Aseptischer Wundverbandwechsel - Schritt für Schritt PDF
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Andrea Sack
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This document provides a step-by-step guide for aseptic wound dressing changes. It covers important aspects of wound care, including the significance and considerations for different types of wounds, practical steps and precautions.
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Schritt für Schritt Aseptischer Wundverbandwechsel – Schritt für Schritt Andrea Sack Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages. Der Wundverbandwechsel ist eine häufige Tätigkeit im klinischen Alltag. Von Pflegekräften und Ärzten wird gleichermaßen erwartet, dass sie diese Tätigkeit sicher beherrschen. Um diesem Ziel näher zu kommen, wird im nachfolgenden Artikel die korrekte Durchführung eines aseptischen Wundverbandwechsels demonstriert. wechsel lassen sich nicht selten erhebliche hygienische Bedeutung Defizite erkennen. In Zeiten fortschreitender Arbeitsver- Nach der Punktprävalenzuntersuchung des NRZ (Nationa- dichtung und knapper werdender Personalressourcen les Referenzzentrum für nosokomiale Infektionen) von verwundert dies nur bedingt. Die Durchführenden kön- 2016 ist die postoperative Wundinfektion eine der 3 am nen Maßnahmen eben nur so gut (oder schlecht) umset- häufigsten auftretenden nosokomialen Infektionen in zen, wie sie darin angelernt wurden. Die KRINKO (Kom- deutschen Krankenhäusern. Der aseptisch durch- mission für Krankenhaushygiene und Infektionspräventi- geführte postoperative Wundverbandwechsel ist neben on am Robert Koch-Institut) hat im April 2018 ihre aktua- prä- und perioperativen Maßnahmen ein wichtiger Aspekt lisierte Empfehlung zur Prävention postoperativer Wund- im Bündel der Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung infektionen veröffentlicht. Darin wird u. a. besonderes Au- nosokomialer Wundinfektionen. Eigene Erfahrungen genmerk auf die Qualität der (praktischen) Schulung von in unterschiedlichen Einrichtungen und Berichte meiner Mitarbeitern zu aseptischen Verhaltensweisen gelegt. Weiterbildungsteilnehmer aus ihren krankenhaushygie- nischen Praktika zeigen: Bei Hospitationen zum Verband- Aufgaben des Wundverbandes Bei postoperativen Wunden dient der Wundverband pri- mär dazu, die frische OP-Wunde vor einem Keimeintrag PR AXIS von außen zu schützen. Er schützt die Wunde außerdem Verbandwechsel: Grundsätze vor mechanischen Belastungen durch Zug, Druck, Rei- ▪ erster postoperativer Verbandwechsel (VW) nicht eher als bung und Scherkräfte sowie vor Auskühlung und Nässe. 48 Stunden nach dem primären Wundverschluss ▪ sofortiger VW bei: unklarem Fieber, untypischen Wundschmer- Bei chronischen oder sekundär heilenden Wunden steht zen, Durchnässung, Verschmutzung, Ablösung des Verbandes zusätzlich die Schaffung bzw. Erhaltung eines physiologi- ▪ Zeitpunkt des VW nach Festlegung des Arztes bzw. nach Wund- schen Wundmilieus im Vordergrund, ggf. auch die Appli- dokumentationsprotokoll kation von Medikamenten. ▪ Drainagen möglichst frühzeitig entfernen ▪ Wunde regelmäßig ärztlich inspizieren (Palpation durch den Für alle Wunden gilt, dass eine Austrocknung zu vermei- Verband, Sichtkontrolle durch transparente Wundabdeckung) den ist. ▪ primär verschlossene Wunden benötigen aus infektionspräven- tiver Sicht keinen weiteren Wundverband; häufig jedoch Patien- Merke tenwunsch zum Schutz vor mechanischer Belastung Grundsätzlich ist jeder Verbandwechsel einer nicht ▪ aufwendige VW mit 2 Personen vornehmen (von KRINKO nicht sicher verschlossenen Wunde als aseptischer Ver- gefordert, aber aus praktischer Sicht sinnvoll) bandwechsel vorzunehmen. Dies gilt für frische ▪ Verbandwagen kann ins Zimmer mitgenommen werden, keine postoperative Wunden ebenso wie für chronische/ Trennung aseptischer und septischer Verbandwagen erforderlich infizierte Wunden. ▪ während des VW keine Materialien im Bett ablegen ▪ für Schmerzfreiheit des Patienten sorgen, ggf. rechtzeitig vor dem Beim Wundverbandwechsel sind einige grundsätzliche VW Analgetikum verabreichen Aspekte zu beachten (s. Praxisbox „Verbandwechsel: Grundsätze“). 