Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen PDF
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Humboldt-Universität zu Berlin
Prof. Dr. Konrad Umlauf
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This document is a handbook on public libraries, covering topics such as information resources, inventory management, and goals and controls. It provides practical advice and insights, backed by links to other relevant resources.
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Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Suche... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch Sie be nden sich hier: Home » dasBibliothekswissen » Handbuch » Ö entliche Bibliotheken Ö entliche Bibliotheken 20.09.2024 — Von Prof. Dr. Konrad Umlauf. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH Kapitel 8.1.2 in Au age 86 In Kapitel: Produktpolitik, Informationsdienstleistungen Bestandsmanagement Handbuchartikel Premium Geprüft Zitationsverweis 8.1.2.0 Informationsquellen (Links geprüft am 19.10.2022) Bestandsabbau (2012). Bozen: Amt für Bibliotheken und Lesen = http:// www.provincia.bz.it/kulturabteilung/download/Bestandsabbau_2012.pdf. Nicht mehr online verfügbar Bestandskonzept (2018). Eine Anleitung für Ö entliche Bibliotheken. 7. Au. Bozen: Amt für Bibliotheken und Lesen = https://www.provinz.bz.it/kunst-kultur/ bibliotheken-lesen/downloads/Skriptum_Bestandskonzept.pdf. Die Dienstleistungen der Ö entlichen Bibliothek (2001). IFLA/UNESCO Richtlinien für die Weiterentwicklung. IFLA/UNESCO guidelines for development. München: Saur (I a publications. 97) = http://www.i a.org/ les/assets/hq/publications/archive/the- public-library-service/pg01-g.pdf. Fecht, Tanja: Deakquisition des Sachbuchbereichs mithilfe der Portfolio-Analyse: Praktische Tipps aus der Stadtbücherei Traunstein für die Handhabung eines komplexen Instruments. In: BuB: Forum Bibliothek und Information 66 (2014), Nr. 10, S. 717–719 = https://zs.thulb.uni-jena.de/servlets/MCRFileNodeServlet/ jportal_derivate_00301644/BuB_2014_10_717_719.pdf. Just, Peter: Big Data und Künstliche Intelligenz im Bestandsmanagement: Ein erster Blick auf das Potenzial medienbezogener Leistungskennzahlen. In: BuB: Forum Bibliothek und Information 71 (2019), Nr. 6, S. 357 – 359 = https://b-u-b.de/ leadmin/ archiv/imports/pdf_ les/2019/bub_2019_06_357_359.pdf. Umlauf (2000c), Konrad: Etatverteilung für den Bestandsaufbau mit Pro l. Berlin: Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin (Berliner Handreichungen zur Bibliothekswissenschaft. 78) = https://edoc.hu-berlin.de/ bitstream/handle/18452/19050/h78.pdf?sequence=1&isAllowed=y. Umlauf (2000h), Konrad: Leitbild und Bestandskalkulation. In: BuB 52, S. 646–649 = https://zs.thulb.uni-jena.de/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_00303476/ BUB_2000_10_11_646_649.pdf. Umlauf (2012d), Konrad (Hrsg. zs. mit Frauke Schade; unter Mitarb. von Tom Becker): Handbuch Bestandsmanagement in Ö entlichen Bibliotheken. Berlin: De Gruyter Saur. Umlauf (2016g), Konrad: Praxis des digitalen Bestandsmanagements in Ö entlichen Bibliotheken. In: Strategien für die Bibliothek als Ort. Umlauf, Konrad; Werner, Klaus Ulrich, Kaufmann, Andrea (Hrsg.) Berlin: De Gruyter Saur, S. 221–264. 8.1.2.1 Ziele und Controlling Selbstverständnis Bestandskonzept Arbeitsbogen Führungsinstrument als der 1 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Ziele und Funktionen Kontakt Das Bestandskonzept hat eine nach innen, an die Mitarbeiter der Bibliothek, und dasBibliothekswissen eine nach außen, an die Geldgeber und die Ö entlichkeit, aber auch an andere Themen Handbuch Bibliotheken, gerichtete Funktion. Bei der nach außen gerichteten Funktion geht es um folgende Fragen: — Welchen Zwecken dienen die Bibliothek und ihre Bestände? — Welche Zielgruppen erreicht sie oder soll sie erreichen? — Wie ist die Stellung der Bibliothek im Verhältnis zu anderen Informationseinrichtungen, insbesondere anderen Bibliotheken de niert? Nach außen hin begründet die Bibliothek mit ihrem Bestandskonzept also, wozu sie gut ist. Das Bestandskonzept soll den Unterhaltsträger überzeugen und motivieren, die Bibliothek ausreichend zu etatisieren, ihr also die erforderlichen Erwerbungsmittel zu geben. Nach innen sind Bestandskonzepte ein Instrument der Personalführung. Sie dienen der Formulierung. — des Selbstverständnisses der Bibliothek hinsichtlich des Bestandsaufbaus, man