Affektive Störungen: Überblick

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Questions and Answers

Welche der folgenden Aussagen beschreibt am besten den Unterschied zwischen Affekt und Affektivität?

  • Affekte sind bewusste Gefühlsempfindungen, während Affektivität unbewusste emotionale Prozesse beschreibt.
  • Affekte sind kurze, intensive Gefühlsregungen, während Affektivität die Gesamtheit des Gefühlslebens und des Gemüts umfasst. (correct)
  • Affekte sind langfristige Gemütszustände, während Affektivität kurze und intensive Gefühlsausbrüche beschreibt.
  • Affekte beziehen sich ausschließlich auf positive Emotionen, während Affektivität sowohl positive als auch negative Emotionen beinhaltet.

Die manisch-depressive Störung ist durch einen kontinuierlichen Zustand entweder gehobener oder depressiver Stimmung gekennzeichnet.

False (B)

Wie bezeichnete Kraepelin die Melancholie im Jahr 1913?

depressiven Zustand des manisch-depressiven Irreseins

Nach der ICD-10 Klassifikation werden affektive Störungen unter dem Code ______ klassifiziert.

<p>F3</p>
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Welches der folgenden Kriterien wird NICHT zur Unterteilung affektiver Störungen nach ICD-10 verwendet?

<p>Sozioökonomischer Status des Patienten (C)</p>
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Die Zyklothymia wird in der ICD-11 den neurotischen Störungen zugeordnet.

<p>False (B)</p>
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Nenne eine Ursache für eine exogene affektive Psychose.

<p>Schädel-Hirn-Trauma</p>
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Der Begriff '______' beschreibt das unklare Entstehen einer Erkrankung , wobei weder organische noch biografisch-psychosoziale Faktoren nachgewiesen werden können.

<p>endogen</p>
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Welche Aussage trifft NICHT auf psychogene Depressionen zu?

<p>Sie sind stets durch eine stark phasenhaft auftretende Veränderung der Stimmungs- und Antriebslage gekennzeichnet. (B)</p>
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Nach geltendem Recht dürfen Klienten mit schweren depressiven Episoden ausschließlich von psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten behandelt werden.

<p>True (A)</p>
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Nennen Sie ein Kriterium, das bei der Einteilung der Depression nach ICD-10 entscheidend ist.

<p>Schweregrad der Depression</p>
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Ein häufiges Symptom der Depression, besonders morgens, wird als ______ bezeichnet.

<p>Morgentief</p>
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Welche Aussage trifft NICHT auf die Denkstörung bei depressiven Menschen zu?

<p>Die Gedanken kreisen unentwegt um positive Themen. (B)</p>
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Hypochondrische Wahnideen beinhalten die unbegründete Überzeugung, über nicht ausreichende finanzielle Mittel zu verfügen.

<p>False (B)</p>
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Wie nennt man die Störung, bei der formale Denkstörungen das Bild einer demenziellen Entwicklung imitieren?

<p>Pseudodemenz</p>
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Etwa ______ % aller Patienten mit einer rezidivierenden depressiven Störung beenden ihr Leben durch Suizid!

<p>15</p>
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Welches Symptom ist KEIN typisches Kriterium des somatischen Syndroms nach ICD-10?

<p>Erhöhter Libido (A)</p>
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Eine leichte depressive Episode wird nach dem triadischen System den endogenen Erkrankungen zugeordnet.

<p>False (B)</p>
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Wie nennt man Depressionen, bei denen sich die Depression hinter körperlichen Beschwerden verbirgt

<p>Larvierte Depression</p>
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Ein älterer Begriff für eine schwere depressive Episode im Alter, die fälschlicherweise für Demenz gehalten wird, ist ______.

<p>Pseudodemenz</p>
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Welche Aussage trifft NICHT auf die Wochenbettdepression zu?

<p>Sie tritt meist zwischen dem 3. und 5. Tag nach der Entbindung auf. (D)</p>
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Bei der agitierten Depression steht die Hemmung von Denken und Bewegung im Vordergrund.

