Volkswirtschaftslehre für Bankfachwirte PDF
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2010
Olaf Fischer, Meinolf Lombino
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Dieses Buch "Volkswirtschaftslehre für Bankfachwirte" ist ein umfassendes Prüfungsvorbereitungstool für Bankfachwirte. Die Autoren fokussieren sich auf prüfungsrelevante Inhalte und bieten eine übersichtliche Zusammenfassung der wichtigsten Konzepte. Die Struktur des Buches ermöglicht übersichtliches Lernen und Wiederholen.
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Olaf Fischer (Hrsg.) / Meinolf Lombino Volkswirtschaftslehre für Bankfachwirte Olaf Fischer (Hrsg.) Meinolf Lombino Prüfungstraining zum Bankfachwirt Volkswirtschaftslehre für Bankfachwirte Kurz und knapp alles Prüfungsrelevante zusammengefasst 3. Auflage Bibliografische Information der Deutsch...
Olaf Fischer (Hrsg.) / Meinolf Lombino Volkswirtschaftslehre für Bankfachwirte Olaf Fischer (Hrsg.) Meinolf Lombino Prüfungstraining zum Bankfachwirt Volkswirtschaftslehre für Bankfachwirte Kurz und knapp alles Prüfungsrelevante zusammengefasst 3. Auflage Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. 1. Auflage 2007 2. Auflage 2008 3. Auflage 2010 Alle Rechte vorbehalten © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2010 Lektorat: Guido Notthoff Gabler Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: Ten Brink, Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-8349-2303-5 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, mit dem Buch „Volkswirtschaftslehre für Bankfachwirte“ liegt Ihnen nun das vierte Buch aus der von mir, Olaf Fischer, ins Leben gerufene Reihe „Prüfungstraining zum Bankfachwirt“ vor. In bewährter Tradition soll Ihnen dieses Buch die Vorbereitung zur Abschlussprü- fung in dem Fach Volkswirtschaft erleichtern. Wie auch die anderen Bücher dieser Reihe setzt das vorliegende Buch voraus, dass Sie die wesentlichsten Inhalte schon einmal - etwa in den Vorlesungen - gehört haben und die Inhalte mit dem Buch möglichst rasch wieder strukturiert in Erinnerung gebracht werden sollen. Es war nicht Zielstellung von mir und Dr. Lombino ein abgeschlossenes Werk zur Volks- wirtschaftslehre zu schreiben. Da wir uns auf die wesentlichsten, prüfungsrelevan- ten Inhalte konzentriert haben, ist es uns gelungen, die Seitenzahl überraschend gering zu halten. Umfassende Aufgaben sowie ein Symbolverzeichnis runden den fachlichen Teil ab. Unser Tipp: Nutzen Sie das Symbolverzeichnis. Es erleichtert Ihnen die Ar- beit mit diesem Buch. Nun wünschen wir Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Prüfungsvorbereitung und stehen Ih- nen über die Internetseite gerne mit Rat und Tat zur Seite. Dort finden Sie, neben den Lösungen zu den Aufgaben, auch die E-Mail-Adressen um mit uns in Kontakt zu treten. Sollten Sie Fehler finden oder der Meinung sein, den einen oder anderen Aspekt besser darstellen zu können, so bitten wir um entsprechende Information. Wir werden Anregungen gerne berücksichtigen. Herzlichst Ihr Ihr Olaf Fischer Dr. Meinolf Lombino Herausgeber Autor Berlin, März 2010 Berlin, März 2010 Inhaltsverzeichnis Symbolverzeichnis.......................................................................................................... XI Mikroökonomie 1 Grundlagen der Volkswirtschaftslehre........................................................................3 1.1 Wirtschaftssubjekte und Wirtschaftsobjekte.....................................................3 1.2 Wirtschaftssysteme und Wirtschaftsordnungen..............................................14 2 Grundlagen der Haushaltstheorie..............................................................................21 2.1 Die Nutzenfunktion und die Gesetze von Gossen........................................21 2.2 Die Nachfragefunktion.....................................................................................26 2.3 Die Elastizitäten der Nachfrage.......................................................................28 3 Grundlagen der Unternehmenstheorie......................................................................35 3.1 Die Kostenfunktion..........................................................................................35 3.2 Die Produktionsfunktion.................................................................................40 3.3 Die Gewinnmaximierung................................................................................43 4 Grundlagen der Markttheorie.....................................................................................49 4.1 Das Modell der vollständigen Konkurrenz.....................................................49 4.2 Veränderung des Gleichgewichts....................................................................53 4.3 Staatliche Eingriffe in den Preismechanismus................................................58 5 Kurz- und Wiederholungsaufgaben...........................................................................65 5.1 Grundlagen der Volkswirtschaftslehre............................................................65 5.2 Grundlagen der Haushaltstheorie...................................................................66 5.3 Grundlagen der Unternehmenstheorie...........................................................68 5.4 Grundlagen der Markttheorie..........................................................................70 Makroökonomie 6 Grundlagen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR).............................75 6.1 Die Produktionskonten der VGR....................................................................75 6.2 Die Einkommenskonten der VGR...................................................................78 6.3 Die Vermögensveränderungskonten der VGR...............................................81 6.4 Das Auslandskonto der VGR...........................................................................83 6.5 Die Erweiterungen und die Kritik der VGR...................................................85 VIII 7 Der Gütermarkt...........................................................................................................89 7.1 Das Modell des Multiplikators.........................................................................89 7.2 Das Gleichgewicht und der Multiplikatorprozess..........................................94 7.3 Die Investitionsnachfrage.............................................................................. 100 8 Die Geld- und Kapitalmärkte................................................................................... 107 8.1 Die Monetisierung der Volkswirtschaft......................................................... 107 8.2 Die Geldnachfrage......................................................................................... 110 8.3 Das Geldangebot - aktive Giralgeldschöpfung............................................ 113 8.4 Der makroökonomische Geldmarkt............................................................. 118 9 Die Geldpolitik in Europa....................................................................................... 123 9.1 Die Institutionen der Geldpolitik.................................................................. 123 9.2 Die geldpolitische Strategie der EZB............................................................ 129 9.3 Die geldpolitischen Instrumente der EZB.................................................... 133 10 Kurz- und Wiederholungsaufgaben....................................................................... 139 10.1 Grundlagen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR).............. 139 10.2 Der Gütermarkt............................................................................................ 140 10.3 Die Geld- und Kapitalmärkte...................................................................... 141 10.4 Die Geldpolitik in Europa........................................................................... 143 Wirtschaftspolitik 11 Arbeitslosigkeit und Inflation................................................................................. 147 11.1 Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik......................................................... 147 11.2 Inflation......................................................................................................... 152 11.3 Die Phillips-Kurve........................................................................................ 160 12 Reale Außenwirtschaft............................................................................................ 167 12.1 Ursachen des Außenhandels....................................................................... 167 12.2 Freihandel und Protektionismus................................................................. 174 12.3 Die Welthandelsordnung............................................................................. 178 12.4 Die wirtschaftliche Integration.................................................................... 180 13 Die monetäre Außenwirtschaft.............................................................................. 183 13.1 Die Zahlungsbilanz...................................................................................... 183 13.2 Devisenmarkt und Wechselkurs.................................................................. 188 13.3 Erklärungsansätze des Wechselkurses........................................................ 