kann auch sagen, sie setzen das Selbstverständnis in Aussagen über den Bestandsaufbau um, — von Zielen des Bestandsaufbaus, deren Erreichung Aufgabe der zuständigen Mitarbeiter ist, mithin — von Zielen für die Tätigkeit der zuständigen Mitarbeiter. Damit sind Bestandskonzepte, wenn sie in geeigneter Weise formuliert werden, nicht nur Darlegungen des bibliothekarischen Selbstverständnisses und der Rolle der Bibliothek im Kommunikationsgefüge der Gesellschaft, sondern sie sind innerbetrieblich ein Führungsinstrument und die Grundlage des Controllings im Bestandsaufbau. Ziele und Bestandteile eines Bestandskonzepts für Ö entliche Bibliotheken sind von der IFLA folgendermaßen formuliert worden: Bestandteile eines Bestandskonzepts nach IFLA (management policy) nach: The public library service (2001) 1. Universal 1. Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten anzuhängen und Informationen und Ideen mit allen Verständigungsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen oder zu verbreiten. 2. IFLA Erklärung über Freiheit des Zugangs zu Informationen 3. Erklärungen über intellektuelle Freiheit und Freiheit des Zugangs zu Bibliotheken 4. Informationsfreiheit Meinungs- und Informationsfreiheit nach Art. 5 GG ist kraft Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts ein Abwehr- und Mitwirkungsrecht, das die Bürger vor Willkür und Freiheitsbeschneidung seitens des Staates schützt und ihnen erlaubt, das ö entliche Geschehen mitzugestalten, kein einklagbares Teilhaberecht, das den Anspruch auf Einrichtung ö entlicher Informationssammlungen wie Bibliotheken begründen würde. 5. Internationales Urheberrechts-Abkommen 6. IFLA/UNESCO Manifest der Ö entlichen Bibliothek 1994 Die Ö entliche Bibliothek, der lokale Zugang zum Wissen, liefert eine Grundvoraussetzung für lebenslanges Lernen, unabhängige Entscheidungs ndung und kulturelle Entwicklung des einzelnen und der gesellschaftlichen Gruppen. Ö entliche Bibliotheken sollen: 1. Lesegewohnheiten bei Kindern von klein auf wecken und 2 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch 3 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch 4 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch 5 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch 6 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch 7 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch 8 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch 9 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch 10 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch 11 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch 12 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch 13 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen unterstützen, Themen Handbuch 2. individuelles Lernen und Selbststudium ebenso fördern wie staatliche Bildung auf allen Ebenen, 3. Gelegenheit für die kreative persönliche Entwicklung bieten, 4. Phantasie und Kreativität bei Kindern und Jugendlichen anregen, 5. das kulturelle Erbe bewusst machen, die Wertschätzung der Künste, der wissenschaftlichen Errungenschaften und Neuerungen begünstigen, 6. Zugang ermöglichen zu kulturellen Ausdrucksweisen aller darstellenden Künste, 7. interkulturelle Dialoge p egen und kulturelle Vielfalt fördern, 8. die mündliche Überlieferung unterstützen, 9. den Zugri der Bürger auf alle Arten von Informationen sicherstellen, die das Gemeinwesen betre en, 10. adäquate Informationsdienste für lokale Initiativen, Verbände und Interessengruppen anbieten, 11. die Fertigkeiten der Informationsbescha ung und der Nutzung von Computern in der Bevölkerung entwickeln, 12. Lese-Aktivitäten aller Altersgruppen unterstützen. 2. Allgemein 1. Ziele des Bestandsaufbaus und Verhältnis zum Leitbild der Bibliotheks- Dienstleistungen 2. Lang- und kurzfristige Ziele 3. Strategien des Zugangs zu den Beständen 4. Geschichte des Bestandes und/oder der Bibliotheks-Dienstleistungen 5. Relevante rechtliche Bestimmungen 3. Spezi sch 1. Analyse des Bedarfs 2. Prioritäten innerhalb der Dienstleistungen 3. Kennzeichnende Größen der Bestände einschl. besonderer Bestandsgruppen, z.B. multikultureller Materialien, Materialien für Alphabetisierung und für Behinderte 4. Grundsätze und Methoden des Bestandsaufbau und -abbaus 5. Etatverteilung 6. Verantwortlichkeiten für den Bestandsaufbau 7. Zugang zu elektronischen Ressourcen einschl. Zeitschriften, Datenbanken 8. Rolle der Bibliothek