KI-Integration in Unternehmen: "Umbau unter rollendem Rad"
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Der Artikel beleuchtet die Herausforderungen der KI-Integration in Unternehmen. Der Autor vergleicht die Situation mit dem Umbau eines Schienennetzes und betont die Notwendigkeit von Ressourcen, Zeit und einem strategischen Ansatz. Er betont auch die Wichtigkeit von Weiterbildung und Unterstützung für Mitarbeiter, um den Erfolg der KI-Integration zu gewährleisten.
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**„Umbau unter rollendem Rad": Was uns die Erneuerung des Schienennetzes für KI-Integration in Unternehmen lehrt** Die aktuelle Diskussion über die Erneuerung des Schienennetzes bietet meiner Meinung nach eine wunderbare Metapher für die Integration von KI in Unternehmen. So wie die Bahn ihre Strec...
**„Umbau unter rollendem Rad": Was uns die Erneuerung des Schienennetzes für KI-Integration in Unternehmen lehrt** Die aktuelle Diskussion über die Erneuerung des Schienennetzes bietet meiner Meinung nach eine wunderbare Metapher für die Integration von KI in Unternehmen. So wie die Bahn ihre Strecken modernisiert, während der laufende Betrieb aufrechterhalten werden muss, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, Künstliche Intelligenz in ihre bestehenden Prozesse zu integrieren, ohne den Geschäftsbetrieb zu unterbrechen. Dieser \"Umbau unter rollendem Rad\" erfordert aber einen genauen Blick, Zeit und Ressourcen, um erfolgreich zu sein. **Die Dringlichkeit von KI oder Wird mein Job von Maschinen übernommen?** Für viele Menschen und Unternehmen ist das Thema KI also äußerst dringlich -- soweit, so bekannt. Der Druck, sich mit KI zu beschäftigen, ist hoch, da man sonst Gefahr läuft, abgehängt zu werden. Zumindest wird dieses Damokles-Schwert in den letzten Monaten häufig über die Köpfe von Menschen gehängt (siehe u.a. [hier](https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/kuenstliche-intelligenz/ki-wieso-europa-nicht-zu-stark-abhaengig-werden-darf-19213903.html)). Persönlich habe ich als agiler Lerncoach das auch schon erfahren. Neulich habe ich an einer [BarCamp-Session](https://pretalx.com/loscon24/talk/CHPFLS/) teilgenommen, die sich mit der Zukunft von Coaches, Moderator:innen und Facilatot:innen mit Blick auf KI beschäftigte. Die Session prognostizierte (vielleicht auch provokativ formuliert), dass 80% aller Trainings-, Coaching- und Facilitation-Aufgaben in den nächsten 6-18 Monaten von KI übernommen werden könnten. Dieser Eindruck kann verständlicherweise beängstigend wirken, insbesondere wenn man in einem Beruf arbeitet, der potenziell stark von KI betroffen ist. Mir ist es wichtig, diese Ängste anzuerkennen, aber gleichzeitig nicht in Panik zu verfallen. Die Integration von KI sollte nicht unüberlegt und überstürzt erfolgen. Ein durchdachter und strategischer Ansatz ist notwendig, um die Vorteile der KI zu nutzen, ohne unnötige Risiken einzugehen. Das bedeutet, dass Unternehmen die Zeit und die Ressourcen investieren müssen, um ihre Mitarbeitenden angemessen auf die Veränderungen vorzubereiten -- oder besser: sie enablen, sich selbst vorzubereiten. Ein zu schneller und unkoordinierter Ansatz kann dazu führen, dass wertvolle Ressourcen verschwendet werden und die Mitarbeitenden überfordert sind. Und etwas, das mir auch manchmal zu kurz kommt: der Spaß am erkunden einer neuer Technologie! Ich persönlich fühle mich emotional an die Zeit erinnert, als ich in den 90ern das erste mal das gebrauchte 28k-Modem meines Bruders für meinen Rechner nutzen durfte. Gefühlt stand mir auf einmal die ganze Welt offen (und meine Eltern hatten keine Ahnung, von dieser neuen Welt). **Zwischen Leistung und Lernen: Die Herausforderungen der KI-Integration** Menschen, die sich beruflich mit KI beschäftigen, stehen häufig vor einem Dilemma, wie die Bahn bei der Streckensanierung: Das Thema ist fordernd und zeitaufwendig, und es gibt noch wenig oder keine Standard-Trainings. Die ständigen neuen Entwicklungen machen es zu einer Herausforderung, sich lernend und erkundend damit zu beschäftigen. Diese Zeit fehlt dann oft für die üblichen Tätigkeiten, wie Meetings, Servicebereitstellung und Produktentwicklung. Dies kann bei Menschen zu inneren Spannungen und auch zu Qualitätsbeeinträchtigungen führen -- Kund:innen warten genauso, wie Bahnreisende eventuell. Ein anschauliches Beispiel aus dem Bereich Marketing, das ich neulich