<p>False (B)</p>
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Welches Leitsymptom kennzeichnet die agitierte Depression zusätzlich zu typisch depressiven Symptomen?

<p>Psychomotorische Unruhe</p>
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Die saisonale Depression tritt regelmäßig im ______ und Winter auf.

<p>Spätherbst</p>
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Was trifft NICHT auf die rezidivierende depressive Störung zu?

<p>Es finden sich in der Anamnese unabhängige Episoden mit gehobener Stimmung. (B)</p>
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Bei der Dysthymia handelt es sich um eine kurzzeitige depressive Verstimmung, die nicht länger als wenige Wochen andauert.

<p>False (B)</p>
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Was sind die Hauptziele der Behandlung bei interpersoneller Therapie (IPT) bei Depressionen?

<p>Erkennen zwischenmenschlicher Problembereiche und Erarbeitung von Bewältigungsstrategien</p>
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Sowohl die Psychoanalyse als auch die modifizierte psychodynamische Psychotherapie verfolgen unter unterschiedlicher Dauer das Ziel der Bearbeitung des ______.

<p>depressiven Grundkonflikts</p>
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Welche Aussage trifft NICHT auf die Psychoedukation als Therapiebaustein zu?

<p>Sie stellt eine separate Behandlungsform dar. (A)</p>
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Schlafentzug ist eine geeignete Therapieform für depressive Menschen, die unter akuter Suizidalität leiden.

<p>False (B)</p>
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Bei welcher Form der Depression hat sich der Einsatz der Lichttherapie bewährt?

<p>Saisonale Depression</p>
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Ergotherapie, kreative Therapien sowie Sozialtherapie werden unter dem Begriff '______' zusammengefasst.

<p>Soziotherapie</p>
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Aus welchen Gründen ist der Einsatz von Physiotherapie bei der depressiven Episode erfolgversprechend?

<p>A und B sind korrekt (B)</p>
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Die Elektrokrampftherapie wird heute routinemäßig und ohne strenge Indikationsstellung durchgeführt.

<p>False (B)</p>
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Was ist das Hauptsymptom bei manischen Episoden?

<p>vorherrschend situationsinadäquate, anhaltende gehobene, expansive oder gereizte Stimmung</p>
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Die gesteigerte sexuelle Energie und Distanzlosigkeit gehören zu den ______ bei manischen Episoden.

<p>Nebensymptomen</p>
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Im Gegensatz zur Denkzerfahrenheit von Patienten mit Schizophrenie lässt sich bei manisch erkrankten Patienten noch ...

<p>ein logischer, nachvollziehbarer Zusammenhang zwischen den Gedanken erkennen. (B)</p>
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Manische Episoden sind immer von glückseligen Zuständen und hoher Leistungsfähigkeit geprägt.

<p>False (B)</p>
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Nenne eine Differenzialdiagnose, die bei Verdacht auf eine manische Episode ausgeschlossen werden muss.

<p>Hirntumoren</p>
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Die bipolare affektive Störung ist durch wiederholte ______ und depressive Episoden gekennzeichnet.

<p>manische</p>
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Welches der folgenden Symptome ist KEIN Leitsymptom einer depressiven Episode?

<p>Gehobene Stimmung (A)</p>
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Bipolare Störungen sind häufiger als unipolare depressive Verläufe.

<p>False (B)</p>
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Wie viele affektive Episoden innerhalb eines Jahres müssen auftreten, damit man von Rapid Cycling spricht?

<p>vier</p>
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Das durchschnittliche Ersterkrankungsalter unipolarer Depressionen liegt zwischen ______ und 30 Jahren.

<p>20</p>
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Welche Aussage trifft im Allgemeinen auf Frauen im Bezug auf affektive Störungen zu?

<p>Frauen erleiden ungefähr doppelt so häufig eine depressive Episode wie Männer. (C)</p>
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Flashcards

Affekte

Kurze, intensive Gefühlsregungen wie Wut oder Freude.