als eines Portals zu elektronischen Ressourcen 9. Grundsätze für Aufbewahrung und Bestandserhaltung 10. Anforderungen an Rechnungsprüfung: Inventarisierung, Revision, Entsorgung 11. Finanzielle Verantwortlichkeiten 12. Grundsätze für Geschenke und Stiftungen 13. Grundsätze für Beschwerde-Management 14. Abschätzung des aktuellen und zukünftigen Finanzbedarfs und der Finanzierungsmöglichkeiten 15. Aussagen über Verfahren zur Überprüfung und Evaluation des Bestandskonzepts Arbeitsbogen für Lektoren Die in der praktischen Arbeit relevanten Aussagen des Bestandskonzepts werden in einem Arbeitsbogen für Lektoren niedergelegt. Der Arbeitsbogen wird als Führungsinstrument eingesetzt. Dies setzt im günstigen Fall voraus, dass die im Arbeitsbogen festgelegten Standards nicht von oben verordnet, sondern gemeinsam mit den Lektoren erarbeitet sind. Der Arbeitsbogen für Lektoren stellt dann eine Zielvereinbarung zwischen Lektor und Vorgesetztem dar. Ein- oder zweimal im Jahr legt der Lektor den ausgefüllten Arbeitsbogen vor und spricht das Ergebnis mit seinem Vorgesetzten durch. Besonders wichtig sind dabei ▪ Kommentare, wieweit die vereinbarten Ziele erreicht wurden, 14 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... ▪ Begründungen für Abweichungen, Kontakt ▪ Kommentare, wieweit die Fortsetzung derselben Ziele möglich und sinnvoll ist. Darüber hinaus solltedasBibliothekswissen der Arbeitsbogen für Lektoren sowohl hinsichtlich der Ziele Themen Handbuch wie auch hinsichtlich der Zielerreichung im Kollegium erörtert werden. Auf diese Weise ▪ wird der Erfahrungshintergrund, der über die objektiven Zahlen hinaus in den Arbeitsbogen eingeht, ▪ werden Ziele und Arbeitsinstrumente ▪ im Kollegium verallgemeinert und zum Konsens gebracht. Es wird empfohlen, einen eigenen Arbeitsbogen für Lektoren auszuformulieren für jede einzelne Bestandsgruppe, z.B. für jede Hauptklasse der Sachbuch-Klassi kation, die Belletristik, die Kinderbücher und anderen Kindermedien, die Tonträger, usw. Im Folgenden wird als Beispiel ein Arbeitsbogen für Lektoren für die Sachgruppe Recht (Hauptklasse C nach der Klassi kation für Allgemeinbibliotheken) gegeben. Die beispielhaften Aussagen sind kursiv. Der Arbeitsbogen für Lektoren formuliert Ziele bzw. Vorgaben und lässt Raum für Ergebnisse, Kommentare und Erläuterungen frei, gibt vor allem Platz für die Formulierung von erforderlichen Maßnahmen, die bei Zielabweichungen zu ergreifen sind, und die Nennung eines Zeitrahmens, in dem die Maßnahmen auszuführen sind. 15 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch 16 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch Die Elemente im Arbeitsbogen für Lektoren In Tabelle 6 werden die qualitativen und quantitativen Elemente im Arbeitsbogen für Lektoren erläutert, soweit sie nicht selbsterklärend sind. Tabelle 6: Die Elemente im Arbeitsbogen für Lektoren Element Erläuterungen 17 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Element Erläuterungen Kontakt Marktsichtungsinstrument Im Interesse eines e ektiven Einsatzes der Arbeitskapazität sollen möglichst wenige dasBibliothekswissen Marktsichtungsinstrumente verwendet werden. Ideal Themen Handbuch wäre ein einziges Marktsichtungsinstrument, das optimal auf den Bedarf der eigenen Bibliothek abgestimmt ist. Weitere Marktsichtungsinstrumente sollen nur soweit hinzugenommen werden, wie das Instrument, das dem Optimum am nächsten kommt, unverzichtbarer Ergänzungen bedarf. Bei dieser Entscheidung ist die Frage grundlegend, welche Kosten (auch Personalkosten) das Durchmustern eines weiteren Instruments verursacht im Verhältnis zum Nutzen der zusätzlich und fristgerecht gefundenen Titel. Etatverteilung Die Etatverteilung soll der Nutzung und dem aufgrund des Leitbilds der Bibliothek gewählten Bestandspro l entsprechen. Einzelheiten siehe Abschnitt 8.1.2.3. Zielgruppen Welches sind aufgrund des Leitbilds der Bibliothek die wichtigsten Zielgruppen, auf deren Bedarf hin das Angebot gescha en wird? Themengleiche Medien können aufgrund der Darstellungsform unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, z.B. Darstellungen der Sozialhilfe einerseits für Betro ene, andererseits für Mitarbeiter im Sozialamt. Niveaus Welches sind aufgrund des Leitbilds der Bibliothek die wichtigsten Niveaus, auf denen sich die zu erwerbenden Medien bewegen sollen? Die Niveaus müssen den Zielgruppen entsprechen. Mediale Funktionen Welches sind die