Vorlesung POL_P1 - Einführung in die Politikwissenschaft (Wintersemester 2024/25)

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Universität Heidelberg

2024

Prof. Dr. Jale Tosun

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political science social sciences political theory introduction to political science

Summary

These lecture notes are from a political science course, Introduction in the Political Science, at Heidelberg University. The course covered topics such as the nature of science, political science within the broader science system, different types of political science theories and the value judgments in social science, in the Wintersemester 2024/25. Discussion included concepts from famous thinkers like Max Weber, Karl Marx and Georg Hegel.

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Prof. Dr. Jale Tosun Wintersemester 2024/25 Vorlesung POL_P1 Einführung in die Politikwissenschaft Was ist (Politik-)Wissenschaft? 22. Oktober 2024 Gliederung 1. Was ist Wissenschaft? 2. Politikwissenschaft im Wissenschaftssystem 3. Wissenschaftstheorie 4. Werturteilsstreit 5. Gütekriterien von...

Prof. Dr. Jale Tosun Wintersemester 2024/25 Vorlesung POL_P1 Einführung in die Politikwissenschaft Was ist (Politik-)Wissenschaft? 22. Oktober 2024 Gliederung 1. Was ist Wissenschaft? 2. Politikwissenschaft im Wissenschaftssystem 3. Wissenschaftstheorie 4. Werturteilsstreit 5. Gütekriterien von Wissenschaft 6. Hypothesen, Begriffe, Variablen und Theorie 7. Vertrauen in die Wissenschaft 8. Fazit 9. Literatur Einführung in die Politische Wissenschaft 2 Assoziationen mit Wissenschaft https://www.bmbf.de/de/innovationsorientierung-der- forschung-4126.html https://www.schuhfried.at/service/wissenschaft/ https://www.smithsonianmag.com/science-nature/what-does-it-take-win-nobel- prize-four-winners-their-own-words-180961381/ Einführung in die Politische Wissenschaft 3 Assoziationen mit Politikwissenschaft https://pixabay.com/de/laptop-kaffee-computer-die-arbeit-3047409/ https://daserste.ndr.de/annewill/index.html https://www.smithsonianmag.com/science-nature/what-does-it-take-win-nobel- prize-four-winners-their-own-words-180961381/ Einführung in die Politische Wissenschaft https://edition.cnn.com/election/2020/results/president 4 1. Was ist Wissenschaft? I. Definition Alltagswissen (selektiv, perspektivisch, oft unreflektiert) vs. wissenschaftliches (systematisch gewonnenes) Wissen Das Ziel der Forschung ist Inferenz Die Details der Vorgehensweise der Forschung sind öffentlich zu machen Die Schlussfolgerungen sind prinzipiell unsicher Das Kennzeichen der Wissenschaft ist die Methode (Schnell et al. 2014: 2; basierend auf King et al. 1994: 7-9) Einführung in die Politische Wissenschaft 5 1. Was ist Wissenschaft? II. Ziel von Wissenschaft ist es, empirisch wahre (d.h. in der Wirklichkeit zutreffende) und logisch konsistente (d.h. widerspruchsfreie) Aussagen zu formulieren. III. Eigenschaften von Wissenschaft Wissenschaft ist (1) menschliches Handeln, (2) das auf wirkliche Sachverhalte gerichtet ist, (3) welche richtig sind, (4) systematisch erschlossen werden und (5) sinnvoll aufeinander bezogen sind. Die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Ergebnissen ist ebenfalls ein Merkmal von Wissenschaft… Einführung in die Politische Wissenschaft 6 1. Was ist Wissenschaft? Populärwissenschaftliche Bücher Aufsätze Wissenschaftliche Bücher Blog-Beiträge Einführung in die Politische Wissenschaft 7 1. Was ist Wissenschaft? Einführung in die Politische Wissenschaft 8 1. Was ist Wissenschaft? IV. Formen sozialwissenschaftlichen Wissens Formen Beispiele 1. Begriffliches Wissen Wofür steht die Abkürzung BVerfG? 