Vorlesung VT - Kognitiven Schema & Bedürfnisse
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Universität Kassel
Christoph Flückiger
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Diese Vorlesung behandelt kognitive Schemata und Bedürfnisse in der psychologischen Therapie. Sie erklärt wichtige Konzepte und Theorien, die das menschliche Verhalten und die Psychotherapie beeinflussen. Die Vorlesung umfasst auch die Konsistenztheorien und die Grundbedürfnisse der Menschen.
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Prof. Dr. Christoph Flückiger Konzepte / Methoden Moderne Verhaltenstherapie Save the Date: Termine für die Prüfung - 18.02 16.00-17.00 Verfahrenslehre A (wahrscheinlich VT/Systemisch) - 19.02 15.30-16.30 Verfahrenslehre B (wahrscheinlich Psydyn/Neuro) - 14.04.25 9.15-10.15 Verfahrenslehre A (...
Prof. Dr. Christoph Flückiger Konzepte / Methoden Moderne Verhaltenstherapie Save the Date: Termine für die Prüfung - 18.02 16.00-17.00 Verfahrenslehre A (wahrscheinlich VT/Systemisch) - 19.02 15.30-16.30 Verfahrenslehre B (wahrscheinlich Psydyn/Neuro) - 14.04.25 9.15-10.15 Verfahrenslehre A (wahrscheinlich WiSe 24/25 VT/Systemisch) - 16.04.25 9.15-10.15 Verfahrenslehre B (wahrscheinlich Psydyn/Neuro) 17.02 09:15 – 10:15 „Vorlesungen - VT/Systemische“ 19.02 15:30 – 16:30 „Vorlesungen - PsyDyn/Neuro“ Wiederholungsklausuren 09.04 10:00 – 11:00 „Vorlesungen - VT/Systemische (Wiederholungsklausur)“ 16.04 09:15 – 10:15 „Vorlesungen - PsyDyn/Neuro (Wiederholungsklausur)“ Prozessorientierte KVT: Wirkmodelle am Beispiel von Klaus Grawe - 3 Wirkkomponenten - 4 Wirkfaktoren - 5 Perspektiven - Vertikale Verhaltensanalyse - Plananalyse Prozessorientierte KVT: 3 Wirkprinzipien (Grawe, 1998) Klaus Grawe Prozessorientierte KVT: 4 Wirkfaktoren (Grawe, 1990) Meta-Analyse (Studien bis 1980, Psychotherapie Wirksamkeitsstudien D/E) – Ressourcenaktivierung (Familientherapien, Hypnotherapie, Lösungsorientierte Therapie) – Problemaktualisierung (alle: Probleme nicht tabuisiert) – Motivationale Klärung (Psychodynamische Therapien, Gesprächspsychotherapie) – Problembewältigung (Verhaltenstherapie, Kognitive Therapie) Video Aaron Beck Prozessorientierte KVT: 5 Wirkperspektiven (Grawe, 1998) Ausbalancierung zentraler Aspekte: – Evaluation: Ressourcenaktivierung - Problemaktualisierung - Psychologische Dimension: Motivational – Bewusstsein - Bewältigung - System: Intrapersonal - Interpersonal - Therapiebeziehung - Kommunikation: Explizit (verbal) - implizit (prozessual) - Prozess: Zustand (Ist) - Veränderung (Ziel) CUBUS: Videoanalysen Prozessorientierte KVT: Interdependenz (Flückiger et al., 2013) Process-based CBT: Personalisierung (Hayes & Hofmann, 2021) Process-based CBT: Fallkonzeption (Hofmann & Hayes, 2018) Process-based CBT: 4TM (Lutz et al., 2023) Take home message vom letzter Woche Prozess-basierte KVT: - Patientenzentrierung: Nicht die Intervention, sondern der psychologische Prozess bei den Patient*innen zählt - Wirkperspektiven als Such- und Findeheuristiken : Finden vernachlässigter Aspekte! - Spezifi tät: Psychotherapeutische Schulen sind länderspezifi sche, soziale Konstrukte - Praktikabilität: Was zählt ist, dass Denkgebäude in der Praxis als therapeutisch hilfreich erlebt werden Heute: Kognitive Schema & Bedürfnisse - Wie funktioniert der