Allgemeine Entwicklung: Faktoren

Choose a study mode

Play Quiz
Study Flashcards
Spaced Repetition
Chat to Lesson

Podcast

Play an AI-generated podcast conversation about this lesson
Download our mobile app to listen on the go
Get App

Questions and Answers

Welche Aussage beschreibt am besten den Begriff 'Entwicklung' im Kontext der menschlichen Lebensspanne?

  • Eine rein quantitative Zunahme von Wissen und Fähigkeiten.
  • Die ausschließliche Anpassung an soziale Normen und Erwartungen.
  • Eine relativ überdauernde individuelle Veränderung des Erlebens und Verhaltens, die sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte umfasst. (correct)
  • Ein _unveränderlicher_ Prozess des Wachstums und der Reifung.

Welche der folgenden Aussagen beschreibt NICHT einen der drei Hauptbereiche, die nach Havighurst bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Kindesalter eine Rolle spielen?

  • Gesellschaftlich-kulturelle Bezugspunkte
  • Die Bewältigung finanzieller Herausforderungen (correct)
  • Biologisch bedingte Veränderungen
  • Ziele und Werthaltungen des Individuums

Welche der folgenden Forschungsmethoden ist am besten geeignet, um detaillierte Informationen über die Entwicklung eines einzelnen Kindes im Laufe der Zeit zu sammeln?

  • Kontrollierte Beobachtung
  • Experiment
  • Querschnittuntersuchung
  • Längsschnittuntersuchung (correct)

Was kennzeichnet nach der Definition einen 'Grenzstein' im Vergleich zu einem 'Meilenstein' in der kindlichen Entwicklung?

<p>Ein Grenzstein ist ein universeller Entwicklungsschritt, den fast alle Kinder erreichen, während ein Meilenstein einen individuellen Fortschritt darstellt. (B)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Eigenschaften ist KEIN typisches Merkmal von 'Resilienz'?

<p>Geringe Lernbereitschaft (D)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Aussagen beschreibt am besten die Rolle eines Erziehers beim Aufbau von Resilienz bei Kindern?

<p>Das Kind dazu ermutigen, seine Gefühle auszudrücken und eigene Lösungen für Probleme zu finden. (D)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage beschreibt NICHT eine Aufgabe der Erzieherin im Kontext der Bindungstheorie?

<p>Dem Kind beibringen, sich von Bezugspersonen zu distanzieren. (C)</p> Signup and view all the answers

Welcher Kritikpunkt wird häufig an der Bindungstheorie geäußert?

<p>Die Theorie vernachlässigt den dynamischen Charakter von Bindungsstilen. (C)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Aussagen beschreibt am besten den Begriff 'Emotionale Kompetenz'?

<p>Die Fähigkeit, eigene und fremde Emotionen zu erkennen, zu verstehen und angemessen zu regulieren. (A)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Funktionen gehört NICHT zu den Funktionen von Gefühlen?

<p>Isolationsfunktion (B)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage beschreibt am besten die 'Entwicklungsgeschwindigkeit' im Kontext der allgemeinen Entwicklung?

<p>Sie kann in verschiedenen Altersphasen unterschiedlich verlaufen und differiert in der Regel zwischen einzelnen Menschen. (B)</p> Signup and view all the answers

Welchen Einfluss haben Umweltfaktoren auf das Wachstum?

<p>Sie beeinflussen das Wachstum, z.B. durch Wohstand, Ernährung und Hygiene. (C)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage beschreibt den Begriff 'Differenzierung' im Zusammenhang mit der Entwicklung am besten?

<p>Die Verfeinerung psychischer Funktionen und Verhaltensweisen von einem globalen Zustand zu strukturierten, vielfältigen Gebilden. (B)</p> Signup and view all the answers

Was versteht man unter 'Kanalisierung' im Kontext der menschlichen Entwicklung?

<p>Die Herausbildung bestimmter Verhaltensweisen aus der Gesamtheit menschlicher Verhaltensmöglichkeiten. (B)</p> Signup and view all the answers

In welchem Zeitraum der Lebensspanne kommt es zu einem zweiten Entwicklungsschub des Gehirns?

<p>In der Pubertät (D)</p> Signup and view all the answers

Welchen Einfluss hat eine 'Krise' auf die Entwicklung eines Kindes?

<p>Sie kann die Entwicklung negativ beeinflussen, muss es aber nicht (B)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage beschreibt NICHT die Phase 1 der Bindungsentwicklung (0-2 Monate)?

<p>Es wird bereits eine spezifische Bindung zu einer bestimmten Bezugsperson aufgebaut. (C)</p> Signup and view all the answers

Was ist ein wesentliches Kennzeichen sicher gebundener Kinder?

<p>Sie nutzen die Bezugsperson als sichere Basis für Explorationen und zeigen Kummer bei Trennung, lassen sich aber von Fremden beruhigen. (C)</p> Signup and view all the answers

Welches der folgenden Merkmale deutet auf eine vermeidende (unsichere) Bindung hin?

<p>Das Kind zeigt wenig Reaktion auf die Abwesenheit der Bezugsperson. (A)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage trifft auf Kinder mit einer desorganisierten Bindung zu?

<p>Sie zeigen widersprüchliches Verhalten und können aggressive, ängstliche oder depressive Züge aufweisen. (B)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Aussagen beschreibt am besten den Einfluss frühkindlicher Bindungserfahrungen auf die spätere Entwicklung?

<p>Sicher gebundene speichern von Kindheit an ein Arbeitsmodell feinfühliger Bezugspersonen ab, was sich positiv auf Beziehungen und Sozialverhalten auswirkt. (C)</p> Signup and view all the answers

Welche Aussage beschreibt den Begriff 'Affekt' im Kontext der emotionalen Entwicklung?

<p>Kurze, intensive Emotionszustände mit starker Verhaltenstendenz. (D)</p> Signup and view all the answers

Welche Komponente gehört NICHT zu den Komponenten von Gefühlen?

<p>Soziale Komponente (D)</p> Signup and view all the answers

Was ist das 'Limbische System'?

<p>Ein Teil des Gehirns, der für die Entstehung und Regulation von Emotionen verantwortlich ist. (B)</p> Signup and view all the answers

In welchem Alter beginnen Kinder in der Regel, über ihre Gefühle zu sprechen und zeigen erste Ansätze emotionaler Kompetenz?

<p>Im Kleinkindalter (2-3 Jahre) (A)</p> Signup and view all the answers

Welche pädagogische Konsequenz ist besonders wichtig im Umgang mit kindlichen Ängsten?