in einem Gespräch erfahren habe: Ein Marketing-Mitarbeitender, der herausfinden möchte, ob er mit Hilfe von Large Language Models schneller und effektiver Content für Social-Media-Kampagnen erstellen kann, muss sich zunächst intensiv mit den technischen und rechtlichen Aspekten dieser Tools auseinandersetzen. Während dieser Zeit kann er selbst natürlich keine Kampagnen auf den Weg bringen, was zu einer Belastung für das Tagesgeschäft führt. Einiges war dann technisch machbar, aber im Umfeld seines Unternehmens nicht umsetzbar. Ähnlich wie bei der Schienensanierung müssen Züge Umwege fahren oder eng getaktet über Behelfsstrecken geführt werden, was zumindest für einige Zeit, den gesamten Betrieb verlangsamen kann. Und das Thema Ki ist ja nicht so, dass man einmal umstellt und dann ist es gut und alles läuft wieder... **Den Weg bereiten: Ressourcen und Enablement fürs KI-Lernen** Was kann hier helfen? Ich glaube, dass man Menschen -- die individuelle Person, aber auch Teams und Abteilungen -- bewusst Zeit, Freiraum, Ressourcen (z.B. in Form von Lizenzen für KI-Tools zum Probieren) und vor allem Vertrauen geben muss. Menschen müssen sehen: „Ja, es ist gewünscht, dass du dich mit KI beschäftigst, und ich gebe dir die Möglichkeit, das während deiner Arbeitszeit zu tun". Vielleicht ist auch eine Abstimmung mit dem IT-Support und ggf. auch den Datenschutzbeauftragten wichtig. Externe Unterstützung in Form von Coaching, Facilitation und KI-Expertise kann ebenfalls sehr wertvoll sein. Meiner Ansicht nach, ist es wichtig, die Lernenden oder Mitarbeitenden zu fragen, was sie erkunden möchten und wo sie Chancen und Risiken von KI in ihrem Tätigkeitsbereich sehen. Darauf aufbauend kann man Lernangebote in Form von Explorer Journeys anbieten. So eine Journey durfte ich im Bereich \"Lernen und KI\" selbst mit meiner Kollegin Eva Dirr-Bubik dieses Jahr führen aber auch bei einigen unserer Kunden anstoßen. Vielleicht ist auch der LernOS-Leitfaden KI eine Option. Zusätzlich sollten Unternehmen eine Kultur fördern, die Neugier und Experimentierfreude unterstützt. Dies kann durch die Schaffung von Communities of Practice geschehen, in denen Mitarbeitende ihre Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen können. Solche CoPs können als Katalysatoren für Innovation und Lernen dienen, indem sie den Austausch von Wissen und Erfahrungen fördern. Ein unterstützendes Umfeld und eine gute Fehlerkultur sind dabei essenziell. Nicht jede Idee zündet -- nicht jeder Proof of Concept wird zum Erfolg. **KI in Unternehmen: Das macht auch Spaß!** Ja, wir müssen uns mit KI beschäftigen -- und ja, das kann auch sehr viel Spaß machen. Zum Enablement gehört auch die Förderung der Motivation! Gleichzeitig ist es wichtig, dass wir alle gemeinsam feststellen, welche Bereiche des riesigen Themenfeldes KI es wert sind, dass wir Zeit und Ressourcen investieren. Das ist keine leichte Aufgabe, aber wir wollen und müssen sie angehen. Der Blick auf die letzten Jahrzehnte der Digitalisierung zeigt, dass „Umbauten unter rollendem Rad" auch durchaus gut verlaufen können, wenn man ehrlich und transparent ist, Kapazitäten freigibt und Dinge wagt. Ein eigenes kleines Beispiel ist ein POC, das ich mit Kolleg:innen aus dem KI-Team bei QualityMinds durchführen konnte. Mit dem \"Manu-Bot\" haben wir tatsächlich selbst untersucht, ob Teile des agilen Lerncoachings mit KI abgebildet werden können -- und ja, die Ergebnisse waren vielversprechend, auch wenn wir sie nicht im Einsatz haben. Ich persönlich habe deswegen auch keine Angst vor Veränderung in dieser Richtung. Ich könnte mir z.B. durchaus vorstellen, das Agiles Lerncoaching künftig gut Hand in Hand mit KI-Coaching geht, wo es sinnvoll ist. Was ich damit sagen möchte: Ich bin dankbar, dass ich bei QualityMinds die angesprochenen Freiräume und Ressourcen und vor allem lieben Kollegen finde, die für ein konstruktives Erkunden und Lernen im Bereich KI derzeit einfach nötig sind. Das führt auch manchmal in eine Sackgasse -- nicht alles, was ich lese oder versuche bringt mich weiter. Aber ich habe in den letzten Monaten so unglaublich viel gelernt und versuche natürlich auch meine Erfahrungen zu teilen. Ich glaube: Die Zukunft kann aufregend und bereichernd sein, wenn wir sie gemeinsam gestalten und die Chancen nutzen, die uns die KI bietet. Was sind Deine / Eure Erfahrungen mit dem Erkunden und Integrieren von KI in Deiner / Eurer Organisation?