2. Wissenschaftstheoretische Was sind die Kennzeichen von empirisch- Grundlagen analytischer Forschung? 3. Methodenwissen Was sind die Merkmale von vergleichenden Fallstudien? 4. Faktenwissen Wer war 2004 Bundeskanzler in Deutschland? 5. Theoretisches Wissen Was besagt die „internationale Hypothese“? 6. Handlungswissen Wie beeinflussen Parteiprogramme die Wahlentscheidung? Einführung in die Politische Wissenschaft 9 1. Was ist Wissenschaft? V. Arten politikwissenschaftlicher Aussagen Arten Beispiele 1. Beschreibungen Kompetenzen von Zentralbanken 2. Zusammenhangs- Die Wahl grüner Parteien erhöht die aussagen Wahrscheinlichkeit für geringere CO2-Emissionen 3. Erklärungen Grüne Parteien setzen sich für den Klimaschutz ein 4. Prognosen Klimaschutz wird in der Politik immer wichtiger werden 5. Werturteile Der Klimaschutz muss das wichtigste Ziel der Bundesregierung sein 6. Handlungsanweisungen Wenn das Klima geschützt werden soll, brauchen wir eine „Verkehrswende“ Einführung in die Politische Wissenschaft 10 1. Was ist Wissenschaft? VI. Grenzen der Überprüfung des Wahrheitsgehalts wissenschaftlicher Aussagen Einschränkungen im Hinblick auf das wissenschaftliche Denken (Theorie) Einschränkungen im Hinblick auf das, was wir empirisch beobachten können (Empirie) Falsifikationsprinzip des Positivismus (Karl Popper; siehe Schnell et al. 2014: Kapitel 3)  falsus (lat.) = falsch  facere (lat.) = machen  Wissenschaftliche Aussagen können nicht abschließend verifiziert (bestätigt) werden; sie sind daher nur solange gültig, bis sie falsifiziert (widerlegt) wurden  Wissenschaftliche Aussagen müssen falsifizierbar sein Einführung in die Politische Wissenschaft 11 2. Politikwissenschaft im Wissenschaftssystem Sozialwissenschaften: beschäftigen sich mit dem sinngeleiteten wechselseitig aufeinander bezogenen Handeln von Menschen (Interaktionen) und dessen Ergebnissen Naturwissenschaften: untersuchen die Beschaffenheit der (un-)belebten Natur Geisteswissenschaften: beschäftigen sich mit den Produkten des menschlichen Geistes Einführung in die Politische Wissenschaft 12 2. Politikwissenschaft im Wissenschaftssystem Es gibt politikwissenschaftliche Ansätze, die auf naturwissenschaftlichen Theorien basieren Theorie des „durchbrochenen Gleichgewichts“ (punctuated equilibrium theory) von Baumgartner und Jones (1993), welche ihren Ursprung in der evolutionären Biologie hat: − Statis ist ein zeitlicher Abschnitt, in dem sich bei Spezies nur ein geringes Ausmaß an morphologisch auffälligen Veränderung erkennen lässt − Dem steht ein schneller Wandel während der Artbildung gegenüber − Die Logik der langen Phasen der Stabilität und der kurzen des Wandels haben Baumgartner und Jones (1993) auf politisches Handeln übertragen − Konkreter bezieht sich die Logik auf die Entwicklung von Staatsausgaben Einführung in die Politische Wissenschaft 13 Einführung in die Politische Wissenschaft Wissenschaftssystem 2. Politikwissenschaft im By Ian Alexander - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62643136 14 2. Politikwissenschaft im Wissenschaftssystem Ungarn - Ungarn - Autokratie Demokratie