Einführung in die Entwicklungspsychologie Vorlesung 5

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This document is a handout for a lecture on developmental psychology, specifically focusing on the cognitive development during childhood and adolescence. It covers various theories related to cognitive development, including Piaget's theory, information processing theories, the theory of domain-specific core knowledge, and sociocultural theories.

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Einführung in die Entwicklungspsychologie 5. Kindheit und Jugend: Kognition Prof. Dr. Simon Forstmeier WS 2024/25 uni-siegen.de www.uni-siegen.de Fragen stellen über Particify https://crs.zimt.uni-siegen.de/p/61399211 Vorlesung...

Einführung in die Entwicklungspsychologie 5. Kindheit und Jugend: Kognition Prof. Dr. Simon Forstmeier WS 2024/25 uni-siegen.de www.uni-siegen.de Fragen stellen über Particify https://crs.zimt.uni-siegen.de/p/61399211 Vorlesung 5 2 Theorien der kognitiven Entwicklung Unterschiedliche Schwerpunktsetzungen bei den einzelnen Theorien Kognitive Theorie Piagets Intrinsische Motivation des Kindes, neues Wissen zu erlangen Geringe Bedeutung der Stimulation durch die soziale Umgebung Informationsverarbeitungstheorien Kontinuierliche Entwicklung Mechanismen der Veränderung Theorie des domänenspezifischen Kernwissens Annahme eines intuitiven Kernwissens Betonung der Möglichkeit unterschiedlicher Entwicklungsverläufe in unterschiedlichen Wissensdomänen Soziokulturelle Theorien Starke Betonung des sozio-kulturellen Kontexts Mechanismen der Veränderung 3 Kognitive Theorie Piagets "Dieses Foto" von Unbekannter Autor ist lizenziert gemäß CC BY-SA Theorien der kognitiven Entwicklung Aus Lohaus & Vierhaus 5 Piagets Theorie der Kognitiven Entwicklung http://www.uni-mainz.de/FB/Philosophie_Paedagogik/agas/content/Projektseiten/PIAGET/PIAGET/HOMEPAGE/home.html Zentrale Begriffe: Schema Assimilation und Akkommodation Entwicklungsstufen (1896 – 1980) 6 http://www.uni-mainz.de/FB/Philosophie_Paedagogik/agas/content/Projektseiten/PIAGET/PIAGET/HOMEPAGE/home.html Piagets Theorie der Kognitiven Entwicklung Schema Def.: kognitive Denkeinheit zur Verarbeitung von Information dienen der Einordnung eingehender Information sowie der Verbindung von eingehender und ausgehender Information hierarchisch organisiert aus Erfahrung aufgebaut 7 http://www.uni-mainz.de/FB/Philosophie_Paedagogik/agas/content/Projektseiten/PIAGET/PIAGET/HOMEPAGE/home.html Piagets Theorie der Kognitiven Entwicklung Entwicklung der Schemata durch Assimilation und Akkommodation Assimilation: kognitive Integration von Sinneswahrnehmungen in vorhandenes Schema; Akkomodation: Schema selbst wird verändert / angepasst; Ausdifferenzierung der integrierten Sinneswahrnehmungen 8 Piagets Theorie der Kognitiven Entwicklung Entwicklung der Schemata durch http://www.uni-mainz.de/FB/Philosophie_Paedagogik/agas/content/Projektseiten/PIAGET/PIAGET/HOMEPAGE/home.html Assimilation und Akkommodation (1896 – 1980) Assimilation: kognitive Integration von Sinneswahrnehmungen in vorhandenes Schema; Anpassung des eigenen Verhaltens an die Außenwelt; Akkomodation: Schema selbst wird verändert / angepasst; Anpassung der Außenwelt an das eigene Verhalten; Ausdifferenzierung der integrierten Sinneswahrnehmungen 9 Piagets Theorie der Kognitiven Entwicklung Hund A ist groß, bellt, ist lieb, heißt „Wauwau“  Streicheln! Hund B sieht zwar anders aus, unterscheidet sich aber sonst nicht  Streicheln!  