Studierende …) vs. Heterostereoptye (wie wir über die anderen denken, deutlich negativer, Wu Studierende sind …) vs. Metastereotype (Idee, wie andere Gruppen über uns denken können, oft sehr negativ, wie glauben wir, dass Männer uns Frauen sehen) Denken in Binaritäten (bei Stereotypen, spätestens bei Heterostereotyp sindwir in schwarz/ weiß denken) (schön/ hässlich, gesund/ krank) Stereotype enthalten ‚ein Körnchen Wahrheit‘ (Lee Jussim et al. 2009, 2016) o Sind immer vereinfacht, darf ich nie auf mein Individuum legen Stereotype bestätigen sich → ‚self-fullfilling prophecy‘ (z.B. Fraun einfach duzen, infantilisieren) – lassen die Personen nicht aus dem Stereotyp rauskommen, weil wir schon so handeln, dass sie nicht rauskönnen (alte Person duzen, laut reden, einfache Sätze etc.) Kulturelle Stereotype: o sozialisiert, familiär und kulturell geprägt o werden früh gelernt und häufig wiederholt o wenn unkorrigiert, werden sie zu ‚dominant responses‘ o Beeinflussen vor allem Denken und Verhalten in der Öffentlichkeit oder bei Reizüberflutung (Alan Lambert et al., 2003) o Können über Witze bzgl. Stereotype nur lachen, weil wir die kulturellen Stereotype auch kennen (wie wir über deutsche denken, und deutsche wissen, wie wir über sie denken) o Diese kulturellen Stereotype sind immer bei den Personen zu finden, die am wenigsten Kontakt zu der betroffenen Gruppe haben DOING DIVERSITY – VORURTEILE Vorurteile: Man nehme das Stereotyp und unterlegt es noch mit Emotionalität (wirklich Angst/ Abneignung/ grauslig), Wertung positiv oder negative Bewertung sozialer Gruppen und deren Mitglieder (Diane Mackie, Thierry Devos, & Eliot Smith, 2000) „Ablehnende und feinselige Haltung gegenüber einer Person, die zu einer Gruppe gehört und deswegen dieselben zu beanstanden Eigenschaften haben soll, die man der Gruppe zuschreibt“ (Gordon Allport, 1954) Häufig sozial unterdrückt (Alternativerklärungen!?) Wer neigt besonders dazu, Vorurteilen zu haben - Autoritäre Persönlichkeit, von Adorno (historisch - Right-wing Authoritarianism: Eigenschaftscluster aus sozialen Normen, Traditionen, Autoritötslegitimation und Aggressivität gegenüber Personen die Normen und Autoritäten in Frage stellen verbreitet in der Forschung, in Europa nicht wirklich anwendbar, sondern Amerika (politisch sehr rechts/ links), bei uns besser auf Skala abzufragen (1-7) wie rechts/ links jemand ist, je mehr RWA, desto mehr Vorurteile - SDO (social dominance orientation): Wertschätzung und Rechtfertigung von Hierarchien; nicht im Big 5 drinnen, wird aber immer diskutiert; die Neigung Hierarchien gut zu finden oder nicht gut zu finden; alles ist ein Wettbewerb (wer ist zuerst da); zentrale Frage: wo bin ich in der Hierarchie; andere Personen haben eine angeborene Aversion gegenüber Hierarchien (niedrige soziale Dominanzorientierung), Psycholog*innen eher weniger Dominanzorientiert; höhere SDO desto mehr Vorurteile - Offenheit -> weniger Vorurteile; Verträglich: weniger Vorurteile je höher ausgeprägt; Neurotizismus: wer ängstlich ist neigt mehr zu Vorurteilen (Gefühl einer realistischen Bedrohung) - Dunkle Triade/ Tetrade: Vorurteilsneigung - Mittlere Effektstärkenbereich bei diesen Dingen (gibt Zusammenhänge) DOING DIVERSITY – VORURTEILE 3 Vorurteile unterscheiden: moderne Vorurteile: Symbolische Vorurteile: Ängste/ Aggressionen gegenüber Werten, Symbolen, Ansichten einer Gruppe (sehen ein äußerliches Zeichen, dann poppt ein Gefühl auf; sehe Person mit Hakenkreuztattoo -> bekomme Angst; sehe ein Symbol, das produziert ein Vorurteil – auch bei LGBTQ Fahne, religiöse Symbole) Aversive Vorurteile: negative Gefühle gegenüber Out-Group Mitgliedern bei gleichzeitigem Hervorstreichen von Egalitarität (toxischste, „Vorurteile habe ich nicht, aber ich habe den und den Grund“, „Ich habe überhaupt nix gegen …, aber“ dann Rationalisierungen, warum es trotzdem problematisch sei etc.; niemand will über sich sagen, man habe ein Vorurteil, deshalb haben wir freudsche Rationalisierungen, dass wir einen guten Grund dafür hätten) homophobe Männer erregter bei gay-Pornos als progressive Männer Sekundäre Vorurteile: Permanentes Erinnern, Hinweise auf Schlechterbehandlung bzw. soziale Nachteile erhöhen die Vorurteile gegenpber Out-Group(Ian Buruma, 2003; Roland Imhoff, Rainer Banse, 2009) (treten auf, wenn wir darauf hinweisen, dass es einer Gruppe schlecht geht und es Aufholbedarf gibt – Bsp. Weltfrauentag -an keinem anderen Tag so viel hate speech; „warum wir nicht“) Vorurteil entsteht durch das Hinweisen auf Ungerechtigkeit o Warum?? „Es gibt eine Unterprivilegierte Gruppe – also ist man selbst privilegiert“ neurologische Reaktion (Dissonanz – ich hab Privilegien, die anderen nicht, das geht nicht: entweder gegen System ankämpfen – als Einzelperson schwierig – deshalb einfacher, wenn man ihnen die Schuld zuschiebt – rasche Dissonanzreduktion) Reaktanz!! Mein Bereich wird bedroht/ eingeschränkt, muss mich wehren o Abwehr von Schuldgefühle (in Österreich ist das eh nicht so ei Problem etc.) o Systemrechtfertigung o Glaube an eine gerechte Welt (Privilegiert großgewordene Personen haben Gefühl, dass eh alles passt im Leben, jeder der was erlebt, dass vom eigenen Leben abweicht, ist dann selbst Schuld daran; die Realisation, dass die Welt in der ich großgeworden bin. Nur für mich so ist und für andere ganz anders, kann große Dissonanz auslösen) besonders privilegierte Menschen von sekundären Vorurteilen betroffen DOING-DIVERSITY – DISKRIMINIERUNG Ungerechtfertigte negative oder schädliche Handlung gegen ein Mitglied einer Gruppe, einfach nur wegen seiner oder ihrer Zugehörigkeit −Eine unmittelbare Diskriminierung liegt vor, wenn eine Person aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Differenzkategorie in einer vergleichbaren Situation eine weniger günstige Behandlung erfährt, als eine andere Person erfährt, erfahren hat oder erfahren würde. (Herr X ist ein Mann und bekommt deswegen eine schlechtere Note); am Unmittelbaren Arbeitsplatz ist man davor eigentlich gesetzlich geschützt; draußen gibt es nur Gesetze für so die großen Kategorien (Alter, Geschlecht, …) aber sexuelle Orientierung z.B. nicht geschützt in Österreich im öffentlichen Raum (dürfen einfach aus einem Restaurant geworfen werden); offene unmittelbare Diskriminierung bei uns aber im Großteil verschwunden, weil vieles klagbar ist −Im Falle einer mittelbaren Diskriminierung erfolgt die Ungleichbehandlung einer Person nicht offensichtlich wegen der Zugehörigkeit zu einer Differenzkategorie, sondern aufgrund einer dem Anschein nach neutralen Regelung, die benachteiligende Auswirkungen haben kann. Allerdings liegt dann keine mittelbare Diskriminierung vor, wenn die betreffende Regelung durch ein rechtmäßiges Ziel sachlich gerechtfertigt ist und die Mittel zur Erreichung des Zieles angemessen und erforderlich sind (!?). o Objektive Regel, die alle erfüllen müssen; „als Führungskraft muss Vollzeit gearbeitet werden“ – viele Frauen können das dann nicht, weil die. Meiste Carearbeit noch immer bei den Frauen liegt; alle Formen von Aufnahmetests (für Menschen aus niedrigeren schichten schwierig – Zeitressourcen nicht vorhanden etc; auch für körperlich beeinträchtigte schwierig – Anreise etc) o Juristisch kaum Belangbar! Grandwandlung: Was ist schon mittelbare Diskriminierung und was ist noch Erfordernis Blue Eyed Experiment von Jane Elliott (1970) http://www.youtube.com/watch?v=dPHnAzrtQos Ansehen! DOING-DIVERSITY – GEGENMAßNAHMEN – AUFBRECHEN (da hätt ma gern mehr) 1. Wechselseitige Abhängigkeit (wenn wir andere Gruppe brauchen, können Problem nur lösen, wenn wir zusammenarbeiten) – wenn dahinter auch ein gemeinsames Ziel steht 2. Gemeinsame Ziele 3. Gleicher Status (je weniger hierarchisch desto einfacher) 4. Kontakt in freundlicher informeller Umgebung (desto besser) 5. Kontaktmitglieder dürfen nicht als Ausnahme aufgefasst werden 6. Soziale Norm von Gleichheit (unsere Gesellschaft ist aber sehr kompetativ, hierarchisch – nicht förderlich für Diversitygedanken) 7. Gemeinsamer Feind (sehr hilfreich) nach Elliot Aronson, Robin M. Akert, Timoty Wilson, 2010 1. Verhaltensinterventionen Kontakthypothese (Gordon Allport, 1954): Physischer Kontakt mit negativ stereotypisierten Gruppen reduziert negative Emotionen) – positiver Kontakt ja, negativer Kontakt schlecht o Indirekte Kontakte o Imaginierte Inter-Gruppen-Kontakte o Beobachtung von positiven Inter-Group-Kontakten mit anschließender Reflexion Selbst-Regulation / Selbst-Reflexion / Bewusstmachung der Ambivalenzen 2. Kognitive Interventionen −Decategorization/Recategorization/Personalization −Stereotypen-Suppression (Unterdrückung) (-> durch kontrolliertes Denken, positives Priming/ Klima/ Well-Being, nicht stereotype Normen, counter-stereotypes Denken) −Stereotypen-Ersetzung −Kreuz-Kategorisierungen (Bewusst machen, dass wir Teil von vielen verschiedenen Kategorien sind) 3. Empathie schaffen −Kognitive Empathie (Perspektivenübernahme) −Emotionale Empathie (in Gefühle hineinversetzen) Wirksamkeit von Diversity Trainings – Metaanalyse über 40 Jahre (Katherina Bezrukova et al., 2016) - Durchschnittliche Effektgrößen von.38 - Instabile Trainingseffekte bei Reaktionen, Einstellungen, Affekten - Stabile Trainingseffekte Kognitionen - Wirksamer, wenn gemeinsam mit anderen Diversity Initiativen - Frauen profitieren mehr BEGRIFFLICHKEITEN IM DIVERSITY-KONTEXT Eigengruppe/In-Group vs. Fremdgruppe/Out-Group; wir vs. Die Anderen ▪Meinungskonvergenz ▪Konsistente Minderheiten Social Identity Theory (Henri Tajfel & John Turner, 1979) Gruppen, zu denen Menschen gehören -> soziale Identität. Stereotype sind jetzt der kognitive Prozess um Unterschiede zwischen Gruppen herzustellen und Gemeinsames innerhalb einer Gruppe zu finden. Aber In-Group versicht negative Aspekte der Out-Group z finden. 