193 14 Die Stabilisierungspolitik........................................................................................ 201 14.1 Die Stabilisierungsproblematik.................................................................... 201 14.2 Ansätze der Konjunktur- und Wachstumspolitik....................................... 205 IX 14.3 Die Alternativen der Staatsfinanzierung......................................................215 15 Die Grundlagen der Sozialpolitik..........................................................................221 15.1 Einführung in die Sozialpolitik....................................................................221 15.2 Finanzierung der sozialen Sicherung..........................................................223 15.3 Die Gesetzliche Rentenversicherung.........................................................225 15.4 Die Gesetzliche Krankenversicherung........................................................228 16 Kurz- und Wiederholungsaufgaben.......................................................................231 16.1 Arbeitslosigkeit und Inflation......................................................................231 16.2 Reale Außenwirtschaft.................................................................................232 16.3 Die monetäre Außenwirtschaft....................................................................234 16.4 Die Stabilisierungspolitik.............................................................................235 16.5 Die Grundlagen der Sozialpolitik................................................................236 Schlagwortverzeichnis.................................................................................... 239 Symbolverzeichnis Symbol Bezeichnung Beschreibung A Auszahlung Rückgang des Geldvermögens; Abgang von Zahlungsmitteln AL Arbeitslosenquote Verhältnis zwischen der Anzahl der Arbeitslosen und der Anzahl der Er- werbspersonen (= Anzahl der Erwerbs- tätigen und die Anzahl der Arbeitslosen); Phillips — Kurve; Arbeitslosigkeit nat AL Natürliche Arbeitslosenquote Quote der Arbeitslosigkeit im Erwar- tungs-Gleichgewicht des Arbeitsmarktes; Phillips — Kurve a Akzelerator Kehrwert der Kapitalproduktivität; zeigt, (= 'R / 'Ye ) im welchen Ausmaß der Realkapitalbe- stand erhöht werden muss, wenn die Produktionsmenge um 1 Mengeneinheit zunimmt; Investitionstheorie B Bemessungsgrundlage der Tatbestand, an dem der Gesetzgeber die Besteuerung Steuerpflicht geknüpft hat; Laffer — Kurve; Stabilisierungspolitik b Bargeldabflussquote Verhältnis zwischen der Bargeldhaltung und den Krediten der Geschäftsbanken an das Publikum; Geldmarkt und — politik BG Bargeldumlauf Höhe des außerhalb des Bankensystems zirkulierenden Zentralbankgeldes; Geldmarkt C Konsumausgaben Realer Wert der Ausgaben für Ge- brauchs- und Verbrauchsgüter auto C Autonomer Konsum Realer Wert der Konsumausgaben, die auch: Basiskonsum unabhängig vom Einkommen sind und die ggf. durch die Auflösung von Ver- mögenswerten oder Verschuldung finanziert werden c y Marginale Konsumquote Relation zwischen der Veränderung der Konsumausgaben und der Veränderung des Realeinkommens; zeigt an, wie viel von einer zusätzlichen Einheit Einkom- men konsumiert wird XII C/Y Durchschnittliche Konsum- Verhältnis zwischen dem Wert der quote Konsumausgaben und der Höhe des Realeinkommens; gibt an, welcher Prozentsatz des Realeinkommens kon- sumiert wird D Abschreibung Wert aller während einer Periode ver- (eng. depreciation) brauchten/unbrauchbar gewordenen Produktionsgüter; VGR; Investitions- theorie DK Durchschnittskosten Verhältnis zwischen den Gesamtkosten auch: Stückkosten und der Produktionsmenge; Unterneh- menstheorie var DK Variable Stückkosten Verhältnis zwischen der Höhe der variablen Kosten und der Produktmen- ge; Unternehmenstheorie DK (x) Funktion der Durchschnitts- Beziehung zwischen der Produktions- kosten menge und den Durchschnittskosten auch: Stückkostenfunktion bzw. Stückkosten; Unternehmenstheorie E Einkommen Höhe der zufließenden Geldströme; auch: Einzahlung Haushaltstheorie; Investitionstheorie H X1 P1 Direkte Preiselastizität der Verhältnis zwischen der prozentualen Nachfrage Veränderung der Nachfrage nach einem Gut und der prozentualen Preisänderung dieses Gutes; Haushaltstheorie H X1 P2 Indirekte Preiselastizität der Verhältnis zwischen der prozentualen Nachfrage; auch: Kreuzprei- Veränderung der Nachfrage nach einem selastizität Gut und der prozentualen Preisänderung eines anderen Gutes; Haushaltstheorie H X1 E Einkommenselastizität der Verhältnis zwischen der prozentualen Nachfrage Veränderung der Nachfrage nach einem Gut und der prozentualen Einkommens- änderung; Haushaltstheorie G Staatsnachfrage Realer Wert der Ausgaben des Staates (engl. government expendi- für den Staatsverbrauch und die staat- tures) lichen Investitionen; autonome Variable, da politisch bestimmt GK Grenzkosten Kosten, die entstehen, wenn die Pro- auch: marginale Kosten duktionsmenge um eine Mengeneinheit erhöht wird; Produktionstheorie GK (x) Grenzkostenfunktion Beziehung zwischen der Produktions- menge und den Grenzkosten GU Grenznutzen Nutzen, der durch die letzte Konsum- auch: Marginaler Nutzen einheit gestiftet wird XIII i Zinssatz Finanzierungskosten der Investitionen; (engl. interest rate) auch: Alternativkosten der Geldhaltung; Makroökonomie Euro i Zinssatz einer Euroanlage Verzinsung einer Anlage in Euro im Euroraum; Wechselkurstheorie; Zinspa- ritätentheorie $ i Zinssatz einer Dollaranlage Verzinsung einer Anlage in US-Dollar in den USA; Wechselkurstheorie; Zinspari- tätentheorie Ib Bruttoinvestitionen Gesamtwert aller durchgeführten Inves- titionen; wird berechnet als Summe aus Nettoinvestitionen und Abschreibungen; VGR In Nettoinvestitionen Erweiterungsinvestitionen; Gesamtwert der Kapazitätserweiterung; VGR Fix K Fixkosten Kosten, die unabhängig von der Be- schäftigung bzw. von der Produktions- menge sind; Beispiele: Versicherungs- prämien, Mieten, Zeitlohn Var K (x) Variable Kosten Kosten, die abhängig von der Beschäfti- gung bzw. von der Produktionsmenge sind; Beispiele: Materialkosten; Akkord- löhne K(x) Kostenfunktion Beziehung zwischen der Produktions- menge und den angefallenen Kosten KR Kreditvergabe Wert der von den Banken an das Publi- kum vergebenen Kredite KW0 Kapitalwert Wert eines auf einen Zeitpunkt 0 abdis- kontierten Zahlungsstromes Ln Liquidationserlös Schrottwert eines Anlagegutes nach Ablauf der Nutzungsdauer; Investitions- theorie M Geldmenge Zur Durchführung von Transaktionen erforderliche Geldmenge in einer Volkswirtschaft; Geldmarkt M1 Geldmenge M1 Summe aus dem Bargeldumlauf und den täglich fälligen Sichteinlagen; Geldmarkt M2 Geldmenge M2 M1 + Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu 2 Jahren bzw. Kündigungsfrist bis zu 3 Monaten; Geldmarkt M3 Geldmenge M3 M2 + Repogeschäfte, Bankschuldver- schreibungen und Geldmarktfondsan- teile sowie Geldmarktpapiere; Geld- markt XIV MA Geldangebot Höhe der von der Zentralbank und den Geschäftsbanken zur Verfügung gestell- ten Geldmenge MB Monetäre Basis Geld, das von der Zentralbank bereit auch: Geldbasis gestellt wird; Summe aus dem Bargeld- umlauf sowie der Reservehaltung der Geschäftsbanken ME Mengeneinheiten Maßzahl für die produzierten oder verbrauchten Güter; Beispiele: Stück, Liter, Kubikmeter MN Geldnachfrage Höhe der zu Transaktions- und Spekula- tionszwecken sowie zur Vorsicht gehal- tenen Geldmenge MR Mindestreserve Gesetzlich vorgeschriebene Reservehal- tung der Geschäftsbanken in Abhängig- keit der Depositen des Publikums bei ihnen; Geldmarkt und — politik mr Mindestreservesatz Verhältnis zwischen der Höhe der Mindestreserve und der Höhe der Depo- siten; Geldmarkt und — politik N Arbeitseinsatz Eingesetzte Arbeit in Stunden oder Anzahl der Arbeiter; Produktionstheorie n Voraussichtlicher Endzeit- Zeitpunkt, bei dem ein betrachteter punkt Prozess (Geld- und Kreditschöpfung; Nutzung von Realkapital) am Ende ist P Marktpreis Preis pro Mengeneinheit (ME), der am auch: Preisindex; Inflations- Markt gefordert wird und zu zahlen ist; rate Haushaltstheorie; Unternehmenstheorie; Inflationstheorie P* Gleichgewichtspreis Marktpreis, bei dem die Angebotsmenge gleich der Nachfragemenge ist Pe Erwarteter Marktpreis; er- Erwartete Preisänderung bezogen auf wartete Inflationsrate den Preis in einer Ausgangssituation; Phillips — Kurve; Inflationstheorie max P Höchstpreis Staatlich festgelegte Obergrenze für den Marktpreis mit der Konsequenz eines Nachfrageüberschusses; Mikroökonomie; Staatliche Eingriffe min P Mindestpreis Staatlich festgelegte Untergrenze für den Marktpreis mit der Konsequenz eines Angebotsüberschusses; Mikroökonomie; Staatliche Eingriffe Welt P Weltmarktpreis Preis, zu dem die Anbieter des Welt- marktes auf dem Inlandsmarkt anbieten; Außenhandelstheorie XV P Preis eines in der EU herge- Marktpreis eines Gutes, das in der EU stellten Gutes produziert worden ist; Monetäre Au- ßenwirtschaftstheorie P$ Preis eines in der USA herge- Marktpreis eines Gutes, das in der USA stellten Gutes produziert worden ist; Monetäre Au- ßenwirtschaftstheorie 3 Gewinn Differenz zwischen den Verkaufserlösen auch: Profit und den Produktionskosten; Unterneh- menstheorie R Realkapitalbestand Wert der im Produktionsprozess einge- auch: Sachkapital, Produktiv- setzten Anlagen; Anlagen werden un- kapital terteilt in Ausrüstungen und Bauten (= Gebäude); Produktionstheorie r Interne Rendite Zinsfuß, bei dem der Kapitalwert