wichtigsten medialen Funktionen, die die zu erwerbenden Medien erfüllen sollen? Themengleiche Medien können aufgrund der Darstellungsform usw. unterschiedliche Funktionen erfüllen, z.B. Wissenspopularisierung, Urteilsbildung, Lernen und Ausbildung, Studium, Forschung, beru iche Fortbildung, Berufsausübung, Unterhaltung, Hobby, Selbsterkenntnis. Mediengattungen, Die meisten Mediengattungen enthalten bereits Publikationstypen Aussagen über Zielgruppen, Niveaus und Funktionen, z.B.: Sachbuch, Fachbuch, wissenschaftliche Monogra e, Handbuch, Lexikon, Sprachwörterbuch, Lehr-, Lern-, Übungsmaterialien, Schulbuch, Ratgeber, Bildband, Quelle, Bibliogra e, Roman, Werkausgabe, Comics, Bilderbuch, Kinder-Sachbuch, Musiktonträger. Ferner gehören hierher Aussagen über die Rolle, die elektronische Medien und Non- Printmedien spielen sollen. Verfügbarkeitsrate (ist nicht = Anteil der durchschnittlich zu einem bestimmten deckungsgleich mit Zeitpunkt im Regal anwesenden, d.h. nicht Verfügbarkeit im Sinn von ausgeliehenen Bestandseinheiten. Zwei Methoden availibilty; zu dieser siehe zur Ermittlung: stichprobenartige Auszählung am Abschnitt 8.1.1.1.) Regal. Die Di erenz zwischen der Verfügbarkeitsrate und 100 % heißt Absenzprozentsatz (Wie hoch ist der Anteil der zu einem durchschnittlichen Zeitpunkt ausgeliehenen Bestandseinheiten?). Errechnung aus dem Umsatz anhand der Formel: Verfügbarkeitsrate = ((365-(Umsatz*Leihfrist in Tagen))*100)/365. Hinweise auf Zielvorgaben für die Verfügbarkeitsrate enthält Tabelle 7. 18 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Element Erläuterungen Kontakt Umsatz (Umschlag, Umsatz = Ausleihen / Bestand Hoher Umsatz = Ausleihquote) starke Benutzung Niedriger Umsatz = schwache dasBibliothekswissen Benutzung Die Umsatzzahl muss durch den Themen Handbuch Aktivierungsgrad ergänzt werden. Aktivierungsgrad Anzahl bewegter Exemplare / Gesamtzahl (Bewegtenquote) vorhandener Exemplare = Anteil der mindestens einmal pro Jahr ausgeliehenen Exemplare an der Bestandsgruppe Niedriger Aktivierungsgrad = Erwerbung erfolgte am Bedarf vorbei Hoher Aktivierungsgrad = Angebot entspricht der Nachfrage Ergänzt die Aussage der Umsatzzahl, indem der Aktivierungsgrad darüber informiert, wieweit der Umsatz auf der ganzen Bestandsgruppe oder nur auf einem Teil davon beruht. Null-Liste Umfasst diejenigen entleihbaren Bestandseinheiten, die im abgelaufenen Jahr nicht entliehen wurden = Ausdruck des EDV-Systems Dient der Ermittlung der über üssigen Bestandseinheiten, im Sinn von: Ausscheiden, wenn nicht mindestens 1 Entleihung in 2 Jahren oder Ausscheiden, wenn nicht mindestens 2 Entleihungen in 3 Jahren oder Ausscheiden, wenn nicht mindestens 3 Entleihungen in 2 Jahren... Zu beachten ist aber die Klassiker-Reverenz: Innerhalb gewisser Grenzen bleiben „klassische“ Autoren und Werke trotz geringerer Nutzung im Regal. Hitliste Umfasst die besonders häu g ausgeliehenen Bestandseinheiten = Ausdruck des EDV-Systems. Verweildauern bei Mögliche Zielvorgaben sind z.B.: Sta elung, wenn Vorbestellungen die Verweildauer bei Vorbestellungen länger als... ist (z.B. 14 Tage) Sta elung, wenn mehr als... % der Vorbestellungen länger als... Tage verweilen (z.B. 50 % länger als 14 Tage) Sta elung, wenn die Vormerk- Summenzahl (= Gesamtzahl der Vorbestellungen pro Jahr) höher als... ist (z.B. 20) E zienz E zienz = Ausleihanteil / Bestandsanteil E zienz = 1 bedeutet: Die Bestandsgruppe entspricht dem Durchschnitt dieser Bibliothek E zienz < 1 bedeutet: Die Bestandsgruppe wird unterdurchschnittlich genutzt, d.h. Bestand verkleinern! E zienz > 1 bedeutet: Die Bestandsgruppe wird überdurchschnittlich genutzt, d.h. Bestand vergrößern! 8.1.2.2 Bestands- und Nutzungsanalyse Die Bestands- und Nutzungsanalyse dient dem Ziel, anhand von Kennzi ern auf Basis von Bestands- und Ausleihzahlen zu ermitteln, wie weit der vorhandene Bestand den Zielen entspricht. Die zentrale Kennzi er ist die Verfügbarkeitsrate. (Der Terminus wird hier nicht im Sinn von availability verwendet, zu dieser vgl. Abschnitt 8.1.1.1.) Verfügbarkeitsrate wird hier verstanden als Anteil der durchschnittlich zu einem bestimmten Zeitpunkt im Regal anwesenden, d.h. nicht ausgeliehenen Bestandseinheiten. Zwei Methoden zur Ermittlung bieten sich an: ▪ stichprobenartige Auszählung am Regal. Die Di erenz zwischen der Verfügbarkeitsrate und 100 % heißt Absenzprozentsatz (Wie hoch ist der Anteil der zu einem durchschnittlichen