Affektive Störungen

Krankhafte Veränderung der Stimmung, des Antriebs und Denkens.

Manie

Gehobene Stimmung, erhöhter Antrieb, oft mit Realitätsverlust.

Depression

Tiefe Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Interessenverlust.

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Bipolare Störung

Störung mit wechselnden manischen und depressiven Phasen.

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Kombinationsbehandlung

Medizinische und psychologische Behandlung kombiniert.

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Phasenprophylaxe

Stimmungsstabilisierende Medikamente zur Vorbeugung von Phasen.

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Triadisches System

Einteilung in somatogen, endogen, psychogen.

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Organische Depression

Depression durch direkte Hirnschädigung.

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Symptomatische Depression

Depression durch körperliche Erkrankung oder Medikamente.

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Endogene Depression

Depression ohne erkennbare organische oder psychosoziale Ursache.

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Psychogene Depression

Depression durch belastende Lebensereignisse oder Konflikte.

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Freudlosigkeit

Verminderte Fähigkeit, Freude zu empfinden.

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Denkhemmung

Verlangsamtes Denken, Schwierigkeiten, Gedanken zu fassen.

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Wahnideen

Unbegründete, negative Überzeugungen.

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Somatisierte Depression

Körperliche Beschwerden als Ausdruck einer Depression.

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Altersdepression

Schwere depressive Episode im höheren Lebensalter.

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Wochenbettdepression

Depression nach der Geburt.

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Agitierte Depression

Depression mit Agitiertheit (innerer Unruhe).

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Saisonale Depression

Depression, die regelmäßig im Winter auftritt.

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Erschöpfungsdepression

Depression nach langjähriger Belastung.

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Rezidivierende Depression

Wiederholtes Auftreten depressiver Episoden.

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Dysthymia

Chronische, depressive Verstimmung über mehrere Jahre.

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Rapid Cycling

Mindestens vier affektive Episoden innerhalb eines Jahres.

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Vulnerabilität

Anfälligkeit für eine psychische Störung.

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Multifaktorielle Genese

Das Zusammenspiel biologischer, psychosozialer und genetischer Faktoren.

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Enthemmung

Zügeloses Verhalten und übertriebene Selbsteinschätzung.

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Affekt

Gemütsverfassung.

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Affektivität

Gesamtheit des Gefühlslebens.

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Schlafstörungen

Schlafstörungen, oft frühes Erwachen.

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Depressive Episode

Gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen.

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Antriebslosigkeit

Fehlende Energie und Kraft.

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Gefühl der Gefühllosigkeit

Das Gefühl, nichts mehr zu empfinden.

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Suizidalität

Der Wunsch, nicht mehr am Leben zu sein.

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Bewältigungsstrategien

Fähigkeit mit Problemen umzugehen.

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Schizoaffektive Störung

Störung des Denkens, der Wahrnehmung, der Affekte und des Antriebs.

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Study Notes

Affektive Störungen – Übersicht

  • Affektive Störungen umfassen krankhafte Veränderungen der Stimmung, des Antriebs und des Denkens.
  • Depression und Manie bilden die extremen Pole: Depression mit Stimmungstief und Energieverlust, Manie mit Euphorie und Enthemmung.
  • Die Entstehung ist multifaktoriell, d.h. biologische, psychosoziale und genetische Faktoren spielen zusammen.
  • Schlafstörungen können ein erstes Anzeichen sein.
  • Suizidalität ist ein entscheidendes Kriterium für Therapie und Prognose.
  • Kombinationsbehandlungen aus Pharmako- und Psychotherapie haben sich als wirksam erwiesen.