Staatshaushalte bleiben über die Zeit (in diesem Beispiel 155 Jahre) stabil und weisen nur selten starke Abweichungen (nach oben und unten auf) Es gibt mehr starke Abweichungen in Autokratien als in Demokratien Quelle: Sebők und Berki (2018) Einführung in die Politische Wissenschaft 15 3. Wissenschaftstheorie „Die Wissenschaftstheorie (Metatheorie der Wissenschaft) ist der Begründung unumgänglicher Grundfragen in Bezug auf das gewidmet, was eine Wissenschaft zur Wissenschaft macht und von anderen Formen des Wissens, wie dem künstlerischen oder Alltagswissen, unterscheidet“ (Meyer 2010: 23) Die Wissenschaftstheorie ist die Lehre von den Voraussetzungen, Methoden und Zielen von Wissenschaft sowie den zulässigen und unzulässigen Formen der Erkenntnisgewinnung Einführung in die Politische Wissenschaft 16 3. Wissenschaftstheorie Grundbegriffe Ontologie: Lehre des Seins Was existiert? Was kann erforscht werden? Epistemologie: Lehre des Wissens Was können wir wissen? Wie können wir Wissen erlangen? Methodologie: Lehre von den Methoden Mit welchen Mitteln und Methoden kann systematisch Wissen gewonnen werden? Ontologische und epistemologische Positionen prägen den Zugang zu Gegenstand, Theorie und Methoden von wissenschaftlichen Untersuchungen Einführung in die Politische Wissenschaft 17 3. Wissenschaftstheorie Bestandteil jeder Wissenschaftstheorie ist eine Erkenntnistheorie, die sich mit der Erkennbarkeit der Welt befasst Es geht um Formen und Voraussetzungen von wissenschaftlicher Erkenntnis, ihren Möglichkeiten und Grenzen Hierbei unterscheidet man zwei Grundformen der Erkenntnistheorie: › Realismus: Unabhängigkeit der Realität vom Erkennenden; (eingeschränkte) Zugänglichkeit für das erkennende Bewusstsein › Konstruktivismus: Bild von der Welt ist biologisch und/oder sozial miterzeugt (konstruiert) und die dabei angewendeten Instrumente und Methoden beeinflussen das entstehende Bild Einführung in die Politische Wissenschaft 18 3. Wissenschaftstheorie Wissenschaftstheoretische Grundpositionen in der Politikwissenschaft 1. Empirisch-analytisch — Mannheimer Schule 2. Normativ-ontologisch — Freiburger Schule 3. Kritisch-dialektisch (auch: historisch-dialektisch) — Frankfurter Schule Gegensatz von „verstehendem“ (phänomenologisch-rekonstruierendem) und „erklärendem“ (empirisch-analytischem) Paradigma (welches auf Gesetzen und Randbedingungen fußt) Gegenwärtig vorherrschender Wissenschaftsbegriff in den Sozialwissenschaften ist der empirisch-analytische und die positivistische Epistemologie Einführung in die Politische Wissenschaft 19 3. Wissenschaftstheorie Empirisch-analytische Grundposition: Rationalistisch-positivistisch (Falsifikation bzw. „Kritischer Rationalismus“) Wissenschaftliche Erfassung der „Wirklichkeit“ (Wirklichkeit ist, was der Fall ist) Vorbild: Naturwissenschaft – Wissenschaft nur als Erfahrungswissenschaft möglich Induktive/deduktive Vorgehensweise – empirische Methode Einführung in die Politische Wissenschaft 20 3. Wissenschaftstheorie https://www.simplypsychology.org/Karl-Popper.html Einführung in die Politische Wissenschaft 21 3. Wissenschaftstheorie Deduktiv-nomologische Erklärung nach Schnell et al. (2014) Dimensionen Komponenten Beispiel Explanans (womit wir Gesetz (Theorie) Wenn Konkurrenz auf dem erklären wollen) Arbeitsmarkt herrscht, dann gibt es Ausländerfeindlichkeit (wird a priori postuliert) Randbedingung (Empirie) In