Bahnanlagen und Fahrzeuge verstehen

Allgemeines

• Das Modul umfasst Lernziele und Lerninhalte und enthält Übungsaufgaben mit Antworten und Quellenangaben.
• Übungsaufgaben sollen das Gelernte individuell überprüfen und außerhalb der Unterrichtszeit mit vorgegebenen Antworten verglichen werden.

Arbeitsmittel

• Die DB Fernverkehr AG nutzt in der Regel das „Handbuch 41800“ als Arbeitsmittel.
• Die DB Regio AG verwendet das „Regelbuch-Basisteil für Mitarbeiter im Bahnbetrieb DBRE-GIO03".
• Die DB Cargo AG nutzt das „Regelbuch-Basisteil für Mitarbeiter im Bahnbetrieb DBCDE-003".
• Sind weitere Regelwerke erforderlich, wird in den Aufgaben- und Lösungsblättern darauf hingewiesen.

Lernziele

• Am Ende des Moduls sollen die Teilnehmer Bahnanlagen kennen.
• Die Teilnehmer sollen Bahnanlagen nach ihrer Bedeutung unterscheiden und in Dokumenten identifizieren können.
• Es wird erwartet, dass die Teilnehmer Fahrzeuge nach ihrem Einsatzzweck unterscheiden können.
• Die Lernenden sollen den grundsätzlichen Aufbau eines Bahnhofs kennen.
• Die Teilnehmer sollen die Fahrmöglichkeiten im Bahnhof erkennen können.

Bahnanlagen

• Im Modul „G2“ wurden bereits Begriffe zu Bahnanlagen und Fahrzeugen im Zusammenhang mit der Eisenbahnbau- und Betriebsordnung (EBO) eingeführt.
• Dieses Modul behandelt diese grundlegenden Begriffe aus der Perspektive der Regelwerke und vergleicht sie mit der EBO.
• Bahnanlagen sind ortsfeste Anlagen, die für die Durchführung von Fahrten auf dem Schienenweg notwendig sind.
• Sie werden in bauliche und betriebliche Bahnanlagen unterschieden.
• Bauliche Bahnanlagen (z.B. Oberleitungsanlagen oder Brücken) werden nicht weiter betrachtet, da sie nicht Teil der Ausbildung zum Triebfahrzeugführer (Tf) sind.
• Für Tf sind betriebliche Bahnanlagen relevant.
• Alle Bahnanlagen mit betrieblichen Aufgaben, sowohl in Bahnhöfen als auch auf freier Strecke, werden unter dem Begriff „Betriebsstellen“ zusammengefasst.
• Jede Betriebsstelle ist ihrer Lage im Netz entsprechend eingeteilt und wird in betrieblichen Unterlagen mit ihrer genauen kilometrischen Lage genannt.

Kategorien von Bahnanlagen

• Zu den Bahnhöfen gehören Personenbahnhöfe (Pbf), Güterbahnhöfe (Gbf), Rangierbahnhöfe (Rbf) und Betriebsbahnhöfe (Bbf).
• Zur freien Strecke gehören Abzweigstellen (Abzw), Blockstellen (Bk), Überleitstellen (Üst), Anschlussstellen (Anst), Ausweichanschlussstellen (Awanst), Haltepunkte (Hp), Haltestellen (Hst) und Deckungsstellen (Dkst).
• Sonstige Bahnanlagen umfassen Werke, Servicestellen, Reinigungsanlagen und Zusatzanlagen.
• Betriebsstellen sind sowohl Bahnhöfe als auch Anlagen der freien Strecke.

Symbole in Plänen der Eisenbahninfrastrukturunternehmen

• In Unterlagen des Eisenbahninfrastrukturunternehmens (z. B. DB Netz AG) werden Betriebsstellen detailliert dargestellt.
• Unterschiedliche Symbole werden dabei verwendet, um die jeweiligen Einrichtungen darzustellen.
• Diese Pläne werden auf Einsatzstellen verwendet, um den Mitarbeitern den jeweiligen Bahnhof bekannt zu machen.
• Sie können auch Hinweise auf Besonderheiten wie Dienstwege oder Abstellplätze enthalten.

Fahrzeuge

• Fahrzeuge werden nach ihrer Bestimmung in Regel- und Nebenfahrzeuge unterschieden.
• Beide Arten müssen grundsätzliche Anforderungen gemäß EBO erfüllen.
• Regelfahrzeuge müssen die Bauvorschriften der EBO einhalten, Nebenfahrzeuge nur, soweit es für ihren speziellen Zweck erforderlich ist.