3 Prozesse sind beteiligt: ▪i) Kategorisierung, ii) soziale Identifikation, iii) sozialer Vergleich Reactive Distinctiveness vs. Reflective Distinctiveness Hypothesis Reaktive Distinctiveness: Wird die Unterschiedlichkeit zwischen Gruppen reduziert, führt das zu einer Bedrohung der Gruppenidentität und zum Versuch, die Unterschiedlichkeit wieder zu vergrößern Reflective Distinctiveness: Besonders große Unterschiedlichkeit zwischen den Gruppen führt zu einer Abwertung der Out-Group (Russel Spears, Jolanda Jetten & Daan Scheepers, 2002) Intergroup Threat Theorie (Walter G. Stephan, Oscar Ybarra & Kimberly Rios, 2015) ▪2 Arten der Bedrohung: Symbolisch → Inkompatibilität (Ansicht/Kultur/Identität) (kommen mit den Ansichten nicht zusammen); Reaktionen: Gewalt (hate speech, physisch), Dehumanisierung (was ist denn das für einer?), reduzierte Empathie; Gefühl, Gruppe bedroht unser Wertesystem; z.B. bei politischen Diskussionen; emotionale Reaktionen (wie kann man nur so denken), symbolische Bedrohung führt besonders zu reduzierter Empathie, als Psychologin muss man sich empathisch auch auf konträre Meinungen einlassen Realistisch (realistisches Bedrohungsgefühl) → ökonomisch, politisch (Person mit Hakenkreuz Tattoo), physisch; Reaktion: Diskriminierung, Vorurteile Eigen-Gruppen-Bevorzugung (In-Group Bias): Personen der eigenen Gruppe besser bewerten (Selbstwertstärkung; Personen mit hohem Selbstwert und/ oder hohem Status zeigen mehr In-Group Bias – mehr glaube an die gerechte Welt, mehr Systemrechtfertigung) Fremd-Gruppen-Homogenität: Außengruppe wird als Einheit mit wenig Varianz gesehen Negations Bias (Negation Bias): Tendenz, nicht mit Stereotypen konformes Verhalten von Minoritätsgruppen mit Negationen auszudrücken (er ist nicht …), während mit Stereotypen konformes Verhalten von Minoritätsgruppen bestätigt wird (er ist …) Stereotypen Konsistenz Bias (stereotype consistency bias): Tendenz, über Out-Group i stereotypier Weise zu sprechen; Inhalte die nicht mit dem Stereotyp übereinstimmen werden nicht erzählt Soziale Dominanz Orientierung (Jim Sidanius & Felicia Pratto, 1999): Wunsch, hierarchische Strukturen herzustellen und/ oder beizubehalten, unabhängig von der eigenen Position des Individuums in der Gruppe. - Evolutionäre Erklärung: Gruppen sind deshalb hierarchisch angeordnet, weil dann Fragen von Fitness/ Fortpflanzungserfolg, Privilegien, Zugang zu Ressourcen abgehandelt werden können. Gruppen treten in Wettstreit über Ressourcen, um eigene Position zu erhöhen. Sie nutzen dazu ideologische Strategien (z.B. Systemrechtfertigung, Meritokratie-Überzeugungen). - Die Social Dominance Orientation (SDO) stell die als Trait gedachte Persönlichkeitseigenschaft dar, wie sehr eine Person hierarchische Strukturen und Dominanz einer Gruppe über andere unterstützt. Normalerweise gibt es 2 Sub- Dimenionen: Intergruppen-Dominanz (feindselige Einstellungen, Rassismus, Dehumanisierung, etc) und Intergruppen-Anti-Egalitarismus (subtilere Form, Ideologien, Karriereoptionen) - Kontext-Kontingent Effekt: Zsmhang zwischen SDO und out-group hostility wird durch den sozialen Status/ Macht der Außengruppe moderiert, d.h. Personen mit höherer SDO unterstützen wahrscheinlicher Gewalt der dominanten Gruppe gegenüber der untergeordneten Gruppe, aber weniger wahrscheinlich Gewalt einer untergeordneten Gruppe gegenüber einer dominanten Gruppe. SDO korreliert negativ mit Gehirnregionen, die mit der Wahrnehmung von Schmerzen bei anderen assoziiert sind Stereotypenbedrohung (stereotype threat) vs. Stereotype Lift Stereotypenbedrohung: Besorgnis von Mitgliedern einer Minderheitsgruppe, dass ihr eigenen Verhalten ein negatives Stereotyp bestätigen könnte - Latent ability Effect: wird das schulische/ akademische Umfeld geändert, um Stereotypenbedrohung zu reduzieren, dann zeigen stereotypisierte Gruppen bessere Leistung als vorher (latente Fähigkeit wird sichtbar) Stereotype-Lift: Wird eine Außengruppe abgewertet, kann das zum Performance-boost der nicht-abgewerteten Gruppe führen; Abwertsvergleiche mit der stereotypisierten Gruppe wirken als Leistungssteigerung Selbsterfüllende Prophezeiungen: Erwartungen darüber, wie eine Person ist hat Einfluss darauf, wie sie behandelt wird und führt dazu, dass sie sich auf eine bestimmte Art verhält Blame the Victim und Glauben in eine gerechte Welt (Just World Belief; Melvin. J. Lerner, 1980): bei trgischen Ereignissen oder marginalisierten Gruppen wird die Schukld dem Opfer zugeschrieben (negative Eigenschaften, problematischen Verhalten; haben es sich verdient) System Justification Theory (John Jost & Orsolya Hunyady, 2003: Menschen möchten nicht nur sich und ihre soziale Gruppe positiv bwerten, sondern auch das übergeordnete soziale System, das dieses rechtfertigt. Wird zwar häufig von Individuen in machtvollen Posutionen betrieben aber auch von benachteiligten Gruppen) ⇨ rechtfertigt den Status Quo Hate Speech: Art und Weise wie ein verbaler Angreifer über eine Gruppe, Religion, Geschlecht, sexuelle Orientierung etc. spricht, basierend auf dem jeweiligen Bias gegenüber der Gruppe Dominanzkultur (Birgit Rommelpacher, 1995) bzw. hegemoniales Dispositiv des Normalen (vgl. Michael Foucault, 1978): dominante kulturelle Normen und gesellschaftliche Praxen; Über- Unterordnung (gekennzeichnet durch -ismen) ▪Erklärung/Gründe − Sozialpsychologisch ⇨ Terror-Management-Theorie (Jeff Greenberg, Sheldon Solomon & Tom Pyszczynski, 1997): Menschen müssen ihr Wissen über ihre Endlichkeit in den Griff bekommen: Religion, Kultur liefern Permanenz, Vorhersagbarkeit, Ordnung -> Selbstwert ist daher immer kulturell verletzlich. Andere Kulturen bedrohen diesen − Soziobiologisch: Gruppenzugehörigkeit als Maximierung der Gesamtfitness (Verhalten entwickelt sich durch Umweltbedingungen) ▪Ansatzpunkt des Diversity Managements: Versucht Dominanzkulturen zu hinterfragen und neue „Normalitätskulturen“ zu ermöglichen Out-Group Favoritism ▪3 Motive: a) positive individuelle Identität b) positive Gruppenidentität c) legitimer Status Quo wenn a) und b) erfüllt, dann wird durch Out-Group Favoritism c) hergestellt (John Jost & Mahzarin Banaji, 1994) Es ist einfacher die persönliche Identität oder die Gruppenidentität zu verteidigen als sich mit einem ungerechten System anzulegen Asymmetrische Identitäts-Mobilisierung (assymetric identity mobilization; Sarah Cotterill et al. 2015): Mitglieder unterdrückter Gruppen hängen oft Ideologien an, die ihrer Gruppe abträglich sind Theorie des realistischen Gruppenkonflikts (Muzafer Sherif et al. 1954) Begrenzte Ressourcen führen zu Konflikten zwischen Gruppen und münden vermehrt in Vorurteilen und Diskriminierungen Sündenbockverhalten (scapegoating) – Tendenz, wenn Individuen frustriert oder unglücklich sind, Aggressionen auf Gruppen zu schieben, die nicht gemocht, sichtbar und relativ machtlos sind Normative Regeln (sich der Gruppe anpassen, um deren Erwartungen zu erfüllen) Homogenes Ideal (Marilyn Loden & Judy Rosner, 1991) o weiß, männlich, rational, verheiratet mit Kindern, wettbewerbsfähig und heterosexuell - Ferienlager Experiment 1954 Muzafer Sherif wollte herausfinden, wie Gruppenidentitäten entstehen und wie Konflikte zwischen Gruppen entstehen und gelöst werden können. Insbesondere interessierte ihn, wie Feindseligkeiten zwischen Gruppen überwunden werden können, indem sie gemeinsame Ziele verfolgen. 22 Jungen im Alter von 11 bis 12 Jahren, die sich vorher nicht kannten und keine auffälligen Verhaltensprobleme hatten. Die Jungen wurden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt. Gruppenbildung (Phase 1): In der ersten Woche wurden die beiden Gruppen voneinander getrennt und jede Gruppe führte gemeinsame Aktivitäten durch, die den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe förderten. Jede Gruppe entwickelte eine eigene Identität, Namen („Adler“ und „Klapperschlangen“), Normen und Hierarchien. Intergruppenkonflikt (Phase 2): In der zweiten Phase wurden die Gruppen in wettbewerbsorientierte Aktivitäten verwickelt, wie z. B. Sportwettkämpfe, die zur Schaffung von Konflikten und Feindseligkeiten zwischen den Gruppen führten. Durch die Wettbewerbe entstanden schnell starke Feindbilder und Negative Stereotype gegenüber der anderen Gruppe. Es kam zu Verhaltensweisen wie Beschimpfungen, Aggressionen und physischer Konfrontation. Reduktion des Intergruppenkonflikts (Phase 3): In der dritten Phase wurden gemeinsame Ziele eingeführt, die nur durch Zusammenarbeit beider Gruppen erreicht werden konnten. Beispiele für solche übergeordneten Ziele waren: o Das gemeinschaftliche Lösen von Problemen, wie das Wiederherstellen der Wasserversorgung oder das Anschieben eines steckengebliebenen Lastwagens. Durch die Notwendigkeit zur Kooperation wurden die Feindseligkeiten allmählich abgebaut und es entwickelte sich ein harmonischeres Verhältnis zwischen den Gruppen. INTERSEKTIONALITÄT Intersektionalität (Begriff geht zurück auf Kimberlé Crenshaw 1989); 1. Menschen sind gleichzeitig Mitglieder mehrerer sozialer Kategorien 2. Soziale