Gesellschaft X herrscht Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt vor (ist empirisch überprüfbar) Explanadum (was wir In Gesellschaft X existiert erklären wollen) Ausländerfeindlichkeit (ist das Phänomen, das wir untersuchen) Einführung in die Politische Wissenschaft 22 3. Wissenschaftstheorie Normativ-ontologische Grundposition: Bestreitet die Möglichkeit „objektiver“ Forschung Ziel: Bestimmung der „guten“ Ordnung Hermeneutische Methode (Interpretation von Texten und Aussagen; subjektives und intersubjektives Sinnverstehen; für eine sehr anschauliche Erklärung siehe: https://shribe.de/hermeneutik-einfach- erklaert/) Wurzeln: Philosophie, Staatswissenschaft, Staatsrechtslehre Einführung in die Politische Wissenschaft 23 3. Wissenschaftstheorie https://shribe.de/hermeneutik-einfach-erklaert/ Einführung in die Politische Wissenschaft 24 3. Wissenschaftstheorie Kritisch-dialektische Grundposition: Schließt an das Geschichts- und Gesellschaftsverständnis des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) und des politischen Ökonomen Karl Marx (1818-1883) an Die Frankfurter Schule (Theodor Adorno) steht für eine undogmatische Variante dieser Grundposition Gesellschaft als historischer Prozess: Politische Wirklichkeit in diesem Verständnis ist niemals der Status quo als solcher, sondern immer nur der übergreifende Kontext und die historische Dynamik, in der sie eingebettet ist Dialektik als Methode und Entwicklungsprinzip: Gesellschaft und politische Realität prägen sich wechselseitig (Frage-Antwort-Methode; näheres dazu in der Sitzung zu Politischer Theorie und Hegel) Einführung in die Politische Wissenschaft 25 4. Werturteilsstreit: Darf Sozialwissenschaft normativ sein? Einführung in die Politische Wissenschaft 26 4. Werturteilsstreit: Darf Sozialwissenschaft normativ sein? Max Weber: Postulat der Werturteilsfreiheit (nach Schnell et al. 2014) Die Auswahl einer Fragestellung stellt eine „Bewertung“ von Forschungsfragen dar, was jedoch zulässig ist Die Beschreibung von Erklärungen und Tatsachen soll „wertfrei“ und damit objektiv sein Wissenschaft kann für die Erreichung politischer bzw. gesellschaftlicher Ziele dienen, doch ist es nicht Aufgabe der Wissenschaft zu sagen, wie Wissen zu „verwerten“ ist Wertungen können Gegenstand des wissenschaftlichen Arbeitens sein „Politik gehört nicht in den Hörsaal“ (Weber 1917) Einführung in die Politische Wissenschaft 27 4. Werturteilsstreit Kritik an der Position von Max Weber Wissenschaft hat „kritisch“ zu sein: „Die Kategorien des Besseren, Nützlichen, Zweckmäßigen, Produktiven, Wertvollen, wie sie in dieser Ordnung gelten, sind ihm [dem gesellschaftskritischen Verhalten, AC] vielmehr selbstverdächtig und keineswegs außerwissenschaftliche Voraussetzungen, mit denen es nichts zu schaffen hat“ (Horkheimer 1937: 19) Die analytische Trennung zwischen Werturteilen und Tatsachenaussagen muss daran scheitern, dass in der sozialen Wirklichkeit Sollen und Sein untrennbar miteinander verwoben sind (Welzel 2016: 393) Siehe auch Diskussion in der Pflichtlektüre (Krum 2022) Einführung in die Politische Wissenschaft 28 5. Gütekriterien von Wissenschaft 1. Objektivität (Inter-Subjektivität) 2. Reliabilität (Zuverlässigkeit) 3. Validität (Gültigkeit) Einführung in die Politische Wissenschaft 29 5. Gütekriterien von Wissenschaft 4. Wissenschaftssprache ist eine bestimmte, formalisierte Sprache, die