132 Sack A. Aseptischer Wundverbandwechsel – … Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 132–137 Schritt 1 Vorbereitung Schritt 2 Händedesinfektion Tragen Sie vor Beginn des Verbandwechsels alle benötig- Ziehen Sie Arbeitskleidung mit langen Ärmeln (z. B. Arzt- ten Materialien zusammen. Je nach Bedarf können diese kittel) vor Beginn des Verbandwechsels aus. Gehen Sie auf einem Tablett oder auf der Ablage des Verbandwa- mit allen vorbereiteten Materialien ins Patientenzimmer, gens bereitgelegt werden. Desinfizieren Sie zuvor das informieren den Patienten über Ihr Vorhaben und richten Tablett bzw. die Ablage mit einem schnell wirksamen Flä- Sie die notwendigen Dinge im Zimmer. Positionieren Sie chendesinfektionsmittel. das Material/den Verbandwagen und den Abwurf in für Sie günstiger Position (Griffweite), jedoch vor Kontami- Benötigtes Material (▶ Abb. 1): Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages. ▪ Händedesinfektionsmittel ▪ keimarme Einmalschutzhandschuhe ▪ Einmalschürze/Schutzkittel (wenn mit Kontaminati- onsgefahr der Arbeitskleidung zu rechnen ist, bei MRE-Patienten [MRE: multiresistente Erreger], bei größeren, infizierten Wunden) ▪ Mund-Nasen-Schutz mit Visier (wenn mit Spritzkon- tamination z. B. bei Spülungen zu rechnen ist) ▪ sterile Handschuhe ▪ sterile Instrumente (z. B. Pinzette, Schere, Knopfka- nüle) ▪ Haut- bzw. Wundantiseptikum zum Sprühen, antisep- tische Lösungen (z. B. Octenidin, Polyhexanid), physio- logische Spüllösungen (Kochsalz/Ringer) ▪ Nierenschale für Spülungen, Spritzen ▪ sterile Tupfer/Kompressen, sterile Wundauflagen, ste- riler Pflasterverband ▪ keimarmes Verbandmaterial, keimarmes Pflaster („Tapete“) ▶ Abb. 1 Zum Verbandwechsel vorbereitetes Material. ▪ separates mit Fußtritt bedienbares bzw. offen bereit- stehendes Abfallbehältnis ▶ Abb. 2 Hygienische Händedesinfektion. a Händedesinfektion der den Verbandwechsel durchführenden Person. b Auch die assistierende Person führt eine Händedesinfektion durch. Sack A. Aseptischer Wundverbandwechsel – … Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 132–137 133 Schritt für Schritt nation durch Patientensekrete geschützt. Verbessern Sie Schritt 3 Abnehmen ggf. die Beleuchtung, sorgen für Sichtschutz und schlie- ßen das Fenster. Legen Sie falls erforderlich Ihre Schutz- des alten Verbandes kleidung an. Legen Sie keimarme Einmalhandschuhe an (▶ Abb. 3 a) und entfernen Sie vorsichtig den alten Verband, ohne da- Führen Sie nun eine hygienische Händedesinfektion bei die Wunde zu berühren (▶ Abb. 3 b). Falls der Verband durch (▶ Abb. 2 a). Nehmen Sie den Verbandwechsel zu angeklebt ist, lösen Sie ihn mittels steriler Flüssigkeit; da- zweit vor, führt auch die assistierende Person jetzt eine zu eine Spritze mit aufgezogener NaCl-Lösung vom Assis- hygienische Händedesinfektion durch (▶ Abb. 2 b). Nach tenten anreichen lassen oder zuvor vorbereitet haben. Ablauf der Einwirkzeit von mindestens 30 Sekunden la- Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages. gern Sie nun den Patienten wie gewünscht, um problem- Cave los den Verbandwechsel vornehmen zu können. Nicht mit den mittlerweile kontaminierten Hand- schuhen an den Verbandwagen gehen, um dort etwas vorzubereiten! Entsorgen Sie den abgenommenen Wundverband nun un- mittelbar in den bereitstehenden Abwurf, ohne die Umge- bung zu kontaminieren (▶ Abb. 3 c). Ziehen Sie die Hand- schuhe aus und entsorgen diese ebenfalls (▶ Abb. 3 d). ▶ Abb. 3 Abnehmen und Entsorgen des alten Verbandes. a Anlegen keimarmer Handschuhe. b Entfernen des alten Verbandes. c Entsorgen des Verbandes mit dem ersten Handschuh. d Entsorgen des zweiten Handschuhs. 