Wird in Schema integriert: Assimilation Hund C sieht anders aus, ist klein und bissig  NICHT STREICHELN!  Kognitives Schema wird angepasst: Akkomodation 10 http://www.uni-mainz.de/FB/Philosophie_Paedagogik/agas/content/Projektseiten/PIAGET/PIAGET/HOMEPAGE/home.html Piagets Theorie der Kognitiven Entwicklung Assimilations-Akkommodations-Prozess 1. Disäquilibration, wenn eine Assimilation misslingt 2. Äquilibration durch Aufhebung der vorhandenen Diskrepanzen Konsequenz: Zunehmende Adaptation an die Umgebung Annahme einer Stufenabfolge durch Annahme einer Veränderung zentraler Denkstrukturen in bestimmten Entwicklungsabschnitten  4 Phasen der kognitiven Entwicklung 11 Zentrale Entwicklungsstufen nach Piaget Entwicklungs - Alter Stufenbezeichnung stufe 1. Stufe 0 bis 24 Monate Sensumotorische Phase 2. Stufe 2 bis 6 Jahre PräoperationalePhase 3. Stufe 7 bis 11 Jahre Konkret-operationale Phase 4. Stufe ab 12 Jahren Formal-operationale Phase 12 Beispiel für Prüfungsfrage Welche Abfolge der zentralen Entwicklungsstufen nimmt Piaget an? 1. Präoperationale, formal-operationale, sensumotorische, konkret- operationale Phase 2. Präoperationale, formal-operationale, konkret-operationale, sensumotorische Phase 3. Sensumotorische, präoperationale, formal-operational, konkret- operationale Phase 4. Sensumotorische, präoperationale, konkret-operationale, formal- operationale Phase 13 Sensumotorische Entwicklungsphase (0-2 Jahre): Zentraler Entwicklungsschritt Entwicklung der Objektpermanenz Definition Objektpermanenz: Das Wissen darüber, dass Objekte auch dann weiter existieren, wenn sie sich außerhalb des Wahrnehmungsfelds befinden. Fehlende Objektpermanenz: Kein Suchen, wenn ein Objekt versteckt wurde Interpretation: Kind hat noch keine Schemata entwickelt, um ein Objekt über längere Zeiträume hinweg kognitiv zu repräsentieren taller.at/KOGNITIVEENTWICKLUNG/Sensomotorik.shtml https://arbeitsblaetter.stangl- 14 Sensumotorische Entwicklungsphase (0-2 Jahre) Ab 4 bis 8 Monaten erste Ansätze von Suchbewegungen wenn Gegenstand nacheinander an mehreren Orten versteckt wird, kein systematisches Suchen In der Regel sucht das Kind dort, wo das Objekt zuerst versteckt wurde (A-Non-B-Suchfehler) Erst ab ca. 12 Monaten systematischeres Suchen 15 Sensumotorische Entwicklungsphase (0-2 Jahre) A-non-B-Suchfehler Das Kind findet das Objekt zunächst am Ort A Danach wird das Objekt vor den Augen des Kindes am Ort B versteckt Das Kind sucht das Objekt dennoch wieder am Ort A 16 Zentrale Veränderung in der sensumotor. Entwicklungsphase (0-2 Jahre): Verinnerlichung äußerer Handlungen Zunehmende sprachliche Überlagerung ermöglicht von Handlung unabhängiges Denken Denken effektiver und flexibler Fähigkeit zu dauerhaften mentalen Repräsentationen zeitlich verzögerte Nachahmung qualitativer Sprung im Denken: Einläuten neuer Entwicklungsphase 17 Präoperationale Entwicklungsstufe (2-7 Jahre) Egozentrismus: Tendenz, die Welt ausschließlich aus der eigenen Perspektive wahrzunehmen  mangelnde Perspektivenübernahmefähigkeit