Kategorien sind mit Ungleichheiten/Machtunterschieden aufgeladen 3. Kategorien sind Eigenschaften des Individuums und des sozialen Kontextes Achten auf die Wechselwirkung zwischen verschiedenen sozialen Kategorien und deren Bedeutung für ungleicheitsgenerierende Prozesse und Strukturen. Das Wahrnehmen von Unterschieden führt nicht per se zu Ungleichheit, aber die Bewertung und Bedeutung 3 Intersektionen: − Strukturelle Intersektionalität (welche Verkreuzungen sind besonders vulnerabel?) Welche Erfahrungen machen Menschen an der Überschneidung von verschiedenen Differenzkategorien − Politische Intersektionalität (Politik interessiert sich meist für spezifische Gruppen, andere Gruppen fallen aus dem Fokus; gerade Fokus auf psychische Gesundheit von Jugendlichen – alte Menschen & ihre Psyche werden nicht mitbedacht, manche Dinge/ Gruppen rücken in den Fokus, andere werden vergessen) konzentriert sich auf gesellschaftspolitische Blindstellen − Begriffliche Intersektionalität (Begriffliche Kombinationen für ganz bestimmte Gruppen, Bezeichnungspraxen, „Rabenmutter“ – wo ist das Gegenteil?? Vater der nur am Wochenende Zeit hat für Kinder ist Wochenendvater – ist okayyy, bei Mütter nicht.; für manche Verkreuzungen haben wir ein Wort, wenn man aber das Gegenteil nimmt dann haben wir keines oder es klingt sehr merkwürdig, viele doppelte Standards in unseren Bezeichnungen) Welche Diskurse gibt es; wie werden soziale Kategorien konstruiert und dargestellt Vgl. Nicole M. Else-Quest und Janet Shibley Hyde (2016) In den 1990 dritte Frauenbewegung: Frauen aus nicht westlichen Ländern haben noch ganz andere Probleme, können sich noch nicht individualisieren, Probleme sollten nicht vermischt werden, weil Frauen aus anderen Ländern noch nicht auf diesem Stand sind, dass dies möglich wäre Jedes Individuum hat Schnittpunkte von Diversitykategorien, gibt markante Knotenpunkte (dort Ungleichheiten, differenzierungen), What if Psychology Took Intersectionality Seriously? Changing How Psychologists Think About Participants [Kaitlin McCormick-Huhn et al., 2019] 4 Forderungen an die Psychologie Forderung nach 4 paradigmatischen Shifts: (fehlt dem Modell der 90er) 1. Teilnehmer*innen sind multidimensional zu denken (in der Psy sind wir sehr t-Test verliebt aber: nicht nur 2 Gruppen vergleichen, z.B. Männer/ Frauen; gut gebildet/ nicht, …) 2. Gruppenzugehörigkeiten sind immer dynamisch (zeitlich/ historisch veränderbar) 3. Intersektionale Positionierung ist mit ‚Macht‘ verknüpft und damit hierarchisch zu denken 4. Gruppenzugehörigkeiten gehen mit systematischen Vor- und Nachteilen einher (z.B. Körpergröße bei weißen Männern -> Erfolgt; bei POC Männern mit Bedrohung) INTERSEKTIONALITÄTBEGRIFFLICHKEITEN IM DIVERSITY-KONTEXT GLEICHHEITSANSATZ (alle Menschen sind gleich) Gleichheit als gesellschaftliches Ideal Gleichberechtigung Bekämpfung der (unmittelbaren) Diskriminierung Blindstelle ⇨ mittelbare Diskriminierung Mittelbare Diskriminierungen werden übersehen; dadurch dass alle gleich behandelt werden übersehe ich, dass nicht jeder die gleichen Chancen/ Hintergründe hat DIFFERENZANSATZ Verschiedenheit wird thematisiert (Biologie, Sozialisation, Kultur) Differenz wird wertgeschätzt Strukturelle Veränderungen, Integration/Inklusion Blindstelle ⇨ Verfestigung von Differenzkategorien Personen sind unterschiedlich und haben verschiedene Fähigkeiten, und das ist auch gut so; kann mir von überall das Beste rausholen; wertschätze die Unterschiede und setze sie auch ein; Personen die weniger Chance haben werden unterstützt, Förderungen 2 Probleme: 1. triggert sekundäre Vorurteile (Mann findet es unfair, nicht bei der Wahl des Vorstandes in Frage zu kommen, weil man noch mehr Frauen brauchen würde und er ein Mann ist); 2. Man lässt Personen nicht raus aus ihrer Kategorie (nicht jede Frau möchte in Führungsposition), Gefangenhalten in den Diversitykategorien Manchmal ist Gleichheitsansatz besser, manchmal der Differenzansatz, manchmal wäre ein Mittelweg optimal BEGRIFFLICHKEITEN IM DIVERSITY-KONTEXT Affirmative Action (AA): Programme zur Realisierung von Chancengleichheit, die Diskriminierungen der Vergangenheit durch aktive Maßnahmen bekämpfen: positive Diskriminierung. Initiieren aber keine Gleichstellung (z.B. Frauenquote, Familienförderung, Behindertenförderung) Token Women / Token People: Alibifrauen, Aushängeschilder, Repräsentat*innen einer Minderheit - Visibility: besondere Beachtung (Neid und Eifersucht) - Polarization: Gruppenabgrenzungsprozesse - Assimilation: wird nicht wahrgenommen, sondern verzerrt, sodass sie den entsprechenden Stereotypen entsprechen − A Tale of O: https://www.youtube.com/watch?v=-aVITBmSmUo) Heterosexismus: Gesellschaftliches und institutionalisiertes Denken, dass heterosexuelle Orientierung über andere sexuelle Orientierungen stellt Homophobie: Ängste und Unsicherheit Diskurs: Art und Weise, wie über etwas gesprochen, geschrieben, gedacht wird, sodass sich Wahrheiten herausbilden und Normen legitimiert werden; an Macht gekoppelt (vgl. Jürgen Habermas, Michel Foucault; z.B. Geschlechtsidentität als diskursive Praxis (vgl. Judith Butler, 1991), Altersdiskurse (Baby Boomer, Gen. X, Gen. Y, Gen. Z), ethnische Zuschreibungen, Meritokratie- Diskurs, Schönheitsdiskurse etc. Reifizierung: Hypothethische Konstrukte/ Modelle werden so dargestellt, als ob sie naturgegeben und somit wahr wären Essentialismus: Konstante über Zeiten und Kulturen gleiche Wesensdefinitionen werden angenommen Konstruktivismus: philosophische Strömungen; gegenstand bzw. Wissensobjekt wird von Betrachtern durch den Vorgang des Erkennens (mit)konstruiert ⇨ Dekonstruktivismus (doing Diversity, Doing Gender, Doing Age, etc) BEGRIFFLICHKEITEN IM DIVERSITY-KONTEXT Managing Diversity (MD) ⇨ Ziel... Bearbeitung von Diskriminierung auf personaler und institutioneller Ebene Hinterfragen/Aufbrechen von Dominanzkulturen Abwehr von Antidiskriminierungsklagen -> 3 verschiedene Paradigmen von MD (nach David A. Thomas und Robin J. Ely, 1996) 1. Fairness und Antidiskriminierung (Discrimination-and-Fairness; 60er-70er Jahre) 2. Legitimität und Marktzutritt (Access-and-Legitimacy; 80er-90er Jahre) 3. Effizient mit Diversität umgehen (Learning-and-Effectiveness; ab 2000 GESCHLECHT - Begrifflichkeiten Thema Geschlecht ist alltagstheoretisch ein ‚No Brainer‘ (Cordelia Fine, 2010) bzw. primäre Diversitykategorie (Burrnesha – geschworene Jungfrauen in Albanien – keine Ehe/ Nachkommen; wenn kein männlicher Nachkomme, musste erstgeborene Tochter als Mann Leben, Personen sehen nach 60/ 70 Jahren dann wirklich aus wie Männer, weil sie ihr Leben als Mann verbracht haben, aber keine angleichenden Ops) Sexueller Dimorphismus: kann leicht oder schwer zu erkennen sein; deutliche Unterschiede in der Erscheinung zwischen Männchen und Weibchen; Menschen in der Mitte (was die Schwierigkeit-Leichtigkeit beim Erkennen des Geschlechts angeht); sind grundsätzlich nicht so Unterschiedlich, außer natürlich primäre Geschlechtsteile (bei Babies z.B. schwer zu erkennen, ob Mädchen oder Junge wenn man sie angezogen sieht – da ist sexueller Dimorphismus nicht vorhanden, im Alter verliert sich der sexuelle Dimorphismus wieder – Ate Menschen gleichen sich auch hormonell an) haben eine Phase im Leben in der wir dimorph sind, Kindheit bis Pubertät nicht dimorph und ab 30/35 lässt es wieder nach; wir Inszenieren unser Geschlecht – acting out – (wie Haare gestyled sind, was wir anziehen, Mimik, Gestik, jeder von uns tut sein Gender); Inszenierung beginnt als Kind (da machen es die Eltern, z.B. Farbe der Kleidung), wieviel davon ist täglich wirklich meine Entscheidung? SEX (BIOLOGISCHE GESCHLECHT) Bei Sex meinen wir Biologische Marker: 3 G (Genitalien, Gonaden, Genetik) (3 G-System) „Geburtsklassifikation des körperlichen Geschlechts aufgrund sozial vereinbarter biologischer Kriterien“ (Regine Gildemeister, 2008, S. 138) Rechtlich ⇨ innerhalb einer Woche §9 Z.3… da muss Geschlecht in der Urkunde stehen; oft hat man dann ein Geschlecht zuweisen müssen, meistens zu weiblich, weil in Operation leichter – mittlerweile verboten! Entspricht auch einer Genitalverstümmelung, weil eine neue Vagina angelegt werden muss, die dann ständig etwas in sich haben muss, damit es nicht zuwächst – Trauma; wurde bist 2019 gemacht; Österreich hat inter nur eingeführt, weil es bei Statistiken zu Problem kam, weil es keine dritte Gruppe gab – gibt es seit 2019 o Jetzt Empfehlung: manche Verwachsungen (eingewachsene Hoden, offene Harnröhre) im Genitalbereich könnten zu Problem führen, das schon Operieren o Kinder sind Gesund!! Problem liegt bei den Eltern/ Gesellschaft, weil die nicht wissen, was das Kind für Geschlecht hat Biologische Systeme (3G [genetics– gonad– genitalia; Daphna Joel, 2012) − Chromosomales Geschlecht: XX (homolog; weibl.), XY (heterolog; männl.), XXY, XXX etc. − Gonadales Geschlecht: Eierstöcke, Hoden etc. (Ultraschall des Bauches, was innen zu sehen ist) − Hormonales Geschlecht: Östrogen, Progesteron, Androgene etc. − Äußere Geschlechtsorgane: Klitoris, Schamlippen, Penis, Hodensack etc. − Innere Geschlechtsorgane: Eileiter, Gebärmutter, Scheide, Samenleiter, Samenbläschen, Prostata etc. 1 von 500 Kindern: Intersexualität (Spektrum); Störung der Geschlechtsentwicklung (?!) 0,1 – 2% der Menschen weltweit ( 1 von 100 Menschen hat DSD – Disorder of Sex Development) SEX CATEGORY: „Die soziale Zuordnung zu einem Geschlecht im Alltag aufgrund der sozial geforderten Darstellung einer erkennbaren Zugehörigkeit zur einen oder anderen Kategorie. Diese muss der Geburtsklassifikation nicht entsprechen.