Definition

  • Affekte sind kurze, intensive Gefühlsregungen.
  • Affektivität umfasst das gesamte Gefühlsleben und Gemüt.
  • Bei affektiven Störungen ist die Gemütslage krankhaft verändert.
  • Bipolare Störung (manisch-depressiv) äußert sich in Phasenwechseln zwischen Manie und Depression.
  • Stimmungswechsel geht in der Regel mit einer Veränderung des Aktivitätsniveaus einher.
  • Die meisten affektiven Störungen treten wiederholt auf.

Historischer Hintergrund

  • Bereits in der griechischen Philosophie (Aristoteles) und Medizin (Hippokrates) gab es Überlegungen zu Affekten und Melancholie.
  • Hippokrates führte Melancholie auf ein Ungleichgewicht der Körpersäfte, insbesondere der "schwarzen Galle", zurück.
  • Karl Kraepelin bezeichnete die Melancholie 1913 als depressiven Zustand des "manisch-depressiven Irreseins".
  • Kurt Schneider führte den Begriff Zyklothymie ein und begründete das triadische System zur Einteilung affektiver Störungen.

Klassifikationen

  • ICD-10 unterscheidet manische Episoden, bipolare Störungen, depressive Störungen, rezidivierende depressive Störungen und anhaltende affektive Störungen.
  • Im triadischen System werden affektive Störungen in exogene, endogene und psychogene unterteilt.

ICD-10-Klassifikation (F3)

  • Manische Episode (F30): Manie mit/ohne psychotische Symptome.
  • Bipolare affektive Störung (F31): Depressive, manische, gemischte Episode.
  • Depressive Episode (F32): Schweregrad +/- psychotische/somatische Symptome.
  • Rezidivierende depressive Störungen (F33): Verlauf remittiert, Schweregrad +/- psychotische/somatische Symptome.
  • Anhaltende affektive Störungen (F34): Hypomanie, Dysthymia; Verlauf remittiert.
  • Zyklothymia (F34.0) bildet eine Untergruppe.
  • Dysthymia (F34.1) bildet eine Untergruppe.
  • Sonstige affektive Störungen (F38): Gemischte affektive Störung, rezidivierende kurze depressive Störung.
  • Nicht näher bezeichnete Störungen (F39): Ausschlussdiagnose.

Triadisches System

  • Exogen:
    • Somatogene Depression durch direkte (organische) oder indirekte (symptomatische) Schädigung des Gehirns
  • Endogen:
    • Manische Psychose
    • Zyklothymie (bipolare Verlaufsform)
    • Depressive Psychose

ICD-11 Ausblick

  • Anstelle der manischen Episode (F30) tritt der umfassendere Typ 1 der bipolaren Störung (6A60).
  • Bipolare affektive Störung (F31) bleibt als Typ 2 der bipolaren Störung (6A61).
  • Zyklothymia (F34.0) bildet eine eigene Untergruppe (6A62).
  • Dysthymia (F34.1) wird den depressiven Störungen zugeordnet (6A72).
  • Die eigenständigen rezidivierenden depressiven Störungen (6A71) und gemischten depressiven und Angststörungen (F41.2/6A73) werden den depressiven Störungen zugeordnet.

Symptomatik und Diagnostik

  • Depressive Episode (ICD-10: F32) ist durch depressive Verstimmungen, Antriebs- und Denkstörungen sowie Schlafstörungen gekennzeichnet.
  • Vor jeder Therapie muss eine Depression organisch abgeklärt werden.
  • Bei der Einteilung nach ICD-10 wird unterschieden nach Schweregrad, somatischen/psychotischen Symptomen und Verlauf.
  • Exogene und endogene affektive Psychosen müssen von psychogenen Depressionen unterschieden werden.

Depressive Episode (ICD-10: F32) – Leitsymptome

  • Störungen der Affektivität: Depressive Stimmung, Freud- und Hoffnungslosigkeit.
  • Antriebsstörungen: Hemmung des Antriebs, Initiativ- und Entscheidungslosigkeit.
  • Formale Denkstörungen: Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, eingeengtes Denken und Grübelneigung.
  • Inhaltliche Denkstörungen: Wahnideen, Schuldgefühle und vermindertes Selbstwertgefühl.
  • Zusätzliche (somatische) Symptome: Gedrückte Vitalgefühle, vegetative Symptome und zirkadiane Rhythmik.