Kategorien von Fahrzeugen

• Regelfahrzeuge werden in mit Kraftantrieb (Triebfahrzeuge, Reisezugwagen) und ohne Kraftantrieb (Wagen) unterteilt.
• Triebfahrzeuge umfassen Lokomotiven, Triebköpfe, Triebzüge und Triebwagen.
• Reisezugwagen umfassen Personenwagen, Reisezuggepäckwagen und Autozugwagen.
• Wagen ohne eigenen Antrieb umfassen Güterwagen und Postwagen.

Aufbau eines Bahnhofs

• Bahnhöfe lassen sich im Aufbau mit Städten vergleichen.
• Gleisanlagen entsprechen dem Straßennetz, wobei Weichen, Kreuzungen und Doppelkreuzungsweichen den Kreuzungen und Abzweigungen entsprechen.
• Hauptgleise entsprechen Hauptstraßen, Nebengleise Nebenstraßen, Abstellgleise Parkplätzen und Gleise mit Abschluss Sackgassen.
• Signale entsprechen Verkehrszeichen und Ampeln, während die Verhaltensregeln der Zug- und Rangierfahrten im Regelwerk definiert sind.
• Hauptgleise sind Hauptstraßen (z. B. Gleis 2 und 3), Nebengleise sind Nebenstraßen (z. B. Gleis 33). Parkplätze sind Abstellgleise für Wagen oder Triebfahrzeuge (z. B. Gleise 27 - 29), Sackgassen sind Gleise mit Abschluss (z. B. Gleis 32).
• Die Verhaltensregeln der Verkehrsteilnehmer im Bezug auf Züge und Rangierfahrten sind im Regelwerk definiert
• Flankenschutzeinrichtungen gibt es, um zu vermeiden, dass ein Autofahrer in die Seite eines anderen fährt.

Rangierfahrten vs. Zugfahrten

• Rangierfahrten sind Fahrten, die innerhalb des Bahnhofsbereichs stattfinden.
• Zugfahrten sind Fahrten, die über den Bahnhofsbereich hinausgehen.

Einfahrweiche

• Die erste befahrbare Weiche beim Übergang von der freien Strecke in den Bahnhof wird als „Einfahrweiche“ bezeichnet.
• Weichen unterschiedlicher Bauart ermöglichen das Wechseln von einem Gleis auf ein anderes.
• Die zulässige Geschwindigkeit, mit der eine Weiche befahren werden darf, hängt von deren Bauart ab.
• Weichen mit engen Radien dürfen nur langsam befahren werden, während Weichen mit größeren Radien schneller befahren werden können.
• Bahnhöfe können aus mehreren Bahnhofsteilen bestehen, die je nach Aufgabe als Personenbahnhof, Güterbahnhof, Rangierbahnhof oder Betriebsbahnhof bezeichnet werden.
• Auf mittleren und kleinen Bahnhöfen sind alle Aufgaben in einem Bahnhof zusammengefasst.
• Neben Bahnhofsteilen gehören zu einem Bahnhof auch noch weitere bahntechnische Anlagen und Gebäude.

Fahrmöglichkeiten in einem Bahnhof

• Um ein Ziel zu erreichen, kann es in einem Bahnhof mehrere Wege geben, genau wie in einer Stadt.
• Entsprechend dem Zweck der Fahrt legt der Fahrdienstleiter (oder Weichenwärter) die entsprechenden Fahrwege, sogenannte „Fahrstraßen“, fest.
• Es gibt einen Unterschied zwischen „Zugfahrstraßen“ und „Rangierfahrtstraßen“.
• Auf Zugfahrstraßen finden Zugfahrten statt, und auf Rangierfahrstraßen Rangierbewegungen.
• Rangierbewegungen werden grundsätzlich mit niedrigerer Geschwindigkeit als Zugfahrten durchgeführt.
• Zugfahrten gehen grundsätzlich über den Bahnhofsbereich hinaus, können aber auch zwischen einzelnen Bahnhofsteilen verkehren.
• Die Nutzung von Hauptgleisen (bzw. durchgehenden Hauptgleisen) ist für Zugfahrten vorgeschrieben.