Statisches, wenig prozesshaftes Denken Zentrierung auf einzelne Dimensionen Grundproblem der präoperationalen Entwicklungsstufe: Tendenz zur Zentrierung auf einzelne Aspekte 18 Klassisches Experiment zur Perspektivenübernahme: Der Drei-Berge-Versuch (Piaget & Inhelder, 1956) Abhängig von Schwierigkeit der Aufgabe: Bei leichteren Aufgaben auch bereits 3-4 jährige Kinder zur Perspektivenübernahme fähig 19 Beispiel für Prüfungsfrage Der Drei-Berge-Versuch von Piaget testet … 1. … ob die Perspektivenübernahmefähigkeit bereits ausgeprägt ist. 2. … ob die Fähigkeit der zeitlich verzögerten Nachahmung schon ausgeprägt ist. 3. … ob die Objektpermanenz schon ausgeprägt ist. 4. … ob das Regelverständnis schon ausgeprägt ist. 20 Konkret-operationale Entwicklungsstufe (7-11 Jahre) Fähigkeit zu mehrdimensionalen Denken  viele Begrenzungen der präoperationalen Entwicklungsstufe werden aufgehoben: Perspektivenübernahmefähigkeit Fähigkeit zu prozesshaftem Denken Fähigkeit zu logischen und arithmetischen Operationen Kompetenz zur Planung von Handlungsabläufen Fähigkeit zu Operationen in Raum und Zeit Insgesamt komplexeres Denken, aber noch an konkrete Abläufe gebunden ist, wenig Abstraktionsfähigkeit 21 Formal-operationale Entwicklungsstufe (ab 12 Jahre) Kennzeichen: Zunehmend abstrakteres Denken Fähigkeit zu systematischem Denken nach formal-logischen Regeln (siehe Pendelversuch) Fähigkeit zum hypothetischen Durchdenken von Aus Oerter & Montada Handlungsalternativen Pendelversuch: Es wird gezeigt, dass ein kurzes, schweres Pendel rasch schwingt und ein langes, leichtes Pendel langsam schwingt. „Von welchen Faktoren hängt die Frequenz eines Pendels ab, von seinem Gewicht oder von seiner Länge?“ 22 Kritik an der Theorie von Piaget Entwicklungsbeschreibungen statt -erklärungen Rückschluss von der Performanz auf die Repräsentanz Frage, wann Fähigkeiten erworben werden, d.h. ob Phasen und Altersangaben stimmen Unterschätzung der kindlichen Fähigkeiten aufgrund seiner Untersuchungsmethoden (Beobachtung und Selbstbericht / Beschreibung der Kinder)  heute: physiologische Messungen (z.B. Puls, Blickdauer) Frage, ob neue Fähigkeiten erlernt werden müssen oder das bestehende Wissen besser organisiert werden muss 23 Kritik an der Theorie von Piaget http://www.uni-mainz.de/FB/Philosophie_Paedagogik/agas/content/Projektseiten/PIAGET/PIAGET/HOMEPAGE/home.html Vernachlässigung der Sozialisation (z.B. Unterricht) & ggf. Kulturabhängigkeit Vernachlässigung der Entwicklung nach der Adoleszenz  Weiterentwicklungen von Case (1985) und Miller (1993) ABER: trotz aller Kritikpunkte gehört die Theorie von Piaget zu den einflussreichsten Theorien in der (1896 – 1980) Entwicklungspsychologie und ist in der Praxis immer noch sehr verbreitet 24 Informations- verarbeitungs- theorien Theorien der kognitiven Entwicklung Aus Lohaus & Vierhaus 26 Informationsverarbeitungstheorien Zentraler Gegenstand: Informationsverarbeitung durch das kognitive System des Menschen Bezogen auf die Entwicklungspsychologie: Veränderungen der Informationsverarbeitungsfähigkeiten im Laufe der Entwicklung  Fokus auf Mechanismen und Prozessen 27 Informationsverarbeitungstheorien Grundannahmen: https://study.com/learn/lesson/information-processing-theory-stages.html