Depressive Episode (ICD-10: F32) – Symptome

  • Körperliche Symptome: Kopfschmerzen, Schwindel, Herzbeschwerden, Magen-Darm-Probleme, Rückenbeschwerden, Libidoverlust und Schlafstörungen.
  • Etwa 15% aller Patienten mit einer rezidivierenden depressiven Störung beenden ihr Leben durch Suizid.

Depressive Episode (ICD-10: F32) – Diagnostik

  • Depressive Symptomatik sollte mindestens zwei Wochen anhalten.
  • Patienten müssen mindestens zwei Hauptsymptome und zwei Nebensymptome vorweisen.
  • Synonyme für schwere Depression/depressive Episode sind endogene Depression, Major Depression, Melancholie und psychotische Depression.
  • Die Schweregradeinteilung erfolgt in leichte, mittelgradige und schwere depressive Episode (ggf. mit/ohne somatischem Syndrom).

Depressive Episode (ICD-10: F32) – Differenzialdiagnosen

  • Vor der Diagnosestellung einer depressiven Episode sind organische Ursachen (somatogene Depression) auszuschließen.
  • Weitere psychiatrische Differentialdiagnosen sind Anpassungsstörung mit depressiver Reaktion und Schizoaffektive Störung.

Spezielle Formen depressiver Episoden

  • Klinische Sonderformen depressiver Episoden werden nach vor- herrschender Symptomatik oder Zeitpunkt des Auftretens unterschieden.
  • Diese Einteilung hat pragmatische Gründe, ersetzt aber nicht die Klassifikation nach ICD-10.

Larvierte oder somatisierte Depression

  • Depression ist "versteckt", körperliche Beschwerden sind Ausdruck einer nicht gelebten depressiven Verstimmung.
  • Typische somatische Symptome: Kopf-, Gelenk-, Nerven- Muskelschmerzen, Verstopfung, Appetitmangel, Unterleibsschmerzen oder Störungen der Sexualfunktion

Spät- und Altersdepression (Involutionsdepression)

  • Ältere Bezeichnung für schwere depressive Episode des höheren Lebensalters.
  • Spätdepression: Erstmals nach dem 45. Lebensjahr.
  • Altersdepression: Erstmals nach dem 65. Lebensjahr.

Wochenbettdepression (postpartale Depression)

  • Kann sich innerhalb von Stunden nach der Entbindung entwickeln.
  • Ursachen: Hormonelle Veränderungen und situative Belastung nach der Geburt.
  • Suizidalität gehört sicher nicht zur Symptomatik der Heultage.

Agitierte Depression ("Jammerdepression")

  • Nicht die Hemmung, sondern die Agitiertheit (Erregung) von Denken und Bewegung steht im Vordergrund.

Saisonale Depression

  • Tritt regelmäßig im Spätherbst und Winter auf (Heißhunger, Gewichtszunahme und vermehrtem Schlafbedürfnis).

Erschöpfungsdepression

  • Tritt nach langjähriger Dauerbelastung oder nach wiederholten Traumatisierungen auf.

Rezidivierende depressive Störung (ICD-10: F33)

  • Depressive Episoden treten wiederholt auf, ohne manische Episoden in der Anamnese.
  • Gegenwärtige depressive Episode kann leicht, mittelgradig oder schwer sein.

Anhaltende affektive Störungen (ICD-10: F34)

  • Verstimmungen dauern meist jahrelang an, beginnen oft früh im Erwachsenenleben.
  • Dysthymia und Zyklothymia.
  • Vor der Diagnose muss geklärt sein, dass Symptomatik nicht die Folge von Substanzmissbrauch/Medikamenteneinnahme ist.