Durchrutschweg und Flankenschutz

• Die zulässige Geschwindigkeit eines Zuges wird so bemessen, dass er vor einem Halt zeigenden Signal anhalten kann.
• Wenn ein Zug nicht rechtzeitig vor einem Halt zeigenden Signal (z. B. Einfahrsignal) zum Stehen kommt (sog. „Durchrutschen“), muss hinter dem Signal ein entsprechender Abschnitt, der Durchrutschweg (D-Weg), frei sein.
• Bei Einfahrsignalen wird der Durchrutschweg auch als Gefahrpunktabstand bezeichnet.
• Da diese Signale die Grenze zwischen Bahnhof und freier Strecke markieren, schützen sie die Fahrzeuge im Bahnhof vor einem Zug, der vor dem Einfahrsignal nicht rechtzeitig zum Stehen kommt.
• Der Gefahrpunkt ist die Spitze der Einfahrweiche.

Beispiel für Zugfahrstraßen

• Zugfahrten auf Zugfahrtstraßen schließen sich gegeneinander aus.
• Es kann nicht gleichzeitig eine Fahrt vom Einfahrsignal in den Bahnhof und eine Fahrt vom Ausfahrsignal auf die freie Strecke stattfinden.

Durchrutschweg bei Rangierfahrten

• Um zu verhindern, dass Fahrzeuge in den Durchrutschweg gelangen, wird das Signal Ra 10 verwendet.
• Dieses Signal kennzeichnet das Ende des Durchrutschweges eines Einfahrsignals.
• Rangierfahrten dürfen nur mit schriftlicher Erlaubnis des zuständigen Fahrdienstleiters durchgeführt werden.
• Dies ist auch Teil des Ausbildungsmoduls „Rangieren“.
• Ein D-Weg kann bei der Deutschen Bahn AG bis zu 400 m betragen und ist abhängig von der Streckengeschwindigkeit und den Streckenverhältnissen.
• Die Höhe der signalisierten Geschwindigkeit ist abhängig von der Länge oder dem ggf. nicht ausreichenden D-Weg.

Signal Ra 10

• Kurzbezeichnung: Ra 10
• Langbezeichnung: Rangierhalttafel
• Bedeutung: Jenseits der Tafel ist Rangieren verboten
• Beschreibung: Eine oben halbkreisförmig abgerundete weiße Tafel mit schwarzer Aufschrift "Halt für Rangierfahrten“; die Tafel kann auch ohne Aufschrift sein.
• Standort: Das Signal befindet sich in der Regel links vom Gleis.

Ausfahrsignale und D-Wege

Auch bei Ausfahrsignalen gibt es D-Wege, um zu verhindern, dass ein durchrutschender Zug eine andere Fahrt gefährdet.

Konsequenzen von D-Wegen

• Der D-Weg muss bei einer Zugfahrt auf das entsprechende Signal hin freigehalten werden.
• Dadurch können sich eine Fahrt zum Ausfahrsignal hin und eine Fahrt von der Strecke auf das Ausfahrsignal ausschließen.
• Der D-Weg des Ausfahrsignals endet am Signal Ra 12 der Weiche.

Signal Ra 12

• Kurzbezeichnung: Ra 12/So 12
• Langbezeichnung: Grenzzeichen
• Bedeutung: Es kennzeichnet die Grenze, bis zu der ein Gleis bei zusammenlaufenden Gleisen besetzt werden darf.
• Beschreibung: Es handelt sich um ein rot-weißes Zeichen.

Flankenschutzeinrichtung

• Eine andere Möglichkeit ist es, den D-Weg durch eine Flankenschutzeinrichtung zu sichern, um die Gefährdung einer anderen Fahrt auszuschließen.

Übungsaufgaben und Lösungen

• Die Dokumentation enthält Lösungen zu den Übungsaufgaben.
• Die Lösungen sind in der Form Frage X: Antwort Y gegeben.
• Die Themen der Übungsaufgaben umfassen unter anderem Definitionen von Bahnanlagen, Blocksignale und Strecken.
• Zusätzlich zu den oben genannten Punkten werden noch weitere Aufgaben und Lösungen zu den Themenbereichen Zugfolgestellen, Zugmeldestellen, Regelfahrzeuge, Triebfahrzeuge, Haltepunkte, Haltestellen, Blockstellen, Anschlussstellen, Ausweichanschlusstellen, Ein- und Ausfahrsignale behandelt.