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Religion Datum Ekklesiologie - Kirchengeschichte AB 04 Eine jüdische Sekte geht eigene Wege Mit dem Tode Jesu brach für seine Anhänger zunächst eine...

Religion Datum Ekklesiologie - Kirchengeschichte AB 04 Eine jüdische Sekte geht eigene Wege Mit dem Tode Jesu brach für seine Anhänger zunächst eine Welt zusammen. Doch schon bald erfüllte neue Begeisterung die kleine Zahl seiner Freunde und Verwandten in Jerusalem und Galiläa. Eine neue Erfahrung führte diesen unverhofften Umschwung herbei. Was sich tatsächlich ereignet hat, lässt sich 5 historisch nicht mehr genau klären. Die Quellen darüber sind zu spärlich und zufällig. Wir können nur auf die Glaubenszeugnisse zurückgreifen, in denen die Jünger Jesu diese Erfahrung ausdrücken. Sie bedienten sich dabei der re- ligiösen Bilder- und Begriffswelt ihrer Zeit und Umwelt. Sie sprechen vom leeren Grab, Erscheinungen des vom Tode auferweckten Jesus, seiner Erhö- 10 hung (Himmelfahrt) und seiner bald anstehenden Wiederkunft. […] Die ge- meinsame Grundüberzeugung dieser Gruppen bildete ihre Zuversicht, dass Jesus und sein Anliegen nicht am Kreuz gescheitert sind, sondern dass mit Jesus eine neue Welt angebrochen ist, deren Vollendung unmittelbar bevor- steht. Die frühen Jesusanhänger wollten die verbleibende Zeit zur radikalen 15 Umkehr nutzen und durch Missionierung möglichst viele Menschen für das Reich Gottes gewinnen und retten. Daher hatten sie kein Interesse, sich in der Politik, Wirtschaft und Gesell- schaft dieser Welt, die ihrem schnellen Ende zustrebte, zu engagieren. Es war auch nicht notwendig, neue Ämter und Ordnungen zu entwerfen. Als gläubige 20 Juden blieben sie in ihrer Mutterreligion beheimatet. Sie glaubten an den einen Gott, lasen die Heiligen Schriften, hielten an der Beschneidung fest, beachteten die Weisungen der Tora, gingen am Sabbat in die Synagoge und besuchten den Tempel in Jerusalem. Ihrer Umwelt erschienen sie als eine unter vielen Richtungen im Judentum. Sie lebten nach der Lehre des Juden 25 Jesus und verstanden sich natürlich selbst auch als Juden. Aber innerhalb des Judentums entwickelten sie ein eigenes Profil. Schon sehr früh wurde die einmalige Taufe auf den Namen Jesu als Aufnahme in die Ge- meinde vollzogen. Zur Feier des Herrenmahls hatten nur Gemeindemitglieder Zugang. Im Zentrum ihres Glauben und ihrer Verkündigung stand Jesus als Religion Datum Ekklesiologie - Kirchengeschichte 30 der in der Tora verheißene Messias. Dieses eigene Profil der jüdischen Ge- meinde führte nicht zur Abtrennung vom Judentum. Wie Jesus sahen seine Anhänger ihre Aufgabe in Israel und nicht außerhalb des Judentums. Sie wollten als das „neue Israel" am Ende der Zeiten nicht das von Gott erwählte Volk ablösen. Vielmehr glaubten sie, dass durch die Hinwendung aller Juden 35 zur Botschaft Jesu beim Untergang der alten Welt ganz Israel gerettet würde, wie es die Heiligen Schriften prophezeiten. Die Weigerung der meisten Juden, Jesus als Messias anzuerkennen, war eine herbe Enttäuschung für die Urge- meinden. Erst jetzt wandten sie sich mit ihrer Verkündigung über Israel hin- aus an alle Völker. 