Zeitpunkt ausgeliehenen Bestandseinheiten?). ▪ Errechnung aus dem Umsatz anhand der Formel: Verfügbarkeitsrate = ((365- (Umsatz * Leihfrist in Tagen)) * 100)/365. Die errechnete Verfügbarkeitsrate kann von der ermittelten Verfügbarkeitsrate 19 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... abweichen, wenn ein mehr oder minder großer Teil der Nutzer die Leihfrist nicht Kontakt ausschöpft. Der Bestandsaufbau dasBibliothekswissen sollte den Bestand so gestalten, dass die Verfügbarkeitsrate um Themen Handbuch so höher ist, je bedeutsamer die betre ende Bestandsgruppe im erwerbungspolitischen Pro l der Bibliothek ist. Tabelle 7 gibt hierzu Anregungen. Als Maximalwert für eine sinnvoll anzustrebende Verfügbarbeit gilt 86 %, als Minimalwert 35 %. Tabelle 7: Empfohlene Verfügbarkeitsraten nach Bestandspro len Ö entlicher Bibliotheken Der Bestandsaufbau ist eng am Bedarf der Ausrichtung der Hier stehen allgemein Angebote am populäre bildenden und individuellen Medien vom Im Mittelpunkt Berufsschulen, Lern- und Unterhaltungs- Den des der Fortbildungs- roman über Schwerpunkt Medienangebots Volkshochschul- bedarf, sowohl populäre bilden stehen kurse, ggf. auch berufsbezogen Ratgeber bis Medienangebote Ratgeberliteratur, weiterer wie auch für zu PC-Spielen für Kinder und Auskunftsmittel, Bildungsträger Freizeitinteressen im Schüler bis etwa ein ausgebauter orientiert. wie z.B. Reisen. Mittelpunkt. 12 Jahre. Auskunftsdienst. Sachbücher 86 % 86 % 70 % 65 % 86 % Belletristische 45 % 65 % 82 % 45 % 55 % Bücher Kinder-, 55 % 55 % 55 % 90 % 55 % Jugendbücher Fremdsprachige 55 % 70 % 45 % 40 % 45 % Bücher Musiktonträger 40 % 45 % 82 % 45 % 45 % Kindertonträger 40 % 40 % 45 % 70 % 45 % Belletristische 40 % 70 % 50 % 45 % 45 % Tonträger Spiel lme 35 % 50 % 74 % 45 % 45 % Sach lme 65 % 70 % 45 % 0% 70 % Kinder-, Jugend lme 35 % 40 % 40 % 55 % 45 % CD-ROM 86 % 86 % 70 % 45 % 82 % Sachprogramme CD-ROM Spiele 0% 0% 82 % 70 % 0% Allgemeines 82 % 82 % 70 % 78 % 82 % Geogra e 70 % 78 % 70 % 55 % 70 % Geschichte 78 % 78 % 55 % 70 % 55 % Recht 78 % 78 % 55 % 70 % 82 % Sozialwissenschaften 78 % 78 % 45 % 55 % 55 % Wirtschaft 86 % 86 % 70 % 70 % 82 % Religion 55 % 70 % 45 % 55 % 55 % Philosophie 55 % 70 % 40 % 50 % 45 % Philosophie 70 % 78 % 78 % 70 % 78 % Pädagogik 70 % 78 % 55 % 70 % 70 % Sprachen 78 % 82 % 55 % 82 % 55 % Literaturwissenschaft 78 % 78 % 55 % 78 % 55 % Kunst 78 % 78 % 55 % 70 % 55 % Musik, Theater, Film 70 % 70 % 78 % 55 % 55 % Mathematik 70 % 70 % 55 % 70 % 45 % Naturwissenschaften 78 % 78 % 78 % 78 % 55 % Medizin, Gesundheit 70 % 55 % 70 % 70 % 70 % Technik, EDV 86 % 82 % 70 % 70 % 78 % 20 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Der Kontakt Bestandsaufbau ist eng am dasBibliothekswissen Bedarf der Ausrichtung der Hier stehen Themen Handbuch allgemein Angebote am populäre bildenden und individuellen Medien vom Im Mittelpunkt Berufsschulen, Lern- und Unterhaltungs- Den des der Fortbildungs- roman über Schwerpunkt Medienangebots Volkshochschul- bedarf, sowohl populäre bilden stehen kurse, ggf. auch berufsbezogen Ratgeber bis Medienangebote Ratgeberliteratur, weiterer wie auch für zu PC-Spielen für Kinder und Auskunftsmittel, Bildungsträger Freizeitinteressen im Schüler bis etwa ein ausgebauter orientiert. wie z.B. Reisen. Mittelpunkt. 12 Jahre. Auskunftsdienst. Haus-, Land-, 50 % 50 % 82 % 50 % 60 % Forstwirtschaft Sport, Spiele, 50 % 50 % 82 % 50 % 55 % Modellbau, Basteln Eine mangelnde Nutzung kann jedoch unterschiedliche Gründe haben. Bevor Maßnahmen ergri en werden, sollten diese im Einzelnen geprüft werden. Tabelle 8 schlägt Maßnahmen vor. Tabelle 8: Maßnahmen bei mangelnder Nutzung in Ö entlichen Bibliotheken Ursache für mangelnde Nutzung Mögliche Maßnahmen Thema geht am Ersatzloses Ausscheiden. Das sollte die Regel sein. Passende Kundeninteresse Zielgruppen bewerben. Das ist aufwändig und am ehesten vorbei dann leistbar, wenn die Zielgruppe fest umrissen und leicht adressierbar ist, z.B. VHS-Kurse. Voraussetzung ist in jedem Fall, dass es sich nicht nur um vereinzelte Titel handelt, sondern um eine thematisch eingrenzbare und lohnenswerte Menge von Titeln, für die eine passende Zielgruppe leicht zu nden ist. Schonfrist gewähren (Klassikerreverenz). Dies sollte nur bei den wirklich wichtigen Klassikern geschehen und nur dann, wenn die Vorhaltung solcher Titel zu den Aufgaben der Bibliothek gehört. Niveau ist für die Ausscheiden. Das