BW-A-Sb1 PDF - Grundlagen von Unterricht
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This document provides an overview of the foundations of teaching, discussing different perspectives, historical figures, and key concepts related to education. It explores the fundamental aspects of teaching and learning and offers a deeper understanding of the educational process and the role of teachers and students.
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1. Grundlagen von Unterricht 1.1 Begriffserklärung 1. Perspektiven auf Unterricht: Disziplinen ---> alle tragen zu komplexen Unterricht bei Allgemeine Didaktik: Gebiet innerhalb der Erziehungswissenschaft, speziell Lehrerbildung Theorie und Praxis der Unterrichtsgestaltung Oft: Beschreibung...
1. Grundlagen von Unterricht 1.1 Begriffserklärung 1. Perspektiven auf Unterricht: Disziplinen ---> alle tragen zu komplexen Unterricht bei Allgemeine Didaktik: Gebiet innerhalb der Erziehungswissenschaft, speziell Lehrerbildung Theorie und Praxis der Unterrichtsgestaltung Oft: Beschreibung von Modellen Lehr- Lernforschung: Arbeitsgebiet vorwiegend in Pädagogischer Psychologie Übergreifender Begriff: Viele Lernsituationen (nicht nur Unterricht) Oft: Quantitativer Forschungszugang, Beschreibung von Effekten Fachdidaktik: Gebiet innerhalb der Fachwissenschaften Domänenspezi sche Lernprozesse 2. Der wisschenschaftliche Begriff der Bildung ist anders gefasst als der umgangsprachliche: Alltag: Bildung = Aneignung von Wissen, Zugang zur „Hochkultur“ Erziehungswissenschaft: Bildung = Persönlichkeitsentfaltung und umfassende Teilhabe De nition von und Theorien über Bildung sind zentrales Anliegen der Erziehungswissenschaft ---> Bildung ist ein Prozess, der auch Persönlichkeitsentfaltung miteinschließt 3. Was ist Bildung? „Die Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen.“ Wilhelm von Humboldt (1792) ---> Aneignung der Welt durch Prozesse & Persönlichkeitsentfaltung „Die Pädagogik oder Erziehungslehre ist entweder physisch oder praktisch. [...] Die praktische oder moralische ist diejenige, durch die der Mensch soll gebildet werden, damit er wie ein frei handelndes Wesen leben könne. [...] Sie ist Erziehung zur Persönlichkeit, Erziehung eines frei handelnden Wesens, das sich selbst erhalten, und in der Gesellschaft ein Glied ausmachen, für sich selbst aber einen innern Wert haben kann.“ Immanuel Kant (1803) ---> Freiheitsgedanke durch Bildung ---> es werden zwei Arten der Pädagogik beschreiben: Physische und Praktische (moralische) Pädagogik: Physische: bezieht sich auf natürliche oder körperliche Entwicklung des Menschen Praktische: bezieht sich darauf den Menschen zu einem frei handelnden Wesen zu erziehen (wie Bildung Persönlichkeit, etc.) => Bildung besteht somit aus Prozess + Ergebnis 4. Zentrale Grundlage: Humboltsches Bildungsideal ---> er hat Reform des Bildungswesens eingeführt Bildung sowohl persönliche Aufgabe als auch gesellschaftspolitisch bestmöglich auszuführende Staatsaufgabe Bildungskategorien: ---> Individualität: einzigartige Ausgestaltung der pers. Fähigkeiten und Haltungen ---> Totalität: alle Kräfte des Menschen kommen zur Entfaltung ---> Universalität: Teilhabe an allen Lebens- und Kulturbereichen Bildung ist Selbstbildung