“ (Regine Gildemeister, 2004, S. 138) Seit 1.1.2019 in Österreich und Deutschland 3. Kategorie ‚divers‘, (Entscheid des Bundesverfassungsgerichts in Deutschland 10.10.2017, Entscheid des Verfassungsgerichtshofes in Österreich 14.12.2018) - Für die Eintragung der Geschlechtskategorie stehen die Begriffe divers, inter oder offen zur Verfügung. Auch eine Streichung des Geschlechtseintrags ist möglich - Muss nicht dem entsprechen, was in der Geburtsurkunde steht - Geschlecht ist kein biologisches Faktum - Das Geschlecht, dass im Papier steht und gelebt und getragen wird o Nicht binär in Ö. schwierig, weil drittes Geschlecht bekommst du nur, wenn du inter geboren wurdest, du kannst nur zwischen männlich/ weiblich wechseln, aber nicht in inter hinein GENDER (SOZIALE GESCHLECHT) „Die intersubjektive Validierung in Interaktionsprozessen durch ein situationsadäquates Verhalten und Handeln im Lichte normativer Vorgaben und unter Berücksichtigung der Tätigkeiten, welche der in Anspruch genommenen Geschlechtskategorie angemessen sind.“ (Regine Gildemeister, 2008, S. 137) - Ich bekomm mein Gender, indem es andere mir auch Rückspiegeln. Ich inszeniere es und andere spiegeln es in der Interaktion zurück und zu dem Interaktionsprozess geht in jeder Kultur die Do´s und Dont‘s des Geschlechts einher Sozio-kulturelle Systeme: alles. Was in der Kultur typisch und normativ für männlich/ weiblich ist, steht auch mit anderen Differenzkategorien/ faktoren in Wechselwirkung „Man hat ein Geschlecht erst, wenn man es für andere hat“ (Stefan Hirschauer, 1993, S. 53f.) Multidimensional! o Weder gender noch sex sind binär und sie sollten nicht getrennt voneinander gedaht werden. Biologische Strukturen/ Funktionen beeinflussen gender, gender identity und Genderrollen auf individueller und kultureller Ebene. Deswegen kombinieren vanAnders und Dunn die Terme zu gender/ sex GENDER/SEX ‚sex‘ und ‚gender‘ sind weder dichotom noch unabhängig voneinander, eines kann nicht ohne das andere gedacht und beforscht werden (Rhoda K. Unger & Mary Crawford, 1993; Janet Shibley Hyde et al., 2018) Zusammenwirken von Gender (soziologisch) und Sex (biologisch) o Gelebtes Geschlecht wirkt sich auf den Körper/ Gehirn aus, Z.B. Frauen in taffen Umgebungen (Soldatinnen), haben ein anderes Testosteronlevel; Männer die viel Carearbeit machen, haben reduzierten Testosteronspiegel; und auch Gehirn/ Körper (Hormone) wirken sich auf das gelebtes Geschlecht aus (z.B. geringere Empathie bei höherem Testosteronlevel) ‚gender/sex‘ als „ “whole people/identities and/or aspects of women, men and people that relate to identity and/or cannot really be sourced specifically to sex or gender” (Sari M. van Anders, 2015, S. 1181). ‘gender/sex’ als dynamisches System, das bereits im Säuglingsalter entsteht und durch persönliche Interaktionen und kulturelle Durchsetzung beibehlten wird (Anne Fausto- Sterling, 2019) Gender Facetten innerhalb der Psychologie DOING GENDER Geschlecht wird als soziale Konstruktion aufgefasst, Geschlechtszugehörigkeit ist keine (fixe) Eigenschaft oder Merkmal eines Individuums, sondern ein fortlaufender Herstellungsprozess (vgl. Candance West & Don H. Zimmermann, 1987) - Geschlecht ungleich Subjektvariable, sondern Stimulusvariable - Geschlechtsidentität als diskursive Praxis (vgl. Judith Butler, 1991) - Erst diese im doing gender gebündelten Prozesse machen etwa die Gebärfähigkeit von Frauen zur Grundlage eines separierten und tendenziell benachteiligenden Status – nicht umgekehrt Geschlechtsidentität als diskursive Praxis (Judith Butler) - Diskursive Praktiken sind die kommunikativen und sozialen Handlungen, durch die Normen und Bedeutungen geschaffen und aufrechterhalten werden. In Bezug auf Geschlecht sind diese Praktiken die Sprache, Verhaltensweisen, soziale Interaktionen und kulturellen Repräsentationen, die die Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit formen und festigen. Geschlechtsidentität ist somit ein Produkt von diskursiven Prozessen, die in einem sozialen Kontext stattfinden und durch die kontinuierliche Wiederholung stabilisiert werden Genderforschung ⇨ Herstellung von Geschlechtszuschreibung und Auswirkungen dieser Zuschreibungen. (nicht die Geschlechtsunterschiede stehen im Fokus), was machen Genderzuschreibungen mit uns Menschen; kein Nachweisversuch von Geschlechtsunterschieden Engendering: Versuch gegenderte Einflüsse aufzuzeigen und aufzubrechen; Individuen machen gegenderte Erfahrungen, Berufe sind gegendert, Filme, Wissenschaft etc. Embodiment: Handlungen eines Individuums beeinflussen Aufbau und Funktion des biologischen Körpers (z.B. des Gehirns, der Hormonkonzentration), sie schreiben sich in den Körper ein. GESCHLECHTSIDENTITÄT (GENDER IDENTITY) Selbst-Kategorisierung der gegenwärtigen Geschlechtsidentität⇨ Persönlichkeitstrait? (Avshalom Caspi, Brent W. Roberts & Rebecca L. Shiner, 2005) wir identifizieren uns ja mit dem, was wir sind (tief Identifikatorisch), können es also fast wie Persönlichkeitstrait sehen; ab 2,5 kann es bei einem Kind schon beginnen, dass es das eigene Geschlecht ablehnt oder das andere Geschlecht sein möchte (durch persistierenden Wunsch, immer wieder anderes Geschlecht spielen etc.) Cisgender: Menschen, deren Selbst-Kategorisierung mit der Geburtskategorisierung übereinstimmt. Transgender/trans*: Überbegriff für Menschen, deren Selbst- Kategorisierung von der Geburtskategorisierung abweicht (Schätzungen liegen bei 5,5 von 100.000 Personen; Sonja Meyer zu Hoberge; 2009) (nicht unbedingt, dass man zu dem anderen Geschlecht wechselt, sondern auch zur Mitte) „gender-queer“, „gender-variant“... Menschen, die sich nicht als exklusiv männlich oder weiblich kategorisieren; queer – weg von männlich/ weiblich „two spirit“ (von Indigenen Völkern übernommen), „gender-blender“, „bigender“ etc....Vermischungen, Verwischungen der binär gedachten Genderkategorien „post-gender“, „agender“, „non-gender“, „non-binary“....Kategorisierung außerhalb der binär gedachten Genderkategorien (nervt es of ungemein, dass alles Gegendert ist – von Kleidung angefangen TRANSSEXUALITÄT BZW. GESCHLECHTSINKONGRUENZ ICD-10: Transsexualismus (F64) unter Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (KOMPLETT VERALTET) o Der Wunsch, als Angehöriger des anderen geschlechts zu leben und anerkannt zu werden. Geht meist mit Unbehagen oder Gefühl der Nichtzugehörigkeit zum eigenen anatomischen Geschlecht einher. Es besteht der Wunsch nach chirurgischer und hormoneller Behandlung -> Depathologisierung! ICD-11 (ab 2022): Geschlechtsinkongruenz (HA60) und ‚Conditions related to Sexual Health‘ o Keine psychische Störung mehr o Inkongruenz zwischen dem von einem Individuum erfahrenen Geschlecht und dem zugeschriebenen Geschlecht, führt oft zu Wunsch der Transition DSM-4: Geschlechtsidentitätsstörung DSM-5 (seit 2013): Geschlechtsdysphorie (Fokussierung des Leidensdrucks durch Unwohlsein, Ablehnung des eigenen Körpers und der zugewiesenen Geschlechterrolle) o Nur vergeben wenn Leidensdruck Bis 1989 war Homosexualität eine zu diagnostizierende Störung GESCHLECHTSDYSPHORIE BZW. GESCHLECHTSINKONGRUENZ Prävalenz: 4.6/100.000 bzw. 6.8/100.000 (SVA, 2019) Höhere Rate von Transfrauen (Male-to-Female, MTF) als Transmänner (Female-to-Male, FTM) von 1.9-2.7 MTF auf 1 FTM ABER Verhältnis bei Kindern und Jugendlichen ändert sich derzeit → Gender-Ratio beginnt sich anzugleichen (Gesine Meyer et al., 2019) - Viele theoretische Erklärungen: Anstieg der Prävalenz in der Population, Änderung der medizinischen Möglichkeiten, erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit inklusive sozialer Medien etc.; früher musste bei der Umwandlung auch auf die Reproduktionsfähigkeit verzichtet werden (Kastration) bis 2010 - Fazit: Die ‚wahre‘ Prävalenz kann derzeit (noch) nicht abgeschätzt werden (Nicos Scordis et al., 2020). SV Daten aus Österreich 2017 (Maria Kirnbauer, 2018) - 172 Personen waren 2017 wegen F64.0 in Behandlung, davon waren 60% zw. 15-29 Jahre und 29.1% zw. 30-44 Jahre alt o Generell nimmt die Prävalenz zu und das Alter sinkt und die Gender-Ratio beginnt sich anzugleichen - Daten aus Schweden (Cecilia Dhejne et al, 2014): 7.6 Transmänner und 12.9 Transfrauen auf 100.000 EW 81%-88% hormonelle Behandlung Mehr Transfrauen als Transmänner unterziehen sich hormoneller und chirurgischer Behandlungsschritte Voraussetzungen für die Änderung des Geschlechts In Österreich war bis 2009 (in Deutschland bis 2011) eine geschlechtsanpassende Operation (und damit Verzicht auf Fortpflanzungsfähigkeit) Voraussetzung für rechtliche Änderung des Geschlechtseintrags ➔ seit Gesetzesänderung weniger volle chirurgische Anpassungen - Jetzt nicht mehr Voraussetzung: Voraussetzung für die Änderung des Geschlechts in Österreich heute Gutachten einer*eines Fachärztin*arztes für Psychiatrie, oder Psychotherapeut*in oder klin. Psycholog*in a. Diagnose „Transidentität“ → (in Österreich Bundesländerentscheidung, in Wien nicht mehr notwendig!) b. Erklärung, dass ein Zugehörigkeitsempfinden zum anderen Geschlecht besteht und dieses aller Voraussicht nach irreversibel ist (sich nicht mehr ändert) c. Mitteilung, dass eine deutliche Annäherung an das äußere Erscheinungsbildes des anderen Geschlechts zum Ausdruck kommt (du musst so ausschauen) Erst