<p>Geduld und Einfühlung zeigen und dem Kind helfen, die Angst zu artikulieren. (D)</p> Signup and view all the answers

Signup and view all the answers

Flashcards

Was ist Entwicklung?

Ein lebenslanger Prozess individueller Veränderungen im Erleben und Verhalten.

Was ist Reifung?

Zustandekommen von Verhalten aufgrund ererbter Anlagen, gesteuert von Erbfaktoren.

Was ist Lernen?

Dauerhafte Verhaltensänderung durch Übung, Beobachtung und aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt.

Was ist Sozialisation?

Integration eines Individuums in die Gesellschaft.

Signup and view all the flashcards

Was ist ein Mikrosystem?

Unmittelbare Umgebung (Eltern, Kita, Schule...).

Signup and view all the flashcards

Was ist ein Mesosystem?

Wechselwirkung zwischen mehreren Mikrosystemen.

Signup and view all the flashcards

Was ist ein Exosystem?

Lebensbereiche, an denen das Kind nicht unmittelbar beteiligt ist (Beziehung zwischen Eltern, Beziehung Eltern zu Kita...).

Signup and view all the flashcards

Was ist ein Makrosystem?

Kultur/Gesellschaft (Werte, Normen, Gesetze, Regeln, Bräuche, Religion...).

Signup and view all the flashcards

Was ist Beobachtung?

Systematische Wahrnehmung eines Objekts.

Signup and view all the flashcards

Was ist ein Experiment?

Herbeiführen eines Vorgangs unter kontrollierten Bedingungen, um Verhaltensweisen zu studieren.

Signup and view all the flashcards

Was ist ein Test?

Methode zur Erfassung psychischer Merkmale durch standardisierte Aufgaben.

Signup and view all the flashcards

Was ist Wachstum?

Quantitative Zunahme, Vergrößerung eines Gebildes.

Signup and view all the flashcards

Was ist Differenzierung?

Verfeinerung psychischer Funktionen.

Signup and view all the flashcards

Was ist Integration?

Zunehmende Fähigkeit, isolierte Erfahrungen im Zusammenhang wahrzunehmen.

Signup and view all the flashcards

Was ist Kanalisierung?

Herausbildung bestimmter Verhaltensweisen aus Möglichkeiten.

Signup and view all the flashcards

Was ist Zentralisation?

Verhalten gesteuert durch Überlegungen und Ziele.

Signup and view all the flashcards

Was ist Stabilisierung?

Verfestigung von Verhaltensweisen.

Signup and view all the flashcards

Was bedeutet Irreversibilität?

Entwicklungsverlauf ist nicht umkehrbar.

Signup and view all the flashcards

Was sind Entwicklungsaufgaben?

Veränderungen und Lernprozesse des Erlebens und Verhaltens.

Signup and view all the flashcards

Nenne ein Beispiel für eine biologisch bedingte Veränderung.

Biologisch bedingte Veränderungen wie Pubertät.

Signup and view all the flashcards

Was ist eine Kritische Phase?

Zeitraum, in dem bestimmte Verhaltensweisen dauerhaft festgelegt werden.

Signup and view all the flashcards

Was ist eine Sensible Phase?

Zeitraum, in dem Verhaltensweisen nachhaltig beeinflusst werden können, aber etwas schweriger.

Signup and view all the flashcards

Was sind Grenzsteine?

Verfahren zur Früherkennung von Entwicklungsrisiken.

Signup and view all the flashcards

Was ist Resilienz?

Widerstandsfähigkeit, Fähigkeit mit Veränderungen umzugehen und Krisen zu meistern.

Signup and view all the flashcards

Nenne eine Rolle des Erziehers.

Begleiter, Bildungspartner, Emotions-Coach.

Signup and view all the flashcards

Study Notes

Allgemeine Entwicklung

  • Entwicklung ist ein lebenslanger Prozess der individuellen Veränderung des Erlebens und Verhaltens über die gesamte Lebensspanne.
  • Entwicklung umfasst nicht nur quantitative (z.B. Zuwachs von Wissen), sondern auch qualitative Veränderungen.

Prozess/Ursachen der Entwicklung

  • Endogene Faktoren sind Reifung und Genetik (Erbanlagen).
  • Exogene Faktoren sind Einflüsse von außen (Umwelt).
  • Autogene Faktoren sind eigene Motivation, die von innen kommt, aber beeinflussbar ist (aktive Selbststeuerung). Sie stehen in engem Zusammenhang mit Reifung und Lernen.
  • Erbanlage, Umwelt und aktive Selbststeuerung bilden ein komplexes Beziehungsgefüge.
  • Die Faktoren Erbanlage, Umwelt und aktive Selbststeuerung sind voneinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig. Ihr Zusammenwirken ist ausschlaggebend für die Entwicklung.
  • Reifung ist das Zustandekommen eines Verhaltensmerkmals aufgrund ererbter Dispositionen.
  • Reifung wird von Erbfaktoren gesteuert, ist zielgerichtet und irreversibel.
  • Lernen ist eine relativ dauerhafte Verhaltensänderung und Verhaltensausbildung durch Übung, Beobachtung und Erfahrung.
  • Lernen bedingt eine aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt.
  • Lernen führt zu Kompetenzzunahme, Sach- und Erfahrungswissen sowie Veränderung von Gewohnheiten, Motiven und Einstellungen.
  • Sozialisation ist ein lebenslanger Prozess der Integration eines Individuums in die Gesellschaft.

Exogene Faktoren – ökologische Systemtheorie

  • Das Mikrosystem ist die unmittelbare Umgebung (Eltern, Kindertagesstätte, Schule).
  • Das Mesosystem ist die Wechselwirkung zwischen verschiedenen Mikrosystemen.
  • Das Exosystem sind Lebensbereiche, an denen das Kind nicht direkt beteiligt ist (z.B. Beziehung der Eltern untereinander oder zur Kita).
  • Das Makrosystem stellt Kultur und Gesellschaft dar (Werte, Normen, Gesetze, Regeln, Bräuche, Religion).