eines Zahlungsstromes gleich Null ist; Investi- tionstheorie S Ersparnis Geldkapitalbildung; Maximaler Wert der für die Kreditnachfrage zur Verfügung stehenden Mittel sy Marginale Sparquote Relation zwischen der Veränderung der Ersparnis und der Veränderung des Realeinkommens; zeigt an, wie viele Einheiten von einer zusätzlichen Einheit Einkommen gespart wird; Multiplikator- modell S/Y Durchschnittliche Sparquote Verhältnis zwischen dem Wert der Ersparnis und der Höhe des Realein- kommens; gibt an, welcher Prozentsatz des Realeinkommens gespart wird SE Sichteinlagen Jederzeit kündbare Einlagen des Publi- auch: Depositen kums bei den Geschäftsbanken; Giral- geld oder Buchgeld T Steuerzahlung Produkt aus dem Steuersatz und der (= t x B) Bemessungsgrundlage; Laffer — Kurve t Laufender Zeitpunkt Aktueller Wert einer Variable (Kon- sumausgaben, Ersparnis, Investitionen) U(x) Nutzenfunktion Beziehung zwischen der Verbrauchs- (engl. Utility (Nutzen)) menge eines Gutes und der Nutzenhö- he; Haushaltstheorie ÜR Überschussreserven Freiwillige Reservehaltung der Ge- schäftsbanken auf ihren Konten der Zentralbanken; Geldmarkt XVI v Umlaufgeschwindigkeit Relation zwischen dem nominalen (engl. velocity) Inlandsprodukt und der Geldmenge; Maßzahl für die Zirkulation einer Geld- menge; Kehrwert des Kassenhaltungs- koeffizienten; Geldnachfrage W Nominallohnsatz; auch: Verdienst in Geldeinheiten in einer Geldlohnsatz (engl. wage Stunde Arbeit; Arbeitsmarkt; Arbeitslo- rate) sigkeit und Inflation $ W Wechselkurs des Euro in Preis einer Einheit ausländischer Wäh- Preisnotierung rung (hier: $) in Einheiten inländischer Währung; Wechselkurstheorie $ 1/W Wechselkurs des Euro in Mengeneinheiten der ausländischen Mengennotierung Währung (hier: $) für eine Einheit der inländischen Währung (hier: Euro); Kehrwert des Euro — Wechselkurses in der Preisnotierung; Wechselkurstheorie W$,aktuell Aktueller Wert des Euro - Preis einer Einheit ausländischer Wäh- Wechselkurses in Preisnotie- rung (hier: $) in Einheiten inländischer rung Währung; Wechselkurstheorie W$,erwartet Erwarteter Wert des Euro - Erwarteter Preis einer Einheit auslän- Wechselkurses in Preisnotie- discher Währung (hier: $) in Einheiten rung inländischer Währung (hier: Euro); Wechselkurstheorie X Konsummenge Mengeneinheiten eines Gutes, die auch: Produktionsmenge nachgefragt bzw. angeboten werden; Mikroökonomie X* Gleichgewichtsmenge Mengeneinheiten eines Gutes, die im Gleichgewicht eines Marktes angeboten und nachgefragt werden; Mikroökono- mie XA (p) Angebotsfunktion Beziehung zwischen dem Marktpreis und der Angebotsmenge N X (p) Nachfragefunktion Beziehung zwischen dem Marktpreis und der Nachfragemenge eines Gutes; Markttheorie Y Produktionswert Wert der in einer Periode hergestellten auch: Reales Inlandsprodukt Güter; Makroökonomie Y* Gleichgewichtsproduktion Wert der Produktion in Mengeneinheiten oder des realen Inlandsproduktes, wenn das gesamtwirtschaftliche Angebot gleich der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ist YA Gesamtwirtschaftliches Realer Wert der produzierten und ange- Angebot botenen Güter einer Volkswirtschaft; Makroökonomie XVII Ye Erwartete Nachfrage Höhe der erwarteten Nachfrage und somit Kapazitätsauslastung; Investitions- funktion; Akzelerator YN Gesamtwirtschaftliche Nach- Realer Wert der nachgefragten Güter in frage einer Volkswirtschaft; ergibt sich als Summe aus der Konsum-, der Staats- und der Investitionsnachfrage sowie dem Außenbeitrag; Makroökonomie Yv Verfügbares Einkommen Höhe des Einkommens, das nach der Steuerzahlung zum Konsum oder zur Ersparnis verfügbar ist ' K(x) Veränderung der Kosten Mathematischer Ausdruck für die abso- lute Veränderung der Kosten in Geld- einheiten; Theorie der Unternehmung 'R Veränderung des Sachkapi- Mathematischer Ausdruck für die abso- talbestands lute Veränderung des Sachkapitals als Ergebnis einer positiven Nettoinvestition; Produktionstheorie; Investitionsfunktion 'X Veränderung der Produkti- Mathematischer Ausdruck für die abso- onsmenge lute Veränderung der Produktionsmen- ge; Unternehmens- und Kostentheorie 'Y e Erwartete Veränderung der Differenz zwischen der erwarteten Nachfrage Nachfrage und Kapazitätsauslastung und der aktuellen Nachfrage; Investitions- theorie und Akzelerator I Terms — of — Trade Relation zwischen dem Exportpreisindex (griech. Buchstabe: phi) und dem Importpreisindex, beide in einer gemeinsamen Währung; Außen- handelstheorie und Protektionismus 6 Summenzeichen Addition von verschiedenen Werten zu einem Gesamtwert MIKROÖKONOMIE 1 Grundlagen der Volkswirtschaftslehre Lernziele Ihnen werden die wesentlichsten Begriffe der Volkswirtschaft dargestellt. Sie werden ausgehend vom ökonomischen Prinzip Wirtschaftssubjekte und Wirtschaftsobjekte erläutern und in verschiedenen Gruppen einteilen können. Anschließend werden Ih- nen die verschiedenen Güterarten vorgestellt. Sie werden die Vor- und Nachteile der einzelnen Wirtschaftssysteme erläutern können. 1.1 Wirtschaftssubjekte und Wirtschaftsobjekte DIE VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE UNTERSCHEIDET ZWISCHEN WIRTSCHAFTSSUBJEKTEN UND WIRTSCHAFTSOBJEKTEN: Wirtschaftsobjekte Wirtschaftssubjekte Sie sind als Güter, Wertpapiere und Sie sind die Handelnden im Wirtschaftspro- Rechte Gegenstand des wirtschaftlichen zess, die in der Form von privaten oder Handelns. juristischen Personen als Marktteilnehmer mit entsprechenden Aktivitäten auftreten. Die Wirtschaftssubjekte werden unterteilt in ¾ private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck (z.B. Kir- chen oder Stiftungen), ¾ private und öffentliche bzw. sich im staatlichen Besitz befindliche Unterneh- men, ¾ den Staat als Gebietskörperschaft (Bund, Länder, Gemeinden und Kreise) so- wie die Sozialversicherungsträger und dem ¾ Ausland als die Gesamtheit aller dauerhaft nicht im Inland lebenden Wirtschaft- seinheiten. 4 Mikroökonomie Private Haushalte erzielen Erwerbs- und Vermögenseinkommen und erhalten Transfers. Sie haben sich nach der Steuerzahlung zu entscheiden, welchen Anteil des verfügbaren Einkommens sie konsumieren bzw. sparen. Eine positive Ersparnis bedeutet dabei eine Geldvermögensbildung (Sparquote = Ersparnis/Einkommen und Konsumquote = Konsum/Einkommen). Währenddessen setzen die Unternehmen Produktionsfaktoren (Arbeit, Sachkapital, Umwelt) zur Güterherstellung ein, behalten Teile des erzielten Gewinnes ein und bilden durch ihre Investitionen das Sachvermögen. Der Staat stellt so genannte öffentliche Güter bereit. Im „Produktionsprozess“ setzt er u.a. Personal, Vorleistungen und Sachkapital (Gebäude, Ausrüstungen) ein. Die Vorleistungen erwirbt der Staat i.d.R. von Unternehmen, wie die Investitionsgüter (Brücken, Gebäude, Straßen). Ferner übernimmt der Staat eine Umverteilungsfunktion. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass die durch Marktaktivitäten erzielte Primärverteilung durch staatliche Transfers und einem momentan noch gültigen progressiven Steuersystem in eine eher den Gerechtigkeitsvorstellungen der Gesellschaft entsprechende Sekundär- verteilung umgestaltet wird. Im Rahmen der Stabilisierungsfunktion strebt der Staat eine geringe Inflations- und Arbeitslosenrate an. Nachfolgende Tabelle verdeutlicht noch einmal die Aktivitäten der Wirtschaftssub- jekte: DIE AKTIVITÄTEN DER WIRTSCHAFTSSUBJEKTE: Wirtschaftssubjekte Aktivitäten Haushalte Einkommenserzielung, Konsum, Ersparnis, Steuerzahlung Unternehmen Produktion, Investition, Steuerzahlung Staat Bereitstellung öffentlicher Güter, Umvertei- lungsfunktion, Stabilisierungsfunktion Ausland Transaktionen mit Inländern Die Darstellung der Wirtschaftsobjekte erfolgt im Nachfolgenden anhand der Güter. Grundsätzlich können folgende Güterkategorien unterschieden werden: ¾ öffentliche, private und meritorische Güter, ¾ wirtschaftliche und freie Güter und ¾ Konsum- und Produktionsgüter. 1.1 Wirtschaftssubjekte und Wirtschaftsobjekte 5 Öffentliche, private und meritorische Güter Entscheidend für die Einteilung in die obigen Segmente ist die Frage, ob das Aus- schlussprinzip und/oder das Rivalitätsprinzip erfüllt oder nicht erfüllt werden. Das Ausschlussprinzip wird erfüllt, wenn jeder Nachfrager einen Preis für das ge- wünschte Gut zu zahlen hat. Wer nicht in der Lage oder nicht bereit ist, den gefor- derten Preis zu entrichten, der wird vom Ge- oder Verbrauch des Gutes ausge- schlossen. BEISPIELE: Um ins Kino zu gehen, ist eine Eintrittskarte notwendig. Wer ein Stück Brot oder eine Fla- sche Wein kaufen möchte, muss an der Kasse das Entgelt bezahlen. Bei öffentlichen Gütern wird das Ausschlussprinzip nicht angewandt. Die Inan- spruchnahme ist ohne Zahlung eines Preises möglich. BEISPIELE: Sicherheit sowie Rechtsprechung sind hierfür sehr gute Beispiele. Jeder Bürger steht un- ter dem Schutz der Polizei bzw. der Bundeswehr. Niemand braucht Geld zu entrichten, wenn die Polizei oder der Rechtsschutz Leistungen für ihn erbringt. Das Rivalitätsprinzip wird erfüllt, wenn der Ge- oder Verbrauch eines Gutes zu ei- nem bestimmten Zeitpunkt andere Konsumenten von dem Ge- oder Verbrauch die- ses Gutes ausschließt bzw. den Ge- oder Verbrauch beeinträchtigt. 