40 Darüber hinaus bestand die Jerusalemer Gemeinde von Beginn an aus zwei Teilgemeinden, den „Hebräern“ und den „Hellenisten 1“, die wegen der Sprachbarrieren getrennte Versammlungen abhielten, im caritativen Bereich aber gemeinsam handelten. Die Verständigungsschwierigkeiten wurden durch unterschiedliche religiös-kulturelle Prägungen der Mitglieder ver- 45 stärkt. Beide christlichen Teilgemeinden hatten eigene Leitungen und setzten andere Schwerpunkte in ihrer Verkündigung. Deshalb blieben Konflikte zwi- schen den Teilgemeinden nicht aus (Apg 6,1). In der hellenistischen Teilge- meinde fand die Tempel- und Gesetzeskritik Jesu eine viel stärkere Be- achtung als bei den Hebräern, was letztlich zur Vertreibung der hellenisti- 50 schen Gemeinde durch die Synagoge und der am Tempelkult interessierten Jerusalemer Oberschicht führte. Die Hebräergemeinde konnte wegen ihrer starken Bindung an die Tora und den Tempel nahezu unbehelligt in Jerusa- lem leben, ging aber mit der Zerstörung des Tempels durch die Römer im Jahre 70 n. Chr. unter. 55 Durch die Vertreibung der Hellenisten aus Jerusalem und ihre neue Heimat Antiochien gelangte die christliche Lehre in einen anderen Kulturraum des römischen Weltreiches. Wandermissionare wie der Apostel Paulus trugen die 1 Das hellenistische Judentum war eine Bewegung in der griechischsprachigen jüdischen Diaspora, die ver- suchte, die hebräisch-jüdische Volksreligion in die Sprache und Kultur des Hellenismus zu übersetzen und damit als Religion jenseits einer einzigen Ethnie zu etablieren. Religion Datum Ekklesiologie - Kirchengeschichte Botschaft u.a. nach Syrien, Kleinasien, Zypern, Griechenland, Ägypten und Italien. 60 Auf den gut ausgebauten großen Handelsstraßen zogen sie von Stadt zu Stadt, gingen in die Synagogen, um zuerst dort zu missionieren. Da der Erfolg der Missionierung unter den Diasporajuden 2 gering war, predigten die Wan- dermissionare bald auch vor der nicht-jüdischen Bevölkerung in den Städ- ten. Die Mehrzahl der Neugewonnenen kam aus den unteren und mittleren 65 Schichten. Obwohl sich die einflussreiche und gebildete Oberschicht gegen- über der neuen Lehre weiterhin ablehnend verhielt, konnten doch einzelne Persönlichkeiten von Macht und Ansehen gewonnen werden. Nach römischem Recht hatte der Vater eine nahezu unbeschränkte Gewalt über die Ehefrau, die Kinder, Hausangestellten und Sklaven. Diese erstreckte 70 sich auch auf die Beachtung religiöser Pflichten. Konnte ein Familienvater für das Christentum gewonnen werden, ließ sich die ganze Familie taufen. Des- halb gestaltete sich die Bekehrung von Einzelpersonen schwieriger. Da sich vor allem Frauen, Hausangestellte und Sklaven von der neuen Lehre über- zeugen ließen, brachte der Übertritt dem Neubekehrten häufig Schwierigkei- 75 ten mit seinem Familienverband. Aufgaben: 1. Lesen Sie den Text aufmerksam durch und beschreiben Sie die Ausgangs- lage der Anhänger Jesu. 2. Benennen Sie welche Konflikte zwischen den Anhängern Jesu auftraten und welche Ursachen sie hatten. 3. Stellen Sie dar, wie sich die Gemeinde der Anhänger Jesu entwickelte. 2 Der Begriff Diaspora ([diˈaspoʀa]; altgriechisch διασπορά diasporá ,Zerstreuung, Verstreutheit‘) bezeichnet die Existenz religiöser, nationaler, kultureller oder ethnischer Gemeinschaften in der Fremde, nachdem sie ihre traditionelle Heimat verlassen haben und mitunter über weite Teile der Welt verstreut sind. Im übertragenen Sinn, der umgangssprachlich häufig ist, kann es auch die so lebenden Gemeinschaften selbst oder ihr Siedlungs- gebiet bezeichnen. Ursprünglich und über viele Jahrhunderte bezog sich der Begriff nur auf das Exil des jüdi- schen Volkes und seine Zerstreuung außerhalb des historischen Heimatlandes.

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Christian history Jewish sects Ekklesiology religion
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