Forschungsmethoden

  • Beschreibende Studien umfassen Babybiografien und Tagebücher, sind jedoch oft ungenau und subjektiv.
  • Beobachtung ist die systematische, geplante und gezielte Wahrnehmung eines bestimmten Beobachtungsgegenstandes.
    • Ziele der Beobachtung:
      • Erfassen und Festhalten von Verhaltensbereichen.
      • Feststellen von Mustern, Frequenzen, und Regelmäßigkeiten im Verhalten.
    • Formen der Beobachtung:
      • Direkte Beobachtung durch Psychologen in Echtzeit.
    • Indirekte Beobachtung unter Verwendung von Sekundärmaterial (Video).
  • Kontrollierte Beobachtung erfolgt in einer speziell arrangierten Situation unter kontrollierten Bedingungen.
    • Eine Kontrollgruppe mit ähnlichen Merkmalen (Alter, Geschlecht, soziale Herkunft) wird benötigt.
    • Die Versuchsgruppe wird der Situation ausgesetzt, die Kontrollgruppe nicht.
  • Unkontrollierte Beobachtung erfolgt in einer natürlichen Umgebung, ähnlich wie bei Tagebüchern oder Zufallsbeobachtungen im Alltag.
  • Experimente beinhalten das absichtliche Auslösen eines Vorgangs unter kontrollierten Bedingungen, um bestimmte Verhaltensweisen hervorzurufen.
    • Laborexperimente finden in isolierter Umgebung statt.
    • Feldexperimente finden in einer natürlichen Umgebung statt, haben jedoch weniger kontrollierte Bedingungen.
  • Ein Test dient dazu, individuelle Ausprägungen eines psychischen Merkmals mithilfe von standardisierten Aufgaben zu erfassen.
    • Dazu gehören Leistungs- und Fähigkeitstests.

Interview

  • Ein Kind wird nach verschiedenen Aspekten seines Lebens befragt.
  • Unstrukturierte Interviews haben einen losen Leitfaden und regen zum Erzählen an.
  • Strukturierte Interviews bestehen aus festgelegten Fragen, die jedem gestellt werden.
  • Klinische Interviews zielen darauf ab, detaillierte Informationen über ein einzelnes Kind zu sammeln, wobei die Fragen auf die Antworten des Kindes abgestimmt sind.

Querschnitt- und Längsschnittuntersuchungen

  • Querschnittuntersuchungen vergleichen Personen oder Gruppen unterschiedlichen Alters zu einem bestimmten Zeitpunkt.
  • Längsschnittuntersuchungen vergleichen eine Gruppe von Personen über einen längeren Zeitraum in regelmäßigen Abständen.
  • Die beiden Untersuchungsarten können miteinander kombiniert werden.

Merkmale der Entwicklung: Wachstum

  • Wachstum ist die rein quantitative Zunahme, Vergrößerung oder Vermehrung von Körperstrukturen.
  • Wachstumsschübe treten vor der Geburt und nach 2 Jahren auf, wobei die Pubertät eine weitere Phase darstellt.
  • Gene und Hormone setzen den Rahmen für das Wachstum.
  • Umweltfaktoren wie Wohlstand, Ernährung und Hygiene beeinflussen das Wachstum.
  • Die Vermehrung des Wortschatzes ist ebenfalls ein Merkmal.

Differenzierung

  • Differenzierung ist die Verfeinerung psychischer Funktionen und Verhaltensweisen.
  • Aus einem globalen, unstrukturierten Ganzen entwickeln sich differenzierte psychische Merkmale.
  • Differenzierung führt zu neuen, strukturierten, vielfältigen und komplexen Gebilden.
  • Die Entwicklung verläuft auf einem höheren Niveau.
  • Beispiele für Differenzierungsprozesse:
    • Motorik (von Grob- zur Feinmotorik).
    • Sprache (von Lallen zu Worten).
    • Zeichnen/Malen (von Kritzeleien zu Gemälden).

Integration

  • Integration bezeichnet die zunehmende Fähigkeit, zuvor isolierte Erfahrungen im Zusammenhang wahrzunehmen.
  • Integration befähigt, diese Erfahrungen miteinander in Verbindung zu bringen und zu verstehen.

Kanalisierung

  • Kanalisierung ist die Entwicklung bestimmter Verhaltensweisen aus der Gesamtheit menschlicher Verhaltensmöglichkeiten.
  • Kinder nehmen nur einen Teil der Reize aus der Umwelt wahr, dies ist Selektion.
  • Die Selektion hängt von der sozioökonomischen Situation der Familie, dem kulturellen Umfeld und den Interessen ab.

Zentralisation

  • Zentralisation bedeutet, dass Verhalten zunehmend durch Überlegungen, Pläne, Ziele, den eigenen Willen und das eigene Ich gesteuert wird.
  • Verhalten verliert zufälligen Charakter.

Stabilisierung

  • Stabilisierung ist die Verfestigung bestimmter Verhaltensweisen.
  • Gewohnheiten und Werthaltungen bilden sich heraus.
  • Verhaltensweisen werden im Laufe der Entwicklung immer stärker festgelegt.
  • Mit zunehmendem Alter hat der Mensch weniger Freiheit, was die Richtung seiner Entwicklung angeht.

Irreversibilität

  • Der Entwicklungsverlauf tritt in einer nicht umkehrbaren Reihenfolge auf.
  • Die Reihenfolge bleibt in jeder Entwicklung weitgehend gleich, das Tempo jedoch nicht.

Entwicklungsgeschwindigkeit

  • Entwicklung kann in verschiedenen Altersphasen mit unterschiedlichem Tempo verlaufen.
  • Das Entwicklungstempo variiert in der Regel zwischen den einzelnen Menschen.