nach Änderung des Geschlechts kann ein neuer, geschlechtsspezifischer Vorname durch Namensänderung beantragt werden. Es besteht Rechtsanspruch auf die Änderung in: o Geburtsurkunde o Änderung Staatsbürgerschaftsnachweis o Neuausstellung eines Reisepasses o Führerschein-Duplikat Kein Rechtsanspruch auf Änderung von Zeugnissen ➔ ‚Good Will‘!? (Entscheidung der Institution, ob sie umgeschrieben werden, tun sie aber nicht so gerne) Beantragung der Dokumente ist teuer (500-700 Euro), manche sehen optisch „perfekt trans“ aus, sind am Papier aber noch das alte Geschlecht, weil sie es sich nicht leisten konnten Kein Zwang mehr zu mind. 50 Stunden Psychotherapie Geschlechtsangleichende OP erst nach einem Jahr Hormontherapie möglich Zunahme von Genderdysphorie bei Kindern und Jugendlichen (mehr Mädchen als Burschen) Genderdysphorie bei Kinder & Jugendliche (vgl. Ristori & Steensma, 2016; Steensma et al., 2011) durch: Frühe Ablehnung der eigenen ‚Sex‘-Charakteristika und Wunsch nach Charakteristika des erlebten Genders. Cross-Dressing, Cross-Gender-Rollen im Spielverhalten, Bevorzugung von Spielzeug und Aktivitäten des anderen Geschlechts, Ablehnung kultureller Gendervorstellungen zeigen → bei ca. 10% bis 39% bleibt eine kindliche Genderdysphorie bestehen Der Körper passt nicht zu mir, ich bin nicht richtig, man hat mich in den falschen Körper gesteckt Grade ein „Trend“, weil sich das Thema öffnet, daher auch Gegenbewegung wegen dem threat der damit einhergeht Zunahme von FTM Post-Pubertäts-Fällen – „More panic than epidemic“ (Lisa Ashley, 2020) Ausgangspunkt der „Rapid-Onset Gender Dysphoria“ (ROGD) o Diskussion → Studie von Lisa Littman (2018) n=256 Elternfragebögen, die berichten dass 82.8% der Kinder weiblich waren - Eltern berichten darin von psychischen Problemen und vermehrtem Stress, der diese ROGD vorangegangen ist - Betroffenen wird ihr Leidensdruck abgesprochen (in der Pubertät sind wir alle mal unzufrieden …) Artikel wurde 2019 korrigiert und mehrfach formal kommentiert (vgl. Laura Ashley, 2020) „Testimonial injustice“ der Betroffenen! Rapid-onset Gender Dysphoria (ROGD): Eltern, die in Online-Foren über ihre Sorgen sprechen, dass dieser Wunsch plötzlich eingesetzt habe. Eltern berichten auch von psychischen Probeken und vermehrten Stress, der dieser ROGD vorangegangen ist -> hat zur Diskursfigur einer Epidemie geführt Betreuung erfolgt in spezialisierten multidisziplinären Einrichtungen (Pädiatrie, Endokrinologie, klinische Psycholog*innen, Psychiater*innen etc.) Pubertätsblocker (gonadotropin release hormons (GnRH)) Unterstützen Kinder und Jugendliche ihren Distress und Angst zu reduzieren. Laut der Endocrine Society wird empfohlen, GnRH zu verabreichen, wenn i) GD diagnostiziert wurde, ii) Pubertät einsetzt und keine Kontraindikationen vorliegen, iii) Jugendliche und deren Eltern über Nebenwirkungen (Osteoporoseneigung steigt, Tromboserisiko steigt, Blutzuckerschwankungen, Größenwachstum wird verringert, Körperfett nimmt zu, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Akne, Verringerung der Libido) und Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit/ Empfängnisbereitschaft informiert wurden. Diese Nebenwirkungen sind typisch für Hormonbehandlungen generell. Eltern müssen vor Volljährigkeit einwilligen und es braucht eine Empfehlung durch ein multidisziplinäres Team Pubertätsblocker werden generell sehr selten verschrieben (wie ein Pause Knopf, um sich gut Gedanken dazu machen zu können) - Studie aus den Niederlanden publiziert im Lancet Child & Adoleszent Health (Maria A.T. van der Loos et al., 2022): Jugendliche die Pubertätsblocker eingenommen haben, nehmen auch im Erwachsenenalter eher Hormone, die ihr Geschlecht verändern (704 von 720 Jugendlichen;) - Gender affirmative Hormonbehandlungen führen aber laut einer aktuellen Studie aus dem New England Journal zu einer signifikanten Verbesserung des psychischen Wohlbefindens der Jugendlichen innerhalb eines Beobachtungszeitraums von 2 Jahren (Diane Chen et al., 2023) – weil der Druck dann draussen ist TRANSSEXISMUS/TRANSMISOGYNIE/TRANSPHOBIE Trans-exclusionary radical feminism (TERF)...Begriff seit 2008 (j.K. Rowling, Burns, …) Diskurse: o Schützt die ‚Frauen!‘ o Biologische Unterschiede werden in den Vordergrund gestellt o Transfrauen als Bedrohung für Cisfrauen (Schutz binär-geschlechtlich abgetrennter Räume vor ‚Männern‘) tun sich sehr schwer, trans Frauen als wirklich Frauen anzuerkennen (müssen ja biolgische Frauen schützen, biologisch gibt es ja trotzdem unterschiede etc.) o Dominanz von Trans-Personen im Sport o Transfrauen, die (politische) Frauen-Quoten auffüllen ‚Combating rising hate against LGBTI people in Europe‘ – Council of Europe (2021)‘ Besonders massiv in UK, Polen, Russland, Türkei Hass gegen LGBTQ nimmt zu Transsexismus ist eigentlich Transmisogynie – trifft vorrangig MTF („Männer in Frauenumkleiden“ etc.) Cisgenderism bezieht sich auf die Idee, dass es möglich ist die Gender-Identität zu sehen oder aus körperlichen oder psychologischen Charakteristika zurückzuschließen; setzt ein binäres Gendersystem mit zwei diskreten Geschlechtern, die biologisch determiniert sind voraus (Y Gavriel Ansara & Peter Hegarty, 2013, 2014) - Delegitimierung individueller Genderidentitäten Cisnormativität bezeichnet die Idee, dass Sex und Gender zusammengehen (sollten); Frauen haben demnach körperliche Eigenschaften die mit weiblichem ‚sex‘ assoziiert sind und detto Männer (Geist, Reynolds, & Gaytán, 2017). (du bist als Mann geboren, verhalte dich so, alles andere ist nicht normal) Körperlichkeit verrät über die Identität, alles andere ist komisch Geschlechtsstereotype: „sind kognitive Strukturen, die sozial geteiltes Wissen über die charakteristischen Merkmale von Frauen und Männern enthalten“ (Thomas Eckes, 2008, S. 171) - Kognitive Ideen, wie Männer und Frauen so sind - Individuelles Wissen und konsensuell, kulturell geteiltes Wissen - deskriptiv (Überraschungseffekt!) und präskriptiv - es gibt einen Korn Wahrheit bei den Stereotypen, die Frage ist nur wie viel Gender Belief Systems (wie sind Männer, wie sind Frauen): komplexe Glaubenssysteme über die Unterschiedlichkeit von Frauen und Männern finden sich z.B. bei manchen naturwissenschaftlich ausgerichteten Wissenschaflter*innen (Simon Baron-Cohen, 2002, 2006; Louann Brizendine, 2013ab; Axel Meyer, 2015 etc.) oder bei diversen populärwissenschaftlichen Büchern, Comedy-Shows, Sketches/Witze über Frauen und Männer etc. - Die haben wir auch in der Psychologie drinnen: Frauen neigen leichter zu Depressionen, kleine Bub mit Adhs – haben auch Gender-Belief-Systeme, müssen aufpassen, dass wir nicht in unserer Schublade bleiben, sondern auch out oft the box denken Alltagstheorie der Zweigeschlechtlichkeit: In Denken, Wahrnehmen und Handeln gehen wir in der westlichen Welt von einer binären/dichotomen Sicht aus; Mann und Frau werden als Gegensatzpaare gedacht (vgl. amtliche Dokumente, Toiletten, Fragebögen, Polaritätsprofil etc.; vgl. Carol Hagemann-White, 1984), z.B.: - mediale Darstellungen - Peer Cultures ⇨ Weiblichkeit wird häufig als Gegenteil von Männlichkeit konstruiert - Unsichtbare Intersexualität und nicht-binäre Identitäten! Sind in der Alltagstheorie der Zweigeschlechtlichkeit gefangen SEXISMUS Bewusste oder unbewusste Diskriminierung von Menschen auf Grund ihres Geschlechts in 1960er Jahren analog zum ‚racism‘ eingeführt betrifft alle Geschlechter hierarchisierende Ideologie kulturell bedingt und institutionell verankert Europarat (27. März 2019): „Preventing and Combating Sexism“ International (47 Mitgliedsstaaten) vereinbarte Definition von Sexismus -... is a manifestation of historically unequal power relations between women and men, which leads to discrimination and prevents the full advancement of women in society (Council of Europe, 2019, S. 5) - kommt in allen gesellschaftlichen Bereichen vor - wird durch Geschlechterstereotype verstärkt und verhindert Gender-Gleichheit und eine inklusive Gesellschaft - verhindert das Empowerment von Frauen und Mädchen - ist mit Gewalt verlinkt (Alltagssexismus als Teil eines Gewaltkontinuums) Enthält Guidelines für viele Situationen, spricht sich für bewusstseinsbildende Maßnahmen aus z.B. gendersensible Sprache, Bildung, Hate Speech in Sozialen Medien u.v.m) Neosexismus/moderner Sexismus: Abstreiten, dass sexuelle Diskriminierung weiterhin als Problem besteht und die Ablehnung von Maßnahmen, die darauf abzielen, Ungleichheit weiter abzubauen Hostiler Sexismus: Aggressiv aufgeladene Demontage eines Geschlechts; feindselige Überzeugung, dass ein Geschlecht einen höheren Status verdient als das andere − Misogynie (Frauenfeindlichkeit bzw. Frauenhass) − Misandrie (Männerhass) Traditioneller/offener Sexismus: Stereotypenkonforme Betonung von Geschlechtsunterschieden Minderwertigkeit von Frauen (relativ zu den Männern). Befürwortung herkömmlicher Geschlechterrollen BENEVOLENTER SEXISMUS - Freundliche Diskriminierung; geht eigentlich um professionelles Umfeld - Liebgemeinte Andersbehandlung aufgrund des Geschlechts o „Frauen und Kinder zuerst“ o Frauen in Arbeit werden wie Prinzessinnen behandelt, schweres wird ihnen abgenommen, Türen aufgehalten etc. Erscheint zumeist im Gewand von Ritterlichkeit bzw. Kavalierstum; Gute Schule Hilft, das traditionelle Geschlechterverständnis aufrecht zu erhalten protektive Paternalität komplementäre Geschlechterdifferenzierung (wäre komisch, wenn es in die andere Richtung gehen würde) heterosexuelle Intimität (man bekommt das Gefühl, dass passt im professionellen Kontext jetzt nicht, weiß aber auch nicht, wie ich es jetzt ansprechen soll, ohne bitchig rüber zu kommen; Frau als Partnerin, ohne die ein Mann kein sinnvolles Leben führen kann) Belohnung traditioneller Geschlechterperformanz Einschränkung auf bestimmte Bereiche (‚gläserne Decke‘, ‚gläserner Aufzug‘) - „Eiserne Faust im Samthandschuh (velvet glove)“ (Mary, R. Jackman, 1994) o Wenn wir uns bei einfachen Dingen immer helfenden lassen, dann lernen wir nicht dazu und machen die Erfahrung nicht, unsere eigenen Probleme zu lösen – Kompetenzen können so verloren gehen - Korreliert negativ mit kognitiver Leistungsfähigkeit bei Frauen ⇨ stereotype threat? (Benoit Dardenne et al. 2007) - Frauen die häufig benevolentem Sexismus ausgesetzt sind, finden die herrschenden Geschlechternormen eher gerecht (Julia C. Becker & Stephen C. Wright, 2011) - Benevolenter Sexismus begünstigt traditionelles Hilfeverhalten (Frau sucht Hilfe, Mann hilft) und perpetuiert damit traditionelle Geschlechterrollen (Nurit Shnabel et al., 2015) - Wird internalisiert -> kann ich auch ausnutzen: „wenigstens sind die Männer nett zu uns/ Halten Türen auf Etc.