Einheitlichkeit innerhalb einer Disziplin als Voraussetzung für das Postulat objektiver Erkenntnis gewährleisten soll. Anforderungen sind 1. Präzision 2. Relevanz 3. Stringenz 4. Redundanzfreiheit 5. Konsistenz 6. Belegbarkeit 5. Forschungsprozess ist öffentlich, reproduzierbar, transparent und selbstreflexiv Einführung in die Politische Wissenschaft 30 6. Theorie, Hypothesen, Begriffe und Variablen „Die Tätigkeit des wissenschaftlichen Forschens besteht darin, Sätze oder Systeme von Sätzen aufzustellen und systematisch zu überprüfen; in den empirischen Wissenschaften sind es insbesondere Hypothesen, Theoriesysteme, die aufgestellt und an der Erfahrung durch Beobachtung und Experiment überprüft werden“ (Popper 1994: 3). Einführung in die Politische Wissenschaft 31 6.1 Theorien Theorie = ein System von Begriffen, Definitionen und Aussagen, das dazu dienen soll, die Erkenntnisse über einen Bereich von Sachverhalten zu ordnen, Tatbestände zu erklären und vorherzusagen Theorien können deterministisch (gelten zeitlich und räumlich unbegrenzt) oder probabilistisch (gelten nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit) sein Funktionen von Theorie: − Orientierungsfunktion − Scheinwerferfunktion − Stellen Begriffe, Argumentationen und Denkmuster bereit − Liefern Analyseraster und leiten das Forschungsinteresse − Ermöglichen Systematisierung von Ergebnissen und Theorienpluralismus Einführung in die Politische Wissenschaft 32 6.2 Hypothesen und Kausalität Hypothesen postulieren den Zusammenhang zwischen zwei Variablen in der Art, dass ein kausales Argument gemacht wird (Schnell et al. 2014) Kausalität ist die Verbindung zwischen Ursache und Wirkung Ursache ist ein Ereignis oder ein Umstand, der ein anderes Ereignis oder einen anderen Umstand (Wirkung) hervorruft  Die Ursache geht in der Regel der Wirkung zeitlich voraus  Kausalität ist ein theoretisches (latentes) Konzept  Korrelation = zwei Variablen verändern sich gemeinsam, was durch Kausalität, aber auch durch Zufall oder eine „dritte Variable“ verursacht werden kann  Kausalität geht immer mit Korrelation einher; Korrelation geht nicht immer mit Kausalität einher Einführung in die Politische Wissenschaft 33 6.3 Begriffe Begriff (Vorstellung über einen Gegenstand) vs. empirischer Referent (Gegenstand selbst) Beobachtungsbegriff (empirische Begriffe) – Theoretischer Begriff (abstrakte Begriffe) In theoretischen Argumenten und Hypothesen vorkommende Begriffe werden Konzepte genannt Vorteil theoretischer Begriffe: ermöglichen Aussagen mit größerer Reichweite Nachteil theoretischer Begriffe: ihr empirischer Wahrheitsgehalt ist schwerer zu prüfen Abhilfe: Verknüpfung von theoretischen und empirischen Begriffen mit Hilfe von Theorien (= Operationalisierung) Einführung in die Politische Wissenschaft 34 6.4 Konzepte und Variablen Das empirische Gegenstück zu theoretischen Konzepten sind die Variablen Variable = Sammelbegriff für alle Merkmalsausprägungen, die ein Konzept annehmen kann 2 Grundtypen von Konzepten: unabhängige Konzepte/Variable (Ursache) und abhängige Konzepte/Variable (Wirkung) Unabhängige Variablen (auch erklärende oder exogene Variablen) – sind die Ursache für Veränderungen der abhängigen Variable Abhängige Variablen (auch zu erklärende oder endogene Variablen genannt) sind Konzepte, deren Ausprägung sich durch die Veränderung der Ausprägung der unabhängigen Variable verändert