Entwicklungsaufgaben

  • Die Entwicklung eines Kindes umfasst Veränderungen und Lernprozesse.
  • Kindheit wird als Abschnitt zur Bewältigung von Entwicklungsaufgaben betrachtet.
  • Havighurst definierte drei Bereiche:
    • Biologisch bedingte Veränderungen (z. B. Pubertät).
    • Gesellschaftlich-kulturelle Bezugspunkte (z. B. Schuleintritt ab 6 Jahren).
    • Ziele und Wertvorstellungen des Individuums.
  • Aufgaben in der frühen Kindheit (0-5 Jahre):
    • Basale körperliche Regulation (Schlaf, Reizverarbeitung, Stoffwechsel).
    • Entwicklung motorischer Fähigkeiten (Gehen, selbstständiges Essen).
    • Erwerb der Muttersprache.
    • Aufbau einer sicheren Bindung.
    • Aufnahme sozialer Kontakte außerhalb der Familie.
    • Integration in Gruppen von Gleichaltrigen.
  • Aufgaben in der mittleren Kindheit (6-11 Jahre):
    • Einübung körperlicher Geschicklichkeit.
    • Entwicklung körperlicher Leistungsfähigkeit.
    • Erwerb schulbezogener Fähigkeiten (Anpassung an Normen).
    • Aufbau von Leistungsmotivation und Leistungsbereitschaft.
    • Aneignung von Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen).
    • Selbstständigkeit im Alltag (z.B. Essen).
    • Übernahme von Verantwortung und Aufgaben (z.B. im Haushalt).
    • Geschlechterrollenidentifikation, Freundschaften, soziale Kooperation.
    • Entwicklung eines positiven Selbstbildes.
    • Akzeptanz und Einhaltung von Regeln.
    • Entwicklung moralischer Urteilsfähigkeit.
  • Unvorhergesehene kritische Lebensereignisse können die Entwicklung beeinflussen und zu Krisen führen.
  • Eine Krise entsteht, wenn eine Person durch Verlust oder Problem emotional belastet ist und keine angemessene Lösung entwickeln kann oder sich an die veränderte Situation anpassen kann.
  • Die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben und kritischen Lebensereignissen ist eine wichtige Voraussetzung für eine positive Entwicklung und als Ausgangspunkt für den Erwerb vielfältiger Fähigkeiten.
  • Bewältigung kann entwicklungsfördernd oder -einschränkend sein.
  • Da sich die Lebenswelt verändert, ist Entwicklung eine fortlaufende Anpassung an sich verändernde Bedingungen.

Pädagogische Konsequenzen

  • Umwelt positiv und konstruktiv gestalten.
  • Beobachtung des Kindes und Einfühlen in seine Lebenssituation.
  • Entdeckung und Förderung von Begabungen und Fähigkeiten.
  • Ausgleich von Mängeln durch häufige Anreize, ohne Überforderung.
  • Vermeidung von Unter- oder Überforderung.

Kritische und sensible Phase

  • Kritische Phase: Ein bestimmter Zeitraum, in dem Verhaltensweisen dauerhaft festgelegt werden und außerhalb dieses Zeitraums nicht mehr geändert werden können.
  • Sensible Phase: Ein Zeitraum, in dem bestimmte Verhaltensweisen nachhaltig beeinflusst werden und außerhalb dieses Zeitraums nur schwer geändert werden können.

Retardierung / Akzeleration

  • Retardierung: Gesamt- oder Teilretardierung (z.B. durch Krankheit, familiäre Konflikte, unzureichende Anregungen, geringe soziale Kontakte), führt zu einem Zurückbleiben in der Entwicklung.
  • Akzeleration: Beschleunigte Entwicklung, entweder insgesamt oder in Teilbereichen.
  • Es gibt individuelle und epochale Akzeleration (im Bereich der Generationen).

Hirnforschung

  • Vor der Geburt:
    • Erste Hirnzellen bilden sich ab der 6. Woche nach Empfängnis.
    • Bei der Geburt sind ca. 120 Milliarden Neuronen vorhanden.
  • Neugeborene:
    • Sinnesorgane empfangen Reize aus der Umwelt und leiten diese an Neuronen weiter.
    • Die Neuronen werden angeregt und verbinden sich an Kontaktstellen (Synapsen) zu neuronalen Netzen.
  • 1./2. Lebensjahr:
    • Jede Erfahrung stärkt oder schwächt diese Netzwerke.
    • Je mehr eine Verbindung durch denselben Reiz bestätigt wird, desto stärker verfestigt sie sich.
    • Auf diese Weise lernt der Säugling und entwickelt sich das Gehirn.
    • Es entsteht ein neuronales Gerüst, das bestimmt, was ein Mensch kann, fühlt und wer er ist.
    • Zunächst werden Neuronen und Synapsen im Übermaß produziert, anschließend werden überschüssige Verbindungen durch Zelltod und Synapsenausdünnung gelöscht.
    • Der Prozess wird durch das Zusammenspiel genetisch vorprogrammierter Vorgänge und die Erfahrungen des Kindes beeinflusst.
    • Ergebnis ist eine Ansammlung untereinander vernetzter Regionen, die jeweils spezifische Funktionen haben.
  • Pubertät:
    • Zweiter Entwicklungsschub des Gehirns.
    • Festigung von Verbindungen im präfrontalen Kortex (zuständig für Handlungsplanung und -verschiebung).
    • Bis zum 15. Lebensjahr entsteht der grundlegende Schaltplan der Nervenzellen.
    • Die Gehirnreifung ist abgeschlossen, und die Bahnen, in denen der Erwachsene später denkt, sind grob vorgegeben.
    • Die impulsive Hirnregion dominiert gegenüber den “besonnenen” Hirnarealen.
  • Erwachsenenalter:
    • Gewisse Formbarkeit ist noch vorhanden.
    • Vorhandene Synapsen können durch neue Reize, Erlebnisse, Gedanken und Tätigkeiten gestärkt oder geschwächt werden.
    • Lebenslanges Lernen ist möglich.
    • Manche Entwicklungsfenster bleiben lebenslang offen, andere schließen sich frühzeitig (kritische Phasen).

Grenzsteine

  • Grenzsteine sind Verfahren, mit denen Entwicklungsrisiken bei Kindern von 3 Monaten bis 6 Jahren frühzeitig erkannt werden können.
  • Sie sind Teil eines Frühwarnsystems und zeigen an, wenn ein Kind hinter Entwicklungsmarkern zurückfällt, die von den meisten (90-95%) Altersgenossen erreicht wurden.
  • Die sechs Entwicklungsbereiche sind:
    • Spracherwerb.
    • Körperliche Motorik.
    • Hand- und Fingermotorik.
    • Kognitive Entwicklung.
    • Soziale Kompetenzen.
    • Emotionale Kompetenzen.
  • Zeitliche Einteilung:
    • 3, 6, 9, 12, 15, 18, 24 Monate.
    • Ab dem 3. Lebensjahr jährlich: 36, 48, 60, 72 Monate.
  • Ein enger zeitlicher Rahmen muss eingehalten werden, maximale Abweichung von 2 Wochen.
  • Ablauf:
    • Bereiche werden mit JA/NEIN angekreuzt, wobei pro Bereich zwei Items vorliegen.
    • Beide Items erfüllt: JA.
    • Ein Item nicht erfüllt, ein Item erfüllt: NEIN.
    • Beide Items nicht erfüllt: NEIN.
  • Unterschied Meilensteine/Grenzsteine:
    • Meilensteine definieren den Zeitpunkt, an dem ein bestimmter Entwicklungsschritt zum ersten Mal von einem Kind vollzogen wurde und sind somit individuell.
    • Grenzsteine kennzeichnen den Zeitpunkt, an dem fast alle Kinder (90-95%) einen bestimmten Entwicklungsschritt erreicht haben und sind somit universell.

