Niere und Harnwege - Anatomie PDF
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Anatomisches Institut, UZH
Lutz Slomianka
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Dieser Text enthält Informationen zur Anatomie von Nieren und Harnwegen. Es werden Funktionen, Lage, Blutversorgung und Nierenkanälchen der Nieren erläutert. Diese Informationen sind hilfreich für das Verständnis der Struktur und Funktion des Harnsystems.
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Niere und Harnwege Lutz Slomianka Anatomisches Institut, UZH Niere und Harnwege - Überblick Funktionen Entfernung von Abfallstoffen des Stoffwechsels aus dem Blut Regulierung des Flüssigkeits- und Salzhaushalts des Körpers harnbereitende Organe: Nieren Filtr...
Niere und Harnwege Lutz Slomianka Anatomisches Institut, UZH Niere und Harnwege - Überblick Funktionen Entfernung von Abfallstoffen des Stoffwechsels aus dem Blut Regulierung des Flüssigkeits- und Salzhaushalts des Körpers harnbereitende Organe: Nieren Filtration des Blutes ( aus 1500l Blut ~160l Primärharn pro Tag) Rückresorption von verwertbaren Stoffen; teilweise abhängig vom Bedarf (H2O, NaCl) harnableitende Organe = Harnwege: Nierenkelche, Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase, Harnröhre 2 Niere: Lage links und rechts der Wirbelsäule im Retroperitonealraum linke Niere caudal zur Milz von der 11. Rippe bis zur Oberkante von 3. Lendenwirbel (L3) anteriore Relationen: Milz, Magen, Dünndarm, Dickdarm rechte Niere von der 12. Rippe zur Unterkante von L3 anteriore Relationen: Leber, Dünndarm, Dickdarm Atemverschieblichkeit: 2 – 3 cm caudal bei Inspiration links und rechts: Nebennieren über dem superioren Nierenpol 3 Niere: Überblick paarige, retroperitoneale Organe "4711" - ~4cm dick, 7cm breit und 11cm lang, 120 – 200g bohnenförmig konvexer lateraler und konkaver medialer Rand Nierenbucht – Sinus renalis Nierenhilum – Hilum renale: Eintritt der Arterien, Austritt von Venen und Harnleiter oberer und unterer Pol bindegewebige Organkapsel (=Faserkapsel) Fettkapsel und Nierenfaszie Nierenlappen 4 Niere: Blutversorgung eine (75%) oder zwei A. renalis aus der Bauchaorta teilt sich in 5-7 Segmentarterien (Endarterien) Die Segmentarterien definieren die Nierensegmente, die jeweils 2-3 Nierenlappen umfassen Segmente: superior, anterior superior, anterior inferior, inferior, posterior Zwischenlappenarterien (Aa. interlobares) zu den Bogenarterien (Aa. arcuatae, verlaufen an der Grenze von Rinde und Mark) Zwischenläppchenarterien (Aa. interlobulares) ins Nierenparenchym eine V. renalis drainiert in die V. cava inferior 5 Niere: Nephron 106 harnbereitende Einheiten Nierenkörperchen: Filtration Primärharn; 0,2 mm Durchmesser Nierenkanälchen: Resorption Rinde proximales Tubuluskonvolut (gewundener Teil des proximalen Tubulus) Mark Nephronschleife (~Henle-Schleife) gerader Teil des proximalen Tubulus + intermediärer Tubulus + gerader Teil des distalen Tubulus Rinde distales Tubuluskonvolut (gewundener Teil des distalen Tubulus) auch Sekretion 6 k Niere: Nierenkörperchen I zuführende Arteriole (A. glomerularis gp afferens) am Gefässpol (g) fenestrierte Kapillaren bilden das Kapillarknäuel (k) des Nierenkörperchens k k Bowman-Kapsel (b) parietales Blatt: einschichtiges Plattenepithel viszerales Blatt: Podozyten (p) Kapselraum nimmt den Primärharn auf g Ursprung des proximalen Tubulus am m Harnpol (h) des Nierenkörperchens k b wegführende Arteriole (A. glomerularis efferens) am Gefässpol p k Mesangiumzellen (m): Bindegewebe des b Nierenkörperchens h 7 Niere: Nierenkörperchen II p f Podozyten (p) umgeben als viszerales Blatt der Bowman-Kapsel die Kapillaren. f Fussprozesse (f) der Podozyten bilden ein p Netzwerk um die Kapillaren (k). Schlitzmembranen zwischen den Fussprozessen. f Der Primärurin entspricht dem durch die Basalmembran (b) der Kapillaren und Schlitzmembran passiv gefilterten p Blutplasma. f f Basalmembran stark negativ geladen f durchlässig für Moleküle mit einem MW von bis zu 65'000 – unabhängig von deren Nutzwert treibende Kraft: Blutdruck in den Kapillaren (80 b mm Hg) k 8 Niere: Nierenkanälchen I proximaler Tubulus (p): weites Lumen; ~65 µm Ø; einschichtiges, kubisches Epithel mit Besatz von langen Mikrovilli (Bürstensaum, b); viele Mitochondrien im basalen Zytoplasma Rückresorption von Kalzium, Natrium (Na+/K+-ATPase) und verwertbarer organischer