Einführung in die Politische Wissenschaft 35 6.5 Modelle Ein Modell ist ein vereinfachtes, von konkreten Details abstrahierendes Abbild eines bestimmten Aspekts der Wirklichkeit Ein solches allgemeines Erklärungsschema, unter das sich eine Vielzahl von sozialwissenschaftlichen Modellen subsumieren lässt, ist das Makro- Mikro-Makro-Modell sozialwissenschaftlicher Erklärung nach James Coleman (1990) Einführung in die Politische Wissenschaft 36 6.5 Modelle Ausgangssituation MAKRO-EBENE Kollektives Explanandum Situationslogik Aggregationslogik MIKRO-EBENE Individuum Verhalten Selektionslogik Einführung in die Politische Wissenschaft 37 6.5 Beispiel Hohe Gute Wahlergebnisse für MAKRO-EBENE Arbeitslosigkeit ausländerkritische Parteien MIKRO-EBENE Persönliches Risiko, Teilnahme an Wahlen und die Arbeit zu Stimmabgabe für eine verlieren ausländerkritische Partei Einführung in die Politische Wissenschaft 38 Einführung in die Politische Wissenschaft 7. Vertrauen in die Wissenschaft https://wissenschaft-im- dialog.de/projekte/wissenschaftsbarometer/#erhebung-2023 39 7. Vertrauen in die Wissenschaft Cologna et al. (2024). https://doi.org/10.31219/osf.io/6ay7s Einführung in die Politische Wissenschaft 40 8. Fazit Wissenschaftliches Arbeiten ist systematisch und transparent Politikwissenschaft entspricht ebenfalls diesen Kriterien Das politikwissenschaftliche Arbeiten besteht darin, dass relevante empirische Phänomene erkannt und mithilfe von theoretischen Überlegungen und/oder empirischen Analysen durchdrungen werden Hierbei holt sich die Politikwissenschaft auch Inspiration aus anderen Disziplinen Einführung in die Politische Wissenschaft 41 9. Literatur Baumgartner, Frank R., and Bryan D. Jones. 1993. Agendas and instability in American politics. Chicago, IL: University of Chicago Press. Breunig, C., & Jones, B. D. (2011). Stochastic process methods with an application to budgetary data. Political Analysis, 19(1), 103-117. Coleman, James S. (1990). Foundations of Social Theory. Cambridge und London: Harvard University Press. Horkheimer , Max (1937). Traditionelle und Kritische Theorie. Zeitschrift für Sozialforschung 6. Reprint 1980, München. Krumm, T. (2022). Wissenschaftstheoretische Positionen. In: Tausendpfund, M. (Hrsg.) Forschungsstrategien in den Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. Meyer, Thomas 2010. Was ist Politik? Wiesbaden: VS Verlag, 3. Auflage. Popper, Karl. R. (1934, 1994): Logik der Forschung, 10. Aufl., Tübingen. Schnell, Rainer, Hill, Paul, Esser, Elke (2014). Methoden der empirischen Sozialforschung. München: Oldenbourg, Kapitel 1 und 3. Sebők, M., & Berki, T. (2018). Punctuated equilibrium in democracy and autocracy: An analysis of Hungarian budgeting between 1868 and 2013. European Political Science Review, 10(4), 589-611. Weber, Max, 1904: Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis. Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 19: 22-87. Welzel, Christian. 2016. „Wissenschaftstheoretische und methodische Grundlagen“. In Politikwissenschaft: Eine Einführung, hrsg. Lauth, Hans-Joachim und Christian Wagner (Hrsg.). Paderborn: Schöningh/UTB, 8. Auflage, S. 389-423. 3M. 2021. State of Sciences Index 2021. https://www.3mdeutschland.de/3M/de_DE/state-of-science- index-survey-de/ueber-die-studie/. Einführung in die Politische Wissenschaft 42

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