Resilienz

  • Resilienz ist die physische und psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen.
  • Resilienz ist die Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen, Krisen durch Rückgriff auf persönliche und soziale Ressourcen zu meistern und diese als Anlass für Entwicklung zu nutzen.
  • Das Gegenteil von Resilienz ist Vulnerabilität (Verwundbarkeit).

Merkmale hoher Resilienz

  • Kommunikations- und Problemlösekompetenz.
  • Planungskompetenz.
  • Soziale und Bindungskompetenz.
  • Hohe Lernbereitschaft.
  • Hohes Selbstvertrauen.
  • Aufgewecktes Temperament.
  • Positive Lebenseinstellung.
  • Positive Reflexion auf Lehrer/Erzieher.
  • Religionszugehörigkeit.
  • Resiliente Menschen reagieren aktiv bei Problemen und suchen Hilfe.
  • Menschen mit Selbstwirksamkeitsüberzeugung und Selbstvertrauen haben eine höhere Sozialkompetenz und Resilienz.

Risiko- / Schutzfaktoren

  • Risikofaktoren:
    • Biologische und psychologische Merkmale (chronische Erkrankung, geringe Intelligenz).
    • Psychosoziale Merkmale (Drogen, Gewalt, Armut, traumatische Erlebnisse).
  • Der Einfluss auf die Entwicklung hängt von Alter, Entwicklungsstand und der Summe aller Risikofaktoren im Zusammenspiel mit dem Umfeld ab.
  • Schutzfaktoren:
    • Begabung, Talent, Intelligenz.
    • Feste Bezugsperson.
    • Unterstützendes, warmherziges Familienklima.
    • Möglichkeit zur Selbstwirksamkeitsüberzeugung und Eigenkreativität.
    • Zuversicht.

Rolle der Erzieher

  • Begleiter: Übergangsphasen ebnen, moderieren, ermöglichen von neuen Erfahrungen und Herausforderungen bewältigen.
  • Bildungspartner: Neue sichere Bindung aufbauen mit möglichst korrigierenden Handlungen.
  • Emotions-Coach: Gefühle mitteilen und damit umgehen lernen.
  • Empathie-Befähiger: Gefühle des Kindes nachempfinden und ausdrücken.
  • Coping-Vorbild: Bewusst vorbildlich mit Anforderungen und Stresssituationen umgehen.
  • Kognitiver Herausforderer: Wissensbegierde wecken, Motivation, Konzentration und Ausdauer fördern.
  • Ressourcenorientierter Beobachter: Beobachtung, Dokumentation und Auswertung kindlicher Kompetenzen, Stärken und Ressourcen.

Hilfen zum Resilienzaufbau

  • Selbstwertgefühl, Selbstsicherheit, Geborgenheit, Selbstwirksamkeitsüberzeugung:
    • Konstruktiv loben und kritisieren.
    • Wertschätzen und akzeptieren.
    • Aufmerksamkeit schenken, aktives Interesse an Aktivitäten zeigen, Zeit nehmen.
    • Zu Erfolgserlebnissen verhelfen.
    • Stärken und Schwächen erkennen.
    • Interessen und Hobbys finden.
    • Positives und konstruktives Denken fördern.
  • Kontrollüberzeugung, Selbstwirksamkeit, Selbstmanagement:
    • Kind in Entscheidungsprozesse einbeziehen.
    • Realistische, altersangemessene Erwartungen stellen.
    • Helfen, Ziele zu erreichen.
    • Verantwortung übertragen.
  • Selbstregulation, Impulskontrolle, Bewältigungsstrategien:
    • Resilientes Vorbild sein und authentisch bleiben.
    • Ermutigen, Gefühle zu benennen und auszudrücken.
    • Keine vorgefertigten Lösungen oder vorschnelle Hilfe anbieten.
    • Routine bieten.
    • Nicht vor Anforderungssituationen bewahren.

Forschungsfragen in der Entwicklungspsychologie

  • Beschreibung von Entwicklungsverläufen, Identifizierung von Entwicklungsnormen.
  • Entwicklung optimaler Zeitpunkte für Interventionen, Auseinandersetzung mit pädagogischen und psychologischen Maßnahmen.
  • Erforschung von Einflussfaktoren.
  • Entwicklungspsychologie versucht Prognosen zu ermöglichen.

Stress-Coping-Strategien

  • Veränderung der Situation (z.B. Lernen) ist gut.
  • Veränderung der Einstellung (z.B. "Es ist nicht schlimm, eine 4 zu schreiben") ist gut.
  • Flucht und Vermeidung (z.B. Drogen, Ignorieren) sind schlecht.
  • Stress ist prinzipiell gut (Flucht-Kampf-Reaktion).
  • Stress wird gefährlich, wenn er pathologisch wird.
  • Anpassungssyndrom nach Selye.
  • Transaktionsmodell nach Lazarus.

Bindung

  • Bindungsverhalten ist der Ausdruck eines Kontaktbedürfnisses gegenüber einer bestimmten Person.
  • Aufseiten der bindungssuchenden Person äußert sich dies durch Nähe ausgerichtete Verhaltensweisen.
  • Initiative und Steuerung von Bindungs- und Explorationsverhalten gehen vom jeweiligen Kind aus.
  • Bindung ist der Aufbau einer engen sozialen Beziehung zu einer Bezugsperson.

Fremde Situationstest

  • 8 aufeinanderfolgende Episoden, bei denen Mutter, Kind und eine fremde Person anwesend sind.
  • Die Mutter verlässt den Raum mehrmals, und es wird beobachtet, wie das Kind reagiert, ob es sich von der fremden Person trösten lässt und wie es bei Rückkehr der Mutter reagiert.
  • Beobachtete Aspekte:
    • Wie das Baby die Mutter als sichere Basis nutzt, um die Welt zu erkunden.
    • Wie das Baby reagiert, wenn die Mutter den Raum verlässt und zurückkehrt.
    • Wie das Baby reagiert, wenn eine fremde Person im Raum ist.