Begrenzte Kapazität zur Informationsverarbeitung Entwicklung durch Veränderung der kognitiven Strukturen und der kognitiven Prozesse und Strategien möglich Veränderung kontinuierlich, aber auch diskontinuierlich möglich (Neopiagetianer, z.B. Case, 1992) 28 Informationsverarbeitungstheorien Hauptfragen: https://study.com/learn/lesson/inform ation-processing-theory-stages.html Wie fließt die Information durch das System, vom Input zum Output? Wie wird die eingehende Information enkodiert, sodass sie vom System verarbeitet werden kann? Wie wird sie dann rekodiert, d.h. transformiert und dabei ggf. mit schon gespeicherter Information zusammengebracht, so dass es zu einem Verhalten kommt? (aus Wilkening, Freund & Martin, 2009, S. 48, 49) Gängigste Informationsverarbeitungstheorie: Mehrspeichermodelle 29 Mehrspeichermodell der Informationsverarbeitung Verhaltensantwort Sensorische Kurzzeitspeicher bzw. Langzeitspeicher Register Arbeitsspeicher Input aus der Speicherung von Umgebung Wahrnehmungs- und Einsatz von Handlungsstrategien Aufmerksamkeits- Gedächtnis- und und Wissen auf der prozesse Problemlösestrategien Basis von Erfahrungen Kontrollprozesse (zentrale Exekutive) Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitssteuerung Auswahl von Gedächtnis- und Problemlösestrategien Überwachung des Verhaltenserfolgs und der Qualität der Problemlösungen 30 Mehrspeichermodell der Informationsverarbeitung Ruf mich an: 9436384672789 Verhaltensantwort Sensorische Kurzzeitspeicher bzw. Langzeitspeicher Register Arbeitsspeicher Input aus der Speicherung von Umgebung Wahrnehmungs- und Rehearsal Einsatz von Handlungsstrategien Aufmerksamkeits- 9436384672789 Gedächtnis- und und Wissen auf der 9436384672789 prozesse oder Chunking: Problemlösestrategien Basis von Erfahrungen 943 638 467 27 89 Kontrollprozesse (zentrale Exekutive) Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitssteuerung Auswahl von Gedächtnis- und Problemlösestrategien Überwachung des Verhaltenserfolgs und der Qualität der Problemlösungen 31 Komponenten des Mehrspeichermodells Sensorische Register / Ultrakurzzeitgedächtnis: Kurze Speicherung sensorischer Information schneller Zerfall, wenn keine Aufmerksamkeit darauf gerichtet wird Kurzzeitspeicher bzw. Arbeitsspeicher (Baddeley, 2000): Verknüpfung der Information mit Langzeitspeicher  identifiziert Information und verleiht Bedeutung Auch Information von Arbeitsspeicher an Langzeitspeicher Rehearsal 9436384672789 oder Chunking: 943 638 467 27 89 Vorbereitung und Ausführung von Verhaltensantworten Verweildauer in Arbeitsspeicher recht kurz (Sekunden bis Minuten) Speicherplatz auf ca. 7 ± 2 Informationseinheiten begrenzt 32 Komponenten des Mehrspeichermodells Komponenten des Langzeitspeichers: Semantisches Gedächtnis 9436384672789 Fasst das „Weltwissen“ einer Person zusammen Ist in semantischen Netzwerken organisiert Skripte Episodisches Gedächtnis Speicherung autobiografischer Erlebnisse In zeitlichen Sequenzen organisiert Prozedurales Gedächtnis Gedächtnis für automatisierte Fertigkeiten 33 Beispiel für ein semantisches Netzwerk Oma und Opa kommen alle sind Weihnachten zuhause Viele Plätzchen essen Lange schlafen gemütlich Geschenke Heiligabend Eltern haben Zeit zum 1. tagsüber Warten aufs Christkind Spielen 2. In die Kirche gehen 3. Wieder nach Hause gehen Krippenspiel 4. Warten bis Glöckchen klingelt 5. Bescherung 6. Weihnachtslieder singen 7. Abendessen 34 8. Mit den Geschenken spielen Zentrale Entwicklungsveränderungen bei der Informationsverarbeitung Worin zeigen sich in der Informationsverarbeitung Veränderungen im Laufe der Entwicklung? 