und nie abgeschlossen 1.2 Normative Vorstellungen von Unterricht im Wandel der Zeit 1. Pädagogische Tradition mit unterschiedlichen Wertvorstellungen von "gutem" Unterricht 1. Traditionelle Schulpädagogik (begründet u. a. von Herbart) Lehrkraft = Unterstützung für die Entwicklung von Interessen und Fähigkeiten Guter Unterricht = Heranführen an Gegenstände, Auseinandersetzung mit Inhalten; wichtig: pädagogischer Takt 2. J. F. Herbart: Begründer einer wissenschaftlichen Didaktik und Pädagogik Die „Erhebung zur selbstbewussten Persönlichkeit soll ohne Zweifel im Gemüt des Zöglings selbst vorgehn und durch dessen eigene Tätigkeit vollzogen werden; es wäre Unsinn, wenn der Erzieher das eigentliche Wesen der Kraft dazu erschaffen und in die Seele eines anderen hinein ößen wollte. Aber die schon vorhandene und ihrer Natur notwendig getreue Kraft in eine solche Lage zu setzen, dass sie jene Erhebung unfehlbar und zuverlässig gewisse vollziehn müsse: dies ist es, was sich der Erzieher als möglich denken, was er zu erreichen, zu treffen, zu ergründen, herbeizuführen, fortzuleiten als die größte Aufgabe seiner Versuche ansehn muss.“ Herbart (1804) ---> Aufforderung zur Selbsttätigkeit ---> Erzieher als Unterstützung, Initiator 3. Johann Heinrich Pestalozzi „Da die Natur des Menschen eher zur Destruktion neigt , (...) kann die Erziehung keineswegs bloß in einem gutmütigen Gewähren-Lassen bestehen.Vielmehr muss sie darum bemüht sein, soweit Natur und Gesellschaft einer angemessenen Entwicklung im Wege stehen, diesen Hindernissen entgegenzuwirken, ohne ihrerseits die elementarsten Rechte von Natur und Gesellschaft zu verletzen.“ ---> Erziehung vermittelt zwischen Natur und Kultur ---> Erziehung wird als aktiver Prozess beschrieben, der notwendigerweise korrigiert eingreifen muss, um destruktive Tendenz der menschlichen Natur zu lenken und gesellschaftliche Hindernisse zu überwinden 4. Pädagogische Traditionen mit unterschiedlichen Wertvorstellungen von „gutem“ Unterricht 1. Traditionelle Schulpädagogik (begründet u. a. von Herbart) Lehrkraft = Unterstützung für die Entwicklung von Interessen und Fähigkeiten Guter Unterricht = Heranführen an Gegenstände, Auseinandersetzung mit Inhalten 2. Reformpädagogik (ab 1900: Montessori, Petersen, Dewey) Lehrkraft = Unterstützung der natürlichen Entfaltung des Kindes Guter Unterricht = Ganzheitliche, altersangemessene Förderung der Persönlichkeitsentfaltung; Prinzipien: Kindgemäßheit, Lebensnähe, Selbsttätigkeit 3. Lernziel- und Kompetenzorientierung (seit 1960er Jahren) Lehrkraft = Unterstützung von (fachlichen) Lern- und Entwicklungsprozessen Guter Unterricht = Lehr-Lernprozess, der systematisch Wissen, Können und Verstehen aufbaut; Prinzipien: Zielorientierung, Strukturiertheit, Wissenschaftsorientierung 5. Maria Montessori „Unsere pädagogischen Methoden hingegen sind so ausgewählt, dass sie eine sich steigernde Serie psychischer Stimuli darstellen, die den Bedürfnissen eines Kindes vollkommen angepasst sind. Die Umgebung stimuliert jeden Schüler zu der ihm individuell gemäßen und seinen subjektiven Möglichkeiten entsprechenden psychischen Entwicklung. Die Kinder haben in all ihren Äußerungen Freiheit und werden mit viel Herzlichkeit behandelt. M. Montessori „Hilf mir, es selbst zu tun.