6 Mikroökonomie BEISPIELE: Wenn ein Konsument eine Flasche Wasser trinkt, dann kann diese Flasche nicht von ei- nem Anderen benutzt werden. In einem vollen Fußballstadion gibt es keine freien Plätze mehr, da die Zuschauer darum konkurrieren. Bei öffentlichen Gütern wird das Rivalitätsprinzip nicht erfüllt. BEISPIELE: Die Bundeswehr gewährt für alle über 80 Millionen Bundesbürger Schutz (äußere Sicher- heit). Der Schutz einzelner Bürger wird nicht vermindert, wenn andere Bürger hinzukom- men. Die Rechtsprechung ist ein weiteres Beispiel für ein Gut, bei dem das Rivalitätsprin- zip keine Anwendung findet. Wenn sowohl das Ausschluss- als auch das Rivalitätsprinzip erfüllt werden, lässt sich für ein Gut ein Preis am Markt feststellen, den die Konsumenten bereit sind zu zahlen. Diese privaten Güter werden am Markt von Unternehmen angeboten, die nach dem erwerbswirtschaftlichen Prinzip arbeiten und somit ihren Gewinn maxi- mieren möchten. Bei Gütern, bei denen weder das Ausschluss- noch das Rivalitätsprinzip erfüllt sind, gibt es kein privates Angebot. Denn die Unternehmen sind nicht bereit, Güter kostenlos am Markt anzubieten. Für öffentliche Güter wird der Marktmechanismus durch den Wahlmechanismus in einer Demokratie ersetzt. Die Politiker, die Wahlen gewinnen möchten, bieten öf- fentliche Güter in der Art und dem Umfang an, die den vermeintlichen Wählerprä- ferenzen entsprechen. Die Wähler stimmen somit über das Angebot öffentlicher Güter ab, die durch allgemeine Steuereinnahmen des Staates finanziert werden. Ei- ne Zurechnung der von den Bürgern gezahlten Steuern zu den beanspruchten öf- fentlichen Gütern macht wenig Sinn, da Steuern laut Abgabenordnung Leistungen der Bürger sind, die der Staat aufgrund seiner Hoheitsmacht einfordern kann, ohne dass hierfür eine spezielle Gegenleistung zu erbringen ist. 1.1 Wirtschaftssubjekte und Wirtschaftsobjekte 7 ÖFFENTLICHE UND PRIVATE GÜTER: Rivalitätsprinzip gilt Rivalitätsprinzip gilt nicht Ausschlussprinzip gilt Private Güter Mischgut mit der Tendenz zur (z.B. Nahrungsmittel und Unterversorgung Haushaltswaren) (z.B. Telefonleitungen, Netzwerke) Ausschlussprinzip gilt Mischgut mit der Tendenz Öffentliche Güter nicht zur Übernutzung (z.B. Rechtsprechung, innere (z.B. Weideflächen) und äußere Sicherheit) Bei Gütern, wie einer Weidefläche, die der Rivalität unterliegen, führt die Nichtan- wendung des Ausschlussprinzips dazu, dass das Weideland überbeansprucht wird und schließlich unnutzbar wird. Gilt hingegen das Ausschluss- nicht jedoch das Rivalitätsprinzip, dann ergibt sich eine Unterversorgung, wie bei Telefonleitungen (oder anderen Netzwerken wie Ei- senbahnschienen). Um angeschlossen zu werden, ist eine Grundgebühr zu zahlen. Da im Allgemeinen keine Konkurrenz im Netz besteht, werden zu wenige An- schlüsse gelegt. Meritorische Güter liegen vor, wenn bei grundsätzlich privaten Gütern auf die An- wendung des Ausschlussprinzips verzichtet wird. BEISPIELE: Öffentliche Universitäten in Deutschland wurden grundsätzlich ohne Studiengebühren be- trieben. Man erklärte dieses Vorgehen mit sozialpolitischen Überlegungen, um auch Kin- dern ärmerer Familien Zugang zu einer Hochschulbildung zu verschaffen. Ein anderes Beispiel stellt die Schutzimpfung dar. Um Epidemien zu bekämpfen, ist es er- forderlich, dass möglichst alle Einwohner unabhängig von ihrer Zahlungsfähigkeit und Zahlungsbereitschaft geimpft werden. Die so genannten negativen Effekte der nicht ge- impften Einwohner auf andere Mitglieder der Gesellschaft sind soziale Kosten, die durch eine allgemeine Impfung vermieden werden können. 8 Mikroökonomie Wirtschaftliche und freie Güter Wirtschaftliche Güter sind knapp. Sie stehen nicht jederzeit, überall und in der ge- wünschten Qualität unbegrenzt zur Verfügung. Diese Güter müssen produziert werden (Ge- und Verbrauchsgüter) oder urbar gemacht werden (z.B. Öl als Roh- stoff). Die Produktion verursacht Kosten – ebenfalls stehen die Produktionsfakto- ren nicht unbegrenzt zur Verfügung. Freie Güter hingegen sind nicht knapp, sondern grundsätzlich im Überfluss vor- handen. Zeitlich vor der auftretenden Umweltproblematik sind viele Umweltgüter, wie sauberes Wasser oder frische Luft, als freie Güter bezeichnet worden. Bei knappen Gütern ist das Wirtschaften nach dem ökonomischen Prinzip (auch Rationalprinzip genannt) erforderlich. ¾ Das Maximalprinzip geht von einer Maximierung des Ertrags bei gegebenem Aufwand aus. ¾ Das Minimalprinzip verlangt eine Minimierung des Aufwands bei gegebenem Ertrag. Um den effizienten bzw. wirtschaftlichen Einsatz der Produktionsfaktoren zu beur- teilen, werden in der Volkswirtschaft verschiedene Maßzahlen dargestellt. Es handelt sich hierbei um die Messzahlen ¾ Produktivität und ¾ Wirtschaftlichkeit bzw. Rendite. Diese Messzahlen werden an dieser Stelle nur allgemein umschrieben, um das Thema anzuschneiden. Detailliert wird auf diesen Bereich in der Betriebswirtschaft eingegangen. 1.1 Wirtschaftssubjekte und Wirtschaftsobjekte 9 DIE ANGESPROCHENEN MESSZAHLEN WERDEN WIE FOLGT ERMITTELT: Produktivität: Produktionsmenge (in Mengeneinheiten) Arbeitseinsatz (in Stunden oder Anzahl der Arbeiter) Eine steigende Produktivität bedeutet, dass in einer Arbeitsstunde bzw. von einem Arbeiter eine größere Produktionsmenge hergestellt wird. Zu erklären ist ein Anstieg der Arbeits- produktivität mit einer steigenden Automatisierung und mit zunehmendem Maschinenein- satz in der Produktion sowie mit besserer Qualifikation der Arbeitskräfte. Wirtschaftlichkeit bzw. Rendite: Ertrag (in Geldeinheiten) x 100 Investitionssumme (in Geldeinheiten) Eine zunehmende Wirtschaftlichkeit bedeutet, dass bei gegebener Investitionssumme der Ertrag zunimmt oder dass bei gegebenem Ertrag die Investitionssumme vermindert wer- den kann. Die Unternehmen führen die Produktion von Gütern (Konsum- und Produktions- güter) durch Kombination der Produktionsfaktoren ¾ Arbeit, ¾ Umwelt und ¾ (Sach-)Kapital durch. Produktionsgüter werden hinsichtlich ihrer zeitlichen Nutzung eingeteilt in ¾ dauerhafte Produktionsgüter und ¾ nicht dauerhafte Produktionsgüter. 10 Mikroökonomie KONSUM- UND PRODUKTIONSGÜTER: Dauerhaft Nicht dauerhaft Konsumgüter Gebrauchsgüter Verbrauchsgüter (z.B. privat genutzte Autos (z.B. Nahrungsmittel, Medika- und Wohnungen, Fernseher) mente) Produktionsgüter Sachanlagen Vorleistungen (z.B. Bauten und Ausrüstun- (z.B. Rohstoffe, Betriebsstoffe, gen, Betriebsmittel) Hilfsstoffe) Die erstellten Güter werden zum Verkauf an andere Wirtschaftssubjekte angebo- ten, zur Erhöhung der Lagerbestände verwandt oder als selbst erstellte Anlagen dauerhaft im Produktionsprozess eingesetzt. Der Produktionsfaktor (Sach-)Kapital Die Bildung des Produktivvermögens bzw. (Sach-)Kapitals erfolgt durch eine Inve- stition. Man unterscheidet verschiedene Investitionsbegriffe: ¾ Brutto- und Nettoinvestitionen, ¾ Erweiterungs-, Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen, ¾ Anlage- und Vorratsinvestitionen sowie ¾ Kapazitäts- und Nachfrageeffekte der Investitionen. Bruttoinvestitionen stellen die Gesamtheit der getätigten Investitionen dar. Das können selbst erstellte Anlagen oder von anderen Unternehmen gekaufte Güter sein, die dauerhaft im Produktionsprozess eingesetzt werden und über ihre Nut- zungsperiode entsprechende Zahlungsströme generieren. Der durch die Produktionstätigkeit, aber auch durch außerordentliche Ereignisse (z.B. Explosionen) bedingte Werteverzehr dieser dauerhaften Produktionsgüter wird durch die Abschreibung erfasst. Eine Abschreibung entspricht einer Wertmin- derung des (Sach-)Kapitals. 1.1 Wirtschaftssubjekte und Wirtschaftsobjekte 11 Die Differenz zwischen dem Wert der Bruttoinvestition und dem Wert der Ab- schreibungen ergibt die Höhe der Nettoinvestition. Eine positive (negative) Netto- investition bedeutet einen Anstieg (eine Verminderung) der Produktionsmöglich- keiten bzw. -kapazitäten. Mathematisch läßt sich der Sachverhalt wie folgt darstellen: b n (1.) I = I + D n b (2.) I = I – D mit: D Abschreibungen (engl.: depreciation) b I Bruttoinvestitionen n I Nettoinvestitionen Eine Investition, die zur Erhöhung der Produktionsmöglichkeiten führt, wird als Erweiterungsinvestition bezeichnet. Dabei werden i.d.R. neue Anlagen angeschafft. Ersetzen die im Laufe einer Periode erworbenen und selbst erstellten Anlagen nur die abgeschriebenen Anlagen, so stellen diese Ersatzinvestitionen dar. Dabei erfolgt keine Erhöhung der Produktionsmöglichkeiten. Eine Rationalisierungsinvestition ist dann gegeben, wenn die menschliche Arbeits- kraft durch Maschinen ersetzt wird bzw. leistungsfähigere Anlagen als Ersatz für alte Anlagen angeschafft werden. Man sagt in diesem Fall, die Kapitalintensität als Verhältnis zwischen Kapital- und Arbeitseinsatz nimmt zu. Im Allgemeinen ist damit auch ein Anstieg der Arbeitsproduktivität als Relation zwischen der Produktions- menge und dem Arbeitseinsatz verbunden. Rationalisierungsinvestitionen finden dann statt, wenn der Produktionsfaktor Arbeit im Vergleich zu seiner Produktivität mehr kostet als der Produktionsfaktor (Sach-)Kapital. Die Anlageinvestitionen werden unterteilt in Bauten (wie Gebäude und Fabrikhal- len) sowie Ausrüstungen (wie Fahrzeuge, Computer und Maschinen). Auf Anlage- investitionen, die in der Bilanz das Anlagevermögen erhöhen, werden Abschrei- bungen durchgeführt. Von daher wird auch der Begriff der Bruttoanlageinvestition benutzt. Vorratsinvestitionen betreffen die Lagerbestandsveränderungen an fertigen, halbfertigen und unfertigen Gütern. Eine Erhöhung des Lagerbestandes bedeutet eine positive Lagerinvestition, eine Verminderung der Lagervorräte eine negative. 