Phasen der Bindungsentwicklung

  • Phase 1: Phase der unspezifischen sozialen Reaktion (0-2 Monate)
    • Keine spezifische Bindung zu einer bestimmten Bezugsperson.
    • Emotionale und soziale Reaktionen sind allgemein und nicht auf bestimmte Personen gerichtet.
    • Grundlegende Verhaltensweisen (Weinen, Schreien, Lächeln) dienen dazu, die Aufmerksamkeit von Erwachsenen zu gewinnen.
    • Das Verhalten ist evolutionär bedingt, um Schutz und Fürsorge zu erhalten.
    • Diese Phase legt den Grundstein für spätere Bindung, da positive Erfahrungen mit Bezugspersonen Vertrauen und Sicherheit fördern.
  • Phase 2: Phase der unterschiedlichen sozialen Reaktionsbereitschaft (3-6 Monate)
    • Beginn der Entwicklung einer spezifischen Bindung.
    • Zunehmende Vorliebe für bestimmte Bezugspersonen (meist Hauptpflegeperson).
    • Aktives Suchen nach Nähe.
    • Abnehmende Offenheit gegenüber anderen Personen.
    • Der Säugling beginnt, den Bindungsaufbau zur primären Bezugsperson aktiv zu gestalten.
    • Interaktionen werden intensiver.
    • Soziale Signale (Gurren, Lächeln, Blickkontakt) werden gezielter eingesetzt, um Aufmerksamkeit von der Bezugsperson zu erhalten.
    • Erste Anzeichen von Freude, wenn die Bezugsperson gesehen wird.
    • Das Kind fühlt sich in der Nähe der Bezugsperson sicher und zeigt weniger Angst.
    • Übergang von einer allgemeinen zu einer spezifischen Bindung.
  • Phase 3: Phase des aktiven und initiierten zielkorrigierten Bindungsverhaltens (7-18 Monate)
    • Entwicklung einer ausgeprägten Bindung, die Bindung zu bestimmten Bezugspersonen wird besonders stark.
    • Entwicklung eines starken Bedürfnisses nach Nähe und Sicherheit, oft Trennungsangst, wenn die Bezugsperson den Raum verlässt.
    • Aktives Zugehen auf die Bezugsperson stabilisiert die Bindungsbeziehung.
    • Die Bezugsperson ist nun die sichere Basis, von der aus die Welt erkundet werden kann.
    • Zeigen eines ausgeprägten Bedürfnis nach Trost und Unterstützung durch die Bezugsperson.
    • Zeigen von Eifersucht und Angst gegenüber anderen Personen und Versuch, die Aufmerksamkeit der Bezugsperson auf sich zu ziehen.
    • Die Beziehung ist an die Bezugsperson gebunden und leidet bei Trennung.
    • Längere Trennungen können zu körperlichen Reaktionen und Stresssymptomen führen.
  • Phase 4: Phase der zielkorrigierenden Partnerschaft (ab 2 Jahren)
    • Entwicklung eines besseren Verständnisses für Bedürfnisse und Gefühle der Bezugsperson.
    • Beginn, wenn das Kind sprechen kann und eine reife Form der Bindung vorhanden ist, Kind sieht die Beziehung wechselseitig.
    • Lage, sich mit der Bezugsperson auszutauschen und zu verhandeln.
    • Fähigkeit, Absichten und Intentionen zu verstehen und das eigene Verhalten danach auszurichten.
    • Fähigkeit, sich von der Bezugsperson zu lösen, um die Umgebung zu erkunden.
    • Die Unabhängigkeit wird erfahren, die Fähigkeit Unterstützung ist und Trost zu bieten, wenn die Bezugsperson in Not ist.
    • Geduld, wenn die Bezugsperson gerade nicht zur Verfügung steht.
    • Suche nach sozialen Interaktionen mit anderen und Verstehen, dass eigene Handlungen Auswirkungen auf andere haben.
    • Diese Phase ist entscheidend für die Entwicklung sozialer Fähigkeiten und den Grundstein für zukünftige Beziehungen.

Bindungstypen

  • Sicher gebundene Kinder:
    • Die Bezugsperson ist aufmerksam und vertraut, zuverlässig und konstant verfügbar, versteht die Bedürfnisse und reagiert prompt darauf.
    • Dies ist eine sichere Basis für Exploration (= sicherer Hafen).
    • Bei Trennung treten Kummer, Ängste und Protest auf, lassen sich aber von Fremden beruhigen.
    • Bei Rückkehr zeigen sie Freude, suchen Körperkontakt zur Bezugsperson und entspannen sich schnell wieder.
    • Sie zeigen Explorationsverhalten und gutes Sozialverhalten (können Vertrauen in andere fassen).
    • Sie entwickeln ein positives Selbstbild, erleben sich als wertvoll und liebenswert.
    • Sie zeigen höhere Lernfreude und -bereitschaft.
    • Sie zeigen weniger aggressive, depressive oder emotionale Probleme und suchen bei Problemen Hilfe.
  • Vermeidende (unsichere) Bindung:
    • Die Bezugsperson verhält sich wenig einfühlsam und zurückweisend.
    • Das Kind fordert keine Zuneigung mehr ein.
    • Bei Trennung zeigen sie keine Reaktion auf die Abwesenheit der Bezugsperson.
    • Bei Rückkehr zeigen sie eine zögerliche oder abweisende Reaktion auf die Bezugsperson und suchen keinen Trost.
    • In der Gruppe sind sie angepasst/unauffällig Pseudoangepasstheit.
    • Sie beschäftigen sich mit Spielzeug als Stresskompensationsstrategie.
    • Sie vermeiden enge Kontakte Angst vor Zurückweisung.
    • Sie haben ein geringes Selbstwertgefühl und Probleme, um Hilfe zu bitten.
  • Ambivalente (unsichere) Bindung:
    • Das Verhalten der Bezugsperson ist inkonsequent und unvorhersehbar.
    • Bei Trennung ist das Kind schwer zu beruhigen.
    • Bei Rückkehr zeigen sie widersprüchliches Verhalten suchen die Nähe zur Bezugsperson, vermeiden aber gleichzeitig den Kontakt.
    • In der Gruppe verhalten sie sich passiv und hilflos.
    • Sie sind emotional wenig stabil, lassen sich kaum trösten, haben keine Impulskontrolle und zeigen wenig Interesse an anderen Kindern oder Exploration.
    • Sie neigen zu Klammerverhalten.
    • Sie zeigen auffälliges Verhalten: geringe Frustrationstoleranz, Aggressivität, Unselbstständigkeit, geringes Selbstwertgefühl, ziehen sich zurück, suchen keine Hilfe bei Problemen.
    • Sie leiden häufig an psychischen und emotionalen Störungen.
    • Sie haben ein erhöhtes Risiko, im Erwachsenenalter eine psychische oder psychosomatische Erkrankung zu entwickeln.
  • Desorganisierte Bindung:
    • Ursache: Belastende Erfahrungen mit der Bezugsperson, Hinweise auf vorhandene, emotionale Störungen (Bindungsstörungen).
    • Verhalten aggressiv, ängstlich, depressiv.
    • Folgen keinem nachvollziehbaren Muster im Verhalten widersprüchliches Verhalten.
    • Kann vorübergehend sein und sich andere Bindungsmuster daraus entwickeln.
    • Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen zeigen sich abwehrend, wenig sozial und ablehnend.