Mensch? Schema- und Erwartungstheorien in der Psychotherapie - Konsistenztheorien: Es sollte einigermaßen aufgehen - Grundbedürfnisse: Frage nach der Sinnhaftigkeit Wie funktioniert der Mensch? Schema- & Erwartungstheorien! Wie funktioniert der Mensch? Schema- & Erwartungstheorien! Epstein, 1994 (referiert auf Kahneman, 1993, 1982) (auch im Sinne von Ellis fast and slow thinking) Wie funktioniert der Mensch? Schema- & Erwartungstheorien! Implizite Schema, Erwartungen, Grundannahmen verstehen! Beide Systeme therapeutisch nutzen! Epstein, 1994 (referiert auf Kahneman, 1993, 1982) (auch im Sinne von Ellis fast and slow thinking) Wie funktioniert der Mensch? Schema- & Erwartungstheorien! Wir Menschen entwickeln im Verlauf unseres Lebens kognitiv-emotive Schema, die beeinfl ussen, wie wir die Dinge sehen und wie wir die Zukunft mental Probehandeln. Als ultrasoziales Tier bezieht der Mensch im mentalen Probehandeln andere Menschen mit ein. - Psychodynamische Therapien (Freud / Jung / Stern): Konfl ikte, Komplexe, RIGs (Representations of interactions generalized; Stern, 2004) - Kognitive Therapien (Ellis / Beck / Young / Rief): Negative & positive Gedanken; Schema; automatisch negative Gedanken, Erwartungen - Humanistische Therapien (Epstein / Grawe / Sachse): Befriedigung der Grundbedürfnisse - Systemische Therapien (Schiepek / Tschacher / Pinsof): Mustererkennung Wie funktioniert der Mensch? Schema- & Erwartungstheorien! Vertikale Verhaltensanalyse! Carver, 1996 hierarchical self-image Wie funktioniert der Mensch? Schema- & Erwartungstheorien! Vertikale Verhaltensanalyse / Plananalyse! (Caspar, 2017) Wie funktioniert der Mensch? Schema- & Erwartungstheorien! Was zählt ist der maßgeschneiderte Einzelfall! Wie funktioniert der Mensch? Schema- & Erwartungstheorien! Annäherungsschema Vermeidungsschema Was zählt ist der maßgeschneiderte Einzelfall! Konsistenztheorien: Es sollte einigermaßen miteinander vereinbar sein! Konsistenztheorien: 3 Begriffe! - Kongruenz / Inkongruenz: Lebensbereiche stimmen mit Wünschen überein - Konkordanz / Diskordanz: Schema miteinander vereinbar - Konsistenz: Kongruenz & Konkordanz zusammen Grawe, 2004 Kongruenz: Vereinbarkeit von Lebensbereichen Konkordanz: Vereinbarkeit von Zielen – Schemakonflikte Schemakonflikt! Konkordanz: Vereinbarkeit von Zielen – Schemakonflikte - Annäherungs-Annäherungs Konfl ikt: Familie & Beruf - Vermeidungs-Vermeidungs Konfl ikt: Vermeide alleine zu sein & keine Zeit für Dich zu haben - Annäherungs-Vermeidungs Konfl ikt: Suche Wärme, vermeide Abwertung Miller, 1959 Konsistenz: Menschen streben nach Konsistenz! Konsistenztheorie (Grawe, 2004) – Streben nach Konsistenz als Motor des psychischen Funktionierens Konsistenz: Menschen streben nach Konsistenz! Konsistenztheorie (Grawe, 2004) – Streben nach Konsistenz als Motor des psychischen Funktionierens Dysfunktional und funktional: – Funktional, z.B.: Lernen auf Prüfung: Unmittelbare Inkongruenzreduktion! Keine emails am Abend: Unmittelbare Diskordanzreduktion! – Dysfunktional, z.B.: Kaufhaus vermeiden: kurzfristige Inkongruenzreduktion! Konfl ikte verdrängen: kurzfristige Diskordanzreduktion! Dass Therapeut*innen dysfunktionales Konsistenzstreben erkennen ist ein zentraler Ansatzpunkt für therapeutische Veränderung! Grundbedürfnisse: Frage nach der Sinnhaftigkeit