“ ---> Selbsttätigkeit, angepasstes Lernmaterial ---> sie sagt Raum ist dritter Pädagoge ---> individuelle Lernumgebung 6. Zielkriterien von Unterricht: Typen Individuelle vs. kollektive Ziele Fachwissen vs. fachübergreifende Kompetenzen Kognitive vs. emotional-motivationale Ziele Kurz- vs. langfristige Effekte 7. Zeitgemäßes Ziel von Unterricht Vorbereitung auf Teilhabe an der „Wissensgesellschaft“ Zentrale Bildungsziele nach Weinert (2000) ---> Aufbau intelligenten Wissens ---> Aufbau anschlussfähigen Wissens ---> Aufbau von Schlüsselquali kationen ---> Aufbau des Lernen Lernens ---> Aufbau sozialer Kompetenzen ---> Aufbau von Werteorientierungen (sozial, demokratisch, persönlich) 8. Der Begriff der Kompetenz Unter Kompetenzen versteht man die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortlich nutzen zu können. (Weinert (2001)) ---> Kompetenz ist nichts angeborenes Kompetenzen sind erlernte oder erlernbare Fähigkeiten ---> Idee des anwendbaren Wissens steckt hier mit drin, sowie die Haltung dazu => De nition: Kompetenzen sind erlernbare Fähigkeiten, um Probleme zu lösen. Bestandteile: Kognitive Fähigkeiten: Wissen und Denken. Fertigkeiten: Praktische Anwendungen. Motivation: Wille, aktiv zu handeln. Volition: Durchhaltevermögen. Soziale Fähigkeiten: Zusammenarbeit und Verantwortung. Ziel: Erfolgreiches und verantwortungsvolles Handeln in unterschiedlichen Situationen. 1.3 Effektivität von Unterricht 1. Was ist eigentlich ein Lehrplan? Staatlich verbindlich gemachte, geordnete Zusammenfassung von Lehrinhalten und Lehrzielen (…), die während eines bestimmten Zeitraums an bestimmten Schulformen in bestimmten Fächern/Lernbereichen vermittelt werden sollen. (Wiater, 2009) => staatlich verbindliche Regelung von Bildungsinhalten klare Vorgabe von Lerninhalten und Lernzielen Gilt für bestimmte Schulformen und Fächer. Bezieht sich auf festgelegte Unterrichtszeiträume. Gewährleistet einheitliche Bildung und Vergleichbarkeit. 2. Exkurs: Fünf didaktische Grundfragen nach Wolfgang Klafki 1. Exemplarische Bedeutung des Unterrichtsinhalts? 2. Gegenwartsbedeutung des Inhalts für den Lernenden? 3. Zukunftsbedeutung des Inhalts für den Lernenden? 4. Struktur des (pädagogisch bedeutsamen) Inhalts? 5. Zugänglichkeit des Inhalts auf Schüler*innen- bzw. Lehrkraftseite? → beruht auf dem Konstrukt der Kategorialen Bildung → nicht jeder Inhalt weist auch einen Bildungsgehalt auf! 3. Was sind Bildungsstandards? Beschluss der KMK (2003): Einführung länderübergreifender verbindlicher Bildungsstandards ---> Primarbereich (Jahrgangsstufe 4) für die Fächer Deutsch und Mathematik, ---> Hauptschulabschluss (Stufe 9) für Deutsch, Mathematik und Erste Fremdsprache (Englisch/Französisch), ---> Mittlerer Schulabschluss (Stufe 10) für die Deutsch, Mathematik, Erste Fremdsprache, Biologie, Chemie und Physik, ---> Allgemeine Hochschulreife für Deutsch, Mathematik und die fortgeführte Fremdsprache Kompetenzstandards (de nieren, was erreicht werden soll zu bestimmten Schulabschlüssen), keine Unterrichtsstandards! 