Das lange 19. Jahrhundert 1: 1780

Das 19. Jahrhundert gilt als das Jahrhundert des Eisens, mit Gusseisen und Schmiedeeisen als Hauptmaterialien.
Gusseisen hat einen hohen Kohlenstoffanteil (mehr als 2%) und wird in einer Form gegossen, hat eine hohe Härte, ist spröde und hat einen einstufigen Herstellungsprozess.
Typische Produkte von Gusseisen sind gegossene Rohre.
Schmiedeeisen besitzt weniger Kohlenstoff und wird durch Schmieden geformt; es ist elastischer und eignet sich für gebogene Anwendungen.
Der Herstellungsprozess von Schmiedeeisen erfolgt in zwei Stufen, vom Roheisen zum fertigen Produkt, mit typischen Produkten wie Nägeln.
Hämatit ist das qualitativ hochwertigste eisenhaltige Erz, andere Erze können durch Erhitzung in Hämatit verwandelt werden, mit Ausnahme von Pyrit.
Hochöfen ermöglichen die Eisengewinnung, indem Sauerstoff vom Eisenoxid entfernt wird; dabei wird Holzkohle verwendet, die Kohlenstoff enthält.
Bei der Eisenproduktion entsteht als Nebenprodukt Schlacke, während das Roheisen am unteren Teil des Hochofens abgelassen wird.
Frischen reduziert den Kohlenstoffanteil von Roheisen durch erneutes Erhitzen bei niedrigerer Temperatur.

Ab 1705 wird Kohlekoks anstelle von Holzkohle verwendet, und 1784 wird das Puddelverfahren zur Verbesserung der Eisenproduktion erfunden.
Gusseisen wird erstmals in England für Brückenkonstruktionen eingesetzt, beginnend mit der Brücke in Coalbrookdale.
Weitere Brückenbauprojekte folgen in Sunderland und Chepstow, wobei die Fügetechniken von Stein- und Holzbau inspiriert sind.
Durch Brüche im Gusseisen wird nach der optimalen Form für Bogentragwerke gesucht; die neue Trägerform ist unten gerade und oben gebogen, was Drucktragfähigkeit maximiert.
Gusseisen wird stark an traditionelle Steinbauweisen angelehnt und revolutioniert diese nicht.

In Europa bleibt der klassische Steinbau dominant, bis der Eisenbau ins Blickfeld des Klassizismus gerät.
Entwicklung von Eisen-basierten Dachkonstruktionen, fälschlicherweise oft als dekorativ, wo die Fügetechniken dem Holzbau ähneln.
Beispiele sind die Pariser Börse (1821-1827) und die Walhalla in Regensburg (1836-1840), die Eisen-Draht-Putzdecken aufweisen.

Erste Eisenbahnen wurden für den Kohlentransport eingesetzt; die Liverpool-Manchester-Bahn markiert den Durchbruch für den Personenverkehr.
Schnelle Vernetzung durch Eisenbahnen, insbesondere in England, aber auch in Frankreich und im deutschsprachigen Raum.
Zweckbauten wie Markthallen und Eisenbahnhallen entstehen; der Gare du Nord in Paris ist ein Beispiel für funktionale, dennoch repräsentative Architektur.

In Frankreich wird das Walzen von Schmiedeeisen entwickelt, um komplexere Formen zu erzeugen und die Eisenindustrie zu etablieren.
T-Profile werden favorisiert, jedoch zunächst in kleinem Maßstab hergestellt.
Konstruktionsfehler zeigen sich beim Bau, wie beim Marché de la Madeleine, wo ungeeignetes Bandeisen zum Einsturz führt; im Gegensatz dazu stehen erfolgreiche Nutzungen in Euston Station mit profilierten Eisenstangen.

Die Neugotik entsteht in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und kombiniert sakralen Bau mit Eisentechnik.
Der Kölner Dom ist ein ikonisches Beispiel, jedoch sind hier noch keine Eisenkonstruktionen verbaut.
Das erste Eisendach wird in der Kirche Saint-Clotilde in Frankreich realisiert, mit gewälzten Profilen für die Dachkonstruktion.