Eingewöhnungsmodelle

  • Münchner Modell (4-5 Wochen):
    1. Vorbereitungsphase: Austausch.
    2. Kennenlernphase: Zuschauen mit der Bezugsperson.
    3. Sicherheitsphase: Die Fachkraft interagiert mit dem Kind, die Bezugsperson bleibt im Hintergrund.
    4. Vertrauensphase: Erster Trennungsversuch nach mind. 2 Wochen.
    5. Reflexionsphase.

Aufgaben der Erzieherin

  • Zuwendung: liebevolle, emotional warme Kommunikation.
  • Sicherheit: Gefühl von Sicherheit vermitteln.
  • Stressreduktion: Unterstützung und Trost bieten.
  • Explorationsunterstützung: Erkundung der Umwelt ermöglichen.
  • Assistenz: Zusätzliche Informationen und Unterstützung bieten.

Pädagogische Konsequenzen

  • Sicher gebundene Kinder: Längere Fremdbetreuung ist möglich, ohne die Bindung zu den Eltern zu schädigen.
  • Unsicher gebundene Kinder: Profitieren von Fremdbetreuung, da sie die Möglichkeit haben, mit einer stabilen Bezugsperson eine sichere Bindung einzugehen.
  • Planung und Gestaltung des Übergangs (= Transition) muss gut geplant werden.
  • Kind darf nicht überfordert werden.
  • Es braucht eine neue Bezugsperson, mit der es eine Bindung in der Fremdbetreuung eingehen kann (Bezugserzieherin).
  • Eingewöhnung in die neue Umgebung.
  • Die Fachkraft muss feinfühlig auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen und genügend Zeit und Aufmerksamkeit geben, damit es vertraut werden kann (mit Erzieherin und Räumlichkeiten).
  • Der Handlungs- und Erkundungsspielraum erweitert sich allmählich.

Einfluss der frühen Bindungsqualität auf die spätere Entwicklung

  • Sicher gebundene Kinder:
    • Haben ein Arbeitsmodell von einer feinfühligen, zuverlässigen und unterstützenden Bezugsperson abgespeichert.
    • Erleben sich selbst als wertvoll und liebenswert.
    • Das Arbeitsmodell wirkt sich auch positiv auf andere Beziehungen aus.
    • Zeigen höheres Selbstvertrauen, angemessenes Sozialverhalten, sind weniger aggressiv, lern- und experimentierfreudiger.
    • Haben weniger depressive Symptome, weniger emotionale Probleme und suchen bei Schwierigkeiten Unterstützung.
  • Unsicher gebundene Kinder:
    • Haben ein Arbeitsmodell von einer unzuverlässigen Bezugsperson abgespeichert.
    • Erleben sich selbst als unwirksam und weniger liebenswürdig.
    • Das Arbeitsmodell wirkt sich auch negativ auf andere Beziehungen aus.
    • Zeigen "auffällige" Verhaltensweisen, geringe Frustrationstoleranz, Aggressivität, Unselbstständigkeit und geringes Selbstwertgefühl.
    • Ziehen sich eher zurück und wollen mit Gefühlen allein fertig werden.
    • Leiden häufiger unter psychischen und emotionalen Störungen.
    • Haben ein erhöhtes Risiko, im Erwachsenenalter eine psychische oder psychosomatische Erkrankung zu entwickeln.

Einfluss elterlicher Bindungserfahrungen

  • Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Bindungserfahrung der Eltern und der Bindungsentwicklung ihrer Kinder.
  • Innere Arbeitsmodelle werden an die eigenen Kinder weitergegeben (transgenerationale Weitergabe).
  • Eigene frühkindliche Bindungserfahrungen der Eltern werden reaktiviert und beeinflussen ihr Verhalten gegenüber den Kindern.
  • Sicher gebundene Eltern haben meist sicher gebundene Kinder und unsicher gebundene Eltern haben meist unsicher gebundene Kinder.

Einfluss der Bindungssicherheit auf die Persönlichkeitsentwicklung

  • Bindungssicherheit ist eine wesentliche Voraussetzung für die weitere gesunde Persönlichkeitsentwicklung, aber keine Garantie dafür!
  • Früh entwickelte Bindungsqualität kann sich im Laufe des Lebens verändern (durch enttäuschende/positive Erfahrungen mit anderen Menschen).
  • Durch therapeutische Hilfe oder andere korrigierende Erfahrungen kann eine positive Veränderung des Bindungsmusters erreicht werden.
  • Transgenerationale Weitergabe kann so unterbrochen werden.

Kritik an der Bindungstheorie

  • Universalität: Forschungsergebnisse wurden allgemeingültig für alle Kulturen betrachtet, müssten aber evtl. in anderen kulturellen Kontexten anders interpretiert und verstanden werden.
  • Kategorisierung der Bindungsstile:
    • Die strenge Einteilung in drei Bindungstypen (sicher, vermeidend, ambivalent) lässt wenig Raum für die Vielfalt der Bindungserfahrungen.
    • Durch die einmalige Kategorisierung kann eine Veränderung des Bindungsstils im Laufe des Lebens nicht erkannt werden.
  • Rolle der Bezugsperson und ihrer individuellen Fähigkeiten steht allein im Vordergrund:
    • Die Bezugsperson wird als konstant betrachtet, was nicht betrachtet wird ist, dass dynamische und wechselseitige Charakter von Bindungsstilen, die soziale und wirtschaftliche Lage der Familie nicht betrachtet wird.
  • Es wird wenig auf langfristige Auswirkungen im Erwachsenenleben fokussiert und wenig untersucht, wie Lebenserfahrungen sich auf das Bindungsverhalten auswirken.
  • Methodische Einschränkung der Bindungstheorie:
    • Der Fremde-Situations-Test ist eine Laborstudie und somit eine unnatürliche Situation für Kind und Bezugsperson.
    • Natürliche Bedingungen werden nicht widergespiegelt, der Test deckt nicht alle Facetten der kindlichen Entwicklung ab, er konzentriert sich nur auf Trennung- und Rückkehrreaktionen.