sollte die Regel sein. Durch im Niveau vorhandenen passende Titel ersetzen. Passende Zielgruppen bewerben. Zielgruppen zu hoch Voraussetzung ist, dass die Bibliothek in diesem Niveau nicht oder zu niedrig nur einzelne Titel hat, sondern ausgedehnte Angebote. Veraltet Aktualisieren Verschlissen, Aktualisieren unansehnlich, verschmutzt Ungünstiger Günstigeren Standort suchen. Manchmal ist die Ursache für Standort in der mangelhafte Nutzung, dass die Kundinnen und Kunden die Bibliothek Angebote einfach nicht nden. Besser präsentieren, z.B. verstärkt im Nahbereich anbieten bzw. in den Nahbereich versetzen. Leit- und Orientierungssystem verbessern. Ungünstige Präsentation verbessern: Frontalpräsentation, Displays, Präsentation ausreichender Regalraum, Fachböden weder zu hoch noch zu tief im Regal angebracht Mangelhafte Bessere Erschließung, insbesondere kommen in Frage: Erschließung, Formal- und Sach-Erschließung von Beiträgen in besonders Sammelbänden und Werkausgaben Zuordnung zu einer mangelhafte anderen Sachgruppe der Klassi kation Sacherschließung Interessenkreiskennzeichnung Vergabe besser passender Schlagwörter Versetzung in einen geeigneten Interessenkreis im Nahbereich 21 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Ursache für Kontakt mangelnde Nutzung Mögliche Maßnahmen Überwiegende Es kommt auf Nutzung, nicht auf Ausleihen an. Die Präsenznutzung dasBibliothekswissen Präsenznutzung zu messen ist allerdings aufwändig. Eigentlich Themen Handbuch müsste man heute Ausleihen und Präsenznutzung addieren. In der Praxis kann man das Ausmaß der Präsenznutzung nur stichprobenartig erheben oder schätzen. Ö nungszeiten Wenn die mangelhafte Nutzung darauf zurückgeht, dass die entsprechen nicht Zielgruppen zu den Ö nungszeiten nicht kommen können, den Erwartungen dann steht die Bibliothek vor der schwierigen Entscheidung, der Zielgruppen entweder die Ö nungszeiten zu verändern (und massive Werbung zu betreiben) oder sich in die vorhandenen Ö nungszeiten zu fügen und die Angebote auf die Zielgruppen zu beschränken, die während dieser Ö nungszeiten in die Bibliothek kommen. Die Zielgruppen Das setzt voraus, dass es überhaupt in Frage kommende sind über die Zielgruppen für die betre enden Angebote gibt. Diese müssen Angebote nicht beworben werden. informiert. Kunden dieses Handbuchs stehen unter www.dashoefer.de/bibliotheksmanagement drei Excel-Tabellen zum Download bereit. Diese Kalkulationstabellen ermöglichen eine genaue Bestandsund Nutzungsanalyse. Eine Tabelle enthält die Bestandsgliederung nach der Klassi kation für Allgemeinbibliotheken (KAB), zwei weitere Tabellen die Bestandsgliederung nach der Allgemeinen Systematik für Ö entliche Bibliotheken (ASB) bzw. nach der Systematik für Bibliotheken (SfB). Die Kalkulationstabellen beziehen sich auf eine Hauptstelle mit maximal neun Zweigbibliotheken. In diese Tabellen kann die einzelne Bibliothek ihre Werte einsetzen (Nur in die gelben Felder dürfen Zahlen eingesetzt werden, indem die enthaltenen Beispielzahlen durch die eigenen Zahlen überschrieben werden!) für ▪ Leihfristen, ▪ Bestände, ▪ Ausleihen, ▪ Null-Liste (Anzahl der im abgelaufenen Jahr nicht entliehenen Bestandseinheiten) jeweils für Sachbücher, belletristische Bücher, Kinder- und Jugendbücher, Musik- CDs, Literaturtonträger, Karten und weitere Bestandsgruppen jeweils für die Hauptstelle und die Zweigstellen. Die Excel-Tabellen errechnen Bestandsanteil, Ausleihanteil, Umsatz, E zienz, Absenzprozentsatz, Verfügbarkeitsrate und Aktivierungsgrad für jede einzelne Bestandsgruppe sowie für aggregierte Bestandsgruppen (Hauptstelle insgesamt, Zweigstelle 1 insgesamt, Sachbücher über Hauptstelle und alle Zweigstellen, Kinder- und Jugendbücher insgesamt usw.). Tabellen 9 und 10 zeigen als Beispiele aus dieser Kalkulationstabelle die Arbeitsblätter für die Hauptstelle und die Sachbücher in der Hauptstelle, jeweils mit ausgewählten Hinweisen auf die Interpretation der Zahlen. Tabelle 9: Bestands- und Nutzungsanalyse am Beispiel der Hauptstelle einer Ö entlichen Bibliothek 22 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Kontakt dasBibliothekswissen Themen Handbuch Tabelle 10: Bestands- und Nutzungsanalyse am Beispiel der Sachbücher einer Ö entlichen Bibliothek 8.1.2.3 Etatverteilung Ebenso wie bei Wissenschaftlichen Bibliotheken emp ehlt es sich bei Ö entlichen Bibliotheken, den Erwerbungsetat vorab auf die einzelnen Bestandsgruppen