“, je benevolenter Institutionen sind, desto mehr ist dort der hostile Sexismus - Die Frage ist, kann ich nein sagen, ohne dafür bestraft zu werden? Benevolenter Sexismus gegenüber Männern wenig erforscht ⇨ “Männer sind wie Babies, wenn Sie krank sind“ vs. Idealisierung im Hinblick auf Versorger/Beschützer Aktive Väter werden oft nicht ernst genommen AMBIVALENTER SEXISMUS Diskriminierungs-Zuneigungs-Paradox (Thomas Eckes, 2002)/ambivalenter Sexismus (Peter Glick & Susan T. Fiske, 1996): Zusammenspiel zwischen hostilem und benevolentem Sexismus sowie struktureller Macht und dyadischer Macht - Frauen, die sich konform zu traditionellen Geschlechterrollen verhalten, werden mit benevolentem Sexismus belohnt - hostiler Sexismus wird gegen nicht-traditionelle Frauen eingesetzt - Szrukturelle Macht: Kontrolle über die Verteilung wirtschaftlicher und sozialer Ressourcen - Dyadische Macht: Macht in Zweierbeziehungen: Kontrolle über das Bedürfnis nach Nähe, Intimität, Sexualität, Nachwuchs - Männer sind motiviert sich nett gegenüber Frauen zu verhalten und orosoziale Verhaltensweisen bei diesen zu verstärken, damit ihre eigenen Wünsche nach Intimität ohne soziale Konflikte erfüllt werden (Glick & Fiske) Systematisches Review von 654 Artikeln (Orly Bareket & Susan T. Fiske, 2023) Hostiler Sexismus schützt maskuline Machtdynamiken → direkte Vorurteile, Macht und Sexualitätsdynamiken Ambivalenter Sexismus wird eingesetzt um Kontrolle über Frauen auszuüben Benevolenter Sexismus leitet traditionelle Gender-Rollen-Verständnis an → Abhängigkeit, Paternalismus vs. wärme und Empathie; bespielt Vorurteile der Abhängigkeit Hostiler und benevolenter Sexismus sind positiv korreliert (kulturvergleichende Studie in 19 Ländern; Peter Glick et al., 2000); je stärker Frauen strukturell benachteiligt sind und je schlechter ihre Lebensqualität im Vergleich zu Männern, desto mehr ambivalenter Sexismus findet sich. INTERNALISIERUNG VON SEXISMUS Hostiler Sexismus ⇨wird fast in allen Ländern von Frauen stärker abgelehnt Benevolenter Sexismus ⇨ von Frauen stärker befürwortet, sogar stärker zugestimmt als Männer -... suggeriert negative Konsequenzen ausgleichen zu können .... Teil weiblicher Geschlechtsidentität ⇨ self silencing beliefs ⇨ friedliches, harmonisches Miteinander ...korreliert negativ mit subjective-wellbeing (Janet K. Swim et al., 2010) ...unterminiert (subtil) ECHTE Gleichstellungsagenden am Arbeitsplatz (Ivona Hideg & D. Lance Ferris, 2016) BEGRIFFLICHKEITEN - Androzentrismus: i.e. Männerzentriertheit; Sichtweise, die Männer ins Zentrum stellt und zur Norm erhebt (Medizin, Geschichte der Psychologie) - Doppelte Standards: z.B. bei Sexualität (vgl. Promiskuität und Homosexualität), bei psychiatrischen/psychologischen Diagnosen, Normtabellen!?, Frauen-Quoten!? Frauen in stereotypeninkonsistenten Berufen werden für Fehler strenger verurteilt (Victoria L. Brescoll, Erica Dawson & Eric Luis Uhlmann, 2010) Männer werden in stereotypeninkonsistenten Berufen als weniger kompetent bewertet (Madeline E. Heilman & Aaron S. Wallen, 2010) HEGEMONIALE MÄNNLICHKEIT Tim Carrigan, Bob Connell und John Lee 1985 ⇨ kulturell herausgehobene Form von Männlichkeit an der Spitze einer Hierarchie von Männlichkeiten; Wahrheit über Männlichkeit „...jene Konfiguration geschlechtsbezogener Praxis […], welche […] die Dominanz der Männer, sowie die Unterordnung der Frauen gewährleistet (oder gewährleisten soll)“ (Rawyn Connell , 1999) - Unterdrückte Männlichkeiten: z.B. „homosexuelle Männlichkeiten“ stellen die stärkste Opposition zur hegemonialen Männlichkeit dar - Komplizenhafte Männlichkeiten: Mehrheit der Männer, profitieren durch die ‚patriarchale Dividende‘ - Marginalisierte Männlichkeiten: Männlichkeiten unterdrückter Schichten, Ethnien GENDER MAINSTREAMING - politischer Begriff - Genderfragen sollen immer und überall mitgedacht und eingearbeitet werden - offizielles Ziel der Gleichstellungspolitik der EU seit dem Amsterdamer Vertrag 1997/1999. - Definition des Europarates 1998: Gender Mainstreaming besteht in der (Re-) Organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluierung der Entscheidungsprozesse, mit dem Ziel, dass die an politischer Gestaltung beteiligten Akteurinnen und Akteure die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern in allen Bereichen und auf allen Ebenen integrieren. Paradigmen/ Befunde GENDER SIMILARITIES HYPOTHESIS Janet Shibley Hyde (2005) ⇨ Meta-Analyse von 46 Meta-Analysen - Frauen und Männer sind sich in den meisten psychologischen Variablen ähnlich ⇨ kleine (48%) bis sehr kleine (30%) Effektstärken Ausnahmen (da gibt es Geschlechtsunterschiede): - Motorische Leistung (z.B. Geschwindigkeit, Wurfdistanz; Muskelkraft) – große Effektstärken - (Umgang mit) Sexualität (Masturbationshäufigkeit, Gelegenheitssex) – große Effektstärken (die Unterschiede werden kleiner hier!) bei Frauen spielt aber. Bei Gelegenheitssex auch das Risiko für Gewalterfahrungen/ Erkrankungen mit - Aggressivität – moderate Effektstärken (Unterschied, ob sich Personen beobachtet fühlen oder nicht -> wenn nicht, dann bei körperlicher Aggression sehr viel geringere Unterschiede; wenn schon, dann schlüpfen Frauen häufig wieder in ihre Geschlechtsrolle) Effektgrößen ändern sich mit dem Alter der Publikation (Alte: M/W unterscheiden sich viel mehr – auch kulturelle Größe, wie groß Unterschiede sind; je nach Kultur anders) Effektgrößen sind kontextabhängig (z.B. bei Aggression, bei Lächeln) Ethan Zell, Zlatan Krizan & Sabrina R. Teeter (2015) ⇨ Metasynthese von 106 Meta- Analysen (12 Mio Teilnehmer*innen) Inkludieren mehr psychologische Domänen und Moderatoren (kommen de facto zum selben Ergebnis wie 2005) 46.1% kleine und 39.4% sehr kleine Effektgrößen, wenig Unterschiede über Alter, Kultur und Zeit (nicht viele große Geschlechtsunterschiede) Kurzer geschichtlicher Ausflug: Geschlecht: 2 Ausprägungen der menschlichen Spezies, die in manchen Dingen unterschiedlich sind, aber im Großen und Ganzen ziemlich dasselbe (um 1900 beginnt der Gedanke, dass Frauen und Männer unterschiedlich sind, von da kommt auch der Gedanke, dass Frauen weniger Lust auf Sex haben) Große Effektstärken (M>F): (4 große Geschlechtsunterschiede auf Psychologischer Ebene, wo Männer höher scoren): - Maskuline Persönlichkeitseigenschaften (bei Frauen ist die Zustimmung zu weiblichen Eigenschaften nicht höher) - Mentale Rotation (Würfeltests, Raumvorstellung, Frauen tun sich relativ sicher schwerer) - Bedeutung körperlicher Attraktivität bei Partnerwahl (bei Männer mehr ein Thema) - Aggression (Männer zeigen Aggression häufiger) - Leistungen in Same-Sex Gruppen Große Effektstärken (F>M): (Frauen scoren höher) - Reaktivität auf schmerzhafte Reize (Frauen stufen Schmerzen höher ein; evtl bei Männern tough guy effect; Gehirn der Frauen reagiert schneller auf Schmerzreize, aber Kontexteffekt! Kommt drauf an, ob es eine Frau ist, die ein Kind hat oder nicht, da bekommt man andere Einstellung zum Schmerz) - Zuneigung zu Gleichaltrigen (wie sehr mag ich meine Freunde, Mädels emotionaler/ herzlicher, wie romantische Anziehung, tiefe Emotionalität, bei Männern eher sachlich) - Interesse an Menschen (wie sehr interessieren mich andere? Bei Frauen mehr) - Filminduzierte Ängste Aktuelle Befunde Gender Differences in Verbal Performance (Jennifer Petersen, 2018)→Meta-Analyse an amerikanischen Schüler*innen (d=0.29)...kleine Unterschiede zu Gunsten von Frauen o Umgang mit der Sprache; kleine Effekte, tun sich bissi leichter, lesen lieber, aber nicht viel Unterschied Frauen zeigen auch im National Assessment of Educational Progress (NAEP) beim Lesen und Schreiben bessere Ergebnisse im Bereich kleiner bis mittlerer Effektstärken (David Reilly, David Neumann & Glenda Andrews, 2019) Christoph Niepl, Matthias Stadler & Samuel Greiff (2019) → Geschlechtsunterschiede in Mathematik hängen mit der beruflichen Gender-Diversität (d.h. Frauenanteil in mathematiknahen Berufen) eines Landes ab o Burschen tun sich leichter; aber abhängig davon, wie viele Frauen in solchen Jobs tätig sind – Kontextvariablen! Unterschiede groß, wenn nur wenige Frauen in den Jobs/ Ausbildung; auch kulturelle Größe Lutz