Emotionale Entwicklung

  • Befindlichkeit: Was löst etwas in mir aus?
  • Aktivwerden: Wie reagiere ich darauf?
  • Affekt: Kurze, intensive Emotionszustände mit starker Verhaltenstendenz (z.B. Wutausbruch).
  • Stimmung: Emotionszustände mit geringerer Intensität und längerer Dauer (z.B. Trauer).
  • Emotionen: Subjektive Erlebensweisen, Ich-Zustände, die sich in körperlichen Veränderungen äußern und das Verhalten beeinflussen.
  • Emotionen/Gefühle haben unterschiedliche Intensitäten und Qualitäten (intensiv-schwach, angenehm-unangenehm).
  • Emotionsregulation: Der Prozess, wie wir Einfluss darauf nehmen, welche Emotionen wir haben, wie wir sie erleben und wie wir sie ausdrücken.
  • Psychische Kräfte stellen Antriebsformen des Menschen dar, die Erleben und Verhalten aktivieren und steuern.

Gefühle

  • Organische Komponenten: Körperliche Veränderungen (schnelle Atmung, Schweißausbruch, Zittern, Muskelanspannung, Veränderung der Pupillenweite, Erhöhung des Hautwiderstands, Aktivierung der Magen- und Darmaktivität).
  • Psychische Komponenten: Erleben einer Veränderung, herausgerissen sein aus dem Gleichgewicht oder Normalzustand, Veränderung der Wahrnehmung und des Denkens, Bewertung der körperlichen Erregung, Wohl- und Unwohlsein, Interpretationen von Emotionen.
  • Aktivierung verschiedener Intensität: Spannung-Entspannung, Erregung-Beruhigung.
  • Erleben verschiedener Qualitäten: Angenehm-unangenehm, Lust-Unlust.
  • Beeinflussung des Verhaltens: Antrieb, Vermeidungsverhalten, Annährungsverhalten, Aktivität/Passivität.

Funktionen von Gefühlen

  • Regulationsfunktion: Melden sich, wenn Funktionen des Körpers in ein Ungleichgewicht geraten -> Schützen den Organismus vor Beeinträchtigungen (Hunger, Durst, Müdigkeit usw.).
  • Selektionsfunktion: Selektieren die Wahrnehmung (lenken die Aufmerksamkeit).
  • Motivationsfunktion: Aktivieren und steuern Verhalten.
  • Ausdrucksfunktion: Mimik, Gestik, Körpersprache, Tonfall zeigen anderen, was man denkt/fühlt.
  • Wertefunktion: Zeigen anderen, was man schätzt, mag, vorzieht, ablehnt oder verabscheut.
  • Soziale Funktion: Steuern den sozialen Umgang -> Setzen Grenzen, Regeln und stabilisieren Beziehungen.

Grundlegende Emotionen

  • Es gibt grundlegende Gefühle, die:
    • in jeder Kultur und zu allen Zeiten existieren,
    • an bestimmte neuronale Prozesse gebunden sind,
    • immer zum gleichen Zeitpunkt auftreten,
    • immer gleiche biologische Rückmeldungsmuster verwenden (körperliche Veränderungen).
  • Es gibt eine enge Verbindung zwischen bestimmten Gefühlen und dazugehörigen Gesichtsausdrücken.
  • Gefühlsausbrüche sind an Körperhaltung und Gesichtsausdrücken erkennbar.
  • Grundemotionen sind von Natur aus beim Menschen vorhanden: Wut, Ekel, Angst, Freude, Traurigkeit und Überraschung.
  • Der Großteil der Gefühle ist jedoch kulturspezifisch bestimmt -> Ausdrucksform und Anlässe.

Biologische Grundlagen

  • Limbisches System: Entstehung und Regulation von Emotionen und Motivation, beeinflusst das Zentrale Nervensystem, das vegetative Nervensystem und das Hormonsystem -> Verantwortlich für körperliche Reaktionen.
  • Amygdala: Zentrum zur Steuerung und Auslösung von Emotionen (Teil des Limbischen Systems) -> Das Limbische System nimmt Reize auf und bewertet diese emotional.

Entwicklung der Emotionen

  • Emotionen spielen eine wichtige Rolle im Leben eines Kindes -> Begleiten alltägliche Erfahrungen und bilden Motivation für seine Handlungen.
  • Emotionen können von Geburt an gezeigt werden.
  • Wir werden beeinflusst durch das Milieu, in dem das Kind aufwächst, und die Beziehungen zu Menschen in seiner Umgebung.
  • Gefühl/Emotion = Ein psychischer Zustand, der ohne Beteiligung des Bewusstseins als Reaktion auf einen äußeren oder inneren Vorgang auftritt und in irgendeiner Form als angenehm oder unangenehm empfunden wird.

Komponenten von Gefühlen

  • Körperliche Komponente:
    • Äußert sich feststellbar in organischen Vorgängen -> Man weiß durch den körperlichen Ausdruck, was ein Mensch fühlt, aber nicht, was er denkt.
    • Säuglinge zeigen Emotionen sehr deutlich, um Handlungen der Bezugsperson zu regulieren.
    • Erwachsene können Emotionsausdrücke leicht unter Kontrolle bringen -> Die Expressivität wird durch erzieherische Maßnahmen und kulturelle Besonderheiten überformt.
    • Mit der Intensität der Gefühle treten körperliche Begleiterscheinungen auf, denen ein kompliziertes Zusammenspiel von psychischen und physischen Vorgängen zugrunde liegt.
  • Psychische Komponente:
    • Gefühle können Menschen aus dem Zustand des Normalen und Alltäglichen herausreißen und ihre Wahrnehmung und ihr Denken beeinflussen.
  • Verhaltenssteuernde Komponente:
    • Gefühle wirken entscheidend auf das Verhalten des Menschen und können bestimmte Handlungen auslösen und lenken.
    • Gefühle können Verhalten auch blockieren und zu

Studying That Suits You

Use AI to generate personalized quizzes and flashcards to suit your learning preferences.

Quiz Team

Related Documents

More Like This

Use Quizgecko on...
Browser
Browser