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HEG-FR / HSW-FR
2023
Alexander Ammon
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This document is an introduction to a Bachelor's course on Microeconomics 1. It covers topics including the introduction to economics, the theoretical concepts, and the overview of the course structure and topics, as well as the different types of students.
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BACHELOR Mikroökonomie 1 Alexander Ammon 12.09.2023 HEG-FR / HSW-FR 2023 VWL-KURSE: ÜBERSICHT 1. Mikroökonomie I 2. Makroökonomie I 3. Mikroökonomie II 4. Makroökonomie II 5. Industrieökonomie 12.09.2023 Mikroökonomie 1...
BACHELOR Mikroökonomie 1 Alexander Ammon 12.09.2023 HEG-FR / HSW-FR 2023 VWL-KURSE: ÜBERSICHT 1. Mikroökonomie I 2. Makroökonomie I 3. Mikroökonomie II 4. Makroökonomie II 5. Industrieökonomie 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 2 EINFÜHRUNG GENERELLE ZIELE Vermittlung fundierter Kenntnisse zum besseren Verständnis der ablaufenden wirtschaftlichen Prozesse und der ökonomischen Rahmenbedingungen. Erlangung von Mithör- und Bewertungskompetenzen in volkswirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Fragen. Erhöhung der Entscheidungskompetenz bei ökonomischen Fragestellungen in beruflichen, politischen und privaten Belangen. Beherrschung und Anwendung grundlegender quantitativer Methoden (Mathematik, Statistik) zur Analyse volkswirtschaftlicher Phänomene. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 3 EINFÜHRUNG LITERATUR Mankiw, N. Gregory/Taylor, Mark P. (2021): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Auflage, Stuttgart (ISBN: 978-3-7910-4969-0). Herrmann Marco (2021): Arbeitsbuch Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 6. Auflage, Stuttgart (ISBN: 978-3-7910-5244-1) Ergänzende, zusätzliche Literatur wird bei Bedarf abgegeben. Weiterführende Literatur ist im Skript aufgeführt. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 4 EINFÜHRUNG KAPITELÜBERSICHT I Einführung in die Volkswirtschaftslehre Was ist Volkswirtschaftslehre? (Kap. 1) Denken wie ein Volkswirt (Kap. 2) Die Theorie der Wettbewerbsmärkte Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage (Kap. 3) Konsumenten, Produzenten und die Effizienz von Märkten (Kap. 6) Eingriffe in die Märkte Angebot, Nachfrage und die Politik der Regierungen (Kap. 7) Total = 5 Kapitel. Es wird empfohlen, die angegebenen Kapitel zu lesen. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 5 MIKROÖKONOMIE 1 KAPITELÜBERSICHT, MANKIW/TAYLOR (2021 VERSUS 2018) Thema 8. Auflage 7. Auflage Mikroökonomie 1 Kapitel Seiten Kapitel Seiten Was ist Volkswirtschaftslehre? 1 1-20 1 1-22 Denken wie ein Volkswirt 2 21-62 2 23-58 Die Marktkräfte von Angebot und 3 59-94 Nachfrage 3 63-128 (Elastizität und ihre Anwendungen) 4 95-126 Konsumenten, Produzenten und die Effizienz von Märkten 6 233-258 7 225-250 Angebot, Nachfrage und die Politik der Regierung 8 251-274 7 259-302 (Das Steuersystem und die Kosten der Besteuerung) 9 275-302 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 6 VOLLZEIT-BACHELOR-STUDIUM (VZ) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 7 BERUFSBEGLEITENDES-BACHELOR-STUDIUM (BB) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 8 EINFÜHRUNG MOODLE Es wurde eine Moodle-Plattform für den Kurs Mikroökonomie 1 eröffnet. https://cyberlearn.hes-so.ch/course/view.php?id=12279 23/24 MIKROÖKONOMIE 1 Selbsteinschreibung mit Schlüssel: 8223Mikro1 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 9 EINFÜHRUNG ERFOLGREICHER KURSBESUCH FÜR SIE Mein Ziel ist, dass Sie ein vertieftes Verständnis für volkswirtschaftliche Zusammenhänge gewinnen und das Gelernte in Theorie und Praxis anwenden können. Dialog und Diskussion, nicht Monolog. Stellen Sie bitte Fragen, dumme Fragen gibt es nicht. Verbesserungsvorschläge sind immer willkommen. Sagen Sie, wenn es zu schnell oder zu langsam geht. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 10 EINFÜHRUNG ERFOLGREICHER KURSBESUCH FÜR SIE Respekt „Studierende-Dozierende“ bzw. „Studierende untereinander“ heisst 1. Vorbereitung und Nachbereitung (Selbststudium!) 2. Pünktlichkeit 3. Unterricht nicht stören (bitte kein Essen, zurück- haltend trinken, nicht schwatzen) 4. Aufmerksamkeit 5. Mitmachen Elektronische Medien ausschliesslich für Unterrichts- zwecke (bitte kein Multitasking) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 11 EINFÜHRUNG OPTION: ERFOLGREICHES FERNSTUDIUM FÜR SIE 1. Vorbereitung und Nachbereitung (Selbststudium, und wöchentliches Erledigen des Aufgabenblatts) 2. Selbständige Aufgabenerledigung, fristgerechtes Einreichen der Aufgaben 3. Teilnahme an Teams-Sessions (Link oben klicken) Mitmachen, Fragen stellen („Hand heben“) Mindestens zu Beginn und am Ende Kamera ein ausser beim Sprechen Mikro aus 4. Aufnahme nur zum persönlichen Gebrauch 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 12 EINFÜHRUNG SKRIPT Das Skript befindet sich kapitelweise auf Moodle. Jedes Kapitel beginnt mit einem Inhaltsverzeichnis. Lernziele und Kompetenzen werden ausgewiesen. Das Skript kann Lücken enthalten, welche während der Lehrveranstaltung vervollständigt werden. Skript und Moodle enthalten Links zu Kurzlehrfilmen Am Ende des Kapitels befinden sich alle oder ein Auszug der Wiederholungsfragen des Buches. Zwei bis vier als besonders wertvoll erachtete Fragen sind am Ende des Kapitels jeweils rot umkreist. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 13 EINFÜHRUNG PRÜFUNGSMODALITÄTEN Prüfung am Ende des Semesters über den gesamten Semesterstoff Schriftlich (90 Minuten), Hilfsmittel: keine, jedoch HSW-Taschenrechner und Wörterbuch für nicht deutschsprachige Studierende Oder: Moodle (45 Minuten), Hilfsmittel: Open book 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 14 EINFÜHRUNG LERNZIELE INSGESAMT Einführung und Gewöhnung der Studierenden im Umgang mit dem Fachvokabular und den Methoden und Instrumenten der Volkswirtschaftslehre. Entwicklung des Verständnisses für die Grundfragen und Prinzipien der VWL als Wissenschaft. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 15 EINFÜHRUNG DEFINITIONEN DER VWL I Die Wirtschaftswissenschaft ist die Lehre von den Entschei- dungsmöglichkeiten. Sie setzt sich mit den Entscheidungen der Gesellschaft hinsichtlich des Einsatzes knapper oder in begrenzten Mengen vorhandener produktiver Ressourcen auseinander, ihrer Verwendung zum Zweck der Produktion der verschiedensten Güter sowie hinsichtlich der Verteilung dieser Güter auf die einzelnen Mitglieder der Gesellschaft zum Zwecke des Konsums. Die Wirtschaftswissenschaft beschäftigt sich mit der Frage der Organisation der Produktion und des Konsums durch den Menschen. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 16 EINFÜHRUNG DEFINITIONEN DER VWL II Die Wirtschaftswissenschaft befasst sich mit den Fragen des Geldes, des Zinses, des Kapitals und des Vermögens. Economics is what economists do. Die Wirtschaftswissenschaften beschäftigen sich mit dem ökonomischen Kernproblem (Lionel Robbins). Die fünf Ws: Was, wofür, wann, wie und wo produziert wird? (Walter Eucken). Volkswirtschaft = Die Gesamtheit aller täglichen Produktions- und Handelsaktivitäten. Die Volkswirtschaft befasst sich mit der Frage, wie eine Gesellschaft knappe Mittel bewirtschaftet. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 17 EINFÜHRUNG EINTEILUNG DER WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 18 EINFÜHRUNG ABGRENZUNG VOLKSWIRTSCHAFT BETRIEBSWIRTSCHAFT VWL: Untersucht Wirtschaftsgeschehen eines ganzen Landes bzw. einer ganzen Volkswirtschaft, Ländergemeinschaften, Erdregionen etc. => Nationalökonomie => Empfehlungen für eine „gute“ Wirtschaftspolitik. BWL: Untersucht Aktivitäten der einzelnen Unternehmen, die Austauschbe- ziehungen auf den Märkten sowie die Interaktionen zwischen Unternehmen und seinen Anspruchsgruppen. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 19 EINFÜHRUNG EINTEILUNG DER VOLKSWIRTSCHAFT Mikroökonomie = Analyse, wie einzelne Elemente (z.B. Haushalte und Unternehmen) Entscheidungen treffen und auf den Märkten interagieren (z.B. Preisbildung etc.) Makroökonomie = Untersuchung gesamtwirtschaftlicher Phänomene (z.B. Inflation, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstum, Aussenhandelstheorie etc.). Wirtschaftstheorie: Modelle Wenn-dann-Aussagen Erklärung von Kausalitäten (Ursache-Wirkung) = reine Theorie Wirtschaftspolitik Organisationsprinzipien von Wirtschaftssystemen Massnahmen und Aktivitäten des Staates gemäss Wirtschaftsordnung = angewandte Theorie 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 20 EINFÜHRUNG EINTEILUNG DER VOLKSWIRTSCHAFT Mikroökonomie Makroökonomie Begründer Adam Smith (1776) John M. Keynes (1936) Grundansatz Analyse des Verhaltens der Wirtschaftssubjekte in ökonomischen Situationen Verhalten Individualverhalten Einzelner Durchschnittsverhalten Aller Nachfrage Nachfrage eines einzelnen Gesamtnachfrage aller Güter durch Haushaltes oder mehrerer alle Haushalte Haushalte nach einem Gut Angebot Angebot eines Gutes durch ein- Gesamtangebot aller Güter durch alle zelne oder mehrere Unter- Unternehmen nehmen Preis Preis eines Gutes Preisniveau aller Güter Beispiele Nachfrage nach Schweizer BIP Kinobesuchen Schweizer Inflationsrate Der Kinomarkt in Thun (Konsumentenpreisindex) Der Schweizer Uhrenmarkt Schweizer Aussenbeitrag 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 21 EINFÜHRUNG: VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEGRIFFE PRODUKTIONSFAKTOREN Produktionsfaktoren sind Mittel, die zur Produktion von Sachgütern und zum Erbringen von Dienstleistungen notwendig sind, nämlich Boden, Arbeit, Kapital (klassisch) und Humankapital (neu). 1. Boden: Bodenfläche, natürliche Ressourcen (Mineralvor- kommen, Fischbestände etc.), Früchte etc. 2. Arbeit: körperliche und geistige Arbeitskraft, welche in die Produktion eingeht 3. Kapital: Ausrüstung und Anlagen, um ein Gut zu produzieren oder eine Dienstleistung zu erbringen. Kapitalgüter werden nicht für sich genutzt bzw. konsumiert, sondern fliessen in die Produktion eines anderen Gutes/Dienstleistung ein => produziertes Produktionsmittel 4. Humankapital: Angehäuftes Wissen, Patente etc. zur effizienteren Erbringung von Gütern/Dienstleistungen. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 22 EINFÜHRUNG: VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEGRIFFE KNAPPHEIT UND WAHL Die Volkswirtschaftslehre untersucht 1. wie ein Volk seine knappen Produktionsmittel (Boden, Arbeit, Kapital, Humankapital) verwendet, um Sachgüter und Dienstleistungen herzustellen, 2. wieviel Güter und Dienstleistungen hergestellt werden sollen und 3. wie die hergestellten Sachgüter und Dienstleistungen verteilt werden. Dabei geht es um Zusammenhänge und Vorgänge wie Angebot und Nachfrage, Arbeitslosigkeit, Inflation, Konjunkturpolitik, Staatsdefiziten, Umweltverschmutzung, Einkommens- und Vermögensverteilung etc. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 23 EINFÜHRUNG: VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEGRIFFE BEDÜRFNISSE I 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 24 EINFÜHRUNG: VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEGRIFFE BEDÜRFNISSE II Bedürfnisse drücken das Verlangen des Menschen aus, einen Mangel zu beheben. Dem Menschen gelingt es nie, all seine Bedürfnisse zu befriedigen. Grundbedürfnisse Wahlbedürfnisse Individualbedürfnisse Kollektivbedürfnisse Maslowsche Bedürfnispyramide 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 25 EINFÜHRUNG: VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEGRIFFE GÜTER Mittel zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse Wirtschaftliche Güter sind Güter, die beschränkt vorhanden sind. Das heisst, sie reichen nicht aus, um alle Bedürfnisse zu befriedigen. Weil wirtschaftliche Güter knapp und beschränkt sind, erzielen sie einen Preis. Freie Güter sind Güter, welche den Menschen in ausreichender Menge (weltweit gesehen) frei zur Verfügung stehen. Daraus folgt, dass sie unentgeltlich verfügbar sind (Luft, Sonnenlicht, Wind). 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 26 EINFÜHRUNG: VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEGRIFFE PRODUKTIONSPROZESS Input Unternehmen Output Boden (natürliche Ressourcen) Effizienz/ Güter und Wirtschaftlichkeit Dienstleistungen Arbeit (menschliche Arbeitskraft) Kapital (Investitionsgüter) Humankapital (Wissen) = PRODUKTIONSFAKTOREN 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 27 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) INHALT Wie Menschen Entscheidungen treffen (Wahlverhalten der Individuen). Wie Menschen zusammenwirken (Interaktionen zwischen den Individuen). Wie die Volkswirtschaft insgesamt funktioniert (Verhalten des ökonomischen Systems). 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 28 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) LERNZIELE UND KOMPETENZEN Sie kennen die 10 volkswirtschaftlichen Regeln. Sie haben eine erste Idee davon, wie Menschen Entscheidun- gen treffen, wie Menschen zusammenwirken und wie die Volkswirtschaft insgesamt funktioniert. Sie haben wichtige volkswirtschaftliche Begriffe kennengelernt. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 29 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGELN 1-4: WIE MENSCHEN ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN (WAHLVERHALTEN DER INDIVIDUEN) 1. Die Menschen müssen wählen. Wenn man sich für etwas entscheidet, verzichtet man gleichzeitig auf etwas anderes. 2. Opportunitätskosten: Der Preis des Verzichts, damit man etwas anderes bekommen kann. 3. Denken in marginalen Werten: Grenzbetrachtungen sind bei rationalen Entscheidungen wichtig. 4. Die Menschen reagieren auf Anreize. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 30 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 1: ALLE MENSCHEN STEHEN VOR ABZUWÄGENDEN ENTSCHEIDUNGEN Entscheiden heisst, zwischen Alternativen, Handlungsmöglich- keiten oder Zielen zu wählen. “There is no such thing as a free lunch” – “Alles hat seinen Preis” Zeitaufteilung: VWL-Studium, Freizeitaktivitäten, Nebenjob, Schlaf etc. Verwendung des Familieneinkommens: Nahrungsmittel oder Urlaub Verwendung von Staatsfinanzen “Kanonen oder Butter”, “Schwerter zu Pflugscharen” Effizienz versus Verteilungsgerechtigkeit 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 31 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 1: ALLE MENSCHEN STEHEN VOR ABZUWÄGENDEN ENTSCHEIDUNGEN Zielkonflikte Fuchs, Kessler : 2015/16 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 32 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 2: OPPORTUNITÄTSKOSTEN: DIE KOSTEN EINES GUTES BESTEHEN IN DEM, WAS MAN DAFÜR AUFGIBT Opportunitätskosten beschreiben den entgangenen Nutzen bzw. den entgangenen Ertrag der besten nicht gewählten Handlungsalternative. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 33 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 2: OPPORTUNITÄTSKOSTEN: DIE KOSTEN EINES GUTES BESTEHEN IN DEM, WAS MAN DAFÜR AUFGIBT Beispiel Studium: Nutzen: intellektuelle Bereicherung Lebenslange bessere Karrierechancen Kosten (explizit): Semestergebühren Unterkunft, Mensa etc. Opportunitätskosten (implizit): Verzicht auf Freizeit Gehaltsverzicht bzw. teilweise entgangener Lohn Trainingsverzicht (Spitzensportler) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 34 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 3: RATIONAL ENTSCHEIDENDE MENSCHEN DENKEN IN GRENZBEGRIFFEN Ein Stück Pizza mehr essen oder entspanterer Blick morgens auf die Waage? Eine Stunde mehr lernen oder lieber fernsehen? => marginale Veränderungen Marginaler Nutzen = Grenznutzen Marginale Kosten = Grenzkosten Optimale Entscheidung wenn Grenznutzen = Grenzkosten Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 35 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 4: DIE MENSCHEN REAGIEREN AUF ANREIZE Anreiz = Etwas, das eine Person zum Handeln bewegt Beispiel: Preissteigerung von Äpfeln Preis als wichtiger Anreiz => Voraussetzung für das Funktionieren von Märkten und damit der effizienten Zuteilung knapper Ressourcen. Energiesteuer Kündigungsschutz 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 36 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGELN 5-7: WIE MENSCHEN ZUSAMMENWIRKEN (INTERAKTIONEN ZWISCHEN DEN INDIVIDUEN) 5. Tausch ist für alle positiv. Voraussetzung: Arbeitsteilung und Spezialisierung. 