Grundbedürfnisse: Frage nach der Sinnhaftigkeit Grundbedürfnisse: Frage nach der Sinnhaftigkeit Grawe, 2004 Grundbedürfnisse: Frage nach der Sinnhaftigkeit Grawe relativ frei nach Cognitive-experiential self theory (Epstein, 1994) - Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung bzw. Vermeidung von Kontrollverlust (Handlungsfähig; wobei Teilmächtigkeit) - Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung (Wohlbefi nden; wobei Ruhe & Freude) - Bindungsbedürfnis und Vermeidung von Bindungsverlust (Vertrauen, wobei Grenzen) - Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz (Unbedingte Wertschätzung, wobei Leistungsfähigkeit) Grundbedürfnisse: Frage nach der Sinnhaftigkeit – Individuell! Grundbedürfnisse: Frage nach der Sinnhaftigkeit Kontrolle / Autonomie Lustgewinn Bindung Selbstwert Kontrolle / Autonomie Lustgewinn Bindung Selbstwert - Keine Wahl - Bezahlen prioritär - Ambivalent (komm, - Abwertend komm, falsch) - Direktiv-befehlend - Zeit prioritär - Vertrauen missbrauchen - Kritisierend - Nicht als handelnde - Direkt - Wenig Interesse an der - Lächerlich machen Person akzeptiert Person + Auflehnung + Auflehnung - „ok, zu schnell“ + Auflehnung Grundbedürfnisse: Frage nach der Sinnhaftigkeit Grawe relativ frei nach Cognitive-experiential self theory (Epstein, 1994) - Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung bzw. Vermeidung von Kontrollverlust (Handlungsfähig; wobei Teilmächtigkeit) - Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung (Wohlbefi nden; wobei Ruhe & Freude) - Bindungsbedürfnis und Vermeidung von Bindungsverlust (Vertrauen, wobei Grenzen) - Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz (Unbedingte Wertschätzung, wobei Leistungsfähigkeit) Grundbedürfnisse: Frage nach der Sinnhaftigkeit Grawe relativ frei nach Cognitive-experiential self theory (Epstein, 1994) - Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung bzw. Vermeidung von Kontrollverlust (Handlungsfähig; wobei Teilmächtigkeit) - Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung (Wohlbefi nden; wobei Ruhe & Freude) - Bindungsbedürfnis und Vermeidung von Bindungsverlust (Vertrauen, wobei Grenzen) - Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz (Unbedingte Wertschätzung, wobei Leistungsfähigkeit) Kritik: Psychologie- & individuumszentriert Alternativen: - Lebensaufgaben (z.B., Militär, Politik) - Religion und Philosophie (z.B., Askese) - Geld-, Macht-, Leistungsmotive Grundbedürfnisse: Frage nach der Sinnhaftigkeit Alternative Begriff e in ACT (Hayes, 2004): - Values - Commitment - Acceptance Heute: Kognitive Schema & Bedürfnisse - Wie funktioniert der Mensch? Schema- und Erwartungstheorien in der Psychotherapie - Konsistenztheorien: Es sollte einigermaßen aufgehen - Grundbedürfnisse: Frage nach der Sinnhaftigkeit Take home message Kognitive Schema und Bedürfnisse – Schema als geschichtlich gelernte Verarbeitungsmuster (fast in allen Therapieschulen)! – Bedürfnistheorien als Hilfsmittel zu Fragen nach sinnhaftem Leben Grenzen: WIRD (westernized, industrialist, rich, democratic) Selbsterkenntnis: Lese die englischen Originale! Heute: Prüfungsrelevant - Schemabegriff e kennen - Grundideen der Konsistenztheorie kennen - Kernideen und Grenzen der Grundbedürfnisse kennen Text: Epstein, 1994 (freiwillig) - CEST Theorie