12 Mikroökonomie Wichtig: Eine positive Nettoinvestition bedeutet eine Erweiterung der Produktionsmöglich- keiten. Das zukünftige, das heißt nach einer Ausreifungszeit zur Verfügung stehen- de, Güterangebot nimmt dauerhaft zu (Kapazitätseffekt der Investition). Der Nachfrageeffekt der Investitionen führt zu einer steigenden gesamtwirt- schaftlichen Nachfrage. DIES VERDEUTLICHT DIE NACHFOLGENDE ÜBERSICHT: Investitionen werden von Unternehmen getätigt Gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigt Produktion erhöht sich Einkommen der Wirtschaftssubjekte steigt Erhöhung der Kon- sumausgaben, wenn der Einkommenszu- wachs nicht vollständig gespart wird Wichtig: Eine stetige und angemessene Entwicklung der Wirtschaft erfordert, dass sich die Kapazitäts- und die Nachfrageeffekte der Investitionstätigkeit einander entspre- chen, um die wachsenden Produktionsmöglichkeiten auch in Zukunft auszulasten. Oder anders formuliert: Dem zusätzlichen Angebot (Kapazitätseffekt) steht eine zu- sätzliche Nachfrage (Nachfrageeffekt) in derselben Höhe gegenüber. Somit sollen Arbeitslosigkeit und ungenutzte Kapazitäten vermieden bzw. reduziert werden. 1.1 Wirtschaftssubjekte und Wirtschaftsobjekte 13 ABSCHLIEßENDE DARSTELLUNG DER INVESTITIONSBEGRIFFE: Investitionsbegriffe Ausprägungen Kapazitätsveränderungen Bruttoinvestitionen, Nettoinvestitionen, Abschreibungen Auswirkungen auf das Angebot und die Kapazitätseffekte, Nachfrageeffekte Nachfrage Art der Investition Anlageinvestition (Bauten, Ausrüstungen), Lagerinvestition (Werkstoffe, fertige, halbfer- tige und unfertige Produkte) Anlass der Investition Ersatzinvestition, Erweiterungsinvestition, Rationalisierungsinvestition Der Produktionsfaktor Arbeit Menschliche Arbeitsleistungen werden im Produktionsprozess in ausführende und am Objekt verrichtete Arbeit sowie dispositive Arbeit eingeteilt. Letztgenannte Ar- beit umfasst die Managementleistungen. Hierzu zählen insbesondere die Planung, die Entscheidung, die Organisation und die Kontrolle der Betriebsprozesse. Der Produktionsfaktor Umwelt Umwelt wird im Produktionsprozess auf unterschiedliche Weise eingesetzt. Zum einen bietet der Boden den Standort für Fabriken und Unternehmen. Zudem wer- den Rohstoffe und andere natürliche Ressourcen aus dem Boden extrahiert, die so in der Produktion eingesetzt werden können. Die Medien der Umwelt (Luft, Boden und Wasser) werden weiterhin auch für die im Zuge des Produktionsprozesses ent- stehenden Abgase, Abfälle und Abwässer als Aufnahmemedien verwandt. 14 Mikroökonomie 1.2 Wirtschaftssysteme und Wirtschaftsordnungen Wirtschaftssysteme sind idealtypische bzw. nur theoretisch vorstellbare Ausge- staltungen des Wirtschaftsgeschehens. Die in der Realität vorzufindenden Wirt- schaftsordnungen weisen verschiedene Elemente der einzelnen Wirtschaftssyste- me auf, entsprechen jedoch nicht den Idealtypen. Idealtypische Unterscheidung der wirtschaftssysteme Marktwirtschaft und Planwirtschaft (auch Zentralverwaltungswirtschaft genannt). BEISPIEL: Privateigentum an den Gesellschaftliches Eigentum an Produktionsmitteln den Produktionsmitteln Markt als Koordination Kapitalistische Marktwirt- Sozialistische Marktwirtschaft schaft Plan als Koordination Kapitalistische Zentralver- Sozialistische Zentralver- waltungswirtschaft waltungswirtschaft Der Koordinationsmechanismus (Markt oder Plan) gibt Antwort auf folgende Fra- gen: ¾ Allokation: Welche Güter werden produziert? Wie werden die Produktions- faktoren eingesetzt und welche Produktionsverfahren finden Anwendung? Wie groß ist der Staatsanteil bzw. das Verhältnis zwischen privaten und öffentlichen Gütern? ¾ Distribution: Wie wird das Volkseinkommen zwischen den Produktionsfakto- ren (funktionelle Verteilung) und den Personen (personelle Verteilung) aufge- teilt? Welche Grundsätze werden dabei verwendet? (Wir kennen das Leis- tungsprinzip, nachdem jeder ein Einkommen und Vermögen entsprechend sei- ner am Markt erbrachten Leistung erhält, sowie das Bedarfsprinzip, nach wel- chem jedes Wirtschaftssubjekt unabhängig von seinem Markteinkommen ein seinen Bedürfnissen angemessenes Einkommen und Vermögen erhält (mit sei- ner extremen Ausprägung der Gleichverteilung). ¾ Stabilisierung: Wie wird sichergestellt, dass weder Inflation noch Arbeitslo- sigkeit auftreten und die wirtschaftliche Entwicklung stetig und mit angemes- senen Wachstumsraten verläuft? 1.2 Wirtschaftssysteme und Wirtschaftsordnungen 15 Koordination in der idealtypischen Marktwirtschaft In einer Marktwirtschaft erfolgt die Lösung der Koordinationsaufgabe durch den Markt. Der Preismechanismus löst die Allokationsproblematik und die Frage der Distribu- tion nach dem Grundsatz der Leistungsgerechtigkeit. Der Staat greift, je nach Ausprägungsform der jeweiligen Wirtschaftsordnung, im Rahmen der Sozialpolitik und der Steuerpolitik in der Art ein, dass eine Umvertei- lung stattfindet, die der jeweiligen gesellschaftlichen Gerechtigkeitsvorstellung ent- spricht. Hierzu dienen in Deutschland neben dem progressiven Steuersystem auch Sozial- transfers, wie Wohn- und Kindergeld oder Bafög. Soziale Härten sollen so vermie- den werden. Die Wirtschaftssubjekte (Staat, Haushalte bzw. Unternehmen) stellen in einer Marktwirtschaft ihre Pläne, die den Nutzen bzw. den Gewinn maximieren, dezen- tral auf. Ferner treten sie als Marktteilnehmer am Markt auf. Auf dem Markt werden Verträge geschlossen, die Angebot und Nachfrage der Teilnehmer in Übereinstim- mung bringen. Die Marktwirtschaft wird somit auch als (dezentrale) Vertragswirt- schaft bezeichnet. Ungleichgewichte wie Angebots- bzw. Nachfrageüberschüsse auf einem Markt werden durch Preisveränderungen, wie Preissenkungen bzw. - erhöhungen, beseitigt. Der oben skizzierte Preismechanismus greift neben dem Gütermarkt auch auf allen anderen Märkten. So reagieren auf dem Arbeitsmarkt die Löhne, auf dem Wertpa- piermarkt die Kurse sowie auf dem Geldmarkt die Zinsen entsprechend dem Preismechanismus bei Änderungen der Nachfrage und des Angebotes, so dass das Gleichgewicht auf dem Markt nach aufgetretenen Störungen wieder hergestellt wird. Koordination in der Plan- bzw. Zentralverwaltungswirtschaft In der Plan- bzw. Zentralverwaltungswirtschaft dient eine zentrale Planungsinstanz als Koordinationsinstrument. Diese stellt auf Basis der nachgelagerten Produktions- und Verbrauchseinheiten verbindliche volkswirtschaftliche Pläne auf. Somit löst die zentrale Planungsstelle die Allokations- und die Verteilungsaufgaben. Sie legt fest, 16 Mikroökonomie wie die Produktionsfaktoren eingesetzt und entlohnt werden und wie die produ- zierten Güter verteilt werden. Die zentrale Planung hat dabei umfangreiche Informations-, Steuerungs- und Kon- trollprobleme zu lösen. Eigentum an Produktionsmitteln Im Kapitalismus liegt das Eigentum an den Produktionsmitteln in privaten Händen (Privateigentum). Hiermit ist das Recht verbunden, das Eigentum zu verändern bzw. zu veräußern und sich die Erträge anzueignen. Im Sozialismus gehören die Produktionsmittel dem Kollektiv, das heißt der Gesell- schaft oder dem Staat. Der einzelne Bürger hat Eigentum als Mitglied der Gesell- schaft. Die kapitalistische Marktwirtschaft findet sich als Wirtschaftssystem in den USA oder in der Bundesrepublik Deutschland. Sozialistische Zentralverwaltungswirtschaften waren im vormaligen Ostblock oder früher auch in China anzutreffen. Die kapitalistische Plan- oder Zentralverwaltungswirtschaft ist hauptsächlich in Kriegswirtschaften, wie im ehemaligen Dritten Reich, zu finden. Weitgehende Ein- griffe in die privaten Eigentumsrechte sind hier auszumachen. Sozialistische Marktwirtschaften hat es früher in Jugoslawien oder Ungarn gegeben. Die so genannte Arbeiterselbstverwaltung in Jugoslawien zeichnete sich dadurch aus, dass die zu Räten zusammengeschlossenen Arbeiter die Geschäftsführungsauf- gaben der Betriebe übernommen hatten, was insbesondere bei der Verwendung und Verteilung des Gewinns zu Schwierigkeiten führte. Der Austausch zwischen den Betrieben erfolgte durch den Markt als Koordinationsmechanismus. 1.2 Wirtschaftssysteme und Wirtschaftsordnungen 17 KRITISCHE BETRACHTUNG DER WIRTSCHAFTSSYSTEME DIE BESONDERHEITEN DER WIRTSCHAFTSSYSTEME: Kapitalistische Marktwirtschaft Sozialistische Zentralverwal- tungswirtschaft 1. Freiheit/Unfreiheit Dezentrale Entscheidung bei Wirtschaftliche Unfreiheit wirtschaftlicher Freiheit 2. Informations- und Informationen zu Unternehmen, Informations- und Kontrollproble- Kontrollprobleme Haushalten und deren Beziehun- me der zentralen Planung gen zur Außenwelt sind verfügbar 3. Motivation und Antrieb Gewinn- und Nutzenmaximierung, Prämienzahlung bei Planüberfül- materielle Anreize lung, immaterielle Anreize 4. Arbeitslosigkeit Offen vorhanden, wenn z.B. die "Recht auf Arbeit" gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu versteckt vorhanden, da zu niedrig ist geringe Produktivität 5. Inflation Offen möglich, wenn z.B. die Versteckt, da Warteschlangen gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu und Schwarzmärkte vorhanden hoch ist sind 6. Wettbewerb Wettbewerbsprobleme: Kartelle, Unternehmen stehen nicht im Monopole und Missbrauch von Wettbewerb: keine Innovation Marktmacht und kein technischer Fortschritt 7. Koordination von Preise werden als Knappheitsindi- "Zwei-Kanal"-Preissysteme Angebot und Nachfrage katoren angesehen Planbilanzen mit Ausweis der Aufkommen und Verwendung 8. Soziale Frage Schutz der Arbeitnehmer und der Soziale Preisfestsetzung z.B. im sozial Schwachen ist erforderlich Wohnungsbau; Kinderversorgung ("Kita") 9. Umwelt Umweltprobleme: externe Effekte Umweltprobleme: Tonnenideolo- gie Erläuterung ausgewählter Besonderheiten der obigen Tabelle 1. Im Gegensatz zur kapitalistischen Marktwirtschaft, in der die wirtschaftliche Freiheit bei der Entscheidungsfindung der Unternehmen und der Haushalte be- rücksichtigt wird, steht die sozialistische Planwirtschaft im Zeichen der wirt- schaftlichen und gesellschaftlichen Unfreiheit und Depression. Die Unterneh- men bzw. Kombinate können nicht frei entscheiden, welche Güter sie unter 18 Mikroökonomie Einsetzung bestimmter Produktionsfaktoren zu welchen Zwecken produzieren möchten. 