1. Einsatz effizienterer Gedächtnisstrategien Z.B. Rehearsal, Organisieren, Elaborieren Vermehrter Einsatz ab Schulalter Bei jüngeren Kindern Produktions- und Nutzungsdefizite (Bjorklund, Miller, Coyle & Slawinsky, 1997) 2. Effizientere Nutzung der Kapazität des Arbeitsspeichers Durch verbesserte Fähigkeit zur Chunk-Bildung Durch Ausdehnung semantischer Netze Durch höhere Effizienz der Kontrollprozesse durch mehr Erfahrung 35 Zentrale Entwicklungsveränderungen bei der Informationsverarbeitung 3. Zunahme automatisierter Informationsverarbeitung keine kognitive Kapazität 4. Zunahme der Verarbeitungsgeschwindigkeit Reifung, Myelinisierung der Nervenbahnen, Vernetzung der Nervenzellen 5. Zunahme des Inhaltswissens Z.B. Ausdifferenzierung semantischer Netzwerke 36 Bewertung der Informationsverarbeitungstheorien Vorteile: Streng wissenschaftlich testbare Annahmen über Mechanismen Dadurch neue Erkenntnisse Nachteile: Keine in sich geschlossene Entwicklungstheorie 37 Theorie des domänenspezifischen Kernwissens Theorien der kognitiven Entwicklung Unterschiedliche Schwerpunktsetzungen bei den einzelnen Theorien Kognitive Theorie Piagets Intrinsische Motivation des Kindes, neues Wissen zu erlangen Geringe Bedeutung der Stimulation durch die soziale Umgebung Informationsverarbeitungstheorien Kontinuierliche Entwicklung Mechanismen der Veränderung Theorie des domänenspezifischen Kernwissens Annahme eines intuitiven Kernwissens Betonung der Möglichkeit unterschiedlicher Entwicklungsverläufe in unterschiedlichen Wissensdomänen Soziokulturelle Theorien Starke Betonung des sozio-kulturellen Kontexts Mechanismen der Veränderung 39 Theorien des Kernwissens / Theorien des intuitiven Wissens / Theorien domänenspezifischer Entwicklung Annahme, dass Entwicklung in verschiedenen Inhaltsbereichen unterschiedlich erfolgen kann (siehe Schachstudie)  Gegensatz zu Piaget Unterscheidung von privilegierten und nicht privilegierten Wissensdomänen Getty Images Wichtigste Bereiche: Intuitive Physik Intuitive Biologie Intuitive Psychologie 40 Theorien des Kernwissens: Intuitive Physik Intuitive Physik Unklar, ob es sich um bereits gelerntes oder angeborenes Wissen handelt Nachweis in der Regel über Erwartungsverletzungsmethode Schon Säuglinge scheinen folgende physikalische Prinzipien zu kennen: Objekte bewegen sich als Ganzes Kontinuitätsprinzip Soliditätsprinzip Schwerkraftprinzip 41 Theorien des Kernwissens: Intuitive Physik Beispiel: Verständnis des Schwerkraftprinzips (z.B. Baillargeon, 1995, 1998) 3 Monate: Objekt sollte herunterfallen, da es nicht aufliegt 6 Monate: Objekt sollte herunterfallen, weil die überhängende Fläche größer ist als die aufliegende 12 Monate: Proportion und Form des aufliegenden Objektes werden beachtet 42 Theorien des Kernwissens: Intuitive Physik Beispiel: Verständnis des Soliditätsprinzips (z.B. Aguiar & Baillargeon, 1999; Spelke et al., 1992) Mögliches Ereignis Unmögliches Ereignis  Schon ein wenige Monate alter Säugling betrachtet das unmögliche Ereignis länger 43 Frage Welches biologische Wissen hat ein Kind im Alter von 7 Monaten bereits? Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen belebt und unbelebt Annahme, dass nur Lebewesen sich eigenständig bewegen können Verständnis, dass Lebewesen bestimmte biologische Prozesse durchlaufen https://crs.zimt.uni-siegen.de/p/61399211 Vorlesung 5 44 Theorien des Kernwissens: Intuitive Biologie Frühkindliches biologisches Wissen: Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen belebt und unbelebt Annahme, dass nur Lebewesen sich eigenständig bewegen können (mit 7 Monaten) Im Kindergartenalter Verständnis, dass Lebewesen bestimmte biologische Prozesse durchlaufen  Kinder scheinen in Bezug auf diese Phänomene einfacher und schneller Wissen zu erwerben als in anderen Bereichen 45 Theorien des Kernwissens: Intuitive Psychologie Mit 18 Monaten rudimentäre Sensitivität über mentale Zustände anderer Personen (Wilkening et al., 2009) Experiment von Meltzoff (1995): Gruppe 1: 18-Monate alte Kinder beobachteten Erwachsenen, der sich ungeschickt bei Aufgaben anstellte und diese nicht vollendete. Gruppe 2: Vergleich mit Kindern, die beobachteten, wie der Erwachsene die Aufgaben vollendete. Gruppen 3 und 4: Vergleich mit zwei Kontrollgruppen (keine Demonstration der Aufgaben). 46 Theorien des Kernwissens: Intuitive Psychologie Ergebnisse: Kinder in Gruppe 1 (unvollendete Demonstration) und Gruppe 2 (erfolgreiche Demonstration) unterschieden sich nicht in der Anzahl vollendeter Aufgaben.  Kinder in Gruppe 1 hatten offenbar eine korrekte Vorstellung über die Intention des Erwachsenen gebildet.  Theory of mind: Vorstellung über die mentale Welt und wie sie funktioniert. Bei 3jährigen noch unterentwickelt Weitere Klassische Experimente dazu: False-belief Experimente 47 Soziokulturelle Theorien "Dieses Foto" von Unbekannter Autor ist lizenziert gemäß CC BY-SA Theorien der kognitiven Entwicklung Unterschiedliche Schwerpunktsetzungen bei den einzelnen Theorien Kognitive Theorie Piagets Intrinsische Motivation des Kindes, neues Wissen zu erlangen Geringe Bedeutung der Stimulation durch die soziale Umgebung Informationsverarbeitungstheorien Kontinuierliche Entwicklung Mechanismen der Veränderung Theorie des domänenspezifischen Kernwissens Annahme eines intuitiven Kernwissens Betonung der Möglichkeit unterschiedlicher Entwicklungsverläufe in unterschiedlichen Wissensdomänen Soziokulturelle Theorien Starke Betonung des sozio-kulturellen Kontexts Mechanismen der Veränderung 49 Systemorientierte Theorien / Soziokulturelle Th. der kog. Entwicklung betonen den Anteil anderer Menschen und der umgebenden Kultur zur Kindesentwicklung Soziale Interaktionsprozesse wichtiger Antrieb für Entwicklung Wichtigste Theorien: Theorie von Wygotski (1934) Ökologische Systemtheorie von Bronfenbrenner (1979) 50 Systemorientierte Theorien / Soziokulturelle Th. der kog. Entwicklung Gegenstand systemorientierter Theorien: Individuelle Entwicklung im Kontext von Systemen Systemebenen nach Bronfenbrenner (1979): Mikrosystem Mesosystem Exosystem Makrosystem Chronosystem 51 Copyright © Pearson 2004

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