VL12: Das mittlere Erwachsenenalter (PDF)

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Universität zu Lübeck

Prof. Dr. Nico Bunzeck

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middle adulthood human development cognitive development physical development

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Die Datei enthält Informationen über das mittlere Erwachsenenalter, mit Fokus auf körperliche und kognitive Veränderungen. Sie deckt Themen wie Sehvermögen, Fortpflanzungssystem und Psychosoziale Entwicklung ab.

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Das mittlere Erwachsenenalter – 40.-65. Lebensjahr Prof. Dr. Nico Bunzeck Universität zu Lübeck WS 24/25 Überblick Körperliche Veränderungen – Sehvermögen, Fortpflanzu...

Das mittlere Erwachsenenalter – 40.-65. Lebensjahr Prof. Dr. Nico Bunzeck Universität zu Lübeck WS 24/25 Überblick Körperliche Veränderungen – Sehvermögen, Fortpflanzungssystem Kognitive Veränderungen – Kohorteneffekte, Kristalline und fluide Intelligenz, individuelle und Gruppenunterschiede Informationsverarbeitungstheorie – Geschwindigkeit der Info-verarbeitung, Gedächtnis Psychosoziale Entwicklung – Erikson, Levinson, Midlife-Crisis 1 Körperliche Veränderungen Fortsetzung allmählicher Veränderungen des frühen Erwachsenenalters Zunahme lebensbedrohlicher Gesundheitsbeschwerden Zeitorientierung: „Jahre nach der Geburt“ à „noch verbleibende Jahre“ Revidiertes körperliches Selbstbild: körperliche und geistige Verfallserscheinungen, Unabhängigkeit? 2 Körperliche Veränderungen Sehvermögen Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) – Altersbedingter Verlust der Nahanpassungsfähigkeit des Auges – Verdickung Linse; Schwäche des Ziliar- Muskels Geringere Sehfähigkeit bei Dunkelheit – Pupille schrumpft, Linse & Glaskörper trübe à Lichtempfindlichkeité, Farbunterscheidung ê Neuronale Veränderungen – Abnahme Stäbchen, Zapfen, Sehnerv 3 Körperliche Veränderungen Fortpflanzungssystem Frauen Abnahme Östrogenproduktion à Monatszyklus (28à23 Tage) verändert & mehr defekte Eizellen Menopause - Große Varianz (zB abh. vom Lebensstil, Genetik) - Reproduktionsorgane kleiner, geringere Erregbarkeit, Elastizität der Haut, Knochenmasse ê - Prä: Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen - Peri: Reizbarkeit, Schlafprobleme - Zusammenhang mit Depression? 4 Körperliche Veränderungen Fortpflanzungssystem – Klimakterium, Menopause 5 Körperliche Veränderungen Fortpflanzungssystem – Klimakterium, Menopause Hormontherapie - Östrogen-Monotherapie VS. - Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie - Minderung körperlicher Symptome, Schutz gegen Osteoporose - Kein direkter Einfluss auf Stimmung bei nicht- depressiven Frauen - Nebenwirkungen: Herzinfarkt, Schlaganfall, Blutgerinnsel, kognitive Probleme - Alternativen? 6 Körperliche Veränderungen Fortpflanzungssystem – Klimakterium, Menopause, Psychische Reaktionen Menopause als Signal, keine Kinder mehr bekommen zu können Traumatisierend/belastend: unerfüllter Kinderwunsch, körperliche Symptome VS. Neuanfang: verbesserte Lebensqualität, Erleichterung (50-60%) Kulturelle Unterschiede – Afroamerikanerinnen & Mexikanerinnen: „normal“, „unvermeidlich“, „begrüßenswert“ VS. – Weiße US-Amerikanerinnen à Menopause hormoneller Vorgang und kulturell bedingt 7 Körperliche Veränderungen Fortpflanzungssystem – Klimakterium Männer Abnahme Fruchtbarkeit, aber keine Menopause Rückgang Testosteronproduktion Erektionsstörungen – Ca. 30% aller 60-Jährigen – Durchblutungsstörungen, verändertes Bindegewebe 8 Körperliche Veränderungen Zusammenfassung / Lernziele Zunahme körperlicher Veränderungen des frühen Erwachsenenalters Sehvermögen: Presbyopie, Lichtempfindlichkeit, Farbwahrnehmung Fortpflanzungssystem – Klimakterium – Frauen: Abnahme Östrogenproduktion, Menopause, körperliche Symptome kulturabh., Hormontherapie – Männer: keine Menopause 9 Kognitive Entwicklung Degeneration, Verfall und Abnahme kognitiver Fähigkeiten? Lebensspannenperspektive – Multidimensional – Multidirektional – Plastisch 10 Kognitive Entwicklung Kohorteneffekte Querschnittstudie – Unterschiedlich alte Personen, 1 Zeitpunkt – Effizienter, keine Drop-outs, keine Übungseffekte Längsschnittstudie – Dieselben Probanden mehrfach untersuchen à individuelle Entwicklung – Dauer 11 Kognitive Entwicklung Kohorteneffekte 12 Kognitive Entwicklung Kristalline und fluide Intelligenz Kristalline Intelligenz – Erfahrungen und angesammeltes Wissen: Urteilsvermögen, soziale Konventionen, Allgemeinwissen, Wortschatz, sprachliches Verständnis, logisches Denken – Kulturelles Umfeld Fluide Intelligenz – Informationsverarbeitung: Kapazität und Geschwindigkeit, Arbeitsgedächtnis, räumliches Vorstellungsvermögen, Symbolerkennung – Individuelles Lernen und Gehirnstrukturen Entwicklung – Kristallin: Zunahme bis mittleres Erwachsenenalter, dann Abnahme – Fluid: frühere und kontinuierlichere Abnahme 13 Kognitive Entwicklung Kristalline Intelligenz Fluide Intelligenz 14 Kognitive Entwicklung Individuelle und Gruppenunterschiede Wichtige Faktoren, die vor schnellem Abbau schützen – Körperliche & geistige Fitness Regelmäßiges Nutzen intellektueller Fähigkeiten Überdurchschnittliche Bildung, körperliche Gesundheit, Fitness – Ernährung, soziale Interkation Geschlechterunterschiede Helmut Schmidt 1918-2015 – Frauen: verbale Aufgaben und Wahrnehmungsgeschwindigkeit – Männer: räumliches Denken – Altersbedingte Veränderungen sehr ähnlich 15 Kognitive Entwicklung Warum kommt es zu einer Abnahme im Alter? Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung Labor – Reaktionszeitaufgaben – Im Alter: längere Reaktionszeiten und mehr Fehler; Anstieg mit Komplexität 16 Kognitive Entwicklung Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung Neuronale Netzwerk-Hypothese – Absterben der Neurone à Unterbrechungen im neuronalen Netzwerk – Anpassung durch neue synaptische Verbindungen (Umgehungsleitungen, Bypässe) à weniger effizient Informationsverlust-Hypothese – Informations-Verlust auf dem Weg durch das kognitive System – Kopierer-Metapher 17 Kognitive Entwicklung Gedächtnis Arbeitsgedächtnis (ca. 20er) VS. Langzeitgedächtnis (ca. 60er) Rückgang der Anwendung von Gedächtnisstrategien Abnahme Repetition à geringere Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit Organisation und Elaboration à Abrufprobleme Verbesserung: kognitive Trainings und mehr Zeit zum Enkodieren Faktenwissen und Handlungswissen bis Ende mittleres Erwachsenenalter konstant 18 Kognitive Entwicklung Zusammenfassung / Lernziele Querschnitt vs. Längsschnittstudien à Kohorteneffekte Kristalline Intelligenz vs. fluide Intelligenz Individuelle Unterschiede: kognitive Anregung, körperliche Gesundheit, Fitness Neuronale Netzwerk-Hypothese, Informationsverlust-Hypothese Differenzierte Betrachtung einzelner Fähigkeiten: Gedächtnis 19 Psychosoziale Entwicklung Generativität vs. Stagnation Generativität: gebendes und anleitendes Sichhinwenden zur nächsten Generation à Kinder, Beruf Verpflichtungen gegenüber Familie, Lebensumfeld, Gesellschaft Einklang zwischen persönlichen Zielen und Wohlergehen der sozialen Umwelt à Kümmern um andere Menschen Erik H. Erikson Selbst Überdauerndes, Weiterbestehen der Gesellschaft, (1902-1994) Verbesserung für nachfolgende Generationen Wunsch nach „Unsterblichkeit“ 20 Psychosoziale Entwicklung Generativität vs. Stagnation Stagnation – Nichterreichen eigener (individueller) Lebensziele à selbstbezogen – Desinteresse an: jungen Menschen, eigener Produktivität, eigenen Talenten, Weltverbesserung Empirische Studien Zunahme von Generativität im mittleren Alter Generativität – Wenig Ängste/Depression – Hohe Autonomie, Selbstakzeptanz, Lebenszufriedenheit – Glückliche Ehen, enge Freundschaften, Toleranz, autoritativer Erziehungsstil, politisch engagierter 21 Psychosoziale Entwicklung Levinsons Theorie der Lebensabschnitte Übergangsphase (40-45 Jahre) à eigene Ziele des frühen Erwachsenenalters verwirklicht? Verbleibende Lebenszeit zunehmend wertvoller à ggf. Veränderungen Viele nach innen gekehrter à was ist persönlich bedeutsam? 22 Psychosoziale Entwicklung Levinsons Theorie der Lebensabschnitte 4 Entwicklungsaufgaben – Selbst und Außenwelt neu beurteilen – Gegensätzliche Tendenzen in Einklang bringen à innere Harmonie 1. Jung vs. alt – Ablegen, behalten, verändern jugendlicher Qualitäten – Positiver Sinn, älter zu sein 2. Destruktivität vs. Kreativität – Ausgleich destruktiver Handlungen à gemeinwohldienliche Tätigkeiten 23 Psychosoziale Entwicklung Levinsons Theorie der Lebensabschnitte 3. Männlichkeit vs. Weiblichkeit – Männer: Fürsorge/Anteilnahme – Frauen: Autonomie/Selbstsicherheit 4. Engagement vs. Isoliertheit – Beruflicher Ehrgeiz und leistungsorientiert VS. – Kindererziehung, unbefriedigender Job Entwicklungsmöglichkeiten erleichtern Übergang ins mittlere Erwachsenenalter – Einschränkung durch geringe Qualifikation, Armut, Arbeitslosigkeit 24 Psychosoziale Entwicklung Gibt es eine „Krise“ des mittleren Lebensalters? Levinson (1970-90): „erheblicher innerer Aufruhr“ Vaillant (1977): „langsame und stetige Veränderungen“ Neuere Arbeiten - Bewertung des Lebens à ggf. Veränderungen: Wendepunkte - Krise durch hindernde Lebensumstände im jungen Erwachsenenalter 25 Psychosoziale Entwicklung Zusammenfassung / Lernziele Erikson: Generativität vs. Stagnation Levinson – Neu-Bewertung von Selbst und Außenwelt – Entwicklungsaufgaben: Vereinbarung gegensätzlicher Tendenzen Krise des mittleren Lebensalters? – Änderungen idR Wendepunkte – Krise bei wenigen 26

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