2. Zudem gibt es in sozialistischen Wirtschaften Informations- und Kontrollpro- bleme, da die zentrale Planung nicht in der Lage ist, alle volkswirtschaftlich relevanten Informationen hinsichtlich der betrieblichen Produktionsbedingun- gen und Produktionsverflechtungen zu berücksichtigen. Damit verbunden sind die Kontrollprobleme sowie die damit einhergehende Tendenz zu weichen, die Produktionsmöglichkeiten nicht auslastenden, Plänen. 3. In einer kapitalistischen Marktwirtschaft streben Unternehmen eine Maximie- rung ihres Gewinnes an. Die Haushalte dagegen wollen ihren Nutzen maximie- ren. Da sie die Konsequenzen ihrer Entscheidungen unmittelbar in Gewinn und Verlusten spüren, sind sie entsprechend bemüht und motiviert ein Opti- mum zu erreichen. Die Betriebe bzw. Kombinate in der sozialistischen Zentral- verwaltungswirtschaft haben die Aufgabe ihre Planauflagen bzw. -vorgaben zu erfüllen und Informationen über Produktionsmöglichkeiten und -bedingungen an übergeordnete Planungsinstanzen zu liefern. Häufig ergeben sich Motiva- tions- und Anreizprobleme, wenn die weitergegebenen Informationen zu schärferen Planvorgaben führen. Dadurch haben die Betriebe bzw. Kombinate entsprechende Anreize ihre Produktionsmöglichkeiten zu gering anzugeben. Die Folgen davon sind „weiche Pläne“. 4. In der Marktwirtschaft kommt es zum Beispiel aufgrund einer schwankenden Nachfrage immer wieder zu Arbeitslosigkeit und offener Inflation. Die entspre- chenden Zahlen werden monatlich von der Bundesanstalt für Arbeit veröffent- licht. In der Zentralverwaltungswirtschaft ist jeder Bürger Miteigentümer an al- len Produktionsmitteln (Kollektiveigentum) und besitzt aus diesem Grunde ein so genanntes "Recht auf Arbeit". In der Realität zeigt sich die Entwicklung zur versteckten Arbeitslosigkeit, die sich in der geringen Produktivität (Ausbrin- gungsmenge dividiert durch den Arbeitseinsatz) offenbart. 5. Ebenso gibt es in der Zentralverwaltungswirtschaft aufgrund der staatlich ad- ministrierten Preisfestsetzung keine offene Inflation. Dass trotzdem Nachfrage- überhänge auf einzelnen Märkten existieren, dokumentieren Warteschlangen bzw. lange Wartezeiten, wie zum Beispiel in der früheren DDR beim Kauf ei- nes Trabants oder die Schwarzmärkte, auf denen die begehrten Waren gehan- delt werden. Wettbewerb auf Anbieterseite ist der Versuch, qualitativ höherwertige oder preislich günstigere Produkte als die Konkurrenz zu verkaufen und somit besser als andere Anbieter zu sein. 1.2 Wirtschaftssysteme und Wirtschaftsordnungen 19 6. Eine Marktwirtschaft kann nur mit Wettbewerb funktionieren. Damit verbunden sind die Bemühungen, technische Neuerungen auf dem Markt einzuführen (Innovation) und den technischen Fortschritt zu fördern. In einer Marktwirt- schaft treten immer wieder Tendenzen auf, zugunsten des eigenen Gewinns den Wettbewerb auszuschalten. So findet man häufig: ¾ Kartelle, das sind vertragliche Absprachen zwischen den Marktteil- nehmern einer Marktseite mit dem Ziel, den Wettbewerb auszuschal- ten, ¾ Monopole, also eine Marktform mit nur einem Anbieter sowie ¾ den sonstigen Mißbrauch von Marktmacht (Ausbeutungs- und Behin- derungsmißbrauch). Das Bundeskartellamt bzw. die Europäische Kommission gehen gegen diese Vergehen vor. In der Zentralverwaltungswirtschaft ist der Wettbewerb ausgeschaltet. Damit entfallen jedoch auch die günstigen Funktionen, wie die des technologischen Fortschritts. 7. In einer Marktwirtschaft fungieren die Preise als Knappheitsindikatoren, welche die Dringlichkeit des Bedarfs aufzeigen. Steigt die Nachfrage nach einem Gut, dann erhöht sich der Marktpreis und die Unternehmer haben wegen der besse- ren Gewinnaussichten Motivation, mehr von dem Gut zu produzieren und an- zubieten. In der sozialistischen Zentralverwaltungswirtschaft sind die Preise staatlich administrativ festgelegt. Es gibt das „Zwei-Kanal-Preissystem“. Für Pro- duzenten und Anbieter werden demnach andere Preise definiert als für Kon- sumenten. Durch zahlreiche Subventionen und Steuern gehen die Preise aus- einander und können ihre Signalfunktion nicht erfüllen. 8. Von besonderer Bedeutung in der Marktwirtschaft ist die soziale Frage. Sozial Schwache, wie Arbeitnehmer oder Nicht-Vermögende, müssen durch staatliche Sozialpolitik geschützt werden. Neben der Umverteilungspolitik gehört hier das soziale Netz dazu. Viele sehen hier den Vorteil der Planwirtschaft mit ihren staatlich niedrig gesetzten Mieten oder der Kinderversorgung. 9. In der kapitalistischen Marktwirtschaft entstehen mikroökonomische Probleme, wie externe Effekte oder über die Bereitstellung öffentlicher Güter, wenn der Markt nicht zu den gesellschaftlich optimalen Ergebnissen führt. In einer Zen- tralverwaltungswirtschaft kann die zentrale Planung diese Schwierigkeiten bei der Planung der Preise und Produktionsmengen berücksichtigen, was in der Realität aber nicht geschieht, wie die Umweltprobleme und die Sanierung der Altlasten in den ehemaligen sozialistischen Staaten Osteuropas demonstrieren. Die Umwelt ist von der zentralen Planung in der Vergangenheit als freies und kostenloses Gut angesehen wurden. Die Produktion der Güter der Schwerin- dustrie (Tonnenideologie) hat eindeutig im Vordergrund gestanden. Zudem sind die oben angesprochenen Informations- und Kontrollprobleme evident. 20 Mikroökonomie Die Soziale Marktwirtschaft als real existierende Wirtschaftsordnung Die Soziale Marktwirtschaft wurde 1948 von Ludwig Erhard eingeführt. Sie wird als Kombination zwischen der wirtschaftlichen Effizienz und Freiheit einer Marktwirt- schaft verbunden mit sozialem Ausgleich verstanden und stellt die real vorkom- mende Wirtschaftsordnung in der Bundesrepublik Deutschland dar. Von der Konzeption her dominiert die Ordnungspolitik, die einen funktionsfähigen Wettbewerb sichern und die Eigentumsrechte betonen soll. Basierend auf dem so genannten Ordoliberalismus (W. Eucken) und der christlichen Soziallehre ist eine Ordnung geschaffen worden, die im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips (Selbsthilfe vor Fremdhilfe) eine Absicherung durch ein soziales Netz gewährleistet. Die anti- zyklische Fiskalpolitik sieht eine expansive (kontraktive) Fiskalpolitik in der Rezes- sion (im Boom) vor. In der Sozialen Marktwirtschaft werden vor allem die folgenden Ziele gesetzt: ¾ Gewährleistung individueller Freiheit durch Privateigentum an den Produkti- onsmitteln, Unternehmerfreiheit, freie Berufs- und Arbeitsplatzwahl. ¾ Wirtschaftswachstum, Vollbeschäftigung, Stabilität des Preisniveaus und ein li- beraler Außenhandel haben Wohlstand und Eigentum für möglichst viele zu si- chern. ¾ Eine gesellschaftlichen Gerechtigkeitsvorstellungen genügende Korrektur der am Markt erzielten Einkommens- und Vermögensverteilung hat soziale Sicher- heit und Gerechtigkeit zu erreichen. DIE SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT: Theorierichtung Aspekte Ordoliberalismus Priorität der Ordnungspolitik Christliche Soziallehre Subsidiarität (Selbsthilfe vor Fremdhilfe); Solidarität (Einer für alle und alle für einen) Freiheitlicher Sozialismus Antizyklische Fiskalpolitik, Mitbestimmung der Arbeitnehmer Freie Marktwirtschaft Wettbewerb; Privateigentum Ordnungspolitik: Schafft die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft (z.B. Wett- bewerbsrecht, Grundgesetz mit dem Schutz des Eigentums und der Freiheitsrechte). Prozesspolitik: Eingriffe des Staates in den Wirtschaftsablauf zum Zwecke der Stabilisierung (z.B. antizyklische Fiskalpolitik, vgl. Kapitel Stabilisierungspolitik) 2 Grundlagen der Haushaltstheorie Lernziele Ihnen werden die verschiedenen Ebenen der Bedürfnisse, die Konzepte der Nutzen- funktion sowie die Gossen‘schen Gesetze vorgestellt. Sie werden die Bestimmungs- gründe der individuellen und der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage kennen lernen. Sie werden das Nachfragegesetz erläutern und die Ausnahmen von diesem Gesetz be- schreiben können. Sie werden die Auswirkungen der Preis- und Einkommensverände- rungen auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage erläutern können. Ihnen werden die Preis- und Einkommenselastizitäten der Nachfrage dargestellt. 