Jäncke (2018) → die meisten Unterschiede in Bezug auf Gehirnanatomie, Verhalten und Cognition sind nicht groß genug um von einem geschlechtlichen Dimorphismus zu sprechen Alyssa Kersey, Kelsey D. Csumitta & Jessica Cantlon (2019): Neuronale Prozesse im fMRI unterscheiden sich nicht bei mathematischen Aufgaben bei 3-10 Jährigen Kindern unabhängig vom Geschlecht Chaocha Jia et al. (2020): National Assessment of Education Quality an großer chinesischer Stichprobe (ca. 200.000 Personen) zeigt keine Geschlechtsunterschiede in „science achievement“, aber „science“ interest“ o Keine Unterschiede im können, aber im Interesse (Frauen bisschen weniger) Ellen T.M. Laan et al. (2021): Sexuelle Aktivität ist in den meisten Kulturen für (heterosexuelle) Frauen weniger angenehm als für (heterosexuelle) Männer* bei gleicher Kapazität für sexuelle Befriedigung. Charlotte Löffler & Tobias Greitmeyer (2023). Frauen* beurteilen sich empathischer als Männer* aber Emotionserkennung ist bei Frauen nur höher, wenn Motivation dafür erhöht wurde (wenn geprimed wurde `sie sind Frau, sie sollten empathischer sein`, wenn dies nicht dann keine Unterschiede) → Kontext-Faktoren, Gender Rollen und Stereotype BIOPSYCHOSOZIALES MODELL Am Beispiel zu Zuneigung zu Gleichaltrigen (sig Unterschied): wie kann das erklärt werden? - Biologischer Ast - Kultureller Ast Bei Biologischen Bereich: aus evolutionärer Sicht: wer hat was davon, wenn sich Frauen mehr für gleichaltrige interessieren (ultimate Ursachenanalyse) – weil wir Säugetiere sind, pflanzen wir uns intern fort und bei uns haben Weibchen gewisse Tragedauer, dann kommen die Babies relativ unfertig und brauchen Pflege, bis sie Überlebenswahrscheinlichkeit haben. In der Schwangerschaft können sich Weibchen nicht fortpflanzen, Männchen schon, Stillen war evolutionär auch überlebenswichtig und da ist Wsk auch veringert wieder schwanger zu werden; wir haben 2 parentale Investitionsstrategien: Männchen haben mehr Interesse ihre Reproduktionsfähigen Samen viel zu verteilen, weil sie kein kleines austragen/ aufziehen müssen (Quantität über Qualität); Weibchen haben andere Strategie: wissen sie können sich Zeit lang nicht fortpflanzen, also Männchen suchen, das gut ist (damit Kind gesund ist und Männchen mir auch nach der Geburt hilft); 2 konkurrierende Strategien (Weibchen qualitativ, Männchen quantitativ: sexual selection Strategies); wenn Männchen immer mit wem anderen was haben, dann wählen Weibchen ihn nicht für Fortpflanzung aus, daher haben Männchen auch long-term-mating Strategie, weil sie sonst nicht gewählt werden; Weibchen lassen sich bei der Wahl des Partners Zeit um zu sehen, ob er eh gut ist; dadurch bilden sich Strategien, wie Männchen zu vielen Partnerinnen kommen und auch gewählt werden dann und Weibchen wie komme ich zu gutem Partner der auch bei mir bleibt; Diese Unterschiede in der parentalen Strategien sollen ach zu psychologischen Unterschieden Führen: Männchen aggressiver um zu zeigen, dass sie super/ besser/ stärker als Kollegen sind, höhere Risikobereitschaft, weil das auch zum show-off gehört, höhere Frustrationstoleranz (weil sie auch nicht gewählt werden könnten) Weibchen schaut eher ob Paarungspartner bestimmte Eigenschaften erfüllt, soll Emotionale Stabilität, Größe Gehen davon aus, dass es sich genetisch niederschlägt. Wie wichtig sind genetischen Unterschiede? Bei uns gibt es einen genetischen Unterschied: das Y Chromoson; gibt es hormonelles Geschlecht? Mehr Varianz über ganzes Leben. Kleine Kinder sind hormonell fast ident, Pubertät bis 30 der größte hormonelle Unterschied zwischen m/w, dann geht der Unterschied wieder zusammen; hormonelles Geschlecht kann sich auch körperlich manifestieren; pränatale Prägung (im Mutterleib gibt es verschiedene hormonelle Situationen, könnte sich auf das Baby auswirken) im Mutterleib wird diskutiert (da kommt aber ncht viel raus) Ökologischer Ast für uns interessanter (Umwelt): von wo reden wir? (Europa, Asien – welche Politischen Situationen etc.); bei der Vergangenheit: Sammlerkultur oder Jägerkultur? Was sind m/w Aufgaben? Abhängig von Ökologischer Kontext/ Kultur (Tabelle: welche Aufgaben welchem Geschlecht zugeschrieben werden; bei Frauen Gemüse kochen etc; Männer: Jagen etc; dann noch swing activities: Kulturabhängig, wer was macht; Lasten tragen z.B. auch von Kultur abhängig – in manchen Kulturen Lasten am Kopf getragen Frauensache, Kuh melken etc.) Arbeitsteilung macht z.B. bei der Schwangerschaft Sinn, kehrt Individuum danach aber zurück, wie/ was sie vorher gemacht hat? Korreliert damit wie gefährlich Umwelt wahrgenommen wird: in gefährlicher Umwelt sehr klare Arbeitsteilung, in sicheren Umwelten dann meist nur temporär während Schwangerschaft; Arbeitsteilung hat sich aber dann verselbstständigt (hat evolutionär Sinn gemacht, aber dann ist Story daraus geworden): z.B. Männer grillen; dadurch haben sich dann Geschlechterstereotype entwickelt (Frauen dürfen nicht, …) und dann wird nichtmehr nachgefragt, es ist einfach so, Geschlechterstereotype können also aus früherer Arbeitsteilung resultieren. Wenn die Stereotype da sind, dann können sich geschlechtstypische Umwelten bilden – Frauen und Männer wachsen in Unterschiedlichen Umwelten auf (Beispiel Spielzeug); wir lernen von den Eltern/ sind Vorbild für uns, wenn Eltern glauben es gibt Unterschiede zwischen Buben/ Mädchen dann übernehmen das die Kinder und verhalten sich anders (stärker weiblich/ männlich); das zeigt sich bei den Eltern z.B. in der Sprache/ Stimmlage/ Struktur, wie mit ihnen gesprochen wird (bei Mädchen eher Dialog/ Interaktion/ werden weniger unterbrochen/ mehr auf Mimik und Gestik reagiert; Buben dürfen lang über was erzählen -> gendert parenting: verhalten sich zu ihren Kindern anders je nach Geschlecht). Ab der Pubertät beginnt wichtige Identitätskategorie mit dem Gender: wir inszenieren unser Geschlecht (auch lerntheoretischer Effekt; Interaktion mit wer will ich sein, wie will ich wahrgenommen werden), auch in den Medien werden wir konfrontiert, wie Unterschiedlich die Geschlechter sind/ was weiblich/ männlich ist/ welches Spielzeug; alles spielt zusammen: körperliches Geschlecht bedingt auch die Arbeitsteilung: wenn ich zarte Frau bin, dann kann ich manche Sachen nicht tun; Körper bedingt Verhalten, Verhalten bedingt Erfahrung; Art und weise wir wir Leben. Wirkt sich dann auch auf den Körper aus Gewisse Biologische Prädisposition , aber Mensch ist eingebettet in seine Geschichte, Erfahrung, Umwelt, etc. Biologischer, lerntheoretischer und kulturpsychologischer Ast können (Laura fragen) (links: Männersache; dann Quasi-Männersache; Swing: beide: dann Quasi-Frauensache) EVOLUTIONSPSYCHOLOGISCHES PARADIGMA Feststellung einer grundlegenden Asymmetrie zwischen den Geschlechtern ▪Männer/‚Männchen‘ vs. Frauen/‚Weibchen‘ Fitnessrelevante Fragen (Fortpflanzung und Überleben) ▪Nicht (nur) individuell sondern im Hinblick auf Gesamtfitness Unterschiede (auch psychologischer Natur) als Resultat von Selektions- und Adaptionsprozessen Männer und Frauen hatten evolutionär verschiedene Probleme. Männer können mehr Kinder zeugen als Frauen gebären können - Erfolgreiche Fortpflanzung von Männern und Frauen erfordert unterschiedliches sexuelles Repertoire im Hinblick auf Langzeit- und Kurzzeitbeziehungen - Vorteile/ Aufgaben für Kurzzeitbeziehungen von Männchen: Partnerinnenzahl, Identifikation von sexuell verfügbaren Weibchen, Identifikation von fertilen Weibchen, minimales Comitment/ Investment - Vorteile von Kurzzeitbeziehungen aus Sicht der Weibchen: rasche Ressourcen für sich und Nachwuchs, Reserve-Mating-Partner im Fall von Tod/ Verletzung/ Unfruchtbarkeit des aktuellen Partners, genetische Vorteile durch Paarung mit überlegenem Männchen - Aufgaben für Langzeitbeziehungen von Männchen: Identifikation von Weibchen mit hohem Partnerwert, Sicherung der Wsk für Fruchtbarkeit, Identifikation von Weibchen mit guten Parenting Skill - Aufgaben für Langzeitbeziehungen von Weibchen: Identifikation von Männchen, die Ressourcen zur Verfügung stellen; Identifikation von Männchen die willig sind, diese Ressourcen zur Verfügung zu stellen; Identifikation von Männchen, die Langzeitbeziehung eingehen; Identifikation von Männchen, die Nachwuchs gegenüber Angreifern verteidigen; Identifikation von Männchen mit guten Parenting Skills Nicht das individuelle Überleben, sondern die Fortpflanzung der Gene ist das Ziel (klassische Fitness vs. Gesamtfitness - Klassische Fitness: Maßeinheit, die den indirekten Reproduktionserfolg eines Individuums mittels Weitergabe von Genen durch Zeugung von Nachkommen bestimmt - Gesamtfitness: Resultat der Handlungen eines Individuums oder Wirkungen die Fortpflanzungserfolg und Auswirkungen auf Fortpflanzungserfolg der Verwandten betrifft 2Erklärungsebenen 1. Ultimate Ursachenanalyse – Frage nach der Funktion (Wozu ist Merkmal gut? Vorteil? Leistung?) a. Welchen Anpassungswert hat es, dass es zwei Geschlechter gibt und wozu ist es gut, dass sie sich im Verhalten unterscheiden? b. Wie ist es zu dieser Spaltung unter evolutionärem Druck gekommen? c. Was ist der evolutionäre Nutzen der Wechseljahre? 