Summary

This document details various anxiety disorders, including Panic Disorder and Generalized Anxiety Disorder. It covers the forms, etiology, ICD-10 criteria, characteristics, and diagnosis. Information on treatment, including behavior therapy and pharmacotherapy is included.

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# 3. Andere Angststörungen ## Formen und Ätiologie * Formen: * **Panikstörung** (episodisch paroxysmale Angst) F41.0 * **Generalisierte Angststörung** F41.1 * Ätiologie: * **Lerntheorie:** Fehlkonditionierung; negative Verstärkung führt zur schnellen Etablierung eines Fehlverhaltens...

# 3. Andere Angststörungen ## Formen und Ätiologie * Formen: * **Panikstörung** (episodisch paroxysmale Angst) F41.0 * **Generalisierte Angststörung** F41.1 * Ätiologie: * **Lerntheorie:** Fehlkonditionierung; negative Verstärkung führt zur schnellen Etablierung eines Fehlverhaltens * **genetische Komponente** * **Neurobiologie:** serotonerge Dysregulation, Störung der GABAergen Inhibition, gesteigerte Aktivität der Amygdala * **psychosoziale Faktoren:** Risiko erhöht durch emotional belastende oder traumatische Ereignisse. ## Panikstörung: ICD-10-Kriterien * **a. wiederholte Panikattacken ohne spezifische Situation / Objekt, ohne besondere Anstrengung / Gefahr** * **b. Panikattacke hat alle Charakteristika:** * (a) Einzelepisode intensiver Angst * (b) abrupter Beginn * (c) innerhalb weniger Minuten maximal, dauert mindestens einige Minuten * (d) mindestens vier Symptome, davon 1 von 1–4 vegetative Symptome (Herzklopfen, Schweißausbrüche, Tremor, Mundtrockenheit), 5–8 Thorax und Abdomen (z. B. Atembeschwerden), 9–12 psychische Symptome (z.B. Benommenheit, Depersonalisation, Derealisation), 13–14 allgemeine Symptome (z.B. Hitzewallungen) * **c. keine organische Ursache; keine F0, F2, F3, F45 (somatoforme Störung)** **Panikattacke ≠ Panikstörung; Panikattacke kann im Rahmen verschiedener Störungen (z.B. Phobie, Panikstörung) oder ohne Vorliegen einer Störung auftreten** **Prävalenz einzelner Panikattacken 10%, Prävalenz der Panikstörung ca. 4%** ## Panikstörung: Besonderheiten * anfallsartig, meist unerwartet, auch aus dem Schlaf heraus * häufig Angst zu sterben, Angst vor Kontrollverlust, Angst wahnsinnig zu werden * Dauer meist 5–10 Minuten, Intensität der Symptome nimmt in der Zeit zu * Sorgen um Bedeutung des Anfalls und seiner Konsequenzen, ggf. Verhaltensänderungen infolge der Anfälle ## Panikstörung: Psychophysiologisches Ätiologiemodell * **Grundannahme:** positiver Rückkopplungskreis („Teufelskreis“) von körperlicher Reaktion, Gefahrenassoziation und Angstreaktion; Kreis kann getriggert sein durch äußere Reize * **Wahrnehmungsfehler:** bei physiologischen Messungen nur selten drastische Anstiege der Herzfrequenz, aber Symptome werden – vor allem retrospektiv – als sehr intensiv beschrieben * **Feedback-Experimente:** falsche Rückmeldung erhöhter Herzfrequenz führt zu einem Angstanstieg nur bei Panikpatienten ## Panikstörung: Diagnostik * **somatische Ursachen ausschließen** * **funktionale Beziehung zu komorbiden Störungen klären** (z.B. Depression als zugrunde liegende Störung) * **zentrale Befürchtung identifizieren; meist Furcht vor drohender körperlicher / mentaler Katastrophe (Sterben, Zusammenbrechen, Verrückt werden)** * **verschiedene Inventare, z.B. Panik- und Agoraphobie-Skala (Bandelow)** ## Panikstörung: Verlauf und Prognose * häufig