2.1 Die Nutzenfunktion und die Gesetze von Gossen Die Haushalte erzielen Einkommen aus Erwerbstätigkeit, Vermögen und erhalten Transfereinkommen. Sie verwenden das Einkommen nach Abzug der Steuerzah- lung zum Konsum und zur Ersparnis. Die Ersparnis bedeutet eine Geldvermögens- bildung und wird als Differenz zwischen dem verfügbaren Einkommen und den Konsumausgaben verstanden. Das hier angenommene Ziel der Haushalte ist es, einen maximalen Nutzen bei ge- gebenem Einkommen bzw. Konsumausgaben und gegebener Präferenzenstruktur zu erreichen. Es handelt sich damit um ein so genanntes Maximierungsproblem unter Nebenbedingungen. Somit ist neben dem Einkommen bzw. den Konsumausgaben die Nutzenfunktion von Relevanz, welche den verschiedenen Gütermengen einen Nutzenindex zu- weist. Der Nutzen ist ein Maß der Glückseligkeit oder der Zufriedenheit des Konsumen- ten und hängt von der Präferenzenordnung bzw. den Bedürfnissen der Haushalte ab. Ein Bedürfnis stellt einen Mangelzustand des Wirtschaftssubjektes dar, welcher zu beseitigen ist, bevor das Wirtschaftssubjekt sein inneres Gleichgewicht wieder er- reichen kann. 22 Mikroökonomie Verfügt der für alle anderen Haushalte repräsentative Haushalt über ausreichend Kaufkraft, werden die Bedürfnisse zum Bedarf nach bestimmten Gütern. Somit ent- steht eine Nachfrage am Markt, die den Erwerb der Nutzen stiftenden Güter dar- stellt. Man unterscheidet verschiedene Bedürfnisse in Anlehnung an den amerikani- schen Wissenschaftler Maslow, beginnend mit der höchsten Dringlichkeit. BEISPIEL: ¾ Physiologische Grundbedürfnisse (z.B. Hunger, Durst und Schlaf) ¾ Sicherheitsbedürfnisse (Sicherstellung der Grundbedürfnisse auch in der Zukunft, wie sie durch einen adäquaten Arbeitsplatz und Vermögenswerte möglich sind) ¾ Zugehörigkeits- oder Anerkennungsbedürfnisse (Anerkennung durch bestimmte Referenzpersonen, denen man sich zugehörig fühlt) ¾ Wertschätzungsbedürfnisse (Die Wirtschaftssubjekte sind bestrebt, von den Mitglie- dern ihrer Gruppe höher geschätzt zu werden) ¾ Bedürfnis nach Selbstverwirklichung (Das Individuum nimmt keine Rücksicht auf die Erwartungen der anderen. Es unternimmt nur etwas für sich selber, z.B. Universi- tätsabschluss oder Reisen) Maslow vertritt die Meinung, dass die Individuen zunächst die unteren Bedürfnisse (begin- nend mit den Grundbedürfnissen) zu erfüllen haben, um dann die höheren Bedürfnisse bis zur Selbstverwirklichung angehen zu können. Neben den obigen Bedürfnissen unterscheidet die Volkswirtschaft noch zwischen individuellen und kollektiven Bedürfnissen. Individuelle Bedürfnisse werden be- friedigt, indem die Haushalte private Güter auf dem Markt erwerben. Kollektive Bedürfnisse der Gesellschaft, wie Sicherheit und Rechtsprechung, werden durch die vom Staat bereitgestellten und durch die Steuern finanzierten öffentlichen Güter befriedigt. 2.1 Die Nutzenfunktion und die Gesetze von Gossen 23 Die Nutzenfunktion beschreibt, wie bereits erwähnt, den Zusammenhang zwischen der konsumierten Menge eines Gutes und dem gestifteten Nutzen. Es wird grund- sätzlich angenommen, dass der Nutzen mit der konsumierten Menge eines Gutes steigt. Jedoch ist der Grenznutzen, also der Nutzen der letzten Verbrauchseinheit, umso geringer, je mehr bereits von einem Gut konsumiert worden ist (1. Gossen‘sche Gesetz, Gesetz des abnehmenden Grenznutzens). Bei vielen Nahrungsmitteln wird das 1. Gossen‘sche Gesetz erfüllt, da man bei ei- ner bestimmten Menge eine Sättigung erfährt. Die erste Flasche Wasser stiftet einen hohen Nutzen, die zweite einen weniger hohen bis bei einer bestimmten Menge eine zusätzliche Flasche keinen weiteren Nutzen mehr stiftet. Es gibt Güter wie Wein, Bier oder Tabak, bei denen ab einer bestimmten Ver- brauchsmenge ein negativer Grenznutzen entsteht. Die Sättigungsgrenze als die Menge, bei dem der Grenznutzen gleich Null ist, wird überschritten, wenn einem schlecht wird. Bei anderen Gütern, wie einer Briefmarken- oder eine Münzensammlung ist der positive Grenznutzen abhängig von der bereits gesammelten Menge. Der Nutzen einer weiteren Münze in der Sammlung ist umso größer, je umfangreicher die Kol- lektion bereits ist. NUTZENFUNKTION NACH DEM 1. GOSSEN‘SCHEN GESETZ (AUSGEWÄHLTES BEISPIEL): Menge Grenznutzen Gesamtnutzen 1 + 10 10 2 +8 18 3 +6 24 4 +4 28 5 +2 30 Das erste Stück Brot stiftet einen Nutzen von 10. Das ist der Grenznutzen der ersten Ein- heit. Die zweite Einheit erbringt einen Nutzen von 8 Einheiten. Der Grenznutzen der zwei- ten Einheit ist somit gleich 8 Einheiten. Der Gesamtnutzen der 1. und 2. Einheit beläuft sich auf 10 + 8 = 18 Einheiten. Weitere Einheiten erbringen einen geringeren Grenznutzen als die 1. und die 2. Einheit. Die Nutzenfunktion U (engl.: Utility) wird in der Literatur häufig in Abhängigkeit der verbrauchten Mengeneinheiten als U(x) dargestellt. Die nachfolgende Abbil- dung verdeutlicht, dass die Steigung der Nutzenfunktion mit zunehmender Ver- brauchsmenge abnimmt und die Nutzenfunktion folglich immer flacher verläuft. 24 Mikroökonomie Ökonomisch gesehen ist der Grenznutzen (GU) beim Verbrauch des Gutes X umso geringer, je höher die konsumierte Menge an X ist. Dieser Sachverhalt kann gra- fisch in der so genannten Grenznutzenfunktion dargestellt werden. Sie wird ab ei- ner bestimmten Gütermenge — wenn die Nutzenfunktion ihren Scheitelpunkt er- reicht und überschreitet — negativ. Nutzen U Menge Grenznutzen GU Menge 2.1 Die Nutzenfunktion und die Gesetze von Gossen 25 Das zweite Gesetz von Gossen beschäftigt sich mit der Frage, wie der Haushalt sein Einkommen bei gegebenen Preisen so auf verschiedene Güter aufteilt, dass sein Nutzen maximal wird. Es ergibt sich das so genannte Gesetz vom Ausgleich der Grenznutzen pro Geld- einheit. Dieses zweite Gossen‘sche Gesetz belegt, dass im Nutzenmaximum der Grenznutzen pro Geldeinheit bei allen Gütern gleich hoch ist. In der nachfolgenden Tabelle wird unterstellt, dass dem Haushalt 600 Euro im Mo- nat zur Verfügung stehen, die er für die Güter Bildung, Reisen und Wohnung aus- geben kann. Die Tabelle ist so zu lesen, dass in der ersten Zeile die Nutzen der er- sten Einheiten dieser Güter stehen. Vereinfacht wird angenommen, dass jede Ein- heit 100 Euro kostet. BEISPIEL ZUM 2. GOSSEN‘SCHEN GESETZ: Einheit Bildung Reisen Wohnung 1 200 180 160 2 180 160 140 3 160 140 120 4 140 120 100 Der Haushalt sieht, dass der Nutzen der ersten Einheit der Bildung mit 200 Nutzeneinhei- ten höher als bei den anderen Gütern ist, so dass er die ersten 100 Euro in Bildung inve- stiert. Die nächsten 100 Euro gibt er beispielsweise wieder für Bildung aus, die dann fol- genden 100 Euro für die erste Einheit Reisen. Den vierten 100 Euro-Schein investiert er in die dritte Einheit Bildung, um die dann verbleibenden zwei 100 Euro-Scheine in der zwei- ten Einheit Reisen und in der ersten Einheit Wohnung anzulegen. Er wird die 600 Euro so aufteilen, dass er drei Einheiten Bildung konsumiert, zwei Einheiten Reisen und 100 Euro in seine Wohnung investiert. Der Nutzen der letzten Verbrauchseinheit beträgt bei jedem Gut 160 Nut- zeneinheiten. Der Gesamtnutzen des Haushaltes beläuft sich dann auf 200 + 180 + 160 + 180 + 160 + 160 = 1 040 Nutzeneinheiten. 26 Mikroökonomie 2.2 Die Nachfragefunktion Um die Nachfragefunktion des Marktes abzubilden, werden die bei verschiedenen Preisen von den Haushalten jeweils nachgefragten Mengen addiert. Der individuelle Haushalt wird die erste Einheit eines Gutes nur dann kaufen, wenn der Nutzen dieser Einheit höher ist als der Preis. Das macht er auch mit den folgenden Einheiten. Den maximalen Nutzen erreicht er bei der Menge, bei wel- cher der Grenznutzen größer oder gleich dem Preis ist. Eine normal verlaufende Nachfragefunktion sieht wie folgt aus: Preis XN(P) Menge Das Nachfragegesetz geht davon aus, dass die Nachfrage nach einem Gut mit ei- nem steigenden Preis dieses Gutes fällt. Jedoch gibt es auch Ausnahmen, die nachfolgend skizziert werden. Spekulation: Mit steigenden Aktienkursen nimmt die Bereitschaft der Anleger zu, weitere Wertpapiere zu kaufen, wenn mit weiteren Kurssteigerungen gerechnet wird. Erwarten die Konsumenten in Zukunft steigende Energiepreise, dann werden sie heute trotz leicht angestiegener Preise die Nachfrage nach Energiereserven er- höhen. 2.2 Die Nachfragefunktion 27 Giffen-Güter: Robert Giffen machte die empirische Beobachtung, dass die stei- genden Brot- und Kartoffelpreise in Zeiten einer Hungersnot zu einer steigenden Nachfrage nach diesen Gütern führten. Durch die Belastung der Kaufkraft der Ein- kommen infolge des Brot- und Kartoffelpreisanstiegs waren die Haushalte nicht mehr in der Lage, das im Vergleich zu Brot und Kartoffeln viel teurere Fleisch zu erwerben. Um gleichwohl satt zu werden, ist der Bedarf an Brot und Kartoffeln ge- stiegen. Snob-Effekt: Ein Snob oder Angeber ist jemand, der sich bewusst von der Masse der Bevölkerung abheben möchte. Wenn die Masse der Bevölkerung ihre Nachfra- ge nach einem Produkt bei steigendem Preis dieses Produktes senkt, dann wird der Snob seine Nachfrage steigern. Typische Beispiele hierfür sind teure Autos oder Armbanduhren. Prestige-Konsum bzw. Demonstrativkonsum ("Veblen-Effekt"): Dabei handelt es sich um Güter, mit denen man Wohlstand und Reichtum zeigen kann. Man ist bestrebt, durch eine Referenzgruppe anerkannt zu werden und versucht das durch den Erwerb dieser teuren Produkte zu realisieren. Lebensnotwendige Güter (z.B. Medikamente): Das sind Güter mit vollkommen preisunelastischer Nachfrage. Wenn jemand krank ist und der Medikamente bedarf, dann kann er nicht auf den Preis schauen. Wichtig: Während bei der Spekulation, bei den Giffen-Gütern, beim Snob-Effekt sowie beim Veblen-Effekt die Nachfragefunktion positiv geneigt ist, die nachgefragte Menge al- so mit steigendem Preis zunimmt, ist sie im Falle der lebensnotwendigen Güter ei- ne vertikale Linie, da die nachgefragte Menge unabhängig vom Marktpreis ist. Man unterscheidet Bewegungen auf der Nachfragefunktion, wenn sich der Preis des betreffenden Gutes verändert, und Verschiebungen der Nachfragefunktion, wenn es zu anderen Veränderungen kommt. Eine Verlagerung der Nachfragefunktion nach rechts bedeutet, dass die nachge- fragte Menge bei jedem beliebigen Marktpreis dieses Gutes gestiegen ist. Hieraus ergeben sich in Abhängigkeit des Angebotes Rückwirkungen auch auf den Markt- preis dieses Gutes. 