4. Umsetzung und Funktion von Bildungsstandards Umsetzung durch Ausdifferenzierung in Kompetenzmodellen ---> Konkretisiert durch Aufgaben, für deren Bearbeitung Kompetenzen erforderlich sind ---> Möglichkeit der empirischen Überprüfung der Erreichung Funktionen ---> Orientierung für Lehrkräfte (sowie Lernende, Eltern, Administration, Öffentlichkeit) ---> Leistungsüberprüfungen / Evaluation → Diagnostisches Instrument zur Entwicklung von Unterrichtsqualität → Bildungsmonitoring 1.4 Angebots-Nutzungs-Modell 1. Was wissen wir über die Effektivität einzelner Unterrichtsmerkmale? Instrumente wie die Bildungsstandards ermöglichen es, zu erfahren, wie gut eine Schule, ein Bundesland oder ein Staat insgesamt die gemeinsam vereinbarten Bildungsziele erreicht. Sie liefern jedoch keine Erkenntnisse darüber, wie Unterrichtsziele erreicht werden, oder welche Formen des Unterrichts besonders effektiv sind. Hier hilft die empirische Lehr-Lernforschung. 2. Die Hattie - Studie Synthese der Ergebnisse von Metaanalysen zur Frage „What works?“ im Bereich Schule Sichtung von Ergebnissen aus mehr als 50.000 Studien, in denen Effekte von Faktoren, die schulische Leistung beein ussen, untersucht wurden (Studien aus 1998-2008; Großteil in 1980er und 1990er Jahren) Zusammenfassung mit metaanalytischen Methoden, Ordnung nach Kategorien und Erstellung einer Rangreihe Ergebnisse der Rangreihe ist Idee des „Visible Teaching“, ein Leitbild für guten Unterricht https://www.youtube.com/watch?v=Vpq09eY4pZo => Unterricht ist multidimensional —> es passieren viele Dinge gleichzeitig und es gibt viele Zielsetzungen Unterricht ist öffentlich, weil es in einem Raum ist, bei denen viele Personen sich auf eine Sache konzentrieren man muss mit verschiedenen Aspekten im Unterricht umgehen können Unterricht ist komplex das ist das Lehrperson didaktische Dreieck An Ecken Positionen von Pädagogische Beteiligten am Beziehung Fachliche/fachdidaktische Unterricht Ausrichtung Lehrperson Gegenstand man muss wissen was man Lernende unterrichtet Beziehungen Fachwissen & Aufbereitung von zwischen den Gegenstand Beteiligten Lernende Gegenstand Aneignungsprozess Lernprozess anregen zwischen Gegenstand & Lernende Reusser (2009) AndreasIlonca Frey | BW-A-Sb1 Hardy / BW-A Wie kann Unterricht beschrieben und bewertet werden? Wirkungen / Unterricht erreichte Ziele ? ? ? AndreasIlonca Frey | BW-A-Sb1 Hardy / BW-A 52 Viele Faktoren bedingen Unterrichtserfolg Familie Differenzielles Lernpotenzial Motivational + kognitiv Lehr- Unterricht person (Angebot) Motivation Lern- Anstreng- Ertrag/ aktivitäten / ungsbereit- Wirkungen Nutzung Kultureller Rahmen schaft Kontext Andreas Frey | BW-A-Sb1 aus Kunter &Trautwein (2018), nach Helmke (2009) 53 3. Unterricht als Lern - Gelegenheit Lernen ist aktiver Prozess, der kognitive Mühen und eigenständiges Engagement seitens der Lernenden erfordert. Unterricht als Angebot an die Schülerinnen und Schüler, sich mit den Unterrichtsstoffen auseinander zu setzen. Angebot kann von mehr oder weniger guter Qualität sein. Die aktive Nutzung von Lernsituationen wird letztlich nur durch die Schülerinnen und Schüler selbst bestimmt. Ausmaß der individuellen Nutzung kann zwischen Schülerinnen und Schülern variieren. => Unterricht ist nicht wenn man Wissen einfach übermittelt es wird als aktiver Prozess verstanden —> aktiver Prozess des Lernens aktive kognitive Anregung ist etwas was nur durch aktiven Angebot angeregt werden kann