6. Märkte sind in der Regel ein gutes Koordinationsmittel für wirtschaftliche Tätigkeiten. Adam Smith: Die unsichtbare Hand. 7. Regierungen können manchmal die Marktergebnisse verbessern. ⚫ bei Marktversagen: Externalitäten, Monopole, Kartelle ⚫ bei sozialen Fragen: Einkommensumverteilung 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 37 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 5: DURCH HANDEL KANN ES JEDEM BESSER GEHEN Spezialisierung schafft Mehrwert (Robinson Crusoe) Hungriger Schneider, frierender Bäcker => Handel durch Tausch, Geld Absoluter und komparativer Vorteil: beste Juristin und gleichzeitig beste Protokollschreiberin Länder Brasilien Schweiz Naheliegender z.B. klimati- Kaffee Präzisionsuhrwerke scher absoluter Vorteil Nicht offensichtlicher Käse Käse komparativer Vorteil 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 38 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 5: DURCH HANDEL KANN ES JEDEM BESSER GEHEN: BEISPIEL Arbeitszeit Produktionsmenge für 1 Kilogramm in 8 Stunden Fleisch Kartoffeln Fleisch Kartoffeln Landwirt 60 Minuten 15 Minuten 8 kg 32 kg Viehzüchter 20 Minuten 10 Minuten 24 kg 48 kg 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 39 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 5: DURCH HANDEL KANN ES JEDEM BESSER GEHEN: BEISPIEL Opportunitätskosten für 1 kg Fleisch Kartoffeln (in kg Kartoffeln) (in kg Fleisch) Landwirt 4 1/4 Viehzüchter 2 1/2 Komparative Vorteile, also unterschiedliche Opportu- nitätskosten, sind die Grundlage von Spezialisierung und Handel. Wenn potenzielle Handelspartner unterschiedliche Opportunitätskosten haben, können sie durch Handel Vorteile erzielen. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 40 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 5: DURCH HANDEL KANN ES JEDEM BESSER GEHEN: BEISPIEL LANDWIRT UND VIEHZÜCHTER STARTEN MIT JE DER HÄLFTE JEDES PRODUKTS Zusammenfassung Landwirt Viehzüchter der Handelsgewinne Fleisch Kartoffeln Fleisch Kartoffeln Ohne Handel Produktion 4 kg 16 kg 12 kg 24 kg und Konsum Mit Handel Produktion 0 kg 32 kg 18 kg 12 kg Handel erhält + gibt - gibt - erhält + Preis? 5 kg 15 kg 5 kg 15 kg Total Konsum 5 kg 17 kg 13 kg 27 kg Handelsgewinn + 1 kg + 1 kg + 1 kg + 3 kg (Konsumanstieg) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 41 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 6: MÄRKTE SIND GEWÖHNLICH GUT GEEIGNET, UM DIE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE AKTIVITÄT ZU ORGANISIEREN Drei Fragen des ökonomischen Problems 1. Welche Waren und Dienstleistungen sollen produziert werden? 2. Wieviel davon soll hergestellt werden? 3. Wer soll diese Güter produzieren und konsumieren? Markt versus “zentraler Planer” Marktwirtschaft: Die 3 Fragen des ökonomischen Problems werden durch Abermillionen einzelner Entscheidungen von Unternehmen und Haushalten getroffen. Steuerung mittels Preise und Eigeninteressen über “unsichtbare Hand” (Adam Smith) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 42 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 7: REGIERUNGEN KÖNNEN MANCHMAL DIE MARKTERGEBNISSE VERBESSERN Regierung schützt “unsichtbare Hand” Aufgaben der Regierung Eigentumsrechte durchsetzen (Rechtsstaat) Effizienz steigern (Kuchen backen) Gerechtigkeit fördern (Kuchen verteilen) Intervention bei Marktversagen Marktversagen Externe Effekte : Das Handeln eines Wirtschaftsobjekts (z.B. einer Unternehmung) wirkt sich (positiv oder negativ) auf den Nutzen einer anderen unbeteiligten Person bzw. ein anderes Wirtschaftssubjekt aus. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 43 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 7: REGIERUNGEN KÖNNEN MANCHMAL DIE MARKTERGEBNISSE VERBESSERN Marktversagen (Fortsetzung) Marktmacht: Die Fähigkeit eines einzelnen oder einer kleinen Gruppe, den Marktpreis massgeblich zu beeinflussen (Monopol, Oligopol) => Anti trust authorities, Wettbewerbskommission Politik = Resultat eines bei weitem nicht perfekten politischen Prozesses Lobbyismus Unvermögen, mangelnde Information Ziel des Volkswirtschaftsstudiums besteht auch darin, besser beurteilen zu können, ob politische Massnahmen geeignet sind, die Effizienz und/oder die Gerechtigkeit zu fördern oder nicht. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 44 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGELN 8-10: WIE DIE VOLKSWIRTSCHAFT INSGESAMT FUNKTIONIERT (VERHALTEN DES ÖKONOMISCHEN SYSTEMS) 8. Der Lebensstandard eines Landes hängt ab von der Möglichkeit, Güter und DL zu produzieren (Produktivität, Wachstum der Produktivität). 9. Das Preisniveau steigt, wenn die Zentralbank Geld druckt. 10. Die Gesellschaft hat kurzfristig zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit zu wählen (Phillips-Kurve). 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 45 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 8: DER LEBENSSTANDARD EINER VOLKSWIRTSCHAFT HÄNGT VON IHRER FÄHIGKEIT AB, WAREN UND DIENSTLEISTUNGEN HERZUSTELLEN Pro-Kopf-Einkommen ausgewählter Länder, 2021 (alphabethisch) Land Pro Kopf Einkommen (US$) Afghanistan keine Daten Brasilien 7‘560 China 12‘360 Deutschland 50‘790 Frankreich 44‘850 Indien 2‘280 Japan 39‘340 Luxemburg 136‘700 Schweiz 93‘720 USA 69‘230 Daten: Internationaler Währungsfonds, 2022 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 46 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 8: DER LEBENSSTANDARD EINER VOLKSWIRTSCHAFT HÄNGT VON IHRER FÄHIGKEIT AB, WAREN UND DIENSTLEISTUNGEN HERZUSTELLEN Wirtschaftswachstum (BIP pro Kopf) Quelle: Internationaler Währungsfonds https://www.imf.org/external/datamapper/NGDPDPC@WEO/OEMDC/ADVEC/WEOWORLD 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 47 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 8: DER LEBENSSTANDARD EINER VOLKSWIRTSCHAFT HÄNGT VON IHRER FÄHIGKEIT AB, WAREN UND DIENSTLEISTUNGEN HERZUSTELLEN Lebensstandard = Menge an Waren und Dienstleistungen, die von der Bevölkerung eines Landes gekauft werden kann. Wichtigster Grund Produktivität (Menge pro Arbeitsstunde produzierter Güter ) => Wachstumsrate der Produktivität (70er-Regel) Andere Gründe kaum relevant Bodenschätze Grösse des Landes Klimatische Bedingungen Politische Entscheidungen müssen Produktivität erhöhen (hoher Ausbildungsstand, gute Realkapitalausstattung, Zugang zu bestmöglichen Technologien) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 48 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 9: DIE PREISE STEIGEN, WENN DIE REGIERUNG ZU VIEL GELD IN UMLAUF BRINGT Inflation = Anstieg sämtlicher Preise der Volkswirtschaft Deutschland 1923, Jugoslawien, Zimbabwe, Venezuela Giralgeldschöpfung (Vollgeldinitiative) Fisher‘sche Verkehrsgleichung: Literaturempfehlung: Brunetti Aymo, Die Rückkehr einer Totgeglaubten, M x U = BIP x P Das Magazin Nr. 35-2022 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 49 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) REGEL 10: DIE GESELLSCHAFT HAT KURZFRISTIG ZWISCHEN INFLATION UND ARBEITSOSIGKEIT ZU WÄHLEN Philipps Kurve Kurzfristiger Zusammenhang zwischen Geldmenge und Arbeitslosigkeit Wichtig für das Verständnis des Konjunkturzyklusses (Schwankungen im Wirtschaftswachstum und damit der volkswirtschaftlichen Aktivität, gemessen durch Beschäftigung und Produktion). Samuelson, Nordhaus: 1987 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 50 WAS IST VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE? (1) WIEDERHOLUNGSFRAGEN (AUSWAHL) 2. Welches sind die Opportunitätskosten eines Kinobesuchs? 3. Wasser ist lebenswichtig. Ist der Grenznutzen eines Glases Wassers gross oder klein? 5. Warum ist der zwischenstaatliche Handel etwas anderes als ein Spiel mit einem Sieger und einem Verlierer? 6. Was macht die unsichtbare Hand des Marktes? 8. Warum ist die Produktivität wichtig? 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 51 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) INHALT Der Volkswirt als Wissenschafter oder Politikberater Ökonomische Modellbildung Wirtschaftspolitische Konzepte Thesen, denen die meisten Volkswirte zustimmen Wer hat Volkswirtschaft studiert? Anhang: Darstellungsformen 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 52 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) LERNZIELE UND KOMPETENZEN Sie kennen die wichtigsten Annahmen, Modelle und Methoden, welche Volkswirte benützen. Sie haben Einblicke gewonnen, wie Volkswirte argumentieren, Theorien entwickeln und Prognosen erstellen. Sie kennen den Unterschied zwischen ökonomischen Tatsachen und Meinungen und können Aussagen entsprechend bewerten. Sie wissen um den Einfluss von Werturteilen auf die volkswirtschaftliche Theorie und Politikanwendung. Sie kenne die wichtigsten grafischen Darstellungen und Instrumente der Volkswirtschaftslehre. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 53 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) WISSENSCHAFT ODER BERATUNG I Der Volkswirt als Wissenschafter Beschreibung wirtschaftlicher Vorgänge Bsp.: Die Arbeitslosigkeit sinkt, das Preisniveau steigt etc. Erklärung wirtschaftlicher Vorgänge Bsp.: Weshalb sinkt die Arbeitslosigkeit, weshalb steigen die Preise? Kenntnisse über die wirtschaftlichen Zusammenhänge nötig. Wenn-dann-Aussagen Prognose über die wirtschaftliche Zukunft Bsp.: Wie entwickelt sich die Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr? 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 54 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) WISSENSCHAFT ODER BERATUNG II Der Volkswirt als Berater Beeinflussung wirtschaftlicher Vorgänge Beispiel: Was kann man tun, um die Arbeitslosigkeit zu reduzieren? Gegenstand der Wirtschaftspolitik Empfehlungen über Mittel/Instrumente und deren Einsatz (Timing, Dosierung) abgeben. Immer klären, in welcher Rolle sich der Volkswirt befindet Wissenschafter oder Berater Positive versus normative Aussagen 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 55 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) ÖKONOMISCHE MODELLBILDUNG I Akzeptiertes Modell: Einsatz zum Zweck… … der Erklärung … der Prognose 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 56 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) ÖKONOMISCHE MODELLBILDUNG II Experimente schwierig in VWL: Kein abschliessender Beweis für die Richtigkeit möglich (Verifizierbarkeit) Falsifizierbarkeit möglich (Karl Popper) Natürliche Experimente (Weltwirtschaftskrise, Finanzkrise, Covid-19 etc.) (Ökonomische) Gesetze: Quasi-Gesetze: gelten nur unter gegebenen Umständen (Annahmen) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 57 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) ÖKONOMISCHE MODELLBILDUNG III Realität komplex: Gesamtinterdependenz Braucht radikale Vereinfachung Die „Kunst“ der Modellbildung Modell ermöglicht Blick auf das Wesentliche Modelle erscheinen deshalb oft abstrakt und wirklichkeitsfremd Z.B. Auswirkungen des internationalen Handels anhand von 2 Ländern und 2 Gütern. Wichtigste Mittel: Partialanalyse , Aggregation, statische Betrachtung 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 58 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) PARTIALANALYSE (TEILANALYSE) Häufiges Hilfsmittel in der Mikroökonomie Kausalketten (Ursache-Wirkungslinien) an einem gewissen Punkt durchtrennt „ceteris paribus“-Klausel („unter sonst gleichen Umständen“) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 59 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) AGGREGATION „Zusammenfassung“ Häufiges Hilfsmittel in der Makroökonomie Ökonomische Grössen einer gesamten Volkswirtschaft werden betrachtet: Gesamtwirtschaftlicher Konsum Landesindex der Konsumentenpreise 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 60 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) STATISCHE BETRACHTUNG Zwischen Ursache und Wirkung vergeht Zeit „time lag“: Wirkungsverzögerung Dynamische Modelle komplex Häufige Vernachlässigung der Zeit Vergleich Anfangs- und Schlusszustand Statik oder komparative Statik 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 61 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) BEISPIEL EINES MODELLS: DER EINFACHE WIRTSCHAFTSKREISLAUF Geldstrom Grundrenten, Löhne, Zinsen Boden, Arbeit, Kapital VE Unternehmen Private Haushalte (Produzenten) (Konsumenten) Güterstrom BIP Sachgüter, Dienstleistungen Kauf von Sachgütern, Erwerb von Dienstleistungen Fuchs, Kessler : 2015/16 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 62 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) VOLKSWIRTSCHAFTLICHE MODELLE Alle Modelle sind falsch, einige hilfreich Auszug aus dem Interview mit dem Nobelpreisträger von 2012 Alvin E. Roth am Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar 2016 Frage: Es gab nur sehr wenige Ökonomen, die vor dem Ausbruch der Finanzkrise gewarnt haben. Muss die Wirtschaftstheorie deshalb neu geschrieben werden? Alvin E. Roth: Wir Ökonomen sind bei der Vorhersage von Krisen nicht gut. Die Tatsache, dass die allermeisten Ökonomen die Finanzkrise nicht voraussahen, zeigt, dass es Dinge gibt, die wir noch nicht verstehen. Das heisst aber nicht, dass man gleich die gesamte Theorie neu schreiben muss. Wenn es eine Grippeepidemie gibt, schreiben wir auch nicht die gesamte Medizintheorie neu. Aber eine Epidemie zeigt, dass wir mehr über Epidemien und die Grippe wissen müssen. http://www.bernerzeitung.ch/wirtschaft/konjunktur/meine-forschung-ist-in-einem-gewissen-sinne-klatsch/story/19166262 Quelle: Skript V.Stahl, 2016 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 63 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) WIRTSCHAFTSPOLITISCHE KONZEPTE I Neoklassische Ökonomik/ Freie Marktwirtschaft (Laissez-faire): Adam Smith (1723-1790) Freie Initiative der Wirtschaftssubjekte Der Staat schafft nur den Rahmen für die freie Betätigung (Verteidigung nach aussen, Ruhe und Ordnung im Innern => Nachtwächterstaat) z. B. Privateigentum, Wirtschafts- und Vertragsfreiheit Begründer der Mikroökonomie Markt löst dank frei schwankender Preise das ökonomische Problem (=> unsichtbare Hand) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 64 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) WIRTSCHAFTSPOLITISCHE KONZEPTE II (Neo)keynesianismus: John Maynard Keynes (1883-1946) Die freie Marktwirtschaft schafft Arbeitslosigkeit und ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilungen. z.B. Beschäftigungspolitik, Umverteilungspolitik „Auf lange Sicht sind wir alle tot“, daher antizyklisches Verhalten des Staates. Begründer der Makroökonomie Konzepte teilweise aus marxistischer Ökonomik 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 65 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) WIRTSCHAFTSPOLITISCHE KONZEPTE III Monetarismus: Milton Friedman (1912-2006) Staat soll lediglich Geldmenge steuern. Feministische Ökonomik Neoliberalismus 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 66 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) 10 THESEN, DENEN DIE MEISTEN VOLKSWIRTINNEN ZUSTIMMEN I 1. Eine Beeinflussung der Mieten zugunsten der Mieter führt zu einer quantitativen und qualitativen Verschlechterung des Wohnungsangebots (93% damit einverstanden). 2. Zölle und Importkontingente verringern normalerweise die Wohlfahrt eines Landes (93%). 3. Flexible Wechselkurse stellen ein funktionsfähiges internationales Währungssystem dar (90%). 4. Steuersenkungen und Staatsausgabenerhöhungen haben einen grossen positiven Effekt auf eine Wirtschaft bei Unterbeschäftigung (90%). 5. Wenn der Staatshaushalt ausgeglichen wird, so sollte dies über einen Konjunkturzyklus hinweg und nicht für jedes einzelne Jahr angestrebt werden. (85 %) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 67 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) 10 THESEN, DENEN DIE MEISTEN VOLKSWIRTE ZUSTIMMEN II 6. Geldzahlungen steigern die Wohlfahrt der Empfänger mehr als finanziell äquivalente Naturalleistungen. (84 %) 7. Ein grosses Defizit des Staatshaushalts hat eine dämpfende Wirkung auf die Volkswirtschaft. (83 %) 8. Ein Minimallohn erhöht die Arbeitslosigkeit bei jungen und schlecht ausgebildeten Arbeitnehmern (79%). 9. Die Regierung sollte die Sozialhilfen nach den Grundsätzen einer negativen Einkommenssteuer umgestalten. (79 %) 10. Steuern und marktfähige Emissionszertifikate bilden einen besseren Ansatz für die Beschränkung von Emissionen als die Festlegung von Schadstoffobergrenzen. (78 %) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 68 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) WER HAT VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE STUDIERT? Horst Köhler ehem. deutscher Bundespräsident Ronald Reagen ehem. US-Präsident Danny Glover Schauspieler Ted Turner Gründer CNN Kofi Annan ehem. Generalsekretär der UNO Lionel Richie Popsänger Cate Blanchett Schauspielerin Tiger Woods Golfer Arnold Schwarzenegger Gouverneur/Schauspieler Mick Jagger Sänger der Rolling Stones 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 69 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) RATSCHLAG VON JOHN MAYNARD KEYNES „Das Studium der Volkswirtschaftslehre scheint keine speziellen oder besonderen hohen Begabungen zu erfordern. Ist es nicht (…) ein relativ leichtes Fachgebiet – verglichen mit den anspruchsvolleren Disziplinen oder der klassischen Naturwissenschaften? Ein leichtes Gebiet, auf dem sich allerdings nur wenige besonders hervortun! Das Paradoxon findet vielleicht dadurch seine Auflösung, dass der Meisterökonom eine seltene Kombination von Begabungen besitzen muss. Er muss bis zu einem gewissen Grad Mathematiker, Historiker, Staatsmann und Philosoph sein. Er muss Symbole verstehen und in Worten sprechen können. Er muss das Besondere in Begriffen des Allgemeinen betrachten, er muss im selben Gedankenflug Abstraktes und Konkretes berühren. Er muss die Gegenwart im Lichte der Vergangenheit für Zwecke der Zukunft studieren. Kein Bereich der menschlichen Natur oder der vom Menschen geschaffenen Institutionen liegt gänzlich ausserhalb seines Gesichtskreises. Er muss zweckorientiert und interessenfrei zugleich eingestellt sein – so distanziert und unbestechlich wie ein Künstler, aber manchmal so lebensnah wie ein Politiker.