28 Mikroökonomie DIE VERLAGERUNG DER NACHFRAGEFUNKTION: XN(P) verlagert nach rechts nach links sich Gründe ¾ Anzahl der Haushalte steigt ¾ Anzahl der Haushalte fällt ¾ Preis für Substitute steigt ¾ Preis für Substitute fällt ¾ Preis für Komplementärgüter ¾ Preis für Komplementärgüter fällt steigt ¾ Einkommen steigt bei norma- ¾ Einkommen fällt bei norma- len oder superioren Gütern len oder superioren Gütern ¾ Veränderung der Präferenzen ¾ Veränderung der Präferen- zugunsten des Produktes zen zu Lasten des Produktes Grafische Preis Preis Darstellung XN(P) XN(P) Menge Menge 2.3 Die Elastizitäten der Nachfrage Die Elastizitäten der Nachfrage werden unterteilt in: ¾ direkte und indirekte Preiselastizität und ¾ Einkommenselastizität. 2.3 Die Elastizitäten der Nachfrage 29 Die Preiselastizitäten werden berechnet als prozentuale Veränderung der Nachfra- gemenge dividiert durch die prozentuale Veränderung eines Preises. Von einer direkten Preiselastizität spricht man, wenn der Preis des betrachteten Gutes sich verändert hat. Im Falle der Kreuzpreiselastizität (indirekte Preiselastizi- tät) ist der Preis eines anderen Gutes verändert worden und man untersucht, wie sich dieser Aspekt auf die Nachfrage nach dem betrachteten Gut auswirkt. Die Einkommenselastizitäten werden bestimmt als prozentuale Veränderung der Nachfragemenge geteilt durch die prozentuale Veränderung des Einkommens, das stellvertretend für die Konsumausgabesumme der Wirtschaftssubjekte gilt. Bei der direkten Preiselastizität der Nachfrage X1 bezüglich des Preises P1, das ist H X1 P1, unterscheidet man fünf Fälle. Wenn das Nachfragegesetz erfüllt ist und die nachgefragte Menge somit mit stei- gendem Preis abnimmt, dann betrachtet man den Absolutwert bzw. den Betrag der direkten Preiselastizität, da diese dann grundsätzlich negativ ist. BEREICHE DER DIREKTEN PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE: Fälle Bezeichnung Beispiele H X1 P1 gleich unendlich Vollkommen preiselastische Mindestpreissysteme des Nachfrage Staates, Weltmarktangebot bei kleineren Ländern H X1 P1 liegt zwischen Preiselastische Nachfrage Hinreichend gute Substitute Eins und unendlich werden angeboten, homogene Güter H X1 P1 ist gleich Eins Einselastische Nachfrage Konstante Ausgaben H X1 P1 liegt zwischen Preisunelastische Nachfrage Nahrungsmittel, Wohnung Null und Eins H X1 P1 ist gleich Null Vollkommen preisunelastische Medikamente, Zigaretten Nachfrage Ist die Nachfrage vollkommen preiselastisch, dann verläuft die Nachfragefunktion horizontal (s. Grafik). Die Nachfrage ist bei einem bestimmten Preis bis zu unend- lich groß. Eine Erhöhung des Preises um 1% reduziert die Nachfrage auf Null. 30 Mikroökonomie Preis XN(P) Menge Eine preiselastische Nachfrage liegt vor, wenn eine Veränderung des Preises zu ei- ner hierzu überproportionalen Veränderung der Nachfragemenge führt. Zu dem betrachteten Gut, wie Coca-Cola oder Sekt, gibt es hinreichend gute Substitute, wie Cola-Light oder Champagner. Im Falle der preisunelastischen Nachfrage ist die di- rekte Preiselastizität absolut größer als Null, jedoch kleiner als Eins. Viele Nah- rungsmittel weisen eine eher preisunelastische Nachfrage auf, da die Haushalte darauf nicht unverzüglich verzichten können. Einen Sonderfall stellt die Einselastische Nachfrage dar, bei der die prozentuale Veränderung der Nachfragemenge gleich der prozentualen Preisänderung ist. Die Ausgaben für diese Güter bleiben trotz Preisänderung gleich. Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht, dass die preiselastische Nachfrage eine flache Nachfragefunktion XN(P) aufweist, während die preisunelastische Nachfrage XN'(P) einen steilen Verlauf besitzt. Preis XN(P) XN'(P) Menge 2.3 Die Elastizitäten der Nachfrage 31 Wichtig: Ist die Nachfrage preiselastisch, dann ist die Mengenreaktion, verstanden als pro- zentuale Veränderung der Nachfragemenge, höher als die Preisreaktion im Sinne der prozentualen Preisveränderung. Bei einer preisunelastischen Nachfrage ist die Mengenreaktion dem Betrage nach schwächer als die Preisreaktion. Im Extremfall der vollständig preisunelastischen Nachfrage ist die Nachfragefunkti- on vertikal. Das bedeutet, unabhängig vom geltenden Marktpreis wird immer die- selbe Menge nachgefragt. Grafisch ist die Nachfragefunktion in diesem Fall eine vertikale Linie, veranschaulicht mit Hilfe der nächsten Abbildung: Preis XN(P) Menge Typische Beispiele für Güter mit vollständig unelastischer Nachfrage sind Medika- mente und andere lebensnotwendige Güter wie Brot, Wasser oder auch Salz. Bei vielen suchtkranken Menschen ist der Drogenverbrauch ebenfalls unabhängig von dem zu zahlenden Preis. Bei der indirekten Preiselastizität der Nachfrage X1 bezüglich des Preises P2, das ist HX1 P2, werden drei Fälle unterschieden. BEZIEHUNGEN ZWISCHEN DEN GÜTERN – KREUZPREISELASTIZITÄT: Bezeichnung Beispiele H X1 P2 ist positiv Gut X1 ist ein Substitut zum Butter – Magarine Gut X2 Tee – Kaffee Cola – Fanta H X1 P2 ist gleich Null Gut X1 ist in der Nachfrage Rasierklingen – Zigaretten unabhängig bzw. indifferent Bücher – Kaugummi zu X2 32 Mikroökonomie HX1 P2 ist negativ Gut X1 ist ein Komplement Kassetten – Recorder zum Gut X2 Filterpapier – Kaffee Zucker – Tee BEISPIEL ZU DEN PREISELASTIZITÄTEN: Ein Elektronikgeschäft verkauft Videorecorder (X1), DVD-Player (X2) und Fernseher (X3). Es reduziert den Preis für DVD-Player (P2) und vergleicht die dann eintretende neue Situa- tion mit der Ausgangssituation, wobei sich die verkauften Mengeneinheiten (ME) verändert haben: X1 (ME) P1 (Euro) X2 (ME) P2 (Euro) X3 (ME) P3 (Euro) Videore- DVD- Fernseher corder Player Ausgang 10 150 8 200 10 300 Neue 9 150 10 180 11 300 Situation Die direkte Preiselastizität der Nachfrage nach DVD-Playern wird berechnet als prozen- tuale Veränderung der Nachfrage nach DVD-Playern geteilt durch die prozentuale Preis- änderung der DVD-Player. Die Tabelle verdeutlicht, dass die prozentuale Mengenveränderung gleich + 25% ist ( (10 ME – 8 ME)/8 ME = 1/4 = 25%). Die prozentuale Preisänderung beträgt (180 Euro – 200 Euro) / 200 Euro = - 10%. Die direkte Preiselastizität der Nachfrage nach DVD-Playern ist somit gleich -2,5. Das Nachfragegesetz ist erfüllt und die Nachfrage ist preiselastisch. Die indirekte Preiselastizität der Nachfrage nach Videorecordern in Bezug auf den Preis der DVD-Player wird bestimmt als prozentuale Veränderung der Nachfrage nach Videore- cordern dividiert durch die prozentuale Veränderung des Preises für DVD-Player. Man be- rechnet somit (9 ME – 10 ME) / 10 ME = - 10% geteilt durch die prozentuale Veränderung des DVD-Player-Preises von – 10%. Die Kreuzpreiselastizität beträgt somit gleich +1. Vi- deorecorder und DVD-Recorder sind demnach substituierbare Güter. Die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage nach Fernsehern bezüglich des Preises der DVD- Player wird berechnet als prozentuale Veränderung der Fernseher-Nachfrage geteilt durch die prozentuale Veränderung des Preises der DVD-Player. Es wird somit berechnet: ((11 ME – 10 ME) / 10 ME =) + 10% Nachfragemengensteige- rung nach Fernsehern geteilt durch die oben berechnete 10%-ige Preissenkung bei DVD- Playern. Es ergibt sich eine Kreuzpreiselastizität von -1. Die Güter Fernseher und DVD- Player sind Komplementärgüter. Eine steigende Nachfrage nach DVD-Playern führt auch zu einem Anstieg der Nachfrage nach Fernsehern. 2.3 Die Elastizitäten der Nachfrage 33 Bei der Einkommenselastizität der Nachfrage H X1 E, welche die prozentuale Verän- derung der Nachfragemenge dividiert durch die prozentuale Veränderung des Ein- kommens angibt, werden die folgenden Bereiche unterschieden: DIE BEREICHE DER EINKOMMENSELASTIZITÄTEN: Fall Bezeichnung Beispiele H X1 E größer als Superiores Gut ("Luxusgut") Reisen, Bücher Eins H X1 E zwischen Normales Gut Wohnung, normale Nahrungsmittel Null und Eins H X1E gleich Null „Sättigungsgüter“ Fernseher, Kühlschrank H X1 E negativ Inferiores Gut Güter minderer Qualität (River-Cola), Fischstäbchen BEISPIEL ZU DEN EINKOMMENSELASTIZITÄTEN: Ein Student verfügt über ein Monatseinkommen von 500 Euro. Er kauft sich dafür u.a. 5 Flaschen Bier und 2 Flaschen Sekt. Zudem konsumiert er 200 Gramm Filet. Nach seinem Studium steigt das Einkommen im Berufsleben auf 2.000 Euro pro Monat. Der ehemalige Student konsumiert jetzt 4 Flaschen Bier, 10 Flaschen Sekt und 400 Gramm Filet. Einkommen in Menge Bier in Menge Sekt in Menge Filet in Euro pro Monat Flaschen Flaschen Gramm Studium 500 5 2 200 Beruf 2 000 4 10 400 prozentuale + 300% - 20% + 400% + 100% Verände- rung Die Einkommenselastizität der Nachfrage nach Bier wird berechnet, indem die prozentuale Veränderung der Biernachfrage von – 20% dividiert wird durch die prozentuale Verände- rung des Einkommens von + 300 %. Die Einkommenselastizität ist gleich – 6,67% und das Bier ist für den Studenten ein inferiores Gut. Sekt weist eine Einkommenselastizität von +1,33 auf und ist somit ein Luxusgut. Filet hat eine Einkommenselastizität von 0,33 und ist für den Studenten ein normales Gut. 34 Mikroökonomie Wichtig: Es hängt von dem betrachteten Haushalt ab, welche Beziehung zwischen zwei Gütern gegeben ist. Es ist nicht möglich zu sagen, dass Bier für alle Haushalte ein inferiores Gut und Sekt für alle Haushalte ein superiores Gut ist.