Stoffe (z.B. Proteine Endozytose, Aminosäuren, Glukose) Intermediärtubulus (i): enges Lumen; ~15 µm Ø; flaches, einschichtiges Epithel, absteigender Teil (descending thin limb DTL): Aquaporine (Wasserkanälchen) und Harnstofftransporter aufsteigender Teil (ascending ATL): wenige Aquaporine i i d p p d i b i d 9 p Niere: Nierenkanälchen II p distaler Tubulus (d): flaches kubisches Epithel mit wenigen, kurzen Mikrovilli; ~35 µm Ø weitere Rückresorption von Kalzium (PTH kontrolliert), Magnesium und NaCl; für Wasser praktisch undurchlässig d Sammelrohre (s) entstehen aus dem d Zusammenfluss mehrerer Verbindungsstücke (~10 Nephrone) einschichtig iso- bis hochprismatisch; gross Schalt- (Säure-Basen Regulation) und Hauptzellen embryologisch aus der Ureterknospe (andere Abschnitte i des Nephrons aus dem metanephrogenem Blastem) schliessen sich zusammen und münden als Ductus papillares an der Papillenspitze in das Nierenbecken s Aldosteron-regulierte Na+ Resorption und K+ Ausscheidung Aquaporine die durch antidiuretisches Hormon (ADH) reguliert i werden ADH-abhängige Konzentration des Urins i 10 i g Niere: Juxtaglomerulärer Apparat Macula densa (m): spezialisierter Kontakt des aufsteigenden, geraden Teils des distalen Tubulus (d) mit dem Nierenkörperchen am Gefässpol (g) d Zellen mit dichtgestellten Zellkernen in Kontakt mit: m extraglomerulären Mesangiumzellen (em) A. glomerulis afferens A. glomerulis efferens em Die Macula densa reguliert, abhängig von Zusammensetzung und Druck des Urins im distalen Tubulus, die Freisetzung von Renin aus modifizierten glatten Muskel- zellen (juxtaglomeruläre Zellen) in der Tunica media der A. glomerulis afferens. 11 c c Niere: Nierenbecken n keine weitere Modifikation des Urins in c den Harnwegen Nierenbecken (Pelvis renalis, n) in der u Nierenbucht von Arterien, Venen, Nerven, Lymphgefässen und Fettgewebe umgeben ensteht aus dem Zusammenfluss der Nierenkelche (Calices renales, c), die u jeweils eine Nierenpapille umfassen. ausgekleidet vom Urothel (Übergangsepithel) peristaltisch aktive, glatte Muskulatur in der Wand verschmälert sich zum Nierenhilum und geht in den Harnleiter (Ureter, u) über u 12 Harnleiter Ureter 20 – 25 cm langes, ~5 mm dickes Rohr Urothelauskleidung pa Tunica muscularis zwei Schichten peristaltisch aktiver, glatter Muskulatur: innen Längs-, aussen Ringmuskulatur; nahe der Blase auch drei Schichten pa Pars abdominalis (pa) liegt auf der Faszie des M. psoas kreuzt die A. illiaca communis oder A. iliaca externa (aie) beim Übertritt ins kleine Becken aie Pars pelvina (pp) steigt unter der Serosa ab und dreht medial (Frau: an der Basis des pp Lig. latum uteri) zur Harnblase (h) durchdringt die Blasenwand und mündet in die Blase Blutversorgung durch kleine Äste der Arterien, die in der Nähe des Ureters verlaufen 13 h Harnblase Vesica urinaria hinter der Symphyse und dem Bindegewebe des Spatium retropubicum umgeben vom paravesikalen Fettkörper hinten vom Peritoneum überzogen Fassungsvermögen ~500 ml Harndrang bei 300 ml Urothelauskleidung "zweischichtige" Lamina propria (zellreich – zellarm) Unterscheidung vom Ureter Muskelschicht gebildet von der glatten Muskulatur des M. detrusor vesicae Der Abgang der Harnröhre bildet mit den Mündungen der Ureteren das Trigonum vesicae 14 Harnröhre Urethra entspringt der Harnblase auf halber Höhe der Symphyse Tunica mucosa zunächst Urothel, das zur Mündung der Harnröhre durch ein mehrschichtiges Plattenepithel ausgetauscht wird; Schleimhautdrüsen (Glandulae urethrales) Tunica muscularis ähnlich dem Ureter beim Mann ~20 cm Pars prostatica: Mündungen der Samenleiter Pars membranacea: durchsetzt den Beckenboden Pars spongiosa verläuft im Corpus spongiosum des Penis bei der Frau 3 – 5 cm läuft anterior zur Wand der Vagina endet im Scheidenvorhof unmittelbar vor dem Ostium vaginae positiv: keine Abflusstörungen negativ: kurzer Weg für Pathogene relativ häufige Infektionen der Harnwege 15 Bildquellen 1. Benninghoff und Drenckhahn, 2003, Anatomie, Makroskopische Anatomie, Histologie, Embryologie, Zellbiologie, Band 1, 16. Auflage, Urban & Fischer 2. Paulsen und Waschke, 2010, Sobotta. Atlas der Anatomie des Menschen. Innere Organe, 23. Auflage, Urban & Fischer 3. Lippert, 2006, Lehrbuch Anatomie, 7. Auflage, Urban & Schwarzenberg 4. Schünke et al., 2005, Prometheus. Lernatlas der Anatomie. Hals und Innere Organe, Georg Thieme Verlag 16