aufzuteilen. Der Arbeitsbogen für Lektoren (siehe Abschnitt 8.1.2.1) enthält entsprechende Zielvorgaben. Kunden dieses Handbuchs stehen unter www.dashoefer.de/bibliotheksmanagement drei Excel-Tabellen zum Download zur Verfügung, die die Etatverteilung errechnen. Eine Kalkulationstabelle beruht auf der Bestandsgliederung nach der Klassi kation für Allgemeinbibliotheken (KAB), die beiden anderen Tabellen auf der Bestandsgliederung nach der Allgemeinen Systematik für Ö entliche Bibliotheken (ASB) bzw. nach der Systematik für Bibliotheken (SfB). Die Kalkulationstabellen beziehen sich auf eine Hauptstelle mit maximal neun Zweigbibliotheken. Den Rechenvorgängen in diesen Excel-Tabellen liegen drei Gedanken zu Grunde: 1. Der zu verteilende Erwerbungsetat soll anhand der Kundenwünsche, d.h. anhand der Ausleihen verteilt werden: Wo viel ausgeliehen wird, soll entsprechend viel erworben werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass man Ausleihzahlen sinnvoll nur unter Berücksichtigung der Preise in Etatzuweisungen umrechnen kann, weil andernfalls preiswerte Bestandsgruppen (z.B. Kinder-MC) zu viel und teure Bestandsgruppen (z.B. Kunst oder Technik) zu wenig Geld bekommen. Deshalb werden Durchschnittspreise nach Bestandsgruppen berücksichtigt. In den Tabellen sind Durchschnittspreise anhand des Medienangebots der ekz.bibliotheksservice GmbH eingesetzt. 2. Bei Erwerbungsetats unter ca. 3 EUR pro Einwohner muss eine klare Schwerpunktsetzung (Pro lierung) vorgenommen werden, weil andernfalls ein überall unbefriedigendes Angebot entsteht. Besser ist es, in einigen Bereichen exzellente, in anderen Bereichen befriedigende und bei wieder anderen Bestandsgruppen randständige Medienangebote zu präsentieren. Die Entscheidung ergibt sich aus dem Leitbild der Bibliothek (siehe Abschnitt 3.2.6). Die Pro lierung wird vollzogen, indem als Zielvorgabe SOLL- Verfügbarkeitsraten in den Kalkulationstabellen eingesetzt werden. Sie können 23 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... aus Tabelle 7 gewonnen werden. In den Kalkulationstabellen sind jetzt Kontakt Verfügbarkeitsraten enthalten, die keine besondere Pro lierung bewirken. Pro lierung einerseits und Orientierung an den Kundenwünschen andererseits dasBibliothekswissen gehen je gleichberechtigt in die Verteilungsrechnung ein. Themen Handbuch 3. Aber die vorhandene Bestandsstruktur ist damit noch nicht optimal auf die Struktur der Kundenwünsche ausgerichtet. Nicht nur die Neuerwerbungen, auch die Bestandsstruktur soll angepasst werden. Gemessen an der Nachfrage zu kleine Gruppen sollen wachsen. Bestandsgruppen, die im Vergleich zur Nachfrage zu groß sind, sollen schrumpfen, aber dennoch Mittel für Neuzugänge erhalten, damit über die Schrumpfung hinaus eine Erneuerung und Anpassung an die Kundenwünsche erreicht wird. Deshalb verteilen die Kalkulationstabellen nicht nur die Erwerbungsmittel, sondern errechnen SOLLZahlen für Abgänge. Bestandswachstum ist in den Kalkulationstabellen nicht vorgesehen. Wird Bestandswachstum gewünscht, muss weniger als in den Kalkulationstabellen errechnet ausgeschieden werden. In diese Tabellen kann die einzelne Bibliothek ihre Werte einsetzen. Im Einzelnen: ▪ Der Erwerbungsetat insgesamt, der für die Verteilung zur Verfügung steht (ohne Mittel für Zeitschriften, Einbandmaterial, ekz-ID, Sonderaufgaben u.ä.), wird im Arbeitsblatt Hauptstelle in die pinkfarbene Zelle J54 eingesetzt. Der enthaltene Beispielwert ist 100.000 EUR. ▪ Im Arbeitsblatt Hauptstelle können ferner eingegeben werden: ▪ In die hellgrüne Zelle J52: Die geplante Anzahl Jahre bis zur Erreichung der Soll-Bestandsgrößen. Empfohlen: 10 Jahre. ▪ In die grüne Zelle J53: Prozentsatz des Bestandes, der mindestens jährlich aktualisiert werden soll. Empfohlen: 5 Jahre. Wenn der Erwerbungsetat zu klein ist, um das in J52 und J53 formulierte Ziel zu erreichen, verteilt sich der Mangel gleichmäßig. ▪ In die blaue Zelle J55: Die Tabelle ist jetzt auf eine Rundung auf 100 EUR bei der Etatverteilung eingestellt. Wird eine Rundung auf 10 EUR gewünscht, dann setzt man in J55 10 ein. In J55 sind nur die beiden Werte 100 oder 10 erlaubt. ▪ Die Bestands- und Ausleihzahlen sowie die Leihfrist für jede einzelne Bestandsgruppe werden in die gelben Zellen in den Arbeitsblättern Hauptstelle, Zweigstelle 1 bis 9, Sachbücher Hauptstelle eingesetzt. Dort sind bereits Beispielzahlen enthalten. Im Arbeitsblatt Hauptstelle dürfen in die