134 Sack A. Aseptischer Wundverbandwechsel – … Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 132–137 Schritt 4 Erneute Händedesinfektion Merke Sollen chronische oder sekundär heilende Wunden Führen Sie nach dem Abwerfen des alten Verbandes und ausgeduscht werden, ist dafür sterile Flüssigkeit der Handschuhe erneut eine hygienische Händedesinfek- bzw. sterilfiltriertes Wasser zu verwenden. Die Ver- tion durch (s. ▶ Abb. 2 a). Inspizieren Sie währenddessen wendung von Leitungswasser birgt die Gefahr einer bereits die Wunde und entscheiden Sie, wie Sie weiter Kontamination mit z. B. Pseudomonas aeruginosa. vorgehen wollen. Merke Schritt 6 Sterile Wundauflage Das offene Liegenlassen der vom Verband befreiten Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages. Wunde mit nur notdürftiger Interimsabdeckung, Bei diesem Schritt sind 2 unterschiedliche Herangehens- wie es auch heute immer noch bei Chefarztvisiten weisen möglich, die Non-Touch-Technik und die Touch- beobachtet werden kann, ist obsolet! Technik. Merke Schritt 5 Wundbehandlung – Bei der Non-Touch-Technik kommt die Hand des Reinigung/Antiseptik Durchführenden nicht in Kontakt mit der Wunde/ sterilen Wundauflage, sondern nur sterile Instru- Wenn die Wunde reinigungsbedürftig ist, lassen Sie sich mente. Bei der Touch-Technik arbeitet man direkt mit eine sterile Pinzette und sterile mit physiologischer Lö- den Händen, dabei sind sterile Handschuhe zu tragen. sung getränkte Tupfer vom Assistenten anreichen und reinigen Sie die Wunde (▶ Abb. 4): Entfernen von Blut- Non-Touch-Technik resten und angetrockneten Sekreten, Abtragung von avi- Lassen Sie sich nun die Materialien für die sterile Wund- talem Gewebe, Nekrosen, Belägen. Sofern die Wunde abdeckung von Ihrem Assistenten anreichen (▶ Abb. 5 a). keine Infektionszeichen aufweist, ist an dieser Stelle keine Wenn Sie allein arbeiten, haben Sie sich zuvor alle benö- Antiseptik erforderlich. tigten sterilen Materialien so weit geöffnet bereitgelegt, dass Sie diese kontaminationsfrei greifen können. Greifen Ist die Wunde mit unerwünschten Erregern kolonisiert Sie nun zunächst die sterile Pinzette und nehmen dann oder besteht der Verdacht auf eine Wundinfektion, kön- mit dieser die sterile Wundauflage aus der Verpackung nen Sie nun eine Wundantiseptik nach ärztlicher Anord- und platzieren sie auf der Wunde (▶ Abb. 5 b). Bei dieser nung vornehmen (z. B. Polyhexanid, Octenidin). Anwen- Variante benötigen Sie keine Handschuhe. Wenn möglich dungshinweise zu Wirksamkeiten und Kontraindikatio- sollte diese Methode bevorzugt zur Anwendung kom- nen sowie zeitlicher Begrenzung der Anwendung sind zu men. beachten. Vorgehen wie bei Reinigung. ▶ Abb. 4 Wundreinigung/Wundantiseptik. a Die Assistenzperson reicht einen mit Lösung getränkten sterilen Tupfer an. b Reinigen der Wunde mit steriler Pinzette und sterilem, getränktem Tupfer. Sack A. Aseptischer Wundverbandwechsel – … Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 132–137 135 Schritt für Schritt Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages. ▶ Abb. 5 Non-Touch-Technik. a Anreichen der sterilen Wundauflage. b Platzieren der sterilen