Circulus vitiosus mit Angst vor der Angst * Spontanremissionen der Panikstörung selten * lebenszeitbezogen kommen bei 80% weitere psychische Störungen vor * andere Angststörungen * Depression * substanbezogene Störungen ## Panikstörung: Therapie * **Verhaltenstherapie:** zentral Reizexposition (Konfrontationstherapie) * **supportive Therapie:** Selbsthilfegruppen, Gesprächstherapie * **Pharmakotherapie:** * SSRI: Citalopram, Escitalopram, Paroxetin, Sertralin * SNRI: Venlafaxin * NSMRI: Clomipramin ## Generalisierte Angststörung: ICD-10-Kriterien * **a. mindestens sechs Monate mit vorherrschender Anspannung, Besorgnis, Befürchtungen in Bezug auf Alltagsereignisse** * **b. mindestens vier Symptome [von 22], davon mindestens 1 von 1-4 vegetative Symptome (Herzklopfen, Schweißausbrüche, Tremor, Mundtrockenheit), 5-8 Thorax und Abdomen (z. B. Atembeschwerden, Übelkeit, Bauchschmerzen), 9-12 psychische Symptome (z. B. Todesangst, Angst vor Kontrollverlust, Benommenheit, Derealisation oder Depersonalisation), 13-14 allgemeine Symptome (z.B. Hitzewallungen), 15-18 Symptome der Anspannung (Muskelverspannung), 19-22 unspezifische Symptome (z. B. Reizbarkeit)** * **c. keine F41.0, F40, F42, F45.2** * **d. keine F0, F1** **Reliabilität der Diagnose geringer als bei anderen Angststörungen, da wenig Vermeidungsverhalten und eher unscharf definierte Symptome / fließender Übergang zu „normalen“ Sorgen** ## Generalisierte Angststörung: Epidemiologie und Ätiologie * **Epidemiologie:** * Lebenszeitprävalenz bis 5% der Bevölkerung; mehr Frauen * Erstmanifestation meist im 3. Lebensjahrzehnt, Prävalenz steigt mit dem Alter * **Ätiologie:** * **biologische Faktoren:** teilweise genetische Determination von Ängstlichkeit; mangelnde GABAerge Hemmung des zentralen autonomen Netzwerks; Veränderungen im serotonergen System * **psychologische Faktoren:** mangelnde Kontrolle in der Bindung zu wichtigen Bezugspersonen; überengagierter Erziehungsstil; belastende Lebensereignisse ## Generalisierte Angststörung: Pathologische Sorgen * **Sorgenbereiche:** Familie, Finanzen, Arbeit, Krankheit (wie bei „normalen“ Sorgen), **aber:** * sie stehen in keinem angemessenen Verhältnis zum Anlass (exzessives Sorgen auch um kleinere Angelegenheiten) * sie wachsen einem über den Kopf (sehr geringe wahrgenommene Kontrolle über die Sorgen und die körperlichen/ kognitiven Begleiterscheinungen) * Patienten verbringen übermäßig viel Zeit mit Sorgen * **Hyperarousal soll durch Sorgen moduliert werden** (durch Beschäftigung soll Kontrolle ausgeübt werden) ► **mentales Vermeidungsverhalten** ► negative Verstärkung durch Dämpfung der emotionalen und autonomen Erregung ► keine langfristige günstige Wirkung, da Grübeln eine ineffiziente Form der Problemlösung ist ## Generalisierte Angststörung: Verlauf und Prognose * spezifische Behandlung selten, häufiger in Allgemeinarztpraxen zu finden * meist chronischer Verlauf aber nur selten schwere Ausprägung * sehr hohe Komorbidität: Gefahr sekundärer Suchtentwicklung (häufig iatrogen unterstützt), häufig Depression ## Generalisierte Angststörung: Therapie * **Verhaltenstherapie mit Reizexposition** (Konfrontationstherapie) * **supportive Therapie** (Selbsthilfegruppen, Gesprächstherapie) * **Pharmakotherapie:** Zulassung für * SSRI: Escitalopram, Paroxetin * SNRI: Duloxetin, Venlafaxin * andere: u.a. Buspiron, Pregabalin, Lavendelöl

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