Zellen C2 und E2 keine Zahlen eingesetzt werden. Die Bestands- und Ausleihzahlen für die Sachbücher in der Hauptstelle werden ausschließlich im Arbeitsblatt Sachbücher_Hauptstelle in die gelben Zellen eingesetzt. ▪ Andere Durchschnittspreise können in die hellgelben Zellen in den Arbeitsblättern Hauptstelle, Zweigstelle 1 bis 9, Sachbücher Hauptstelle eingesetzt werden. ▪ Die gemäß der angestrebten Pro lierung erwünschten SOLLVerfügbarkeitsraten werden in den Arbeitsblättern Hauptstelle, Zweigstelle 1 bis 9, Sachbücher Hauptstelle in die blauen Zellen eingesetzt. Hinweise auf SOLL-Verfügbarkeitsraten je nach angestrebtem Pro l gibt Tabelle 7. Die in den Kalkulationstabellen bereits enthaltenen SOLL- Verfügbarkeitsraten bewirken keinen Schwerpunkt in der Angebotspolitik. Die Excel-Tabellen errechnen ▪ Bestandsanteil, ▪ Ausleihanteil, ▪ Umsatz, ▪ IST-Verfügbarkeitsrate, ▪ SOLL-Umsatz, ▪ SOLL-Bestandsgröße im Interesse der optimalen Befriedigung der Nutzererwartungen einerseits und der angestrebten Pro lierung andererseits, ▪ den Bedarf als Di erenz zwischen IST-Bestandsgröße und SOLL- Bestandsgröße. Negative Zahlen sind als Vorgaben Abgänge (zu große Bestände gegenüber der SOLL-Bestandsgröße) zu verstehen, ▪ die Etatverteilung als Vorgaben für die Erwerbung 24 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... für jede einzelne Bestandsgruppe sowie für aggregierte Bestandsgruppen Kontakt (Hauptstelle insgesamt, Zweigstelle 1 insgesamt, Sachbücher über Hauptstelle und alle Zweigstellen, Kinder- und Jugendbücher insgesamt usw.). dasBibliothekswissen Themen Handbuch Tabellen 11 und 12 zeigen als Beispiele aus dieser Kalkulationstabelle die Arbeitsblätter für die Hauptstelle und die Sachbücher in der Hauptstelle, jeweils mit ausgewählten Hinweisen. Tabelle 11: Etatverteilung am Beispiel der Hauptstelle einer Ö entlichen Bibliothek Tabelle 12: Etatverteilung am Beispiel der Sachbücher einer Ö entlichen Bibliothek 8.1.2.4 Personalbedarf Der Personalbedarf wird in Abschnitt 4.3.3 im Einzelnen behandelt. Hier sollen die wichtigsten Aussagen in Bezug auf Erwerbung zusammengefasst werden. Tabelle 13 nennt die fallbezogenen durchschnittlichen Arbeitszeitbedarfe für Tätigkeiten in der Erwerbung. Tabelle 13: Arbeitszeitbedarfe für Tätigkeiten in der Erwerbung Ö entlicher Bibliotheken Min/ Tätigkeit Stück Auswahlentscheidung 4,302 Bestellung 1,685 Lieferantenmahnung 12,459 Zugangsbearbeitung (Lieferungskontrolle, Inventarisierung, 3,308 Rechnungsbearbeitung) Klassi kation oder Beschlagwortung 2,540 Katalogisierung / Fremddatenübernahme 3,524 Technische Bearbeitung 5,836 Schlusskontrolle 1,260 25 of 26 12/12/24, 09:17 Öffentliche Bibliotheken | dasBibliothekswissen https://www.dashoefer.de/dasbibliothekswissen/handbuch/biblio-8-1-2-oeffentliche-b... Min/ Kontakt Tätigkeit Stück Löschung 2,040 dasBibliothekswissen Fortsetzungslieferung 5,137 Themen Handbuch Aggregierte Tätigkeiten Lektorierung (Auswahlentscheidung und Klassi kation bzw. 6,843 Beschlagwortung) Tätigkeiten Fachangest. beim Neuzugang (Bestellung, anteilig 16,859 Lieferantenmahnungen, Lieferungskontrolle, Inventarisierung, Rechnungsbearbeitung, Katalogisierung, technische Bearbeitung, Schlusskontrolle) Neuzugang insgesamt 23,702 Der Personalbedarf ergibt sich durch Multiplikation der Fallzahlen einer Bibliothek mit den durchschnittlichen Arbeitszeitbedarfen je Fall. Dabei sind bibiotheksindividuelle Spezi ka zu beachten, z.B. Mehrbedarf infolge analytischer Inhaltserschließung oder Minderbedarf infolge eines hohen Anteils von Standing Orders (bei Standing Orders tri t der Lieferant die Auswahlentscheidung nach Pro lvorgaben der Bibliothek). Beispiel: Bei 2.500 Neuzugängen und 2.500 Löschungen pro Jahr ist von einem durchschnittlichen Personalbedarf von (2.500 * 23,702 Minuten) + (2.500 * 2,040 Minuten) = 1.073 Stunden = 0,7 Personalstellen auszugehen (1.577 Jahresarbeitsstunden bei 38,5 Wochenstunden), davon 0,2 Personalstellen eines Diplom-Bibliothekars und 0,5 Personalstellen eines Fachangestellten für Medien und Informationsdiensten. Bei 2.500 Neuwerbungen pro Jahr werden wöchentlich durchschnittlich 7,7 Stunden Arbeitskapazität für Lektoratsarbeit benötigt. Konrad Umlauf Humboldt-Univ. Berlin. Studium der Ger- manistik, Volkswirtschaftslehre, Wirt- schaftspädagogik und Publizistik an der Freien Universität Berlin, 1981 Dipl.-Bibl. ÖB Berlin.... Weitere Informationen 26 of 26 12/12/24, 09:17