2. Proximate Ursachenanalyse – Frage nach dem Mechanismus (Welchem Konstruktprinzip verdankt das Merkmal seine Funktionstüchtigkeit? Welche Mechanismen müssen ablaufen, damit die Leistung zustande kommen kann?) a. Welche physischen und psychologischen Mechanismen sind erforderlich, damit sich jener Unterschied überhaupt manifestieren kann? Wie bilden sich geschlechtsspezifische innere und äußere morphologische Strukturen? b. Genetik bzw. Hormonelle Voraussetzungen Parentale Investition: Aufwand, den ein Elternteil für die Produktion eines einzelnen Nachkommens auf Kosten potentieller weiterer Nachkommen erbringen muss. - Innere Befruchtung erzwingt asymmetrische Verteilung der parentalen Investitionen - Männer brauchen viele sexuelle Kontakte um Gene weiterzugeben (Quantität) - Frauen gebären nur kurze Zeit -> wählerisch -> untaugliches Sperma wird vorselegiert - > Kinderaufzucht braucht viel Energie -> Wahl eines Partner der unterstützt (Qualität) Sexual Strategies Theory (SST; David Buss & David Schmitt, 1993, 2021): Asymmetrische parentale Investition führt zu Qualitativer (Frauen) vs. quantitativer (Männer) Fortpflanzungsstrategie - 2 wichtige Achsen in der Argumentation: a) Dauer des Matings (Kurzzeit vs. Langzeit) und b) Sex (männlich vs weiblich); dazu kommt internale Befruchtung, zyklische weibliche Fertilität, die bei Frauen mit dem Alter deutlich abnimmt, während sie bei Männern graduell abnimmt - Argumentation diverser empirischer psychologischer Unterschiede bei Promiskuität, Konkurrenzverhalten, assertiver Aggressivität, Risikobereitschaft etc. o Männer beteiligen sich weniger an Kinderaufzucht, Werbung und Wahlverhalten; höhere Paarungsbereitschaft und Wahllosigkeit bei den Männchen o Suche nach optimalen Voraussetzungen bei Weibchen; Männchen werben, Weibchen treffen eine Auswahl ABER: Mehrheit der Menschen möchte eine*n (exklusive*n) Partner*in (z.B. William C. Pedersen et al. 2002) bei Männern und Frauen relativ gleich (in uns ist es nicht verankert, kurz zeit mater zu haben, kurze Verbindungen einzugehen – Immunsystem! Gelegenheitssex sehr anstrengend für unser Immunsystem – Körpersäfte – bei Menschen nicht so gut ausgeprägt; Kurzzeit mater haben mehr Substanz in den Hoden, Attachment Fertility Theory) ▪Paarungsinvestment von Männern und Frauen zeigt große Überlappung Attachment Fertility Theory (AFT; Lynn Carol Miller et al., 2005, 2013): Lange Abhängigkeit des Nachwuchses von den Eltern ⇨ elterliches Fürsorgeverhalten wird zentral im Überleben Sex-homologes Paarungs- Bindungs- und Aufzuchtverhalten. Mehr an Sorge der Eltern um ihren Nachwuchs erhöht die Überlebenswsk desselben ▪ Kurzzeitbeziehungen stellen dabei ein ‚natürliches‘ Nebenprodukte dar; es gibt wenig Evidenz, dass Menschen ‚Short-Mater‘ sind (Sexualorgane, Immunsystem etc.) - Promiskuitives Verhalten ⇨ Teil des Partner*innen- Findungsprozesses ▪Moderatorvariablen: Verfügbarkeit von Paarungspartner*innen, sexuelle Erfahrung, Kultur, Gender-Beliefs - Theorie spricht für gender similarities theory (Personen paaren sich mit ähnlichen Personen) - Relativ wenige Geschlechtsunterschiede - Besonders die An- Abwesenheit von Vätern kann massiven Effekt für das Überlebe des Nachwuchses haben - Sexuelle Selektion in Richtung mehr sozialer und freundlicher Männchen/ potentiellen Vätern - Sexuelle Verlangen, romantische Liebe und Langzeitzuneigung sind quasi der Glue von von Langzeitbeziehungen Sind nicht ausgelegt für short-term-mating: unsere Babies kommen sehr unfertig auf die Welt – bei Tieren anders – braucht bei uns sehr lange, wo wir abhängig von Elter sind – das ist sehr großer Luxus für uns Menschen, diesen konnten wir dazu nutzen, um Großhirn auszubilden aufgrund der langen Reifezeit – macht uns wsl zu dem was wir sind – für das Überleben braucht das Kind wsl zwei Aufzugspersonen, das führt zu Sex-homologes PAarungverhalten (ähnlich zieht ähnliches an) GENETISCHES PARADIGMA Geschlechtschromosomen: homozygot (XX) männlich? vs. heterozygot (XY) weiblich? - Bei Vögeln, meisten Schlangen, einigen Eidechsen, Fischen, Amphibien -> hemizygot (ZW)= weiblich und homozygot (ZZ)= männlich SRY-Gen: ‘sex determining region‘ (entdeckt 1990 von Peter Goodfellow): am Y- Chromosom steuert die Entwicklung der männlichen Gonaden - Veraltete Theorie: Defaultwert= ‚weiblich‘; Aktivierung des Gens =‚männlich‘ - Aktivität des SRY-Gens führt ca. 7 Wochen nach Zeugung zur Differenzierung der Geschlechtsdrüsenanlage in Hodenformem -> Androgene (besonders Testosteron) werden gebildet - Wenn keine SRY- Aktivität entwickeln sich Ovarien (Eierstöcke) nach 8 Wochen -> Bildung von Östrogen und Progesteron und auch Testosteron (in kleinen Mengen) Theorie von Weiblichkeit als passiver Defaulteinstellung wurde aber durch die Entdeckung von Genen (WNT4, RSPO1) die aktive Entwicklung von Ovarien befördern und die Entwicklung von Hoden unterdrücken, in Frage gestellt - XY Individuen mit zusätzlichen WNT4-Genen entwickeln einen rudimentären Uterus und Einleiter - Wenn RSPO1 nicht. Richtig funktioniert entwickeln XX Individuen Testovarien Claire Ainsworth (2015) titelt in Nature, Vol 518 „Sex Redfined. The idea of two sexes is simplistic. Biologists now think there is a wider spectrum than that“ “Yet if biologists continue to show that sex is a spectrum, then society and state will have to grapple with the consequences, and work out where and how to draw the line.” (Claire Ainsworth, Nature, 2015) - 2015 waren 25 Gene identifiziert, die fpr DSD (Disorders of sex development) verantwortlich gemacht wurden - Embryos die als XY beginnen, können ihr Y Chromosom bei einem Teil ihrer Zellen verlieren - Weitverbreiteter Microchimärismus -> Stammzellen des Foetus können die Placenta überwinden und in die Mutter einwandern und vice versa -> diese Zellen können nach 30 Jahren noch nachgewiesen werden o Männer/ Frauen tragen Zellen ihrer Mütter; Mütter tragen Zellen ihrer Kinder in sich -> diese Zellen sind auch post-mortem im Gehirn nachweisbar HORMONELLES PARADIGMA - Dimorphe Genderannahme bei gonadalen Hormonen (Östrogene vs. Androgene) Aber Ovarien und Hoden produzieren beide ebenso wie die Nebennieren - Durchschnittliche Estradiol und Progesteronwerte unterscheiden sich nicht zwischen Frauen und Männern - Schwangere Frauen unterscheiden sich von nicht-schwangeren Frauen stärker als Frauen von Männern im Hinblick auf Estradiol und Progesteron - Starke Varianz über Lebenszeit (keine Unterschiede prenatal – Ausnahme ist Zeit der sexuellen Ausdifferenzierung), keine Unterschiede von Geburt zu Adoleszenz (Asunahme 1. Lbj,); Uterschiede ab Adoleszenz ABER Testosteronunterschiede zwischen Frauen und Männern sind deutlich geringer als bisher angenommen - Pubertät bei Mädchen zw. 8-17 Jahren und Buben zw. 9-18 Jahren (ca. 2 Jahre später, kulturübergreifend, evolutionsbiologisch über SST erklärt; Burschen mehr Möglichkeiten sich fortzupflanzen, daher können sie später anfangen) o Säkulare Akzeleration alle 25 Jahre um 1 Jahr früher (eine Zunahme der Körpergröße; die Verschiebung der Menarche und der Menopause der Frau in ein höheres Lebensalter) o Deutlicher Geschlechterdimorphismus ( zeitweisen oder dauerhaften Unterschied im Erscheinungsbild zwischen Männchen und Weibchen) o Wachstumsschub: Mädchen zw. 9-13 dann Verlangsamung bis 18; Buben zw. 12-15 bis 20 (stärkere Disproportionierung) o Östrogene -> stärkere Ausbildung des Fettgewebes, Hüften werden breiter als Schultern o Testosteron -> fördert Knochenwachstum Genetische Festlegung und Fixierung ist fraglich - Beeinflussung durch die Umwelt -> Dominanzforderungen erhöhen Estradiol und Progesteronausschüttung, ebenso wie soziale Zurückweisung - Kinderaufzucht reduziert Testosteron - NEUROPSYCHOLOGISCHES PARADIGMA Unter hormonellem Einfluss: Brain Organization Theory (vgl. Luann Brizendine, 2009): Bildung bestimmter Gehirnstrukturen⇨ zerebrales Geschlecht? Es wird diskutiert: - Geschlechtsspezifische Determination bestimmter Gehirnstrukturen - ‚Programmierung‘ hypothalamischer Zentren - Entwicklung von Gehirnstrukturen als Basis geschlechtstypischer Verhaltensdispositionen - u.v.m Was finden sich für Unterschiede im Gehirn? Oder gibt es einen zerebralen Geschlechterdimorphismus? Viele ältere Studien – mit z.T. widersprüchlichen Befunden - Z.B. Zellgruppen im Hypothalamus(INAH3 Interstitonal of the anterior hypothalamus) Bei ‚Männern‘ 2.5 mal größer als bei Frauen (Wsl für unterschiedliches Sexualverhalten zuständig aber uneinheitliche Befunde) (wird auch bei homosexuellen Männern diskutiert) - Männliche Gehirne 10-15% größer und schwerer -> rechnet man Körpergröße raus dann um ca. 100g schwerer (aber Hirnvolumen und Leistung stehen nicht nachweislich in Beziehung) - Männliche Gehirne mehr graue und weiße Substanz, aber Prozentsatz grauer Substanz bei Frauen größer (widersprüchliche Befunde) - Anzahl der Neuronen in sprachrelevanten Regionen im weiblichen Gehirn um 11% größer - Veränderungen im Corpus Callosum Metaanalyse: Amber N.V. Ruigrok et al. (2014) zeigt einige statistische Unterschiede z.B. - Männer haben durchschnittlich größere absolute Volumina in jeder Volumens-Kategorie (8% to 13%), Geschlechtsunterschiede sind am deutlichsten beim intercraniellen Volumen Cerebrum-Volumen. Große Effekte auch bei Gesamthirn-Volumen, frauer/ weißer Substanz und beim Kleinhirn ▪Frauen zeigen höhere Dichten im linken Frontallappen ▪Genderspezifische Asymmetrie-Annahmen; sind männliche Gehirne asymmetrischer? −Strukturell: zentrale Sulcus und Sylvische Fissur −Funktionell – Lateralisierung? Ob funktionelle Symmetrie bei sprachlichen Aufgaben günstiger ist, ist aber ungeklärt! Studien zur Sprachverarbeitung (vgl. Ehepaar Shaywitz et al. 1995) Frauen mehr Akt