Wundauflage mit steriler Pinzette. ▶ Abb. 6 Touch-Technik. a Anlegen steriler Handschuhe: Entnehmen Sie dabei den zweiten Handschuh mit der bereits behandschuhten Hand. b Halten Sie den Handschuh an der Stulpe fest, während er über die andere Hand gestülpt wird. c Entnehmen der angereichten sterilen Wundauflage mit sterilen Handschuhen. Cave Schritt 7 Fixierung mit Pflaster Achten Sie darauf, dass Sie zu keiner Zeit direkt mit Ihren Händen auf die Wunde oder die Wundauflage Fixieren Sie die auf die Wunde aufgelegten sterilen greifen! Wundauflagen nun mit einem keimarmen Pflasterver- band (▶ Abb. 7). Sofern Sie beim Aufkleben des Pflaster- Touch-Technik verbandes nur die seitlichen Klebeflächen berühren, kön- Legen Sie sterile Handschuhe an (▶ Abb. 6 a u. ▶ Abb. 6 b). nen Sie dies auch mit bloßen Händen vornehmen. Lassen Sie sich nun die sterile Wundabdeckung von Ihrem Assistenten anreichen. Greifen Sie die Wundabdeckung mit den sterilen Handschuhen (▶ Abb. 6 c) und platzieren Sie sie auf der Wunde. Wenn Sie allein arbeiten, haben Sie sich zuvor alle benötigten sterilen Materialien so geöffnet bereitgelegt, dass Sie diese kontaminationsfrei greifen können. Die Touch-Technik wird in der Regel dann bevor- zugt, wenn die Wundauflage schwierig ein- oder anzupas- sen ist. 136 Sack A. Aseptischer Wundverbandwechsel – … Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 132–137 Schritt 8 Entsorgung Entsorgen Sie nun die verbliebenen Materialien in den Abwurf bzw. die Instrumente in den Entsorgungscontai- ner (▶ Abb. 8). Decken Sie den Patienten zu, stellen das Bett richtig ein, räumen den Bettplatz auf und Ihre Sa- chen zusammen. Führen Sie eine hygienische Händedes- infektion durch und verabschieden sich von dem Patien- ten. Verlassen Sie mit dem Verbandwagen bzw. Ihrem Tablett das Zimmer. Dokumentieren Sie den Verband- Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages. wechsel und den Wundzustand in der Patientendoku- mentation. Danksagung Mein besonderer Dank geht an Familie Lüdke/Brzezinski sowie Sandra Tausch für die Erstellung der Fotos. ▶ Abb. 7 Fixieren der Wundauflage mit Pflasterverband. Interessenkonflikt Die Autorin gibt an, dass keine Interessenkonflikte vorliegen. Autorinnen/Autoren Andrea Sack 1977–1980 Ausbildung zur Krankenschwester Kreiskrankenhaus Eutin. Tätigkeit im UKSH Kiel, seit 1983 im Ev. Waldkrankenhaus Spandau. 1987–1989 Weiterbildung für Unterricht und Leitung; Dozentin in Aus- und Weiterbildung. 1992–1994 Weiterbildung zur HFK, seitdem in der Krankenhaushygiene. Seit 1998 pflegefachliche Leitung der HFK-Fachweiterbildung an der Gesundheitsakademie der Charité. Autorin/Herausgeberin für Hygieneschulungen im Behrs Verlag. Korrespondenzadresse Andrea Sack Evangelisches Waldkrankenhaus Spandau ▶ Abb. 8 Entsorgung der Instrumente. Ein Unternehmen der Paul Gerhardt Diakonie Stadtrandstraße 555 13589 Berlin [email protected] Literatur Bibliografie Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomia- DOI https://doi.org/10.1055/a-0601-5122 len Infektionen. Deutsche nationale Punkt-Prävalenzerhebung Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 132–137 zu nosokomialen Infektionen und Antibiotika-Anwendung © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York 2016. Im Internet: http://www.nrz-hygiene.de/nrz/praeva- ISSN 1862-5797 lenzerhebung; Stand: 10.04.2018 Prävention postoperativer Wundinfektionen. Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionspräventi- on (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI). Bundesgesund- heitsbl 2018; 61: 448–473 Sack A. Aseptischer Wundverbandwechsel – … Krankenhaushygiene up2date 2018; 13: 132–137 137