“ 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 70 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) WIEDERHOLUNGSFRAGEN 1. Inwiefern ist die Volkswirtschaftslehre wie eine Naturwissenschaft? 2. Warum treffen Ökonomen Annahmen? 3. Soll ein ökonomisches Modell die Realität exakt beschreiben? 4. In welchem Zusammenhang stehen Theorie und Epirie in der Volkswirtschaftslehre? 5. Worin besteht der Unterschied zwischen einer positiven und einer normativen Aussage? Nennen Sie zu jeder Aussage ein Beispiel. 6. Warum erhalten die Wirtschaftspolitiker des Öfteren widersprüchliche volkswirtschaftliche Ratschläge? 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 71 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) ANHANG DARSTELLUNGSFORMEN IN DER VWL Häufigste Formen zur Darstellung von ökonomischen Sachverhalten Verbale Darstellung Graphische Darstellung Algebraische Darstellung Spezielle Darstellungsformen 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 72 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) ANHANG VERBALE DARSTELLUNG Beispiel: „Bei steigenden Preisen für Schweinefleisch werden die Bauern vermehrt Schweine züchten.“ Vorteil: Leichte Verständlichkeit Nachteile: Mangelnde Präzision Unmöglich, komplexe Sachverhalte darzustellen 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 73 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) ANHANG GRAPHISCHE DARSTELLUNG Beispiel: Modell der vollkommenen Konkurrenz Preis Vorteil: Angebot anschaulich Nachteil: beschränkt auf drei Dimensionen p* Funktion: y=f(x) oder f(x) Nachfrage Mehrere Variablen y= f(x1,x2,…xn) q* Lineare Funktion Menge y=a + bx 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 74 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) ANHANG ALGEBRAISCHE DARSTELLUNG Beispiel: Modell der vollkommenen Konkurrenz Nachfrageverhalten: p = 10 – q Angebotsverhalten: p = 1 + 0.5q zwei Gleichungen, zwei Unbekannte: lösbares Gleichungssystem Vorteile: Präzise „Sprache“ Geeignet selbst für sehr komplexe Aussagen Nachteile: Keine (?) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 75 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) ANHANG SPEZIELLE DARSTELLUNGSFORMEN Schematische Darstellung (z.B. Wirtschaftskreislauf) Fuchs, Kessler : 2015/16 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 76 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) ANHANG SPEZIELLE DARSTELLUNGSFORMEN Kontenmässige Darstellung z.B. Schweizer BIP in Mio. CHF zu laufenden Preisen (Quelle: BFS 2023) Gliederung 2020 2021 2022 Produktionswert 1 442 324 1 630 170 1 769 579 - Vorleistungen 764 626 907 735 1 009 387 + Gütersteuern 35 420 37 607 38 415 - Gütersubventionen - 16 498 - 16 711 - 17 147 BIP gemäss Produktionsansatz 696 620 743 330 781 460 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 77 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) ANHANG SPEZIELLE DARSTELLUNGSFORMEN Statistische Darstellung (Bsp. Balkendiagramm) (BIP-Veränderung zum Vorjahr zu Preisen des Vorjahres in %) 6.0 5.0 4.0 3.0 2.0 1.0 0.0 -1.0 -2.0 -3.0 Quelle Daten: BFS 2023 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 78 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) ANHANG NACHFRAGEKURVE Wieviele Taschenbücher kauft Emma 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 79 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) ANHANG NACHFRAGEKURVE Wieviele Taschenbücher kauft Emma pro Monat Taschenbuchnachfrage bei Fr. 30‘000 Einkommen 12 10 5; 10 9; 9 8 13; 8 Taschenbuchpreis 17; 7 Y=11.25-0.25x 6 21; 6 25; 5 4 2 0 0 5 10 15 20 25 30 Taschenbuchmenge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 80 DENKEN WIE EIN VOLKSWIRT (2) ANHANG NACHFRAGEKURVE BEI UNTERSCHIEDLICHEM EINKOMMEN 20‘000 CHF; 30‘000 CHF; 40‘000 CHF 11 5; 10 10 2; 10 8; 10 9; 9 9 6; 9 12; 9 13; 8 8 10; 8 16; 8 17; 7 7 14; 7 20; 7 21; 6 6 18; 6 24; 6 25; 5 5 22; 5 28; 5 4 0 5 10 15 20 25 30 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 81 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) INHALT Marktmodell, Märkte und Wettbewerb Theorie von Angebot und Nachfrage Verschiebungen von Nachfrage- und Angebotskurve Bestimmung des Marktgleichgewichts Preise teilen Ressourcen zu Die Elastizität der Nachfrage (Mittelwertmethode) Die Elastizität des Angebots Weitere Elastizitätsbegriffe Anwendungen 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 82 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) LERNZIELE UND KOMPETENZEN Sie kennen das Marktmodell von Angebot und Nachfrage und sind in der Lage, die Nachfrage- und die Angebotskurve bezüglich Steigung und Position herzuleiten. Sie haben das Marktgleichgewicht kennengelernt und kennen die Reaktionen und Signalwirkungen des Preises. Sie kennen das Verhalten von Käufern und Verkäufern bei vollständiger Konkurrenz. Sie kennen die Elastizität von Nachfrage und Angebot, wissen, von was sie abhängen und können sie berechnen. Weitere Elastizitätsbegriffe wie Einkommenselastizität und Kreuzpreiselastizität sind Ihnen ein Begriff. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 83 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) ANNAHMEN MARKTMODELL In einem Markt gibt es viele Käufer und Verkäufer Alle verfügen über vollkommene Information Kein Käufer oder Verkäufer hat die Macht, den Preis zu beeinflussen. Marktein- und –austritte sind frei gewährleistet. Die Güter und Dienstleistungen sind homogen. Käufer und Verkäufer handeln unabhängig und be- rücksichtigen bzw. optimieren ihre eigene Situation. Vollständig definierte Eigentumsrechte, d.h. Entscheidungen berücksichtigen alle Kosten/Nutzen. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 84 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) MÄRKTE UND WETTBEWERB / VOLLSTÄNDIGE KONKURRENZ Art der Information voll- kommen Anzahl der viele Anzahl der viele Art der Kunden Anbieter Produkte einer einer wenige hetero- homo- gen gen Markt asymmetri- Monopolistische Vollkommene Monopson Monopol Oligopol scher Informationen Konkurrenz Konkurrenz Beispiele: Beispiele: Beispiele: Beispiele: Beispiele: Beispiele: - Versicherungen - Rüstung - Leitungswasser - Tennisbälle - Romane - Weizen - Occasionsautos - Raumfahrt - Kabelfernseher - Rohöl - Spielfilme - Milch 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 85 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) KATRINS NACHFRAGEKURVE Preis von Preis von Nachfrage- Eiscreme Eiscreme menge (CHF/Kugel) (Kugeln) (CHF/Kugel) 0,00 12 3,00 0,50 10 1,00 8 2,50 1,50 6 2,00 4 1. Ein sinken- 2,00 2,50 2 der Preis … 3,00 0 1,50 1,00 0,50 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Nachfragemenge nach Eiscreme 2. … erhöht die Nachfragemenge. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 86 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) NACHFRAGE (BEWEGUNG AUF DER KURVE) Preis-Mengen-Diagramm Nachfragegesetz: je tiefer der Preis, desto Preis ? Prohibitivpreis grösser die nachgefragte Menge und umgekehrt. p1 p2 ? Sättigungsmenge Exogene Faktoren beeinflussen die Lage der Nachfragekurve. p3 Nachfrage- Sie werden als konstant funktion angenommen (ceteris paribus). q1 q2 q3 Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 87 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) NACHFRAGE (BEWEGUNG AUF DER KURVE) Gesetz der Nachfrage: Unter sonst gleichen Bedingungen (Ceteris-paribus) sinkt die nachgefragte Menge eines Gutes bei steigendem Preis dieses Gutes. Sättigungsmenge: Konsumierte Menge, wenn Gut gratis ist bzw. Preis = 0 Prohibitivpreis: Preis, bei dem nichts bzw. die Menge 0 nachgefragt wird. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 88 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) NACHFRAGE (VERSCHIEBUNG DER KURVE) Nachfrageerhöhung: Rechts- Preis verschiebung der Funktion Gründe für die Verschiebung: Aufhebung der „ceteris paribus-Klausel“ Veränderung der…. Einkommen der Haushalte Preise anderer Güter Präferenzen (Geschmack) Bevölkerung Menge Erwartungen Werbung 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 89 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) NACHFRAGE (VERSCHIEBUNG DER KURVE) Nachfragerückgang: Links- Preis verschiebung der Funktion Gründe für die Verschiebung: Aufhebung der „ceteris paribus-Klausel“ Veränderung der…. Einkommen der Haushalte Preise anderer Güter Präferenzen (Geschmack) Bevölkerung Menge Erwartungen Werbung 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 90 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) NACHFRAGE (VERSCHIEBUNG DER KURVE) Nachfrageerhöhung: Rechts- Preis verschiebung der Funktion Horizontale Interpretation: Bei gleichem Preis erhöht sich die nachgefragte Menge p q1 q2 Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 91 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) NACHFRAGE (VERSCHIEBUNG DER KURVE) Nachfrageerhöhung: Rechts- Preis verschiebung der Funktion Vertikale Interpretation: p2 Bei gleicher Menge erhöht sich der Preis (Zahlungsbereitschaft der Konsumenten) p1 q Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 92 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) NACHFRAGE: EXOGENE FAKTOREN Faktoren für Verschiebung (ohne Preis): Einkommen: Bei einem normalen Gut steigt die nachgefragte Menge mit steigendem Einkommen und umgekehrt. Ansonsten inferiores Gut (z.B. Busfahrten). Preise anderer Güter: Substitutionsgüter: Preisanstieg löst Nachfrageanstieg aus (Fruchtsaft, Milch) Komplementärgüter: Preisanstieg löst Nachfrage- rückgang aus (Cornflakes, Milch) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 93 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) NACHFRAGE: EXOGENE FAKTOREN Faktoren für Verschiebung (ohne Preis): Präferenzen: Z.B. Neue Studie über Gesundheitsförderung der Milch löst Präferenzen aus. Bevölkerungsgrösse und –struktur: Migration löst Nachfrage aus. Demographischer Wandel: Hauslieferung Milch nimmt zu Erwartungen: Falls Preissteigerung erwartet wird, steigt Milchnachfrage kurzfristig. Werbung: Werbekampagne z.B. Kuh Lovely 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 94 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) MARIOS ANGEBOTSKURVE Preis von Eiscreme Preis von Angebots- (CHF je Kugel) Eiscreme menge (CHF je (Kugeln) 3,00 Kugel) 0,00 0 2,50 0,50 0 1. Ein Preis- anstieg … 1,00 1 2,00 1,50 2 2,00 3 1,50 2,50 4 3,00 5 1,00 0,50 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Menge Eiscreme 2. … erhöht die Angebotsmenge an Eiscreme. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 95 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) ANGEBOT (BEWEGUNG AUF DER KURVE) Preis-Mengen-Diagramm Das Angebotsgesetz: Je höher der Preis, desto Preis grösser das Angebot und Angebots- umgekehrt. p3 funktion Exogene Faktoren beeinflussen die Lage der p2 Angebotskurve. p1 Sie werden als konstant angenommen (ceteris paribus). q1 q2 q3 Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 96 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) ANGEBOT (VERSCHIEBUNG DER KURVE) Angebotserhöhung: Rechts- Preis verschiebung der Funktion Gründe für die Verschiebung: Aufhebung der „ceteris paribus-Klausel“ Veränderung der…. Preise Produktionsfaktoren Rentabilität, Kuppelprodukte Produktionstechnik externe Faktoren (z.B. Wetter) Erwartungen Menge Anzahl Anbieter 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 97 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) ANGEBOT (VERSCHIEBUNG DER KURVE) Angebotsrückgang: Links- Preis verschiebung der Funktion Gründe für die Verschiebung: Aufhebung der „ceteris paribus-Klausel“ Veränderung der…. Preise Produktionsfaktoren Rentabilität, Kuppelprodukte Produktionstechnik externe Faktoren (z.B. Wetter) Erwartungen Menge Anzahl Anbieter 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 98 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) ANGEBOT (VERSCHIEBUNG DER KURVE) Angebotserhöhung: Rechts- Preis verschiebung der Funktion Horizontale Interpretation: Bei gleichem Preis erhöht sich die Angebotsmenge p q1 q2 Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 99 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) ANGEBOT (VERSCHIEBUNG DER KURVE) Angebotserhöhung: Rechts- Preis verschiebung der Funktion Vertikale Interpretation: Bei gleicher Angebotsmenge sinkt der Preis q Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 100 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) ANGEBOT: EXOGENE FAKTOREN Faktoren für Verschiebung (ohne Preis): Preise Produktionsfaktoren: Bei Milch z.B. Viehfutter, Landpreise. Wenn P, dann Q und umgekehrt. Rentabilität, Kuppelprodukte: Verlagerung auf rentables Produkt Angebot von Milch , wird Angebot von Rindfleisch Produktionstechnik: Einführung von Melkmaschinen hat Milchangebot erhöht. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 101 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) ANGEBOT: EXOGENE FAKTOREN Faktoren für Verschiebung (ohne Preis): Externe Faktoren (Klima, Naturkatastrophen, Änderung öffentliche Meinung wie z.B. Bio, sozialethische Aspekte) Erwartungen der Anbieter: Erwartung, dass Milchpreis steigt erhöht das Angebot. Anzahl Anbieter: Ziehen sich Anbieter zurück, geht (kurzfristig) das Angebot an Milch zurück. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 102 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) MARKTGLEICHGEWICHT (ANGEBOT UND NACHFRAGE ZUSAMMEN) Preis Angebot Marktgleichgewicht: Der Marktpreis schafft einen P* Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage. Die Menge Q* wird zum Nachfrage Preis P* getauscht. Vorläufige Ruhesituation auf dem Markt. Q* Menge Markt wird „geräumt“ 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 103 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) Angebotsabnahme Preis Gründe u.a.: Produktionskosten steigen Naturkatastrophe hat Nachfragekurve A2 schlechte Ernte zur Folge A1 P2 P1 Menge M2 M1 Angebotskurve verschiebt sich von A1 nach A2. Preis ist von P1 nach P2 gestiegen. Nachgefragte Menge ist von M1 nach M2 gesunken. Fuchs, Kessler : 2015/16 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 104 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) Angebotszunahme Preis Gründe u.a.: Produktionskosten sinken Besonders gute Ernte Nachfragekurve A1 Verbesserung der A2 Produktionsverfahren P1 P2 Menge M1 M2 Angebotskurve verschiebt sich von A1 nach A2. Preis ist von P1 nach P2 gesunken. Nachgefragte Menge ist von M1 nach M2 gestiegen. Fuchs, Kessler : 2015/16 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 105 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) Preis Nachfrageabnahme Gründe u.a.: Einkommen sinken Preise für Ersatzgüter A sinken Preise von Komple- mentärgütern steigen Erwartung an den Nut- P1 zen eines Gutes sinkt P2 N1 N2 Menge M2 M1 Nachfragekurve verschiebt sich von N1 nach N2. Marktpreis ist von P1 nach P2 gesunken. Nachgefragte Menge ist von M1 nach M2 gesunken. Fuchs, Kessler : 2015/16 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 106 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) Preis Nachfragezunahme Gründe u.a.: Einkommen erhöhen sich Preise für Ersatzgüter A steigen Preise von Komple- mentärgütern sinken Erwartung an den Nut- P2 zen eines Gutes erhöht sich P1 N2 N1 Menge M1 M2 Nachfragekurve verschiebt sich von N1 nach N2. Marktpreis ist von P1 nach P2 gestiegen. Nachgefragte Menge ist von M1 nach M2 gestiegen. Fuchs, Kessler : 2015/16 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 107 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISE TEILEN RESSOURCEN UND GÜTER ZU Signalfunktion des Preises Preis entscheidet: Wer welches Gut produziert Welche Güter hergestellt werden Wer welches Gut erhält Dezentrale Entscheidungsfindung führt zu marktwirtschaftlicher Selbststeuerung dank der Preise Wenn Märkte durch eine unsichtbare Hand gesteuert werden (Adam Smith), dann sind Preise der Dirigenten- stab, den die unsichtbare Hand nutzt, um das Orchester der Volkswirtschaft zu dirigieren. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 108 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE Ein Mass der Stärke, mit der die Nachfragemenge Preis eines Gutes auf Änderungen seines Preises reagiert. Definition: p1 Veränderung der Nachfragemenge (in%) p Veränderung des Preises (in%) p2 Menge q1 q2 q 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 109 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE Die Elastizität kann einen Wert zwischen 0 und unendlich annehmen: zwischen 0 und 1: unelastisch gleich 1: einheitselastisch zwischen 1 und unendlich: elastisch Einflussgrössen: Verfügbarkeit von Substitutionsgütern Notwendige Güter versus Luxusgüter Marktabgrenzung Einkommensanteil Zeithorizont 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 110 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE Berechnung der Bogenelastizität: q2 − q1 q1 p = p2 − p1 p1 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 111 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE Eine Nachfragefunktion ist folgendermassen definiert: p = 20 – 2q Berechnen Sie die Preiselastizität der Nachfrage, wenn der Preis von 10 auf 8 sinkt. p =1 Berechnen Sie die Preiselastizität der Nachfrage, wenn der Preis von 8 auf 10 steigt. = 0.666 p 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 112 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE Mittelwertmethode: q2 − q1 (q1 + q2 ) / 2 p = p2 − p1 ( p1 + p2 ) / 2 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 113 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE Eine Nachfragefunktion ist folgendermassen definiert: p = 20 – 2q Berechnen Sie die Preiselastizität der Nachfrage, wenn der Preis von 10 auf 8 sinkt. p = 0.8181 Berechnen Sie die Preiselastizität der Nachfrage, wenn der Preis von 8 auf 10 steigt. = 0.8181 p Wenden Sie für beide Berechnungen die Mittelwert- methode an. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 114 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE Preis elastisch P 1 P = unelastisch vollkommen elastisch P 1 P = 1 P = 0 einheitselastisch Vollkommen unelastisch Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 115 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE: PREISSENKUNG FUSSBALLCLUB Fall 1: Preis von 40 auf 30 Preis Elastizität? Umsatz? Zuschauer: (10/25) / Preis: (10/35) = 40 Elastizität: 1.4 30 Verlust: -200 Gewinn: +300 Saldo: +100 Zuschauer (in Tausend) 20 30 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 116 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE: PREISSENKUNG FUSSBALLCLUB Fall 2: Preis von 20 auf 10 Preis Elastizität? Umsatz? Zuschauer: (10/45) / Preis: (10/15) = Elastizität: 0.33333 Verlust: -400 20 Gewinn: +100 Saldo: -300 10 Zuschauer (in Tausend) 40 50 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 117 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE: VOLLKOMMEN UNELASTISCH Preis Nachfrage 5 100 − 100 4 (100 + 100)/2 Ɛ 𝜀𝜌ρ = =0 5−4 (4 + 5)/2 100 Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 118 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE: UNELASTISCH Preis Nachfrage 5 90 − 100 (100 + 90)/2 4 𝜀Ɛ𝜌ρ = = 0.47 5−4 (4 + 5)/2 90 100 Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 119 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE: EINHEITSELASTISCH Preis Nachfrage 5 80 − 100 (100 + 80)/2 4 𝜀Ɛ𝜌ρ = =1 5−4 (4 + 5)/2 80 100 Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 120 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE: ELASTISCH Preis 5 50 − 100 4 Nachfrage (100 + 50)/2 𝜀Ɛ𝜌ρ = =3 5−4 (4 + 5)/2 50 100 Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 121 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE: VOLLKOMMEN ELASTISCH Preis (CHF) 1. Bei einem Preis oberhalb von 4 CHF ist die Nachfragemenge gleich 0. 4 Nachfrage 2. Bei genau 4 CHF kaufen die Nachfrager eine beliebig grosse Menge. 0 Menge 3. Bei einem Preis unter 4 CHF ist die Nachfragemenge unendlich gross. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 122 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE: POSITIV ELASTISCH Preis Nachfrage 5 4 50 80 Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 123 DIE MARKTKRÄFTE VON ANGEBOT UND NACHFRAGE (3) PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE: ZUSAMMENFASSUNG Art der Preiselastizität Preis steigt Preis-Mengen-Reaktion Normale, elastische E>1 → Nachfrage sinkt Preisreaktion überdurchschnittlich (Fallende Nachfragekurve) Normale, unelastische 0 politische Philosophie 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 171 KONSUMENTEN, PRODUZENTEN UND DIE EFFIZIENZ VON MÄRKTEN (6) EFFIZIENZ VERSUS VERTEILUNGSGERECHTIGKEIT Die Lorenzkurve zeigt die Einkommensverteilung als Verhältnis zwischen dem kumulierten Prozentsatz der Bevölkerung und dem kumulierten Prozentsatz des Einkommens. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 172 KONSUMENTEN, PRODUZENTEN UND DIE EFFIZIENZ VON MÄRKTEN (6) EFFIZIENZ VERSUS VERTEILUNGSGERECHTIGKEIT Der Gini-Koeffizient misst das Verhältnis der Fläche zwischen der 45-Grad-Linie und der vollkommenen Verteilungsgleichheit (A) sowie der Lorenzkurve zur gesamten Fläche unterhalb der Linie der vollkommenen Gleichheit (A+B). Der Gini-Koeffizient ist ein Mass der (Un-)Gleichverteilung. Er kann Werte zwischen 0 (alle haben gleichviel) und 1 (maximale Ungleichverteilung bzw. einer hat alles, alle anderen nichts) annehmen. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 173 KONSUMENTEN, PRODUZENTEN UND DIE EFFIZIENZ VON MÄRKTEN (6) WIEDERHOLUNGSFRAGEN (AUSWAHL) 1. Womit beschäftigt sich die Wohlfahrtsökonomik? 2. Erklären Sie den Zusammenhang von Zahlungsbereitschaft, Konsumentenrente und Nachfragekurve. 3. Erklären Sie, wie die Kosten der Verkäufer, die Produzenten- rente und die Angebotskurve zusammenhängen. 4. Zeigen Sie in einen Angebots-Nachfrage-Diagramm, wie im Marktgleichgewicht Konsumentenrente und Produzentenrente bestimmt sind. 5. Was ist Effizienz? Ist Effizienz das einzige Kriterium für Politiker? 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 174 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) INHALT Preiskontrollen und Marktergebnisse Höchstpreise Mindestpreise Steuern und Marktergebnisse Elastizität und Steuerinzidenz Subventionen und Marktergebnisse Wie beeinflusst eine Steuer die Nettowohlfahrt? Nettowohlfahrtsverlust und Steueraufkommen Höhe der Steuer Ausgestaltung des Steuersystems (Prinzipien) Steuergerechtigkeit 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 175 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) LERNZIELE UND KOMPETENZEN I Sie wissen, wann und wie sich Preisober- sowie Preisunter- grenzen auswirken und kennen die dazugehörigen wirtschaftspolitischen Argumente. Sie kennen die Steuerbegriffe direkte und indirekte Steuern sowie Mengen- und Wertsteuern und deren Auswirkung auf Angebot und Nachfrage. Sie wissen, wie sich die Steuerlast zwischen Käufern und Verkäufern verteilt, und zwar abhängig davon, wo die Steuer erhoben wird und wie sich die relative Elastizität von Angebot und Nachfrage verhält. Sie kennen die Auswirkungen einer Subvention für Produzenten und Konsumenten. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 176 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) LERNZIELE UND KOMPETENZEN II Sie kennen Ziel und Zweck der Besteuerung allgemein und kennen die Eigenheiten des schweizerischen Steuersystems. Die Auswirkungen unterschiedlicher Steuern auf Konsumen- ten- und Produzentenrente in Abhängigkeit der Preiselastizität von Angebot und Nachfrage ist Ihnen bekannt. Sie kennen den Zusammenhang zwischen Steuersatz, Steueraufkommen und Nettowohlfahrtsverlust. Sie wissen um den Informationsgehalt des Durchschnitts- sowie des Grenzsteuersatzes. Sie kennen die Steuerarten der pauschalen, proportionalen und progressiven Steuer sowie deren wirtschaftspolitische Bedeutung hinsichtlich Effizienz und Gerechtigkeit. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 177 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN Einführung, wenn Politiker glauben, dass die Preise entweder für die Käufer oder für die Verkäufer unfair sind: Preisobergrenze (Höchstpreise): Gesetzlich festgelegter Höchstpreis, zu dem ein Gut angeboten werden darf. Preisuntergrenze (Mindestpreise): Gesetzlich festgelegter Mindestpreis, zu dem ein Gut angeboten werden darf. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 178 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN: HÖCHSTPREIS (a) Eine wirkungslose Preisobergrenze Mietpreis (CHF/m2/Jahr) Angebot 400 Höchst- Gleich- preis gewichts- 300 preis Nachfrage 0 5’000 Menge an Wohnraum (1’000 m2) Gleichgewichtsmenge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 179 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN: HÖCHSTPREIS (b) Eine bindende Preisobergrenze Mietpreis (CHF/m2/Jahr) Angebot Gleich- gewichts- 300 preis 200 Höchst- preis Nachfrage 0 4’000 6’000 Menge an Wohnraum 2 Angebotene Nachgefragte (1’000 m ) Menge Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 180 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN: HÖCHSTPREIS Bindende Preisobergrenzen verursachen Mangelwirtschaft: (Nachfrageüberschuss) QD > QS Beispiele: Wohnungsknappheit, Städtische Wohnungen (z.B. Bern) mit Zuteilungskriterien Rationierung: Beispiele: lange Schlangen, Diskriminierung durch Verkäufer 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 181 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN: FALLSTUDIE Höchstpreise auf dem Wohnungsmarkt sollen das Wohnen für Arme und Bedürftige erschwinglich machen. Sie führen kurzfristig zu einer kleinen Angebotslücke, langfristig zu einer massiven Wohnungsnot. Mietpreisbindung gemäss US-Ökonom: „Effektivstes Verfahren zur Zerstörung einer Stadt, ausser einer Bombardierung.“ 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 182 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN: FALLSTUDIE (a) Mietpreisbindung kurzfristig Miet- preis Angebot Höchstmiete Nachfrage- überschuss Nachfrage 0 Wohnungsmenge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 183 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN: FALLSTUDIE (b) Mietpreisbindung langfristig Miet- preis Angebot Höchstmiete Nachfrage- überschuss Nachfrage 0 Wohnungsmenge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 184 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN: HÖCHSTPREIS Preis A1 A2 Marktpreis/ Gleichgewichtspreis Höchstpreis Nachfrageüberhang Menge M2 M1 Staat legt Höchstpreis (z.B. für Brot) fest → nachgefragte Menge (M1) ist grösser als angebotene Menge (M2) → Nachfrageüberhang → Staat subventioniert Brotherstellung → Bäcker verdient mehr → Angebot wird ausgeweitet → Angebotskurve verschiebt sich von A1 nach A2 → Nachfrage entspricht Angebot Fuchs, Kessler : 2015/16 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 185 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN: MINDESTPREISE Ein wichtiges Beispiel eines Mindestpreises bzw. einer Preisuntergrenze ist der Mindestlohn. USA (7.25 USD/h) Deutschland (12.00 Euro/h) Frankreich (11.57 Euro/h) Neuenburg (20.77 CHF/h) Seit 4.8.2017 gilt in Neuenburg der erste kantonale Mindestlohn der Schweiz. Kanton Jura (20.60 CHF/h) Verabschiedung am 22.11.2017 Kanton Bern führt keinen Mindestlohn ein (6.12.2017) Kanton Genf (24 CHF/h) Verabschiedung am 27.9.2020 Basel-Stadt (21 CHF/h) Verabschiedung am 13.6.2021 Tessin (20.08 CHF/h) gültig seit 1.1.2021 Zürich: Stadt (23.90 CHF/h), Winterthur (23 CHF/h) am 18.6.2023 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 186 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN: MINDESTPREISE (a) Freier Arbeitsmarkt Lohnsatz Arbeitsangebot Gleichgewichts- lohn Arbeitsnachfrage 0 Gleichgewichts- Arbeitsmenge beschäftigung 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 187 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN: MINDESTPREISE (b) Arbeitsmarkt mit wirksamem Mindestlohn Lohnsatz Arbeitsangebot Angebots- überschuss (Arbeitslosigkeit) Mindest- lohn Arbeitsnachfrage 0 Nachgefragte Angebotene Arbeitsmenge Menge Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 188 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN: MINDESTPREISE (c) Arbeitsmarkt mit wirksamem Mindestlohn bei elastischer Nachfrage Lohnsatz Arbeitsangebot Angebots- überschuss (Arbeitslosigkeit) Mindest- lohn Arbeitsnachfrage 0 Nachgefragte Angebotene Arbeitsmenge Menge Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 189 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN: MINDESTPREISE (d) Arbeitsmarkt mit wirksamem Mindestlohn für die gesamte Branche Lohnsatz Arbeitsangebot Angebots- überschuss (Arbeitslosigkeit) Mindest- lohn Arbeitsnachfrage 0 LD LS Arbeitsmenge (L) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 190 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) PREISKONTROLLEN: MINDESTPREISE Preis liegt über dem Preis Angebots- Gleichgewichtspreis überschuss Angebot Fragen: P1 Mindespreis wird P* aufgehoben Verhalten der Markt- Nachfrage teilnehmer? QN Q* QA Menge 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 191 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) STEUERN Wie beeinflussen Steuern die Marktgleichgewichte? Wer trägt welche Steuerlast (Käufer, Verkäufer)? Steuern verursachen eine Änderung des Marktgleichgewichts. Nach Steuern zahlen Käufer mehr für ihre Einkäufe und Verkäufer erhalten weniger, unabhängig davon, bei wem die Steuer erhoben wurde. Die Steuerinzidenz gibt Auskunft über die Verteilung der Steuerlast zwischen wirtschaftlichen Akteuren. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 192 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) STEUERN: STEUERSYSTEM SCHWEIZ Steuern sind voraussetzungslos geschuldete öffentliche Abgaben in Geldform von natürlichen und juristischen Personen ohne bestimmte Gegenleistung. Direkte Steuern werden unmittelbar beim Steuer- subjekt entsprechend seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erhoben. Indirekte Steuern werden nicht beim Steuersubjekt sondern bei bestimmten Vorgängen bzw. Handlun- gen mittelbar und unabhängig der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erhoben. Mengensteuer Wertsteuer 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 193 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) STEUERN: ZWECK UND ZIEL Fiskalpolitischer Zweck: Die Steuern sollten den Finanzbedarf des Staates wenn möglich langfristig decken, unter Berücksichtigung des Gesamtinteresses des Landes. Sie decken den Bedarf der Allgemein- heit in den Bereichen Schule, Verkehr, Umweltschutz, Armee etc. Sozialpolitischer Zweck: Die Steuerlast sollte im Lichte bestimmter sozialpolitischer Vorstellungen gerecht verteilt werden. Sie erfüllen zudem soziale Verfassungsaufträge wie Verbilligung der Kranken- kassenprämien etc. Wirtschaftspolitischer Zweck: Die Steuerlast sollte sich nicht in unerwünschterweise auf das Wirtschaftsleben auswirken. Zudem schützen sie wirtschaftliche Interessen wie Subventionen, Direkt- zahlungen, Wirtschaftsförderung etc. Umsetzungspolitischer Zweck: Die Durchsetzung der Steuerordnung sollte nicht auf rechtliche oder steuertechnische Schwierigkeiten stossen. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 194 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) STEUERN: MENGENSTEUER, BESTEUERUNG DER VERKÄUFER Benzinpreis (CHF/Liter) Gleichgewicht S2 mit Steuern Angebot, S1 Preis, den Käufer zahlen Eine Besteuerung der 1,30 Verkäufer hebt die Steuer (50 Rappen) Preis 1,00 Kurve um den Betrag ohne 0,80 der Steuer (0,50 CHF) Steuer nach oben. Preis, den Verkäufer erhalten Gleichgewicht ohne Steuern D1 0 90 100 Menge an Benzin (Mio Liter) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 195 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) STEUERN: MENGENSTEUER, BESTEUERUNG DER KÄUFER Benzinpreis (CHF/Liter) Gleichgewicht ohne Steuern Preis, den Steuer (50 Rappen) Käufer zahlen Angebot, S1 1,30 Eine Steuer bei den Käufern verschiebt Preis 1,00 die Kurve um den ohne 0,80 Betrag der Steuer Steuer (0,50 CHF) nach unten. Preis, den Verkäufer erhalten Gleichgewicht mit Steuern D1 D2 0 90 100 Menge an Benzin (Mio Liter) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 196 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) STEUERN: WERTSTEUER, BESTEUERUNG DER VERKÄUFER Preis der Trainings- schuhe (CHF) S2 Gleichgewicht Angebot, S1 Preis, den mit Steuern Käufer zahlen 33 Preis 30 ohne 27.50 Steuer Preis, den Verkäufer erhalten Gleichgewicht ohne Steuern D1 0 55 60 Menge der Trainingsschuhe (1’000 Paare) 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 197 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) STEUERN: ELASTIZITÄT UND STEUERINZIDENZ Welchen Einfluss hat eine Besteuerung von Verkäufern verglichen mit Käufern? Es spielt keine Rolle, ob die Steuer bei den Verkäufern oder bei den Käufern erhoben wird. Die Höhe und die Aufteilung bleiben gleich. Wer oder was bestimmt, wie die Steuer aufgeteilt wird? Die Antwort hängt von der Elastizität der Nachfrage und des Angebots ab. 12.09.2023 Mikroökonomie 1 – Ammon Alexander Folie 198 ANGEBOT, NACHFRAGE UND DIE POLITIK DER REGIERUNG (7) STEUERN: ELASTIZITÄT UND STEUERINZIDENZ - STEUERAUFTEILUNG (a) Elastisches Angebot, unelastische Nachfrage Preis 1. Ist das Angebot elastischer Preis, den als die Nachfrage … Käufer bezahlen