Dysthymia (ICD-10: F34.1)

  • Chronische, wenigstens mehrere Jahre andauernde depressive Verstimmung (nicht schwer genug für rezidivierende depressive Störung).
  • Betroffene fühlen sich müde, erschöpft, depressiv und unzulänglich.
  • Störung beginnt häufig im frühen Erwachsenenalter und muss für einen Zeitraum von mindestens 2 Jahren kontinuierlich anhalten.

Manische Episode (ICD-10: F30)

  • Hauptsymptom: Vorherrschend situationsinadäquate, anhaltende gehobene, expansive oder gereizte Stimmung.
  • Nebensymptome: Gesteigerte Aktivität, vermindertes Schlafbedürfnis, Selbstüberschätzung, gesteigerter Rededrang und Ideenflucht.
  • Diagnostik durch Ausschluss somatischer Ursachen.

Symptomatik manischer Episoden

  • Formale Denkstörung: Ideenflucht.
  • Inhaltliche Denkstörung: Größenideen.
  • Manische Episoden sind keine ,,glückseligen" Zustände

Manische Episode (ICD-10: F30) – Differenzialdiagnosen

  • Folgende Differenzialdiagnosen müssen ausgeschlossen werden: Somatische Erkrankungen, Medikamenteneinnahme, Alkoholmissbrauch, Schizoaffektive Störung, Schizophrenie.

Bipolare affektive Störung (ICD-10: F31)

  • Wiederholte manische und depressive Episoden.
  • Symptomatik: Wechsel von manischen und depressiven Episoden mit Intervallen ausgeglichener Stimmung.

Krankheitsverlauf und Epidemiologie

  • Bei affektiven Erkrankungen können rein manische oder ausschließlich depressive Episoden auftreten.
  • Affektive Störungen treten entweder monophasisch (einmalig) oder polyphasisch (mehrmalig) auf.
  • Depressionen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit (ca. 5-10% der Gesamtbevölkerung).
  • Durchschnittliches Ersterkrankungsalter unipolarer Depressionen und Manien liegt zwischen 20 und 30 Jahren.
  • Frauen erleiden ungefähr doppelt so häufig eine depressive Episode wie Männer.
  • Unipolare Manien und bipolare affektive Störungen treten dagegen bei Frauen und Männern etwa gleich häufig auf.

Ätiologie

  • Die Entstehungsbedingungen der affektiven Störungen sind vielschichtig und multifaktoriell (biologische, soziale und psychologische Faktoren).
  • Diskutiert werden genetische Faktoren, Veränderungen im Neurotransmittersystem und neuroendokrinologische Faktoren.

Therapie

  • Die beste und effektivste Therapie richtet sich nach Art und Schwere der affektiven Störung.
  • Psychoedukation stellt eine Behandlungsform dar, um die Patienten oder Angehörige über das Krankheitsbild aufzuklären.

Psychosoziale Therapie

  • Zwischenmenschliche Therapie
    • Ungelöste Trauer
  • Therapieziele sind das Erkennen zwischenmenschlicher Problembereiche oder die Erarbeitung neuer Bewältigungsstrategien

Tiefenpsychologische Therapie

  • Sowohl die Psychoanalyse als auch die modifizierte psychodynamische Psychotherapie verfolgen gleiche Ziele, wie die die Bearbeitung depressiver Grundkonflikte

Schlafentzugstherapie

  • Bis zu 50 % der Patienten erleben hierdurch eine Verbesserung ihrer Stimmung.
  • Diese Stimmungsaufhellung hält für gewöhnlich nicht länger als 1–2 Tage an.

Lichttherapie

  • Als zusätzliche Maßnahme bei saisonalen Depressionen

Soziotherapie

  • Ergotherapie, kreative Therapien und Sozialtherapien

Physiotherapie

  • Der Einsatz von Physiotherapie ist aus zwei Gründen bei der depressiven Episode erfolgversprechend

Elektrokrampftherapie

  • Diese Therapieform wird unter Kurznarkose künstlich ein generalisierter Krampfanfall ausgelöst

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